Gesellenfragestück nach Browne
Inhaltsverzeichnis
Inhalt des neuenglischen Gesellenfragstükkes nach Browne’s Master-Key
Ausarbeitung: Roland Müller
[Diejenigen Stellen, welche aus dem ursprünglichen Aufnahmegebrauchthume, sowie es in unsrer zweiten Kunsturkunde und in GM [Grand Mystery] aufbewahrt ist, genommen sind oder sonst eine wesenliche Beziehung auf dasselbe, oder auf eine reine, über die sogenannten Gesellen- und Meistergrade erhabne Maurerei haben, sind hier von Wort zu Wort übersetzt, und mit „–„ ausgezeichnet.]
Erster Abschnitt
Eröffnung der Lehrlingloge und dann der Gesellenloge, und Beschreibung der Aufnahmegebräuche eines Zunftgesellen (Fellow-Craft).
Nachdem die Loge, wie im ersten Grade, eröfnet ist, wird auf die Frage: „was ist die nächste Sorge?" untersucht, ob alle Anwesende Gesellen (eígenlich: Zunftgesellen, Fellow-Crafts) sind.
Dann die Fragen:
„Woher kamen Sie? A. Aus Westen.
Fr. Wohin nehmen Sie Ihre Richtung?
A. Nach Osten.
Fr. Was beweget Sie, den Westen zu verlassen, und nach dem Osten zu reisen?
A. Das Suchen nach Erkenntnis.
Fr. In welcher Wissenschaft?
A. In der Geometrie oder der fünften Wissenschaft, worauf Maurerei gegründet ist (in oder on which Masonry is founded)."
Nun erst wird die Loge als Gesellenloge eröfnet. — Der Gesell soll geprüft werden nach dem Winkelmaasse (square), „welches ein rechter Winkel von 90 Graden, oder ¼ des Kreises, ist."
Nun wird erzählt, wie der Gesell als solcher aufgenommen sei; und auf die Frage des jüngeren Aufsehers an den Ziegeldikker: „Wer ist da?" wird geantwortet:
„Einer, der regelmässig in die Maurerei eingeweiht (regularly initiated) worden war, soviele Fortschritte machte, als es die Zeit gestatten wollte, dann gehörig vorbereitet wurde, und nun aus seinem eignen freien Willen und Zustimmen. gekommen ist, um in den zweiten Grad eines Gesellen befördert zu werden (to be passed in the second degree of a Fellow-Craft)."
Hierauf werden in einer Reihe von Fragen (Fr. 15-32) die Gebräuche der Aufnahme, zum Gesellen erklärt. Sodann wird gefragt:
„Nachdem Sie feierlich eingesetzt waren, wo befahl man Ihnen, Platz zu nehmen, und warum?
A. Da Geometrie eine fortschreitende Wissenschaft (a progressive science) ist, um die verschiedenen Grade, die in der Maurerei stattfinden, anzuzeigen (to shew the different degrees there are in Masonry), so wurde ich in die Südostekke der Loge gestellt.“
Zweiter Abschnitt
Von der Geometrie, vom Reisen und Arbeiten der Maurer, und von dem Ausruhen derselben am siebenden Tage, von den sechs Schöpfungtagen, und dem Ruhetage Gottes.
„Bruder älterer Aufseher! warum wurden Sie zu einem Gesellen befördert?
A. Für die Sache des Buchstaben G.
Fr. Was bedeutet dieser Buchstabe G?
A. Geometrie, oder die fünfte Wissenschaft, worauf Maurerei gegründet ist.
Fr. Was ist Geometrie?
A. Geometrie ist eine Wissenschaft, mit deren Hülfe wir den Inhalt (the contents) ungemessner Körper (of bodies unmeasured) durch Vergleichung mit bereits gemessnen finden."
Hierauf folgen unwissenschaftliche Begriffbestimmnisse (Definitionen) von Punkt, Linie, Flache, Endraum (solidum); sodann die Fragen:
„wo wurde die Geometrie zuerst als Wissenschaft gelehrt?
