Traktat: 4 Jahre Freimaurer-Wiki und 8 Millionen mal Interesse
4 Jahre Freimaurer-Wiki und 8 Millionen mal Interesse
4 Jahre Freimaurer-Wiki und 8 Millionen mal Interesse
Als ich vor genau vier Jahren Mitstreiter/innen suchte, um der ansteigenden Flut von dümmlichen Diffamierungen und böswilligen Fehlinformationen im Internet etwas Glaubwürdiges entgegenzusetzen, konnten wir nicht ahnen, wie riesengroß das Interesse an unserem neuen Informations-Instrument einmal werden würde.
Heute hilft mir ein kleiner Stab von Schwestern und Brüdern bei der Pflege der redaktionellen Lexikon-Inhalte. Auch Nicht-Freimaurer/innen gesellten sich zu uns und arbeiten "Nach Kräften". Das sollte man betonen, denn alle verrichten diese oft zeitraubende Arbeit in ihrer Freizeit. Niemand erhält Honorar und nicht selten müssen halbe oder ganze Tage dafür geopfert werden. Es wird beispielsweise Wochen dauern, bis ich den aktuellen Berg an per Mail zugestellten Zip-Dateien, PDF`s und unbearbeiteten Fotos abgearbeitet habe.
Das könnte einfacher sein, gewiss. Das Freimaurer-Wiki benutzt das gleiche Instrument wie das Mutterschiff Wikipedia. Jenes wird weltweit von Millionen von Beiträgern und selbst editierenden, registrierten Mitstreitern gepflegt und kultiviert. Das ist kinderleicht und könnte tatsächlich von jedermann/frau auch in unserem Fall so praktiziert werden. Leider geschieht das bislang nur in Einzelfällen und das hat ganz sicher nachvollziehbare Gründe.
Der erste Grund: In vielen Fällen erbitten wir selbst die Erlaubnis, Beiträge und Dokumente übernehmen zu dürfen - und das in vielen Sprachen. Wer bittet, darf nicht fordern.
Der zweite Grund: Viele Autoren oder Urheber sind ohnehin bereits überfordert oder zumindest so strapaziert, dass sie ihr eigenes Pensum kaum in ihrer Freizeit bewältigen können. Oft ist deshalb eine aktive Mitarbeit in unserem Freimaurer-Wiki kaum vorstellbar. "Aber ich sende Dir gern meine Manuskripte" ist ein häufiger, und im Prinzip auch gern gelesener Satz. Geht man von einer unkomplizierten Word-Datei aus, dann ist das in der Tat für uns auch die Arbeit von wenigen Minuten - und die machen wir wirklich gern.
Der dritte Grund: Die Wiki-Syntax, so nennt sich das Editions-Konzept, entspricht wegen zahlreicher Verbesserungen nicht im Detail herkömmlichen Schreibprogrammen, wie etwa Word. Interne Verlinkung, die ja erst die Verdichtung von Wissensinhalten auf so großartige ermöglicht, galerienhafte optische Formatierungen etc. und allerlei weitere Feinheiten müssen erst erlernt werden. Dafür stellen wir Hilfs-Anleitungen und persönlichen Rat zur Verfügung. Man erlernt das in wenigen Minuten - aber für Viele bleibt das als zusätzliche Arbeit halt abschreckend.
Dennoch, die Gesamtbilanz zeigt für alle Mitarbeiter/innen eine großartige Bestätigung. Schaut man in die Statistik, die man leicht in der linken Navigation unserer Startseite öffentlich einsehen kann, wird das steigende Interesse bildhaft. Positives Feedback von Logen, in deren Öffentlichkeitsabenden immer wieder vorbereitete Fragen von Suchenden erwähnt werden, die ihre Informationen aus dem Freimaurer-Wiki bezogen, bestätigen uns, dass wir auch Verantwortung zu tragen haben. In vielen, uns bekannten Fällen, fanden "Suchende" so den Weg zu einer Loge in ihrer Nähe.
