Zum hohen Licht
Loge "zum hohen Licht" i.O. Kempten
Geschichte
Die erste Freimaurerloge in Kempten und im Allgäu überhaupt nannte sich Zur Aufgehenden Sonne. Die am 25. August 1787 erfolgte Lichteinbringung, d.h. die feierliche Zeremonie zur Eröffnung einer neu gegründeten Loge, erfolgte unter der Konstitution der Frankfurter Großen Mutterloge des Eklektischen Freimaurerbundes. Mitbegründer war der bereits in der Kaufbeurer Loge Charlotte zu den drei Sternen aktive Aufklärer und Publizist Christian Jacob Wagenseil. Erster und einziger Meister vom Stuhl war Johann Jakob von Jenisch (1734–1829) aus der Patrizierfamilie Jenisch, der letzte Bürgermeister der freien Reichsstadt Kempten vor der Säkularisation und vor der Eingliederung der Stadt in Bayern. Bedeutende Mitglieder der ersten Kemptener Loge waren der Verleger Johann Martin Abele und der Hofkaplan Dominikus von Brentano. Bereits 1794 wurde die Arbeit der Loge aufgegeben. Eine andere Quelle spricht davon, dass die Loge „während der französischen Kriege eingegangen" sei.[1]
Nach den Napoleonischen Kriegen, der Eingliederung Kemptens in den bayerischen Staat und der folgenden Zeit der Restauration gab es lange Zeit keine freimaurerische Aktivitäten in Kempten.
Erst mit dem Wiedererstarken des Bürgertums nach der industriellen Revolution wurde wieder, ausgehend von der Loge Joseph zur Einigkeit in Nürnberg, ein freimaurerischer Zirkel als Vorstufe einer Loge gegründet. Ihm gehörten führende Bürger Kemptens an, die die freimaurerischen Ideen weiter verfolgten.
Im Jahr 1951, einige Jahre nach dem Ende des Verbots der Freimaurerei durch die Nationalsozialisten, entstand, meist durch zugewanderte Freimaurer, wieder die Idee einer freimaurerische Wiederbelebung. In Oberstdorf wurde der freimaurerische Zirkel Zum Hohen Licht gegründet. Der Name besitzt zweierlei Symbolik: Er lehnt sich einerseits an einen von Oberstdorf aus gut sichtbaren Alpengipfel (Hohes Licht) an, anderseits entspricht er der freimaurerischen Vorstellung vom Hohen Licht, das vom Großen Baumeister aller Welten ausgeht.
Am 4. April 1954 wurde durch elf Brüder Meister im Haus „Zum strittigen Winkel“, Fischersteige 9 neben der Freitreppe in Kempten die Logengründung vollzogen. Am 1. Mai 1954 erhielt die Loge das von Großmeister Theodor Vogel unterzeichnete Konstitutionspatent der Vereinigten Großloge von Deutschland. Sitz der Loge war zunächst noch Oberstdorf. Im Jahr 1963 verlegte man sie offiziell nach Kempten, wo die im Jahr 1975 noch heute verwendeten Räumlichkeiten in der Mozartstraße 22 bezogen werden konnten. Die Lichteinbringung und Tempeleinweihung der Räumlichkeiten fand am 28. Juni 1975 statt.
2012 veranstaltete die Loge die Ausstellung „Im Geist der Aufklärung: 225 Jahre Freimaurer im Allgäu“ im Kemptener Zumsteinhaus, welche beabsichtigte, über das Freimaurertum aufzuklären. Zu sehen waren dort historische Dokumente, die vor allem über die früheren Kemptener Logen berichteten, in deren Nachfolge sich die Loge Zum hohen Licht sieht. Ritualgegenstände, Symbole und ein installierter Freimaurertempel begleiteten die Ausstellung. Die Loge zählte im April 2015 48 Mitglieder.
- ↑ Carl Bröcker: Die Freimaurer-Logen Deutschlands von 1737 Bis einschliesslich 1893. Berlin 1894, S. 128. (online)
- ↑ Christine Tröger: »Gar kein Geheimbund« In: Kreisbote Kempten - Isny Westallgäu, 18. April 2012
- ↑ Dirk Ambrosch: Zirkel, Winkel und das Allsehende Auge. In: Allgäuer Zeitung, 11. April 2012