Heinrich August Ottokar Reichard: 12 neue Lieder, 1776

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Heinrich August Ottokar Reichard: 12 neue Lieder, 1776

Ausarbeitung von Roland Müller


Die Liedersammlung, die 1772 in Eutin herausgekommen sein soll – unter dem Titel „Freimaurer-Lieder“ (Georg Kloss, 1844, Nr. 1524) resp. „Freymäurer-Lieder“ (August Wolfstieg (2. Bd. 1912, Nr. 39723) - beruht auf einer falschen Konjektur. Auch die Zuschreibung an Johann Friedrich Reichardt ist unrichtig.

Es ist Heinrich August Ottokar Reichard, der 1776 die Sammlung von 49 „Freymäurer-Liedern“ herausgegeben hat. Eine weitere Auflage im Jahre 1780 trägt auf dem Titelblatt die Bemerkung „Dritte Auflage“. Weder Herausgeber noch Ort und Verlag sind angegeben.
Beide Ausgaben sind einer von Reichard herausgegebenen „Sammlung für die Freyen und angenommenen Maurer in Deutschland“ angehängt.


49 Freymäurer-Lieder

ohne Noten und ohne Angabe des Texters, manche auch ohne Titel, nur mit Buchstaben gekennzeichnet;
darunter
10 von 13 Gesängen von Ludwig Friedrich Lenz
8 Lieder von Johann Wilhelm Bernhard von Hymmen, 1771 und 1772
9 Lieder von Theodor Gottlieb von Hippel, 1772
6 Lieder sind auch unter den 15 neuen Liedern von Johann Adolf Scheibe von 1776 zu finden.
12 sind neu.


Auf das Fest des heil. Johannis.

A.

O heil’ges Band der Freundschaft treuer Brüder!
(Lenz, 1746,
unter dem Titel: Lobgesang auf die feyerliche Johannis-Loge)

B.

Der Tag, der unsre Lust vermehret,
(Scheibe, 1749,
unter dem Titel: Auf die feyerliche Johannisloge)

C.

Heil uns, die wir dich, schönster Tag, erblicken!
(Hippel, 1772)

D.

Ihr, die ihr in Einsamkeit
(Hippel, 1772)

E.

Sey uns willkommen, holdes Fest
(von Hymmen, 1771,
unter dem Titel: Auf das Johannisfest, den 9. Julius 1771)



Einladung.

Auch in:
Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer. 1784, 95-96
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer. 1801, 182

Mit Ehrfurcht tretet, liebste Brüder,
In dieses Heiligthum herein!
Hier steigt die Freundschaft selbst hernieder,
und macht des Lebens Glück gemein:
[1801: des Lebens Glück uns zu verleihn.]
Verschwiegenheit deckt dieses Zimmer,
Das Weisheit, Stärk' und Schönheit stützt,
Wo kein dem Menschen fremder Schimmer,
Nein! bloß die Tugend Werth besitzt.

Genießt im Maurerschmuck auch heute,
Vor ungeweihten [1784 und 1801: ungeweihtem] Blick versteckt,
Die weis' und Unschuld-volle Freude,
Die hier ein wahrer Maurer schmeckt,
Wenn, in der Eintracht sicherm Schoose,
Sein Herz sich Sorgen-frei enthüllt,
Und ihm der Niedre, wie der Große,
Gleich herzlich[1784 und 1801: herrlich] Treu um Treu vergilt.

Seht den [1784: denn] der Freundschaft heilgen Orden
Bey jedem Volk, in jedem Land,
In Osten, Westen, Süden, Norden,
Verehrt, geliebt, berühmt, gekannt:
Ja! wo nur gute Menschen wohnen,
Blüht unsre königliche Kunst:
Zu aller Zeit, in allen Zonen,
Erwarb sie sich der Edlen Gunst.

Frisch auf zur Arbeit, würdge Brüder!
Uns Maurern wird die Pflicht zur Lust:
Drum sevd, legt ihr das Werkzeug nieder,
Euch, daß ihr sie vollbracht, bewußt;
Dann eilt, an brüderlichen Tischen,
Wohin die Freundschaft lächelnd winkt,
Euch nach der Arbeit zu erfrischen,
Und legt die Hand ans Glas und trinkt!