A. Geometrie wurde zuerst zu Alexandria, in Egypten, als Wissenschaft ausgebildet. Der ausgetrethe Fluss Nil nöthigte die Bewohner, sich in's Innere des Landes zurückzuziehen; als aber das Wasser wieder gefallen war, so kehrten sie zu ihren vorigen Wohnplätzen. zurück, und da sie fanden, dass die Fluth ihre alten Land-Grenzen zerstört hatte, (that the Floods had destroyed their ancient Land-Marks,) so veranlasste Diess grosse Uneinigkeiten unter ihnen, welche oft in Krieg sich endeten und vieles Blutvergiessen verursachten.
Als sie erfuhren, dass eine Maurer-Loge zu Alexandria, in Egypten, gehalten würde, worin Euclid, dieser grosse Geometer (Geometrician), als Gross-Meister den Vorsitz führte; so legten sie ihm ihre Klagen vor; da dann Euclid, mit dem Beistand seiner Aufseher und Brüder, die zerstreuten Bruchstükke der Geometrie in ein Ganzes vereinigte, sie ordnete, eintheilte und in ein regelmässiges System brachte. Dadurch lehrte er sie die Kunst der Ausmessung, mit deren Hülfe sie geschickt wurden, ihre verschiedenen Landstriche genau zu bestimmen; Welches ihren Streitigkeiten ein Ende machte, und für die Zukunft Blutvergiessen verhinderte.
„Fr. Sind Sie niemals gereist?
A. Unsere Vorväter „thaten es.
Fr. Wohin reisten sie?
А. In der Richtung Ost und West.
Fr. Zu was Ende?
A. Die, so nach Osten reisten, gingen, eine neue Loge zu suchen, und Die, welche sie gefunden hatten, reisten nach Westen, um sie an Andre fortzupflanzen.
Fr. Haben Sie jemals gearbeitet?
A. Unsre alten Brüder (ancient brethren) thaten es.
Fr. Wo arbeiteten sie?
A. Am Baue des Tempels des Königes Salomon, oder sonst eines ähnlichen stattlichen Gebäudes (stately Edifice).
Fr. Wie lange arbeiteten sie, bevor sie zu Lohne berechtiget waren?
A. Sechs Tage.
Fr: Warum arbeiteten sie nicht am siebenden Tage?
A. Weil es dem Allmächtigen gefiel, sechs Tage an Schöpfung des Himmels und der Erde und aller Dinge, die darin und darauf sind, zu verwenden; und da am siebenden Tage seine Werke geendigt waren, so weihete, segnete und heiligte er diesen, und beabsichtete dabei, dass der Mensch sechs Tage emsig für seinen und seiner Familie Unterhalt arbeiten solle, aber den siebenden aussondern, um von der Arbeit zu ruhen, und Gott dafür zu loben und zu preisen, dass er sein Schutz und sein Schirm ist, und für jede andere Freude, die er geniesst.
Fr. Will irgend ein Bruder uns mit der Herzählung der einzelnen Perioden erfreuen? —
Hierauf, folgt eine mehr als zwei enge Octavseiten lange Erzählung über die sechs Schöpfungtage, ganz mit der Bibel einstimmig, und der Trinkspruch: „Mögen die sechs Werktage der Schöpfung jeden Maurer zum Beruffleiss (industry) anfeuern!"
Dritter Abschnitt
Die Pfeiler: und , vor dem Thore der mittlern Kammer des Salomon'schen Tempels, (wo die Arbeiter den Lohn empfingen,) mit ihren verzierten Capitälen, worauf die Erd- und Himmelkugel.
