Rezension: Klaus Jürgen Grün - Wörter machen Götter: Unterschied zwischen den Versionen

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==Rezension: Klaus-Jürgen Grün - Wörter machen Götter <br> Der symbolische Bund der Freimaurer und seine Freinde==
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==Rezension: Klaus-Jürgen Grün - Wörter machen Götter <br> Der symbolische Bund der Freimaurer und seine Feinde==
  
'''Ich verstehe dieses Buch so, dass Klaus-Jürgen Grün die Argumente des philosophisch immer noch nachglimmenden mittelalterlichen Universalienstreits auf die Freimaurerei anwendet und diese dabei eindeutig im Lager der Nominalisten verortet. Was dazu führt, dass nach Ansicht von Grün freimaurerische Richtungen wie die [[Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland]] keine Freimaurer sind, sondern eine ''„christliche Sekte“.'' <br> Von [[Rudi Rabe]].'''
 
  
[[Datei:Sw-800-600-gruen woerter cover.jpg|thumb|350px|Der Buchcover mit einem Bild von René Margritte veranschaulicht die These: „Ceci n’est pas une pomme“ (das ist kein Apfel) - klar: das ist nur das Bild eines Apfels, letztlich ein Symbol. Man kann es nicht essen. <br>  Klaus-Jürgen Grün: ''„Margrittes Kunst ist der malerische Ausdruck dessen, was uns Freimaurerei seit 300 Jahren präsentiert."'']]
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===Rezension von [[Rudi Rabe]]===
Im Universalienstreit ging und geht es um die Frage, ob Allgemeinbegriffe wie etwa Menschheit oder Gerechtigkeit oder Gott ein eigenständiges, objektiv fassbares Etwas sind, also Universalien, oder nur Wortetiketten für Denkfiguren, also Nominalien, hinter denen keine verortbare Realität steht. Während Religionen oder andere Machtsysteme zwischen Kommunikation und der Wirklichkeit, auf die sich die Kommunikation bezieht, ganz bewusst nicht unterscheiden, sind das für die Nominalisten zwei völlig verschiedene Welten.  
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'''Ich verstehe dieses Buch so, dass Klaus-Jürgen Grün die Argumente des philosophisch immer noch nachglimmenden mittelalterlichen Universalienstreits auf die Freimaurerei anwendet und diese dabei eindeutig im Lager der Nominalisten verortet. Was dazu führt, dass nach Ansicht von Grün freimaurerische Richtungen wie die [[Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland]] keine Freimaurer sind, sondern eine ''„christliche Sekte“''.'''
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[[Datei:Sw-800-600-gruen woerter cover.jpg|thumb|350px|Der Buchcover mit einem Bild von René Margritte veranschaulicht die These: „Ceci n’est pas une pomme“ (das ist kein Apfel) - klar: das ist nur das Bild eines Apfels, letztlich ein Symbol. Man kann es nicht essen. <br>  Klaus-Jürgen Grün: ''„Margrittes Kunst ist der malerische Ausdruck dessen, was uns Freimaurerei seit 300 Jahren präsentiert."''<br><br> Das Buch ist Anfang 2018 erschienen. Es hat 412 Seiten.]]
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Im Universalienstreit ging und geht es um die Frage, ob Allgemeinbegriffe wie etwa Menschheit oder Gerechtigkeit oder Gott ein eigenständiges, objektiv fassbares Etwas sind, also Universalien, oder nur Wortetiketten für Denkfiguren, also Nominalien, hinter denen keine verortbare Realität steht. Man könnte auch sagen, diese Nominalien sind reine Kommunikation. Während Religionen oder andere Machtsysteme zwischen „nominalistischer Kommunikation“ und der Wirklichkeit, auf die sich die Kommunikation bezieht, ganz bewusst nicht unterscheiden, sind das für die Nominalisten zwei völlig verschiedene Welten. Und die Freimaurerei - so Klaus-Jürgen Grün - ist nominalistisch.  
  
 
Klaus-Jürgen Grün zieht diesen Konflikt mit vielen Beispielen durch das ganze Buch, und es wird bald klar, dass seine These nicht nur den Sinn hat, das Wesen der Freimaurerei schärfer zu fassen, sondern auch masonische Richtungen auszugrenzen, die in seinen Augen quasi häretisch sind, wie eben die 'Große Landesloge von Deutschland', die oft auch Freimaurerorden genannt wird.
 
Klaus-Jürgen Grün zieht diesen Konflikt mit vielen Beispielen durch das ganze Buch, und es wird bald klar, dass seine These nicht nur den Sinn hat, das Wesen der Freimaurerei schärfer zu fassen, sondern auch masonische Richtungen auszugrenzen, die in seinen Augen quasi häretisch sind, wie eben die 'Große Landesloge von Deutschland', die oft auch Freimaurerorden genannt wird.
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''„Gegen die Zumutung von Seiten der Vereinigten Großlogen von Deutschland, unter seiner Satzung Freimaurer zur Anerkennung des Freimaurerordens zu zwingen, sollten sich Freimaurer möglichst bald zur Wehr setzen.“'' (387)
 
''„Gegen die Zumutung von Seiten der Vereinigten Großlogen von Deutschland, unter seiner Satzung Freimaurer zur Anerkennung des Freimaurerordens zu zwingen, sollten sich Freimaurer möglichst bald zur Wehr setzen.“'' (387)
  
Klaus-Jürgen Grüns Buch ist letztlich eine hochintellektuell verfasste Kampfschrift gegen den Freimaurerorden. Er hält diese Richtung für Pseudofreimaurerei. Und methodisch wirft er ihr vor, mit falschen Karten zu spielen, weil das in den ersten drei Graden des hochgradigen Freimaurerordens noch nicht zu durchschauen sei. Erst ganz oben, wenn's mehr oder weniger zu spät ist, werde dann klar, dass der Freimaurerorden keine Freimaurerei sei, die nach den Grundsätzen der Aufklärung ticke, sondern eine „christliche Sekte.“
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Klaus-Jürgen Grüns Buch ist letztlich eine hochintellektuell verfasste Kampfschrift gegen den Freimaurerorden. Er hält diese Richtung für Pseudofreimaurerei. Und methodisch wirft er ihr vor, mit falschen Karten zu spielen, weil das in den ersten drei Graden des hochgradigen Freimaurerordens noch nicht zu durchschauen sei. Erst ganz oben, wenn's mehr oder weniger zu spät ist, werde dann klar, dass der Freimaurerorden keine Freimaurerei sei, die nach den Grundsätzen der Aufklärung ticke, sondern eine ''„christliche Sekte.“''
  
 
Das Buch wird sehr stark polarisieren. Und es ist ja nicht das erste Buch Klaus-Jürgen Grüns, das sich diesem Thema mit Leidenschaft widmet. Aber ich denke, zum Glück leben wir in einer Weltgegend, wo Bücher wie diese gedruckt werden können. Es wäre schön, wenn es bald eine Antithese geben würde.
 
Das Buch wird sehr stark polarisieren. Und es ist ja nicht das erste Buch Klaus-Jürgen Grüns, das sich diesem Thema mit Leidenschaft widmet. Aber ich denke, zum Glück leben wir in einer Weltgegend, wo Bücher wie diese gedruckt werden können. Es wäre schön, wenn es bald eine Antithese geben würde.
  
== Buchrückseite: Klaus Jürgen Grün - Wörter machen Götter ==
 
 
Es ist reichlich geschrieben worden über den symbolischen Bund der Freimaurer, erstmals jedoch unternimmt [[Klaus-Jürgen Grün]], Philosophieprofessor in Frankfurt und langjähriger Vorsitzender der Forschungsgesellschaft Quatuor Coronati, in seinem eben erschienenen Buch „Wörter machen Götter“ den Versuch, den Symbolcharakter der Freimaurerei anhand einiger ihrer wesentlichen Symbole nach dem Vorbild der konzeptuellen Metapher zu beschreiben. Er weist nach, dass die Umwandlung religiöser und liturgischer Elemente in reine Symbole die wichtigste Arbeit der Freimaurer darstellt. Was der einzelne Bruder dabei denkt, ist nebensächlich, sobald er sich im [[Ritual]] durch sein Tun auszeichnet. Nicht im Denken oder Glauben liegt die Kraft, sondern in der Tat.
 
 
[[Klaus-Jürgen Grün]] spart dabei nicht mit Kritik an denjenigen, die in der Freimaurerei eine wie auch immer geartete religiöse Organisation sehen und etwa christliche Glaubenslehren zum Dogma erheben wollen. Das 400-seitige Werk knüpft an seine Bücher „[[Rezension: Klaus-Jürgen Grün: Menschenähnlichkeit|Menschenähnlichkeit]]“ und „[[Rezension: Klaus-Jürgen Grün: Das verlorene Wort|Das verlorene Wort]]“ an und ist auch eine Verteidigungsschrift der humanitären Freimaurerei.  Verlagstext
 
 
==Anmerkungen zu Klaus-Jürgen Grün „Wörter machen Götter“==
 
 
'''von Christopher Sicurella'''
 
 
Bewundert oder gefürchtet, geliebt oder verhasst – selten fallen Reaktionen auf Publikationen von Klaus-Jürgen Grün in ein indifferentes Mittelmaß. Selten heißt aber nicht immer, weswegen eine mittelmäßige Kommentierung eines Buch folgt, welche ich nicht als Rezension bezeichnen kann und will.
 
