Lehrlingfragstück nach Browne 1
Inhaltsverzeichnis
- 1 Vorbemerkungen
- 2 Das NE. Lehrlingfragstück nach Browne
- 3 Siehe auch
Vorbemerkungen
Ausarbeitung: Roland Müller
John Browne:
- The Master-Key through all the Degrees of a Free-mason's Lodge. To which are added, eulogiums and illustrations upon free-masonry; theology ... &c. With a ... list of all the modern regular lodges. London 1798; 2. Aufl. 1802;
- Reprint Gale Ecco, Print Editions 2010;
- dt. Übersetzung der 2. Aufl.: Meisterschlüssel. Browne’s Master Key. Übersetzt von Felix Sonnenkalb, Berlin: Mittler 1922.
Übersetzung (mit englischem Text) des grössten Teils, ausser dem Meistergrad, nach der Auflage von 1802
bei Karl Christian Friedrich Krause: Die drei ältesten Kunsturkunden der Freimaurerbrüderschaft. 2. Aufl. Erster Band, zweite Abtheilung, 1820, 84-274.
Titelangabe Seite 97:
Browne’s masonischer Haupt-Schlüssel durch die drei Grade, vermittelst einer Polyglottenschrift.
[ ] Anmerkungen von Krause in eckigen Klammern
Da Krause die Auszeichnungen nicht konsequent handhabt, wurden nur die Wörter, die im englischen Original gesperrt gedruckt sind, in der Übersetzung kursiv gesetzt.
Das NE. Lehrlingfragstück nach Browne
[Die dritte Gestalt des neuenglischen Lehrfragstükkes des Lehrlinggrades (der neuenglische Lehrlinglection), sowie solches in Browne’s Schrift: Masonic Master-Key etc. vollständig enthalten, und bis zu dem Jahre 1813 in den nach dem Gebrauchthume der neuenglischen Grossloge zu London arbeitenden Logen in Gebrauch gewesen ist.]
Einleitung
Der Herausgeber bezeiget der würdigen Brüderschaft dankbarlichst seine Erkenntlichkeit, wozu ihn die sehr freigebige Unterstützung verpflichtet, die sie ihm durch den überaus schnellen Absatz der ersten Auflage dieses Werks wiederfahren liess; und da er nunmehr den Umfang desselben um den vierten Theil erweitert hat, auch die verschiedenen nöthigen Zusätze so regelmässig und methodisch zusammen getragen, und mit einer so ganz besondern Genauigkeit und Deutlichkeit angeordnet worden sind, dass es sich dadurch nicht nur für den Meister und die Beamten, sondern auch für die Zunftgenossen überhaupt, eignet; so wird in dieser Hinsicht jeder frühere Käufer die neue Ausgabe so nützlich finden, dass er um keinen Preis dieselbe wird entbehren wollen.
Einige werden sich vielleicht wundern, wie eine Druckschrift dieser Art zum Vorschein kommen dürfe; und der Verfasser wird nicht in Erstaunen gerathen, wenn er hören wird, dass Lästerer dieselbe verdammen; wahrend Andere, die sich im Besitze des Schlüssels befinden, denselben für so mühsam und den Inhalt für so schwer herauszubringen halten werden, dass sie nach dem ersten Versuch es lieber wieder bei Seite legen: wenn sie indess nur 24 Stunden lang an verschiedenen Stellen des Buches die Bogten (Windungen) innen vor dem Schlüsselloche und die Form des Schlosses aufmerksam betrachten wollten, so würden sie von dieser verborgenen Wissenschaft mehr verstehen lernen, als wenn sie Jahre lang Logen besucht hätten.
Der Verfasser ist völlig überzeugt, dass er Nichtmaurern auf keine Weise Eines der maurerischen Geheimnisse verrathen hat; und indem er dieselben auf diese sehr versteckte (verborgene) Weise hat abdrukken lassen, fordert er Jene auf, irgend ein Stück zu entziffern. Gesetzt aber auch, Diess wäre möglich, so würden sie sich doch in gleicher Lage befinden mit Einem, der versuchen wollte, ein Pistol ohne Pulver abzufeuern, oder ein stattliches Gebäude ohne Handwerkzeug oder Baumaterialien aufzuführen.
