Esperanto und Freimaurerei
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Esperanto und Freimaurerei
Manuskript des Vortrags vom 27.03.04 von Br. Hubertus M. Schweizer, Dresden
Die Universelle Freimaurerliga ist eine Gründung esperantosprechender Freimaurer.
Am Anfang der Universala Framasona Ligo steht die internationale Sprache Esperanto.
- Εν αρχη ην ο λογος, και ϑεος ην ο λογος - auf Griechisch -
- In principio erat verbum, et Deus erat verbum - auf Lateinisch -
- En la komenco estis la Vorto, kaj la Vorto estis Dio - auf Esperanto -
Im Anfang war das Wort, und das Wort war Gott ...
so beginnt deutsch der Prolog des Johannesevangeliums, Weltliteratur, und namentlich in der Esperantoübersetzung von Zamenhof, dem Schöpfer des Esperanto, sind die weiteren Worte eindeutig und sprachlich korrekt übersetzt:
Ĉio estiĝis per li, en li estis la vivo:
Alles wurde durch Ihn, in Ihm war das Leben.
Durch Ihn und in Ihm - d.h. durch und in Gott, wer oder was auch immer Gott ist.
Es heißt nicht wie z.B. bei Luther, dass alles durch das Wort wurde, durch dasselbige, wie das sonst für exakt gehaltene Latein offen lässt, ob es „das Wort“ oder Gott war:
omnia per ipsum facta sunt, in ipso vita erat.
Das freut natürlich die Esperantosprecher, dass das internationale Esperanto präziser ist und wahrer - wie die Freimaurer nach der Wahrheit streben, und es ist klangschön, wie die Freimaurer das Schöne erstreben, und frei, frei von Nationalgeist, wie die Freimaurer die Freiheit für alle Menschen anstreben, unabhängig von Rasse, Religion und Nation.
Esperanto will bestehende Sprachen nicht ersetzen, vielmehr sie erhalten, indem es die Menschen sprachlich verbindet, ohne dass eine Nationalsprache bevorzugt wird und damit andere Sprachen bzw. Sprecher benachteiligt werden., wie es ja heute durch das Englische der Fall ist. Natürlich kann das Englische an sich nichts dafür, wie das 8 mal leichter zu erlernende Esperanto, seit über 100 Jahren organisch gewachsen, nichts dafür kann, noch nicht die politisch-ökonomische Anerkennung gefunden zum haben, die es verdient.
Die erwähnte Klangschönheit des Esperanto ist in seiner Vokalität begründet, ästhetisches Prinzip ja auch beim Italienischen: Bekanntlich drücken die Selbstlaute einer Sprache, „o und a, i, und u“ Seelisches aus, Gefühle, während die sogenannten Mitlaute, die Konsonanten, die geistige Bedeutung definieren. Dies wird vor allem beim Hebräischen deutlich.
Rudolf Steiner, der Begründer Anthroposophie und Hochgradfreimaurer, hat darüber gearbeitet.
Alfred Strauss schreibt in seinem 1925 in Graz erschienenen Buch „ Theurgische Heilmethoden, Heilung durch Gebete, kabbalistische Zeichen und die Kraft der Worte“ dass das volltönige Esperanto eine wahre Friedenssprache sei, seine Vokalität die Menschen friedlich mache, ausgeglichener, moralischer, man sich so zum Mitmenschen hingezogen fühle „als wenn uns jeder Bruder wäre“.
„Brüder“ nennen sich die Mitglieder christlicher Orden und die Freimaurer. Bruder sein heißt Söhne eines Vaters, eines Geistes sein. das bedeutet Einigkeit und Kraft, vertrauen können, Sicherheit und Frieden: eine Welt unter einem Himmel, sich in einer gemeinsamen Sprache verstehen = uno Dio, uno mondo, uno interlingvo.
Im „ Haus der Geister“ von Isabell Allende tun sich die Geister über das Quija-Brett („ parolanta tablo“ auf Esperanto) auf Spanisch und Esperanto kund, und was - wörtlich - „beweist, dass dies die beiden einzigen Sprachen sind, die für Wesen höherer Regionen interessant sind, nicht das Englische...“Zitatende! Fragt man nach den Ursprüngen des menschlichen Größenwahns, kommt man an Bibel und Babel nicht vorbei: Das sagenumwobene Gebiet im Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris wurde zum Topos der Verwirrung, verdeutlicht Sackgassen unserer Kommunikation.
