Heinrich Christoph Jussow

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Heinrich Christoph Jussow


Collage Jussow.jpg

Heinrich Christoph Jussow wurde am 9. Dezember 1754 in Kassel geboren. Sein Vater war der Architekt und hessische Oberbaumeister Johann Friedrich Jussow (1701–79).

Seine Mutter war Katharina Elisabeth Jussow, geb. Stoffregen (1715-1779).

Früh zeigte Heinrich Christoph Jussow Interesse für Mathematik und Zeichnen, was eine gute Voraussetzung gewesen wäre, den Beruf seines Vaters weiterzuführen.

Die Eltern waren allerdings für ein Jurastudium, welches Jussow widerwillig 1771-1778 in Marburg und Göttingen ohne Abschluss hinter sich brachte. Sein Vater holte ihn 1778 nach Kassel zurück und Jussow erlangte endlich die Genehmigung seines Vaters, das Jurastudium nicht weiter fortzusetzen. Jussow studierte mit 24 Jahren, Zeichnen und Mathematik. 1779 starben seine Eltern. 1781 wurde Jussow Lehrer an der Kasseler Kunstakademie.

Nach einiger Zeit bekam Jussow vom Landgraf Friedrich II. von Hessen ein Reisestipendium für Italien und Frankreich. Jussow reiste 1783 zunächst nach Frankreich, wo er in Paris zwei Jahre die Akademie besuchte. Hier entstand über den Hofarchitekten Charles de Wailly eine erste künstlerische Beziehung zum Hessischen Hof. Anschließend folgte der Italienaufenthalt in Rom, Neapel und auf Sizilien. Hier widmete Jussow sich dem Antikenstudium.

Auf Wunsch des seit 1785 regierenden Landgrafen Wilhelm IX., trat Jussow anschließend eine Englandreise bis etwa 1788 an. Hier erwarb er die Kenntnisse der Cottage-Architektur. 1799 wurde Jussow Direktor der Architekturabteilung an der Kunstakademie.

Als Jérôme Bonaparte nach der Machtergreifung der Franzosen 1807 die Stadt Kassel zur Hauptstadt vom Königreich Westphalen machte, erhielt Jussow das Amt des Generalinspekteurs für Brücken und Gebäude. Nach dem Abzug der Franzosen Ende 1814, bekam Jussow seine Stellung als Oberhofbaudirektor wieder zurück.

Als Oberhofbaudirektor beendete Jussow seine Laufbahn, in der er in Kassel, unter vielen anderen, folgende Gebäude schuf:

  • Wilhelmshöher Tor
  • Die Teufelsbrücke
mit dem darüber befindlichen
Fontänenreservoir
Teufelsbrücke Wilhelmshöhe.jpg
  • den Jussowtempel
Jussowtempel Wilhelmshöhe.jpg
  • das Aquädukt
  • den Mittelbau des Schloss Wilhelmshöhe und den Lac (Schlossteich)
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  • die Löwenburg
Löwenburg Wilhelmshöhe.jpg
  • das Felseneck
Felseneck Wilhelmshöhe.jpg
  • Halle des Sokrates
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  • den Asch-See
  • den Jussow-Wasserfall
Jussowwasserfall Wilhelmshöhe.jpg
  • das Kaskadenaufseherhaus.
Kaskadenaufseherhaus.jpg




1809 wurde Jussow in die Altschottische und Johannis-Loge „Königl. Hieronymus Napoleon zur Treue“ im Orient von Cassel als Freimaurer aufgenommen.

und viele mehr.

Die Umgestaltung des Bergparks Wilhelmshöhe mit seinen Gebäuden ist wohl Jussows Hauptwerk. Jussow arbeitete oft an mehreren Projekten gleichzeitig, was auch die Erweiterung der Wasserspiele miteinschloss. In nur 11 Jahren, von 1785 bis 1796, entstanden die zentralen Wasserarchitekturen der romantischen Wasserkünste, die dem Besucher ein imposantes und szenenreiches Bild liefern. An seiner Seite arbeiteten auch der Brunnen- und Wasserkunstinspektor Carl Steinhöfer und der Gartendirektor Daniel August Schwarzkopf. Gemeinsam gestalteten sie am steilen Hang mit beeindruckender Architektur und Technik einen romantischen Bergpark wie wir ihn heute kennen.

1809 wurde Jussow in die Altschottische und Johannis-Loge „Königl. Hieronymus Napoleon zur Treue“ im Orient von Cassel als Freimaurer aufgenommen.

Bijoux Napoleon Gesamt.png

Im Jahr 1812 findet sich auf Seite 12 des Mitgliederverzeichnisses der Eintrag Jussows unter der Nummer 63. In diesem Eintrag wurde auch vermerkt, dass er zu dieser Zeit bereits den 3.Grad der Erkenntnisstufe erreicht hat. Das Mitgliederverzeichnis liegt im Archiv der Kasseler Freimaurerloge Goethe zur Bruderliebe.

