Traktat: Freimaurer - Was Sie immer schon wissen wollten
Inhaltsverzeichnis
- 1 Öffentlicher Vortrag im Verband für Radiästhesie und Geobiologie in Wien am 27.2.2019
- 2 Wie nähern wir uns diesem Thema?
- 3 Was hat man nun eigentlich gegen die Freimaurerei?
- 4 Wie ist das jetzt mit dem Geheimnis?
- 5 Was passiert denn nun bei den Treffen in den Logen?
- 6 Dürfen auch Frauen Freimaurer sein?
- 7 Wie wird man Freimaurer?
- 8 Ist die Freimaurerei eine Religion?
- 9 Ist sie womöglich eine Sekte?
- 10 Der Mythos der Hochgradfreimaurerei
- 11 Christen und Freimaurer, wie geht das zusammen?
- 12 Ist die Freimaurerei esoterisch?
- 13 Wo findet man weiterführende Informationen?
Öffentlicher Vortrag im Verband für Radiästhesie und Geobiologie in Wien am 27.2.2019
Mein Name ist Walter G. Ich bin Mitglied des Verbandes für Radiästhesie und Geobiologie – und ich bin Freimaurer in Wien. Einige Veranstaltungen zu diesem Thema hier im Verband haben mich mit Verwunderung erfüllt. Offensichtlich muss man nicht viel von diesem Thema wissen, um sich anmaßen zu können, öffentlich darüber zu sprechen. Deshalb möchte ich Ihnen heute hier ein paar Informationen aus erster Hand geben. Ich berichte in diesem Vortrag über meine Erfahrungen und meine persönliche Meinung. Freimaurerei ist vielfältig. Wenn Sie drei Freimaurer zu diesem Thema fragen, haben Sie am Ende möglicherweise vier verschiedene Ansichten. Wohlgemerkt: Das, was ich Ihnen hier erzähle, ist mit Sicherheit keine offizielle Stellungnahme “der Freimaurerei”. Das kann es auch gar nicht sein. Warum das so ist, werden sie am Ende meines Vortrags verstanden haben. Dann wird es auch Gelegenheit geben, Fragen zu stellen. Wenn Ihnen also eine solche auf der Zunge brennt, warten Sie bitte bis zum Schluss. Vielleicht finden Sie die Antwort ja schon vorher im Zuge des Vortrags.
Wie nähern wir uns diesem Thema?
Die Schweizerische Großloge Alpina beschreibt Freimaurerei so: „Der Zweck des Freimaurerbundes ist die Erziehung seiner Mitglieder zum wahren Menschentum. Die Mittel hierzu sind die Übung der von den mittelalterlichen Dombauhütten übernommenen symbolischen Gebräuche, die gegenseitige Belehrung über die wichtigen Angelegenheiten der Menschheit, die Pflege des Idealen und Anregung zu wahrer Freundschaft und Bruderliebe. Jeder soll diese Grundsätze außerhalb der Loge verbreiten, die Aufklärung nach Kräften fördern und der Intoleranz entgegentreten. In der Loge werden die Mitglieder durch gemeinsames Erleben von Symbol und Ritual zur Selbsterziehung angeregt. Durch Eintreten für die Würde des Menschen und Pflege der Brüderlichkeit und durch Übung der Wohltätigkeit versuchen die Freimaurer, die Ideale der Humanität zu verwirklichen.“ Oft gebraucht wird die alte englische Definition: Was ist Freimaurerei? Daheim ist sie Güte, im Geschäft ist sie Ehrlichkeit, in Gesellschaft ist sie Höflichkeit, bei der Arbeit ist sie Anständigkeit! Für den Unglücklichen ist sie Mitleid, für den Schwachen ist sie Hilfe, für den Starken ist sie Vertrauen. Dem Gesetz gegenüber ist sie Treue, gegen das Unrecht ist sie Widerstand. Beim Reuigen ist sie Verzeihen, für den Glücklichen ist sie Mitfreude. Vor Gott ist sie Ehrfurcht und Liebe. Mehr darüber finden sie auch auf den Websites vieler Freimaurerlogen oder auf Freimaurer-wiki.de, woher auch die obigen Zitate stammen. Freimaurerei ist also Selbsterziehung zum Menschsein! Damit ist eigentlich schon alles gesagt. In der Freimaurerei geht es in erster Linie darum, dass sich Menschen wie du und ich verpflichten, an sich selbst beständig zu arbeiten, um sich zu besseren Menschen zu entwickeln. Jedenfalls haben die Freimaurer nicht die Absicht, nach der Weltherrschaft zu greifen. Dennoch hält sich diese Unterstellung fast unausrottbar. Dieser Vortrag soll helfen, ein wenig Licht in die Informationsdunkelheit scheinen zu lassen.
