Antifreimaurerkongress

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Antifreimaurerkongresse

Quelle: Lennhoff, Posner, Binder von 1932

Trient 1896

veranstaltet nach dem Erscheinen der Enzyklika "Pracelara gratulationis" des Papstes Leo XIII. auf Antrag des Präsidenten der italienischen Antifreimaurerliga "Gullino Luigi", eröffnet am 27. September in Gegenwart von Kardinälen, 36 Bischöfen, bischöflichen Delegierten und mehr als 700 weiteren Abgesandten, zumeist Geistlichen. 22 Kardinäle, 23 Erzbischöfe, 116 Bischöfe forderten den Kongreß in Zuschriften auf, den Freimaurern die Maske vom Gesicht zu reißen. Den Vorsitz führte der Patriarch von Konstantinopel, Casetta, der auch den Kardinalvikar von Rom, Parocchi, vertrat; ihm standen als weltlicher Präsident Fürst Karl zu Löwenstein (s. d.) und 14 Vizepräsidenten aus verschiedenen Staaten zur Seite. Der Papst begrüßte den Kongreß mit einem Breve, in dem von (freimaurerischen) "Dogmen verwegenster Gottlosigkeit" die Rede war. Der Fürstbischof von Trient, Valussi, hieß den Kongreß in seiner Residenz willkommen, "wo sich einst jenes Konzil versammelte, das dem Protestantismus die Hörner zerschmetterte".

Heute gelte es, einen Feind zu bekämpfen, der listig und verschlagen im Namen der Menschlichkeit und des Menschentums, welch letzteres er der Gottheit vorzieht, Unheil anrichtet die Freimaurerei, die man mit der höllischen Schlange vergleicht, die das erste Menschenpaar betrog, wie die Freimaurerei die Völker täuscht, indem sie ihnen das Glück verspricht". Der Sekretär des Kongresses, Verzichi, legte dessen Ziele dar. Er predigte "einen wahren Kreuzzug gegen den modernen Islam", die Freimaurerei, und gab der Hoffnung Ausdruck, die grünen Freimaurerfahnen recht bald als Siegestrophäen in der Kirche Santa Maria della Vittoria hängen zu sehen. In vier Sektionen wurde gearbeitet, deren erste die freimaurerische Lehre untersuchte und als deren Endzweck den "allgemeinen Umsturz der physischen, geistigen und moralischen Weltordnung" bezeichnete. Die vierte Sektion, für die die Organisation der antifreimaurerischen Bewegung Grundzüge aufstellen sollte, legte ein Statut vor, wonach die 1893 in Rom begründete "Union générale antimaçonnique" als alleiniges Zentrum aller antifreimaurerischen Gruppierungen anzusehen sei; der Beschluß wurde aber nicht durchgeführt. Im Mittelpunkt des Kongresses standen die Debatten über die Angelegenheit Taxil (s. d.), den "Satanskult" der Freimaurer, die Existenz der Miß Diana Vaughan.

Taxil war der eigentliche Anreger des Kongresses gewesen. Zwei Richtungen standen sich in Trient schroff gegenüber: die deutschen Kleriker, die nach zehn Jahren doch langsam auf den Schwindel gekommen waren, und die große Masse der übrigen, die nach wie vor treu zu Taxil und der Miß Vaughan standen. Als der deutsche Monsignore Gratzfeld, der Vertreter des Erzbischofs von Köln, erklärte, die mysteriöse Diana Vaughan existiere gar nicht, es handle sich um einen großartigen Betrug, der mit einer Blamage enden müsse, traten ihm ein französischer und ein italienischer Geistlicher in sehr heftiger Weise entgegen.

Als dann in einer Sektionssitzung der französische Abbé de Bessonies (s. d.) für Miß Vaughan in die Schranken trat, suchten ein anderer deutscher Geistlicher, Dr. Baumgarte, aus Rom und der Österreicher Koller dem entgegenzuwirken. Sehr konkrete Fragen, die Baumgartner stellte, wurden aber mit der linken Hand abgetan. Schließlich griff von donnerndem Applaus empfangen, Taxil selbst in die Debatte ein. Er wartete mit einem starken Trumpf auf, indem er eine "Photographie" der Miß Vaughan vorwies; dann erging er sich in starken Ausfällen gegen den Pater Hermann Gruber S. J., der, anfänglich selbst im Banne des Schwindels, dann viel zu dessen Aufklärung beitrug. Man beschloß, eine Kommission einzusetzen, um die Frage der Existenz der Miß Vaughan restlos zu klären. Diese Kommission fällte dann nach dem Kongreß ein salomonisches Urteil, indem sie erklärte, daß sie "bisher auf keinen durchschlagenden Beweisgrund, sei es für, sei es gegen die Existenz" gestoßen sei.

Ligue Francaise Antimaçonnique

Nationale Tagungen werden[wurden] fast alljährlich von französischen antifreimaurerischen Körperschaften veranstaltet, als internationale Kongresse wurden zwei Veranstaltungen 1911 und 1915/16 in Paris bezeichnet, an denen aber ebenfalls vorwiegend Franzosen teilnahmen. Beide wurden auf Veranlassung der Ligue Francaise Antimaçonnique vom Bureau International Antimaçonnique veranstaltet. Auf dem ersten (November 1911) trat den offiziellen Protokollen zufolge ein deutscher Monsignore als Redner auf, auf dem zweiten Kongres, der unter Vorsitz des Herrn de Vignieres, vom 21. Dezember 1915 bis 15. Januar 1916 tagte, waren außer Französen naturgemäß nur Angehörige von anderen Ententestaaten zugegen.

Wien

Ein seit 1929 von dem kleinen monarchistischen Kreis des österreichischen Obersten Gustav Wolff (s. d.) wiederholt angesagter Antifreimaurerkongress in Wien kam wegen mangelnden Interesses nicht zustande.