 
Klaus-Jürgen Grün und wie er die Welt sieht. Der Autor verspricht im Untertitel von "Wörter machen Götter" nicht weniger als Aufklärung über den "symbolischen Bund der Freimaurer und seine Feinde". Feinde hatte und hat der Bund zu jeder Zeit. Irreführend hier, denn von den "eigentlichen" (ein Reizwort für Grün) Feinden ist nicht die Rede. Fragen wie "In welchen Ländern ist Freimaurerei verboten und warum ?", "In welchen Ländern existieren Gesetzte, welche die Mitgliedschaft bei den Freimaurern unter  Todesstrafe stellt, und warum ?", "Wer bekämpft die Freimaurerei offen oder verdeckt, und warum ?" fehlen. Stattdessen sucht und findet Klaus-Jürgen Grün die "eigentlichen" Feinde ausgerechnet innerhalb der Freimaurerei, genauer in Form der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland – Freimaurerorden (fortan GLL), einer von fünf Großlogen, welche unter dem Dach der Vereinigten Großlogen von Deutschland die Anerkennung der Vereinigten Großloge von England in Anspruch nimmt. Und das ärgert den Autor augenscheinlich, erkennt er doch in dem explizit christlichen Bezug der Auffassung oder Auslegung von Freimaurerei durch die Große Landesloge einen Sonderweg inmitten der von religiöser Toleranz geprägten weltweiten Großlogenlandschaft. Auf (Freimaurerei in) Skandinavien will ich an dieser Stelle nicht weiter eingehen, da das Buch sich auf die GLL fokussiert.
 
 
Das Buch muss Gemüter meiner Meinung nach weder erhitzen noch kalt lassen – manche Speise lässt sich auch lauwarm verzehren.
 
 
===Drei Teile des Buches===
 
 
'''Als Leser teile ich das Buch in drei  Teile: Bis Seite 135 – bis Seite 300 - und die letzten einhundert Seiten.'''
 
 
Bis Seite 135 bin ich in meiner Betrachtung so unschlüssig wie der Auto selbst. Vergleichbar mit einem Ruderboot, welches mit zwei Ruderschlägen vorwärts, dann mit zwei Ruderschlägen zurück, nicht von der Stelle kommt, wechseln Vorwürfe und Anklagen unter Verwendung von Begriffen wie 'Feindseligkeit', 'falsches Denken' (oder 'Pseudo-Denken') und 'Unredlichkeit' mit relativistischen Beschwichtigungen:
 
 
:Seite 11 (Zitat): "Die Spannungen, die dabei entstehen, erinnern daran, dass weder die Worte der Sprache noch die Bilder der Vorstellung Abspiegelung von Tatsachen der Welt sind."
 
 
Wer diese Aussage anerkennt, und hierzu zähle ich den Autor, der diese Aussage trifft, räumt ein, dass auch eigene Worte und Vorstellungen nicht Abspiegelung von Tatsachen der Welt sind. Insofern dürfen sich leicht erregbare Kritiker wieder beruhigten.
 
 
:Seite 29 (Zitat): "So wenig wir sagen können, was „die Kunst“ oder was „die Wahrheit“ sei, so wenig können wir sagen, was „die Freimaurerei“ ist."
 
 
:Seite 111 (Zitat): "Vor allem erkenne ich dann vielleicht, dass ihre andere politische, religiöse und philosophische Auffassung von der Welt nicht weniger Anspruch auf Gültigkeit erhebt, als meine eigene."
 
 
:Seite 113 (Zitat): "Nur, weil ein Mensch eine andere Vorstellung von der Welt hat als ich, ist er nicht von minderem Wert."
 
 
:Seite 113 (Zitat): "Der Wert des Menschen zeigt sich nicht zuletzt dort, wo er bereit ist, seine Vorstellungen von der Welt einer kritischen Bewährungsprobe auszusetzen."
 
 
Und das rechne ich dem Autor hoch an, dass er diese, seine Meinung nicht (nur) privitissime im Hinterzimmer äußert, sondern durch die Veröffentlichung seines vorliegenden Buches bereit ist, seine Vorstellung von der Welt (auch von der Freimaurerei) einer kritischen Bewährungsprobe auszusetzen.
 
 
:Seite 89 (Zitat): "Aber Symbole muss ich deuten, und nur in dieser Deutung erlangen sie Wirklichkeit. Sie werden Gegenstände und Ereignisse, deren Bedeutung auf Deutung beruht."
 
 
Offen bleibt für mich wem, außer ihm selbst, Klaus-Jürgen Grün die Deutung überlässt, oder ob es an ihm ist jemandem die Deutung zu überlassen - nach dem Motto "Du kannst für dich deuten wie Du willst, das ist dann aber falsches Denken, versteckte Feindseligkeit und unredlich." Klingt ähnlich wie das saloppe "Sicher kannste das so machen – aber dann isses halt Scheiße." Im übertragenen Sinn gesprochen beschriftet er ein Etikett mit dem 'Zauberwort' "Unredlichkeit" und heftet es Menschen an, die seine Weltsicht nicht teilen. Das Etikettieren soll dabei den Anschein einer Allgemeingültigkeit erwecken.
 
 
:Seite 30 (Zitat): "Es ist aus unserer Sicht die falsche Frage, welche der Aussagen denn die wahre Freimaurerei bezeichne. Wer diese Frage stellt, ist in der modernen Freimaurerei noch nicht angekommen."
 
 
Und in der 'modernen Freimaurerei' muss der Leser schon 'angekommen sein', wenn er das Buch liest, denn wenn man 'ad fontes' in der Zeit zurückgeht, liest sich das ganz anders:
 
 
:(Nicht im Buch behandelt): Elias Ashmole, der sich intensiv mit der Alchemie beschäftigte, und dessen Aufnahme am 16. Oktober 1646, uns ihn als einen der ersten spekulativen Maurer bezeichnen lässt, eröffnet sein 1652 erschienenes Buch "Theatrum chemicum britannicum - containing severall poeticall pieces of our famous English philosophers, who have written the hermetique mysteries in their owne ancient language" mit den Worten:
 
:''"To all ingeniously elaborate students in the most Divine Mysteries of Hermetic Learning. The subject of this ensuing Worke, is a philosophical account of that Eminent Secret treasur’d up in the bosome of Nature; which hath been sought for of Many, but found by a Few,… So what our Savior said to his Disciples, may (I hope without offence) be spoken to the Elected Sons of Art; Unto you is given to know the Mysteries of the Kingdom of God; but to others in Parables, that seeing they might not see, and hearing they might not understand."''
 
 
Sperrig kommen für mich andere Aussagen daher:
 
 
:Seite 11 (Zitat): "Beispielsweise verstehen wir Freimaurerei sehr viel besser, wenn wir die Muster des Atheismus auf die Muster der Freimaurerei anwenden."
 
 
Wer ist wir ? Sofern der Autor nicht von sich im Plural (Pluralis Majestatis) spricht, wen nimmt er dann komplizenhaft in das "wir" mit auf? Den Leser und sich selbst ? Alle Freimaurer abzüglich der Mitglieder der Großen Landesloge ?
 
 
Verstehen wir Freimaurerei auch sehr viel besser, wenn wir die Muster des Deismus / des Pantheismus / des Dachdeckerhandwerks auf die Muster der Freimaurerei anwenden ?
 
 
Das wir "die Freimaurerei sehr viel besser verstünden, wenn wir die Muster des Atheismus auf die Muster der Freimaurerei anwenden" bleibt als Aussage des Autors im Raum stehen. Die Autorität, mit der diese Aussage getätigt wird, bleibt für mich offen.
 
 
Verstehen wir Freimaurerei auch sehr viel besser, wenn wir die Muster alchemistisch-rosenkreuzerischer Einflüsse auf die Muster der Freimaurerei anwenden ?
 
 
Grüns Mentor Alfred Schmidt schrieb in "Entstehungsgeschichte der humanitären Freimaurerei" dazu :
 
 
:''(Zitat): "Die Frage nach alchemistisch-rosenkreuzerischen Einflüssen auf die Anfänge der Freimaurerei gehört zu den ältesten, noch keineswegs erledigten Themen der Forschung.“ Diese Einflüsse waren „so tiefgreifend, dass im siebzehnten Jahrhundert die Namen Freimaurer und Rosenkreuzer nahezu dasselbe bezeichnen. ... Die schon im frühen siebzehnten Jahrhundert in England nachweisbaren Societies of Freemasons knüpfen zwar an Bräuche der Maurerzünfte an, führen aber eine eigenständige Existenz und sind, im Gegensatz zu jenen, nicht spezifisch religiös, sondern philosophisch orientiert. ... Zugehörigkeit zur Zukunft der Steinmetzen wird in dem sich herausbildenden Bund immer unwichtiger, wenn sie nicht ... nur eine Tarnung war für jene Kreise, die im religiös-politischen Wirrwarr der Zeit nach neuen geistigen und weltanschaulichen Grundlagen suchten."''
 
 
:Seite 103 (Zitat): "Frauen können ebenso Freimaurer sein wie Männer, was allein die Existenz zahlreicher Frauenlogen beweist."
 
 
Eine gewagte Aussage. Ich bin, ebenso wie der Autor, keine Frau. Anders als der Autor vermag ich nicht mit Gewissheit zu sagen, ob Frauen "ebenso" Freimaurer sein können wie Männer. Möglicherweise können Frauen ebenso, ähnlich, anders, schlechter oder besser Freimaurer sein als Männer. Wegen der durchgehend männlichen Identifikationsfiguren aus den Legenden und historischen Passworten der Freimaurerei fällt es mir schwer zu glauben (und noch schwerer zu wissen) dass Frauen "ebenso" wie Männer Freimaurer – vielleicht sogar Freimaurerinnen - sein können.
 
 
Der Nebensatz "was allein die Existenz zahlreicher Frauenlogen beweist" beweist für mich so viel oder wenig wie der Satz (den der Buchautor nicht geschrieben hat): Profane können ebenso Freimaurer sein wie Initiierte, was allein die Existenz zahlreicher Winkellogen beweist.
 
