William Hogarth
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William Hogarth
William Hogarth (* 10. November 1697 in London; † 26. Oktober 1764 ) war ein sozialkritischer englischer Maler und Grafiker. Als Vorläufer der modernen Karikaturisten prangerte er in Gemälden und Kupferstich-Folgen die Sitten und Gebräuche seiner Zeit schonungslos und mit beißender Ironie an. Hogarth war Freimaurer.
Eine Collage von Rudi Rabe.
In seinem Zyklus "Die vier Tageszeiten" prangerte er die Trinksitten seiner Zeit rüde an und machte auch vor Freimaurern nicht Halt. In seinem wohl bekanntesten Kupferstich "The Night" zeigt er einen betrunken und singend aus dem Logengebäude nach Hause wankenden Logenmeister. Der ihn stützende Logenbruder hat ihm den Degen bereits abgenommen. Er trägt aber noch seine gesamte Logenkleidung. Jemand schüttet einen Nachttopf auf ihn aus. - Für die Überlassung der Fotos dankt die Wiki-Redaktion der Library Freemasons Hall London.
Werdegang
Sein Vater Richard Hogarth war Lateinlehrer, dieser eröffnete ein Kaffeehaus in London, welches nicht gut lief. Wegen der angehäuften Schulden musste er ins Fleet-Gefängnis, wurde aber wegen einer Amnestie entlassen. Mit sechzehn Jahren kam William Hogarth zu Ellis Gamble in die Lehre, einem Silbergraveur. 1720 hatte er sein eigenes Geschäft für Gravur, Exlibris und Porträtmalerei.
Gemalte und gestochene Moralstücke: die "Modern Moral Subjects"
Quelle: Wikipedia
Berühmt wurde Hogarth aber vor allem durch seine modern moral subjects, moralische Bilderfolgen, in denen er das Leben einer Prostituierten, den Lebenslauf eines Wüstlings oder die unglückliche Ehe des Sohns eines verarmten Adligen mit einer reichen Bürgertochter schilderte: A Harlot’s Progress in sechs Bildern (1731–32; Gemälde 1755 verbrannt), A Rake's Progress in acht Bildern (1735) und Marriage A-la-Mode in sechs Bildern (1745). Die Kupferstich-Versionen dieser Gemälde wurden in ganz Europa verbreitet. Georg Christoph Lichtenberg schrieb Ende des 18. Jahrhunderts seine berühmten, ganz im satirischen Geiste der Kupferstiche verfassten deutschen Kommentare zu diesen Werken (G. C. Lichtenbergs ausführliche Erklärung der Hogarthischen Kupferstiche, 1794–99). Wegen der Popularität der Hogarthschen Stiche kursierten schon früh zahlreiche Fälschungen und Raubdrucke, gegen die der Künstler 1735 in England ein Urheberrechtsgesetz (englisch copyright law) erwirkte, das auch heute noch seinen Namen trägt (Hogarth Act).
"Comic History Painter"
Seine Misserfolge in der traditionellen, idealisierenden Malerei waren wohl auch mit ein Grund dafür, dass er sich schon früh der „komischen Historie“ zuwandte und zum comic history painter wurde, wie sein Freund Henry Fielding meinte. Sein Hang zur Satire drückt sich auch darin aus, dass er mit ironischem Akzent in viele seiner Bilder Anspielungen auf die Gemälde berühmter anderer großer Meister der Malerei integrierte.
Antiakademische Haltung
Aus Opposition gegen die Einflüsse der kontinentalen Kunst machte sich Hogarth für eine nationale englische Schule der Malerei als Alternative zur damals beliebten französischen und italienischen Historienmalerei stark, stieß aber damit bei vielen anderen englischen Künstlern und Kunstkennern auf Widerstand. Dennoch versuchte er, den Geist einer demokratischen Zeichen- und Malschule in der von ihm mitgeleiteten St. Martin’s Lane Academy eine Zeitlang weiterzuführen.
"Der wilde William"
Quelle: ZEIT&MASS (Mitgliedermagazin der Großloge von Österreich 2009 - 2014)
William Hogarth war im 18. Jahrhundert einer der bedeutendsten englischen Maler und Kupferstecher. Seine Spezialität waren sozialkritische Karikaturen. Hogarth war Freimaurer, er brachte es bis zum Großschaffer. Das hinderte ihn nicht daran, mit seinen Bildern auch seine Brüder mit beißendem Spott zu überziehen, wobei er wie bei allen seinen Karikaturen konkrete Personen darstellte. Zwei Gustostückerln aus einer Ausstellung der englischen Großloge in London (2013). Von Rudi Rabe.