Es leben die erhabnen Glieder,
Des Ordens Zierden, Schmuck und Preis!
Es leben alle unsre Brüder
Auf dieser Erde ganzen [1801: ganzem] Kreis!
Auch unsre Schwestern sollen leben!
Doch denen nur gilt [1801: gilt nur] dieses Glas,
Die züchtig nach der Ehre streben,
Gerecht zu seyn dem Winkelmaas.


Zur Eröfnung der Loge.

Hinweg! Wer von Gewalt und Raube
(Lenz, 1746)

Lobgesang.

Preis dir, erhabner edler Orden
(Lenz, 1772)



Loblied.

Auch in:
Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer. 1784, 88-89

Laut jubilierend schall mein Lied!
Laut schall’s der Maurerey!
Der besten Kunst, die je geblüht,
Der Kunst durch dreymahl drey!

Laut schall mein Lied im Jubelton,
Zu Preußsens Friedrich hin!
Die Vorsicht schütze Seinen Thron,
Sie segne dreyfach Ihn!

Laut schall mein Lied nach Albion!
Laut schall’s nach Schweden hin!
Laut schall es zu des Meisters Thron,
Im prächtigen Berlin!

Laut schall mein Lied im vollen Chor,
Dank unserm Meister hier!
Der Loge ungekränkten Flor,
Sein Werk erheben wir!

Laut schall mein Lied, laut müsse Preis
Den würdgen Brüdern seyn,
Die rastlos durch Beamten-Fleis
Sich unsrer Loge weihn:

Laut schall mein Lied dem, welchen nie
Der Muth zur Kunst entfiel!
Ihn lohnt nach überstandner Müh‘
Die Weisheit nah‘ am Ziel


Laut schall mein Lied, nach altem Brauch,
Wenn sich die Loge schließt,
Der liebenswürdgen Schwester auch,
Die uns die Zeit versüßt!

Laut jubilierend schall mein Lied,
Laut schall’s der Maurerey,
Durch die Kraft, Weisheit, Schönheit blüht!
Der Kunst durch dreymahl drey.


Ueber den Ursprung des Ordens.

Kommt der Tugend wahre Freunde!
(Scheibe 1776;
mit der Kennzeichnung Pr., ist aber neu)

Aufmunterung zu den Pflichten.

Maurer! ächter Weisheit Kinder,
(Scheibe 1776;
ohne Titel, mit der Kennzeichnung E. H.)

Bey einer Grundlegung.

Auf, Brüder, auf zum Lobgesang
(Hippel 1772)

Die Kette.

Auf, Brüder! faßt der Freundschaft Band
(von Hymmen 1771)

Das goldne Weltalter.

Als Unschuld noch der Menschen Schritte führte,
(von Hymmen 1771)



Lob der Treue.

Auch in:
Zweihundert Lider frölicher Geselschaft und einsamer Frölichkeit, 1782, 225-226.
Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer, 1784, 49
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer. 1801, 87.

Edle Treu! Du hast den ersten Bund
Unter Sterblichen [1801: Menschen segenvoll] errichtet,
Und zur ersten Liebe hat dein Mund
Eine Schäferin verpflichtet;
[1801: Und zum ernsten Schwüre hat dein Mund
Edle Menschen einst verpflichtet;]
Sanfte Sitten und Geselligkeit
Sind durch dich entstanden,
Und das Ideal der goldnen Zeit
Ist in dir vorhanden.

Aber ach! mit jener goldnen Zeit
Bist auch du, o Treu [1801: o edle Treu], verschwunden;
Kehre wieder, sanfte Zärtlichkeit,
Die einst Pylades empfunden,
Als Orest an seinem Busen lag,
Nach erstandnen Leiden,
[1801: an dem Ziel der Leiden!
O da schenkt ihm jeder junge Tag
Mehr als Götterfreuden.

