Freiberg

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Freiberg

Quelle: Allgemeines Handbuch der Freimaurerei Bd. 1 1863

Stadt im Königreich Sachsen mit 16.000 Einwohnern. Diese Stadt hat sich auf dem Gebiete des Maurerthums namentlich deshalb einen Namen erworben, weil sich an sie nicht zum geringsten Teil die Erinnerung an die umfassende Tätigkeit eines der grössten Reformatoren in der Maurerei Fessler knüpft.

Die Gründung der hier constituirten Loge fällt in die denkwürdige Zeit des oft harten Kampfes zwischen der todten Form und dem lebendigen und belebenden Geist in der Maurerei und ist ein unvergängliches Denkmal rastlosen Eifers für die gute Sache und unermüdete Ausdauer in der Überwindung von Schwierigkeiten aller Art.

Die desfallsigen im November 1798 stattgefundenen Vorbereitungen kamen zu einem um so raschern Abschluss je lebhafter sich der damalige Vorsitzende der Loge Zum Goldenen Apfel (Dresden) Geyer, für diese Angelegenheit interessierte da von sämtlichen 14 Begründern der neuen Loge nicht weniger als 11 Brüder jener Dresdener Loge angehörten. Schon 15. Dezember 1798 erschien infolge besonderer Befürwortung des genannten Geyer das von der Grossen Landesloge von Deutschland in Berlin erbetene Konstitutionspatent für die nunmehrige Loge Zu den drei Bergen in Freiberg. Als deren erster Meister vom Stuhl der damalige Kreisamtmann Meissner fungierte, die Liste von 1802 weist bereits 54 Brüder nach.

Von dieser Zeit an beginnt die historische Bedeutung dieser Loge denn von nun an trat Fessler in unmittelbare Verbindung mit ihr. Mit Übergehung alles dessen was letzterer in der Grossloge Royal York zur Freundschaft in Berlin getan hatte oder was ihn mit einer besondern Vorliebe zu der Freiberger Loge hinzog sei hier nur so viel bemerkt, dass Fessler nebst seinem treuen Freunde Fischer vom Obermeister des Innern Orient zu Berlin 1801 zu Ehrenmitgliedern ernannt 1802 aber auf ihren speziell motivierten Wunsch als aktive Mitglieder der Loge zu Freiberg angenommen worden waren. Die so entstandene innige Verbindung zwischen den Freibergern und jenen wurde teils durch die traurigen Schicksale Fessler's zu deren Linderung man alles aufbot, teils durch die Anerkennung der ausserordentlichen Gelehrsamkeit und Tatkraft desselben nur noch mehr erhöht und war unstreitig die Veranlassung, dass man sich auf das unzweideutigste und mit aller Energie des neuen Mitglieds gegenüber den Forderungen der Grossloge Royal York annahm.

Nachdem nämlich die Meisterschaft der Grossen Landesloge von Deutschland das Konstitutionspatent zurückgegeben und sich dagegen ein neues von der Grossloge Royal York erbeten, solches auch erhalten hatte arbeitete man natürlich nun nach dem von Fessler geschaffenen und der letztgedachten Grossloge gegebenen Rituale, einem Rituale in welchem alles Wesentliche der echten altenglischen Maurerei beibehalten war, das aber durch geistreiche Zusätze Klarheit und praktischen Wert erhalten hatte, weil jede Abweichung psychologisch und auf moralische Wirkung berechnet war.

Trotzdem hatte dasselbe doch viele Gegner in Berlin gefunden und somit auch Fessler selbst. Als er daher im Jahr 1802 seine "Kritische Geschichte der Freimaurerei" ankündigte, fand man die Herausgabe derselben von seiten der Grossloge bedenklich und gefährlich und untersagte dieselbe geradezu. Der Autor unterwarf sich zwar diesem Beschlusse beabsichtigte aber auf besondere Veranlassung mehrerer auswärtigen Logen, seine Arbeit - die Frucht sechsjähriger ausdauerndster Studien - ein Werk von 720 enggeschriebenen Folioseiten, gegen ein Honorar von 120 Thalern, denselben zugehen zu lassen. Hierbei fand er in den Bemühungen des obgenannten Meissner und des Ministerialsekretärs Mossdorf in Dresden, welcher zugleich mit dem Konsistorialpräsidenten von Gärtner und dem Geheimen Hof- und Justizrat von Brand dem Freiberger Innern Orient angehörte, eine kräftige Unterstützung, indem die Genannten durch gedruckte Aufforderungen zur Subscription eine möglichste Verbreitung des Werks zu erlangen suchten. Hierbei darf nicht unerwähnt bleiben, dass die Grossloge Royal York gleichzeitig forderte, die Brüder Fessler und Fischer aus der Liste der Loge "Zu den drei Bergen" zu streichen, weil dieselben zu einer Zeit affiliiert seien, in der sie noch der Loge "Urania zur Unsterblichkeit" in Berlin angehört hätten. Gewiss hatte zu dieser Forderung auch der Umstand beigetragen, dass Fessler um der Mishelligkeiten willen, die zwischen ihm und der Grossloge entstanden waren, alle seine grossmeisterlichen und maurerischen Ämter niedergelegt und sich von jeder fernern Tätigkeit losgesagt hatte. Genug, die Freiberger Brüder widersetzten sich jenem Ansinnen auf das kräftigste in einem 24. Januar 1805 gedruckt erschienenen Proteste, in welchem man vorzüglich auch geltend machte, dass keinerlei Gesetze eine solche Affiliation verböten; dass die Streichung zweier so hoch geachteter Brüder, von denen der eine der Gründer des von der Grossloge angenommenen Systems sei, widersinnig und eine Beleidigung sei, solange sie nicht selbst aus dem Orden austreten; dass sie sich endlich der Anfeindung Fessler's, wie sie aus den von der Grossloge getroffenen Massregeln hervorgehe, nicht anschliessen möchten. [Kloss, Bibl., Nr. 2953b.] Die Grossloge Royal York blieb indess bei ihren Forderungen stehen und schloss endlich, angeblich wegen fortgesetzten Trotzes gegen die Mutterloge, ihre Tochterloge von ihrem Logenbunde aus. Dies hatte zur Folge, dass die Loge "Zu den drei Bergen" ein vom 7. Juni desselben Jahres datiertes Rechtfertigungs- und J ohannisschreiben an alle nicht unter der Konstitution der Grossloge Royal York arbeitenden Logen sendete, in welchem sie sich für "selbständig und unabhängig" erklärte. Die meisten Logen erkannten dies an, unterhielten eine fortgesetzte Verbindung mit ihr und gaben wohl auch sonst noch unzweideutige Beweise ihres Wohlwollens und ihrer Achtung zu erkennen. Die Loge "Zu den drei Bergen" arbeitete seitdem rüstig fort, wenn auch unter anderer Führung, da Meissner, wie es heisst, wegen fortdauernder Kränklichkeit, vielleicht aus ganz andern, seine finanziellen Verhältnisse berührenden Gründen sein Amt niedergelegt und die Loge ganz gedeckt hatte. An seine Stelle trat der nachmalige Generalmajor Birnbaum, der die Freude hatte, während seiner Amtirung die Zahl der Brüder auf 104 gestiegen zu sehen, unter denen sehr viele später hohe militärische Stellungen einnahmen und zum Teil nicht eher die Loge verliessen, bis die im Jahr 1852 erschienene Verordnung des Kriegsministers sie dazu nötigte. Leider wurde