Vaterunser für Freimaurer
Inhaltsverzeichnis
- 1 Das Vaterunser für Freimaurer
- 1.1 Friedrich Gottlieb Klopstock: Psalm, 1787
- 1.2 Karl von Eckartshausen: Vater unser, 1789
- 1.3 Siegfried August Mahlmann: Gebet der Kinder zu ihrem ewigen Vater, 1805
- 1.4 Johann Heinrich Wilhelm Witschel: Das Gebet Jesu, 1810
- 1.5 Johann Heinrich Jung-Stilling: Hochgesang, 1811
- 1.6 Wilhelm Nicolaus Freudentheil: Das Gebet des Herrn, vor 1816
- 1.7 Burger, 1823
- 1.8 Gustav Hermann Wegener, 1845
- 1.9 Johann Spahn: Gebet, 1865
Das Vaterunser für Freimaurer
9 Bearbeitungen, 1787-1865
siehe bereits separat:
Alexander Pope: Tägliches Gebet eines wahren Freymaurers
(engl. 1738; dt. 1742-1825 und 2000)
1824 erschein in Leipzig das Buch:
Das Vater Unser. In Einhundert Neun und Vierzig Bearbeitungen.
1829 waren es bereits „190 poetische und prosaische Bearbeitungen“
Friedrich Gottlieb Klopstock: Psalm, 1787
Das Vater Unser
Dieser Text des Vaterunsers stammt von Friedrich Gottlieb Klopstock, betitelt „Psalm“, 1787;
Er wurde vertont von Johann Gottlieb Naumann 1798.
siehe z. B.:
F. G. Klopstocks Oden und Epigramme. Leipzig: Philipp Reclam jun. 1803 oder 1880, 211-213 (mit der Jahreszahl 1789).
Klopstocks Oden. Zweiter Band. Leipzig: Georg Joachim Göschen 1831, 154-156
In:
Lieder für Freymaurer. Hannover 1809, 1-3,
unter dem Titel: Das Vater Unser
im Register: Vater Unser, (das von Klopstock:)
Um Erden wandeln Monde,
Erden um Sonnen,
Aller Sonnen Heere wandeln
Um eine große Sonne:
Vater unser, der du bist im Himmel!
Auf allen diesen Welten, leuchtenden und erleuchteten,
Wohnen Geister an Kräften ungleich und an Leibern;
Aber alle denken Gott und freun sich Gottes.
Geheiligt werde Dein Name!
Er, der Hocherhabene,
Der allein ganz sich denken,
Seiner ganz sich freuen kann,
Machte den tiefen Entwurf
Zur Seligkeit aller seiner Weltbewohner:
Zu uns komme Dein Reich!
Wohl ihnen, daß nicht sie, daß Er
Ihr Jetziges und Zukünftiges ordnete,
Wohl ihnen, wohl!
Und wohl auch uns!
Dein Wille gescheh,
Wie im Himmel, also auch auf Erden!
Er hebt mit dem Halme die Aehr' empor;
Reifet den goldenen Apfel, die Purpurtraube;
Weidet am Hügel das Lamm, das Reh im Walde:
Aber Sein Donner rollt auch her
Und die Schloße zerschmettert es
Am Halme, am Zweige, an dem Hügel und im Walde.
Unser täglich Brod gieb uns heute!
Ob wohl hoch über des Donners Bahn
Sünder auch und Sterbliche sind?
Dort auch der Freund zum Feinde wird?
Der Freund im Tode sich trennen muß?
Vergieb uns unsere Schuld,
Wie wir vergeben unsern Schuldigern!
Gesonderte Pfade gehen zum hohen Ziel,
Zu der Glückseligkeit;
Einige krümmen sich durch Einöden,
Doch selbst an diesen sproßt es von Freude auf
Und labet den Durstenden:
Führ' uns nicht in Versuchung,
Sondern erlöse uns von dem Uebel!
