Festakt 300 Jahrfeier

Aus Freimaurer-Wiki
Man-among-Men-Photobook-002.jpg

Festakt der 300 Jahr-Feier in Hannover

300 Jahre Freimaurerei – Menschlichkeit weltweit

Ein Bericht zum offiziellen Festakt der Vereinigten Großlogen von Deutschland – Bruderschaft der FreimaurerHannover, 1. September 2017

Ein sonniger Freitagmorgen mitten in Deutschland. Im Sprengel-Museum in Hannover treffen sich über 260 Teilnehmer und Mitwirkende zum offiziellen Festakt der deutschen Freimaurerei anlässlich des 300. Bestehens der sogenannten modernen Freimaurerei. Dass die Wurzeln der Freimaurerei deutlich älter sind und Logen in Europa schon einige hundert Jahre vor dem Gründungsdatum dieser modernen Freimaurerei (24. Juni 1717) existieren, das weiß im Grunde jeder dieser Teilnehmer, aber die Welt-Freimaurerei hat sich darauf verständigt, dieses Gründungsdatum der weltweit ersten Großloge besonders feierlich zu begehen: Zurück zu blicken - eine Bestandsaufnahme zu machen – und nach vorne zu blicken.

Da sind Brüder und Schwestern, Ehrengäste aus Wirtschaft und Politik, Kultur und Wissenschaft – und was den Tag so besonders macht, ist die Tatsache, dass sich hier alle 5 deutschen Großlogen gemeinsam um diesen Festakt bemühen, ihn gemeinsam begehen und gestalten. Und mehr noch: Dass die Vereinigten Großlogen von Deutschland als Dachorganisation der deutschen Freimaurerei offiziell auch die Frauengroßloge der deutschen Freimaurerinnen eingeladen haben (obgleich diese nicht Mitglied der VGLvD sind). Hier stehen also de facto 6 deutsche Freimaurergroßlogen zusammen.

Hannover bietet der deutschen Freimaurerei einen würdigen Rahmen für diesen einmaligen Festakt: Durften sich die Großmeister und die Großmeisterin der 6 Großlogen sowie der Großmeister der VGLvD abends zuvor gemeinsam mit OB Stefan Schostok ins Goldene Buch der Landeshauptstadt eintragen, so fand Hausherr Schostok sowohl am Vorabend als auch in seinem Grußwort am Freitag freundliche, warme und höchst anerkennende Worte. Hannover sei geprägt von freimaurerischem Wirken. Nahezu 100 Straßen seien nach Freimaurern benannt, noch heute sei das soziale und kulturelle Engagement groß. Die 13 Logen und mehr als 500 Freimaurer Hannovers prägten und prägen die Stadt bis heute.

Bundesweit einmalig ist das sogenannte Zahnmobil, das bedürftigen Menschen eine zahnärztliche Versorgung ermöglicht und das von den Freimaurern Hannovers unterhalten wird. Durch das etwa zweistündige Programm des Vormittags führt Moderator Max Schautzer. Und zwar mit Witz, Charme und einer angenehm-erfrischenden Mischung aus Esprit und Fachwissen. Die Zwischenmoderationen sind dazu angetan, wie eigene kleine Vorträge zu wirken -so reich, interessant und abwechslungsreich gestaltet Schautzer seine Überleitungen.

Zwei vielversprechende Nachwuchs-Pianisten und der Chor der hannoverschen Freimaurer geben immer wieder hochkarätige Stücke zum Besten. Meistens von freimaurerischen Komponisten, darunter Liszt und Mozart. Das gehört sich an so einem Tag. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bescheinigt der Freimaurerei eine bedeutende gesellschaftliche Rolle, spricht aber in seinem sehr persönlich gehaltenen Grußwort auch von einer wichtigen Aufgabe: Nämlich nicht auszuruhen, gesellschaftlichen Wandel zu übersetzen und zu implementieren, umrelevant zu bleiben. Er erinnert an die Wichtigkeit des Wandels – insbesondere für Gesellschaften so hohen Alters, von denen es in unserem Land ausgesprochen wenige gebe.

Gleichzeitig stellt er heraus, wie herausragend die Rolle die Freimaurerei durch ihre Beständigkeit und ihr Wirken auf unsere und die europäische Gesellschaft ist.In seiner viel beachteten Festrede spricht der ehemalige niedersächsische Kultusminister und Präsident des Niedersächsischen Landtages a.D., Prof. Rolf Wernstedt, über Werte, Tugenden und Aufgaben der Zukunft. Für ihn als Nicht-Freimaurer steht fest: Trump hätte wohl nie einer werden können.