Da ein grosser Theil dieses Buches nicht bloss unterhaltend und belehrend, sondern auch sehr verständlich ist; so wird auch das grosse Publikum es seiner Aufmerksamkeit würdig achten; und der Herausgeber schmeichelt sich, dass Die, welche Verlangen tragen, sich mit dem „Ne plus ultra" (dem: Nun-nicht-weiter) dieser Kunst bekannt zu machen, nach dem Lesen dieses Werkes werden Maurer werden.
Dieser mystische Schlüssel muss Jedem in Person ausgehändiget werden, und zwar Niemanden, der nicht den erhabenen Grad der Meistermaurer erstiegen hat. Es ist daher erforderlich, dass Personen in der Provinz sich an ihre Freunde in London wenden, um ihnen Exemplare dieses Buches zu verschaffen.
No. 60 auf dem Schneehügel
Den 1. Nov. 1802.
[… Endlich sind noch folgende Abkürzungen zu bemerken!
R. W. M. für: Right-Worshipful Master, sehr ehrwürdiger Meister.
B. S. W. für: Brother Senior Warden, Bruder älterer Aufseher (Pfleger).
B. J. W. für: Brother Junior Warden, Bruder jüngerer Aufseher (Pfleger).
Вn. oder Bs. für: Brethren oder Brothers, Brüder.]
Browne's Hauptschlüssel
durch die
drei Grade
einer
Freimaurer-Loge,
vermittelst einer Polyglottenschrift.
Sit lux, et lux fuit.
Der Feiergebrauch, die Loge zu öfnen und zu schliessen
In allen wohlgeordneten Gesellschaften der Menschen, welche für weise und nützliche Zwekke verbunden sind, ist der Anfang und der Schluss ihrer Verhandlungen mit einiger Förmlichkeit verbunden. In jedem Lande der Erde herrscht dieser Gebrauch, und wird für wesenlich gehalten. Er schreibt sich aus den entferntesten Zeiten des Alterthums her, und die Fortschritte der neueren Zeiten zu feinerer Bildung haben denselben nicht aufgehoben.
Feiergebräuche (Ceremonien) sind, an sich selbst betrachtet, wenig mehr, als Spiele der Einbildungkraft; aber ihre Wirkungen sind zuweilen wichtig. — Wenn sie dem Gemüthe Scheu und Ehrfurcht eindrükken, und durch äussere Formen die Merksamkeit auf feierliche Handlungen richten, so sind sie angeistende Gegenstände (von Bedeutung). Diese Absichten werden erreicht, wenn mit Verstand gewählte Feiergebräuche regelmässig ausgeführt, und auf eine schickliche Art angeordnet werden. Aus diesem Grunde haben sie die billigende Bestätigung der weisesten Menschen aller Zeiten erhalten, und konnten daher auch der Aufmerksamkeit der Maurer nicht entgehen. Wohl zu beginnen, ist der schicklichste Weg, um wohl zu enden: und es ist eine treffende Bemerkung, dass, wenn Ordnung und regelmässiges Verfahren bei dem Beginn vernachlässigt werden, man auch selten finden wird, dass dieses bei dem Schlüsse statthat.
Desshalb ist der Gebrauch, die Loge mit Feierlichkeit und würdigem Anstande zu öfnen und zu schliessen, allgemein unter den Maurern angenommen; und obgleich die Art, ihn zu verrichten, bei einigen Versammlungen abwechseln mag, und in jedem Grade eine andere sein muss, «о findet doch eine gewisse Einförmigkeit bei der allgemeinen Ausübung in der Loge statt; und Abänderungen (wenn sich anders dergleichen finden) sind einzig durch den Mangel an regelmassigem Verfahren verursacht, welcher durch eine kleine Aufmerksamkeit (Übung) leichtlich entfernt werden wird.
Diesen Feiergebrauch mit gehörigem Anstände zu verrichten, muss jedes Maurers besonderer Befleiss sein; vorzüglich Derer, welche die Ehre haben, unseren Versammlungen vorzustehen. Auf die Männer, welche hierzu würdig befunden worden sind, ist jedes Auge in Ansehung der Regelmässigkeit ihres Benehmens und des Betragens gerichtet; und andere, weniger unterrichtete Brüder müssen natürlicherweise erwarten, aus ihrem Beispiele Belehrung zu ziehen.
