Jakob Böhme

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Böhmes Philosophische Kugel oder „Phasen“ einer Kosmogonie (1682).
Gemälde von Jens Rusch

Böhme, Jakob

Quelle: Internationales Freimaurer-Lexikon von Eugen Lennhoff und Oskar Posner (1932)

Schuhmacher in Görlitz (1575 bis 1624), christlicher Mystiker, Theosoph, übte starken Einfluß auf die Gedankengänge der Rosenkreuzer und der auf diesen fußenden freimaurerischen Systeme aus.

Ergänzungen

Lebensdaten

Geboren wurde Böhme in Alt Seidenberg bei Görlitz (Oberlausitz) im Jahr 1575 und starb am 17. November 1624 in Görlitz. Sein Vater war ein wohlhabender Bauer, war Gerichtsschöppe und seit 1568 Kirchvater.

Man nannte Jakob Böhme auch Teutonicus Philosophus, den Deutschen Philosophen, den Vorläufer christlicher Wissenschaft. Oder wie sich Dr. Albert Peip in seinem Buch "Jakob Böhme, der deutsche Philosoph, der Vorläufer christlicher Wissenschaft" im Jahr 1860 ausdrückt, "ein in der Werkstatt des Denkens rühriger Mann". Drei Persönlichkeiten haben seine Lehren stark beeinflusst, dies waren Paracelsus, Kaspar Schwenkfeld und Valentin Weigel. Er schrieb aus einem inneren Drang und bekannte "nach etlichen harten Stürmen durch die Höllenpforte bis in die innerste Geburt der Gottheit durchgebrochen" zu sein. Er schrieb, weil er musste, "im Widerschein ohne Vernunft auf fast magische Art", die Morgenröthe im Aufgang, die Aurora.

Einer seiner ärgsten Widersacher war Gregorius Richter.

"Dieser reizte in einer Predigt über die falschen Propheten, denen er den Verfasser der Aurora namentlich beizählte, das Volk und den Rath, gegen Böhme einzuschreiten. Verhaftet und verhört, wurde der Arglose zwar aus dem Gefängniss entlassen, aber gebunden an das Versprechen, fernerhin "von solchen Sachen abstehen" zu wollen." (Quelle: Jakob Böhme, der deutsche Philosoph, der Vorläufer christlicher Wissenschaft, Dr. Albert Peip, Leipzig, Verlag C. L. Hirschfeld, 1860, S. 5)

Böhme sprach damals bereits von einer Ichheit, aber auch von einer Selbheit.

Über die Seele und Himmel und Hölle

Böhme sagt (6. Büchlein S. 140 ff.): "Die Seele, wenn der Leib stirbt, bedarf keines Ausfahrens, und keines Einfahrens in Himmel oder Hölle, diese sind kein Ort; denn Himmel und Hölle sind überall gegenwärtig. In Gutem ist der Himmel, in Bösem die Hölle in der Zeit und Ewigkeit. - Der Himmel ist anders nichts als eine Offenbarung des ewigen Eins, da Alles in stiller Liebe wirket und will. - Das Himmelreich ist in den Heiligen in ihrem Glauben wirkend und empfindlich."

Werke

  • Aurora, oder Morgen-Röhte im Auffgang
  • "Der Weg zu Christo" in neun Büchlein
  • "40 Fragen von der Seele"
  • "Six Puncta theosophica, oder Von sechs theosophischen Punkten hohe und tiefe Gründung": eine offene Pforte aller Heimlichkeiten des Lebens darinnen die Ursachen aller Wesen erkannt werden.
  • Von der Menschwerdung Jesu Christi
  • Beschreibung der drey Principien göttlichen Wesens


Die Natur als Lehrmeister

Quelle: Wikipedia

In seiner Schrift Aurora oder Morgenröte im Aufgang erklärt Böhme, sein wahrer Lehrmeister sei „die ganze Natura“: „Es ist ja Böses und Gutes in der Natur. Weil denn alle Dinge von Gott kommen, so muss ja das Böse auch von Gott kommen […] Die bittere Qualität ist auch in Gott, aber […] als eine ewigwährende Kraft, ein triumphierender Freudenquell“, der den Himmel, die Sterne, die Elemente und die Kreaturen beweglich macht.

