Gabriel de Riqueti, comte de Mirabeau

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Honore Gabriel Victor Riquetti, Graf von

Quelle: Internationales Freimaurer-Lexikon von Eugen Lennhoff und Oskar Posner (1932)


französischer Staatsmann und Schriftsteller, * 1749, † 1791, nach abenteuerlichem Leben 1786 von der französischen Regierung in geheimer Mission nach Berlin entsandt, wo er die Auffassungen des preußischen Hofes nach dem Tode Friedrichs des Großen ergründen und auf Grund seiner Freundschaft mit Friedrichs Bruder, Heinrich, vielleicht auch eine Anleihe erreichen sollte.

Er unterbreitete bei dieser Gelegenheit dem neuen König — ohne großen Dank — ein Regierungeprogramm, durch das dieser ein Beschützer der Freiheit, des Eigentums und der Arbeit werden sollte. Mirabeau legte die Eindrücke dieser Reise in zwei Büchern "La Monarchie Prussienne sons Frederic-le-Grand" und "Histoire secrete de la Cour de Berlin" nieder.

1789 wurde er vom 3. Stand von Aix und Marseille in die Generalstände gewählt, in denen er als der glänzendste Redner der Revolutionszeit bald eine führende Rolle spielte.

Sein Einfluß auf die Geschehnisse erwies sich aber bald als gering, da er als konstitutioneller Monarchist, der das Königtum retten wollte, sich die schärfste Gegnerschaft der Radikalen zuzog. Obgleich später allgemein anerkannt wurde, daß sein früher Tod der Revolution gerade den Führer nahm, der dieser eine ganz andere, unblutige Bahn hätte weisen konnen, behaupteten dann der Abbe Barruel (s. d.) und dessen Nachbeter, gestützt auf die Tatsache, daß Mirabeau Freimaurer war, dieser habe mit die Hauptschuld an der späteren Entwicklung zur Schreckensherrschaft getragen. Er sei durch seinen Freund und Mitarbeiter Mauvillon (s. d.) in den Illuminatenorden aufgenommen worden und habe dessen anarchistische Lehren in die französische Freimaurerei verpflanzt. Die Tötung des Königs und alle die andere Bluttaten des Jakobiner-Regimes seien genau vorher bestimmt gewesen.

Zur Kennzeichnung dieser Behauptung genügt die Tatsache, daß Mirabeau sich u. a. in seinem Werk über die preußische Monarchie in ausgesprochen feindseliger Art über das Illuminatentum ausgesprochen hat. Im 5. Band (s. Buch) zitiert er überdies die These von Nicolas de Bonneville (s. d.), der bekanntlich alles, was in der Maurerei über die blauen Grade hinausging, als Jesuitenwerk bezeichnete, als "wichtige Entdeckung, auf die wir die Aufmerksamkeit aller guten Geister und der wahren Freunde der Humanität lenken", an einer anderen Stelle (3. Band) bedauert er, daß Friedrich der Große nicht Großmeister aller deutschen Logen, mindestens aber der preußischen geworden sei, weil dann die Entwicklung eine ganz andere geworden ware.

Gaston Martin hat auf Grund authentischer Dokumente einwandfrei festgestellt, daß zwischen den Illuminaten und dem Großorient von Frankreich weder über Mirabeau, noch sonstwie eine offizielle oder offiziöse Beziehung bestand. (Vergl. Martin "La Franc-Maçonnerie francaise et la preparation de la revolution".)

Wo Mirabeau in den Bund aufgenommen wurde, steht nicht fest; im allgemeinen wird angenommen, daß dies 1776 in Amsterdam geschah. In den Nachlaßschriften fanden sich Aufzeichnungen, die davon zeugen, daß Mirabeau sich mit dem Gedanken beschäftigte, wie de Freimaurerei in den Dienst des Kampfes um die Beseitigung von sozialem und kulturellem Unrecht eingereiht werden könnte.

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