An die Schwestern 1784-1832

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An die Schwestern 1776-1832

Ausarbeitung von Roland Müller

Sieben verschiedene Versionen, 1776-1832

Version I

Aus:
Heinrich August Ottokar Reichard: 9 neue Lieder, 1776, 102-103

Auch in:
Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer. Danzig: Brückner 1784, 18-19
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer. Berlin: Maurer 1801, 35
Maurerische Gesänge für die Loge Archimedes zu den drei Reißbretern in Altenburg. 1804, 32-34

Lied an die Schwestern.

Brüder, lasset unsern Schönen,
Ehe sich die Loge schließt,
Auch ein frohes Lied ertönen,
Das sie maurerisch begrüßt;
Denn ihr wißt es, sie verdienen
Aechter Maurer Zärtlichkeit!
Darum sey im Tempel ihnen
Dieses letzte Lied geweiht.
Preisen soll dies Lied die Schöne,
Die voll Treu und [ab 1801: im] Vaterland,
Unsrer deutschen Biedersöhne
Einen ihrer würdig fand;
Die kein Flitterstaat berückte,
Daß ihr Herz dem Jüngling schlug;
Die der Deutsche nur beglückte,
Sonder List und sonder Trug:
Daß sie aus der Mädchen Mitte,
Mit dem Jüngling, Hand in Hand,
Um die väterliche Hütte
Keuscher Liebe Kränze wand;
So sein Himmelreich auf Erden,
So sein bestes Erbtheil ward,
Daß er, glücklicher zu werden,
Keiner süssern Freude harrt.
Die voll Liebe jeden Morgen
Mit Auroren ihn begrüßt,
Ihm die männiglichen [ab 1801: vielen trüben] Sorgen
Schmeichelnd von der Stirne küßt;
Sich der Güter dieser Erden
Schwesterlich mit ihm erfreut,
Und auch selbst auf die Beschwerden
Dieses Lebens Rosen streut.
Schwestern, die ihr diesem Bilde
Aehnlich seyd und werden wollt:
Nehmt den Dank mit schöner Milde,
Den euch gern der [1784: jeder] Maurer zollt [.]
Brüder, füllt das Glas zur Ehre
Unsrer edlen Schwestern an,
Daß es jeder Maurer leere,
Wie es nur der Maurer kann.

Version II

Aus:
Lieder zum Gebrauch in den Logen. Breßlau 1777, 8-9;
unter dem Titel: An die Schwestern
Vollständiges Liederbuch der Freymäurer mit Melodien, in Zwey Büchern. Zweyter Band, Zweytes Buch 1785, 250 -253

An die Schwestern

Brüder lasset unsern Schönen,
Ehe sich die Loge schliest,
Auch ein frohes Lied ertönen
Das sie maurerisch begrüst.
Denn ihr wißt es; sie verdienen
Aechter Maurer Zärtlichkeit,
Darum sey im Tempel Ihnen
Dieser letzte Wunsch geweiht.
Unser Lied soll der ertönen
Die voll Treu und Vaterland,
Unter unsrer Brüder Söhnen
Einen ihrer Würdgen fand.
Die kein Flittergold berückte,
Daß ihr Herz dem Stutzer schlug,
Die der Maurer nur beglückte,
Sonder List und sonder Trug:
Daß sie aus der Mädchen Mitte
Mit dem Jüngling, Hand in Hand,
Um die friedenvolle Hütte
Keuscher Liebe Kränze wand;
So sein Himmelreich auf Erden,
So sein bestes Labsal ward;
Daß er glücklicher zu werden,
Nicht auf süßre Freude harrt.
Die an jedem frühen Morgen
Mit Auroren ihn begrüßt;
Ihm die rauhen Mannessorgen
Schmeichelnd von der Stirne küßt;
Sich der Güter dieser Erden
Schwesterlich mit ihm erfreut,
Und auch selbst auf die Beschwerden
Dieses Lebens Rosen streut.
Schwestern, die Ihr diesem Bilde
Aehnlich seyd und werden wollt,
Nehmt den Dank mit sanfter Milde,
Den euch gern der Maurer zollt.
Brüder, füllt das Glas zur Ehre
Unsrer edlen Schwestern an,
Daß es jeder Maurer leere
Wie es nur der Maurer kan.

