Bauopfersagen

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Bauopfersagen

Es gibt viele Bauopfersagen, die bekanntest ist wohl die von Hiram, oder die von der Lehrlingssäule in der Rosslyn Chapel.

Die unglückliche Wette

ober Die Erbauung der Dreifaltigkeitskirche in Zittau

Seht ihr dort das Kirchlein leuchten,
Das vor alter grauer Zeit
Frommer Andacht heil`ger Eifer
Der Dreisaltigkeit geweiht?
Wo noch heut in frommem Liede
Andacht himmelan sich hebt,
Und der hohe Geist der Liebe
Durch die heil´gen Räume schwebt?
Doch wo jetzt der Geist der Liebe
Hoch in Gottes Hause thront,
Hat einst Haß und blut´ger Frevel,
Hat die Liebe nicht gewohnt.
Denn des Kirchleins stille Mauern,
Jetzt der Andacht heil´ger Hort,
Wo der Friede Gottes wohnet,
Sie entweihte einst der Mord.
Als vor langen, langen Jahren,
Wie die graue Sage spricht,
Zu des Kirchleins frommem Baue
Stein zu Steinen ward gefügt,
Ward der rüst´gen Hand des Meisters,
Die schon oft und viel gebaut
Auch dies :Kirchlein aufzuführen,
von den Gläudigen vertraut.
Durch Italiens Gefilde,
Wo die Kunst den Künstler preist,
Fern aus Deutschlands düstern Gauen
War der Meister weit gereist,
Hatte Romas Wunderwerke,
Kühn von Künstlerhand gebaut,
Die Paläste all´ und Kirchen
Und Sanct Petri Dom geschaut.
Und so kehrt´ er reich erfahren
Und mit kunstgeübter Hand
Wieder heimwärts zu den Seinen
In das deutsche Vaterland.
Doch die Kunst allein nicht brachte
Heimgekehrt er mit dahin -
Auch das heiße Blut des Südens
Und des Römers wilden Sinn.
Seinen Kunstsinn zu erproben,
Führt er jetzt das Kirchlein auf,
Und es ging der Bau in Eile
Vorwärts seinen schnellen Lauf.
Hundert rüst´ge Hände führten
Treu des Meisters Willen aus,
Und schon zeigte dem Beschauer
Seine Form das Gotteshaus.
Mit dem Meister, den Gesellen
Baut ein Jüngling. Ernst und mild
War des stillen Jünglings Sitte
Und er selbst der Demuth Bild,
Vorwärts aber schritt er eilig
Auf der Kunst erhab´ner Bahn,
Zu des Ruhmes ew´gem Tempel.
Da trat einst der Meister an.
Und sprach mit bescheid´nem Worte,
Wie's dem Lernenden geziemt:
"Lieber Meister, weit im Lande
Seid als Künstler ihr berühmt:
Mach´ ich eurem Beispiel Ehre,
So erlaubt die Bitte mir:
Laßt uns Jeder um die Wette
Bauen eine Säule hier!"
Lächelnd sprach darauf der Meister
In verächtlich stolzem Ton:
"Künstlerstolz mag ich wohl loben,
Was wär sonst der Arbeit Lohn?
Doch wenn Knaben sich erfrechen,
Um des Künstlers höchstes Gut
Mit dem Meister sich zu messen,
Sei bestraft ihr Uebermuth!"
"Darum baue, Knabe baue,
Bis zum Himmel bau´ hinauf,
Und des Uebermuthes Strafe
Folgt dir doch in schnellem Lauf!"
Nahm den Hammer und die Kelle
Und das Richtmaß mit dem Blei
Und des Meisels scharfe Schneide.
Auf daß Alles tüchtig sei.
Und sie bauten emsig Beide,
Und nach kurzer banger Zeit
War der Säulen eine fertig,
Kunstgerecht in Läng´ und Brei´ -
Ach, es war des Lehrlings Säule
Und der Meister stand dabei,
Gluthen in dem dunkeln Auge
Der Bestürzung Conterfei.
Da erglüht´ ein höllisch Feuer,
In dem Meister Zorn und Wuth,
Neid und Haß gleich Fiebersgluthen
Gossen wild sich durch sein Blut.
Wüthend griff er nach dem Messer,
Schwang es blitzend um sich her,
Senkt's ihm meuchlings in den Busen
Und der Jüngling war nicht mehr.
Da, erstarrt vom blut´gen Frevel,
Stand der Meister stumm und kalt,
Noch das Messer in den Händen,
Mit vernichteter Gestalt,
Und sein Auge, sonst voll Feuer,
Senkte den erstorb´nen Blick
Zu dem blut´gen Leichnam nieder,
Konnte nicht von ihm zurück.
Durch des neuen Tempels Räume
Tönte jetzt in ernstem Chor
Die Geheul ergoss´ne Klage
Zu des Himmels Höh´n empor.
Und sie tönte laut dem Meister
Herzzerreißend durch die Brust,
Zitternd stand er vor dem Richter,
Seines Mordes sich bewußt.
Und er ging mit festem Schritte
Seines Lebens letzten Gang,
Denn des Herzens tiefe Reue
Macht ihm vor dem Tod nicht bang.
Betend beugt er seine Kniee,
Betend vor dem Herrn der Welt -
Seht, da blitzt des Schwertes Klinge
Und das Haupt des Sünders fällt.
Heut noch sieht man in der Mauer
Jener Kirch das Kreuz des Herrn,
Und ein Messer eingehauen
Und das Schwert davon nicht fern,
Deutend daß des Jähzorns Wüthen
Unsers Herrn Gebet verhöhnt,
Und des Mordes blut´gen Frevel
Reue nur und Tod versöhnt.

Adolph Segniz

Das Brückentor-Bauopfer in Bremen

Seit 1244 ist die Existenz einer hölzernen Weserbrücke urkundlich belegt, von einem Tor ist allerdings nicht die Rede. In Bremen gibt es die Sage, das man die Knochen eines Kindes freigelegt habe, die der Baumeister als Bauopfer habe einmauern lassen.

siehe auch