Esperanto wurde 1887 von dem jüdischen Augenarzt Ludwig Zamenhof in Warschau lanciert, intendiert als leicht zu erlernendes Kommunikationsmedium für Angehörige aller Sprachen. Seither hat sich diese Plansprache genauso lebendig entwickelt wie Neuhebräisch und Indonesisch, die ja auch zu den konstruierten Sprachen gehören und Nationalsprachen wurden.
Esperantogrammatik
Die Esperantogrammatik ist so einfach wie möglich und ohne Ausnahmen, der Wortschatz international. Unter 900 Plansprachprojekten, die zur Lösung des Weltsprachenproblems bislang entstanden, ist Esperanto das einzige mit weltweitem Erfolg. Millionen Menschen sprechen es in über 100 Ländern, nutzen es beruflich und privat, lesen darin Bücher und Zeitschriften fachlicher und schöngeistiger Art, Übersetzungen wertvoller, sonst kaum zugänglicher Nationalliteratur, und Originalpublikationen aus Politik und Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur, Prosa wie Lyrik.Esperanto gehört neben Suaheli und Türkisch zu den einzigen Sprachen, deren Koranversion neben Arabisch von den Muslimen anerkannt wurde - nicht Englisch, nicht Französisch , nicht Deutsch!
Nach seinem umfangreichen Schrifttum zu urteilen, seinen internationalen Radiosendungen und dem Internetauftritt, ist Esperanto vitaler als viele natürliche Sprachen mit ähnlich großer Sprecherzahl. Für etliche Tausend Menschen ist es sogar Muttersprache, teilweise schon in der zweiten und dritten Generation. Dabei hat Esperanto im Gegensatz z.B. zu Englisch und Französisch keine Lobby, ja es wurde sogar unter Hilter, Franco und Stalin verboten, die Esperantisten verfolgt.
Es ist, so der Staatsmann und Freimaurer Stresemann, „ein unseliges Mißverständnis, das Nationale und Internationale als Gegensatz hinzustellen“. Gerade in einem „Europa der Regionen“ würde Esperanto als Zweitsprache die kleineren Sprachen vor der Übermacht z.B. des Englischen schützen. Wir können zu Hause Dialekt und unter anderen Deutschen Deutsch reden, und bräuchten als Verbindungssprache unter den vielen Sprachgruppen nur noch eine allen zumutbare internationale Sprache, das neutrale Esperanto. Wieviel Geld und Zeit und Missverständnisse wären mit dieser Zweitsprache zu sparen!
Die internationale Sprache des Doktor Esperanto
Die LINGVO INTERNACIA de DOKTORO ESPERATNO, die internationale Sprache des Doktor Esperanto (Esperanto = Hoffender) ist die Erfüllung des Traumes eines Descartes oder Comenius oder Leibnitz von einer Universalsprache: „Simpla, fleksebla, besona, internacia en siaj elementoj, vera solve de lingvo internacia por mondo civilizata.“ (einfach, flexibel, wohltönend, in seinen Elementen international, die wahre Lösung einer internationalen Sprache für eine zivilisierte Welt).
So wurde auf dem ersten Weltkongress der Esperantosprecher, 1905 in Boulogne-sur-Mer, beschlossen, die fundamentalen Strukturen des Esperanto nicht zu verändern - es war und ist eine Sprache aus einem Guss. Dennoch gilt bezüglich der Meinung vieler Nichtesperantisten zum Esperanto das Wort Albert Einsteines: „Es ist leichter, ein Atom zu spalten als ein Vorurteil aus der Welt zu schaffen.“
Gegen Englisch ist nichts zu sagen, eine international genutzte Nationalsprache, deren Aussprache und korrekter Gebrauch allerdings selbst von Muttersprachlern und Englischlehrern als schwierig taxiert wird, deren Erwerb sehr viel Mühe, Zeit und Geld kostet, die außerdem alle anderen Sprachgruppen im internationalen sprachlichen Verkehr undemokratisch benachteiligt und die angloamerikanische Kultur einseitig zu Ungunsten aller anderer Kulturen in diese infiltriert.