Ein Kompliment, wie man es wohl verstehen darf. Christoph Bosbach, Großmeister der VGLvD, weist in seiner Festrede eindringlich auf die zentralen Themen der Freimaurerei hin. Darauf, wie wenig diese Themen und Inhalte einem bestimmten Zeitgeist unterworfen sind und wie sehr diese Werte immer und überall gültig sind oder sein müssten – der Konjunktiv für Länder und politische Systeme angewendet, die den Menschen nicht achten, seine Würde nicht als höchstes Gut ansehen und wo Toleranz und Mitmenschlichkeit keinen Platz haben.

Br. Bosbach stellt selbstbewusst fest, dass die Freimaurerei ein weltumspannender Bund ist, dessen Werte und Ziele heute wichtiger und aktueller denn je sind, er sieht aber auch einen klaren Auftrag für die Zukunft: Sich gemeinsam mit der Gesellschaft verändern, das müsse die Freimaurerei eben auch. Ihren Kern noch treffsicherer auch kommunizieren und es nicht damit bewenden lassen, dass dieser Kern an sich sehr gut sei. Die Kommunikation im öffentlichen Raum und die Art der Ansprache Interessierter seien Zukunftsaufgaben, die nicht nur wichtig, sondern überlebenswichtig seien.

Ein weiterer Höhepunkt des Vormittags sind Anwesenheit und Festrede des englischen Pro-Grandmasters, Br. Peter Lowndes. Eine eigens aus Großbritannien, dem Mutterland der modernen Freimaurerei, angereiste Delegation gibt der deutschen Freimaurerei die Ehre. Englische Freimaurer haben es, was die jüngere Geschichte angeht, besser getroffen als deutsche, denn dort fand nie eine Unterbrechung des gleichmäßig hohen Ansehens der Freimaurerei in der Gesellschaft statt. Dennoch oder gerade deswegen attestiert Br. Lowndes den deutschen eine sehr gute freimaurerische Arbeit – insbesondere in der Außenwirkung in der Welt. Neben Fachwissen zur Gründung der modernen Freimaurerei und der freimaurerischen Situation in England stellen auch für ihn die gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen der Zukunft zentrale Themen dar.

Was Freimaurerei will, dem einzelnen Freimaurer anbietet und wie sie mittels dieser freimaurerischen Arbeit und Ausbildung des Einzelnen auf die Gesellschaft einwirkt – das sind bedeutende Themen, die auch er künftig in seiner Heimat noch deutlicher und präziser auf den Punkt kommunizieren will. Diesen Rat darf, muss und kann er vermutlich als Gastredner in jedem Land der Welt geben – auch in Hannover ermutigt er deshalb die deutschen Freimaurer zu Selbstbewusstsein, Offenheit und einem Aufbruch in eine neue Zeit.

Mit einem Empfang im Logenhaus von Hannover endet der Festakt gegen Mittag. Die Gäste reisen in alle Teile der Republik und der Welt nach Hause und nehmen viele gute und darunter auch einige nachdenklich machende Eindrücke mit: Freimaurerei ist gewaltig. Sie ist wichtig und immer richtig. Sie muss sich aber auch der sich rasant verändernden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen gewahr sein und behutsam darauf reagieren, damit sie auch in den nächsten 300 Jahren ihren unverrückbaren Kern und Wert behält und den Zugang zu interessierten Männern findet. Text: Br. Frank Mielke, VGLvD

Rede Rolf Wernstedt

Rolf Wernstedt, ehemaliger niedersächsischer Kultusminister und Präsident des Niedersächsischen Landtages :

Prof. Rolf Wernstedt als Referent beim Festakt der Vereinigten Großlogen in Hannover

„Es ist von nicht zu unterschätzender Symbolik- und von Symbolen verstehen Sie ja eine ganze Menge-, dass Sie Ihre 300. Jahresfeier aus Anlass der Gründung der ersten Loge in Hannover begehen. Hannover ist, wie Sie wissen, die Stadt, in der Gottfried Wilhelm Leibniz 40 Jahre gelebt hat und im Jahre 1716 gestorben ist. Er liegt keine 2 km Luftlinie von uns entfernt in der Neustädter Hof- und Stadtkirche begraben. Ich wage die Behauptung, dass Leibniz Mitglied einer Loge geworden wäre. Er konnte es aus verständlichen chronologischen Gründen nicht.

