August Emil Hansen

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Emil Hansen

August Emil Hansen

"Ich lasse meine Neider neiden
und meine Hasser hassen,
Was Gott mir gab,
das müssen sie mir lassen,
Ich bin ein Mensch und tue meine Pflicht,
mehr kann ich nicht."

Biographie

Dieser persönliche Leitspruch des Freimaurers August Emil Hansen hing über der Bürotür seiner Eisenwarenhandlung in der Königstrasse in der norddeutschen Stadt Marne. Der Leitspruch war von Hans Grohs in Blattgold in gotischer Schrift auf getünchten grünlichen Hintergrund auf einer Holzplatte gemalt und vom Künstler signiert.

1937 zwang Ihn die Naziregierung diesen Leitspruch abzuhängen. Seine Enkelin Frauken Grohs kann sich noch gut an diese Zeit erinnern:

„Ich kenne das Gebäude der Marner Freimaurer Loge. Dort wurde, sowie über der Eichentuer bei Emil Hansen, das Logen Emblem 1937 entfernt. Es war auch das Jahr da mein Vater, der Künstler Hans Friedrich Grohs die Nachricht erhielt, er sei ein "entarteter Künstler".
Das war eine dunkle Zeit.
Unter dem hohen Giebel der Loge wurde die Stelle verputzt und ein großes schwarzes Hakenkreuz angepinselt. Ich habe das gesehen. Ich war damals 11 Jahre alt. Für mich waren es ungewöhnliche Erinnerungen.“

August Emil Hansen ist im hohen Alter in Marne verstorben, und auf dem Marner Friedhof beigesetzt.

Noch heute finden wir Zeugnisse von der Familie August Emil Hansen / Fam. Grohs in Marne

  • Das heutige Eisenwarengeschäft „Lutzkat“ ging aus dem Geschäft August Emil Hansens hervor.
  • Elma Grohs Strasse (Tochter von August Emil Hansen und Frau von Hans Grohs)
  • Claus-Harms Denkmal (Geschaffen von Elma Grohs-Hansen)

Ditmarsia

Bildübergabe nach der Rückführung des Gemäldes aus Birmingham/Alabama. Donation: Frauken Grohs-Collinson Trust.

Ansprache zur Übergabe

Dieses Gemälde entstand 1926

In der Zeit zwischen zwei Weltkriegen

Eine Zeit, die mit unserer heutigen Saturiertheit wohl kaum zu vergleichen ist. Deshalb fällt es uns auch schwer, nachzuvollziehen, zu welchen Konzessionen, zu welchen Kompromissen die Menschen, die unaufhaltsam ins sogenannte „Dritte Reich“ steuerten, genötigt waren.

Aber selbst heute, im reichen Deutschland, im Frieden und im Wohlstand, gelingt es lediglich zwei Prozent der Kunststudenten, in ihrem Künstlerberuf ein Auskommen zu finden. Sie landen in Designerberufen oder werden Kunsterzieher oder Pädagogen, sogenannte „künstlerische Berater“ oder heiraten eine Lehrerin.

Künstler haben heute immer noch das gleiche Berufsrisiko wie Bergsteiger oder Tiefseetaucher.

Lassen Sie sich bitte nicht täuschen von den Meldungen über Riesensummen, die Gemälde auf Auktionen erzielen. Diese Künstler sind alle tot – und für das Publikum besonders wertvoll, wenn sie verhungert sind.

Um also nicht zu verhungern, machten Künstler in schweren Zeiten das, was sie heute ebenfalls machen: Sie malten für Brot und Suppe – besonders, wenn sie eine Familie zu ernähren hatten.

Der künstlerische Impetus muss dabei häufig den Vorstellungen des Empfängers angeglichen werden, oft sogar völlig weichen. Sehr zum Leidwesen des Künstlers – und glauben Sie mir bitte, meine lieben Brüder – ich weiss sehr genau, wovon ich hier rede.

Ich weiss auch, wovon ich rede, wenn ich über die existentiellen Zwänge der Künstler rede, die versuchten, sich und ihre Familien über die schweren Zeiten im dritten Reich hinweg zu retten.

Ich musste mich dieser Frage stellen, als ich von der Gustav-Gründgens-Hoffotografin Frau Rosemarie Clausen unveröffentlichte Fotos erbat, und ich muss mich ständig damit auseinandersetzen, wenn ich mich um eine realistische und faire Darstellung des Werkes von Hans Grohs bemühe.

Das Verhängnis der Künstler ist, dass sie Spuren hinterlassen. Und noch schlimmer: Dass sie interpretierbare Spuren hinterlassen.

Wie freimütig künstlerische Arbeiten interpretiert werden, und wie unkorrigiert und salopp sie auch heute noch falsch interpretiert werden dürfen, können wir tagtäglich miterleben.

Wie einfach ist es da erst, einen künstlerischen Nachlass in einem beliebigen Lichte erscheinen zu lassen?

