Lucifer

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Lucifer / Luzifer

Quelle: Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Luzifer

Ergänzt durch Kai Stührenberg


Luzifer, der „Lichtträger“ oder "Lichtbringer" auch Demiurg oder "Herr der Welt" ist in der römischen Mythologie die Personifikation des Morgensterns.

Luzifer ist eine Gestalt, die in vielen Fällen mit dem Teufel, dem Satan oder dem Bösen gleichgesetzt wird. Der gefallene Engel, der zu stolz war und Gott gleich sein wollte.

Einleitend ist zu bemerken, dass es sich hierbei um ein Mißverständnis handelt, dass durch Übersetzungsfehler aber auch bewußte Manipulation entstanden ist. Die ursprüngliche Bedeutung "Lichtbringer" kommt dem Prinzip, dass durch Luzifer verkörpert wird, deutlich näher.

Auch wenn der Kontext mit dem Sündenfall nicht von der Hand zu weisen ist, so wird in der gängigen Rezeption der positive Aspekt der Erkenntnisfähigkeit oft unterschlagen.

Die Vorstellung, dass der Mensch über die Erkenntnis und die Hinwendung zur geistigen Welt selbst Gott werden kann, konnte die Kirche früher hur als Häresie begreifen, wodurch sich die Verdammung des Luzifer recht plausibel erklärt.

Mythos

Lucifer wird als Vorreiter des Helios gesehen, wobei sein Pferd bisweilen entsprechend der Tageszeit die Farbe wechselt oder er fährt wie dieser im Wagen über den Himmel.

Lucifer wird dem Phosphóros gleichgesetzt, dem Bringer der Morgendämmerung in der griechischen Mythologie, wie er z.B. schon bei Hesiod erscheint. Der Name „Lucifer“ ist dabei eine direkte Übersetzung des griechischen „Phosphóros“: Der „Lichtträger“ setzt sich zusammen aus lateinisch lux („Licht“) und ferre („tragen“) und ist somit eine wörtliche Entsprechung des griechischen φωςφορος phosphoros („lichttragend“).

Da in der griechischen Mythologie Eos, die Göttin der Morgenröte, als Mutter des Phosphoros gilt, wurde Aurora, die römische Entsprechung der Eos, als Mutter des Lucifer angesehen. Aber auch zu Venus, der Göttin des entsprechenden Planeten, gibt es eine Verbindung: Hyginus Mythographus nennt die Liebesgöttin selbst Lucifer, lichtbringend.

Nach dem Vergil-Kommentator Maurus Servius Honoratius hat Venus in Gestalt des Morgensterns Aeneas nach Laurentium geführt. Claudian unterstellt eine Liebesbeziehung von Lucifer und Venus. Außerdem galt Lucifer als die astrale Entsprechung des vergöttlichten Caesars.

Im 6. Jahrhundert findet sich bei Johannes von Gaza die Vorstellung eines fackeltragenden Lucifer, wobei der Prometheus-Mythos als Einfluss gelten kann. Auch kann man in solcher Beschreibung die Nähe Lucifers zum Cautes persisch-römischer Mysterienkulte finden.

Luzifer im Christentum

Diese ursprünglich sehr positive Konnotationen des Lucifer im Heidentum fanden im jungen Christentum zunächst Unterstützung in Schriftstellen, bei denen Lucifer als Herold des Tages zu Christus in Beziehung gesetzt wird, so in 2 Kor 4,6 EU, 2 Petr 1,19 EU und vor allem in Offb 2,28 EU, weshalb Lucifer sogar gelegentlich als Taufname verwendet wurde.

Im Gegensatz zu diesen eher positiven Aspekten Lucifers im Neuen Testament erscheint der Morgenstern in der hebräischen Mythologie des Alten Testaments als gefallener Engel. In Jes 14,12 EU ist er das Sinnbild der Gegner des Volkes Israel: "Ach, du bist vom Himmel gefallen, du strahlender Sohn der Morgenröte. Zu Boden bist du geschmettert, du Bezwinger der Völker." Dieser gefallene Morgenstern wird ab dem 4. Jahrhundert mit Satan identifiziert, von dem Jesus in Lk 10,18 EU sagt: "Ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen.

Dadurch kam es schließlich dazu, dass Lucifer im Christentum zu Luzifer, einem der Teufelsnamen wurde."

Die heute geläufige Luzifer-Vorstellung speist sich aus einer Verknüpfung mehrerer Quellen.