Aber sein Wirken fällt in eine Zeit, in der ganz Europa an den Folgen des 30-jährigen Krieges litt und nach den selbstzerstörerischen Verwüstungen, vorgeblich im Namen der richtigen und wahren Religion, nach einem neuen Aufbruch suchte. Unter den Intellektuellen Europas war der Geist der Wahrheitssuche, der naturwissenschaftlichen Experimente, des nicht konfessionell gebundenen philosophischen Denkens überall spürbar. Und Leibniz war, wie wir heute wissen, der Klügste von allen, sein Werk wird erst in einigen Jahrzehnten vollständig ediert sein. Leibniz war der Repräsentant der Vernunft, an deren Wert und Wirken er glaubte. In allen möglichen Bereichen, nämlich der Mathematik, Politik, der Religion, der Geschichte, des Rechts, der Technik, der Ökonomie, der Medizin und sogar der Dichtung hat er sich produktiv eingebracht. Er war, im Gegensatz zu Kant, davon überzeugt, dass es den allumfassenden Gott gebe, hielt aber nichts von dem Gott, der ihm in den kleinkarierten Predigten mancher Pastoren entgegenklang. Deswegen glaube ich, dass er in einer Freimaurerloge gut aufgehoben wäre. Denn, wenn es stimmt, dass der innere Beweggrund freimaurerischen Denkens und Verhaltens ist, den selbständigen und freien Geist zu befördern und damit bei sich selbst anzufangen, dann wäre Leibniz dort gut aufgehoben. Die einzige Frage wäre nur, ob er, der so vom Verstand gesegnet war, des rituellen Prozedere bedurft hätte. Geschadet hätte es ihm sicher nicht, zumal seine mündliche und tägliche Kommunikation durchaus ausbaufähig gewesen wäre.

Da mag es sehr hilfreich sein, in einem vertrauten Raum sich seiner selbst zu vergewissern und damit „an sich selbst zu arbeiten.

Auf unsere heutige Situation übertragen zeigt sich der freimaurerische Ansatz, soweit ich das von außen verstehe, dem Einzelgängertum überlegen, man mag noch so klug sein und bewundernswertes Ansehen genießen. Das bedeutet nicht automatisch, die inneren Beweggründe für berufliches, geselliges, politisches, karitatives oder anderes Verhalten durchschaut zu haben. Berufliches Streben kann von Ehrgeiz und Wettbewerb zerfressen werden, geselliges Haschen nach Aufmerksamkeit mag in falscher Anerkennungssucht gründen, politisches Engagement gründet häufig in unausgewiesenem Herrschaftswillen, und selbst karitatives Tun ist nicht frei von eigensüchtigem „Bessersein- Wollen“. Da mag es sehr hilfreich sein, in einem vertrauten Raum – gleich ob geheim oder transparent – sich seiner selbst zu vergewissern und damit „an sich selbst zu arbeiten“, „DEN RAUHEN STEIN ZU BEHAUEN“; wie Sie zu sagen pflegen.

Die ständige Arbeit an sich selbst, um ehrenwerte und ethisch wertvolle Eigenschaften zu entwickeln und ihnen näher zu kommen, kann man gar nicht positiv genug würdigen. Denn nur eine Person, die sich ihrer selbst sicher und suchend zugleich ist, kann frei sein. Und die Freiheit der Person ist eine der Grundforderungen der Aufklärung, die schließlich zu den politischen Hoffnungen des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges und der Französischen Revolution führten.

Die individuelle Freiheit bedarf aber der Kompensation durch die soziale oder kollektive Eingebundenheit. Das wussten offenbar schon die Gründer der Ersten GROSS- Loge. Die Überlieferung der Bauhüttenregeln erleichterten die Praxis, die individuelle Arbeit an sich im Zusammenhang präziser ausgestatteter Symbole und Rituale zu vollziehen. Man muss sie in ihrer Unterschiedlichkeit gar nicht bemühen, um die Richtigkeit des gemeinsamen Wirkens, das im Erleben und dem gegenseitigen Respekt besteht, nachvollziehen zu können.