 
:Seite 129 (Zitat): "Für alle sichtbar und allen bekannt, hat der die Arbeit leitende Meister auch keine Ausbildung zur Magie."
 
 
Keine gewagte, sondern eine falsche Aussage, und außerdem eine, deren Relevanz für mich nicht erkennbar ist.
 
 
Mir ist nicht sichtbar und im Zweifelsfall auch nicht bekannt, ob der die Arbeit leitende Meister eine Ausbildung zur Magie (gemeint ist wohl 'zum Magier'), zum Juristen oder zum Hutmacher absolviert hat. Es ist für mich auch nicht relevant, ob der die Arbeit leitende Meister eine Ausbildung 'zur Magie', zum Juristen oder zum Hutmacher absolviert hat, solange er wortgetreu die rituelle Arbeit durchführt, wie es sein Amt, in welches er gewählt wurde, von ihm verlangt. Streng genommen ist ein Amt ein Posten, der mit bestimmten Pflichten verbunden ist, und vermag nicht aus sich selbst heraus etwas von jemandem zu verlangen. Gemeint ist die Erwartungshaltung der Brüder, er möge sein Amt ausüben, unter anderem indem er in der Leitung der Arbeit das Ritual wortgetreu durchführt und die Deutung jedem einzelnen Bruder überlässt.
 
 
:Seite 130 (Zitat): "Tatsächlich sind die Metaphern der Unterwürfigkeit in wesentlichen Erscheinungen nur die perfide Art, Vorrang vor allen anderen zu verkünden."
 
 
Einspruch. Ich verstehe im Tempel meine Verbeugung gen Osten – nicht vor dem Meister vom Stuhl – nie als perfide Art Vorrang vor allen anderen zu verkünden. Wie der Autor seine eigene Verbeugung oder die Verbeugungen der anderen beurteilt, kann von meiner Sicht natürlich abweichen. Wovor ich mich durch die Verbeugung als Geste der ‚Demut ohne Verleugnung des eigenen Wertes‘ verneige, bleibt meine Privatsache.
 
 
Was leitet man aus den eingangs erwähnten Einsichten nun ab? Fatalistisch klingt in meinen Ohren das
 
 
:Seite 134 (Zitat): "Allein aus diesem Grund ist der Kampf vieler Atheisten gegen die 'Zwangsneurose Religion' schon jetzt ein verlorener Krieg."
 
 
===Der Wendepunkt===
 
  
'''Die langersehnte Wende setzt bei Seite 135 und dem Kapitel ‚Der Raue Stein‘ ein.'''
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=== Rezension von [[Arnold Grunwald]]===
  
Bis hierhin hat sich Klaus-Jürgen Grün warm geschrieben; Nun läuft er zur gewohnten Form auf. Nach meinem persönlichen Empfinden wäre genau dieses Kapitel die treffende Eröffnung des Buches gewesen. Wen 400 Seiten schrecken, der beginnt hier zu lesen.  
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Im Klappentext heißt es, dass mit dieser Studie zum ersten Mal der Versuch unternommen würde, "den Symbolcharakter der Freimaurerei anhand einiger wesentlicher Symbole nach dem Vorbild der konzeptuellen Metapher ausdrücklich zu machen." Der Autor möchte die Kategorien der Philosophie und der Freimaurerei übereinander blenden. (S. 9)
  
Ab diesem Punkt folge ich der eloquenten Konsequenz, mit welcher Gedanken entwickelt und dargelegt werden, inhaltlich mit Genuss, auch weil ich das Gefühl habe, er nehme sich ab hier nicht mehr selbst den Wind aus den Segeln.  
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Der Titel "Wörter machen Götter" ist eine Metapher, die eine Deutung evoziert, wobei jedes der drei Wörter der Interpretation bedarf. Der Autor gibt eine inhaltliche Erklärung seiner Sichtweise mit folgender Satzkette: "Wörter machen Substanzen, Wörter machen Leute, Wörter machen Götter." (S. 15) Der Untertitel besagt etwas über den Inhalt des Buches. Es geht um die Freimaurerei als einen "Symbolischen Bund" und um dessen "Feinde". Er bekennt sich zum radikalen Konstruktivismus wie er etwa von Paul Watzlawick propagiert worden ist und zum Nominalismus: "Progressives Denken behandelt die Worte nominalistisch. Es sind nur Worte und man kann sie auch auf andere Ähnlichkeiten anwenden." (S. 27)
  
Selbstkritisch nimmt er Philosophie-Professoren, wie er selbst einer ist, aufs Korn, wenn er Alexander Ulfig zitiert, wie dieser Karl R. Popper aus dessen Artikel „Gegen die großen Worte“ zitiert:
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Das Buch ist für Freimaurer in Deutschland geschrieben, da nur die es verstehen können, denn gleich in den ersten Kapiteln tauchen Begriffe wie "Freimaurer-Orden" oder "Andreas Logen" auf, die dem Nichtfreimaurer nichts sagen. Eine Erklärung dazu erfolgt erst am Ende des Buches unter dem Titel "Konstruktion eines Ordens" auf Seite 359. Doch selbst viele Freimaurer werden Verständnisprobleme haben, wenn etwa von einer "Osteragape des Schottischen Ritus für die Freimaurer-Brüder im 18. Grad" gesprochen wird. (S. 76) Nicht viele Freimaurer wissen, was damit gemeint ist.
  
:Seite 185 (Zitat): "…dass 'das grausame Spiel, Einfaches kompliziert und Triviales schwierig auszudrücken' von vielen Geisteswissenschaftlern als ihre 'legitime Aufgabe' betrachtet wird. Sie haben nichts anderes gelernt, als Menschen 'in einem Meer von Worten' zu ertränken."
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Bekanntlich gibt es weltweit eine kaum übersehbare Zahl unterschiedlicher Arten von Freimaurerei mit eigenen Symbolen. Der Autor beschränkt sich bei seinen Ausführungen auf zwei Formen der in Deutschland verbreiteten Freimaurerei, nämlich auf die humanitäre Großloge der "Alten und Angenommenen Freimaurer von Deutschland" und die Großloge "Große Landesloge von Deutschland".
  
Und das nicht ohne Grund. Diszipliniert beweist der Autor des Buches sich selbst und dem Leser fortan dieses 'grausame Spiel' zu umzugehen, und erklärt geduldig und, seiner Argumentation dienlich, hilfreich und ohne 'Einfaches kompliziert und Triviales schwierig auszudrücken'.
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Der Autor beabsichtigt nicht nur eine Erörterung der Symbole der Freimaurerei, sondern verfolgt ein besonderes Ziel. Er spricht dieses Ziel offen aus: "Die Absicht dieses Buches ist es, die symbolischen, metaphorischen und die der Kunst angenäherten Aspekte der Freimaurerei ins helle Licht zu rücken. Dabei sollen die Aspekte einer religiösen, ausschließlich christlichen, esoterischen und sektenhaften Freimaurerei verdunkelt werden." (S. 31/32)
  
Ich unterstelle Klaus-Jürgen Grün, einem passionierten Freizeit-Piloten, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, dem Tower nach dem Empfang dessen Funkmeldung "Unwetterwarnung" nicht zu antworten (wie folgt),
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Mit der "sektenfaften Freimaurerei" meint er die christlich orientierte "Große Landesloge von Deutschland". Die Bezeichnung "Sekte" für diese Form der Freimaurerei läuft wie ein roter Faden durch das gesamte Buch. Das sind für den Autor die Feinde derjenigen Freimaurerei, die sich als einen "Symbolischen Bund" verstehen. Die Bloßstellung der christlich orientierten Freimaurerei ist sogar der Anlass für seine Arbeit, die er ausdrücklich so benennt: "Diese Art von Umgang mit ahnungslosen Menschen, die ausgewählt werden vor dem Hintergrund, offensichtlich verwirrende Aussagen und Widersprüche nicht als solche erkennen zu können, ist der Anlass, dieses Buch zu schreiben." (S. 33) So wird aus dem Buch eine Streitschrift, die der Untertitel schon erahnen ließ.
  
:Seite 200 (Zitat): "… zum anderen aber ist der Gebrauch der Sprache ein Bekenntnis dazu, dass Geschriebenes und Gesprochenes nichts weiter sind als Worte. Die wörtliche Bedeutung von Worten hat sich mit jedem weiteren Schub der Aufklärung abgeschwächt. Stark war die Bedeutung, als man glauben konnte, dass es Worte gäbe, die identisch mit der Sache seien, die sie bezeichneten."  
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Der Autor geht auf grundsätzliche Fragen zur Symbolik, zur Metaphorik, zur Semantik, zur Subjekt-Objekt-Beziehung, zum Determinismus, zu Denkprozessen, zu Widersprüchlichkeiten und andere Probleme ein. Er wendet sich gegen ein "Pseudo-Denken", gegen Fehlinterpretationen von Deismus und Atheismus, gegen jegliche Dogmatik, gegen Illusionen, die er als den "normalen Wahnsinn" bezeichnet. Das "falsche Denken" ist für ihn eine Form der Schizophrenie.
  
