Johann Caspar Lavater
Lavater, Johann Caspar
Quelle: Lennhoff, Posner, Binder
berühmter Züricher Pfarrer und Physiognomiker, * 1741, † 1801, war selbst nicht Freimaurer, schrieb 1785 an seinen Bruder Dr. med. Diethelm Lavater (s. d.) damals Meister vom Stuhl der Züricher Loge, "Modestia cum Libertate" einen bemerkenswerten Brief über die Freimaurerei, die damals, in den Tagen nach dem Wilhelmsbader Konvent, aus der Zeit der Verirrungen herausstrebte. In diesem (im Archiv der Loge aufbewahrten) Schreiben lobt er an der Freimaurerei und ähnlichen Vereinigungen ihre "Verbindsamkeit", brüderliche Vereinigung zu einem guten Zweck. Er erklärt aber eine klare Herleitung und Zweckbestimmung der Freimaurerei für notwendig:
"Nur der allerbestimmteste Zweck und die direktesten Mittel zu demselben halten eine Sozietät.
So viele Nebenzwecke, soviel Unbestimmtheit der Gesellschaft. Unbestimmtheit aber und Tod sind in jedem Sinne Synonyme, wie die Realität, so die Bestimmtheit. Wer einer Verbindung mit einer Gesellschaft bedarf und die Solidität der selben wünscht, der setze etwas zum Ziel, das so gewiß ist, als sein Leben und geometrisch bestimmt, wie eine komplette Zahl. Wenn ich ein Mitglied irgend einer solchen, zum Wohl der Menschheit auf eine besondere Weise wirksam seyn wollenden Gesellschaft wäre, wo wäre mein allererstes, darauf zu bestehen, daß alle schlechterdings evidenten, axiomatischen, intuitifgewissen Grundwahrheiten, worauf alles beruhen würde was Zweck der Gesellschaft heißt, mit der möglichsten Klarheit und inalterablen Penetranz auf eine oder mehrere Tafeln geschrieben, und zu den allein entscheidenden Notionibus directribus gemacht wurden. Diese mußten auf alle ersinnbahre Art jedem Gliede eingeprägt werden.
Aber in diesem müßte auch nicht das mindeste erschlichen, vorausgesetzt Conventionelle seyn."
Lavater verlangt ferner von den Mitgliedern der Loge "praktische Anwendung der allgemeinen Wahrheiten der Gesellschaft und betrachtet es als ein Hauptgesetz, daß die Gesellschaft nie eine bestimmte Zahl überschreitet" (Mitteilung von Friedrich Zo11inger, "Alpina", 1930/21).