Die geübte und immer wieder eingeübte Brüderlichkeit entspringt wahrscheinlich einer jahrhundertelangen Erfahrung. Diese bestand und besteht in der Beobachtung, dass die scharfe und immer wieder bestärkte Trennung einer Gesellschaft in soziale, bildungsmäßige, politische und rechtliche oder religiöse Unterscheidung im Extremfall zum Auseinanderfallen einer Gesellschaft führen kann. Der 30jährige und der englische Bürger- Krieg waren auch ein solcher Fall. Und religiöse Begründungen für abscheulichste Verbrechen können wir jeden Tag aus den Medien erfahren. Deswegen ist neben der Freiheit auch der Gedanke der Gleichwertigkeit aller Menschen, nicht nur des eigenen Volkes, der eigenen Religion, der eigenen sozialen Schicht oder der eigenen Überzeugung so wichtig.


Eine Verfassung schützt sich nicht von allein, sondern nur, wenn es genügend Menschen gibt, die sich zu ihr bekennen und sie verteidigen.


Es war ein Freimaurer, der in den Grundsätzen der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung erstmals politisch die Gleichheit der Würde aller Menschen verankert hat. Derselbe Gedanke erscheint uns heute als Artikel 1 des Grundgesetzes. Bei uns stehen dahinter die Erfahrungen eines nicht nur religiösen Fanatismus, sondern auch des rassischen, nationalistischen oder ideologischen Jahrhunderts, das hinter uns liegt. Auch Freimaurer waren nicht alle gefeit vor diesen Verführungen, wie Sie wissen. Gleichwohl darf man sich nicht blenden lassen. Eine Verfassung schützt sich nicht von allein, sondern nur, wenn es genügend Menschen gibt, die sich zu ihr bekennen und sie verteidigen.

Vielleicht liegen in der Freimaurerei noch nicht ans Tageslicht gekommene Erfahrungen mit dem Postulat der Gleichheit. Denn der unbedingte Wille, sich dem freimaurerischen Bruder ( jetzt auch Schwester) gleichwertig zu fühlen und sich danach zu verhalten, verlangt natürlich das Überschreiten der im realen Leben wirksamen Regeln. Worin besteht die Gleichheit eines Königs (Friedrich II. oder Georg V.) mit einem Handwerksmeister oder einem Arzt? Oder welche Folgerungen zieht ein freimaurerischer Banker in seinem alltäglichenVerhalten zu einem Professor oder Journalisten?

Wenn ich das richtig verstanden habe, ist es nicht Ziel der Freimaurer, die grundsätzlichen politischen und sozialen Zustände zu ändern, sondern die ethischen, auf das geistige und sittliche Leben bezogenen Regeln zur Geltung zu bringen und sie zu mehren. Das ist viel mehr als idealistisches Geschwätz, es ist eine Art Selbstverpflichtung ( obwohl ich diesen Begriff als in der DDR Aufgewachsener sonst nicht sehr schätze), die Würde im Andern in jeder Situation zu verteidigen. Vielleicht ist das lobenswerte soziale Engagement, in Hannover das Zahnmobil für diejenigen, die sich keine Zahnbehandlung leisten können, ein Ausweis dieser Grundhaltung.


Chauvinismus und Nationalsozialismus, Kommunismus wirkten zu ihrer Zeit, aber Dummheit wirkt noch immer.


Die böswilligen Unterstellungen und Verschwörungstheorien gegenüber der Freimaurerei haben in der deutschen Gesellschaft ihre Spuren hinterlassen. Chauvinismus und Nationalsozialismus, Kommunismus wirkten zu ihrer Zeit, aber Dummheit wirkt noch immer. Die aus den Religionskriegen hervorgegangenen Toleranzvorstellungen sind bis heute nicht eingelöst. Offensichtlich ist es schwer zu ertragen, neben den eigenen Überzeugungen andere gelten zu lassen. Jeder, der Kinder hat, weiß das. Wenn sie erstmals eine eigene Überzeugung haben, gelten sie absolut. Aber wer nicht lernt, Unterschiede ertragen zu können, kann nicht tolerant sein. Bei den religiösen Fanatikern (der christlichen im Mittelalter oder bei bestimmten Sekten, der islamistischen in ihren Allmachtsphantasien, den hinduistischen in ihren Nachtodesphantasien u. ä.) kann man sehen, dass der innere Widerspruch des Toleranzdenkens nicht aufgelöst ist und vielleicht auch nicht aufgelöst werden kann. Dieser lautet: Kann das Toleranzgebot gegenüber Intoleranz behauptet werden und wie weit gilt es dann?