Von der thätigen Theilnahme an diesem Feiergebrauche ist kein Maurer ausgenommen; er ist eine gemeinsame Verrichtung, wobei Alle mitwirken müssen; auch ist er die erste Anordnung des Meisters, und die Einleitung zu der Arbeit. Sobald als dieser Gebrauch angekündigt wird, stellt sich jeder Beamte auf seinen Posten, und die Brüder ordnen sich nach ihren Graden. Der Zweck der Versammlung wird der Gegenstand der Aufmerksamkeit, und das Gemüth wird unmerklich von allerlei fremdartigen Gegenständen der Unterhaltung abgezogen, welche sich uns in weniger ernsten Augenblikken aufzudringen pflegen.
Unsere erste Sorge ist auf die äusseren Zugänge der Loge gerichtet, und die besonderen Beamten, deren Geschäft es ist, dieser Pflicht Genüge zu leisten, erfüllen ihren Auftrag getreulich. Unter gewissen mystischen (geheimsinnigen) Formen, eines nicht neuen Ursprunges, wird angezeigt, dass wir in Sicherheit zum Werke schreiten können. Um Betrüger unter uns zu entdekken, schikken sich hierauf die Anwesenden förmlich zur Ordnung in der Eigenschaft als Maurer an, und die Loge wird dann in feierlicher Form eröfnet oder geschlossen.
Bei Eröfnung der Loge werden zwei bestimmte Absichten erreicht: der Meister wird an die Würde seines Amtes erinnert, und die Brüder an die Huldigung und Ehrerbietung, welche sie ihm nach ihrem verschiednen Stand und Verrichtung schuldig sind. Doch sind dieses nicht die einzigen Vortheile, welche aus der genauen Beobachtung jenes Feiergebrauches fliessen; auch ehrfurchtvolle Scheu vor der Gottheit wird dadurch eingeprägt, und das Auge fest auf jenen Gegenstand (jenes Wesen) gerichtet, aus dessen Strahlenfülle allein Licht entspringen kann. Daher werden wir in diesem Feiergebrauche gelehret, Gott anzubeten, und seinen Schutz bei unsern wohlgemeinten Unternehmungen zu erflehen. Der Meister ergreift das Ruder der Regierung in gebührender Form, und unter ihm seine Aufseher (Pfleger); welche ihre anvertraute Verpflichtung (Amt), nach den gewöhnlichen Begrüssungen, übernehmen. Dann vereinigen sich die Glieder, mit Einem Vereinklange (einmüthig) in Pflicht und Achtung, und der Feiergebrauch endet.
Bei dem Schliessen der Loge findet eine ähnliche Form statt. Hier werden auch die weniger wichtigen Pflichten des Ordens nicht unbeachtet gelassen. Die nöthige Abstufung der Unterordnung (Subordination), welche bei der Regierung der Loge stattfindet, wird auf eigne Weise dargestellt, während der schuldige Zoll der Dankbarkeit dem wohlthuenden (gütigen) Urheber des Lebens dargebracht wird, dessen Segen (Segnungen) erflehet, und auf die ganze Brüderschaft ausgedehnt wird. Jeder Bruder legt dann den Schatz, den er gewonnen, getreulich in seinen eignen Schrein (Vorratskammer) nieder; und, zufrieden mit seinem (empfangenen) Lohne, entfernt er sich, um sich der Früchte seiner Arbeit, und seines Fleisses in der Loge, zu, erfreuen, und sie in den besonderen Kreisen seiner Freunde auszuspenden und zu verbreiten.
Dieses sind die schwachen Aussenlinien eines Feiergebrauches, welcher unter den Maurern allgemein obwaltet, und alle ihre Versammlungen auszeichnet. Daher ist derselbe als ein allgemeiner Abschnitt in jedem Grade des Ordens angeordnet, und steht an der Spitze aller unserer Erläuterungen.