oder zu unterstellen das Wort sei 'magisch aufgeladen' (obschon daraufhin alle Piloten ihre Sportflugzeuge im Umkreis baldmöglichst landen), sondern vielmehr den nächsten Flughafen zur Landung anzusteuern. Und genau so, wie er sich wahrscheinlich auf den Funkspruch "Unwetterwarnung" verlassen würde, will Grün – so meine Wahrnehmung - selbst so vertrauenswürdig wie der Tower sein, um in 'der nebligen Suppe' Freimaurer 'im Blindflug' zum sicheren (Flug-)Hafen zu führen, damit sie wieder 'festen Boden unter den Füssen'  haben. Zumindest sprachlich und basierend auf wissenschaftlicher Hirnforschung.  
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Er zeigt auf, dass neben Symbolen auch Metaphern von besonderer Bedeutung sind. Auch Wörter wie "Gott", "Seele" und "Geist" sind Metaphern. Insbesondere ist der freimaurerische Begriff "Allmächtiger Baumeister aller Welten" eine Metapher, die nicht für den christlichen Gott stehe, sondern persönlich gedeutet werden müsse. Diese Metaphern basieren auf bestimmten Konzepten und sind somit "konzeptuelle Metaphern". Symbole und sprachliche Zeichen unterscheiden sich: "Symbole muss ich deuten, und nur in dieser Deutung erlangen sie Wirklichkeit." (S. 89)
  
Die NATO und die baltischen Staaten bleiben unverändert gut beraten zu missachten was sich liest wie folgt
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Zahlreiche einzelne in der Freimaurerei vorkommende Symbole und Metaphern werden auf ihren Gehalt überprüft. Seine allgemeinen Ausführungen zu einzelnen Symbolen in der Freimaurerei sind ausführlich und geben durchaus Anregungen zum Nachdenken und zu Diskussionen. Die Quellenangabe für seine Argumente ist umfassend, basiert jedoch oft auch auf Internetangaben und in einigen Fällen auf persönliche Mitteilungen, die zwar glaubhaft dargestellt werden, aber für den Leser nicht überprüfbar sind.
  
:Seite 296 (Zitat): "Schon die römische Weisheit, “Wenn du den Frieden willst, rüste dich für den Krieg”, erscheint als Voraussetzung für den Frieden, tatsächlich ist sie das Resultat, des zuvor wirksam gewesenen paradoxen Denkens."
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Der Autor kommt zu dem Ergebnis, dass die "Große Landesloge" aufgrund ihrer dogmatischen Hinwendung zum Christentum und anderer unfreimaurerischer Kriterien die Regularität verletzte, keine Freimaurerei sei und dem Verband "Vereinigte Großlogen von Deutschland" nicht mehr zugehören dürfe. (S. 271) Er führt aus: "Eine paradoxe Konstruktion, die genau diese Kriterien [der Konstitution von James Anderson von 1723, A. G.] wieder auflösen will, bildet allerdings der sogenannte Freimaurerorden der Großen Landesloge von Deutschland. Er ist keine Freimaurerei und wendet sich von Anfang an gegen die Anerkennung der Grundprinzipien der Freimaurerei." (S. 359)
  
und, davon unbeeindruckt, weiterhin der römischen Weisheit zu folgen, um eine Invasion durch Russland abzuwenden. Ein reales Szenario, in dem Krieg oder Frieden von mehr abhängen, als der Erläuterung paradoxen Denkens, scheint nicht nur geografisch weit entfernt vom Autor. Hier stoßen bloße Worte an ihre Grenzen, gemeinhin 'reality check' genannt.
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Im Jahre 1958 haben sich die humanitäre Großloge der "Alten und Angenommen Freimaurer von Deutschland" und die "Große Landesloge" im Verband der "Vereinigten Großlogen von Deutschland" zusammenschlossen und in einer "Magna Charta" ihre jeweilige Selbständigkeit deklariert. Der Autor empfiehlt die Auflösung dieser Vereinigung: "Es kann den Vereinigten Großlogen von Deutschland nur geraten werden, sich so schnell wie möglich aufzulösen." (S. 396)
  
=== Das furiose Finale ===
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Falls es danach zu einer neuen Vereinigung von Großlogen in Deutschland kommen solle, müsse sich auch die Muttergroßloge in England reformieren und ihre Prinzipien, die in den "Basic Principles" festgelegt sind, neu formulieren, da sie andernfalls in der "Nullität" versinken würde. Die Zukunft werde erweisen, welches der richtige Weg der Freimaurerei sei: "Die Dunkelheit der Geheimnisse oder die im hellen Licht zur Kritik freigegebenen Darstellungen des symbolischen Bundes." (S. 397)
  
'''Mit der Seite 300 beginnt eine nächste Phase des Buches, die ich als dritten Abschnitt ansehe.'''
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Es ist zu erwarten, dass das Buch von Klaus- Jürgen Grün auf Kritik stoßen wird. Im Mittelpunkt wird wahrscheinlich sein Kampf gegen die "Große Landesloge" stehen, die er als "Sekte" bezeíchnet und seine Forderung, die "Vereinigten Großlogen von Deutschland" aufzulösen. Dabei werden seine Ausführungen über Symbolik und Metaphern in der Freimaurerei in den Hintergrund treten und nicht die vom Autor gewünschte Diskussion anregen.
  
Selbstbefreit und selbstbewusst enthemmt sich Klaus-Jürgen Grün zum finalen Befreiungsschlag. Jeder Selbstzweifel scheint nun verflogen, von Fatalismus keine Spur. Sei es Rückenwind oder Auftrieb - beflügelt enteilt der Autor gleich bis 'hinauf' zur UGLE. Die Forderung nach dem 'belief in a Supreme Being' wird als Unmöglichkeit dargestellt, und etwas später lernt der Leser, dass Christen und Atheisten in etwa das Gleiche seien, zumindest wenn man die ''Nomoi'' Platons gelesen habe.
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=== Rezension von Pantelis Carelos ===
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„Ceci n ́est pas une couverture du livre“,  
  
:Seite 313 (Zitat): "Es zeugt von geistiger Verwahrlosung, wenn dieser Unsinn zu einem Kriterium für das Wesen der Freimaurerei herangezogen werden soll."
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„Das ist kein Buchcover“, eher das Bild eines  Buchcovers  –  man  findet üblicherweise  auf  der  Vorderseite  des Umschlags neben Autor und Verlag den gesamten Buchtitel und Untertitel(n). So auch im Fall des letzten Buchs von Klaus-Jürgen Grün: „Wörter machen Götter. Der symbolische  Bund  der  Freimaurer  und seine Feinde“. Indes nehmen selten Titel, Untertitel  und  illustrierendes  Bild  das Programm eines Buches so vorweg bzw. bringen es so genau auf den Punkt wie im vorliegenden Buch, dass man geneigt ist,dem Autor oder dem Verlag ob der Wahl des Titels zu gratulieren. Das  Bild  auf  dem  Titelblatt  stammt  vom  surrealistischen  Maler  René Magritte und trägt den Titel „Ceci n ́est pas une pomme“ (dies ist kein Apfel).  Dies  soll  die  Tatsache  veranschaulichen,  dass  selbst  die realistischste Abbildung eines Objekts nicht mit dem Objekt selbst zu identifizieren ist – oder soll das eine unbewusste Warnung sein: es steht zwar „Freimaurerei“ drauf, muss aber nicht drin sein? Hierbei handelt sich um das Bild, das Symbol, die Darstellung eines Apfels,den man natürlich nicht essen kann. Der französische Philosoph Michel Foucault wies in seiner Interpretation des Bildes - abgesehen von der erwähnten  trivialen  Deutung  –  darauf  hin,  dass  Magritte  mit  dem scheinbaren Paradoxon seines Bildes den Beobachter zum Nachdenken über die Realität eines Gegenstandes, eines Symbols zwingt. Und genau diese Reflexion macht einen ersten wichtigen theoretischen Punkt im Buch von Grün aus.
  
Den Ausschluss von Frauen erlebt der Autor privat als (Zitat) "Privatmeinung altertümlich denkender Männer" - dabei steht jedermann, und jeder Frau, mithin ihm selbst, der Beitritt in eine gemischte Loge für Männer und Frauen doch längst frei. Was schert denjenigen, der das so möchte, die Anerkennung einer Regularität, die er für verfehlt hält ?
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Bevor wir uns dem Titel des Buchs: „Wörter machen Götter“, der inhaltlich Bezug auf den ersten Punkt nimmt (d.h., was ist Existenz), zuwenden, müssen  wir  einen  kurzen  Ausflug  in  die  Philosophie  des  Mittelalters machen. Dabei geht um ein Problem, das bis heute an Aktualität nicht verloren  hat,   den  sogenannten  Universalienstreit.   Unter  Universalien versteht man Allgemeinbegriffe wie Mensch oder Tisch, welche sich auf Merkmale beziehen, die mehrere Gegenstände gemeinsam haben, z.B. ihre  schwarze  Farbe.  Das  Allgemeine  ist  das,   was  vielen  Einzelnen
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gemeinsam ist (z.B. ihre „Schwärze“). Bei dem Universalienstreit geht es um  die  Frage,  ob  die  Allgemeinbegriffe,  die  »Universalien«,  wirklich existieren (Realismus) oder ob sie rein menschliche, verstandesmäßige Begriffsbildungen sind (Nominalismus). Das war im Mittelalter (und nicht nur) wichtig, denn gelte nach dem Nominalismus "universalia sunt nominaergo post rem" (Allgemeinbegriffe sind Namen und stehen damit nachdem Ding), dann sind die Allgemeinbegriffe keine präexistenten Dinge,sondern  es  handelt  sich  lediglich  um  konventionelle  Zeichen,  die   für Einzeldinge stehen.
  