Dabei ist es gar nicht unsere primäre, selbstgestellte Aufgabe, für Freimaurerei zu werben. Der wichtigste Impuls war ursprünglich der Versuch, Sachlichkeit und überprüfbare Fakten an einem einzigen Sammelplatz zu vernetzen. Eine Arbeit also, die selbst hochentwickelte Suchmaschinen in dieser komprimierten Form niemals leisten können. Das faustische Zitat: "Hier muss sich manches Rätsel lösen" (Faust) ..."Und manches neue Rätsel knüpft sich auch" (Mephistopheles) bekommt auf dieser inzwischen riesigen Informationsplattform eine tragende Bedeutung.
Die Freimaurerei ist in unserer Welt in viele Lager aufgeteilt. Harmonisch konkurrierende Lehrarten, facettenreiche Spielarten, die man je nach Wissensbedarf oder Neigung zum Teil des eigenen Lebenskonzeptes machen kann. Ein Angebot zur Selbsterziehung, wenn man so will. Aber es gibt auch spaltende Aspekte, beispielsweise die Aufteilung in "reguläre" und "irreguläre" Logen und Lehrarten. Über diese Gräben haben wir uns seit Beginn hinweggesetzt, weil wir unser Lexikon eher einem virtuellen Museumsbesuch oder einer gigantischen Bibliothek gleichsetzen, als einem Logenbesuch. Ein virtuelles Lexikon kann und muss den Facettenreichtum eines grandiosen Konzeptes widerspiegeln.
An dieser Stelle wird es kompliziert und auf besondere Weise verantwortungsvoll, denn diese Sichtweise schloss eine wirtschaftliche Unterstützung seitens der Großlogen oder Ihrer Dachverbände leider völlig aus. Das lässt die Finanzierung der Unterhaltskosten für mich an jedem Jahresende zu einer Betteltour werden. Man kann gar nicht ausdrücklich genug auf die Unterstützung der wenigen Logen und Privatpersonen (in der rechten Navigationsleiste sichtbar) hinweisen. Der einfache Schlüssel: je mehr es werden, desto niedriger wird der Unterstützungsbeitrag.
Themen, die bisher noch niemals in dieser komprimierten und erweiterungsfähigen Form aufgearbeitet wurden, haben sich auf unserer Plattform entwickelt. Die "Dunkle Zeit" sei besonders erwähnt, da sie auch die Entwicklung in Österreich und anderen Ländern einschließt. Das Kraftfeld zerstörerischer Demagogie und bis heute wirksamer Vorurteile wurde wohl noch nie zuvor so deutlich und weitreichend aufgearbeitet. Rezensionen und Literaturhinweise, Traktate und Dokumente verdichten das Thema bis hin in die Aufarbeitung der Vorgänge in den eigenen Reihen während des sogenannten "Dritten Reiches". Man muss Geschichte verstehen, damit sie sich nicht wiederholen kann.
Die erwähnten "Traktate" sind ein wichtiges Sonderthema, weil sie unser Lexikon lebendig machen. Ausarbeitungen und Vorträge, sowohl zu historischen, wie auch aktuellen Themen, wie sie allwöchentlich in tausenden von Logen gehalten werden, arbeiten wir zu öffentlich kompatiblen Versionen um. Wissenswertes und Nachdenkliches zeigt vielleicht am Besten, was man sich unter freimaurerischer Selbsterziehung vorstellen kann.
Wir gehen jetzt also in das fünfte Jahr unserer virtuellen Existenz. Grund genug für mich, mich bei allen Mitstreitern, allen voran unseren redaktionellen Mitarbeiter/innen und Zuträgern und denen, die uns durch ihre wirtschaftliche Unterstützung diese Arbeit erst ermöglichen, zu bedanken.
--Jens Rusch (Diskussion) 09:29, 13. Okt. 2013 (CEST)