Cerneau-Ritus

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Cerneau-Ritus

von dem 1763 in Villeblerin (Frankreich) geborenen, Ende des 18. Jahrhunderts nach Westindien ausgewanderten Uhrmacher und Goldarbeiter Josef Cerneau gegründetes irreguläres Konkurrenzsystem des A. u. A. Schottischen Ritus.

1806 kam Cerneau von Kuba, wohin er mittlerweile übergesiedelt war nach New York und gründete im Oktober 1807 auf Grund einer "Vollmacht" eines sich Großmeister nennenden Stuhlmeisters in Baracoa (Kuba) namens Antoine Mathieu Dupotet eine Großkörperschaft, die er "The Most Potent Sovereign Grand Consistory of Suprême Chiefs of Exalted Masonry according to the Ancient Constitutions, Scottish Rite of Heredom for the U. S. A. its Territories and Dependeneies" nannte. Cerneau war von 1806-1827 - in welchem Jahre er die Vereinigten Staaten wieder verließ - bei keiner symbolischen Loge affiliiert, somit war er in dieser Zeit kein aktiver Maurer. Er starb 1829 in Frankreich.

Seine Körperschaft, die fortgesetzt ihren Namen änderte, hatte wechselvolle Schicksale. 1812 organisierte Cerneau in New York einen Obersten Rat, an dessen Spitze er selbst als Großkommandeur trat. Diese Gründung hatte langjährige Kontroversen mit den regulären Körperschaften des Schottischen Ritus in Charleston und New York zur Folge. Letztere stellten sich auf den Standpunkt, daß, ganz abgesehen von der fragwürdigen Vollmacht, Cerneau niemals das Recht besitzen könnte, einen Obersten Rat mit 33 Graden zu gründen, nachdem er selbst nur bis zum 25. Grad gelangt war. Demgegenüber erklärte Cerneau, ein Patent von einem gewissen Martin, "einem Nachfolger von Morin", erhalten zu haben. 1827 wurde der Oberste Rat eingeschläfert, 1832 von A. Laurent, einem Franzosen, zu neuem Leben erweckt. 1846 hörte der Suprême Council abermals zu existieren auf, 1850 stampfte ihn H. C. Atwood mit vollständig neuen Leuten wieder aus dem Boden. In den Jahren 1863-1867 erfolgte unter Eduard B. Hays, dann unter John L. Lewis eine Vereinigung mit den beiden Teilen der damals gerade gespaltenen Nördlichen Jurisdiktion des A. u. A. Schottischen Ritus, so daß auf diesem Gebiet nur noch eine Körperschaft existierte.

Harry J. Seymour, ein wegen Handels mit Graden ausgestoßenes Mitglied des Cerneauschen Suprême Council, erklärte, das Urteil nicht anzunehmen, machte sich selbst zum "Großkommandeur", verkaufte das so ursurpierte Amt und den ungültigen Cerneau-Rechtstitel an William H. Pockham. 1881 entstand neben diesem Suprême Council ein zweiter irregulärer Oberster Rat gegründet von Hopkins Thompson. Die beiden Obersten Räte machten sich gegenseitig das Recht streitig, die "echte" Cerneau-Großbehörde zu sein.

Unmittelbar nach dem [Ersten] Weltkrieg hörte man auch in Europa eine Zeitlang vom Cerneau-Ritus, da von geschäftstüchtiger amerikanischer Seite der Versuch unternommen wurde, auch auf dem Kontinent Fuss zu fassen. Einige Körperschaften, die damals ins Leben traten (z. B. in der Schweiz, in Dänemark und Rumänien), hörten nach kurzer Zeit auf, als Cerneau-Institutionen zu existieren.

Die Großloge von New York untersagte 1927 die Teilnahme ihrer Mitglieder an Cerneau-Organisationen.

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