:Seite 333 (Zitat): „Wir haben immer wieder darauf hingewiesen, dass mit der Entstehung der Freimaurerei in diesem Verhältnis eine Wende eingetreten ist ..:“
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Hätten dagegen die Realisten Recht, d.h. „universalias unt  realia  ergo  ante  rem“  (Allgemeinbegriffe  sind  Wirklichkeiten  und stehen damit vor dem Ding), dann hat man es bei den Universalien mit präexistenten Ideen zu tun. Gott, bei dem schließlich die Universalien ihren Ausgang und Sitz haben, nutzt diese bei der Schöpfung der Welt. Die Philosophen  des  Mittelalters  verglichen  diesen  „Prozess“  mit   einem Siegelring  (=  präexistente  Idee),  der   verschiedenen  Wachsstücken  (=Einzeldingen) eingeprägt wird und somit die Gestalt der Gravur annehmen(= gemeinsame Eigenschaft).Die logischen Konsequenzen solcher Annahmen demonstriert der Verfasser im  Kapitel  „Gedachte  Existenzen“  (S.  65ff.),  in   dem  der  ontologische Gottesbeweis des Anselm von Canterbury kurz dargestellt wird. Grüns Fazit: „Existenz ist keine Eigenschaft von Dingen, die man addieren und subtrahieren könne“ und weiter unten „Vom Denken führt kein Weg zum Sein“ ... „Ich kann mir alles Mögliche denken, aber ob es auch existiert, ist eine ganz andere Frage“.
  
Die wiederholte Verwendung des Wortes 'wir' vereinnahmt eine mir unbekannte Zahl von Menschen (Mitautoren?), möglicherweise um eigenen Argumenten mehr Gewicht zu verleihen.
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Und so verhält es sich auch mit Gott: Wörter machen eben Götter. Oder wie er selbst schreibt: „In der Freimaurerei existiert  keine  Auffassung,  die  dem  Symbol  eine  andere  Wirklichkeit zuschreibt als die bloß symbolische. Symbole sind und bleiben Symbole, sowie  das  Brot  Brot  bleibt  und  der  Wein  Wein.  Mit  der  Ablehnung  der Neigung  des   Symbols  zur  Seite  eines  als  existierend  angenommenen Unsichtbaren  und  all  den  dazugehörigen  Ungehörigkeiten,  bleibt Freimaurerei von Religion unterschieden“ (S. 76).
  
Das Buch ist kein 'game changer' und Hysterie halte ich für unangebracht. Zartbesaitete 'Betroffene' möchten sich nach der Lektüre vielleicht kurz erholen. Wenn ich mir vergegenwärtige, dass Freimaurerei sehr gut praktiziert werden kann, und funktioniert, ohne dass jemand jemals von den beschriebenen Erkenntnissen der Hirnforschung oder der Linguistik gehört hat, so leite ich davon ab, dass auch nach dem Lesen des Buches, nicht alles auf den Kopf gestellt ist, kein Reset und keine 'Stunde Null' ausgerufen werden muss. Klaus-Jürgen Grün stellt seine Sicht in aller Deutlichkeit einer interessierten Öffentlichkeit vor, und verteidigt diese gegen zu erwartenden Gegenwind. Das ist so legitim wie die Ablehnung des Geschriebenen. Über die Kapitel des Buches verteilt findet sich der Stein des Anstoßes mitunter detailliert dargelegt: Die Statuten, die Praxis und die Auslegung der GLL folgen christlichen Grundsätzen. Soweit so bekannt. Die Implikation "Wenn dem so ist, dann verdient die GLL die Anerkennung nicht" verliert im gleichen Moment schon deswegen ihre Schärfe, weil der Autor das Messer der übergeordneten Großlogenstrukturen als stumpf darstellt.  
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Die Symbole, die die Freimaurer benutzen, stellen Ideen dar, sind aber keine Fetische, denn weder wohnen in den freimaurerischen Symbolen übernatürliche Mächte noch werden sie als heilige Objekte verehrt. Der Verfasser  wendet  die  Argumente  des  Universalienstreits  auf  die Freimaurerei  an  und   versteht  diese   eindeutig  nominalistisch.   Die Untersuchung wird mit vielen Beispielen erläutert, sodass man das Buch mit  großem  Gewinn  lesen  kann.   Somit  widerlegt  Grün  Spiritualität,Esoterik, Mystik und Okkultismus, die nicht wenige in der Freimaurerei wähnen. So  weit,  so gut. Ärgerlich  wird  es  dann, wenn  Klaus-Jürgen  Grün  zur Untersuchung  des  Teils  seines  Programms  (Hauptteils?)  schreitet,   der
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durch  den  Untertitel  angedeutet  wird:  „Der  symbolische  Bund  der Freimaurer und seine Feinde“.  
  
===Mache Begriffe musste ich mir selbst noch einmal vergegenwärtigen===
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Die Freimaurerei hatte von Anbeginn viele Feinde, sie selbst beschritt einige Holzwege und beging auch schwere Fehler. Davon hören wir gar nichts, stattdessen wird der Feind im Inneren des Bundes verortet und zwar in der Gestalt des Freimaurerordens (FOoder GLLFvD bzw. GLL). Bei der Lektüre kann man sich manchmal des Eindrucks nicht erwehren, dass eine ganze philosophische Untersuchung verfasst worden ist, nicht etwa um das Wesen der Freimaurerei erkenntnis-theoretisch schärfer zu fassen, sondern lediglich um zu zeigen, dass der Freimaurerorden  eine  mystisch-protestantische  Sekte  sei,  die  absolut nichts mit der Freimaurerei zu tun hat.
  
*Relativismus https://de.wikipedia.org/wiki/Relativismus
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Selbst wenn man das Buch und die Argumente von Grün im Sinne des Universalienstreits verstünde und dabei eindeutig Partei für den Nominalismus ergriffe, resultierte daraus weder die Nichtexistenz Gottes noch, dass die GLL keine Freimaurer sind, sondern eine christliche Sekte. Da Grün die GLL für eine christliche Sekte hält, rät er sogar zur Auflösung der Vereinigten Großlogen von Deutschland, um sich des Freimaurerordens zu entledigen: „Es kann den Vereinigten Großlogen von Deutschland nur geraten werden, sich so schnell wie möglich aufzulösen“ (S. 396).
:Der Relativismus, gelegentlich auch Relationismus, ist eine philosophische Denkrichtung, welche die Wahrheit von Aussagen, Forderungen und Prinzipien als stets von etwas anderem bedingt ansieht und absolute Wahrheiten verneint – dass also jede Aussage auf Bedingungen aufbaut, deren Wahrheit jedoch wiederum auf Bedingungen fußt und so fort. Diese Rahmenbedingungen ermöglichen es, die Aussage auch zu verändern und zu verhandeln. Relativisten begründen dies oft mit dem epistemologischen Argument, dass eine sichere Erkenntnis der Welt unmöglich ist. Andere verweisen auf den zusammengesetzten Charakter von Wahrheiten, die stets auf andere Wahrheiten Bezug nehmen. Ethische Relativisten verwerfen die Idee absoluter ethischer Werte. Verschiedene Teilströmungen leiten daraus unterschiedliche Konsequenzen ab. Einige ethische Relativisten gehen davon aus, dass in letzter Konsequenz alle ethischen Werte und Aussagen über die Welt gleichermaßen wahr sind. Andere vertreten die Position, dass einige Aussagen "wahrer" oder "richtiger" als andere sind.  
 
  
*Pluralis Majestatis https://de.wikipedia.org/wiki/Pluralis_Majestatis
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Denn solange die VGLvD existieren, werden alle Freimaurer gezwungen, tolerant gegenüber den „unbekannten Machenschaften des Freimaurerordens“ zu sein. Grün – und nicht nur er - ist der Überzeugung, dass Humanismus, Weisheitund Moral in der Freimaurerei ohne Religion erreichbar sind. Andererseits ist es bekannt, dass die GLL christliche Grundsätze zugrunde legt und sie selbst macht keinen Hehl daraus. Hieraus aber zu implizieren, die GLL sei eine  Religionsgemeinschaft,  deren  Struktur  sogar  verfassungsrechtlich bedenklich  sei,  ist  nicht  Ordnung.  Die  korrigierende  Feststellung  des Gutachters,    Klaus    Finkelnburg    (ehem.    Präsidenten    des Verfassungsgerichtshofes  des  Landes  Berlin):   „Im  Falle  der  Großen Landesloge weiß jeder ‚Suchende‘, der Aufnahme begehrt ..., dass er einer Vereinigung mit einer über 200 Jahre gewachsenen Struktur beitritt, über die er sich bei seinem Eintritt informieren kann...“ (zitiert nach Grün, S.386), wird von Grün als wohlwollend disqualifiziert.  
  
:Der Pluralis Majestatis (lat., „Plural der Hoheit“) wird verwendet, um eine Person, meist einen Herrscher, als besonders mächtig oder würdig auszuzeichnen, bzw. die Person zeichnet sich selbst so aus, indem sie von sich im Plural spricht. Bei Monarchen oder anderen Autoritäten spielt die Vorstellung eine Rolle, dass sie für ihre Untertanen beziehungsweise Untergebenen sprechen bzw. zu sprechen glauben.
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Es drängen sich beim Lesen  folgende  Fragen  auf:   Hat  der  Verfasser  etwa  erst  jetzt  die Physiognomie der GLL erkannt und fordert ihren Ausschluss? – warum gerade jetzt? Die  Geschichte  der   deutschen  Freimaurerei  zeigt,   es  wurden  mehrere Versuche unternommen, die verschiedenen Großlogen zu einer einzigen zu verschmelzen, welche allesamt gescheitert sind.  
  
*Vom Unbewiesenen
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Bernhard Beyer schrieb kurz nach 1945: „Aber alle diese Versuche waren vergeblich, ja mußten vergeblich  sein,  da  die  innerlichen  Gegensätze  zwischen  den  beiden Hauptrichtungen in der deutschen Freimaurerei, die wiederum auf der Verschiedenheit  des  Volkscharakters  (sic)  von  Altpreußentum  und  der
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anderen  deutschen  Bevölkerung  beruhte,  zu  groß  waren.  Man  mußte schließlich,  weil  sich  eben  Wasser  und  Feuer,  oder  konservative  mit fortschrittlich-demokratischer  Geisteshaltung  nicht  unter  einen  Hut bringen lassen, schweren Herzens resignieren“.
  