Version III

Aus:
Gesänge für Maurer mit neuen Melodieen. Dreßden 1782, 124-127

Auch in:
Vollständiges Liederbuch der Freymäurer. Dritter Theil. 1788, mit ganz neuen Melodien, 104-107
Sammlung auserlesener Freymaurer-Lieder. 1790, 124-126
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer. Berlin: Maurer 1801, 204 (mit leichten Abwandlungen – vgl. in der selben Sammlung Seite 35)
Maurerische und gesellschaftliche Lieder zur Gebrauch der Großen Landes-Loge von Deutschland in Berlin und ihrer Töchter-Logen. 1817, 90-91 (andere Version weiter unten)

Frauenlob

Preisen soll mein Lied die Schöne,
die voll Treu und [1801: am] Vaterland
Einen unsrer Biedersöhne [1788: Brüdersöhne; 1801: Bundessöhne]
Ihres Herzens würdig fand;
Die kein Flitterstaat [1790: Flitter Staat] entzückte,
Daß ihr Herz den Thoren schlug;
[1801: nicht ihr Herz dem Thoren schlug,]
Welche Tugend nur beglückte,
Eine Seele sonder Trug.
Daß sie aus der Mädchen Mitte,
Mit dem Jüngling Hand in Hand,
Um die väterliche [1790: mütterliche] Hütte
Keuscher Liebe Kränze wand;
So ein Eden ihm auf Erden
So sein frohes Erbtheil ward,
Daß er, glücklicher zu werden
Kaum noch süßrer Wonne harrt.
Die voll Liebe jeden Morgen
Mit Auroren ihn begrüßt,
Und die männlich schweren Sorgen
Lächelnd von der Stirn ihm küßt;
Sich der Güter dieser Erden
Schwesterlich mit ihm erfreut,
Und auch selbst auf die Beschwerden
Dieses Lebens Rosen streut.
Schwestern - die ihr diesem Bilde
Gleichet, oder gleichen wollt,
Nehmt den Dank mit holder Milde,
Den euch gern der Maurer zollt;
Zürnet nicht mit unsern Kreisen,
Wenn [1788 und 1790: Wann] euch Furcht die Loge schliesst!
Denkt, was of dem [1788, 1790 und 1801: den] größten Weisen
Euer Reiz gewesen [1790: geworden] ist!

Version IV


Aus:
Gesangbuch für Freymäurer. Königsberg 1787,48-49,
unter dem Titel: Schwesternideal
Versuch einer vollstændigen Samlung Freimaurer-Lieder zum Gebrauch der Loge Ferdinand zum Felsen in Hamburg. 1790, 144-146.
Freymaurer Lieder mit Melodien. Herausgegeben von Böheim. Erster Theil. Zweite verbesserte Auflage. Berlin: Starcke 1795, 6-7.
Maurerische und gesellschaftliche Lieder zum Gebrauch der Großen Landes-Loge von Deutschland in Berlin.1817, 86-87

Schwesternideal

Brüder, laßt uns, eh wir schließen
Durch ein frohes Maurerlied
Auch die Menschenhälfte grüssen
[1790, 1795 und 1817: Auch die Schwester noch begrüßen]
Die im Reiz der Schönheit blüht.
Unsre Schwestern, sie verdienen
Edler Brüder Zärtlichkeit,
Denn der Mannsernst hat [1790, 1795 und1817: Mann genießt] von ihnen
Oft und viel, was ihn erfreut.
[1790, 1795 und 1817: Ihre (1817: Reine) Liebe, die ihm (1817: ihn) freut.]

