Schloss Kuckuckstein

Aus Freimaurer-Wiki
Schloss Kuckuckstein in Liebstadt (Sachsen). Der Ort 30 Kilometer südlich von Dresden zählt kaum 1500 Einwohner.
Foto: Kolossos - Wikipedia

Ein historischer Freimaurertempel im alten Freimaurerschloss?

Was ist Dichtung und was ist Wahrheit? Gibt es im Schloss Kuckuckstein oberhalb des kleinen sächsischen Städtchens Liebstadt wirklich einen alten Freimaurertempel?
Von Rudi Rabe.

Der sogenannte Logenraum im Schloss Kuckuckstein mit Säulen, Deckenbemalung … Unkundige können das durchaus als Freimaurertempel wahrnehmen.
Foto: Kunstfaun - flickr.com cc
Wandtafeln informieren über die Freimaurerei im allgemeinen und bezogen auf das Schloss.
Foto: Kunstfaun - flickr.com cc

Ich schreibe diese Zeilen Ende April 2018. Gegenwärtig kann das Schloss wegen eines ziemlichen Hin und Her in Sachen Eigentum nicht besichtigt werden; so steht es auf der Webseite des Schlosses. Aber noch 2012 hieß es auf derselben Website: „Wir arrangieren für Sie und Ihre Gäste einen unvergesslichen Tag im Freimaurerschloss Kuckuckstein in Liebstadt bei Pirna. Schon Napoleon Bonaparte war von dem Zauber dieses Anwesens sehr angetan. Freimaurer wie Fichte und Kleist gründeten zusammen mit dem damaligen Hausherrn Carl Adolph von Carlowitz im Jahr 1800 die Freimaurerloge ‚Zu den drei Schwertern’. Erkunden Sie zusammen mit Ihren Gästen diesen mystischen Ort.“

Und bei Wikipedia steht unter „Schloss Kuckuckstein“ (Stand 28. April 2018): „1800 wurde im Schloss eine Freimaurerloge eingerichtet, die mit geheimnisvollen, frühromantischen Malereien ausgestaltet wurde. Die Bibliothek des Schlosses verfügt außerdem über einige wertvolle Freimaurerschriften. … Darüber hinaus verfügt das Museum über eine Reihe historischer Gegenstände aus der Freimaurerei wie Logenabzeichen, Freimaurerschurze sowie über Ölgemälde, die vormalige Logenbrüder aus den sächsischen Logen darstellen.“

Das Schloss wurde und wird also als „Freimaurerschloss“ vermarktet, und ein bestimmter Raum im Schloss als „Freimaurerloge“ - was immer das genau heißen mag.

Warum nicht?! Im Vergleich zu vielem anderen, was der Freimaurerei immer wieder nachgesagt wird, sind das geradezu sympathische Gerüchte.

Und so war es wirklich

Der Schlossherr Carl Adolf von Carlowitz (1771–1837) war zu Zeiten Napoleons Mitglied in der Dresdner Freimaurerloge ’Zu den drei Schwertern’. Die entfernt an freimaurerische Motive erinnernden Deckenausmalungen in Kuckuckstein mit Sonne, Mond und Sternen werden von Fachleuten als masonische Liebhaberei eingestuft. Einen wirklichen Tempel dürfte es in diesem Schloss jedoch nicht gegeben haben. Davon war auch der Freimaurer und Freimaurerforscher Ernst-Günther Geppert (1918 - 2010) überzeugt. Er verfasste 1989, also gerade noch zu DDR-Zeiten, für die Freimaurerzeitschrift ’Humanität’ einen Artikel, in dem er diesen seinen Standpunkt mit vielen Details untermauerte. Das Freimaurer-Wiki hat den Text 2011 posthum als Traktat veröffentlicht: hier.

Aus dem Umstand, dass im Schloss Kuckuckstein wohl nie ein ständiger Freimaurertempel eingerichtet wurde, kann man aber nicht schließen, dass es dort nie freimaurerische Tempelarbeiten gegeben hätte. Aus den alten Zeiten ist uns diesbezüglich zwar nichts überliefert. Aber aus den 1990er Jahren wissen wir: Die Loge ’Zu den drei Schwertern und Asträa zur grünenden Raute’ war nach ihrer Wiedergründung 1991 bis sie schließlich in Dresden eine feste Bleibe fand mehrere Jahre lang eine sogenannte Wanderloge, das heißt, sie veranstaltete ihre Tempelarbeiten an wechselnden Orten. Und einer dieser Orte war das Schloss Kuckuckstein. Das war durchaus naheliegend, war doch einer der Brüder dieser 1762 gegründeten Traditionsloge Carl Adolf von Carlowitz, der Schlossherr im frühen 19. Jahrhundert. Hundert Jahre danach wurde ein weiterer Freimaurer für das Schloss wichtig: Ottomar Heinsius von Mayenburg, Mitglied der Apfelloge (‚Zum Goldenen Apfel’) in Dresden. Als Zahnpastafabrikant („Chlorodont“) war er damals der reichste Dresdner und geschätzt wegen seines sozialen Engagements für seine Arbeiter. In den den 1920er Jahren kaufte er jedem seiner vier Kinder ein Schloss. Und so bekam eine der Töchter Kuckuckstein.



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