Luzifer als Morgenstern

An zahlreichen Stellen der Vulgata steht der Begriff „Luzifer“ für den Morgenstern, ohne dass dies in einer Beziehung mit dem Teufel stünde, so etwa im Buch Hiob (11,17 EU und 38,32 EU), im Buch der Psalmen (108,3 EU). Im Neuen Testament wird der Morgenstern nur an einer Stelle mit „Luzifer“ bezeichnet: „Dadurch ist das Wort der Propheten für uns noch sicherer geworden und ihr tut gut daran, es zu beachten; denn es ist ein Licht, das an einem finsteren Ort scheint, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in eurem Herzen.“ – 2. Petrusbrief (1,19 EU)

In der Offenbarung des Johannes (22,16 EU) spricht Christus von sich als dem „strahlenden Morgenstern“ (lateinisch stella splendida matutina). Aus diesem Grund hielten die frühen Christen Luzifer für einen Beinamen Christi. Als Belege dafür dienen etwa die Hymne carmen aurorae oder der Name des hl. Lucifer, eines Bischofs aus dem 4. Jahrhundert. In der Liturgie kommt die Bezeichnung Morgenstern in der lateinischen Fassung des Exsultets in der Osternacht vor: Flammas eius lucifer matutinus inveniat, ille, inquam, lucifer, qui nescit occasum. (Sie leuchte, bis der Morgenstern erscheint, jener wahre Morgenstern, der in Ewigkeit nicht untergeht).

Jesaja 14 – Hêlêl, Morgenstern, Luzifer Im Buch Jesaja (14,12–14 EU) wird in einem Spottlied vom Hochmut des „Königs von Babel“ berichtet, der „den Himmel ersteigen und seinen Thron über den Sternen Gottes aufstellen“ wollte. Stattdessen wurde er aber „in die Unterwelt hinabgeworfen […], in die äußerste Tiefe“, wurde „hingeworfen ohne Begräbnis wie ein verachteter Bastard“. Dabei wird der König von Babel allegorisch mit dem „schönen Morgenstern“ verglichen, der vom „Himmel gefallen“ ist.

In der griechischen Bibelübersetzung durch jüdische Gelehrte wurde die hebräische Bezeichnung für den Morgenstern, „Helel“, bereits mit „Phosphoros“ wiedergegeben. Die christlichen Kirchenväter – etwa Hieronymus in seiner Vulgata – übersetzten ihn mit „Lucifer“. Die Figur des Luzifer existiert im Judentum allerdings nicht, und der Satan, der im Christentum mit der Figur des Luzifer verbunden ist, ist im Judentum grundsätzlich anders als im Christentum.

Mit dem Satan brachten die Kirchenväter den gestürzten Lichtbringer Luzifer schließlich auf der Grundlage eines Ausspruches Jesu im Lukasevangelium (10,18 EU) in Verbindung: „Ich sah den Satan vom Himmel fallen wie einen Blitz“.

In der Offenbarung des Johannes deutet man den Drachen mit „sieben Häuptern und zehn Hörnern“ (Offb 12,3ff. EU) als den Teufel, der mit seinem Schwanz ein Drittel der Sterne hinwegfegt und den neugeborenen Christus zu verschlingen droht, ehe er vom Erzengel Michael besiegt wird: Michael und seine Engel erhoben sich, um mit dem Drachen zu kämpfen. Der Drache und seine Engel kämpften, aber sie konnten sich nicht halten und sie verloren ihren Platz im Himmel. Er wurde gestürzt, der große Drache, die alte Schlange, die Teufel oder Satan heißt und die ganze Welt verführt; der Drache wurde auf die Erde gestürzt und mit ihm wurden seine Engel hinabgeworfen- (vgl. Höllensturz). Nachdem Satan für tausend Jahre gebunden worden ist, macht er sich noch einmal auf, „um die Völker an den vier Ecken der Erde […] zu verführen und sie zusammenzuholen.“ Am Ende wird er „in den See von brennendem Schwefel geworfen“.


Wandlung zum Luzifer-Satan

In seiner Schrift "De principiis Prooemium" und in einer Homilie über das Buch XII verglich der christliche Gelehrte Origenes den Morgenstern Eosphoros-Luzifer erstmals mit dem Teufel/Satan. Im Kontext mit der im Christentum aufkommenden Engellehre vertrat Origenes die Ansicht, dass der ursprünglich mit Phaeton verwechselte Helal-Eosphoros-Luzifer, nachdem er sich Gott gleichzustellen versuchte, als himmlischer Geist in den Abgrund stürzte.

Cyprian (um 400), Ambrosius (um 340–397) und einige andere Kirchenväter schlossen sich im Wesentlichen dieser dem hellenistischen Mythos entlehnten Auffassung an. Die Kirchenväter Hieronymus, Cyrillus von Alexandrien (412–444) und Eusebius (um 260–340) sahen demgegenüber in der Prophezeiung des Jesaja nur das mystifizierte Ende eines babylonischen Königs. Diesen irdischen Sturz eines heidnischen Königs von Babylon betrachteten sie als deutlichen Hinweis auf den himmlischen Sturz Satans.