Komm herab aus deiner bessern Welt,
Senke [1801: senke willig] dich auf uns hernieder,
Bundesgöttin, die uns treu erhält,
O, begeistre unsre Brüder,
Daß sie muthig nach dem Ziele gehn,
Ueber [1782: Ueberm] Dornenpfade,
Welches Wissenschaft und Kunst erhöhn
In dem letzten Grade.
[1801: ungeschreckt durch Wüsten
um des Urlichts reinen Glanz zu sehn,
den die Edlen grüßten.]


Lehren.

Brüder, fühlt die süsse Pflicht,
(von Hymmen 1772)

Lob der Maurerey.

Den Weg des Lichts getrost zu wandeln
(Scheibe 1776;
ohne Titel, mit der Kennzeichnung E.)

Ueber die Grösse des Ordens.

Der Tugend Kenner, ächte Mäurer!
(Hippel 1772)

Virtus recludens

Die ihr der Tugend Tempel baut,
(Hippel 1772)

Die Entschließung.

Die Zeiten, Brüder, sind nicht mehr,
(von Hymmen 1772)

timor et minae

Genießt der Freuden dieses Lebens!
(Hippel 1772)

Nous suivons aujourd’hui

Hier in der Freyheit sicherm Schoose,
(Lenz 1746)

Rapiamus amici

Hier, wo uns kein Neider höret,
(Hippel 1772)

Daret quae precamur

Richter freygeschafner Geister,
(Hippel 1772)

An einen neuen Bruder.

Unsrer Baukunst erste Lehren
(Scheibe 1776,
unter dem Titel: Bey der Aufnahme eines neuen Bruders,
mit der Kennzeichnung Pr., ist aber neu)

Das Glück des Weisen.

Wie selig lebt, wer Ruh und Frieden
von Hymmen, 1771)

Lob der Maurerey.

Wir baun der Tugend hier Altäre,
(von Hymmen, 1771)

Die Redlichkeit.

Wo seyd ihr hin, beglückte Zeiten!
(Lenz, 1772)



Der weise Genuß der Zeit.

Auch in:
Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer, 1784, 71-72
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer. 1801, 143.

Ja, Brüder! ja, genießt der Stunden,
Die euch die holde Vorsicht schenkt.
Wir haben vieles überwunden,
Das Schwache drückt und Thoren kränkt.

Der wird nie unsern Nektar schmecken,
Den Furcht und Hoffnung unterdrückt,
Den unerschaffne Schatten schrecken,
Dem Heuchelei den Nacken bückt.

Auf! lasset uns nicht länger säumen,
Die Laufbahn muthig durchzugehn;
Erwachet von den süßen Traumen,
Die aus erregter Lust entstehn!

Durch Mäßigung beherrscht die Triebe;
Prüft alles mit gelassnem Sinn;
Liebt Wahrheit, Recht, übt Menschenliebe,
Lenkt Freund und Feind zum Guten hin.

Erforschet die Natur der Dinge;
Macht euch von Vorurtheilen frey;
Sucht, was euch wahren Vortheil bringe,
Was zeitlich und was ewig sey.

Dann wird die Finsterniß verschwinden,
Dann leuchtet Euch ein Licht aus Gott!
Dann werdet Ihr die Wahrheit finden,
Und in der Wahrheit unsern Gott.

Singt unserm Vater Freudenlieder,
Nennt ihn, in stiller Einsamkeit!
Baut den zerstörten Tempel wieder,
Und wißt, daß ihr der Tempel seyd!


Getroster Muth.

Auch in:
Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer, 1784, 83
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer. 1801, 166.

Laßt der Maurerey zu Ehren,
Brüder, eure Stimme hören!
Auf, erhebt des Ordens Ruhm!
Preist das Loos, das uns beschieden!
Singt: der Maurer lebt hinieden
Schon als im Elysium.

Stets geschäftig seine Pflichten
Treu, mit Sorgfalt auszurichten,
Und des Daseyns werth zu seyn,
Schmeckt er, frey von Gram und Leide,
Still des Lebens ächte Freude,
Stirbt er sonder Furcht und Pein.

