Geheimbund

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Geheimbund

Quelle: Internationales Freimaurer-Lexikon von Eugen Lennhoff und Oskar Posner (1932)

Die "Weltenkette" dem Freimaurer fernes Endziel, schöner Wunschtraum, ist jenen, die die Königliche Kunst Tag für Tag lästern, positive Gegenwart. Ihnen ist die Freimaurerei ein Geheimbund, dessen Macht über die ganze bewohnte Erde reicht, der Menschheitstempel ein alles beherrschender Staat über den Staaten, eine alle Glaubensmeinungen verfolgende Kirche über den Kirchen.

Geheimverbände sind nun nach Schweyer Vereinigungen, die ihr Dasein, ihre Ziele, ihre Verfassung, ihre Tätigkeit, ihre Mitglieder und ihre Gebräuche oder sonstige zur Beurteilung wichtige Umstände, die Einrichtungen oder Merkmale ihres Wesens aus irgendeinem Grunde geheimhalten.

Beispiele von Geheimbünden sind: die Illuminaten, die Carbonari, die Dekabristen, irische Geheimbünde, wie die Fenier, die chinesische Hung-Gesellschaft, der Ku-Klux Klan, die Omladina, die Schwarze Hand u. a. m. Auf die Freimaurerei punktweise nach der obigen Definition bezogen:

  • Dasein: ist bekannt. Versammlungsort kann allenorts polizeilich nachgewiesen werden.
  • Ziele: sind aus den Schriften der Freimaurer ohne weiteres zu ersehen.
  • Verfassung: wird gedruckt in Profandruckereien und den Behörden zur Genehmigung vorgelegt
  • Tätigkeit: ist bekannt aus zahllosen Wohlfahrtseinrichtungen u. ä. m., ebenso die geistige Tätigkeit aus der Literatur des Bundes.
  • Mitglieder: Mitgliederlisten werden in Profandruckereien alljährlich gedruckt, kommen also in Staaten mit Zensurgesetzen ohne weiteres zur Kenntnis der Behörde. Die Vorstände müssen der Behörde bekanntgegeben werden.
  • Gebräuche: die Kulthandlungen, Zeremonien (Ritual) werden geheimgehalten (s. Geheimnis).

Einrichtungen oder Merkmale anderer Art als die oben genannten bestehen nicht, können daher nicht geheimgehalten werden. Die Freimaurerei ist somit kein Geheimbund, sie ist eine in sich geschlossene Gesellschaft.


Die heutigen Freimaurerlogen sind 'diskrete Gesellschaften':

Der Text oben stammt aus dem Jahr 1932. Die Terminologie hat sich verändert: Man spricht heute eher von "Geheimgesellschaften" und zur Abgrenzung von diesen von "diskreten Gesellschaften". Letzteres sind die Freimaurer. Zwar mussten sie in historischen Zeiten zum Selbstschutz gegen die autokratische Obrigkeit gewisse Eigenschaften von Geheimgesellschaften annehmen, doch heute sind die Logen anders organisiert: diskret was ihr Innenleben betrifft, aber die Öffentlichkeit weiß von ihnen, sie kennt ihre Adressen und die führenden Funktionäre. Für die Vereinsbehörden sind sie genau so transparent wie alle anderen ordnungsgemäß angemeldeten Vereine.

Obwohl es also unsinnig ist, reihen immer noch viele Menschen die Freimaurerlogen in der Rubrik "Geheimbünde" oder "Geheimgesellschaften" ein. Noch schlimmer: Sie halten diese von ihnen imaginierten geheimen Organisationen - was immer sie dafür halten, Freimaurer oder andere - für die Strippenzieher der Weltpolitik. Die österreichische Tageszeitung 'Der Standard' veröffentlichte im Juni 2017 eine von ihr in Auftrag gegebene repräsentative Umfrage, in der ergründet wurde, was die Menschen für wahr halten und was für falsch. Einer von zwanzig angebotenen Sätzen lautete: "Das Weltgeschehen wird von Geheimbünden gesteuert": 35% hielten den Satz für falsch und 33% für wahr; 32% hatten keine Meinung. Am meisten Zustimmung erhielt immerhin der Satz, dass unter der Nazi-Diktatur Millionen Juden ermordet wurden (91/2/7%), am wenigsten der, dass die Erde eine Scheibe sei (3/94/3%).

Videos

  • Auf dem folgenden Youtubevideo wird das Thema 'Geheimgesellschaften' elegant aufbereitet:


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