:Daran erkenn' ich den gelehrten Herrn!
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Diese Zeilen wurden kurz nach dem Kriege verfasst, sie strahlen noch spürbar die Verbitterung und den Schmerz der Kriegserlebnisse aus und sind in diesem Sinne allzu verständlich. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es  in  der  deutschen  Freimaurerei  zweifellos  große  strukturelle Veränderungen. Es  würde  den   Rahmen  dieses  Textes  sprengen,   wollten  wir  auf  die entstandenen  und  wieder  aufgelösten  Strukturen  und  Organisationen eingehen. Wir konstatieren nur, dass es nach langwierigen Versuchen und mit Hilfe (Druck) der Großloge von England schließlich im Jahre 1958 zur Gründung der Vereinigten Großlogen von Deutschland (VGLvD) kam. Nachdem im Jahre 1959 verfassten „Brüderlichen Abkommen“ traten zunächst 25 Johannislogen der GNML 3WK den VGLvD bei, wobei die 3WK nicht als Großloge,   sondern  als  Provinzialloge  einbezogen  wurde.  Erst  im  Jahre 1970, nach einer Änderung der Magna Charta, traten die GNML 3WK sowie die  Großlogen  der  britischen  und  der  amerikanisch-kanadischen Freimaurer als eigenständige Großlogen bei. Heute wissen wir, dass ein Nebeneinander der christlich und der religiös un gebundenen  Logen  möglich  und  geboten  ist.  Unter  dem  Dach  derVGLvD  können  die  beteiligten  Großlogen  in  gegenseitigem  Respekt,Toleranz  und  auf  gleicher  Augenhöhe  ihren  Diskurs  brüderlich  führen.
:Was ihr nicht tastet, steht euch meilenfern,
 
:Was ihr nicht faßt, das fehlt euch ganz und gar,
 
:Was ihr nicht rechnet, glaubt ihr, sei nicht wahr,
 
:Was ihr nicht wägt, hat für euch kein Gewicht,
 
:Was ihr nicht münzt, das, meint ihr, gelte nicht.
 
Goethe, Faust
 
  
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Wenn es um die Veredlung und Vervollkommnung des Menschen geht, gibt es eben mehrere Wege, die nach Rom führen...Obige  Ausführungen  stellen  keine  Rezension  im  üblichen  Sinne  dar, sondern einige Gedanken als Handreichung zum Lesen des Buchs, das ich hiermit  empfehle,  damit  sich  möglichst  viele  interessierte  Brüder  ihr eigene Meinung bilden können. Einziger Wermutstropfen: Grün verfasste eine  interessante  philosophische  Abhandlung  mit  weitläufiger Beweisführung vorwiegend als Kampfschrift gegen die GLL.
  
Christopher Sicurella
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(P. Carelos / Redaktion)
  
 
== Siehe auch ==
 
== Siehe auch ==
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*[[Rezension: Klaus-Jürgen Grün: Menschenähnlichkeit]]
 
*[[Rezension: Klaus-Jürgen Grün: Menschenähnlichkeit]]
 
*[[Rezension: Klaus-Jürgen Grün: Das verlorene Wort]]
 
*[[Rezension: Klaus-Jürgen Grün: Das verlorene Wort]]
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Und zu dem hier besprochenen Buch:
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*[[Traktat: “Wörter machen Götter” – eine orientalische Entgegnung]]
  
==Links==
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== Links ==
*Rezension von Carlos Urban https://www.afuamvd.de/woerter-machen-goetter-eine-provokation/
+
*[https://freimaurergedanken.com/2018/04/11/rezension-von-klaus-juergen-gruen-woerter-machen-goetter/ Rezension] von [[René Schon]] in seinem Blog "Freimaurergedanken".
  
 
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Aktuelle Version vom 7. Oktober 2019, 10:18 Uhr

Rezensionen.jpg

Rezension: Klaus-Jürgen Grün - Wörter machen Götter
Der symbolische Bund der Freimaurer und seine Feinde

Rezension von Rudi Rabe

Ich verstehe dieses Buch so, dass Klaus-Jürgen Grün die Argumente des philosophisch immer noch nachglimmenden mittelalterlichen Universalienstreits auf die Freimaurerei anwendet und diese dabei eindeutig im Lager der Nominalisten verortet. Was dazu führt, dass nach Ansicht von Grün freimaurerische Richtungen wie die Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland keine Freimaurer sind, sondern eine „christliche Sekte“.

Der Buchcover mit einem Bild von René Margritte veranschaulicht die These: „Ceci n’est pas une pomme“ (das ist kein Apfel) - klar: das ist nur das Bild eines Apfels, letztlich ein Symbol. Man kann es nicht essen.
Klaus-Jürgen Grün: „Margrittes Kunst ist der malerische Ausdruck dessen, was uns Freimaurerei seit 300 Jahren präsentiert."

Das Buch ist Anfang 2018 erschienen. Es hat 412 Seiten.

Im Universalienstreit ging und geht es um die Frage, ob Allgemeinbegriffe wie etwa Menschheit oder Gerechtigkeit oder Gott ein eigenständiges, objektiv fassbares Etwas sind, also Universalien, oder nur Wortetiketten für Denkfiguren, also Nominalien, hinter denen keine verortbare Realität steht. Man könnte auch sagen, diese Nominalien sind reine Kommunikation. Während Religionen oder andere Machtsysteme zwischen „nominalistischer Kommunikation“ und der Wirklichkeit, auf die sich die Kommunikation bezieht, ganz bewusst nicht unterscheiden, sind das für die Nominalisten zwei völlig verschiedene Welten. Und die Freimaurerei - so Klaus-Jürgen Grün - ist nominalistisch.

Klaus-Jürgen Grün zieht diesen Konflikt mit vielen Beispielen durch das ganze Buch, und es wird bald klar, dass seine These nicht nur den Sinn hat, das Wesen der Freimaurerei schärfer zu fassen, sondern auch masonische Richtungen auszugrenzen, die in seinen Augen quasi häretisch sind, wie eben die 'Große Landesloge von Deutschland', die oft auch Freimaurerorden genannt wird.

Einige Zitate aus dem 400-Seiten-Buch:

„Vom Denken führt kein Weg zum Sein! Sei dies auch noch so wünschenswert. Existenz hat nichts zu tun mit Denken. Ich kann mir alles mögliche denken, aber ob es auch existiert, ist eine ganz andere Frage. Sie wird von der Logik niemals beantwortet. Gegen diese Erkenntnis setzt sich allerdings unkritisches und ungeschultes Denken stets hinweg.“ (Seite 67)

„Freimaurerische Symbolik unterscheidet sich von Religion und deren ‘Heiligem Ernst’ auch durch den Abbau der Zwanghaftigkeit, hinter jedem Symbol ein existierendes Übernatürliches sehen zu müssen. Dieser Abbau wiederum kann nicht das Interesse des religiösen Denkens sein.“ (75)

„In der Freimaurerei existiert keine Auffassung, die dem Symbol eine andere Wirklichkeit zuschreibt als die bloß symbolische. Symbole sind und bleiben Symbole, so wie das Brot Brot bleibt und der Wein Wein. Mit der Ablehnung der Neigung des Symbols zur Seite eines als existierend angenommenen Unsichtbaren und all den dazugehörigen Ungehörigkeiten, bleibt Freimaurerei von Religion unterschieden.“(76)

„Freimaurerei provoziert aufgrund seiner umfassenden Verwandlung liturgischer Elemente in rein symbolische Kategorien jedes streng religiöse Bewusstsein. Sie beruht auf der Einsicht, dass vielleicht alle religiösen Handlungen, Zeichen und Gegenstände rein symbolisch und metaphorisch zu verstehen sind, und in keinem von ihnen eine reale Gegenwart oder eine reale Verbindung zum Göttlichen aufgebaut wird. Es könnte nämlich sein, dass jeder Dialog mit Gott nur ein Selbstgespräch des Menschen bedeutet.“ (40)

„Eine paradoxe Konstruktion, die genau diese Ansprüche wieder auflösen will, bildet allerdings der so genannte Freimaurerorden der Großen Landesloge von Deutschland. Er ist keine Freimaurerei und wendet sich von Anfang an gegen die Anerkennung der Grundprinzipien der Freimaurerei.“ (359)

„Gegen die Zumutung von Seiten der Vereinigten Großlogen von Deutschland, unter seiner Satzung Freimaurer zur Anerkennung des Freimaurerordens zu zwingen, sollten sich Freimaurer möglichst bald zur Wehr setzen.“ (387)

Klaus-Jürgen Grüns Buch ist letztlich eine hochintellektuell verfasste Kampfschrift gegen den Freimaurerorden. Er hält diese Richtung für Pseudofreimaurerei. Und methodisch wirft er ihr vor, mit falschen Karten zu spielen, weil das in den ersten drei Graden des hochgradigen Freimaurerordens noch nicht zu durchschauen sei. Erst ganz oben, wenn's mehr oder weniger zu spät ist, werde dann klar, dass der Freimaurerorden keine Freimaurerei sei, die nach den Grundsätzen der Aufklärung ticke, sondern eine „christliche Sekte.“

Das Buch wird sehr stark polarisieren. Und es ist ja nicht das erste Buch Klaus-Jürgen Grüns, das sich diesem Thema mit Leidenschaft widmet. Aber ich denke, zum Glück leben wir in einer Weltgegend, wo Bücher wie diese gedruckt werden können. Es wäre schön, wenn es bald eine Antithese geben würde.