Anbetung Dir, der die große Sonne
Mit Sonnen, und Erden, und Monden umgab.
Der Geister erschuf,
Ihre Seligkeit ordnete.
Die Aehre hebt [1809: erhebt],
Der dem Tode ruft,
Zum [1809: Zu dem] Ziele durch Einöden führt und den Wanderer labt!
Anbetung Dir,
Denn Dein ist das Reich, und die Macht,
Und die Herrlichkeit. Amen!
Karl von Eckartshausen: Vater unser, 1789
siehe:
Gott ist die reinste Liebe. Mein Gebeth und meine Betrachtung. Von dem Hofrath von Eckartshausen. (1. Aufl. 1789)
München: Joseph Lentner 1791, 183-184, und 1794, 191-192;
Hildesheim: Jakob Sieger 1803, 147-148
Vater unser
Vater unser, der du bist in dem Himmel.
Mein Gott! welch ein Glück für uns Sterbliche!
Wir därfen dich, Vater! nennen.
O wie vielbedeutend ist dieser Name!
Du bist unser Vater; wir sind also deine Kinder.
Der Himmel, wo du wohnst, soll einst mein und meiner Brüder Erbtheil seyn.
Möchten doch alle Menschen, deine Kinder, dich erkennen, dich ehren, dich lieben! —
O Vater der Menschen! breite das Reich deiner Gnaden immer weiter aus, und führe alle Menschen zu deiner Erkenntniß.
Laß mich immer erkennen, mein Gott! daß alles, was du über Menschenschicksale verfügst, ein Werk deiner Güte und Liebe ist.
Mit Demuth will ich mich deinen heiligen Fügungen unterwerfen, dich lieben und anbethen.
Nie soll mein Wille, sondern nur der deinige geschehen.
Mein Gott! gieb jedem meiner Mitmenschen Brod und Nahrung; nicht nur Brod zur Erhaltung ihres Lebens, sondern auch Brod der Seele, damit ihr Geist Nahrung finde.
Von Herzen verzeih ich allen, die mich beleidigt haben;
Vater! verzeih auch du mir nach deinem Worte;
gieb Stärke meinem Geiste zur Zeit der Versuchung;
rette und bewahre mich vor allem Uebel.
Amen.
Siegfried August Mahlmann: Gebet der Kinder zu ihrem ewigen Vater, 1805
Siegfried August Mahlmann’s sämmtliche Schriften. Erste Band. Gedichte. Leipzig: F. Volckmar. 1829, 1-4
Bereits in:
Beicht- und Communion-Buch für evangelische Christen. Wien 1821, 172-174.
Vertont von Friedrich Heinrich Himmel (1810) und Louis Spohr (1829)
Gebet der Kinder
Zu ihrem ewigen Vater
[gedichtet 1805]
Du hast deine Säulen dir aufgebaut
Und deine Tempel gegründet!
Wohin mein gläubiges Auge schaut,
Dich, Herr und Vater, es findet!
Deine ewig herrliche Gottesmacht
Verkündet der Morgenröthe Pracht,
Erzählen die tausend Gestirne der Nacht!
Und alles Leben liegt vor dir,
Und alles Leben ruft zu dir:
Vater Unser, der du bist im Himmel!
Und liebevoll dein Auge schaut,
Was deiner Allmacht Wink begonnen,
Und milder Segen niederthaut,
Und fröhlich wandeln alle Sonnen!
Herr! Herr! das Herz, das dich erkennt,
Erwacht vom Kummer und vom Grame,
Es jauchzt die Lippe, die Vater dich nennt --
Geheiliget werde dein Name!
Der du die ew'ge Liebe bist
Und dessen Gnade kein Mensch ermißt,
Wie selig ist dein Thron!
Der Frieden schwingt die Palmen,
Es singt die Freude Psalmen,
Die Freiheit tönt im Jubelton!
Herr! Herr! in deinem ew'gen Reich
Ist Alles recht, ist Alles gleich —
Zu uns komme dein Reich!