Im Mittelalter wurde Luzifer durch die Kombination von Jesaja (14,12 EU) (Sturz des Sohnes der Morgenröte) mit Lukas (10,18 EU) (Sturz Satans) auch im offiziellen kirchlichen Sprachgebrauch zum Synonym für den Satan/Teufel.

Grundsätzlich ist die Konnotation mit dem "Bösen" tatsächlich ein Mißverständnis, dass tief in das kollektive Bewußtsein eingedrungen ist. In ihm sind Chance und Gefahr zu gleichen Teilen enthalten. Er ist auf alle Fälle kein Widersacher von Gott, da er ein Teil von Gott ist.


Luzifer bei den Gnostikern und Katharern

Bei einigen gnostischen Gruppen wurde Luzifer nach der Identifizierung des Satans mit dem Luzifer durch die Kirchenlehrer auch weiterhin als göttliche Kraft angesehen und als Bote des eigentlich und unvorstellbaren Gottes verehrt.

In manchen gnostischen Systemen wurde der „erstgeborene Sohn Gottes“ als Satanael bezeichnet. Bei den Bogumilen und Euchiten hieß der „Erstgeborene“ Luzifer-Satanael. Für die Katharer, deren Lehre und Ritual mit einigen Modifikationen, von Italien ausgehend, von den Bogumilen übernommen wurde, war Luzifer zusammen mit Jesus Christus die erste Emanation des höchsten Gottes. Im Weltbild der Katharer, in der die ganze irdische Welt als Reich des bösen Luzifers und der Hölle angesehen wurde, kam es zum irdischen Fall der Engel, weil der von Neid erfüllte Luzifer als Lichtengel in einer als statisch angenommenen ursprüngliche Welt, durch den Glanz seiner Schönheit die dortigen Himmelsbewohner zum Teil verführte, was der gute Gott dieser himmlischen Sphäre jedoch zuließ.

Nach Ansicht der Katharer war die Ursache der Sündhaftigkeit ein Verführungszwang, weil sie die Entstehung der Sünde der ursprünglich guten Geister auf die Verführung des bösen Urwesens durch Ausschaltung der freien Willenskraft zurückführten.


Luzifer in der Anthroposophie

Rudolf Steiner hat sich intensiv mit den Prinzipien von Luzifer auseinandergesetzt. Er sieht ihn ebenfalls als Lichtbringer und als geistige Gegenkraft zu Ahriman, der für das materielle steht.

Lucifer führt den Mensch von der niederen Natur (Ahriman) zum geistigen, zum Licht. Das Licht ist im Osten, symbolisiert durch das Pentagramm, den flammenden Stern.

Im Hexagramm verbinden sich oben und unten (Luzifer und Ahriman) vereinigt in Christus. Hier erklärt sich der Begriff des Erlösers .

Luzifer hat den Menschen aus dem Paradies geworfen, in dem er ihm die Erkenntnismöglichkeit eröffnete, Genau diese Fähigkeit zur Erkenntnis ermöglicht dem Menschen aber auch über die Hinwendung zum geistigen den Weg zurück.

Er darf also keineswegs als einseitig böse geistige Macht aufgefaßt werden. Böse wird der Mensch, wenn er sich einseitig den durch Luzifer erregten sinnlichen Begierden willenlos hingibt. Gut wirkt Luzifer, wenn die Menschen durch ihn, den «Lichtträger», das Licht der Weisheit und den Sinn für die Schönheit der sinnlichen Welt aufnehmen. Alle Wissenschaften und Künste sind eine Gabe Luzifers - und ebenso alle auf Erkenntnis gegründete moralische Erkenntnis. Ohne ihn gäbe es die menschliche Kultur nicht.

Es geht also darum, das Gleichgewicht herzustellen und sich gleichzetig allen Kräften zu stellen, sie in sich zu erkennen.

Luzifer will den Menschen aus der reinen göttlichen Welt herausziehen und ihn in sein eigenes geistiges Reich führen, aber dieses liegt eben nicht tief in der materiellen Welt, wo Ahriman haust, sondern es steht an der Grenze zwischen sinnlicher und übersinnlicher Welt. Luzifer ist daher heute immer bestrebt, den Menschen von der bloß materiellen Welt loszulösen.

Christus ist von einem kosmischen Gott zu einem irdischen Gott geworden. Luzifer ist von einem irdischen Gott zu einem kosmischen Gott geworden.