Ein Gebet, bei Eröfnung der Loge gebräuchlich
Möge die Gunst des Himmels über dieser Versammlung sein! und sowie sie glücklich begonnen, also möge sie in Ordnung vollführet, und in Einklang geschlossen werden! Amen.
Ein Gebet, bei’m Schluss der Loge gebräuchlich
Möge der Segen des Himmels über uns und allen gesetzlichen Maurern weilen (walten)! Möge Bruderliebe obwalten, und jede sittliche und gesellschaftliche Tugend uns zusammenhalten (verkitten)!
Amen.
Gesetze und Verordnungen für das Benehmen und Betragen der Maurer
Eine Verlesung der alten Gesetze (Altgesetze) folget mit Fug der Eröfnung und gehet voran der Schliessung der Loge. Dieses war der beständige Gebrauch unserer alten Brüder, und sollte in unseren gesetzförmigen Versammlungen nie vernachlässiget werden. Eine Wiederholung unserer Verpflichtung kann Denen, die damit bekannt sind, nicht unangenehm sein; Denen aber, welche diese noch nicht kennen, wenn es irgend Solche giebt, dieselbe zu empfehlen, ist sehr dienlich und zweckmässig.
Brüder, helfen Sie mir die Loge eröfnen!
(Die Brüder stehen alle in gehöriger Form.)
I.) Вruder älterer Aufseher, was muss die erste Sorge sein, bevor der Meister zur Eröfnung seiner Loge schreitet?
Dafür zu sorgen, dass die Loge wohl gedeckt (festgeschlossen) ist, sehr ehrwürdiger (hochwürdiger) Meister.
II.) Bruder jüngerer Aufseher, sorgen Sie dafür, dass diese Pflicht (Schuldigkeit) aussen an der Thür beobachtet (gethan) werde!
(Der jüngere Aufseher gehet an die Thür, und thut daran drei vernehmliche Schläge. Der Ziegeldekker antwortet durch drei ebensolche Schläge.)
Wohlgedeckt, sehr ehrwürdiger (hochwürdiger) Meister!
III.) Brüder, haben Sie auf sich selbst Acht, sich als Maurer im ersten Grade der Maurerei zu betragen!
IV.) Bruder älterer Aufseher, als Sie zum Maurer gemacht wurden, wo stand da der Meister?
In Osten.
V.) Sein Geschäft allda?
Sowie die Sonne in Osten aufgeht, um den Tag zu eröfnen, so steht der Meister in Osten, um seine Loge zu eröfnen, und seine Leute als Maurer an die Arbeit zu stellen.
Brüder, im Namen des grossen Baumeisters des Weltall erkläre ich, als Meister in Osten, diese Loge für gehörig im ersten Grade der Maurerei eröfnet. Sowie sie glücklich begonnen ist, so möge sie fortgesetzt und beendigt werden mit Ordnung, Einklang und Bruderliebe!
(Der S. E. Meister thut drei vernehmliche Schläge; die Aufseher thun Jeder zwei Schläge.)
VI.) Bruder älterer Aufseher, belieben Sie, zu laden! — Haben Sie Alle geladen (gefüllt)?
Alle haben in Westen geladen, S. E. Meister! – Der König und die Zunft mit (durch die Zahl) Drei!
Erster Abschnitt - Bemerkungen über das erste Lehrfragstük
Nachdem ich den Feiergebrauch, die Loge zu eröfnen und zu schliessen, erläutert habe, und die Gebete und Gesetze beigefügt, welche gewöhnlich bei diesen Gelegenheiten in unseren gesetzformigen Versammlungen gesprochen werden, so wollen wir uns nun in eine Untersuchung über die verschiedenen Abschnitte der Fragstükke (Lectionen) einlassen, welche Jedem der drei Grade des Ordens eigen sind; indem wir einen kurzen Hauptinhalt des Ganzen geben, und zu jeder Bemerkung die besondern Dinge beifügen, worauf der Abschnitt anspielt. Durch diese Einrichtung wird der fleissige (arbeitlustige) Maurer besser über die regelmässige Anordnung der Lehrfragstükke unterrichtet, und geschickt gemacht werden, sich mit grösserer Leichtigkeit ausreichende Kenntniss der Kunst zu erwerben.