Wenn die Ungeweihten zittern,
Und, im Sturm von Ungewittern,
Oft ihr Muth zu Trümmern geht,
Steht der maurerische Weise
In der Tugend heilgen Kreise
Ruhig, als ein Archimed.



O, noctes, coenaeque!
Aus dämmernder, westlicher Ferne,
(Lenz, 1772;
Fortsetzung des Liedes „Die Redlichkeit“)


Glück der Maurer.

A.

Auch in:
Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer, 1784, 36-38
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer. 1801, 69-71.

Die Ihr mit Stärk' und Licht vertraut,
Um Thoren unbekümmert,
Der Wahrheit eine Veste baut,
Die keine Zeit zertrümmert:
Bestätigt, was in aller Welt
Der Ruf von euch verbreitet,
Daß Eintracht Euren Bund erhält,
Und [1801: Daß] Euch die Weisheit leitet.

Frölich und frey,
Und dem Gelübde treu,
Das ist der Preis der Maurerey.

Erwägt und schätzt ihn lebenslang,
Und singt dem großen Meister Dank.

Glückliche Maurer! Glückliche Maurer!

Die Tugend, der wir uns geweiht,
Schützt unsrer Brüder Frieden;
Durch sie allein sind Bettlerkleid
Und Purpur unterschieden.
Zum Kleinen [1801: Niedern] läßt der große Mann
Sich in der Loge nieder;
Mit unsern Schürzen angethan,
Sind wir nichts mehr, als Brüder.

Frölich und frey etc.

Der Leidenschaft, die ihn belebt,
Darf nicht der Mensch sich schämen;
Nur, daß sie nicht sich stolz erhebt,
Lernt sie der Maurer zähmen.
Ihm hilft die Weisheit, daß sie nie
Zu übermüthig werde,
Und durch die Herrschaft über sie
Wird er ein Herr der Erde.

Frölich und frey etc.

In froher Mannigfaltigkeit
Des Wahren und des Schönen,
Führt freundliche Gefälligkeit
Uns durch des Lebens Scenen;
So reizt die Lust den Schlemmer nicht
Zum Taumel seines Festes,
Als uns zur Uebung unsrer Pflicht
Der Erd' und Menschheit Bestes.

Frölich und frey etc.

So schreiten wir ermuntert fort
Im angewiesnen Gleise;
Hinan! bleibt unser Losungswort,
Nach unsrer Väter Weise:
Bis einst der Eifer mit der Zeit
Des Baues Schluß beschleunigt,
Dann siehet die Ungläubigkeit,
Wozu wir uns vereinigt.

Frölich und frey etc.

Und wenn nach Arbeit jetzt der Saft
Der Reben uns erheitert,
Werd' unser Herz durch seine Kraft
Zur Menschlichkeit erweitert;
Dann werde, der sich hungrig grämt,
Wenn wir in Freuden essen,
Der Dürft'ge, der sich seiner schämt,
Ihr Brüder, nicht vergessen.

Frölich und frey etc.


Mit einer andern 2. und einer 4 Strophe, welche 4-6 ersetzt, in:
Gesänge für Maurer mit neuen Melodieen. Dreßden 1782,79-81,
unter dem Titel: Preis der Maurerey.

2.
Ihr schwurt der Weisheit Bahn zu gehn.
Den Tugendpfad zu wandeln:
Laßt frey vom Vorurtheil uns sehn
Und groß und gut uns handeln!
Denn frey von falscher Größe Glanz
Und von der Knechtschaft Bürde,
Fühlt nur der wahre Maurer ganz
Der Menschheit hohe Würde.

4.
Die Weisheit spinnt zur Blumenschnur
Uns unsers Lebens Faden:
Giebt rinsum Reize der Natur,
Giebt Rosen Dornenpfaden;
Bis einst der frohe Tag erwacht,
Den uns ihr Stral verkündet,
Und wir das große Werk vollbracht
Das sie durch uns gegründet.

Dazu andere Mittelstücke:
Einer.
Seyd Brüder, eurem Bunde treu,
Im Stillen gut, und froh und frey!

