Christian Daniel Erhard

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Dr. Christian Daniel Erhard

Quelle: Encyclopädie der Freimaurerei von Friedrich Mossdorf, Brockhaus 1822

königl. sächs. Oberhofgerichtsrat und Professor des peinlichen Rechts in Leipzig, geb am 6. Februar 1759, † am 17. Februar 1813.

Dieser seiner mannichfaltigen Kenntnisse wegen, sehr geschätzte Mann war auch ein tätiger und aufgeklärter Maurer. Er führte einige Jahre lang in der Leipziger Loge "Minerva zu den 3 Palmen" den ersten Hammer.


Erhard (Chr. Dan.)

Quelle: Allgemeines Handbuch der Freimaurerei, F.A.Brockhaus, Leipzig, 1863

geb. zu Dresden 6. Februar 1759, gest. als Oberhofgerichtsrat, Domherr des Hochstifts Naumburg, Professor des Peinlichen Rechts und Beisitzer der Juristenfakultät der Universität Leipzig, 17. Febr 1813, ein seinerzeit sehr geschätzter Jurist, Verfasser mehrerer Schriften über Kriminalrecht und Gesetzgebungskunst,

Maurerisches Leben

war seit 1781 Mitglied und vom 24. Mai 1808 bis an seinen Tod Meister vom Stuhl der Loge "Minerva zu den drei Palmen" in Leipzig.

Seine Gedichte gab nach seinem Tode Friederici in Gera 1822 heraus [Kloss, Bibl., Nr. 623]. Ein von ihm verfasstes vortreffliches Gebet am Schlusse des 18. Jahrhunderts gesprochen in der Loge "Minerva" welches in besonderm Abdrucke erschien [Kloss, Bibl., Nr. 1125] möge, da es sonst wenig zugänglich sein dürfte, hier folgen:

Vor dir, dem Weltgeist, Vater der Natur,
Erscheinen wir im heiligsten der Kreise,
Umschlungen durch der Menschheit festes Band,
Vereint, um dich zu ahnen, dich zu fühlen,
Vereint für Menschennot und Menschenglück,
Vereint vor dir für Wahrheit, Recht und Licht.
Du der Geschlechter und der Zeiten Geist,
Der in der Weltbegebenheiten Sturm
Und im Gewühl der Völker mächtig weht,
Doch weit erhaben über Reih´ und Zeit,
Gleich nah, gleich fern, das Künftig und das das Nun
Und Ehedem mit einem Blicke sieht, -
Nicht dir, nur uns, naht bald sich ein Moment,
Den sich der blöde, der begrenzte Mensch,
Gefesselt an des Körpers schwaches Uhrwerk,
Gewöhnt, nach Reihen von Gedank´ und Wort,
Nach Tag und Jahr, nach Morgen und nach Abend
Die Dauer seiner eignen Existenz,
Und ganzer Völker Leben, abzumessen,
Sich denkt als Ruhepunkt im Lauf der Zeit,
Von dem, nach seinem Wahn, das ewig gleiche,
Sich ewig stetig drehnde, Rad des Schicksals
Verstärkte Kraft und neuen Schwung erhält.
Du kennst die Schwachheit endlicher Natur,
Die das durch Zahl und Raum und Worte trennt,
Was in der That ein grosses Ganzes ist.
Drum lass an diesem grossen Scheidepunkte -
(Uns ist er es) - mit ernstem Sinne nun
Uns auf das Säculum, das bald entschwindet,
Belehrt und voll Vertraun zurücke sehn!
In ihm erhob in unsrem Vaterlande
Der grosse Menschenbund sein mächtig Haupt,
Erwärmte kalte Herzen, und verband,
Was Vorurtheil und Aberglaube schieden,
Verbreitete Humanität und Lust
An Geistesbildung und an edlern Freuden,
Ward - ach! - zum Werkzeug in der Bosheit Hand,
Entehrt, geschmäht, verfolgt, mit Recht und Unrecht,
Bald angeklagt des Hochverrathes, bald
Die düstre Zuflucht feiler Schwärmerei; -
Und doch hast du, o! grosser Meister, ihn
In seiner Reinheit unter uns erhalten.
Stolz, Ewigkeiten trotzend, steht er da,
Der hehre Tempel wahrer Menschenwürde;
Und Brüder drücken an das Menschenherz
Sich traulich noch in ihm, und lernen, Menschen,
Ja, Menschen sein und Menschen wahrhaft lieben!
O! halte, grosser Meister, diesen Bund
Jahrtausende noch fest, und lass ihn still,
Doch mächtig, wirken in des Weisen Hand!
Lass ihn des Edlen, des Verkannten, Zuflucht -
Lass ihn die Schule der Natur und Wahrheit -
Lass ihn der Menschenliebe Tempel sein!
Ihn müsse nie entweihn ein kaltes Herz,
Das selbstisch sich der Schöpfung Centrum wähnt
Und, wenn man hier der Eitelkeit nicht räuchert,
Mit Spott und schnödem Aberwitz sich rächt.
Der reine Strahl des Lichts aus Osten sei
Allgegenwärtig in der Obern Geist!
Gib Einheit allen, die geweihet sind,
Durch dich geweiht, und durch ein reines Herz!
Gib ihnen guten Willen, und gib Kraft
Für jede gute That, und stärke jeden
Im mächtigen Entschluss, für Menschenheil
Zu leben, und für Wahrheit, Recht und Licht!
Lass neu ihn glänzen bald, den alten Bau!
Alt ist sein Zweck: doch neu sei unser Muth!