Rezension von Arnold Grunwald

Im Klappentext heißt es, dass mit dieser Studie zum ersten Mal der Versuch unternommen würde, "den Symbolcharakter der Freimaurerei anhand einiger wesentlicher Symbole nach dem Vorbild der konzeptuellen Metapher ausdrücklich zu machen." Der Autor möchte die Kategorien der Philosophie und der Freimaurerei übereinander blenden. (S. 9)

Der Titel "Wörter machen Götter" ist eine Metapher, die eine Deutung evoziert, wobei jedes der drei Wörter der Interpretation bedarf. Der Autor gibt eine inhaltliche Erklärung seiner Sichtweise mit folgender Satzkette: "Wörter machen Substanzen, Wörter machen Leute, Wörter machen Götter." (S. 15) Der Untertitel besagt etwas über den Inhalt des Buches. Es geht um die Freimaurerei als einen "Symbolischen Bund" und um dessen "Feinde". Er bekennt sich zum radikalen Konstruktivismus wie er etwa von Paul Watzlawick propagiert worden ist und zum Nominalismus: "Progressives Denken behandelt die Worte nominalistisch. Es sind nur Worte und man kann sie auch auf andere Ähnlichkeiten anwenden." (S. 27)

Das Buch ist für Freimaurer in Deutschland geschrieben, da nur die es verstehen können, denn gleich in den ersten Kapiteln tauchen Begriffe wie "Freimaurer-Orden" oder "Andreas Logen" auf, die dem Nichtfreimaurer nichts sagen. Eine Erklärung dazu erfolgt erst am Ende des Buches unter dem Titel "Konstruktion eines Ordens" auf Seite 359. Doch selbst viele Freimaurer werden Verständnisprobleme haben, wenn etwa von einer "Osteragape des Schottischen Ritus für die Freimaurer-Brüder im 18. Grad" gesprochen wird. (S. 76) Nicht viele Freimaurer wissen, was damit gemeint ist.

Bekanntlich gibt es weltweit eine kaum übersehbare Zahl unterschiedlicher Arten von Freimaurerei mit eigenen Symbolen. Der Autor beschränkt sich bei seinen Ausführungen auf zwei Formen der in Deutschland verbreiteten Freimaurerei, nämlich auf die humanitäre Großloge der "Alten und Angenommenen Freimaurer von Deutschland" und die Großloge "Große Landesloge von Deutschland".

Der Autor beabsichtigt nicht nur eine Erörterung der Symbole der Freimaurerei, sondern verfolgt ein besonderes Ziel. Er spricht dieses Ziel offen aus: "Die Absicht dieses Buches ist es, die symbolischen, metaphorischen und die der Kunst angenäherten Aspekte der Freimaurerei ins helle Licht zu rücken. Dabei sollen die Aspekte einer religiösen, ausschließlich christlichen, esoterischen und sektenhaften Freimaurerei verdunkelt werden." (S. 31/32)

Mit der "sektenfaften Freimaurerei" meint er die christlich orientierte "Große Landesloge von Deutschland". Die Bezeichnung "Sekte" für diese Form der Freimaurerei läuft wie ein roter Faden durch das gesamte Buch. Das sind für den Autor die Feinde derjenigen Freimaurerei, die sich als einen "Symbolischen Bund" verstehen. Die Bloßstellung der christlich orientierten Freimaurerei ist sogar der Anlass für seine Arbeit, die er ausdrücklich so benennt: "Diese Art von Umgang mit ahnungslosen Menschen, die ausgewählt werden vor dem Hintergrund, offensichtlich verwirrende Aussagen und Widersprüche nicht als solche erkennen zu können, ist der Anlass, dieses Buch zu schreiben." (S. 33) So wird aus dem Buch eine Streitschrift, die der Untertitel schon erahnen ließ.

Der Autor geht auf grundsätzliche Fragen zur Symbolik, zur Metaphorik, zur Semantik, zur Subjekt-Objekt-Beziehung, zum Determinismus, zu Denkprozessen, zu Widersprüchlichkeiten und andere Probleme ein. Er wendet sich gegen ein "Pseudo-Denken", gegen Fehlinterpretationen von Deismus und Atheismus, gegen jegliche Dogmatik, gegen Illusionen, die er als den "normalen Wahnsinn" bezeichnet. Das "falsche Denken" ist für ihn eine Form der Schizophrenie.

Er zeigt auf, dass neben Symbolen auch Metaphern von besonderer Bedeutung sind. Auch Wörter wie "Gott", "Seele" und "Geist" sind Metaphern. Insbesondere ist der freimaurerische Begriff "Allmächtiger Baumeister aller Welten" eine Metapher, die nicht für den christlichen Gott stehe, sondern persönlich gedeutet werden müsse. Diese Metaphern basieren auf bestimmten Konzepten und sind somit "konzeptuelle Metaphern". Symbole und sprachliche Zeichen unterscheiden sich: "Symbole muss ich deuten, und nur in dieser Deutung erlangen sie Wirklichkeit." (S. 89)

Zahlreiche einzelne in der Freimaurerei vorkommende Symbole und Metaphern werden auf ihren Gehalt überprüft. Seine allgemeinen Ausführungen zu einzelnen Symbolen in der Freimaurerei sind ausführlich und geben durchaus Anregungen zum Nachdenken und zu Diskussionen. Die Quellenangabe für seine Argumente ist umfassend, basiert jedoch oft auch auf Internetangaben und in einigen Fällen auf persönliche Mitteilungen, die zwar glaubhaft dargestellt werden, aber für den Leser nicht überprüfbar sind.

Der Autor kommt zu dem Ergebnis, dass die "Große Landesloge" aufgrund ihrer dogmatischen Hinwendung zum Christentum und anderer unfreimaurerischer Kriterien die Regularität verletzte, keine Freimaurerei sei und dem Verband "Vereinigte Großlogen von Deutschland" nicht mehr zugehören dürfe. (S. 271) Er führt aus: "Eine paradoxe Konstruktion, die genau diese Kriterien [der Konstitution von James Anderson von 1723, A. G.] wieder auflösen will, bildet allerdings der sogenannte Freimaurerorden der Großen Landesloge von Deutschland. Er ist keine Freimaurerei und wendet sich von Anfang an gegen die Anerkennung der Grundprinzipien der Freimaurerei." (S. 359)

Im Jahre 1958 haben sich die humanitäre Großloge der "Alten und Angenommen Freimaurer von Deutschland" und die "Große Landesloge" im Verband der "Vereinigten Großlogen von Deutschland" zusammenschlossen und in einer "Magna Charta" ihre jeweilige Selbständigkeit deklariert. Der Autor empfiehlt die Auflösung dieser Vereinigung: "Es kann den Vereinigten Großlogen von Deutschland nur geraten werden, sich so schnell wie möglich aufzulösen." (S. 396)

Falls es danach zu einer neuen Vereinigung von Großlogen in Deutschland kommen solle, müsse sich auch die Muttergroßloge in England reformieren und ihre Prinzipien, die in den "Basic Principles" festgelegt sind, neu formulieren, da sie andernfalls in der "Nullität" versinken würde. Die Zukunft werde erweisen, welches der richtige Weg der Freimaurerei sei: "Die Dunkelheit der Geheimnisse oder die im hellen Licht zur Kritik freigegebenen Darstellungen des symbolischen Bundes." (S. 397)

Es ist zu erwarten, dass das Buch von Klaus- Jürgen Grün auf Kritik stoßen wird. Im Mittelpunkt wird wahrscheinlich sein Kampf gegen die "Große Landesloge" stehen, die er als "Sekte" bezeíchnet und seine Forderung, die "Vereinigten Großlogen von Deutschland" aufzulösen. Dabei werden seine Ausführungen über Symbolik und Metaphern in der Freimaurerei in den Hintergrund treten und nicht die vom Autor gewünschte Diskussion anregen.

Rezension von Pantelis Carelos

„Ceci n ́est pas une couverture du livre“,

„Das ist kein Buchcover“, eher das Bild eines Buchcovers – man findet üblicherweise auf der Vorderseite des Umschlags neben Autor und Verlag den gesamten Buchtitel und Untertitel(n). So auch im Fall des letzten Buchs von Klaus-Jürgen Grün: „Wörter machen Götter. Der symbolische Bund der Freimaurer und seine Feinde“. Indes nehmen selten Titel, Untertitel und illustrierendes Bild das Programm eines Buches so vorweg bzw. bringen es so genau auf den Punkt wie im vorliegenden Buch, dass man geneigt ist,dem Autor oder dem Verlag ob der Wahl des Titels zu gratulieren. Das Bild auf dem Titelblatt stammt vom surrealistischen Maler René Magritte und trägt den Titel „Ceci n ́est pas une pomme“ (dies ist kein Apfel). Dies soll die Tatsache veranschaulichen, dass selbst die realistischste Abbildung eines Objekts nicht mit dem Objekt selbst zu identifizieren ist – oder soll das eine unbewusste Warnung sein: es steht zwar „Freimaurerei“ drauf, muss aber nicht drin sein? Hierbei handelt sich um das Bild, das Symbol, die Darstellung eines Apfels,den man natürlich nicht essen kann. Der französische Philosoph Michel Foucault wies in seiner Interpretation des Bildes - abgesehen von der erwähnten trivialen Deutung – darauf hin, dass Magritte mit dem scheinbaren Paradoxon seines Bildes den Beobachter zum Nachdenken über die Realität eines Gegenstandes, eines Symbols zwingt. Und genau diese Reflexion macht einen ersten wichtigen theoretischen Punkt im Buch von Grün aus.