Freimaurerisches Esperanto
Es war der irisch-englische Oberst Pollen, ehemaliger britischer Gouverneur in Indien, geboren 1848, der am 5. August 1905 in Boulogne-sur-Mer auf dem ersten Esperantoweltkongress für 7 Jahre, bis zu seinem Tod, Erster Vorsitzender des damals von ihm zusammen mit anderen freimaurerischen Esperantisten gegründeten Vereins ESPERANTO FRAMASONA (Freimaurerisches Esperanto) wurde. Sie tagten dann auf den jährlichen Esperantoweltkongressen, 1906 in Genf, 1907 in Cambridge, 1908 in Dresden, wo die Brüder eifrig Esperanto lernten, 1911 in Antwerpen, 1913 in Bern, wo unter Führung des Schweizer Arztes und Pharmakologen Dr. Fritz Uhlmann die Organisation erweitert wurde und den Namen UNIVERSALA FRAMANSONA LIGO annahm (Universelle Freimaurerliga). Bruder Fritz Uhlmann ist der Schöpfer des ersten Esperanto-Rituals, das 1913 in Bern in einer ersten freimaurerischen Tempelarbeit in der internationalen Sprache zelebriert wurde. Die ausübenden Ritualbeamten waren 1 Schweizer, 1 Deutscher, 1 Franzose, 1 Engländer, 1 Spanier, 1 Ungar.
Der Großmeister des Großorients von Portugal, Sebastiao de Magalhaes Lima, berühmter Publizist und Politiker des portugiesischen Liberalismus, übernahm den UFL-Vorsitz. Es war das erste Mal in der Geschichte der Weltmaurerei, dass die Brüder der verschiedensten Oriente mühelos in einer neutralen Sprache verkehren konnten. Esperanto wurde als der Freimaurerei konforme Idee dargestellt, die Kenntnis der internationalen Sprache nicht zur Bedingung des Beitritts als Mitglied, ihr Erlernen aber per Statu als Vereins- und Ehrenpflicht erachtet.
Große Werklehre der Freimaurerei
Br. Uhlmann verfasste auch die drei Katechismen der Schweizerischen Großloge Alpina und die „Große Werklehre der Freimaurerei“ sowie „Der Alte und Angenommene Schottische Ritus vom 33. und letzten Grad“, wurde Gründer und erster Stuhlmeister der Loge ZUM FELS AM RHEIN in Basel, und leitete die UFL ab ihrer ersten Nachkriegszusammenkunft 1920 auf dem UK in Den Haag bis zu seinem Tod 1938. (UK = Universala Esperanto Kongreso)
1913 erhielt in Frankreich die Loge Esperanto das Licht, zugehörig zur Grande Loge de France, Nr. 454. Zamenhof sandte ihr ein herzliches Glückwunschschreiben zur Lichteinbringung (Gründung).
Zamenhof selber war kein Freimaurer, kann aber in freimaurerischer Sprache als „Freimaurer ohne Schurz“ bezeichnet werden, was bedeutet, dass er freimaurerische Grundwerte verwirklichte, wie z.B. uneigennützige Menschenliebe, Verständigungswillen, Toleranz, Brüderlichkeit, Hilfsbereitschaft und Wohltätigkeit, Streben nach dem Guten und Wahren, Freiheit und Gerechtigkeit, um nur einige Begriffe freimaurerischer Ethik zu nennen, die dem „Tempelbau der Humanität“ dienen und in den freimaurerischen Ritualen, den Tempelarbeiten, veranlagt werden. Sinnbild der freimaurerischen Arbeit ist fast in der ganzen Welt der Schurz als wesentlichster Bestandteil der rituellen Bekleidung des Freimaurers, der bei seiner Verleihung als „älter denn das Goldene Vlies oder der römische Adler, ehrenvoller als irgendein Orden“ bezeichnet wird.
Menschenbruderschaft
„Die interne Idee des Esperanto“ ist die Menschenbruderschaft, ist der Hillelismus, benannte nach Rabbi Hillel, dem führenden Gelehrten des antiken Judentums zur Zeit Jesu, der scheinbar auf Jesus wie auf die Lehre des Apostels Paulus Einfluss hatte. Auf dem Genfer Kongress 1906 (Seite 4) bekennt Zamenhof, dass die interne Idee Esperanto ab seiner Entstehung begleitete.
In seiner Schrift „Hilelismo“, ebenfalls 1906 in St. Petersburg erschienen, und zwar anonym, um die Idee der internationalen Sprache nicht mit der internen zu kompromittieren - entsprechende Anlässe gab es in der Tat - schreibt Zamenhof, dass Hilelismus lehrt, den Menschen nicht von seinem natürlichen Vaterland zu trennen, noch von seiner Muttersprache, noch von seiner Religion, sondern ihm vielmehr die Möglichkeit gibt, Unwahrheit und Widerspruch in nationalen, religiösen Prinzipien zu vermeiden und mit Menschen aller Sprachen und Religionen auf neutralem menschlichen Fundament zu kommunizieren, auf den Prinzipien gegenseitiger Brüderlichkeit, Gleichheit und Gerechtigkeit. Das ist königliche (d.h. freimaurerische) Kunst!