Kommt, Engel, aus den heil'gen Höhn!
Steigt nieder zu der armen Erde!
Kommt, Himmelsblumen auszusä'n,
Daß diese Welt ein Garten Gottes werde!
O, ewiger Weisheit unendliche Kraft,
Du bist's, die Alles wirkt und schafft!
Dein Weg ist Nacht! — geheimmßvoll
Der Pfad, den Jeder wandern soll!
Doch in deine Nähe
Führst du alle, daß sie heilig werden! —
Dein Wille geschehe,
Wie im Himmel, also auch auf Erden!
Laß Aehren reifen im Sonnenstrahl!
Die Frucht erglänz‘ im grünen Laube!
Es weide die Herd' im stillen Thal,
Und auf den Bergen röthe sich die Traube!
Und Alles genieße mit Dank und Freude! —
Unser tägliches Brod gieb uns heute!
Der du, von reinen Geistern umgeben,
Niederblickst auf das sündige Leben —
Erbarme dich unser!
Schwachheit ist des Menschen Loos!
Deine Gnad' ist gränzenlos!
Dein Erbarmen unermeßlich!
Zeig' uns, Vater, deine Huld
In dem armen Leben!
Und vergieb uns unsre Schuld,
So wie wir vergeben!
Herr! Herr! unsre Zuversicht!
Starker Held, verlaß uns nicht!
Hebe die Blicke, die freien Gedanken
Ueber der Endlichkeit enge Schranken,
Hoch empor über Grab und Tod!
Wir hoffen, wir warten auf Morgenroth,
Wir sehnen uns Alle nach deinem Licht,
Nach deinem hochheiligen Angesicht!
Führ‘ uns nicht in Versuchung,
Sondern erlös‘ uns von dem Uebel!
Denn du bist Herr,
Und du bist Gott,
Unser Vater!
Und dein ist das Reich
Und die Kraft und die Herrlichkeit
In Ewigkeit!
Amen!
Johann Heinrich Wilhelm Witschel: Das Gebet Jesu, 1810
Johann Heinrich Wilhelm Witschel: Morgen- und Abendopfer in Gesängen. Erste Amerikanische Ausgabe. Philadelphia: J. E. D: Christmann 1833, 165-166
(1.Aufl. 1803)
Auch in:
Christliche Religions-Gesänge für die öffentliche und häusliche Gottesverehrung. Danzig 1810, Anhang, 1810, 121
Das Gebet Jesu
Vater, den uns Jesus offenbaret,
Den der Geist mit hoher Andacht nennt,
Vater, den kein Himmel von der Erde,
Keine Welt von seinen Kindern trennt;
Hochgelobet sey dem grosser Name,
Angebetet deine Herrlichkeit;
Heilig ehre dich der Mensch im Staube,
Von der Wiege bis zur Ewigkeit!
Dein Reich komme! Jenes Reich des Friedens,
Das durch Weisheit und durch Liebe blüht;
Jenes Reich, das Jesus Christus baute,
Das die Menschen für den Himmel zieht!
Es gescheh dein Wille, hier auf Erden,
Wie in jenem lichten Geisterreich;
Und die Wahrheit und die Tugend mache
Alle Menschen deinen Engeln gleich!
Gieb uns, ewig grosse Freudenquelle,
Gieb uns, was wir brauchen in der Noth;
Ach, wir bitten nicht um Gold und Schätze,
Gieb uns, Herr, Zufriedenheit und Brod!
Wenn wir auf dem Pfad der Tugend straucheln,
Herr, vergieb uns unsre Missethat,
So wie wir auch gern verzeihen wollen,
Wenn der Nächste uns gekränket hat!
Leite uns in jeder Prüfungsstunde,
Wo die Tugend mit dem Laster ringt.
Laß uns auf die Himmelskrone blicken,
Wenn die Erde unser Herz umschlingt!
