Aberglaube

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Aberglaube

Quelle: Lennhoff, Posner, Binder


Eigentlich Überglaube (superstitio), unsinniger Glaube an übernatürliche Kräfte und Vorgänge, der den herrschenden religiösen und wissenschaftlichen Anschauungen nicht mehr entspricht. Gespensterglaube, Spiritismus, Okkultismus, Glaube an magische Kräfte usw. gehören hierher. Aberglaube ist zumeist ein Überbleibsel älterer Religionen. Auch die Religionen enthalten dem Aberglauben ähnliche Elemente.

"Aberglaube ist jede allgemeine Annahme, die entweder keine Berechtigung hat in einer bestimmten Religion oder im Widerstreit steht mit der wissenschaftlichen Auffassung einer bestimmten Zeit von der Natur" (Lehmann "Aberglaube und Zauberei").

In dieser Definition ist die Relativität des Begriffes Aberglaube klar zum Ausdruck gebracht. Die Grenzen des Aberglaubens sind daher äußerst schwankend. Ob eine Annahme als Aberglaube bezeichnet werden darf, kommt stets darauf an, von welchem Gesichtspunkte aus sie angesehen wird.

Kulthandlungen

Abergläubisch ist, wer glaubt, Gott durch bloße Kulthandlungen zu irgendwelchen Taten veranlassen zu können. Der Aberglaube ist auch in der Gegenwart stark verbreitet, oft als Reaktion gegen die unerbittliche Kausalitätsauffassung der Wissenschaften. Aberglaube ist eine Glaube auf Gebiete angewendet, zu deren Verwaltung und Leitung ausschließlich Vernunft und Wissenschaft berufen sind. Die Quelle des Aberglaubens ist eine irregeleitete Phantasie.

Die Freimaurerei, die im 18. Jahrhundert Aberglauben in verschiedenen ihrer Systeme wuchern sah (Okkultistische Freimaurerei), bekämpft ihn nachdrücklichst. Aberglaube steht hier für mangelnde Erkenntnis und die daraus sich ergebenden Fehlschlüsse, die zu Fehlhandlungen ethischer oder sozialer Natur führen. In diesem Sinne ist der Freimaurer auf den Kampf gegen den Aberglauben eingeschworen, da er den Sinn seiner Arbeit in dem Streben nach höchster Vollendung menschlichen Wesens und Wissens zu suchen hat.

Objekt abergläubischer Vorstellungen

Siehe auch: Leo Taxil

Die Freimaurerei ist zugleich selbst ein Objekt zahlreicher abergläubischer Vorstellungen. Man bringt sie in Verbindung mit Teufelskult, Schatzgräberei, Magie und Nekromantie. Die Fabeln über die magischen Kräfte der Freimaurer, ihre Unverletzlichkeit infolge eines Teufelspaktes, ihre Reichtümer, ihre Mordtaten sind Legion, wiederholt gesammelt und ebenso unausrottbar wie die Vorstellungen besonders abscheulicher Handlungen gegen das Christentum usw. Die Abgeschlossenheit der Freimaurer hat die Bildungen derartiger Fabeln gefördert.

Taxil-Schwindel

Der Freimaurer ist insbesondere in ländlichen Kreisen ebenso Requisit des Aberglaubens wie die Hexen, die Juden u. a. m. Die Phantasie des Primitiven schafft sich entlastende Wunschbilder, denen sie alle Greuelvorstellungen anzuhängen bestrebt ist. Durch den großen Taxil-Schwindel sind die abergläubischen Vorstellungen über die Freimaurerei um so fester verankert worden, als diese großen Schwindeleien sich geraume Zeit der Förderung hoher kirchlicher Kreise erfreuen konnten (s. Volksglaube).