Katholizismus

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Katholizismus, Katholische Kirche

Quelle: Internationales Freimaurer-Lexikon von Eugen Lennhoff und Oskar Posner (1932)


Der Kampf der katholischen Kirche gegen die Freimaurerei setzte mit einer Konferenz ein, die zwei Jahre nach Gründung der ersten Loge in Rom auf Veranlassung der Sacra Congregatio Inquisitionis von den Leitern der drei päpstlichen Kanzleien, Ottoboni, Spinola und Zondadori am 25. Juni 1737 abgehalten wurde. Die Berliner "Vossische Zeitung" (1737, Nr. 85) berichtete bereits unterm 30 Juni aus der Lombardei, "das heilige Amt der dasigen Inquisition, bei welchem die errichtete Gesellschaft der Freimaurer denunciiret worden", habe "geurteilet, daß darunter ein heimlicher Molinismus oder Quietismus verborgen seyn müsse".

Man habe "auch bereits die gerichtliche Verfolgung wider diese Brüderschaft angefangen und verschiedene Personen in Verhafft genommen, ob man der gleich große Ursache zu zweifeln hat, daß ihre Grund-Sätze mit einigen Erleuchtungen und hohen Betrachtungen, welche bei dem Molinismo und Quietismo zu finden, solten in Vergleich zu stellen seyn".

Am 28. April 1738 erließ Papst Clemens XII. die erste Bulle gegen die Freimaurerei, die mit den Worten begann: "In eminentia postolatusspecula." Sie beinhaltete die "Verdammung der Gesellschaft oder der heimlichen Zusammenkünfte Freimaurer genannt, unter Strafe des mit der Tat sofort eintretenden Bannes, von dem die Lossprechung das Sterbebett ausgenommen dem höchsten Oberhaupt der Kirche vorbehalten bleibt". Vorgeworfen wurde der Freimaurerei in dieser Bulle, daß bei ihren Zusammenkünften "Menschen aller Religionen und Sekten , mit dem an gemaßten Schein einer gewissen Art von natürlicher Rechtschaffenheit zufrieden, durch ein enges und geheimnisvolles Bündnis naeh festgestellten Gesetzen und Gebrauchen sich miteinander verbünden und zu gleich im geheimen wirken, indem sie sowohl durch einen auf die Heilige Schrift abgelegten Eid als durch Androhung schwerer Strafen zu einem unverbrüchlichem Stillschweigen verpflichtet werden".

Trotz der Schwere der Kampfansage gegen die "Ketzerei" tat die Bulle nicht überall die gleiche Wirkung. Eine Reihe von Fürsten, so König August von Polen, trachteten, ihr kräftigsten Nachdruck zu verschaffen. Für das weltliche Herrscherreich des Papstes erließ Kardinal Firrao ein besonderes Edikt, in welchem Exkommunikation, Güterkonfiskation und Todesstrafe angedroht wurde. In Spanien Portugal und Florenz (s. alle diese) verzeichnete die Freimaurerei bald ihre ersten Märtyrer.

Eine in Dublin erschienene Verteidigungeschrift "Relation Historique..." wurde von der Inquisition zur Verbrennung durch Henkershand verurteilt; das Urteil wurde am 2S. Februar 1739 in Rom auf öffentlichem Platz vollzogen. In anderen Staaten dagegen, z. B. in Frankreich und den habsburgischen Erblanden, wurde die Bulle nicht kundgemacht. Trotzdem begannen auch in Wien und Paris Freimaurerverfolgungen.

Eine zweite Bulle gegen die Freimaurerei erließ Benedikt XIV. am 18. Mai 175l ("Providas"). Auch sie verurteilte die Freimaurerei lediglich aus religiösen Gründen, namentlich wegen des Toleranzgedankens der "Alten Pflichten" von 1723. Wenn der Papst sagte: "Da in derlei Gesellschaften und Konventikeln Leute jeder Religion und jeder Sekte sich zusammengesellen, kann der Reinheit der katholischen Religion ein Großer Schaden zugefügt werden...", so zielte das deutlich auf Andersons Charakteristik der Maurerei als "Mittelpunkt der Vereinigung und das Mittel, treue Freundschaft unter Personen zu stiften die sonst in beständiger Entfernung hatten bleiben müssen", aber auch auf die "Religion, in der alle Menschen übereinstimmen".