In der von Zamenhof geschaffenen Esperantohymne „La espero“ (Die Hoffnung) heißt es in der dritten und letzten Strophe:
SUR NEUTRALA LINGVA FUNDAMENTO;
Auf neutralem sprachlichen Fundament,
KOMPRENANTE UNU LA ALIAN;
indem der eine den anderen versteht,
LA POPOLOJ FAROS EN KONSENTO
bilden die Völker in Konsens
UNO GRANDAN RONDON FAMILIAN:
eine große Familiäre Runde.
Weitere Entwicklung
1926 regte Eugen Lennhoff, Autor des Internationalen Freimaurerlexikons und Mitbegründer des Schottischen Ritus in Österreich, einen neuen und konkreten Aufbau der UFL an, infolgedessen die UFL-Tagungen von den Esperantoweltkongressen losgelöst werden. Es wurden nationale Gruppen gebildet, in Deutschland unter Führung des Dresdner Röntgenologen Prof. Heinrich Kraft, Stuhlmeister in Straßburg und Mitglied der Basler Loge „Zur Freundschaft“, Vorkämpfer auch deutsch-französischer Verständigung. Kraft prägt das Motto der nächsten UFL-Kongresse: „Von Mensch zu Mensch ... zu wachsender Brüderschar ... Epoche der Solidarität, Wahrheit und Gerechtigkeit.“
1928, Bruder Heinrich Kraft war bereits in den Ewigen Osten gegangen (verstorben), vereinigt der Wiener Kongress bereits 700 Teilnehmer aus 30 Großlogen, unter ihnen auch der französische Historiker Bruder Albert Lantoine. Im Herbst 1928 gründen die Brüder Dr. Ing. Raoul Koner / Berlin und Großmeister Dr. Leo Müffelmann 33. Grad, die UFL-Landesgruppe Deutschland. Führend tätig in der Liga waren damals auch die Brüder Kurt Tucholsky und Carl von Ossietzky von der WELTBÜHNE.
UFL
1932 tagt die UFL auf dem Universale Kongreso in Paris und legt ihren Mitgliedern das Erlernen und den Gebrauch des Esperanto als Aufgabe der Versöhnung nahe.
1938 empfiehlt der französische Erziehungsminister Jean Zay, Halbjude väterlicherseits, Mitglied des Grand Orient de France, die Einführung des Esperanto als freiwillige Arbeitsgemeinschaft an Schulen. Am 20. Juni 1944 wird er durch die französische Miliz umgebracht.
1957 bereitet Bruder Honoré Bourdelon den 42, Esperantoweltkongress in Marseille vor, an dem 1458 Esperantisten teilnehmen.
Harmonio
1978 gründe sich in Frankreich LA VIVANTA LUMO (Das lebende Licht), eine esperantosprachige freimaurerische Bruderschaft. Sie legt 1998 zusammen mit der Grand-Orient-Loge in der südfranzösischen Stadt Pau, mit dem Esperantonamen „Harmonio“, ein freimaurerisches Wörterbuch auf Esperanto neu auf, mit 180 Aequivalenten in 8 Sprachen, am 18. Mai 1996 bereits anlässlich des 88. Französischen Esperantokongresses zu Lyon von den dortigen drei Logen des Droit Humain herausgebracht, die während des Kongresses außerhalb eine eigene Veranstaltung zum Thema ESPERANTO AN DER SCHWELLE ZUM 21. JAHRHUNDERT organisierten.
Kritische Schlussbemerkungen
Die Erweiterung der Organisation, 1913 von der ESPERANTO FRAMASONA zur UNIVERSALA FRAMASONA LIGO, wobei nicht mehr so sehr Esperanto das Ziel war, sondern die Vereinigung von Freimaurern aller Riten weltweit, des weiteren 1925 die Loslösung der UFL-Tagungen von den Esperantoweltkongressen, bescherte der UFL auf der einen Seite enormen Zuwachs, so dass sie die größte internationale Freimaurerbewegung wurde, die frei, alle Riten und Obedienzen der Welt umspannende Kette; andrerseits schwächte sie den esperantistischen Ursprung, was für sie im internationalen Kontakt ein Manko wurde, Esperanto selber abträglich und bedauerlich.