Laßt uns preisen jede Schöne,
Die getreu dem Vaterland
Einen seiner guten Söhne
Zärtlich hingiebt Herz und Hand,
Die kein schimmernd Irrlichtsfeuer
Vor und nach dem Ja ergreift,
Die im Ehstandsgarten freier
Ihre Tugendfrüchte reift.

[1790, 1795 und 1817:
Preisen laßt durch muntre Töne
Jede Schwester, deren Hand
Einen unsrer guten Söhne
Ihrer Liebe würdig fand.
Die nicht Eitelkeit bethöret,
Die nur einen solchen Mann
Sich zum Liebling wählt und ehret
Der ein Maurer werden kann.]

Die nach alter frommer Sitte
Mit dem Manne alles teilt,
Und zur eignen stillen Hütte
Rascher wie zum Schauplatz eilt.
Die dem, der sie wählt auf Erden
Schon ein Himmels-Erbtheil bringt,
Die, wenn beide älter werden
Glück und Tugend stets [1817: sehr] verjüngt.

Die voll Liebe jeden Morgen
Mit der Hand, die sie ihm reicht
Sanft dem Mann des Tages Sorgen
Schmeichelnd von der Stirne streicht,
Sich mit ihm der Lebensgüter
Herzlich freut und Wohlthun übt,
Freundlich stets, auch ohne Hüter
Tugend über alles liebt.

Schwestern, die ihr diesem Bilde
Aehnlich werden wollt, und seyd,
O wie gern, wie froh, wie milde
Preißt euch unsre Herzlichkeit!
[1790, 1795 und 1817: Aehnlich seid und werden sollt,
Nehmt ein Opfer das so milde (1817: rein und milde,)
Wie es nur ein Maurer zollt!]
Brüder, trinkt noch eh wir enden
Auf der Schwestern Wohl ein Glas,
Ihre Tugenden vollenden
Unsres Baues Ebenmaas.

Version V

Aus:
Lieder für Freymaurer. Hannover 1809, 194-195
ohne die erste Strophe und mit Veränderung einiger Wörter auch in:
Liederbuch des Logenbundes im Königreiche Hannover 1835, 226-227

An die Schwestern

Brüder, laßt uns, eh' wir schließen,
Durch ein frohes Maurerlied,
Auch die Schwester noch begrüßen,
Die im Reiz der Schönheit blüht!
Unsre Schwestern, sie verdienen
Edler Brüder Zärtlichkeit,
Denn der Mann genießt von ihnen,
Ihre Liebe, die ihn freu't.
Preisen laßt durch muntre Töne,
Jede Schwester, deren Hand
Einen unsrer guten Söhne
Ihrer Liebe würdig fand.
Die nicht Eitelkeit bethöret,
Die nur einen solchen Mann
Sich zum Liebling wählt und ehret,
Der ein Maurer werden kann.
Die, nach alter frommer Sitte,
Mit dem Manne alles theilt,
Und zur eignen stillen Hütte
Rascher, als zum Tanzsaal eilt.
Ganz sein Himmelreich auf Erden
Und sein größtes Labsal ward,
Das er, glücklicher zu werden,
Keiner größ‘ren Freude harrt.
Die voll Liebe jeden Morgen,
Mit Auroren ihn begrüßt,
Ihm die Falten ernster Sorgen
Schmeichelnd von der Stirne küßt:
Sich der Güter dieser Erden
Schwesterlich mit ihm erfreu't,
Und, auch selbst auf die Beschwerden
Dieses Lebens, Rosen streu't.
Schwestern! die ihr diesem Bilde
Aehnlich seyd und werden sollt
In Elysiums Gefilde
Uns die Welt verwandeln wollt,
Edle Schwestern! euch zu ehren,
Füllen wir die Gläser an,
Sie auf euer Wohl zu leeren,
Wie es nur der Maurer kann.

Version VI

Aus:
Sammlung Maurerischer Lieder zum Gebrauch der zum Sprengel der Provinzial-Loge von Niedersachsen gehörigen Logen. Hamburg: Hamann 1823, 94-95.