Was hat man nun eigentlich gegen die Freimaurerei?
Tatsache ist, dass sie seit jeher in Diktaturen, ganz gleich ob rechter, linker oder religiöser Prägung, immer schon einen schweren Stand hat. Diktaturen tun sich naturgemäß schwer mit Menschen, die es vorziehen, den eigenen Kopf zu benutzen, als sich vorgefertigten Meinungshülsen zu unterwerfen. Die “Selbsterziehung zum Menschsein”, die die Freimaurer meinen, hat nämlich eine massive Nebenwirkung. Man beginnt damit, Dogmen zu hinterfragen, glaubt nicht jeden Unsinn und ist daher nicht mehr so leicht lenkbar, wie es autoritäre Staatssysteme oder so manche Religionen gerne hätten. Freimaurer sind untereinander zwar sehr verschieden, aber jedenfalls sind sie meist Individualisten und freie Geister. Allein schon deshalb können sie kein Interesse daran haben, die Weltherrschaft an sich reißen zu wollen. Ein solches Unterfangen würde möglicherweise im internen, überaus kritischen Diskurs auf allen nur denkbaren Ebenen ausarten und wäre so von Vornherein zum Scheitern verurteilt. Umgekehrt hätte ich aber gar nichts dagegen, mehr Freimaurer in verantwortlichen Positionen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zu sehen, als es derzeit der Fall ist. Wenn sie ihre Arbeit an sich selbst ernst nehmen, wären sie wenigstens um vertrauenswürdige und grundehrliche Lebenshaltung bemüht.
Wie ist das jetzt mit dem Geheimnis?
Vieles davon, was früher in der Öffentlichkeit für “streng geheime Informationen” gehalten wurde, wie etwa die Bedeutung der einzelnen Symbole, die Innenansichten von Freimaurertempeln, ja selbst vollständige Ritualtexte, sind heute jedem jederzeit im Internet zugänglich. Was die Freimaurer aus gutem Grund weiterhin streng diskret behandeln, ist die Nämlichkeit ihrer Mitglieder und die teilweise höchst privaten Informationen über sie, die man in den regelmäßigen Treffen nun einmal erfährt. Diese zu schützen, verspricht jeder einzelne Freimaurer durch einen feierlichen Eid – anders als es in Bienenzüchtervereinen oder an Biertischen gilt. Ich stehe hier vor Ihnen und sage Ihnen, dass ich Freimaurer bin. Das darf ich. Ich darf aber keinen anderen Freimaurer ohne seine Zustimmung als solchen bezeichnen. Erst der Tod eines Freimaurers entbindet mich davon.
Was passiert denn nun bei den Treffen in den Logen?
Zuerst begrüßt man einander, plaudert ein wenig, um Abstand vom Treiben des Alltags zu gewinnen. Zu gegebener Zeit bereitet man sich auf traditionelle Weise auf das Betreten des sogenannten “Tempels” vor. Die Bekleidungsregeln unterscheiden sich von Loge zu Loge; manche arbeiten auch heute noch mit Frack und Hohem Hut. Dann tritt einer nach dem anderen in geordneter Reihenfolge in den Tempel ein. Zu den Traditionen der Freimaurer gehört es, “Beamte” zu bestellen, die die übrigen Teilnehmer durch das Ritual führen – das sind in erster Linie der Meister vom Stuhl und die beiden Aufseher. Die Beamten haben keine Machtposition im eigentlichen Sinne. Es sind Gleiche unter Gleichen, die für eine begrenzte Amtsperiode gewählt werden. Die Arbeit wird rituell mit festgelegten, immer gleichen Wechselreden zwischen den Beamten eröffnet. Im Kern der Arbeit hält meist eines der Mitglieder der Loge einen Vortrag. Anschließend wird die Loge wieder mit einem rituellen Dialog geschlossen. Danach verläßt man genau so geordnet den Tempel, um sich zu einem gemeinsamen Essen zusammen zu finden. Manch einer bezeichnet die Logenarbeit als eine geordnete, gemeinsame Meditation.
Dürfen auch Frauen Freimaurer sein?
