Kalandsbruderschaften
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Kalandsbruderschaften
Quelle: Internationales Freimaurer-Lexikon von Eugen Lennhoff und Oskar Posner (1932)
besonders in den sächsischen Landen, aber auch sonst in Deutschland verbreitete, den Elendengilden und Beerdigungsbruderschaften nachgeahmte oder sie ersetzende Vereinigungen, deren Herkunft ungewiss ist. Ein aus dem 13. Jahrhundert stammendes Gedicht bezeichnet den Papst Pelagius als Stifter.
Zweck
Der Zweck der Kalanden, an deren Spitze zumeist ein Geistlicher war, erschöpfte sich in Messelesen, Beten und Armenunterstützung. Um 1373 besteht beispielsweise in Brandenburg eine Gesellschaft "Fratres calendarum exilii", die es sich zur Aufgabe machte, "die Fremden zu hegen und zu pflegen und die Leiber der Gestorbenen in christlicher Liebe zu bestatten".
Objekte der Fürsorge waren besonders Landflüchtige oder aus einer Stadtgemeinde Ausgestoßene, ferner Arme, die mittellos starben und eines christlichen Begräbnisses verlustig gehen konnten, außerdem Hungrige und Darbende.
Spuren in Berlin
In Berlin erinnert noch heute eine Kalandsgasse an den Kalandshof, der in der Klosterstraße lag. Der Name der Kalanden stammt vom lateinischen calendae, weil sie sich zumeist zu Monatsbeginn versammelten. Alljährlich wurde eine Gedächtnismesse auch für alle Kalandebrüder und -schwestern gehalten. In diese Messestiftung kauften sich die Mitglieder durch ihren Beitritt ein. Auch wurden gemeinsame Mahle veranstaltet, die aber derart ausarteten, daß das Wort Kaland einen sehr üblen Beigeschmack erhielt (Kalandern, bunte Kalander machen: für Saufen, ein Großer Kaland: für ein Saufgelage u. a. m.). Durch reiche Stiftungen wurden die Kalander eine gewisse soziale Macht, verfielen aber im Dreißigjährigen Kriege und lösten sich im 17. Jahrhundert auf.
Ähnlichkeiten zu Steinmetzbruderschaften
In ihren Einrichtungen haben sie viel Ähnlichkeiten mit den Steinmetzenbruderschaften z. B. Englands. Bußen, Stiftungen wurden in Pfunden Wachs gezahlt, die Gastmahle, die Jahresmessen u. a. m. sind vollkommen gleichartig. Man darf sie auch mit den Steinmetzenbruderschaften in eine gewisse Parallele setzen, weil hier wie dort Personen durch die Sorge für ihr eigenes Seelenheil in Verbindung mit allgemeiner Charitas zum Beitritte veranlaßt wurden.
geistige Geschwister
Die Beerdigungsbruderschaften der Juden. die bis ins 13. Jahrhundert nachweisbar sind; in Prag durch den hohen Rabbi Löw eingeführt, ebenso die Misericordiabruderschaften Italiens, die heute noch in Florenz, Pisa und Siena in der alten Kapuzentracht tätig sind, sind geistige Geschwister der K
Ergänzungen
Kalandsbruderschaften wurden auch societas vulgo confraternitas calendariorum genannt.
Literatur
- Karl Hengst, Michael Schmitt; "Lob der brüderlichen Eintracht": Die Kalandsbruderschaften in Westfalen; Festschrift aus Anlass des 650jährigen Bestehens der Kalandsbruderschaft in Neuenheerse - 2000
- Franz Flaskamp: Kalandsbruderschaften (LexTheolK 5 1960 Sp. 1255)