So erlöse uns von allem Uebel,
Das den Geist und unser Herz bedroht!
Gram und Reue werden dann verschwinden,
Und wir trotzen jeder Lebensnoth.
Dein, Herr, ist das Reich der Macht und Stärke,
Ewig währet deine Herrlichkeit.
Alle Himmel rühmen deine Ehre,
Und dein Tempel ist die Ewigkeit.
Johann Heinrich Jung-Stilling: Hochgesang, 1811
Chrysäon. Von Jung Stilling. Nürnberg, nachtodlich, 1818, 114-117 (ohne Titel; in Strophe 85 Bezeichnung als: Hochgesang;
Das Versepos wurde geschrieben 1809-1812; der Dritte Gesang 1811)
Siona. Taschenbuch für Gebildete. Wien 1826, 15-18,
unter dem Titel: Vater unser
Scenen aus dem Geisterreiche. Stuttgart 1835, 443-445 (Chrysäon, Dritter Gesang, Verse 77-84)
Johann Heinrich Jung’s, genannt Stilling, sämmtliche Werke. Zweiter Band, Stuttgart 1841, 570-572 (ohne Titel)
Vater aller Wesen! die dich kennen,
Aller, die du mit Vernunft beschenkt,
Aller, die mit tausend Nahmen nennen
Dich, wer dich das höchste Wesen denkt.
Vater Jesu Christi! Vater Aller!
Höre uns vom Thron der Ewigkeit!
Vater! hör uns frohe Erdenwaller!
Unsern Jubel an dem Rand der Zeit.
Heilig sey dein Nam in allen Welten!
Rein und heilig jedes Menschenherz!
Du wirst ihm mit Herrlichkeit vergelten
Sein Entbehren, seiner Sehnsucht Schmerz.
Heilig! Heilig! tön' in allen Landen
Und von allen Zungen deine Ehr!
Solcher (1826: Aller] Völker, die dich noch nicht kannten,
Aller Inseln in dem weiten Meer.
Alle Länder, die die Sonn' bestrahlet [1826: umstrahlet],
Wo der Mond die lange Nacht erhellt;
Und das Nordlicht schön die Luft bemahlet;
Wo der Blitz der Sonne senkrecht fällt:
Wo das Morgenroth den Tag gebieret
Und das Abendroth in [1835 und 1841: die] Nacht versinkt;
Da ist dein das Reich und Huld regieret
Ueberall, und was du thust, gelingt.
Ueberall geschieht dein hoher Wille,
[1826: Uberall geschehe nur dein Wille! —]
Du befiehlst, man dankt, gehorcht und schweigt,
Auf dem ganzen Erdrund herrsche Stille,
Weil vor dir das ganze All sich neigt.
[1826: Hin zum Abgrund, Hast und Feindschaft, weicht. —]
Friede! holder Friede weht [1826: weh'] vom Morgen,
Mittag, Abend und von Norden her;
Weit von uns entfernt sind alle Sorgen,
Keine Mühe macht das Leben schwer.
[1826: Ferne seyd von uns ihr bangen Sorgen,
Mach' uns keine Noth das Leben schwer!]
Du bescherst [1826: Und bescher'] uns reichlich alle Tage
Unser Brod, und was uns nöthig ist.
Kommst [1826: Komm] zuvor des Mangels bittrer Klage,
Weil du uns versöhnter Vater bist.
Du ernährest alles was da lebet,
Miriaden Wesen speisest du;
Jedem der sein Herz zu dir erhebet
Schenkst du Segen, Freude, stolze Ruh.
[1826: Schenke Segen, Freud' und holde Ruh'.]
Du vergiebst uns alle unsre Sünden,
Sie sind weggetilgt durch Christi Blut,
(1826: Und vergib uns alle unsre Sünden! —
Tilge sie durch des Erlösers Blut;]
Wenn wir seinen Bundestod verkünden,
Dann spricht er bey dir für Alles gut.
