Clipsas

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CLIPSAS

Clipsas ist eine internationale Vereinigung von Freimaurer-Großlogen, die am 22. Januar 1961 in Straßburg auf Anregung des Grand Orient de France und elf weiterer Großlogen gegründet wurde. Mitglieder sind Großlogen, die sich im Gegensatz zur regulären englischen zur liberalen Richtung der Freimaurerei bekennen. Praktisch heißt das vor allem, dass auch viele Gemischte Großlogen und reine Frauengroßlogen dabei sind.

Das Wort "Clipsas" ist ein Akronym aus "Centre de Liaison et d’Information des Puissances maçonniques Signataires de l’Appel de Strasbourg".

Motto: Liberdade Absoluta de Consciéncia

Liberale Freimaurerei: Eigendefinition

Liberale Freimaurerei bezeichnet ein freimaurerisches dezentrales heterosoziales Netzwerk von Freimaurerlogen und Großlogen auf der Grundlage der „absoluten Gewissensfreiheit“. Dieses Konzept der Freimaurerei wurde auf dem Konvent des Grand Orient de France von 1887 geboren.

Wie alle Menschenrechte ist die Idee eng verbunden mit dem Humanismus und mit der im Zeitalter der Aufklärung entwickelten Idee des Naturrechts. Satzungen heutiger liberaler Großlogen betonen neben diesem Freiheitsrecht weitere Rechte, insbesondere die Versammlungs- und Religionsfreiheit und soziale Menschenrechte wie Selbstbestimmung, die Gleichberechtigung von Frau und Mann und auch die Kontrolle von Macht durch Gewaltenteilung.

Liberalismus steht im Gegensatz zum Totalitarismus und begründete in der Geschichte die Emanzipation von überlieferten Dogmen aus dem Feudalismus und Absolutismus, daher bezeichnen sich einige liberale Großlogen auch als „adogmatisch“. Aus Gründen der absoluten Gewissensfreiheit und der Selbstbestimmung bleibt es Mitgliedslogen liberaler Großlogen überlassen, ob sie ihre maurerische Arbeit unter den Schutz des Allmächtigen Baumeisters aller Welten und des Buches des Heiligen Gesetzes stellen oder sich davon distanzieren.

Liberale Großlogen sind darin frei, ob sich ihre Logen als Vereinigungen nur für Frauen, nur für Männer oder für beiderlei Geschlecht konstituieren, solange sie auf Grundlage der Versammlungsfreiheit und des sozialen Menschenrechts der Teilhabe am kulturellen Leben grundsätzlich alle Freimaurer zu ihren Arbeiten ohne jeden Unterschied zulassen und ohne dabei ein Recht auf Gegenseitigkeit zu fordern. Ebenso respektieren sie alle freimaurerischen Traditionen, Riten, Symbole und Überzeugungen.

1693: Das York Manuscript No. 4

Ein historisches Dokument der liberalen Freimaurerei ist das York Manuscript No. 4 von 1693. Es belegt, dass Frauen vor der Gründung der Premier Grand Lodge of England in die Freimaurerei aufgenommen werden konnten: „The elders taking the Booke, he or shee (sic!) that is to be made Mason shall lay their hands thereon, and the charge shall be given.“ – York Manuscript No. 4 von 1693 - Auf heutiges Deutsch übersetzt: „Wenn die Ältesten das Buch nehmen, möge er oder sie, der oder die zu einem Freimaurer gemacht werden soll, die Hände darauf legen, und die Pflicht soll auferlegt werden.“ Also Er oder Sie.

Die Geschichte der Freimaurerei zeigt, dass in seltenen Fällen wirklich auch Frauen aufgenommen wurden. Erst die Charges of a Freemason (Alte Pflichten) aus dem Jahr 1723 (mit späteren Neufassungen) von James Anderson und dann im 20. Jahrhundert die Basic Principles der United Grand Loge of England legten fest, dass ein Freimaurer ein Mann sein muss, der nicht religionsfeindlich gesinnt ist, sofern er etwas von seiner „Kunst“ versteht.

Die Entwicklung ab dem 19. Jahrhundert

Die Einstellung zum Thema Frauen in der Öffentlichkeit war Anfang des 18. Jahrhunderts noch eine völlig andere als heute. Frauen wurden die Fähigkeiten abgesprochen, für Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und für wesentliche Gebiete der Arbeitswelt befähigt zu sein.

Das begann sich im späten 19. Jahrhundert zu ändern. Ab 1869 forderte der calvinistische Pastor und Freimaurer Frédéric Desmons im 'Grand Orient de France' regelmäßig die Zulassung von Frauen zu Tempelarbeiten und zu Freimaurerlogen.

1875 wurde der französische Philosoph und Schriftsteller Emile Littre zum Mitglied der Académie française gewählt. Im selben Jahr wurde er auch in die Loge 'La Clémente Amitié' des 'Grand Orient de France' rezipiert. Im Aufnahmerituale antwortete er in Gegenwart von 2.000 Freimaurern auf die rituelle Frage, ob er an die Existenz Gottes glaube: „Keine Wissenschaft leugnet eine erste Ursache, denn nirgends trifft sie etwas, was gegen eine solche zeugt, noch eine solche beweist. Alles Wissen ist relativ, immer wieder stößt man auf Wesenheiten und Urgesetze, deren tiefsten Grund wir nicht erkennen. Wer mit Entschiedenheit ausspricht, dass er weder gottgläubig noch Gottesleugner ist, beweist nur sein Unverständnis für das Problem des Werdens und Vergehens der Dinge.“

1877 hielt Desmons auf dem Konvent vor Vertretern der Logen eine Rede bei der er argumentierte, dass die Freimaurerei wissenschaftlich und rational sei und daher keiner religiösen Bezüge bedürfe. Er forderte daher die Abschaffung des Symbols des Allmächtigen Baumeisters aller Welten. Mit einer Zweidrittelmehrheit gaben die Delegierten diesem Änderungsantrag statt. Von nun an bestätigte der Grand Orient de France in seiner Konstitution: „Die Freimaurerei hat zu Grundsätzen die unbedingte Gewissensfreiheit und die menschliche Solidarität. Sie schließt niemanden um seines Glaubens willen aus.“

Nachdem der Grand Orient de France zusätzlich das „Buch des heiligen Gesetzes“ durch ein "Weißes Buch" ersetzte, beendete 1913 die United Grand Loge of England einseitig die Beziehungen und erkannte ihr die Regularität ab. In der Folge entstand dann die liberale Freimaurerei.

CLIPSAS repräsentiert als „internationale liberale Freimaurerorganisation“ diese masonische Richtung, die sich von den "regulären" Großlogen der englischen Richtung entsprechend unterscheiden. 2018 bekannten sich mehr als hundert Großlogen, die den Appell von Straßburg unterzeichnet hatten, zu Clipsas.

2018: Liste der CLIPSAS-Großlogen


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Siehe auch

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