Das erste Lehrfragstück ist in Abschnitte, und jeder Abschnitt in Unterabtheilungen getheilt. In diesem Lehrfragstükke wird die Tugend mit den schönsten Farben gemalt, und die Pflichten der Sittlichkeit streng eingeschärft. Hier werden wir in so nützlichen Lehren unterwiesen, dass sie das Gemüth (den Geist) zu einem regelmässigen (gesetzfolglichen) Fortschritte in den Grundsätzen der Erkenntniss und Wissenschaft (philosophy, Lebenweisheit) vorbereiten können; und diese werden dem Gedächtnisse durch lebenvolle und empfindbare Bilder eingeprägt, aufdass sie Einfluss gewinnen auf unser Betragen, zu gehöriger Erfüllung der Pflichten des gesellschaftlichen Lebens.
Erster Abschnitt
Der erste Abschnitt dieses Lehrfragstükkes ist der Fähigkeit eines Jeden angemessen, und sollte von einem Jeden gekannt (verstanden) werden, der zu den Maurern gerechnet zu werden wünscht. Derselbe besteht aus allgemeinen Grundsätzen, welche, obgleich kurz und einfach, doch Gewicht in sich haben (tragen). Sie dienen nicht nur zu Unterscheidungzeichen, sondern gewähren auch eine nützliche und angeistende Einsicht, wenn man ihnen gehörig weiter nachdenkt (nachforscht). Sie machen uns geschickt, die rechtmässigen Ansprüche Anderer auf unsere Gesellschaftrechte (Zunftvorrechte) zu prüfen und zu erforschen, während sie zugleich die Rechtmässigkeit der unsrigen darthun; und sowie sie uns Anleitung geben, andere besondere Dinge von grösserer Wichtigkeit genauer und mehr in's Einzelne zu untersuchen, so dienen sie auch zu einer schicklichen Einleitung in die Gegenstände, welche in den folgenden Abschnitten ausführlicher erklärt werden.
Da wir dieser Anmerkung keine mit den Regeln der Maurerei bestehende weitere Erörterung beifügen können, so müssen wir den Forschbegierigeren in Ansehung weiteren Unterrichtes auf unsere gesetzformigen Versammlungen verweisen.
1) Bruder älterer Aufseher, wo trafen Sie und ich als freie und angenommene Maurer zuerst zusammen?
An (auf) dem Winkelmaasse.
2) Wo hoffen wir zu wandeln (voneinander zu scheiden, uns zu trennen)?
An (auf) dem Richtscheite.
3) Warum auf eine so ganz eigne Art sich treffen und wandeln (voneinander scheiden)?
Alle Maurer sollen sich an dem Winkelmaasse treffen und nach dem Richtscheite wandeln mit allen Menschen, aber noch besonders mit einem (jeden) Bruder Maurer.
4) Woher kommen Sie als Maurer?
Von Westen.
5) Wohin nehmen Sie Ihren Weg?
Nach Osten.
6) Was bestimmt Sie, Westen zu verlassen und nach Osten zu reisen?
Einen Meister zu suchen und von ihm Unterricht zu erhalten.
7) Wer sind Sie, dass Sie Unterricht bedürfen?
Ein freier und angenommener Maurer.
8) Was für ein Mann muss ein freier und angenommener Maurer sein?
Ein freier Mann, von einem freien Weibe geboren, der Bruder eines Königes, der Genoss eines Fürsten, oder der Gesellschafter eines Bettlers, wenn er ein Maurer ist.
9) Warum diese Gleichheiten unter den Maurern?
Wir sind Alle Brüder von der Schöpfung her; aber noch insonderheit sind wir es durch die Stärke einer genauen Vereinigung.
10) Warum freigeboren?
Warum ein Freimaurer frei geboren sein muss?
(Gen. 21. Kap. 14.)