Mitgliederverzeichnis Napoleon zur Treue.png

Nach Jérôme Bonapartes Zeit entstand die Loge „Wilhelm zur Standhaftigkeit“, in der Jussow Mitglied wurde.

Bijoux Wilhelm Gesamt.png

Ab 1815 finden sich Einträge, die ihn als Repräsentant der Loge „Eintracht Akazia“ im Orient Eschwege führen. 1817 bis 1821 war Jussow Mitglied der großen Provinzial-Loge als Repräsentant der Loge Eintracht zur Akazia in Allendorf. Ab 1822 ist Jussow Repräsentant der Loge Eintracht zur Akazia zu Ellershausen bei Allendorf an der Werra. Diese Eintragungen lassen darauf schließen, dass Jussow ein intensives Logenleben pflegte. In einigen Eintragungen wird vermerkt, dass Jussow Besitzer der höchsten Erkenntnisstufe sei.

Jussow war ein Mann der nicht viel Worte machte. Was er sprach war gediegen und treffend. Er war von großer Statur mit ernstem Blick. Er hatte einen ausgeprägten Sinn für wirkungsreiche Formen. Seine Auffassung war lebendiger Natur und somit versuchte er Langweiligkeiten und lähmende Wiederholungen zu vermeiden.

(„Lebensbilder aus Kurhessen u. Waldeck 1830-1939“ Ingeborg Schnack)


Jussow schreibt von sich selbst:

„Ich war von Natur zwar mit einem sehr lenkbaren Charakter begabt, dabei aber von äußerst reizbaren Nerven. Neben einem unverkennbarem Gefühl von Rechtschaffenheit und einem festen und geraden Sinne, zeigten sich zugleich die deutlichsten eines mächtigen Hanges, frei zu handeln. Eine lebhafte Imagination und der Sinn, gesehene Sachen aufzufassen, lenkte meine Neigung mehr zur Beschäftigung mit Gegenständen der wirklichen Welt, als mit der Erlernung von Tönen, mit denen ein Kind gewöhnlich noch gar keine Begriffe verbinden kann.“

(„Lebensbilder aus Kurhessen u. Waldeck 1830-1939“ Ingeborg Schnack)


Wilhelm I. und Jussow hatten den gleichen Geschmack was Gebäudearchitektur und Einrichtung anging. Jussows Entwürfe trafen somit meist ins Schwarze. Jussow war ein fleißiger Mann und er entwarf unzählige Gebäude und Einrichtungsgegenstände wie Betten, Stühle, Tische, Öfen und sogar Stuckornamente und Wandverkleidungen. Sein Wirken beschränkte sich nicht nur auf Kassel, er war auch für andere Orte tätig. Für Frankfurt entwarf Jussow z. B. das „Hessendenkmal“. Für den Schlosspark in Riede bei Bad Emstal entwarf er ein Gartenhäuschen und eine Kapelle.

Das Auetor in Kassel gilt als Jussows letzte Arbeit, die sein Freimaurer-Bruder Johann Conrad Bromeis 1825 für ihn ausführte.

Auetor02.jpeg

1876 wurde es zu einem Kriegerdenkmal umgestaltet und 1896 wegen des Theaterbaus auf den Schlossplatz verlegt. Im „Zweiten Weltkrieg“ wurde es zerstört und schließlich abgerissen.

Jussow entwarf auch eine mächtige Chattenburg, die in der Innenstadt Kassels an der Stelle des 1816 abgerissenen Stadtschlosses errichtet werden sollte. Dieses große Projekt der Chattenburg benötigte eine Menge Arbeiter. Als Jussow für das Projekt nicht genug Maurer auftreiben konnte, stellte er im März 1820 einen Antrag, sodass alle beim Militär befindlichen Maurergesellen der Garnisonen Kassel, Hersfeld, Marburg und Ziegenhain für den Bau der Chattenburg abgestellt wurden.

Jussows Antrag wurde genehmigt und es fanden sich zusätzliche 200 Arbeiter ein. Auf der Baustelle arbeiteten nun ca. 1200 Arbeiter. Nachdem das erste Stockwerk 1821 vollendet war, starb Kurfürst Wilhelm I. Von diesem Zeitpunkt an ruhte die Baustelle von einer Bretterwand umgeben. Kurfürst Wilhelm II. wollte die Chattenburg nicht vollenden. Alle späteren Pläne den Bau wieder aufzunehmen scheiterten an den immens hohen Kosten. Ab 1870 wurde die Ruine der Chattenburg nach und nach abgetragen und die Steine wurden für den Bau der Gemäldegalerie und anderer Gebäude verwendet.


Jussow starb am 23. Juli 1825 im Alter von 71 Jahren nach langwieriger Krankheit. Er blieb unvermählt. Er wurde vor dem Mausoleum der 1820 verstorbenen Gemahlin des Kurfürsten Wilhelm I. beerdigt.

Das Mausoleum der Kurfürstin Karoline entwarf kein geringerer als Jussow selbst.

Grabplatte Jussow.jpg Mausoleum Gemahlin des Kurfürsten.jpg