Von der ganzen Natur und ihrer „instehenden Geburt“ habe er seine ganze Philosophie, Astrologie und Theologie studiert und nicht von Menschen und durch Menschen. Trotzdem ist der Einfluss „vieler hoher Meister“ unverkennbar, insbesondere der von Paracelsus, Valentin Weigel und Kaspar von Schwenckfeld. Vor allem die von der göttlichen Vorstellung zum Menschen hinführende Erkenntnislehre Weigels – Lernen sei, sich selbst erkennen; der Mensch lerne die Welt, er selbst sei die Welt; obwohl alle übernatürliche Erkenntnis aus der göttlichen Vorstellung komme, so komme sie doch nicht ohne den Menschen, sondern in, mit, aus und durch den Menschen – bildet den theoretischen Hintergrund des Böhmeschen Schaffens.

Die Gedanken Böhmes liegen in seinen Schriften nicht immer auf den ersten Blick offen, sondern sind mit seinen mystischen, phantastischen, zum Teil mit alchemistischen Spekulationen durchsetzten Auffassungen verflochten. Böhme, der niemals eine Universität besuchte und sich sein gesamtes Wissen selbst erarbeiten musste, verfügte nicht über eine exakte, mit abstrakten Begriffen operierende Wissenschaftssprache. Bei allen Nachteilen, die hieraus erwachsen, traten in seiner ausdrucksstarken und lebensnahen Bildersprache die volkstümlichen Züge hervor, die ihn in ungewöhnlich scharfen, von ihm selbst ausgesprochenen Gegensatz zur geltenden Schul- und Büchergelehrsamkeit brachten. Dies hing auch damit zusammen, dass sein persönliches Ziel nicht nur philosophisch-theoretisch, sondern ebenso prophetisch-praktisch war.


Kernpunkte seines Denkens

Böhmes Gedanken kreisen

  • um die pantheistische Gleichsetzung von Natur und Gott,
  • um die Ableitung sowohl der Prinzipien des Guten sowie des Bösen in der Natur „als eine ewigwährende Kraft“, welche „die Kreaturen beweglich“ macht (Aurora), aus Gott,
  • um den Gedanken, dass der Widerspruch als ein notwendiges Moment in allen Erscheinungen der Wirklichkeit vorhanden sei, freilich ohne Verwendung des Begriffs selbst, und damit um die Dialektik der Qualitäten des „zornigen“ und des liebenden Gottes bei der Erschaffung der Welt,
  • um die Bedeutung des weiblichen Prinzips der Weisheit (Sophia) für wirkliche Erkenntnis und
  • um die Freiheitsfähigkeit des Menschen, die aus dem inneren Bezug zum Urgrund erwächst.


Pantheismus

Die aus dem Wesen Gottes sich in der Natur und ihren Kreaturen offenbarenden Prinzipien des Lichts und der Dunkelheit sind im Leben allgegenwärtig. Deshalb sind, wie in Der Weg in Christo formuliert, „Himmel und Hölle […] überall gegenwärtig. Es ist nur eine Einwendung des Willens entweder in Gottes Liebe oder in Zorn“.

Damit findet man bei Böhme, wenn auch nicht als Resultat direkter Anknüpfung, das gleiche pantheistische Motiv wieder, welches bei der Betrachtung der Geschichte des Materie-Form-Problems (siehe Hylemorphismus), mit den Zentralgestalten Ibn Rushd und Giordano Bruno, erwuchs und durch die allmähliche Hereinnahme der „göttlichen“ Wirklichkeit in die Vorstellung des Materiellen gekennzeichnet war, bis schließlich bei Bruno die Materie überhaupt erst die Form aus sich heraussetzt.

Die Kluft, die Böhme hiermit zur offiziellen Gotteslehre des Christentums öffnete, war trotz aller Beteuerungen der Rechtgläubigkeit nicht zu überbrücken und führte zu Anfeindungen gegen ihn.

Böhme empfand mit aller Härte den in der traditionellen scholastischen Kosmologie enthaltenen Widerspruch zwischen der reinen Geistigkeit der göttlichen Vorstellung und der „stofflichen“, „erdhaften“ Wirklichkeit, die diese geschaffen haben sollte. In keiner Schrift findet er eine Antwort auf die ihn quälende Frage, welche Materie oder Kraft wohl Gras, Kraut, Bäume, Erde und Steine hervorgebracht habe. Damit wurde von Böhme das Problem der Schöpfung wieder aufgeworfen und somit, aus seiner Sicht, die Frage nach dem Verhältnis von Geistigem und Materiellem neu gestellt.