Es gibt in der UFL kaum noch Esperantisten, und unter den Esperantisten nur noch wenige Freimaurer. Ein weiteres Manko der UFL ist ihre rituelle Karenz, die wieder zu überwinden angestrebt werden sollte, ohne damit in Konflikt mit einer Großloge oder einem Ritus zu geraten. Die UFL ist ihrer Geschichte einiges schuldig, den herausragenden Persönlichkeiten ihrer Mitgliederliste, den Brüdern Fritz Uhlmann, Raoul Koner und Leo Müffelmann, dem Schriftsteller Franz Carl Endres, dem belgischen Friedensnobelpreisträger Lafontaine, dem deutschen Friedensnobelpreisträger Carl von Ossietzki und Kurt Tucholsky, Theodor Vogel, dem ersten Großmeister der Vereinigten Großlogen von Deutschland, und nicht zuletzt Bruder Theo Marti, UFL-Weltpräsident 1957-1968, der über die Schweiz Freimaurer aus Gefängnissen in Ungarn, Rumänien, Irak, Spanien, Cuba, Haiti und der Elfenbeinküste befreien konnte.
Ein hervorragender Förderer der nationalen wie internationalen Freimaurerei und Befürworter der Einführung des Esperanto als einer Weltsprache, nicht zuletzt in der Weltfreimaurerei, war Bruder Eduard Quartier-la-Tente, geb. 1855 in Neuenburg = Neuchatel, erst Pfarrer in Fleurier, dann Staatsrat, dann Theologieproffessor. Er leitete 27 Jahre lang das Erziehungsdepartement seines Heimatkantons und erhob die Akademie Neuenburg zur Universität. Seit seinem 30. Lebensjahr Freimaurer mit Leib und Seele, war er 1900 bis 1905 der 12. Großmeister der Alpina, wurde 1903 der erste Leiter der freimaurerischen Weltgeschäftsstelle, ab 1907 französischer Redakteur der ALPINA, ab 1921 bis zu seinem Tod 1924 Großkanzler der A.M.I., Association Maconnique Internationale zu Genf, in der die Weltgeschäftsstelle dann aufging. Beide von der Alpina der neutralen Schweiz getragenen Organisationen hatten nur leider das Problem., dass die angloamerikanische Freimaurerei nicht daran dachte, international mitzuwirken, und nach dem Krieg massiv in die westeuropäische Reorganisation eingriff, so dass sich die Alpina 1950 zum Rückzug gezwungen sah und damit die A.M.I. zu existieren aufhörte.
1921 jedoch schon endete eine freimaurerische Konkurrenz des Esperanto, die in einer in IDO, einem Reform-Esperanto, geschriebenen Zeitschrift UNIVERSALA FRAMASONO des erst 1920 gegründeten I.F.B. = „Internationalen Freimaurer-Bundes“, bestand. Der I.F.B. bot im graubündischen Klosters „Maurerische Ferienkurse“ zum Erlernen des IDO an, im Verein mit dem O.T.O., dem Ordo Templi Orientis, dem „Orden des Tempels des Orients“ und anderen irregulären Denominationen um den bunten Hochgradmaurer Theodor Reuss, nach 1890 Naturopath und Magnetopath in Dresden. Die letzten 9 Seiten der UNIVERSALA FRAMASONO waren Herbert Ernst von Bomsdorff-Bergen gewidmet, im Gefolge von Reuss auch auf dem Monte Verita tätig.
Monte Verita
Dort trafen sich alle Vegetarier und Feministen, Surrealisten und Pazifisten, Kommunisten und Anarchisten, dorthin zog es Hermann Hesse und C.G. Jung, Trotzki und Kaiser Wilhelm II. Dort war Rudolf Laban de Laban und Mary Wygmann, gelegentlich auch Jaques-Dalcroze aus Hellerau zu Dresden. Der Tänzer Laban und von Bomsdorff gründeten 1917 die reguläre Loge LIBERTAS und FRATERNITAS in Zürich.
Bomsdorff war Opernsänger und Physiognomiker, Dresdner Freimaurer vor 1918, erklärter Christ - und Referent der Freimaurerischen Ferienkurse - und ab 1924 Antifreimaurer, wie Robin P. Marchev, Zürcher Altstuhlmeister und Mitglied der Forschungsloge Q.C. in „Wahrheitssucher und Schwindler“ schildert.
Die UNIVERSALE FRAMASONA LIGO, sie lebe!