Hans Grohs lebte in Dithmarschen inmitten eines flächendeckenden Modellversuches. Man nannte es „Neuland“, berief sich auf Goethes Schluss-Szenen in Faust II, wo er in einem „freien Volk auf freien Boden“ das Idealbild des Altersfausts entwickelte und schuf das Bauernideal vom sogenannten „Reichsnährstand“. Ein längst eingedeichter Koog erhielt den Namen „Adolf Hitler-Koog“ und für die allgegenwärtige Indoktrination wurde ein Seminargebäude namens „Neulandhalle“ gebaut.

Dithmarschen war begeistert – und ich wage zu spekulieren, dass das heute nicht viel anders sein würde. Es gab keine Arbeitslosen mehr, denn der „Reichsarbeitsdienst“, bei dem auch mein Vater mitschuftete, wurde beim Deichbau und als Erntehelfer eingesetzt.

Noch wusste ja niemand von Kriegsvorbereitungen und Konzentrationslager, man konnte nichts anderes wahrnehmen, als eben diese augenscheinlich willkommenen Errungenschaften.

In diese flächendeckende Volksbewegung – und nirgendwo war sie flächendeckender als in Dithmarschen – integrierte man auch Regionalkünstler. Das war irgendwie logisch und wird auch heute nicht anders gemacht, auch wenn es sich nur um harmlose touristische und städteplanerische Projekte handelt.

Willi Graba schuf für die Neulandhalle Deichbau-Wandgemälde und Hans Grohs freute sich über Aufträge für Plastiken und ein Titelblatt für die Zeitschrift Dithmarschen. Das bedeutete Brot für die Familie.

Zu den Kindern gehörte nun auch bereits Tochter Frauken, die ihren Vater Hans Grohs als einen sensiblen, mitfühlsamen Menschen charakterisiert, als intellektuellen Künstler eben.

Und genau so habe auch ich ihn in Erinnerung. Bei meinem Freund Rainer Schmidt, der in seiner Nachbarschaft in Heide wohnte, lernte ich Hans Grohs als einen wohlwollenden, sanften Hochbegabten kennen, aber auch als einen leidgeprüften Künstler.

Inzwischen war die dunkle Zeit einem neuen Licht gewichen, aber die bildenden Künstler hatten andere Spuren hinterlassen, als die Heerscharen von Mittläufern im sogenannten „Reichsnährstand“ Dithmarschens. Deren Ernte war längst eingefahren und ernährt auch heute noch unkommentiert so manchen Enkel. Aber über Kraut und Rüben redet man halt weniger, als über ein Hakenkreuz in einer Titelillustration und so mag es denn während der Zeit der „Entnazifisierung“ bisweilen hochwillkommen gewesen sein, von der eigenen Schuld abzulenken indem man den Finger an Andere legte.

Bei Schriftstellern war das besonders leicht, denn ihre textlichen Hinterlassenschaften konnte man als schriftgewordene Schuldbekenntnisse interpretieren – ganz gleich, ob es sich um literarische Schöpfungen handelte oder ideologische Manifeste.

Durch den gemalten Schimmel in der Deichbauszene von Willi Graba in der Neulandhalle schlug man in den siebziger Jahren eine Durchreiche zur Küche.

Hans Grohs wurde in Dithmarschen niemals rehabilitiert. Eine Ausstellung im Dithmarscher Landesmuseum glich im Tenor einer Anklage gegen die sich der inzwischen verstorbene Künstler nicht mehr wehren konnte.

Selbst die Intervention der Tochter hat daran wenig ändern können und genau aus diesem Grunde bemühe ich mich an dieser Stelle und bei jeder anderen Gelegenheit um eine tolerantere, eine realistischere Bewertung, die als höchstes Maß die künstlerische Qualität bewertet.

Dieses Portrait unseres Bruders August Emil Hansen hat einen langen, einen sehr langen Weg hinter sich, meine Brüder.

Und jetzt befindet es sich dort, wo es hingehört, dort wo sich der Dargestellte 1926 geborgen und unter Seinesgleichen fühlte.

Das Portrait ist vergleichsweise realistisch angelegt, aber die expressive Ausdruckskraft der Arbeitsweise eines Hans Grohs, der mit Emil Nolde befreundet war und Anerkennung im Bauhaus-Umfeld fand, ermöglicht ein Empfinden für den Charakter und das Wesen des gezeigten Bruders.

Güte und Milde wird ihm in den Schilderungen seiner Enkelin zugesprochen Und das sind zutiefst freimaurerische Wesenszüge.

Hiermit übergebe ich dieses wertvolle Gemälde zunächst als Dauerleihgabe der Bruderschaft der Ditmarsia. Nach meinem Ableben, so verfüge ich testamentarisch, geht es in den Besitz der Loge über.

Es geschehe also.

Bruder Jens Rusch
Johannisfest 2008