Als unsre alten Brüder arbeiteten, empfingen sie ihren Lohn in der mittlern Kammer des Salomon'schen Tempels. Dahinein gelangten sie durch eine Vorhalle (a Porch), woselbst sie zwei grosse Pfeiler (Pillars) fanden, die vorzüglich ihre Aufmerksamkeit fesselten, zur Rechten , und zur Linken . bedeutet aufrichten, : Stärke, und Beide vereint: Beständigkeit (Bestandheit); denn Gott sprach in seiner Macht (Stärke, strength): „er wolle dieses sein „Haus fest machen, aufdass es bestehe." —
Nun folgt die Bestimmung der Grösse und des Stoffes dieser Pfeiler, und, wo sie gearbeitet worden unter Aufsicht Hiram Abiff’ s, Sohnes der Wittwe von Tyrus, in der Ebene des Jordan, auf dem Kalk-Boden (clay-ground) zwischen Succoth und Zartha, wo „König Salomon befahl, dass diese Pfeiler und alle seine Gefässe (vessels) gegossen werden sollten.
Fr. Womit waren diese beiden Pfeiler gezieret?
A, Mit zwei Säulenhäuptern (Capitälen); auf jedem eins.
Fr, Wie „hoch waren diese beiden Capitäle?
A. Fünf Cubitus, ein jedes.
Fr. Womit waren diese Capitäle reich geschmückt?
A. Mit Lilienwerk (Blumwerk), Netzwerk und Granatäpfeln. Lilienwerk bedeutet; wegen seiner weissen Farbe, Frieden, Netzwerk, wegen der Verbindung seiner Maschen, Eintracht (unity), und Granatäpfel bedeuten, wegen der Fülle (exuberance) ihrer Saamkörner, (Nachkommenschaft) Überfluss (plenty).
Fr. Womit waren diese Pfeiler ferner geschmückt?
A. Mit zwei Kugeln (Globen).
Fr. Was war darauf gezeichnet?
A. Auf der einen war eine Vorstellung der Himmelkörper, auf der andern eine Karte der Wasserlandkugel (of the terraqueous globe).
Fr. Was bedeutet Dieses?
A. Dass Maurerei allgemein ist (Masonry universal).
Fr. Wann erklärte man sie für vollendet?
A. Als „das Netzwerk darüber gezogen war.
Fr. Warum wurden sie an dem Eingange des Tempels aufgestellt?
A. Als ein beständiges Denkzeichen für die Israeliten an jene wunderbaren Pfeiler, welche zwei so wunderbare Wirkungen äusserten, dass nehmlich der eine den Israeliten bei Nacht leuchtete, und sie durch das rothe Meer leitete, der andere aber, als ein Wolkenpfeiler, eine Verhüllung für die Egypter bei Tage war, und die Niederlage des Pharao und seines ganzen Heeres beförderte (proved), als er versuchte, die Israeliten zu verfolgen. König Salomon konnte sie also an keinem sichtbareren Orte, als am Eingange des Tempels, aufstellen, damit die Juden dieses merkwürdige Ereigniss immer in Andenken haben möchten, wenn sie zur Gottverehrung ein- und ausgingen." —
Die hier beigefügte weitere Erklärung der Erd- und Himmelkugel schliesst mit dem Bemerk: "Indem wir uns mit Betrachtung dieser Himmelkörper beschäftigen, werden wir nicht nur mit schuldiger Verehrung für die Gottheit und ihre Werke erfüllt, sondern auch darauf hingeführt, mehr Fleiss und Aufmerksamkeit auf Astronomie, Geographie und Schiffahrt zu wenden, und auf andere, davon abhangende, Künste, welche für unseren Maurerberuf (our masonic profession) ebenso nützlich sind." —
Zuletzt der Trinkspruch: „Möge Friede, Überfluss und Einigkeit immer unter Maurern bestehen!"
Vierter Abschnitt
Zu der Thür der mittlern Kammer führt eine Wendeltreppe von 3, 5, 7 oder mehr Stufen, um die 3 Maurer, die eine Loge regieren, die 5 Säulenordnungen und 5 Sinne, und die sieben freien Künste und Wissenschaften anzudeuten.