Chor.
Im Stillen gut, und froh und frey,
Das ist der Preis der Maurerey.


B.

Auch in:
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer. 1801, 68-69.

Die ihr im sichern Heiligthum
Der Weisheit euch verbandet,
Und euer Glück und Euren Ruhm
In ihrem Tempel fandet;
Hier in der stillen Freuden Schoos
Bewahrt sie euch ihr köstlich Loos,
Und macht euch frei und groß.

Der Trieb, der euch hieher beschied,
War ein Geschenk des Himmels:
Ihr floht, von Ahnungen durchglüht,
Die Menge des Getümmels.
Ihr kamet ohne Falsch und schwurt,
Und saht, und hörtet, und erfuhrt;
Doch denkt auch, was ihr schwurt!

Der du zu Thoren dich gesellst,
Dich zu den Spöttern rottest,
Dein ungesundes Urtheil fällst,
Und unsers Bundes spottest;
O fühltest du, wie viel dir fehlt,
Du kämst voll Reu' und würd'st erwählt,
Und würd'st, wie wir, beseelt!

Dann fühlt‘st du, erst mit Wonn' erfüllt,
Das Glück des Maurerbandes,
Das neidenswerthe Ebenbild
Des goldnen Hirtenstandes.
Erwählte Brüder, unter Euch
Ist jeder Bruder groß und reich,
Sind alle Brüder gleich.

Die Ueberzeugung macht uns stark,
Das Wahre zu ergründen,
Und was sich uns bisher verbarg,
Lehrt uns die Weisheit finden.
So lange sich die Sphären drehn,
So lange Menschen Menschen. sehn,
Wird unser Werk bestehn.

Der Maurer ist kein Sonderling,
Die Pflicht macht ihn gesellig:
Und wer den Kuß von uns empfing,
Lebt in der Welt gefällig.
Trägt auch sein Flug ihn himmelwärts,
So bleibt ihm doch ein menschlich Herz,
Das fühlt der Menschen Schmerz.

Nur fern vom thörichten Gemisch
Der Zwangesvollen Zecher,
Deckt uns die Freyheit unsern Tisch,
Und füllt uns unsern Becher.
Hier in der Unschuld Gegenwart
Trinkt, Brüder, froh nach Maurerart:
Es lebe, der es ward! --


Ermahnungen an die Brüder.

A.

Edle Maurer, schmeckt das Glück,
(Scheibe, 1776;
ohne Titel, mit der Kennzeichnung H.)
Reichard hat einige stärkere Veränderungen vorgenommen


B.

Auch in:
Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer, 1784, 55-56;
unter dem Titel: Ermahnungen an die Brüder
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer. 1801, 119-111 (ohne die dritte Strophe)

Fühlt, Maurer, des Lebens erhabnen Werth,
So wie ihn die Weisheit euch fühlen lehrt!
In manchen seligen Stunden
Ward er von Brüdern empfunden,
Sie noch in der Asche der Enkel verehrt.

Wir lachen nicht spöttisch, wie Demokrit,
Und weinen nicht mürrisch, wie Heraklit;
Wir schmecken, ihnen zum Neide,
Der Erde süsseste Freude,
Die Freude, die Menschen zu Menschen erzieht.

Der grübelnden Neubegier unerkannt,
Verknüpft uns der Freundschaft geheimstes Band.
Laßt sie in Meynungen klauben!
Laßt sie an Irrthümer glauben!
Der Maurer ist glücklich, der suchte und fand!

Der Spötter mag unser Geheimnis schmähn,
Er ward nicht geboren, es zu verstehn.
Aus menschenfreundlichen Thaten
Laßt es den Edlen errathen;
Er wird es verehren, und kommen und sehn.

 Des Lebens geniessen [1801: genießet], gebeut Natur,
Das Leben versüssen [1801: versüßet] des Maurers Schwur.
In aller Freuden Geleite
Bleibt uns die Unschuld zur Seite,
Der frölichen Weisheit geloben wir nur.


C.