Diese Stelle handelt von dem grossen Feste, welches Abraham bei der Entwöhnung seines Sohnes Isaak veranstaltete. Als nun Sarah bemerkte, dass Ismael, der egyptíschen Sclavin Hagar Sohn, den ihrigen verhöhne, ärgere und plage, und besorgte, es möchte, wenn sie Beide miteinander erzogen würden, Isaak Manche von Ismael's sclavischen Grundsätzen einsaugen; so machte sie Abraham Vorstellungen darüber und sagte: „thue diese Sclavin und ihren Sohn von dir; denn ein Solcher soll nicht erben mit unserem Freigebornen." Sie wusste ausserdem durch göttliche Eingebung sehr wohl, dass aus Isaak's Lenden entspringen würde ein grosses und mächtiges Volk, welches dienen würde dem Herrn mit Freiheit (Freisinne), Inbrunst und Eifer. Auch bemerkte man überhaupt schon zur damaligen Zeit, dass der Verstand der Sclaven weniger aufgeklärt ist, als der der Freigebornen.
11) Woher kamen Sie, insofern Sie überhaupt ein Maurer sind?
Von der heiligen Loge des heiligen Johannes.
12) Welche Empfehlung bringen Sie mit?
Die Empfehlung, welche ich von den sehr würdigen und ehrwürdigen Brüdern und Genossen der heiligen Loge des heiligen Johannes bringe, ist, Euer Ehrwürden (Hochwürden) schön (wohl) zu grüssen.
13) Bruder, ich grüsse Sie schön (wohl). — Noch irgend eine andere Empfehlung?
Allen Brüdern und Genossen einen herzlich guten Wunsch!
14) Der eine Bruder bringt einen herzlich guten Wunsch, und ein anderer (mancher andere) eine gute Empfehlung. Was kommen Sie hier zu thun? (in welcher Absicht sind Sie gekommen?
Meine Leidenschaften bezwingen zu lernen, und weitere Fortschritte in der Maurerei zu machen.
15) Demnach vermuthe ich, Sie sind ein Maurer.
Ich bin so auf- und angenommen unter Brüdern und Genossen.
16) Woran erkennen Sie sich selbst für einen Maurer?
An der Regelmässigkeit meiner Einweihung. Nachdem ich in verschiedenen Logen geprüft und dafür erkannt worden, so bin ich nun aufgestanden (hergekommen), um von Euer Ehrwürden (Hochwürden) dafür erkannt oder verworfen zu werden.
17) Bruder, ich erkenne Sie an (ich bin mit Ihnen zufrieden). — Da Sie (ein Bruder) sich selbst als einen Maurer erkannt (erklärt) haben, woran soll ich weiter erkennen, dass Sie Einer sind?
An den Zeichen, Merkmalen und den vollkommnen (vollständigen) Punkten des Antrittes (Einlasses).
18) Was sind Zeichen?
Alle rechte Winkel, alle wasserrechte und senkrechte Linien sind echte und zuverlässige Zeichen, woran man einen Maurer erkennen kann.
19) Was sind Merkmale?
Viele (mancherlei) zuverlässige, freundliche, regelmässige Griffe, woran ein Bruder den andern im Dunkeln so gut, als im Lichten, erkennen mag.
20) Wollen Sie mir die Punkte des Antrittes geben? — Geben Sie mir den Ersten, so (dann) will ich Ihnen den Zweiten geben.
21) Ich hehle.
Ich verberge.
22) Was verbergen Sie?
Alle Geheimnisse und Mysterien, welche den freien und angenommenen Maurern in der Maurerei eignen.
23) Ich lobe einen jeden Bruder wegen seiner Vorsicht; doch da ich der Prüfende bin, so können Sie mir ohne Gefahr die Punkte des Antrittes entdekken.
Nach, bei und an.
24) Nach, bei und an Was?
Nach meinem eignen freien Willen und Zustimmen, bei der Thür der Loge, und an der Spitze eines scharfen Werkzeuges, das auf meine nakkende linke Brust gesetzt ward.
25) Wann wurden Sie zum Маurer gemacht?
Als die Sonne in ihrem gehörigen Mittagkreise stand.
26) Was geben Sie für Rechenschaft darüber, dass gewöhnlich die Maurer des Abends gemacht (aufgenommen) werden?
Da die Welt kugelig ist, so steht die Sonne überall in ihrem gehörigen Mittagkreise, auf einer Seite der Kugel, wie auf der andern.
27) Wo wurden Sie zum Maurer gemacht?
In einer gerechten und vollkommnen Loge von Maurern.