Du vergiebst, und wir vergeben gerne,
[1826: Gib, daß wir auch stets vergeben gerne,]
Wann [1826: Wenn] ein Bruder uns beleidigt hat.
Feindschaft, Haß, und Rache sey uns ferne,
Lieben wollen wir mit Wort und That.
Der Versuchung schwere dunkle Stunden
Sind vorbey, sie kommen nicht zurück.
Ewig sind wir dir zum Dank verbunden,
Für dies unaussprechlich große Glück!
Auch das Böse ist von uns verschwunden,
Hin zum Abgrund hast du es verbannt,
Und wir haben Gutes nur gefunden,
Hier in deinem holden Friedensland.
[1826:
Der Versuchung schwere dunkle Stunde
Fliehe schnell und komme nie zurück!
Halt' uns fest in deinem Liebesbunde,
Unserm unaussprechlich großen Glück!
Alles Böse sey von uns verschwunden,
Hin zum Abgrund sey's von dir verbannt!
Selig, wer das wahre Gut gefunden
Dort in deinem holden Friedensland!]
Alle Reiche Himmels und der Erden
Neigen sich vor deiner Stralenkron,
Sie sind dein; und Seraphinen werden
Neu verklärt im Glanz vor deinem Thron.
Kraft und Macht ist deines Scepters Stärke.
Majestät umstrahlt das ganze All,
Herrlichkeit belebet deine Werke,
Alle jauchzen dir im Jubelschall.
[1826: Du gebeutst, — und herrlich steht es da!
Und es jauchzen alle deine Werke
Dir im freudigen Hallelujah!]
Wilhelm Nicolaus Freudentheil: Das Gebet des Herrn, vor 1816
Siehe:
Wilhelm Nicolaus Freudentheil’s Gedichte. Letzte Sammlung. Hamburg 1854, 83-84
Auch in:
Sammlung Maurerischer Lieder zum Gebrauch der zum Sprengel der Provinzial-Loge von Niedersachsen gehörigen Logen. Hamburg 1823, 19-20
(daraus die untenstehende Version)
Lieder zum Gebrauch der unter der Constitution der Großen Loge zu Hamburg vereinigten Logen. 1823, 7-8
Auswahl von Liedern für die Freimaurer-Loge Balduin zur Linde in Leipzig, 1824, 4-5
Der Bayerische Volksfreund, Sonnabend, München, den 23. Dez. 1826
Gesänge für Brüder Freimaurer. Gedruckt unter Leitung eines Mitgliedes der St. Johannis-Loge Julia Carolina zu den drei Helmen in Helmstedt 1845, 4-5
Schweizerisches Volks-Liderbuch. Bern 1848, 542-543
Das Gebet des Herrn
Vater unser, der Du bist im Himmel,
Heilig sey Dein Name, Schöpfer! Geist!
Den der Würmer fröhliches Gewimmel,
Den der Seraph über'n Sternen preis't.
Frieden kann die Welt uns nicht gewähren,
Ihre Kronen fliehen, Schatten gleich;
Wahrheit lass' uns mehr als Kronen ehren:
Zu uns komme segensvoll Dein Reich!
Weise, selig, ähnlich Dir zu werden,
Ist ein Ziel, des frommen Eifers werth;
Wie im Himmel, also auch auf Erden,
Herr! geschehe, was Dein Wille lehrt.
Blumen kleidest Du, versorgst die Raben,
Und wir zagen, wenn uns Mangel droht?
Fleiß, Genügsamkeit wird Fülle haben;
Heute gieb uns unser täglich Brodl!
Bös' und Gute weckt zu neuem Leben
Deine Sonne, Deine Vaterhuld;
Gleich wie unsern Feinden wir vergeben,
Vater! so vergieb uns unsre Schuld.
Der Versuchung lass uns nicht erliegen,
Hören Deinen Zeugen in der Brust,
Lass uns muthig kämpfen, edel siegen
In dem Kampf mit Noth und eitler Lust.