Auch in:
Gesänge für Maurer mit neuen Melodieen. Dreßden 1782, 116-118,
unter dem Titel: Freuden des Maurers
Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer, 1784, 5-6;
unter dem Titel: Ermahnungen an die Brüder
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer. 1801, 11-12 (ohne die zweite und dritte, fünfte und sechste Strophe)

1.
Auf, die im Kreis‘ erwählter [1782: gewählter] Freunde
Die (1782: Dir,] stille [1801: der stillen] Weisheit sich geweiht,
Die ihr in friedlicher Gemeinde
Euch fühlen lehrt, warum ihr seyd,
Laßt uns, zu Einem Glück entsprossen,
Stets jeder [1782: edler] Freude fähig seyn,
Geliebte Brüder, Bundsgenossen,
Die ihres Biederbunds sich freun!
[1782: Und Einer Seligkeit Genossen,
Uns unsers hohen Bundes freun!]
[1801: uns Brüder seyn und Bundsgenossen
 die ihres Bundes sich erfreun.

2.
Des Bundes, den zur heil'gen Stunde
Die Seele von der Lippe schwur;
Des theuren Bundes, der dem Munde
Des Eingeweihten nie entfuhr;
[1782: Des Bundes, dem zur heilgen Stunde
Voll Hochgefühls der Ewigkeit
Wir nicht mit heuchlerischem Munde
Vor Gottes Antlitz uns geweiht;]
Des Bundes, der von Sphär' auf Sphäre
Zu Kenntnissen den Denker hebt,
Des Bundes jener hohen Lehre,
Lebt Maurer, daß ihr einst gelebt.

3.
Dem dargestellten Meisterstücke
Des großen Meisters nachzuspähn,
Und stets mit [1782: Mit täglich] aufgeklärterm Blicke
Ins tiefere Geheimnis sehn,
Aus [1782: Voll] Lehrbegier sein Daseyn preisen,
Das ihn zu diesem Bau geführt,
Nur das ist Freude, die den Weisen,
Und Wollust, die den Maurer rührt.

4.
So schwingt mit rüstigem Gefieder
Der Geist sich auf, und forscht nach Heil,
Und senkt sich weiser denn [1801: dann] hernieder,
Und nimmt an seiner Erde Theil;
[1782: Bald fliegt sein Geist zu höhern Sphären,
Fühlt ferner Welten hohes Glück,
Kehrt dann aus reiner Wesen Chören
Zu seinem Erdenball zurück.]
Nimmt Theil an seines Bruders Leide,
Bis ers in Lächeln ihm verkehrt,
[1801: bis er in Lächeln es verkehrt]
Nimmt Theil an seines Bruders Freude,
Die ihm [1784 und 1801: ihn] sein Glück empfinden lehrt.

5.
Dann leitet ihn zum Freudenmaale
Der guten That gerechter Dank,
Und würzet seines Tisches Schaale,
Und segnet seines Tisches Trank.
Sein Beyfallschlagendes Gewissen
Erfüllt ihn mit Beruhigung:
Erquickung ist ihm jeder Bissen,
Und milde Labung jeder Trunk.
[1782:
Mit Freundeston spricht sein Gewissen:
„Genieße der Beruhigung!
Erquickung sey dir jeder Bissen,
Und milde Labung jeder Trunk!“]

[1801:
Zwar wandeln wir im Erdenkleide
mit Mühe der Vollendung Bahn,
und überall lacht Erdenfreude
uns im geringsten Blümchen an.]

6.
Beglückte Maurer! diese Freuden
Sind unser — fühlt und erndtet sie!
Um sie soll uns die Welt beneiden,
Um sie und unsre Harmonie.
Laßt seinen Flittertand dem Thoren,
[1782Laßt sonder Eifersucht dem Thoren]
Sein buntes Wasserblasenspiel;
Uns hat die Weisheit auserkohren [1782: sich erkohren],
Und unsre Losung ist — Gefühl!

