Papus

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Papus

Quelle: Internationales Freimaurer-Lexikon von Eugen Lennhoff und Oskar Posner (1932)


Pseudonym für Dr. Gérard Encausse, aus der Gascogne stammender Arzt und okkultistischer Schriftsteller in Paris, † 1916. Er gab eine ganze Reihe kabbalistischer und rosenkreuzerischer Bücher heraus, galt als Autorität auf diesem Gebiet, war Chef der Monatsschrift "L'Initiation", leitete den modernen Martinistenorden (s. d.), zu dessen Arbeiten auch Freimaurer, die mindestens den XVIII. Grad des A. u. A. Schottischen Ritus besaßen, als Besucher zugelassen wurden.

Papus schrieb auch verschiedene freimaurerische Bücher; einer anerkannten Loge gehörte er nicht an. Er suchte bei seinen Gläubigen den Eindruck zu erwecken, daß die Kenntnisse der Martinisten schon im ersten Grade das Wissen aller Freimaurer wesentlich überragten.

Um 1905 herum propagierte Papus die Gründung einer "wahre Freimaurerei betreibenden Großloge", "deren Mitglieder in den Vereinigten Staaten, in Canada und in Deutschland überall anerkannt" würden. Er wollte sich für seine Zwecke unter allen Umständen auch der Freimaurerei bemächtigen. Im Dezember 1907 kündigte er an, im Schoße des Martinistenordens bestehe eine Organisation des "Swedenborg-Ritus zwecks Bearbeitung der wahren Maurerei". 1908 erhielten Papus und vier weitere Franzosen von dem deutschen Abenteurer Reuß (s. d.) eine "Vollmacht" zur Gründung eines Großrates und Großorients der drei vereinigten Cerneau-, Memphis- und Misraim-Riten für Frankreich und seine Kolonien.

Papus starb Ende 1916. Die Todesnachricht rief besonders in Petersburger Hofkreisen Entsetzen hervor. Der Mann, dessen eigenartiges Aussehen ihm die Bezeichnung "Großmogul" eingetragen hatte, hatte zu Beginn des Jahrhunderts auf den Zaren großen Einfluß gehabt. Sein Assistent Philippe war, seit er die Geburt des Thronfolgers vorausgesagt hatte, der Mann, dem Nikolaus II. so lange am meisten vertraute, bis die starken religiös-mystischen und russischnationalen Kräfte Rasputins den Vertreter der "weißen Magie" ausstachen. Als im Herbst 1905 in Rußland Unruhen ausbrachen und Nikolaus hilflos zwischen seinen Ratgebern hin und her schwankte, wurde Papus nach Petersburg berufen.

Als er in Zarskoje Sjelo eintraf, herrschte dort arge Verwirrung wegen des Aufstandes in Moskau. Papus hielt in Gemeinschaft mit dem Zarenpaar eine okkultistische Seance ab, er zitierte den Geist Alexanders III. und befragte diesen über die notwendige Stellungnahme zur Freiheitsbewegung im russischen Reich. Das Ergebnis war der Rat, sie zu unterdrücken und die Ankündigung, es werde bald eine neue Revolution in viel größeren Ausmaßen kommen. Papus erklärte aber, daß er die kommende Katastrophe beschwören könne. Die Wirkung müsse allerdings aufhören, sobald er selbst vom irdischen Schauplatz verschwinden werde. Der frühere französische Botschafter in Petersburg, Paleologue, stellt in seinem Werk "Am Zarenhofe während des Weltkrieges" fest, daß man in den Hofkreisen im Tode von Papus das Zeichen für den bevorstehenden Zusammenbruch des Zarismus erblickt habe.

Ergänzend

Gérard Analect Vincent Encausse, 1865-1916 (Pseudonym Papus).

Nach dem Tod des Marquis Stanislas de Guaita im Jahre 1897 wurde Papus zum Präsidenten innerhalb der de la Chambre de Direction de l’Ordre Kabbalistique de la Rose-Croix ernannt und Großmeister des ihr angeschlossenen Martinistenordens.