Will der Mensch in der Zukunft wiederum aufsteigen zu der äußeren geistigen Welt, die hinter dem Schleier der Sinneswelt verborgen ist, will er nicht bei dem stehenbleiben, was äußerlich, nur grobstofflich ist, dann muß er durch die Dinge der Sinneswelt hindurchdringen in die geistige Welt; er muß sich in das Licht tragen lassen durch den «Licht-Träger»

Lucifer schafft die Möglichkeit aus der materiellen Welt (Ahriman) zu befreien durch die Hinwendung zum Geist. Durch die Liebe gelangen wir dann zu Christus.


Ähnliche Figuren

Das Motiv, dass ein Wesen den Göttern das Feuer stiehlt und den Menschen bringt, gegen die Götter rebelliert, bei ihnen in Ungnade fällt, beziehungsweise aus ihrem Reich verbannt wird, ist in mehreren Religionen zu finden. Entsprechend wird Luzifer mitunter mit der Gottheit Loki der nordischen Mythologie oder dem Prometheus der griechischen Mythologie verglichen. Eine Herleitung des Namens Loki von „Lucifer“oder ein gemeinsamer Ursprung beider Namen gilt jedoch als widerlegt.

Luzifer als Figur in Literatur, Musik und Film (Auswahl)

  • Doktor Faustus (1604) und Lucifer (1654)

Luzifer taucht als Figur in dramatischen Werken wie Christopher Marlowes Tragical History of Doctor Faustus von 1604 oder Joost van den Vondels Lucifer von 1654 auf.

  • Paradise Lost (1667)

In seinem Versepos Paradise Lost (1667) zeigt John Milton Luzifer – den er dort „Satan“ nennt und somit mit diesem gleichsetzt – als stolzen, ehrgeizigen Engel, der sich nach seiner Auflehnung gegen Gott gestürzt in der Hölle wiederfindet. Dort übernimmt er die Leitung („Better to reign in Hell than serve in Heav’n“) und setzt, von Mammon und Beelzebub unterstützt, erfolgreich seine rhetorischen und organisatorischen Fähigkeiten ein. Später betritt er den Garten Eden, um dort in Gestalt der Schlange Adam und Eva zu verführen, vom Baum der Erkenntnis zu essen.

Luzifer in der Freimaurerei

Die Figur findet Verwendung im Buch "Morals and Dogma" von Albert Pike. Diese Stelle wird oft von Verschwörungstheoretikern unzulässig gekürzt zitiert und fehlinterpretiert. Pike hat selbstverständlich nicht Lucifer als Herren der Freimaurerei bezeichnet sondern spricht über das Prinzip als Kraft, mit der es umzugehen gilt.

"The Apocalypse is, to those who receive the nineteenth Degree, the Apothesis of that Sublime Faith which aspires to God alone, and despises all the pomps and works of Lucifer. LUCIFER, the Light-bearer! Strange and mysterious name to give to the Spirit of Darkness! Lucifer, the Son of the Morning! Is it he who bears the Light, and with its splendors intolerable blinds feeble, for traditions are full of sensual or selfish Souls ? Doubt it not! Divine Revelations and Inspirations: and Inspiration is not of one Age nor of one Creed. Plato and Philo, also, were inspired. The Apocalypse, indeed, is a book as obscure as the Sohar. It is written hieroglyphically with numbers and images; and the Apostle often appeals to the intelligence of the Initiated. “Let him who hath knowledge, understand! let him who understands, calculate !” he often says, after an allegory or the mention of a number. Saint John, the favorite Apostle, and the Depositary of all the Secrets of the Saviour, therefore did not write to be understood by the multitude."

Die Figur wie auch das Prinzip spielen in den blauen Graden so gut wie keine Rolle. Lediglich im Freimaurerorden könnte das Pentagramm mit der Spitze nach unten als Hinweis auf Lucifer interpretiert werden. Allerdings erscheint hier eine geometrische Analyse deutlich passendere Hinweise auf die Bedeutung dieses Symbols zu geben.

Man kann Luzifer als den Weg zum Licht interpretieren und auch als den Weg der Erkenntnis. In diesem Fall hätte das luziferische Prinzip durchaus etwas zu tun mit dem freimaurerischen Weg. Letztendlich geht es um Selbsterkenntnis, um die Auseinandersetzung mit den luziferischen und ahrimanischen Kräften und im letzten Schritt um die Erlösung durch die Überwindung und Vereinigung der unterschiedlichen Kräfte.

In einigen Hochgradsystemen wird das Prinzip des Demiurgen und des Herren der Welt in den höheren Graden bearbeitet.

Letztendlich geht es um das Prinzip, dass in jedem Menschen ein göttlicher Funke ist, den es zu entwickeln gilt um selbst göttlich zu werden oder Gott in sich zu verwirklichen. Die Freimauerischen Werkzeuge, können dabei behilflich sein.


Siehe auch

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