7.
Zufrieden wie des Schöpfers Waage
Das Schicksal zuwägt, nehmt es hin,
Und sucht in jedem jungen Tage,
In jedem sterbenden Gewinn;
Noch wandeln wir im Erdenkleide
Der glücklichen Vollendung Bahn,
Und überall lacht Erdenfreude
Uns im geringsten Blümchen an.
[1782: Und wo wir wandeln lacht uns Freude
Im Blümchen, wie im Seraph, an.]


8.
So laßt sie uns [1782: uns dann; 1801 uns denn] als Weise wandeln,
Die Blümchen pflücken, die uns blühn.
Laßt uns als wahre Maurer handeln,
Die sich um mehr, als Staub bemühn!
Laßt uns, zu Einem Glück entsprossen,
Stets jeder Freude [1782: edler Freuden] fähig seyn,
Geliebte Brüder, Bundsgenossen,
Die ihres Biederbunds sich freun! –
[1782: Und Einer Seligkeit Genossen,
Und unsers hohen Bundes freun.]
[1801: uns Brüder seyn und Bundsgenossen,
die ihres Bundes sich erfreun!]


Statt der zweiten und dritten Strophe in:
Allgemeines Gesangbuch für Freimaurer, 1801, 11-12

Des Bundes, der den Durst anfachte nach göttlicher Vollkommenheit, und Menschen Menschenfreuden brachte, auf ihre Pfade Rosen streut; des Bundes, der die hohen Lehren den Menschen gab: folgt der Natur, und seht in Blumen, Menschen, Sphären, des großen Bildners leise Spur.


D.

Laßt uns, ihr Brüder,
(Scheibe, 1776;
ohne Titel, mit der Kennzeichnung H.)

An einen Freymäurer-Bruder bey seiner Aufnahme.
(Christian Graf zu Stolberg, 1775;
unter dem Titel: Lied an einen Freimaurer bei seiner Aufnahme)

Lebens-Regeln.
Was alte Weisen uns gelehrt,
(von Hymmen 1772)

An einem Stiftungstage.
Zum Tempel, wo der Friede thronet,
(Hippel 1772)

Gebeth.
Der du mit Weisheit, Stärk und Pracht
(Lenz, 1772)

Feyerabend.
Die Sonn‘ im Westen zeigt uns schon
(Lenz, 1772)

Trinklieder.

A.

In unsern Bechern wohn die Freude,
(Lenz, 1746,
unter dem Titel: Trinklied)

B.

Vergnügt zu seyn, ist wohl erlaubt,
(Lenz, 1746,
unter dem Titel: Trinklied)

C.

Auch in:
Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer, 1784, 65-66;
mit dem Titel: Trinklied
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer. 1801, 261-262

Hinweg von hier, profane Zecher!
[1801: Weg, weg, von hier, profane Zecher!]
Bey Maurern herrscht die Mäßigkeit:
Es werde nie der Freudenbecher
Von trunknen Lippen hier entweiht!

Das Freudenschaffende Getränke,
Gepflanzt von Vater Noahs Hand,
Das süße himmlische Geschenke
Wird stets hier würdig angewandt.

Drum, Brüder, preist den Weinerfinder!
Ihn, der der Maurer Anherr [1801: Ahnherr] war:
Für uns, — uns, seine würdgen Kinder,
Pflanzt' er die Reben, das ist klar.

Die Hand ans Glas! wir trinken heute,
Nach unserm Brauch, durch dreymal drey:
Es lebe - [1801 eingefügt: hoch] der Stolz, die Freude
Der Menschheit und der Maurerey.


D.

Vater Noah, Weinerfinder!
(Scheibe 1749)


Schwester-Lieder.

A.

Für euch, ihr Schönen,
(siehe am Schluss von:
Sieben frühe Schwesternlieder)

B.

Brüder, lasset unsern Schönen,
(siehe: An die Schwestern: Sieben verschiedene Versionen 1776-1832; Version I)



C.

Dem festen Bau von meinem Glücke
(siehe: Lied eines Maurers an seine Maurerin,
die ersten zwei Strophen,
in: Die erste grosse Verräterschrift: Der verrathene Orden der Freymäurer, 1745 (frz. 1745)


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