Die Folgen dieser Bulle waren in manchen Ländern noch schwerwiegender als die der ersten. In Spanien wurden Freimaurer von der Inquisition eingekerkert. Ferdinand VI. erklärte in einem Dekret alle Mitglieder des Bundes als Hochverrater und des Landes verwiesen. Der Franziskaner Fra Joseph Torrubia (s d.), Zensor und Revisor der Inquisition zu Madrid, ließ sich, nachdem er vom päpstlichen Pönitentiarius vorher vom abzulegenden Gelöbnie der Verschwiegenheit entbunden worden war, in eine Loge aufnehmen und bezeichnete dann in einer Anklakeschrift die Freimaurer ale Sodomiten und Zaüberer, Ketzer, Atheisten und Aufrührer, die "zur größeren Verherrlichung des Glaubens und Starkung der Glaubigen in einem erbaulichen Autodafé verbrannt werden sollten. In Neapel, Portugal, Dansig, Aachen, Avignon, Savoyen usw., von 1784 an auch in Bayern, war die Freimaurerei ebenfalls Verfolgungen ausgesetzt.

Auf der anderen Seite zeigten sich im 18. Jahrhundert aber auch starke Beziehungen swiszchen K. und Freimaurerei. In Frankreich, 0sterreich, den österreichischen Niederlanden, italienischen Staaten usw. war die Überwiegende Mehrheit der Freimaurer katholischen Glaubens. Als sich die Grande Loge Anglaise de France, die Großloge von Frankreich, 1755 neue Gesetze gab, trennte sich die französische Maurerei geistig von der englischen Mutter u. a dadurch, daß sie das römisch-katholische Glaubensbekenntnis von den Aufnahmesuchenden verlangte (Fischer Kretschmer, "Katechismen, IV.) . Selbst in Irland mit seinem besonders militanten Katholikentum stellte dieses 50 60% der Loger Mitgliedschaft Die Zahl der katholischen Geistlichen (s. d.) in Logen aller Lander war nämentlich in der josefinischen Ära sehr Groß; eine Zusammenstellung (Reinhold Taute "Die katholische Geistlichkeit und die Freimaurerei, 1909), die über fünfhundert Namen anführt, verzeichnet unter diesen auch eine bedeutende Zahl hervorragendster Kirchenfürsten.

Es gab Freimaurerlogen, die ausschließlich oder fast ganz aus Klerikern zusammengesetzt waren, so die in Clairvaux (s- d-), und in der freimaurerischen Literatur des 18- Jahrhunderts sind Abwehrschriften, die Geistliche zu Verfassern haben, nicht selten (s- Michaeler). In Belgien und anderwärts ließen die Logen an den Johannistagen Messen lesen, denen die Brr. korporativ beilwohnten während der zelebrierende Geistebe über dem Ornat sehr oft das freimaurerische blaue Band trug. Bei den Brudermahlen wurden die Kirchenvorschriften über Fasten und Fastenspeisen streng befolgt. Nach der Aufhebung des Jesuitenordens, 1773, kamen , auch viele Exjesuiten in die Freimaurerei. Da in dieser Zeit auch freimaurerische Hochgrade starke Verbreitung hatten, denen entschieden katholisierende Tendenzen (s. u. a. Klerikale System) innewohnten, konnte die Behauptung starke Anhängerschaft gewinnen die Jesuiten hatten die Freimaurerei, bezw. deren Hochgrade erfunden oder doch auf eine Umgestaltung der ursprünglichen englischen (als protestantisch bezeichneten) Form hingewirkt, um den Bund den Interessen der katholischen Kirche dienstbar zu machen, vor allem das Haus Stuart und damit die katholische Religion wieder nach England zu bringen (s. Jesuiten). Noch 1904 behauptete Ludwig Keller ("Die Tempelherren und die Freimaurer ) über die Strikte Observanz (s. d.), in der er eine von katholischer Seite ausgehende Reform der Freimaurerei zwecks Aufsaugung der Freimaurer durch die Tempelherren erblickte: "In demselben Ausrenblick wo sich die Kurie mit dem ganzen Gewicht ihrer Macht gegen die ,Gesellschaft der Freimaurer erklärte, erhob sich unter dem vielversprechenden Protektorät eines Fürsten, der ihr Verbundeter war (d. i. der angebliche Großmeister Karl Eduard Stuart, der Prätendent [s. d.]) der neue Ritterorden, der alle Brauche der Maurer und noch viel mehr in sich enthielt. Die Möglichkeit trat in den Gesichtskreis, die bisherigen Protektoren der Freimaurer dazu gehörte außer dem Haus Hannover seit 1740 auch der König von Preußen aus dem Sattel zu heben und die gesamte Organisation der freien Maurer allmählich in ein nützliches Organ katholischer -Fürsten und Staaten und in eine weltlich-geistliche Kongregation zu verwandeln. Eine Auffassung, der wir nicht beizupflichten vermögen.