Auch in:
Lieder zum Gebrauch der unter der Constitution der Großen Loge zu Hamburg vereinigten Logen. 1823, 268-269.

Preisen soll mein Lied die Schöne,
Die, voll Treu für’s Vaterland,
Einen seiner guten Söhne
Ihres Herzens würdig fand.
Die kein Flitterstaat entzückte,
Noch des Prunkes falscher Schein,
Welche Tugend nur beglückte;
Eine Seele fromm und rein.
Die, nach alter frommer Sitte,
Mit dem Jüngling, Hand in Hand,
Um die still bescheid‘ne Hütte
Keuscher Liebe Rosen wand;
So sein Eden hier auf Erden,
So sein schönstes Erbtheil ward,
Daß er, glücklicher zu werden,
Keiner höhern Wonne harrt.
Die voll Liebe jeden Morgen,
Mit Aurora ihn begrüßt,
Und des Lebens schwere Sorgen
Lächelnd von der Stirne küßt.
Sich der Gaben dieser Erde
Schwesterlich mit ihm erfreu't,
Und, auch selbst auf die Beschwerde
Zarter Freundschaft Rosen streut.
Schwestern, die ihr diesem Bilde
Gleichet oder gleichen wollt,
Nehmt den Dank voll holder Milde,
Den euch jeder von uns zollt.
Laßt uns hier im frohen Kreise
Diesen vollen Becher Wein,
Euch, ihr Holden! und zum Preise
Wahrer Lieb‘ und Tugend weih’n.

Version VII

Aus:
Lieder-Buch für die Grosse Landes-Loge von Deutschland zu Berlin und ihre Töchter-Logen.
Zweite Ausgabe, Berlin: Dieterici 1832, 228-229.
Ebenfalls in der Ausgabe 1857, 256-257 (mit der Anmerkung am Schluss: „Comp v. Wessely“)

Auch in:
Neues Gesangbuch für die große National-Mutterloge zu den drei Weltkugeln in Berlin. Dritte Auflage 1841, 251-252,
unter dem Titel: Den lieben Schwestern.


Zu Ehren der Schwestern

Brüder! laßt uns, eh' wir schließen,
Durch ein frohes Maurer-Lied
Auch die Schwester noch begrüßen,
Die in hoher Anmuth blüht!
Uns‘re Schwestern, sie verdienen
Aechter Brüder Zärtlichkeit,
Darum sey im Tempel ihnen
Dieses Feyerlied geweiht!
Preise sie durch frohe Töne,
Wer sich durch sie glücklich fand!
Lohne jedem uns‘rer Söhne
Auch einst der Geliebten Hand,
Die nicht Eitelkeit bethöret,
Unschuldsvoll und frey von Tand
Treu‘ dem braven Manne schwöret,
Der bey uns die Weihe fand!
Die nach alter frommer Sitte
Alles mit dem Manne theilt,
Lieber in der stillen Hütte,
Als bei leerem Prunk verweilt;
Dem, der sie zum Weib‘ erwählet,
Zeigt die Welt im schönern Licht‘,
Wenn ihn And’rer Thorheit quälet,
Trost und Ruh in’s Herz ihm spricht!
Die voll Liebe jeden Morgen
Mit der Hand, die sie ihm reicht,
Sanft des Tages Noth und Sorgen
Lächelnd von der Stirn ihm streicht;
Sich der Güter dieser Erden
Schwesterlich mit ihm erfreu't,
Und, auch selbst auf die Beschwerden
Dieses Lebens Rosen streu't!
Schwestern! die ihr diesem Bilde
Aehnlich sevd und werden wollt,
Nehmt den Dank mit holder Milde,
Den euch gern der Maurer zollt!
Brüder! Trinkt, noch eh‘ wir enden,
Auf der Schwestern Wohl ein Glas!
Ihre Tugenden vollenden
Unsres Baues Ebenmaaß.

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