Nachdem unsre alten Brüder vor diesen beiden grossen Pfeilern vorübergegangen waren, kamen sie an eine Wendeltreppe (a winding staircase) wo sie den altzeitigen (ancient) jüngern Aufseher fanden, der von ihnen Zeichen, Merkmal und Wort (the Sign, Token and Word) eines Gesellen verlangte. Nachdem sie diese gegeben, sagte der altzeitige jüngere Aufseher: „Gehe vorbei, (gehe weiter, gehe ein,) ! (Pass, !)" worauf sie durch eine Wendeltreppe von 3, 5, oder 7 oder mehr Stufen eingingen, weil drei, der Meister und seine beiden Aufseher, eine Loge regieren, fünf, der Meister, zwei Aufseher und zwei Gesellen, sie halten, und sieben, ausser den Erwähnten noch zwei Lehrlinge (apprentices), eine vollkommne Loge ausmachen. Es sollten aber Drei die Loge regieren, „weil bloss 3 Grossmeister dem Salomon'schen Tempelbaus vorstanden, namenlich Salomon, König von Israel, Hiram, König von Tyrus, und Hiram-Abiff. Fünf aber halten eine Loge, um auf die fünf edlen Ordnungen der Baukunst anzuspielen (in allusion to the five noble orders of Architecture)“.
Hierauf folget eine Erklärung der 5 Säulenordnungen, die mit unbedeutenden Veränderungen dieselbe ist, welche auch Preston enthält und gar nichts Masonisches, di. Allgemeinmenschliches, enthält. — Dann wird gefragt
„Worauf spielen die Fünf, die eine Loge machen, weiter an?
A. Auf die 5 äusseren Sinne.
Fr. Belieben Sie, diese zu erklären!
A. Sehen, dass wir einen Bruder sehen, und das Zeichen wahrnehmen können; Fühlen, dass wir das Merkmal fühlen mögen; Hören, dass wir das Wort hören mögen, und Geruch und Geschmack, dass wir uns der Erfrischungen erfreuen mögen, wenn der sehr ehrwürdige Meister uns von der Arbeit abruft
Fr. Warum machen Sieben oder Mehre eine vollkommne Loge aus?
A. Weil König Salomon sieben und mehre Jahre zubrachte, um den Tempel zu Gottes Dienste zu bauen und einzuweihen.
Fr. Worauf spielen sie weiter an?
A. Auf die sieben freien Künste und Wissenschaften."
Hierauf folgen drei ausführliche Erklärungen über die sogenannten 7 freien Künste und Wissenschaften; die erste von Browne; die zweite ist dieselbe, welche in Preston's Illustr. (ed. 1792, p. 78-81; 1812, p. 66-68) abgedruckt steht, und die dritte (vom Br. Кilminster) ist überschrieben: „die 6 freien Künste und Wissenschaften, zusammenverbunden (blended) in der Astronomie." Alle diese 3 langen Erklärungen enthalten nichts gründliches Wissenschaftliches, und gar nichts eigenlich Masonisches, die Freimaurerei als solche Angehendes, ausser folgenden Schluss der letzterwähnten.
„Kurz, mit Hülfe dieser erhabnen Wissenschaft (der Astronomie) wird das Menschengeschlecht geschickt, den spurlosen Ocean zu durchschiffen, die sandige Öde der unermesslichen Wüste zu durchreisen, durch den Handel rohe und wilde Völker zu sittigen (civilise), die Menschen der meisten Länder, Secten und Meinungen zu vereinigen, und treue Freundschaft unter Solchen zu stiften, welche ausserdem in einem unermesslichen und fortdauernden Abstande geblieben sein möchten."
Zuletzt der Trinkspruch: „Mögen die sieben freien Künste und Wissenschaften uns (für das Gefühl) der Güte des höchsten Wesens empfänglich machen!"
Fünfter Abschnitt
Durch Passgriff und Passwort gelangen die Gesellen zur mittleren Kammer des Tempels, woselbst sie den Lohn empfangen, und den Buchstaben G erblikken, der Geometrie und Gott anzeigt. Zunftbegrüssung bei'm Schluss der Gesellenloge. Gesellenlied. Lehrlingschluss.