Dein ist das Reich, das nie zertrümmert.
Dein die Kraft, die Welten schuf und hält!
Dein die Herrlichkeit, die ewig schimmert.
Wenn wie Staub der Erde Bau zerfällt!
Eine leicht abweichende Version in:
Das Vater Unser. In Einhundert Neun und Vierzig Bearbeitungen. Leipzig 1824, 150-151
Vater unser Aller, der Du bist im Himmel,
Heilig sei Dein Name, hoch erhab‘ner Geist,
Den der Erdenwürmer fröhliches Gewümmel,
Den der Seraph über Sternen würdig preis't!
Frieden kann uns die arme Welt nicht gewähren,
Ihre Kronen fliehen, Schattenbildern gleich;
Wahrheit laß uns mehr, als Geld und Kronen ehren,
Zu uns komme benedeiungsvoll Dein Reich!
Dir, o Heiliger, immer ähnlicher zu werden,
Ist das schöne Ziel, des frommen Eifers werth;
Wie im Himmel, also müsse auch auf Erden,
Immerdar geschehen, was Dein Wille lehrt!
Blumen kleidest Du mit Reiz, versorgst die Raben,
Und wir sollten zagen, wann uns Mangel droht?
Fleiß, Genügsamkeit wird reiche Fülle haben;
Gib uns, Vater, heute, unser täglich Brot!
Gut und Böse weckt zu neuem Leben
Deine Morgensonne, Deine Vaterhuld;
So wie wir, so gern, dem Schuldiger vergeben,
So vergib auch Du uns, gnädig, uns‘re Schuld!
In Versuchungen laß uns nicht unterliegen,
Stets vernehmen Deinen Zeugen in der Brust!
Laß uns muthig kämpfen, und mit Ruhme siegen,
In dem Kampfe mit der Noth und eit‘len Lust!
Dein ist, Mächtiger, das Reich, das nie zertrümmert.
Dein die Kraft, die Welten schuf und Welten hält;
Dein die Herrlichkeit, die ewig, ewig schimmert,
Wann, dem Staube gleich, der Erdenbau zerfällt!
Eine weitere Abwandlung „Bei einer Taufe“ in:
Geist und Kraft des Vaterunsers. Ein Andachtsbuch für christliche Familien. Nürnberg 1833, 227-228
Burger, 1823
Auswahl maurerischer Gesänge. Zum Gebrauch der Loge: Eleusis zur Verschwiegenheit in Baireuth. 1823, 34-35,
mit der Angabe: Burger
Ew'ger Meister! Vater dich zu nennen,
Ist uns Deiner Liebe hohes Pfand;
Um Dich einst im Lichte zu erkennen,
Führt uns Deine treue Vaterhand.
Heilig sey Dein Name! Hochgepriesen
Und gebenedeyet sey Dein Ruhm!
Deiner Weisheit Segensströme fließen
Ewig fort aus Deinem Heiligthum.
In Dein Reich, in's Reich des Lichts zu kommen,
Diese Sehnsucht, ach sie wird gestillt;
Wo mit reinem Streben, wo mit frommen Herzen,
wird Dein heil'ger Will‘ erfüllt.
Wie im Himmel also auch auf Erden,
Werde, was du willst, von uns vollbracht:
Deinen reinem Geistern gleich zu werden,
Dieß Bestreben ist's, was seelig macht.
Großer Meister, gieb uns, Deinen Kindern,
Ach, wir flehen, unser täglich' Brod!
Deine Macht nur kann den Jammer lindern,
Allerbarmer! Du kennst jede Noth.
Und vergieb, was wir verschuldet haben;
Doch laß uns auch stets versöhnlich seyn:
Daß mit Liebe wir die Feinde laben,
Denen, die uns kränkten, gern verzeih'n.