28) Was ist eine Loge von Maurern?
Eine Versammlung von Brüdern, welche wohl (gesetzlich) versammelt sind, um sich über die Mysterien des Gewerkes zu verbreiten (um die Mysterien des Gewerkes zu umfassen).
29) Wenn sie beisammen ist, Was macht dann die Loge gerecht (vollwesenlich)?
Die heilige Bibel.
Warum die Bibel eine Loge gerecht macht?
(Vom Herausgeber.)
Die Bibel ist das ursprüngliche, vornehmste, grosse Urkundenthum (Archiv) der Maurerei; und sie macht eine Loge gerecht, weil sie in sich begreift jene ehrwürdige Geschichte, genannt die heilige Schrift, überliefert von Moses, der die Befehle Gottes auf Dessen unmittelbare Eingebung niederschrieb, und der Grossmeister der Loge Israel's war. Auch enthält sie die Schriften der Propheten und Apostel, nebst den erhabensten, sowohl moralischen, als göttlichen (religiösen), Tugendsprüchen (Tugendbeispielen). Und da aus unserm Glauben an die darin geoffenbarten Wahrheiten der Religion unsere Liebe zu Gott und unsre Furcht vor Gott entspringen, die die Quellen aller Weisheit sind; so wirkt sie in uns jenes Vermögen, über geistliche Dinge zu urtheilen, welches uns geschickt macht, unsern Lebenwandel so einzurichten, dass wir nicht allein hier die Segnungen eines ruhigen Gemüthes, sondern auch die gewisse Zuversicht himmlischer Glückseligkeit in der zukünftigen Welt, erlangen.
30) Was macht eine Loge vollkommen?
Sieben oder mehre regelmässig gemachte Maurer.
31) Unter was für Benennungen?
Ein Meister, zwei Aufseher, zwei Gesellen, und die Übrigen mögen angetretne Lehrlinge sein.
32) Warum wurden Sie zum Maurer gemacht?
Um der Heimlichkeit willen, und um aus der Finsterniss zum Lichte gebracht zu werden.
33) Haben die Maurer einige Geheimnisse?
Viele, und welche von grossem Werthe
34) Wo verwahren sie dieselben?
In ihren Herzen.
35) Wem vertrauen sie dieselben an?
Keinem, ausser Brüdern und Genossen.
36) Wie entdekken sie dieselben?
Durch Zeichen, Merkmale, und besondere Worte.
37) Wie gelangen sie zu denselben?
Mit Hülfe eines Schlüssels.
38) Sagt man, dass dieser Schlüssel hange oder liege?
Man sagt, er hange; nicht aber, er liege.
39) Warum sagt man, er hange, nicht aber, er liege?
Er muss allemal hangen zur Verteidigung eines Bruders, und niemals liegen zu dessen Nachtheile.
40) Woran hangt er?
An dem Bande (Faden) des Lebens, bei der Pforte des Einganges, neun Zoll oder eine Spanne lang, als die Länge, welche von der Kehle bis an die Brust angenommen wird.
41) Warum so nahe verbunden mit dem Herzen?
Da die Zunge der Verkündiger des Gemüthes ist, so soll sie Nichts äussern, als was das Herz der Treue gemäss (in Wahrheit) eingiebt.
42) Um diese maurerische Mysterie aufzulösen, — aus welcher Art von Metall besteht dieser Schlüssel?
Aus gar keinem Metall, sondern aus einer Zunge von gutem Rufe.
Bruder älterer Aufseher, belieben Sie, laden zu lassen! — Haben Sie Alle geladen?
Alle (haben) geladen in Westen, S. E. Meister!
Bruder, belieben Sie, auf den Trinkspruch (die Ladung das Feuer) zu merken! —
Dem vortrefflichen Schlüssel einer Maurerzunge, welche von einem Bruder allezeit ebenso gut in seiner Abwesenheit sprechen soll, als wenn er zugegen ist, und wenn Diess nicht mit Ehren, Gerechtigkeit oder Schicklichkeit (auf angemessne Weise) geschehen kann, die Tugend eines Maurers beobachten (sich zu eigen machen), nehmlich Stillschweigen.
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