Bevor wir uns dem Titel des Buchs: „Wörter machen Götter“, der inhaltlich Bezug auf den ersten Punkt nimmt (d.h., was ist Existenz), zuwenden, müssen wir einen kurzen Ausflug in die Philosophie des Mittelalters machen. Dabei geht um ein Problem, das bis heute an Aktualität nicht verloren hat, den sogenannten Universalienstreit. Unter Universalien versteht man Allgemeinbegriffe wie Mensch oder Tisch, welche sich auf Merkmale beziehen, die mehrere Gegenstände gemeinsam haben, z.B. ihre schwarze Farbe. Das Allgemeine ist das, was vielen Einzelnen gemeinsam ist (z.B. ihre „Schwärze“). Bei dem Universalienstreit geht es um die Frage, ob die Allgemeinbegriffe, die »Universalien«, wirklich existieren (Realismus) oder ob sie rein menschliche, verstandesmäßige Begriffsbildungen sind (Nominalismus). Das war im Mittelalter (und nicht nur) wichtig, denn gelte nach dem Nominalismus "universalia sunt nominaergo post rem" (Allgemeinbegriffe sind Namen und stehen damit nachdem Ding), dann sind die Allgemeinbegriffe keine präexistenten Dinge,sondern es handelt sich lediglich um konventionelle Zeichen, die für Einzeldinge stehen.

Hätten dagegen die Realisten Recht, d.h. „universalias unt realia ergo ante rem“ (Allgemeinbegriffe sind Wirklichkeiten und stehen damit vor dem Ding), dann hat man es bei den Universalien mit präexistenten Ideen zu tun. Gott, bei dem schließlich die Universalien ihren Ausgang und Sitz haben, nutzt diese bei der Schöpfung der Welt. Die Philosophen des Mittelalters verglichen diesen „Prozess“ mit einem Siegelring (= präexistente Idee), der verschiedenen Wachsstücken (=Einzeldingen) eingeprägt wird und somit die Gestalt der Gravur annehmen(= gemeinsame Eigenschaft).Die logischen Konsequenzen solcher Annahmen demonstriert der Verfasser im Kapitel „Gedachte Existenzen“ (S. 65ff.), in dem der ontologische Gottesbeweis des Anselm von Canterbury kurz dargestellt wird. Grüns Fazit: „Existenz ist keine Eigenschaft von Dingen, die man addieren und subtrahieren könne“ und weiter unten „Vom Denken führt kein Weg zum Sein“ ... „Ich kann mir alles Mögliche denken, aber ob es auch existiert, ist eine ganz andere Frage“.

Und so verhält es sich auch mit Gott: Wörter machen eben Götter. Oder wie er selbst schreibt: „In der Freimaurerei existiert keine Auffassung, die dem Symbol eine andere Wirklichkeit zuschreibt als die bloß symbolische. Symbole sind und bleiben Symbole, sowie das Brot Brot bleibt und der Wein Wein. Mit der Ablehnung der Neigung des Symbols zur Seite eines als existierend angenommenen Unsichtbaren und all den dazugehörigen Ungehörigkeiten, bleibt Freimaurerei von Religion unterschieden“ (S. 76).

Die Symbole, die die Freimaurer benutzen, stellen Ideen dar, sind aber keine Fetische, denn weder wohnen in den freimaurerischen Symbolen übernatürliche Mächte noch werden sie als heilige Objekte verehrt. Der Verfasser wendet die Argumente des Universalienstreits auf die Freimaurerei an und versteht diese eindeutig nominalistisch. Die Untersuchung wird mit vielen Beispielen erläutert, sodass man das Buch mit großem Gewinn lesen kann. Somit widerlegt Grün Spiritualität,Esoterik, Mystik und Okkultismus, die nicht wenige in der Freimaurerei wähnen. So weit, so gut. Ärgerlich wird es dann, wenn Klaus-Jürgen Grün zur Untersuchung des Teils seines Programms (Hauptteils?) schreitet, der durch den Untertitel angedeutet wird: „Der symbolische Bund der Freimaurer und seine Feinde“.

Die Freimaurerei hatte von Anbeginn viele Feinde, sie selbst beschritt einige Holzwege und beging auch schwere Fehler. Davon hören wir gar nichts, stattdessen wird der Feind im Inneren des Bundes verortet und zwar in der Gestalt des Freimaurerordens (FOoder GLLFvD bzw. GLL). Bei der Lektüre kann man sich manchmal des Eindrucks nicht erwehren, dass eine ganze philosophische Untersuchung verfasst worden ist, nicht etwa um das Wesen der Freimaurerei erkenntnis-theoretisch schärfer zu fassen, sondern lediglich um zu zeigen, dass der Freimaurerorden eine mystisch-protestantische Sekte sei, die absolut nichts mit der Freimaurerei zu tun hat.

Selbst wenn man das Buch und die Argumente von Grün im Sinne des Universalienstreits verstünde und dabei eindeutig Partei für den Nominalismus ergriffe, resultierte daraus weder die Nichtexistenz Gottes noch, dass die GLL keine Freimaurer sind, sondern eine christliche Sekte. Da Grün die GLL für eine christliche Sekte hält, rät er sogar zur Auflösung der Vereinigten Großlogen von Deutschland, um sich des Freimaurerordens zu entledigen: „Es kann den Vereinigten Großlogen von Deutschland nur geraten werden, sich so schnell wie möglich aufzulösen“ (S. 396).

Denn solange die VGLvD existieren, werden alle Freimaurer gezwungen, tolerant gegenüber den „unbekannten Machenschaften des Freimaurerordens“ zu sein. Grün – und nicht nur er - ist der Überzeugung, dass Humanismus, Weisheitund Moral in der Freimaurerei ohne Religion erreichbar sind. Andererseits ist es bekannt, dass die GLL christliche Grundsätze zugrunde legt und sie selbst macht keinen Hehl daraus. Hieraus aber zu implizieren, die GLL sei eine Religionsgemeinschaft, deren Struktur sogar verfassungsrechtlich bedenklich sei, ist nicht Ordnung. Die korrigierende Feststellung des Gutachters, Klaus Finkelnburg (ehem. Präsidenten des Verfassungsgerichtshofes des Landes Berlin): „Im Falle der Großen Landesloge weiß jeder ‚Suchende‘, der Aufnahme begehrt ..., dass er einer Vereinigung mit einer über 200 Jahre gewachsenen Struktur beitritt, über die er sich bei seinem Eintritt informieren kann...“ (zitiert nach Grün, S.386), wird von Grün als wohlwollend disqualifiziert.

Es drängen sich beim Lesen folgende Fragen auf: Hat der Verfasser etwa erst jetzt die Physiognomie der GLL erkannt und fordert ihren Ausschluss? – warum gerade jetzt? Die Geschichte der deutschen Freimaurerei zeigt, es wurden mehrere Versuche unternommen, die verschiedenen Großlogen zu einer einzigen zu verschmelzen, welche allesamt gescheitert sind.

Bernhard Beyer schrieb kurz nach 1945: „Aber alle diese Versuche waren vergeblich, ja mußten vergeblich sein, da die innerlichen Gegensätze zwischen den beiden Hauptrichtungen in der deutschen Freimaurerei, die wiederum auf der Verschiedenheit des Volkscharakters (sic) von Altpreußentum und der anderen deutschen Bevölkerung beruhte, zu groß waren. Man mußte schließlich, weil sich eben Wasser und Feuer, oder konservative mit fortschrittlich-demokratischer Geisteshaltung nicht unter einen Hut bringen lassen, schweren Herzens resignieren“.

Diese Zeilen wurden kurz nach dem Kriege verfasst, sie strahlen noch spürbar die Verbitterung und den Schmerz der Kriegserlebnisse aus und sind in diesem Sinne allzu verständlich. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es in der deutschen Freimaurerei zweifellos große strukturelle Veränderungen. Es würde den Rahmen dieses Textes sprengen, wollten wir auf die entstandenen und wieder aufgelösten Strukturen und Organisationen eingehen. Wir konstatieren nur, dass es nach langwierigen Versuchen und mit Hilfe (Druck) der Großloge von England schließlich im Jahre 1958 zur Gründung der Vereinigten Großlogen von Deutschland (VGLvD) kam. Nachdem im Jahre 1959 verfassten „Brüderlichen Abkommen“ traten zunächst 25 Johannislogen der GNML 3WK den VGLvD bei, wobei die 3WK nicht als Großloge, sondern als Provinzialloge einbezogen wurde. Erst im Jahre 1970, nach einer Änderung der Magna Charta, traten die GNML 3WK sowie die Großlogen der britischen und der amerikanisch-kanadischen Freimaurer als eigenständige Großlogen bei. Heute wissen wir, dass ein Nebeneinander der christlich und der religiös un gebundenen Logen möglich und geboten ist. Unter dem Dach derVGLvD können die beteiligten Großlogen in gegenseitigem Respekt,Toleranz und auf gleicher Augenhöhe ihren Diskurs brüderlich führen.

Wenn es um die Veredlung und Vervollkommnung des Menschen geht, gibt es eben mehrere Wege, die nach Rom führen...Obige Ausführungen stellen keine Rezension im üblichen Sinne dar, sondern einige Gedanken als Handreichung zum Lesen des Buchs, das ich hiermit empfehle, damit sich möglichst viele interessierte Brüder ihr eigene Meinung bilden können. Einziger Wermutstropfen: Grün verfasste eine interessante philosophische Abhandlung mit weitläufiger Beweisführung vorwiegend als Kampfschrift gegen die GLL.

(P. Carelos / Redaktion)

Siehe auch

Und zu dem hier besprochenen Buch:

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