Gieb uns Kraft, wenn die Versuchung winket,
Wenn die Lust das schwache Herz bethört;
Daß nicht einst zu spät der Schleier sinket,
Wenn das Ohr die Warnungen nicht hört.
Und dereinst, wenn dieser Erden Leiden
Ziel und Ende, auch uns wird zu theil;
Führe die Erlösung uns zu Freuden,
Deine Liebe uns zu ew'gem Heil.
Macht und Kraft ist Dein! die Herrlichkeiten
Deines Reiches kennen keinen Raum:
Und dereinst in Deinen Ewigkeiten
Schwinde uns auch dieses Lebens Traum.
Gustav Hermann Wegener, 1845
Franz Grua: Bausteine. Eine Auswahl verschiedener, größtentheils maurerischer Dichtungen. Berlin: C. G. Lüderitz 1845, 1-4
Das Vater unser des Freimaurers
siehe:
Freimaurer_-_Vaterunser
Das Gedicht stammt von Gustav Hermann Wegener († 1888)
Eine Kontroverse dazu:
Freimaurer-Zeitung. Manuscript für Brüder. Nr. 5, Februar 1850, 40, und Nr. 11. März 1850, 87-88
Eine Englische Version ist – als Bild - bekannt unter dem Titel:
„The Masons’ Lord‘s Prayer“, 1892
The translation is by Otto Peltzer of Chicago:
I call on Thee
For whom the suns untold are burning,
For whom Thy children’s hearts are yearning,
I call on Thee!
The wonders of Thy work I do behold,
I view Thy wisdom's power a thousandfold,
But for Thyself, for Thee, I seek in vain.
I hear Thy voice in raptures rise,
In thunder tones it shakes the skies:
But for Thyself for Thee, I seek in vain.
Thy spirit is beyond man's comprehension,
Our Father, Thou who reignest far above;
But in the sanctum of Thy glorious mansion
There seek I Thee in Thy parental love,
And pray: "Our Father, Thou who art in Heaven!“
I praise Thee!
No single word can e'er define Thy fame,
In every tongue Thou hast another name,
I praise Thee!
Not lsis, Allah, Bramah, points Thy ways,
Nor man, nor seraph fully chants Thy praise.
One name defines not Thee!
For though in storm the savage fears Thy might,
And Greek his Demiurge implores for light,
Thee, "Artificer of the Universe,” I hail
And thus extol Thy worth: nor in my worship fail
To pray: "Hallowed be Thy Name!"
\\'ith faithful warriors place Thou me in line,
With them I'll battle for truth's holy shrine,
O. hear me!
For every Mason cast the bounties from Thy hand,
Draw close the mystic tie around our band –
That tie, strong even after death –
Till every wand‘rer on this busy strand --
He at the north pole, he in· the desert's sand –
Till all Thee worship in one breath;
Until Thy hand shall safely grasp the helm
Of all Thy children's bark throughout Thy realm.
Till then I'll pray: "Thy kingdom come!"
Thine am I, O, Lord!
Show me Thy light throughout this earthly strife,
Your compass must direct my course in life,
Thy visage let my guide-line be;
Should selfish pride our hearts possess --
Which oft it does, we meekly all confess —
Burst its vile chain with aid from Thee!
The Mason’s Law demand His humble love,
Thy will be done on earth as at Thy throne above.
What is mine, is Thine!
Not honors nor the wealth of dross I crave,
These are but breath and dust beyond the grave;
Thou gavest much!
Whene'er pale poverty in misery groans,
And calls for helping hands in stilled moans,
When I meet want clad in the scanty garb of woe.
And hear the voice of hunger sobbing low,
Then let my arms be swift -- the trowel wield –
Then let my apron up its treasures yield:
So here devoutly I will raise my head
To plead "Give us this day Thy daily bread!“
Forgive us, O, Lord!
