Göttinger Dichterbund
Göttinger Dichterbund
Quelle: Internationales Freimaurer-Lexikon von Eugen Lennhoff und Oskar Posner (1932)
auch Hainbund genannt, eine Vereinigung junger Dichter der Sturm- und Drangperiode, die am 12. September 1772 von Voß, Müller, Hahn, Hölty u. a. begründet wurde und mit dem Gedanken an einen geheimen Auslesebund spielte. Da Klopstock an den Bund einen zustimmenden Brief richtete, fühlte sich dieser, der allmählich auch weitere Mitglieder, wie Leisewitz, die Grafen Stolberg und Cramer gewann, in seinen Zielen bestätigt. Voß schrieb an Brückner, es solle ein Bund werden, um mit vereinten Kräften den Strom des Lasters und der Sklaverei aufzuhalten.
Zwölf sollten den inneren Bund ausmachen, jeder müsse einen "Sohn" annehmen, der ihm nach seinem Tode folge. 1774 kamen die Hainbündler in Hamburg zusammen, da ihnen Klopstock empfohlen haben soll, zur Gewinnung einer äußeren Stütze in den Freimaurerbund einzutreten. Nachweislich haben Voß (6. Juni 1774) und die beiden Grafen Christian und Friedrich Leopold Stolberg (am 11. Mai 1774) in der Loge "Zu den drei Rosen" in Hamburg, der auch Lessing angehörte, Aufnahme gefunden.
Der Hainbund selbst löste sich um 1778 wieder auf.
Der Hainbund und die Freimaurerei
Patrick Peters:
- "Einige Mitglieder des Hainbunds wandten sich nach dem Ende der Vereinigung neuen Gruppierungen zu und kamen somit in engen Kontakt zu Freimaurerlogen, unter anderem in Hamburg. Ich stelle hiermit einen Brief des Bundes an das neue Mitglied E. Th. J. Brückner vom 15. November 1772 → zur Diskussion, in dem ich Parallelen zu kultischen Aufnahmeriten und die Idee eines neophytischen Individuums (= Brückner) sehe."
Brief an E. Th. J. Brückner vom 15. November 1772
Segen / Unserm Brückner / von Uns, / Werdomar, / Haining, Minnehold, Gottschalk, / Bardenhold, Reimund, / Teuthard!
Demnach Wir vernommen durch Unserm Bruder Gottschalk, Dein Geist sei des Liedes, und des Mannes Dein Herz, siehe! so sei der Bund zwischen Dir und Uns allen, gleich dem Bunde zwischen Uns. Auf daß Du aber erkennest den Sinn desselben, so wisse, daß er ist ein Bund der Treue nach dem Geiste unsrer Väter, und des Sanges nach ihrem Herzen. Das aber war fromm, und keusch, fürchtete Gott und liebte das Vaterland, und war rein alles Truges; desgleichen sollst auch Du und Dein Lied sein, gleichwie Wir und Unsere Lieder es sein werden. […] so sei von nun an Dein Name: Mannobard, und von nun an bis in den Tod Unser Herz Dir ein Herz des Bruders! Dies ist das Wort unserer Treue, das uns heiliger ist, dann Gold und aller Welt Ehre! – Und nun gib auch Du Dein Wort der Treue, und laß es Dir heiliger sein, dann Gold und aller Welt Ehre! Stärke sei mit Deinem Geiste, und Kraft des Worts mit Deinem Liede!
Bruderliebe erfülle Deine Seele, und Deine Brust
Deutschland!