Das „Geheimnis der Freimaurer“:
Der Kaiser von China und seine Mandarine zelebrieren das „Ritual“ der Gormogons. Die Hauptperson ist James Anderson, der Autor der berühmten Konstitution mit den ‚Alten Pflichten’. Sein Kopf steckt zwischen den Sprossen einer Leiter. Bekleidet mit einem weißen Freimaurerschurz versucht er, den nackten Hintern des alten Weibes vor ihm auf dem Esel zu küssen. Die Gormogons waren so etwas wie eine Phantasiebruderschaft zur Verspottung der Freimaurer; viel weiß man nicht. Das dargestellte „Ritual“ persifliert die jährliche Prozession der Freimaurer durch London. Hogarth macht sich über Anderson lustig, weil dieser die Geschichte der Freimaurer mit dem Stammvater Adam beginnen ließ. In einer frühen Version der Konstitution hieß es tatsächlich: Adam lehrte seine Söhne die Baukunst, und sie gründeten eine Loge. Großmeister waren dann so illustre Gestalten wie Nimrod, Salomon und Julius Cäsar. Diesen Unsinn ließ man bald wieder fallen.
Der betrunkene Freimaurer:
Der alkoholisierte Richter Thomas de Veil wird von einem Mitbruder heimgeführt. Hogarths Logenbruder de Veil war zwar ein lautstarker Kritiker des verbreiteten Gin Trinkens, aber er galt als korrupt und verlogen: daher wohl diese Persiflage. Interessant die vielen Details: Links ein betrunkener Barbier-Dentist, der seinen Patienten geschnitten hat. Auf dem Fensterbrett stehen Töpfchen mit dem Blut anderer Patienten; darunter Obdachlose, die sich wärmen. Der betrunkene Richter und sein helfender Bruder unter der Perücke tragen ihre Schurze öffentlich: Das war damals durchaus üblich, wurde aber bald darauf eingestellt. Blut auf ihren Köpfen könnte auf eine Schlägerei hindeuten. Von oben wird ein Nachttopf auf die beiden geschüttet. Neben dem Lagerfeuer eine umgestürzte Kutsche, die Passagiere versuchen herauszuklettern; einem geht versehentlich ein Schuss los. Überall Chaos, außer im Hintergrund beim Wirt mit der Pfeife; er schüttet Bier in ein Fass.
Die Identifizierung des greisen Freimaurertrinkers als Sir Thomas de Veil und eine gewisse Deutung des Motivs geht auf die angesehene britische Literaturwissenschaftlerin Marie Mulvey-Roberts zurück. Sie hat auch den stützenden Bruder erkannt: den Türwächter der Großloge Andrew Montgomery. Marie Mulvey-Roberts sieht in diesem Stich die Abrechnung des Logenbruders Hogarth mit seinem ehemaligen Stuhlmeister. Dieser sei ein korruptes Mitglied des Londoner Magistrats gewesen, der 1736 den ‚Gin Act’ durchgesetzt hat. Obwohl selbst ein notorischer Trinker, habe er ein Denunziantennetzwerk aufgebaut. Hogarth unterziehe Thomas de Veil in der Abbildung den in den Ritualen und Katechismen vorgeschriebenen symbolischen Strafen: Lauscher müssen bei Regenwetter unter der Traufe stehen, bis ihnen das Wasser aus den Schuhen quillt. Der Verrat von Geheimnissen wird durch Halsabschneiden und Zunge Herausreißen bestraft, siehe den Barbershop und sein Geschäftsschild nebendran! Insgesamt schildert Hogarth damit zugleich die Schädigung des öffentlichen Ansehens und die interne Kritik der Maurerei durch unmäßiges und ungemäßes Verhalten.
Nachtrag von Rudi Rabe für das Freimaurer-Wiki:
Der Stich mit dem betrunkenen Freimaurer heißt 'Night': Er gehört zu einem Zyklus über die Tageszeiten. Als ich ihn mit demselben Stich auf dieser Seite oben verglich, dachte ich zuerst: Eine der beiden Illustrationen ist seitenverkehrt; wohl ein Versehen. Doch bei genauer Betrachtung stellte sich Verblüffung ein: Die Schriften auf der Kutsche und auf dem Dentistenschild sind in beiden Stichen formal korrekt, also nicht spiegelverkehrt, und mit inhaltlich kleinen Unterschieden. Also kein Versehen! Das englische Wikipedia (link unten) liefert die Aufklärung: Es werden dort beide Varianten gezeigt. Der obere Stich firmiert als 'painting', er ist koloriert; und der untere als 'plate': also so etwas wie Druckplatte und Druck.