In Österreich gibt es zur Zeit sechs Großlogen, von denen eine, mit knapp viertausend Mitgliedern die größte, nur Männer aufnimmt. Die übrigen fünf arbeiten “gemischt”, d.h. sie nehmen auch Frauen in ihre Reihen auf.
Wie wird man Freimaurer?
Bei mir war es ein Buch, das mich zu diesem Thema gebracht hat. Es hat mir klar gemacht, dass die menschlichen und moralischen Ziele den meinen entsprechen. Ich wurde damit zum Suchenden, und bald wurde ich im Internet fündig. Nach einigen Mails kam es zu mehreren Treffen mit verschiedenen Mitgliedern der Loge auf neutralen Boden. Wenn alle Logenmitglieder zustimmen, kann der oder die Suchende in einem feierlichen Ritual aufgenommen werden. Damit wird er oder sie zum Freimaurerlehrling. Dem kann – nach geraumer Zeit – die Beförderung zum Gesellen und schließlich die Erhebung zum Meister folgen. Nichts, was dabei geschieht, irritiert in irgendeiner Art und Weise die moralischen oder religiösen Gefühle des betreffenden Menschen. Hier eine kleine Warnung: Nicht überall, wo “Freimaurerei” draufsteht, ist auch wirklich “Freimaurerei” drin. Sollten Sie überaus aufdringlich umworben werden oder gar dazu genötigt werden, vierstellige Beträge auf den Tisch zu legen, um sich den Zutritt zur geheimnisvollen Welt der Freimaurer zu erkaufen, haben Sie es sicher nicht mit einem wahren Freimaurer, sondern eher mit einem Betrüger zu tun. Denn der Begriff Freimaurerei ist nicht geschützt. Genau genommen kann jeder eine Loge gründen und behaupten, die einzig wahre Freimaurerei zu betreiben. Um diesbezüglich verlässliche und vertrauenswürdige Strukturen zu schaffen, behelfen sich Großlogen in aller Welt mit einem Netzwerk gegenseitiger Anerkennung. Voraussetzung für die Aufnahme in den Bund ist es, frei und von gutem Ruf zu sein. Es gibt zwar heute keine Leibeigenen mehr – aber unfrei ist man auch, wenn man in einem derart engen Zeitkorsett steckt, dass man zu den Treffen nur selten Zeit findet. Den altertümlichen Begriff “von gutem Rufe sein” übersetzen wir heute schlicht mit “einen einwandfreien Leumund haben”.
Ist die Freimaurerei eine Religion?
An dieser Stelle weise ich nochmals darauf hin, dass ich hier ausschließlich meine persönliche Meinung vertrete. Dieses Thema wird innerhalb des Bundes ausgesprochen unterschiedlich verstanden, und ich gebe zu, dass meine Ansicht auch manchem Freimaurer radikal erscheinen mag. Ich denke, Freimaurerei kann keinesfalls als Religion gesehen werden – zumindest nicht, wenn diese als vereinfachte Darstellung höherer Wahrheiten definiert wird, um sie einer breiten Masse näher zu bringen. Im Grunde genommen weisen alle Religionen auf einen gemeinsamen Ursprung hin. Dabei bedienen sie sich unter anderem gewisser Dogmen – nicht beweisbarer Thesen –, auf denen das gesamte Gedankengebäude ruht. Zudem gibt es hauptberufliche Vermittler dieser Wahrheit. Je besser diese Vereinfachung der “Wahrheit” bei der Religionsgründung gelungen ist, umso länger scheinen sich die betreffenden Religionen halten zu können – selbst wenn mit der Zeit Verfälschungen der ursprünglichen Idee Platz greifen und ihre Vermittler – meist “Priester” genannt – ihre Macht systematisch missbrauchen. Dennoch möchte ich einräumen, dass Religionen ein durchaus gangbarer Weg sein können, Menschen einen Zugang zur Wahrheit zu zeigen. In der Freimaurerei hingegen ist jeder angehalten, sich seines eigenen Zugangs zur Wahrheit bewusst zu werden – und zwar gänzlich ohne Dogmen und Vermittler. Dies steht zu keiner Religion in Widerspruch. Die sogenannte “Freimaurerarbeit” besteht ausschließlich aus der Arbeit an sich selbst. In der Gemeinschaft mit Gleichgesinnten bemüht sich der Freimaurer darum, seinen eigenen rauhen Stein zu glätten, dabei sich selbst zu verbessern und alle Mitmenschen in ihrem Anders-Sein zu achten. Da der Zugang zu diesem Thema jedem einzelnen überlassen ist, wird jeder eine andere höchst individuelle Lösung finden. So mancher wird mehrere Anläufe benötigen oder sogar scheitern. Das sogenannte freimaurerische Geheimnis liegt vor allem darin, dass die in der Freimaurerarbeit erlebte Selbsterfahrung für jeden eine andere ist. Sie kann selbst unter Freimaurern nur bedingt, mit Außenstehenden aber überhaupt nicht geteilt werden. Somit kann das Geheimnis gar nicht verraten werden. Für andere hätte es nämlich nicht mehr Wert als irgendein Dogma irgendeiner Religion. Die Freimaurerei kann also gar keine Religion sein oder jemals werden: Jede Religion braucht Dogmen, um zu funktionieren – und wenn die Freimaurerei auch nur ein Dogma hätte, wäre sie keine Freimaurerei mehr.