Gott und Luzifer

Bei Beachtung seiner gesellschaftlichen Lebensumstände sowie des Standes der damaligen einzelwissenschaftlichen Forschung wird es verständlich, dass seine Antworten mystischen Charakter tragen; zugleich weisen sie dialektische Momente auf. Er griff auf die Vorstellung von Luzifer zurück, dessen Erhebung den Zorn, die „Grimmigkeit“ in Gott erweckt habe. Deshalb finde der Mensch im Grunde der Natur nicht „göttliche“ Ruhe, sondern ein „Wüten und Reißen, Brennen und Stechen und ein ganz widerwillig Wesen“, nichts „denn eitel Grimmigkeit“ (in: 1, Band 2, 185, 171, 91).

Diese „Grimmigkeit“ ist nicht einseitig moralisch aufzufassen, sondern im Zusammenhang mit seiner Qualitätslehre zu sehen. Böhme stellte den Grimm als böse Qualität der guten Qualität gegenüber. Beide seien die Zusammenballung je dreier spezieller Qualitäten oder „Quellgeister“, deren gegensätzliche Verhaltensweisen das Geschehen in der Welt bestimmen. Böhme fasst Gott nicht als reinen Geist auf, vielmehr bedarf dieser einer „ewigen Natur“, um überhaupt erst lebendiger Geist werden zu können. Die ganze Natur stehe in großem Sehnen, immer willens, die göttliche Kraft zu gebären. Sie sei der Leib Gottes und habe alle Kraft wie die ganze Gebärung in sich. Für Böhme ist die „Grimmigkeit“ (Drei Prinzipien göttlichen Wesens) die Voraussetzung für Leben und „Beweglichkeit“: „[A]uch wäre weder Farbe noch Tugend, sondern es wäre Alles ein Nichts“. Die Dualität ist also Motor der Schöpfung. In den Theosophischen Sendbriefen heißt es: „Der Himmel ist in der Hölle, und die Hölle ist im Himmel“. Die Schattenseite dieser Dynamik ist, wie Böhme in Vom Dreifachen Leben des Menschen ausführt, ein „Streit im Menschen und um den Menschen“: „Es sind zwei Suchten in der Seele, eine suchet immer das irdische Wesen, eine ist Gottes Sucht und suchet Himmelreich“. Während die Natur „ein Feuer“ bleibt, ist die „Freiheit ein Licht“ und das Ziel eines „ander[en] Sehnen[s] und Begehren[s] nach einem anderen Wesen und Leben, welches nicht tierisch und vergänglich ist“. In seiner Schrift Vom Beten betont Böhme, dass der Mensch in seiner Wahl des Reiches einen freien Willen hat: „Der Mensch tue, was er will“.

Böhme gibt auf die alte Frage, woher und wie das Böse in die Schöpfung gekommen ist, eine andere Antwort als die kirchlichen Dogmatiker, die von einer prinzipiellen Trennung der geistigen und weltlichen Bereiche ausgehen: Das Böse ist eine potentielle Begleiterscheinung der aus Gott hervorgehenden Naturkraft, die allerdings erst durch die Entscheidung des Menschen realisiert wird. Böhme schreibt programmatisch: „[…], so man aber will von Gott reden, was Gott sei: so muß man fleißig erwägen die Kräfte in der Natur, dazu die ganze Schöpfung, Himmel und Erde, sowohl Sterne und Elemente, und die Kreaturen, […]“ (in: 1, Band 2, 21).[1]

Böhme erläutert in Aurora, im Zusammenhang mit der Qualität des „zornigen Gottes“ stehe „die Hölle, dazu die ewige Feindschaft und Mordgrube, und eine solche Kreatur [sei] der Teufel geworden“, der in Die drei Prinzipien göttlichen Wesens als ehemaliger „heiliger Engel“ dargestellt wird, der im „arme[n] Mensch[en]“ durch sein „infizierendes Gift […] das Zornfeuer“ aufflammen lasse und „das holdselige Licht in dem animalischen Geist“ lösche. Wie ein Mörder wollte nun Luzifer „alles unter seine Gewalt […] bringen“, aber das „Zornfeuer Gottes in der Natur“ reiche „nicht bis auf den innersten Kern des Herzens, welcher der Sohn Gottes ist, viel weniger in die verborgene Heiligkeit des Geistes“, die von Liebe durchdrungen ist. Da Luzifer nicht in der Liebe geblieben [sei] und sie auslöschte, reiche seine Herrschaft nicht tiefer (Aurora). Der Streit zwischen beiden, Licht- und Angstwelt, „währet, solange das irdische Leben währet“ (Von der Menschwerdung Christi).


Staatliche Kunstsammlungen Dresden

Am 18.09.2017 veröffentlicht

Siehe auch

Links