Kann das Toleranzgebot gegenüber Intoleranz behauptet werden und wie weit gilt es dann?


Philosophisches und freimaurerisches Denken reagiert darauf pragmatisch: Je intensiver sich Menschen mit der eigenen Entwicklung beschäftigen, also an sich arbeiten, desto unwahrscheinlicher wird eine „Radikalisierung“, weil es nicht um die Behauptung eines je erreichten Zustandes geht, sondern um die Erfahrung, dass man in Würde und Anstand leben kann, wenn man etwas dazu lernt, und d.h. auch sich manchmal korrigieren kann und muss, ohne seine Identität aufzugeben. Toleranz ist also mehr als nur Geltenlassen des Anderen. Für den Anderen bin ich selbst der Andere. Und wovor soll er Respekt haben und sich tolerant zeigen, wenn er nicht weiß, wer der Andere ist. Für die gegenwärtige Debatte um Multikulturalität ist dies bedeutsam: Toleranz ohne eigenen Standpunkt ist Gleichgültigkeit und nicht Respekt. Unter diesem Gesichtspunkt scheint mir die berühmte Ringparabel aus Lessings „Nathan der Weise“ aus echtem freimaurerischen Geist. Es bleibt natürlich richtig, dass sie die vielleicht berühmteste und durchdachteste Formulierung der Toleranz aus dem Geiste der Aufklärung ist.

Sie nennen das aufklärerische Engagement „Bau am Tempel der Humanität“. Das ist der erklärte Wille, die am eigenen Selbst vollzogene Arbeit (als Lehrling, Geselle oder Meister) auch außerhalb der freimaurerischen Gemeinschaft wirken zu lassen. Ein solcher Schritt verlangt natürlich nach einer gewissen Öffnung aus dem eigenen Zirkel hinaus. Es stellt sich für die Freimaurer und für die, die ihr Tun und Selbstbild mit Sympathie verfolgen, die Frage: welche Form des in die Öffentlichkeit -Tretens ist angemessen und notwendig?

Wenn die Freimaurerei frei von allen religiösen, ideologischen oder parteilichen Vereinnahmungen sein will, muss sie strittige Themen der Gesellschaft (wozu auch die Politik gehört), aufgreifen und im Geiste der Aufklärung und Toleranz bearbeiten. Ich kann mir vorstellen, dass es Fragen gibt, zu denen es hilfreiche freimaurerische Zugänge gibt. Es bedarf dazu keiner förmlichen Abstimmung in Gremien, aber wichtige Fragen zu thematisieren und zu bearbeiten wäre wünschenswert.

Ein paar Beispiele: Könnte man nicht die unselig oberflächliche politische Diskussion um Gleichheit und Gerechtigkeit in der heutigen Zeit neu akzentuieren? Gibt es eine freimaurerische Haltung zu den Entwicklungen der Flüchtlings- und Migrationsthematik? Was sagen die Freimaurer zur Würde der Millionen von Flüchtlingen und den Tausenden Ertrunkenen? Von welchem Grad von Untätigkeit an wird ein Bekenntnis zur Humanität zur Phrase? Wo bleibt der Aufschrei der aufgeklärten Freimaurer angesichts des dreisten „Sich-Breit-Machens“ von sog. alternativen Fakten?

War nicht der innerste Kern der Freimaurerei berührt, wenn in den sozialen Medien die schrankenlose Beschimpfung millionenfache Zustimmung erfährt? Muss es Freimaurer beunruhigen, wenn „Fake- News“ höhere Aufmerksamkeit und Akzeptanz erfahren als gut recherchierte und um Wahrheit bemühte Berichterstattung? Kann die „Arbeit an sich selbst“ dazu helfen, die Kommunikation in Kurzkommentaren bei Twitter, Facebook und SMS-Texten als „Entfernung von sich selbst“ zu entlarven? Es gibt noch eine Reihe anderer Fragen, die die Aktualität und Herausforderung freimaurerischen Denkens kennzeichnen könnten.

Die letzte Frage und Antwort: Könnte Donald Trump Freimaurer sein? Ich glaube nicht.

Dann nehmen Sie lieber posthum Leibniz auf!“


Übergabe des Prachtbandes von Juliane Herrmann durch den Großmeister der VGLvD Christoph Bosbach


Text folgt

Siehe auch

Links