Nachdem unsre alten Brüder diese Wendeltreppe hinaufgestiegen waren, so kamen sie an das verschlossne Thor der mittleren Kammer (des inneren Gemaches) von König Salomon's Tempel, dessen Besorgung dem altzeitigen älteren Aufseher anvertraut war, während der altzeitige jüngere die Besorgung unten an der Wendeltreppe hatte. Dieser verlangte nun Pass-Griff und Passwort eines Gesellen. Hierauf wird ein Bruder aufgefordert, Beides zu geben; dann wird der Ursprung des Passwortes aus dem. Buche der Richter, Cap. 11, 12, ohne Chifre angegeben; welche Erklärung sich mit den wieder chifrirten Worten schliefst: „und ist dann immer angewandt worden als ein Passwort unter Zunft-Gesellen (Fellow-Crafts), um zu verhüten, dass irgend ein ungeeigneter Mensch in eine Zunftgesellen-Loge Eingang finde."
Zuletzt der Toast: „Möge Uneinigkeit unbekannt sein und Einklang obwalten unter freien und angenommenen Maurern!" —
Nun sagte der alte ältere Aufseher zu ihnen: „Gehe „vorüber, Shbh!" worauf sie eingingen (did pass) in die mittlere Kammer des Tempels des Königs Salomon, um ihren Lohn ohne Misstrauen und Bedenken (without diffidence or scruple) zu empfangen, woselbst der Buchstabe G. sinnlich (materially) ihre Aufmerksamkeit reizte.
„Fr. Was „bedeutet dieser Buchstabe G?
A. Geometrie, die fünfte Wissenschaft, worauf Maurerei gegründet ist; aber unmittelbarer noch Gott, den grossen Baumeister des Weltall (the great Architect of the Universe), den zu verehren, und dem uns zu unterwerfen wir Alle schuldig sind.
Br. jüngerer Aufseher, möge Gottes guter Gruss bei dieser unserer beglückten Versammlung gesagt sein von den sehr würdigen und ehrwürdigen Brüdern der heiligen Loge des heiligen Johannes. — Ich komme, Sie wohl zu grüssen, und Ihren Namen zu fordern.
Das Richtscheit aufgerichtet, Br. älterer Aufseher! Möge Gottes guter Gruss mit dieser und unsrer nächsten beglückten Versammlung sein von den sehr würdigen und ehrwürdigen Brüdern und Genossen (Fellows) der heiligen Loge des heiligen Johannes! Ich grüsse Sie, grüsse Sie zweimal herzlich willkommen, und fordere Ihren Namen.
Die Wasserwage wagrecht. sehr ehrwürdiger Meister! —Möge Gottes guter Gruss mit dieser und mit allen unsern künftigen beglückten Versammlungen sein, von den sehr würdigen und ehrwürdigen Brüdern und Genossen der heiligen Loge des heiligen Johannes; auch ich komme, Sie zu grüssen; ich grüsse Sie, grüsse Sie, grüsse Sie dreimal herzlich willkommen, und fordere Ihren Namen! Ant. Johann. — Brüder, durch die Gnade Gottes grüsse ich Sie Alle wohl.
Der Meister giebt zwei und einen Schlag, und die Aufseher Jeder einen."
Des Gesellen Gesang
[Dieser Gesang, der viele echtmasonische Stellen enthält, erschien zuerst gedruckt in Anderson's Constit. Buche, 172З, p. 83; woselbst Br. Charles Delafaye Esq. als Verfasser genannt wird. Dieser dichtete ihn, als ein Gesellenlied auf dem Grossfeste zu singen. Man findet ihn auch in JB., 179З, p. 25; in Preston's Illustrations, 1812, р. 425, und in allen englischen Sammlungen von Freimaurerliedern.]