Where I can find a brother gone astray,
Give me Thy aid to help him on Thy way:
E'en though he did me wrong in act or thought,
Ne'er let my heart contrive against the fall'n aught –
Ne'er let a blot of hatred stain my sword,
But with a spotless apron hide discord:
For none are truly pure and free from sin,
But only Thou -- Thou, Master, high within –
Within Thy holy circle of forgiving love –
So let us pray, our trespasses forgive.
So we forgive our trespassers who live!
Guide us, O, Lord!
The Mason's path through all this vale of care
Directs the rule, the compass and the square;
But yet among its hosts, while 'gainst our laws
The low and vicious often show their claws:
When weak and tempted by the world's desire,
Which, serpent-like, our bosoms often fire,
Do Thou, who ever hast been and wilt be,
Guard o'er the Mason while he lo' eth Thee:
Before a brother yields to sin's temptation
Lead him to Mercy's fount for meditation:
Unto the horns upon Thine altar bid him cling,
For there the Holy Three” salvation bring:
We beg, lead us not in the tempter's ways,
Save us from evil in our mortal days.
Hallelujah!
Thy throne no strife can shake,
Though all the world at every corner quake,
Thy temple's firmly founded in Thy lands,
It rests on Masons' hearts, on Masons' hands,
Then lead us safely 'neath Thy starry tent
Until we view Thee in Thy orient,
Until the gates shall open to Thy holy seat,
Where all our brothers in their hosts will meet,
For thine's the kingdom, with its dignity,
As has forever been, so to eternity.
Amen, so mote it be.
Johann Spahn: Gebet, 1865
Maurerische Gedichte von Johann Spahn. Fürth 1865, 117-119
Gebet
Der Herr ist Gott, es künden’s laut
All‘ seine Schöpfungswerke,
Gott ist der Herr, nur ihm vertraut,
Von ihm kommt Macht und Stärke.
Ja Alles, was auf Erden ist,
Ruft: Unser Vater, der du bist!
Gib, dass auch wir mit Wort und That
Herr, Deinen Namen ehren;
Stets weise sind, mit That und Rath
Den Dürftigen belehren.
Dass Jedem, dem dein Segen spriesst,
Dein Nam’, O Vater, heilig ist!
Wir flehen, Herr, voll Zuversicht
Zu uns dein Reich hernieder,
Dass Finsterniss entweiche, Licht
Zeig’ Freunde nur und Brüder,
Auf dass des Lehrers Lehren sein,
Herr, wie dein Antlitz licht und rein.
Dein Wille, Gott, geschehe wie
Im Himmel, so auf Erden,
Gib, dass wir im Vertrauen nie
Zu dir geringer werden,
Dass unser ganzes Wirken treu
Erfüllung deines Willens sei.
Du Tröster in Gefahr und Noth,
Beschützer jedem Stande,
Verleih’ uns unser täglich Brod,
Gib Segen jedem Lande,
Dass stets vom wärmsten Dank erfüllt,
Dir jedes Herz entgegenschwillt.
Vergib uns, Vater, uns’re Schuld
In diesem Erdenleben;
Verleihe Nachsicht und Geduld,
Dem Schuld’gen zu vergeben.
Lass uns des Meisters Beispiel seh’n,
Den Feinden, Herr, Vergebung fleh’n.
Mag auch Versuchung uns bedroh’n
In bitterfalschen Lehren,
Du willst, O Herr, auf deinem Thron
Die Wahrheit nur bewähren.
Erleucht’, wem Einsicht noch gebricht,
Allmächtiger, mit deinem Licht.
Der Herr ist Gott, und seine Macht
Strömt üb’rall uns entgegen;
Verkündet seine Schöpfungspracht
Auf allen Lebenswegen.
Ja, dein ist Reich, Kraft, Herrlichkeit,
Allmächtiger, in Ewigkeit.
Amen.
- Ausgearbeitet von Dr. phil. Roland Müller, Switzerland / Copyright © by Mueller Science 2001-2015 / All rights reserved - ESOTERIK von Dr. phil. Roland Müller