Ist sie womöglich eine Sekte?
Nein, definitiv nicht. Eine Sekte ist laut Wikipedia “eine von einer Mutterreligion abgespaltene religiöse Gemeinschaft”. Da die Freimaurerei keine Religionsgemeinschaft ist – und es auch niemals war –, kann sie auch keine Sekte sein. Dazu kommt noch, dass man in einer Sekte schnell drin ist, aber nur unter Schwierigkeiten wieder raus kommt. In der Freimaurerei ist es genau umgekehrt: Bevor Sie sich einer Loge anschließen dürfen, werden Sie auf Herz und Nieren geprüft, um sicherzustellen, dass Sie in die Gemeinschaft überhaupt passen. Die Loge zu verlassen, ist hingegen ein bloßer Formalakt: Es genügt, ausstehende Mitgliedsbeiträge zu begleichen und schriftlich den Austritt zu erklären.
Der Mythos der Hochgradfreimaurerei
Tatsächlich existieren gewisse freimaurerische Systeme, die über die ersten drei Grade – Lehrling, Geselle und Meister – hinausführen. Diese werden in der Umgangssprache oft “Hochgrade” genannt. Diese Bezeichnung ist aber absolut irreführend; richtiger sollten sie “Perfektions-” oder “Vertiefungsgrade” heißen. Sogenannte “Hochgradmaurer” beschäftigen sich besonders intensiv mit gewissen Aspekten der Freimaurerei – wie etwa Verschwiegenheit, Gerechtigkeit, Eintreten für die Rechtlosen oder Zivilcourage, philosophisch wie auch praktisch. Für eine solche Beschäftigung braucht man unter anderem vor allem eines: Zeit. Das ist der Grund, warum einander in den Perfektionslogen unter anderem zwei durchaus unterschiedliche Bevölkerungsgruppen die Hand geben: Einerseits Menschen, die mitten im Berufsleben stehen und finanziell weitgehend unabhängig sind, und andererseits – erraten: ganz normale Rentner. Genau genommen ist im ersten Grad der Freimaurerei, also im Lehrlingsgrad, das Wesentliche bereits enthalten und vorgezeichnet. Gesellen- und Meistergrad sind Erweiterungen dieser Selbsterfahrung und in den Perfektionslogen werden sie weiter vertieft. Aber über allem steht ein Grundsatz, den die Freimaurer “die Begegnung auf der Wasserwaage” nennen. Ob jemand Lehrling, Meister oder “Dreiunddreißiger” ist, sollte unter Freimaurern genauso wenig Unterschied machen wie ob jemand ein Mechatroniker in Pension ist (so wie ich), Weinbauer, Anwalt oder Industrieller. Was zählt, ist “das Ansehen, das sich ein Mensch durch seine Lebenshaltung erworben hat”. Geben sich Freimaurer einander durch geheime Zeichen zu erkennen? Ja, das tun sie – aus Gründen der Traditionspflege. Es existieren diskrete Zeichen und Passworte. Diese stammen aus der Zeit der wandernden Handwerker. Nur wenige Menschen konnten schreiben und lesen, Reisepässe existierten daher ebensowenig wie Zeugnisse oder Zertifikate. Das Interesse der Zünfte, ihre Betriebsgeheimnisse keinem Betriebsfremden anzuvertrauen, war jedoch ebenso groß wie heute. Also behalf man sich damit, geheime Passgriffe, Passworte und Bewegungsabläufe einzustudieren, die – unter Androhung drakonischer Strafen – strikt geheim gehalten werden mussten. Im freimaurerischen Ritual haben sie sich bis heute erhalten. Sie sollen die Freimaurer unter anderem daran erinnern, wo ihre Traditionen und geschichtlichen Ursprünge liegen.
