Franz Anton Sporck

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Sporck, Franz Anton

Quelle: Lennhoff, Posner, Binder


Graf, *1662 in Böhmen, †1738, der Sohn des Reitergenerals Grafen Johann v. Sporck, der als Bauernsohn im Fürstentum Paderborn um 1595 geboren war und im 30jährigen Krieg und in den Türkenkriegen die kaiserliche Reiterei befehligte. 1647 wurde der Vater in den Freiherrnstand, 1663 zum Reichsgrafen erhoben. Wie alle Heerführer der Epoche, verstand es der älte Sporck, für die damalige Zeit unermeßliche Reichtümer anzusammeln, die er zum Ankaufe zahlreicher Güter in Böhmen verwendete.

Mäzen

Der Sohn Franz Anton hatte es daher nicht allzu schwer, sich zu einer der eigenartigsten Mäzenatenfiguren des österreichischen Barocks zu entwickeln. 1680 trat er die damals üubliche Kavalierreise an, besuchte Frankreich, Italien, England und Holland.

In Frankreich hatte er die Jansenisten kennengelernt, das beschauliche Eremitenleben in Port Royal hatte auf ihn Eindruck gemacht. Ob er, wie Abafi (woher?) annehmen zu dürfen glaubt, in Holland auch der "Gesellschaft der Freunde vom Kreuze" beitrat, ist unsicher. Als Grandseigneur des Barock entfaltete er eine umfangreiche Bautätigkeit, die besonders seinem Lieblingssitze Kukus in Böhmen zugute kam. Von einem starken Selbstbewußtsein getragen, verwickelte er sich in Prozesse, die eigentlich sein ganzes Leben ausfüllten. Gehaßt hat er in erster Linie die Advokaten und die Jesuiten. Wegen eines Rechtsstreites mit dem Prager Advokaten Wenzel Xaver Neumann von Puchholz kam er sogar in den Schuldturm, die Daliborka, in Prag.

Die Jesuiten waren in ihrem Kloster Schurz seine Grenznachbarn. Aus recht kleinlichen Anfängen entwickelte sich ein Gegensatz der schließlich zur Verhaftung des Grafen und der Eröffnung eines Ketzerprozesses gegen ihn führte. Sporck hatte in Lissa eine eigene Buchdruckerei errichtet, in der er zahlreiche jansenitische Belehrungsschriften drucken ließ, die von den Jesuiten heftig bekämpft wurden. Nicht genug daran, hatte er auch durch Schmähschriften sowie durch bildliche Darstellungen in seinem Parke zu Kukus (der "Herkomannus") die Väter aufs äußerste gereizt. Der laufende Ketzerprozeß hinderte ihn nicht, sich um das Theaterleben Böhmens dauernd verdient zu machen. Der Prozeß endete mit einer sehr empfindlichen Geldstrafe. Auf seinen Schlössern begründete Sporck einen eigenen Jagdorden, den Hubertusorden, dessen Mitglied auch Kaiser Karl VI. und dessen präsumptiver Schwiegersohn Franz von Lothringen wurden.

Begründer der Freimaurerei in Böhmen

Sporck wird als Begründer der Freimaurerei in Böhmen bezeichnet. Er soll am 24. Juni 1726 in Prag die Loge "Zu den drei Sternen" begründet haben, wobei der erste Großmeister der englischen Großloge, Anthony Sayer, anwesend gewesen sein soll. Als Beweis wird eine Medaille herangezogen, die das Datum 24. VI. 1726 trägt und auf ihrer Reversseite eine Darstellung aus der Apokalypse aufweist. Irgendwelche direkt freimaurerische Beziehungen sind auf dieser Medaille, die eine der vielen Porträtmedaillen des Grafen ist, nicht zu erkennen. Ferner wird zum Beweise herangezogen eine Statue der Architektur im Schloßgarten zu Kukus, die in eigenartiger Weise die rechte Hand aufs Herz legt — und seine Feindschaft gegenüber den Jesuiten.

Gegner der Jesuiten

Von einer Gründung einer Freimaurerloge in Prag durch England ist in den englischen Akten, die gerade zu dieser Zeit zumindest chronologisch genaue Aufschlüsse geben, überhaupt nichts bekannt, ebensowenig von einer Anwesenheit oder einer Reise des als Person sehr unbedeutenden ersten Großmeisters Anthony Sayer. Die Sporck-Legende — als mehr kann kritische Forschung die Verbindung des Grafen mit der Freimaurerei nach dem heutigen Stande unserer Kenntnisse noch nicht bezeichnen — geht zurück auf einen tschechischen Romanschreiber, Svatek, der den Grafen nur deshalb, weil er ein Gegner der Jesuiten war, zum Freimaurer machte, indem er den erst später entstandenen Gegensatz zwischen Kirche und Freimaurerei einfach vorwegnahm.

"Zu den drei Sternen"?

Bijou der Prager Loge "Hiram zu den drei Sternen", Vielleicht war dies die Loge "Zu den drei Sternen".

Am Prager Hauptpostgebäude wurde eine Tafel angebracht, die darauf verweist, daß an dieser Stelle früher das Sporcksche Palais stand, in welchem Graf Sporck die erste Freimaurerloge begründete. Ein Beweis für das Freimaurertum Sporcks ist bis heute nicht erbracht. In den von ihm veranlaßten zahlreichen Druckwerken finden sich Vignetten, die Werksymbole tragen. Das alles ist aber kein Beweis. Und so bleibt die Frage der Gründung der ersten Prager Loge (hat sie wirklich "Zu den drei Sternen" geheißen?) vorläufig wenigstens offen. Das von Abafi abgebildete Abzeichen der Loge "Zu den drei Sternen", das gleichfalls als Beweis angeführt ist, gehört zur Loge "Zu den drei Seraphim" in Berlin und ist wohl zufällig in Prager Musealsammlungen gelangt.