Heil, Masonei, du göttliche Zunft! Glorie der Erde, vom Himmel offenbaret; die du mit köstlichen Kleinoden strahlest, welche vor allen, ausser des Masons, Augen verborgen sind; Wer kann in kraftvoller Prose, oder in strömenden Versen dein gebührendes Lob aussprechen? —
So wie Menschen vor den Thieren ausgezeichnet sind, so hat ein Mason vor anderen Menschen den Vorzug; denn was in Erkenntnis gewählt und selten ist, das wohnet sicher nur in seiner Brust; seine schweigsame Brust und sein treues Herz bewahret die Geheimnisse der Kunst.
Vor brennender Hitze und durchdringender Kälte, vor wilden Thieren, deren Gebrüll den Wald durchschallt, vor dem Überfall kühner Krieger, vertheidigt des Masons Kunst das Menschengeschlecht. Es werde der Kunst die gebührende Ehre gezollt, von welcher das Menschengeschlecht solche Hülfe empfängt.
Auszeichnungen der Pracht (des Staates), welche unsern Stolz nähren, jene beschwerlichen und eiteln Unterscheidungen, werden von echten Masonen bei Seite gelegt; die freigebornen Söhne der Kunst halten solche Possen ihrer für unwürdig, da sie veredelt sind durch den Namen, den sie führen, und ausgezeichnet durch das Zunftzeichen, das sie tragen.
Süsse Genossenschaft, vom Neide frei, freundlicher Umgang der Bruderschaft sei der Loge unvergänglicher Kitt! welche seit langen Zeiten fest bestand. Die Loge, also gebaut, hat seit langen Zeiten zuvor bestanden, und wird immer bestehen.
So werde denn in unsern Gesängen auch Denen ihr Recht gethan, welche die Kunst bereichert haben, von Adam his auf den grossen Leven herab, — und jedem Bruder werde sein Theil. Lasst unsers Grossmeisters Gesundheit herumgehn, und sein Lob in jeder Loge erschallen.
[Die Darstellung des sogenannten Meistergrades stimmt bei Browne ganz mit den in JB. [[[Datei:MiniMini3zw.jpg]] and ] und K. [Three Distinct Knocks] enthaltenen überein. Was dieser sogenannte Grad echt Masonisches, Menschheitbundliches, und Menschheit würdiges enthält, ist aus dem bei Errichtung der sogenannten Grade verstümmelten Gebrauchthume der Aufnahme zum Mason-Bruder entlehnt.
Das Erstwesenliche dieser in den sogenannten Meistergrad hinübergenommenen Lehrbilder und Gebräuche sind die fünf Punkte der Genossenschaft, welche ich daher in den zweiten Bemerkungen zu der zweiten Kunsturkunde dieser zurückgegeben, und die verschiedenen Darstellungen dieses Lehrzeichens aus and , the three distinct knocks, the Grand Mystery, Prichard und Browne zusammengetragen und gewürdigt habe. Andere, zu Erläuterung des echten Aufnahmgebrauchthumes dienende, ihm eigenlich zugehörige, und aus ihm in das Meisterritual übertragne, Einzelheiten des nunmehrigen Meisterrituales habe ich gehörigen Ortes eingeschaltet. — Es wäre daher unzweckmässig, aus dem Meisterrituale hier einen ähnlichen Auszug, als der vorstehende aus dem Gesellenrituale ist, mitzutheilen.]
Teilübersetzung aus dem Meistergrad
(II, 413-415)
[… Endlich Browne enthält (in der Meisterlection & 74 und 75) hierüber Folgendes:]
—und hub ihn auf durch die fünf Punkte der Genossenschaft; Welches das erste zufällige Zeichen abgab. —
— — Nennen Sie die fünf Punkte der Genossenschaft!
Hand an Hand, ich grüsse Sie als Bruder;
Fuss an Fuss, ich wandele parallel (gleichen Schritts) mit ihnen;
Knie au Knie, zu zeigen, dass wir Einen ewigen Gott verehren;
Brust an Brust, dass wir eines Bruders ungesetzwidrige Geheimnisse, wie unsre eignen, bewahren; und
Hand über den Rükken, dass wir einen Bruder Maurer in allen seinen lobwürdigen Unternehmungen unterstützen, wenn wir ihn würdig finden, [vorausgesetzt, es könne geschehen, ohne uns selbst oder unsern Verbindungen zu schaden].