Christen und Freimaurer, wie geht das zusammen?
Freimaurer haben kein Problem mit Religionen. Mehr noch: Viele – wenngleich nicht alle – freimaurerischen Lehrarten verlangen von ihren Mitgliedern, eine “höhere Macht” anzuerkennen. Die Ritualtexte beziehen sich auf diese durch das Symbol des sogenannten “Großen Baumeisters aller Welten”. Dieses schließt sämtliche Vorstellungen, die sich Menschen vom Göttlichen machen, friedlich mit ein – und keine aus. Nur so ist es möglich, dass sich Christen, Juden, Moslems und Buddhisten einträchtig mit Deisten (“Ich glaube an einen Gott, weil es vernünftig ist, dies zu tun”) und Agnostikern (“Weder die Existenz Gottes ist beweisbar noch seine Nicht-Existenz, also halte ich beides für möglich”) in einem Tempel zur gemeinsamen spirituellen Arbeit zusammenfinden können. Die Kirche hingegen, vornehmlich die katholische, zeigte meiner Meinung nach von Anfang an wenig Interesse daran, ihr Personal freidenkerischen Ideen auszusetzen. Die im Verlauf der Geschichte von mehreren Päpsten über jeden Freimaurer verhängte Exkommunikation wird heute zwar nicht mehr vollzogen, aber sie wurde auch nie offiziell zurückgenommen. Bis heute könnte es für einen Freimaurer in gewissen Gemeinden, Positionen oder Betrieben mitunter ungemütlich werden, wenn seine Zugehörigkeit öffentlich würde. Wen kann es verwundern, dass viele Freimaurer mit ihrer Zugehörigkeit zum Bund lieber höchst diskret umgehen? Über den wahren Grund der Abneigung der Kirchen gegen die Freimaurerei wurde schon viel nachgedacht. Meiner persönlichen Meinung nach dürfte er darin liegen, dass es sich nahezu alle etablierten Religionsgemeinschaften herausnehmen, als einzige vor allen anderen “die Wahrheit” zu kennen und lehren zu dürfen. Die Freimaurerei hingegen ermutigt ihre Anhänger ganz entschieden dazu, “die Wahrheit zu suchen”, lässt jedoch offen, wie dies geschehen kann – ja selbst ob sie überhaupt jemals gefunden werden kann. Es ist nachvollziehbar, dass manche Kirchen dies als mögliche Konkurrenz empfinden. Lassen Sie es mich an dieser Stelle grob vereinfachen: Ich vergleiche die bekannten Religionsgemeinschaften gerne mit Fertighauslieferanten. Sie liefern vorgefertigte Lebenslösungen von der Stange, und was nicht passt, wird passend gemacht. Die Freimaurerei hingegen ist eher so etwas wie ein Baumarkt, der Millionen unterschiedlicher Materialien zum Selbstbau bereithält. – Insofern ist sie ja am Ende vielleicht doch so etwas wie eine Religion; aber eben eine für den selbst denkenden, kritischen, freiheitsliebenden Menschentypus des neuen Jahrtausends, das eben erst begonnen hat.
Ist die Freimaurerei esoterisch?
Auf diese Frage gibt es keine eindeutige Antwort. Manche Gruppierungen - so die meine - würden sich als esoterisch bezeichnen, andere als eher wissenschaftlich oder gesellschaftspolitisch orientiert. Ich zähle zu jenen Freimaurern, die Arbeit im Tempel als überaus spirituelle und energetische Arbeit wertschätzen. Ich habe meine Wurzeln aber auch hier im Verband; Freimaurer bin ich erst später geworden. Das Wissen über Geomantie, das hier vermittelt wird, ergänzt in jedem Fall die Freimaurerei auf sinnvolle Weise.
Wo findet man weiterführende Informationen?
Ich empfehle hier insbesondere die Plattform eines deutschen Bruders Freimaurer, www.freimaurer-wiki.de. Hier sind auch die eingangs genannten Zitate zu finden. Die Beiträge, die dort zu lesen sind, stammen fast zur Gänze von Brüdern und Schwestern. Darüber hinaus betreibt heute fast jede Großloge ihre eigene Website. Auch dort finden Sie authentische Quellen.