Interessant auch: Wie auf beiden Bildern zu erkennen ist, unterschieden sich die Freimaurerschurze der damaligen Zeit erheblich von den heute üblichen. Sie waren offenbar größer und nicht verziert, also weniger symbolisch.
William Hogarth neu interpretiert
Jeremy Bell: William Hogarth - A Freemason’s Harlot
Der englisch Autor Jeremy Bell hat in dem Buch, das er 2017 zur 300-Jahr-Feier der englischen Großloge veröffentlichte, das Werk William Hogarths neu interpretiert. Er stellt den 1725 zum Freimaurermeister erhobenen Hogarth in den Kontext des frühen 18. Jahrhunderts, als sich die englischen Logen entlang politischer Bruchlinien formierten, nämlich auf der einen Seite das Haus Hannover (die Ahnen der heutigen Königsfamilie, die sich 1917 in Windsor umbenannten) und auf der anderen Seite die sogenannten Jakobiten, also die Anhänger der Stuarts. Freimaurerlogen positionierten sich in beiden Lagern. Und auch Hogarth ergriff Partei, und zwar für das Haus Hannover, das auch von der neuen Großloge unterstützt wurde und sich schließlich durchsetzte.
Laut Bell beleuchtet Hogarths Kunst auch diese „selten diskutierte Konfrontation“ zwischen den Logen der im Entstehen begriffenen Großloge von England und den Logen der jakobitischen Freimaurer. Neuere Studien hätten gezeigt, so Bell, dass der Herzog von Burlington in England die Sache der Stuarts unterstützte. Hogarth stellte den Herzog in mehreren Kupferstichen dar, deutete dabei seine politisches Absicht an und verunglimpfte ihn: Er charakterisierte ihn als homosexuell und zeigte ihn in kompromittierenden Posen. So half Hogarths Kunst nach Ansicht Bells mit, die jakobitischen Unterwanderungsversuche zu vereiteln. Bell: „Wenn wir Hogarth freimaurerische Kunst verstehen, können wir nachvollziehen, wie wichtig die englische Großloge für das Überleben des Landes war.“
Verdeckte Freimaurerzeichen in Hogarths Kupferstichen
Besonders interessant: Bell ist überzeugt davon, in den Kupferstichen Hogarths viele verdeckte Freimaurerzeichen entdeckt zu haben. Wieder Bell: "Aus Gründen, die in dem Buch klar werden, baute Hogarth die geheimen Zeichen aller Grade in seine populärsten Kunstwerke ein. Er verbarg sie so meisterhaft, dass sie fast drei Jahrhunderte lang nicht bemerkt wurden. Es sind dies keine zufällig platzierten Details, vielmehr werden sie von den Hauptfiguren in einigen der beliebtesten Drucke aller Zeiten zusammen mit Passwörtern, geheimen Klopfzeichen und vielen anderen freimaurerischen Symbolen gebildet."
Warum nennt Jeremy Bell sein Buch ausgerechnet: „William Hogarth - A Freemason’s Harlot“?
Dazu muss man wissen: Harlot heißt auf Deutsch Hure. Die Titelwahl wirkt also auf den ersten Blick befremdlich, doch auf den zweiten löst sich das Rätsel:
„A Harlots Progress“ (= der Lebenslauf einer Hure) heißt eine Serie von sechs Kupferstichen, die Hogarth um 1731 angefertigt hat. Sie zeigt die Geschichte einer jungen Frau, die vom Lande nach London übersiedelt, eine Prostituierte wird, schließlich im Gefängnis landet und dort stirbt.
In der ersten Szene lobt eine alte Kupplerin ihre Schönheit und führt die eben Angekommene einem Mann zu. In der zweiten ist sie die Geliebte eines Kaufmanns, die nebenher fremd geht; in der dritten ist sie eine gewöhnliche Prostituierte, die gerade verhaftet wird; und in der vierten arbeitet sie im Gefängnis beim Hanf Klopfen. In der fünften Szene stirbt sie schließlich mit nur 23 Jahren an einer Geschlechtskrankheit, und in der sechsten ist sie eine Tote im Sarg, umgeben von anderen Frauen aus dem Prostituiertenmilieu.
In alle sechs Szenen habe William Hogarth - so der Buchautor Jeremy Bell - verdeckte Freimaurerzeichen eingebaut. In seinem Buch geht er ausführlich darauf ein.
Hier werden alle sechs Szenen dargestellt und beschrieben, natürlich ohne Jeremy Bells Interpretation: https://de.wikipedia.org/wiki/A_Harlot’s_Progress
Siehe auch
Links
- Hogarth und sein berühmter Zyklus von den vier Tageszeiten im englischen Wikipedia: http://en.wikipedia.org/wiki/Four_Times_of_the_Day