[Aus der Erklärung des ersten Punkts sehen wir deutlich, dass die fünf Punkte ursprünglich eine innige Begrüssung waren, keineswegs aber der Erhebung Hiram's ihren Ursprung verdanken. Diese Erklärung im Browne ist, die mit [ ] eingeklammerten Worte ausgenommen, gut und schön, und ein Beweis, wieviel schöne und wesenliche Lehren der Menschheit an diese lehrzeichenliche Umarmung der Liebe und Treue gekettet werden können!
Nun folgt im Browne (p.75) eine weitere, nicht in der Chifer verfasste, Erklärung. Da diese Erklärung den guten Geist der neuenglischen Maurerei vortheilhaft schildert, so theile ich auch sie mit.]
Erstens. Wenn eines Bruders Noth meine Hülfe und Unterstützung fordert, so will ich immer bereit sein, ihm einen solchen Beistand zu leisten, der ihn vom Sinken errettet, (ohne mir selbst oder meinen Verbindungen verderblich zu sein;) wenn ich ihn Dess würdig finde.
Zweitens. Fühllosigkeit (indolence) soll nie Ursache sein, dass ich meine Tritte anhalte, noch Zorn, dass ich sie zur Seite ablenke; sondern, jede selbstische Rücksicht vergessend , will ich immer schnell auf den Füssen sein, zu retten, zu helfen und wohlzuthun jedem nothleidenden Nebenmenschen, vorzüglich aber einem Bruder Maurer.
Drittens. Wann ich dem allmächtigen Gott meine Anliegen vortrage, so will ich der Wohlfahrt meines Bruders, wie meiner eignen, gedenken; denn, sowie die Stimmen der Unmündigen und der Säuglinge zum Throne der Gnade aufsteigen, so müssen gewiss die Seufzer eines glühenden Herzens zu den Wohnungen der Seligkeit gelangen. Daher werden unsere Gebete gewisslich wechselseits füreinander erfordert.
Viertens. Eines Bruders Geheimnisse, die mir als solche anvertraut werden, will ich bewahren, als wären es meine eignen; denn ihn um das anvertraute Geheimniss bringen, würde ihm die grösste Beleidigung anthun heissen, die er nur in diesem sterblichen Leben erfahren kann; ja es wäre der Verworfenheit eines Mörders gleich, der im Finstern lauert, um seinem Feinde den Streich beizubringen, wenn er waffenlos und .am wenigsten vorbereitet ist, einen Feind zu empfangen.
Fünftens. Eines Bruders Character will ich in seiner Abwesenheit sogut, als in seiner Gegenwart, aufrecht erhalten; ich will ihn nicht selbst herabsetzen, noch dulden, dass Diess von Andern geschehe, wenn ich es zu verhüten vermag.
— So sind wir durch die fünf Punkte der Genossenschaft innig miteinander verbunden, wie eine untheilbare Kette reiner Zuneigung, Bruderliebe, Hülfe und Treue.—
(II, 417)
[Ein eigenlicher Meistergruss findet sich auch bei Browne im Meisterfragstükke nicht; wohl aber gegen den Schluss desselben folgende zwei Fragen.]
Was ist eines Meister-Maurers Name?
Antw. Cassia; Cassia ist mein Nahm';
von einer gerechten und vollkommnen Loge ich kam,
ein Meistermaurer erhoben bass,
vom Würfelsteine zum Winkelmaass.
Fr. Was ist eines vortrefflichen Meisters Name?
Antw. Gbn.
- Ausgearbeitet von Dr. phil. Roland Müller, Switzerland / Copyright © by Mueller Science 2001-2015 / All rights reserved - ESOTERIK von Dr. phil. Roland Müller