Lessing, Schon, Dörfler - Ernst und Falk 2014
Ernst und Falk 2014 - Gespräche für Freimaurer
Quelle: http://salierverlag.de/Buecher/Ernst-und-Falk-2014.html
1778 veröffentlichte Gotthold Ephraim Lessing die ersten drei Gespräche zwischen dem Freimaurer Falk und seinem Freund Ernst. Zwei Jahre später wurden dann,ohne Wissen des Autors allerdings, die beiden letzten Gespräche gedruckt.
Für Freimaurer ist dieses Werk bis heute ein wichtiger Leitfafden für die Arbeit am so genannten „rauen Stein“. Lessing versucht darin, die Freimaurerei auf ihre humanitären Wurzeln zurückzuführen und überhaupt zu definieren, was Freimaurerei eigentlich ist. Fern von jeglicher mystischen Verbrämung.
René Schon und Thorsten Dörfler wagen mit dem „altehrwürdigen“ Text nun ein Experiment, indem sie ihn in unsere heutige Sprache übertragen, ihn verständlich machen für die Menschen des 21. Jahrhunderts. Dabei gehen sie ganz und gar nicht schonend vor, sondern höchst rigoros. Und sie fügen noch ein eigenes 6. Gespräch zwischen Ernst und Falk hinzu. Darin liegt keine Anmaßung, sondern der Wunsch, dass diese für Freimaurer so wichtige und bedeutende Schrift ihren lebendigen Geist auch heute und Zukunft behält, dass sie gelesen und vor allem verstanden wird.
Lessings Ernst und Falk "rasiert"
Philip Militz
Quelle: http://www.freimaurer-in-60-minuten.de/2015/06/lessings-ernst-falk-gespraeche-fuer-freimaurer/
Wie rückt man als bloggender Bruder einem Klassiker der Freimaurer-Literatur zur Leibe, der noch dazu von einem »Säulenheiligen der Freimaurerei« und deutschen Dichtkunst verfasst wurde? Das wollte ich von René Schon (freimaurergedanken.com) wissen, der es »gewagt« hat, Lessings »Ernst & Falk« zu »rasieren«:
René, wenn man auf der Seite vom »Salier Verlag« oder bei Amazon »Ernst und Falk« sucht, stößt man jetzt auch auf ein Büchlein, das als Autoren »Gotthold Ephraim Lessing und René Schon« nennt – da musste ich ehrlich gestanden doch etwas schmunzeln. Wie fühlt es sich an, plötzlich wie ein Co-Autor eines der größten deutschen Dichter dazustehen?
»Gut, bisher hat sich Lessing noch nicht bei mir beschwert. Jetzt muss ich mich noch um Goethe und Schiller kümmern. Mal im Ernst: Ich hoffe, dass der neue Text die Ansprüche von Lessing erfüllen würde, wenn er in der heutigen Zeit leben würde. Meine Fassung von ›Ernst & Falk‹ ist ja auch eine Hommage an den großen Dichter.«
Wie bist du darauf gekommen, das Werk zu überarbeiten?
»Als ich noch Suchender meiner Bauhütte war, habe ich meinen späteren Bürgen gefragt, welche Texte gut und sinnvoll wären, um sich vertieft mit Freimaurerei zu beschäftigen. Da wurde mir auch ›Ernst & Falk‹ von Lessing empfohlen. Ich habe mir den Text besorgt und ihn mehrfach erfolglos versucht zu lesen. Ich habe nach wenigen Seiten immer wieder abgebrochen. Nachdem ich dann in die Loge aufgenommen worden bin, kam im Zuge der Planung eines Gästeabends wieder Ernst & Falk ins Gespräch. Als weitere Brüder meiner Bauhütte meinten, dass sie den Text auch noch nie gelesen hätten, weil er ihnen zu kompliziert wäre, ist in mir der Entschluss gereift, den Text neu zu gestalten.«
Hattest du Bammel, als Neuling einem alten Meister zu Leibe zu rücken?
»Mehr Respekt als Bammel. Es vergingen wirklich mehrere Wochen, an denen ich Abend für Abend an dem Text gesessen habe. Und Wikipedia wurde zur Begriffsklärung mein bester Freund.«
Was hast du geändert?
»Ich habe erst nur versucht, Lessings lange Sätze und Verschachtelungen in eine lesbare Form zu bringen, habe anfangs aber den sprachlichen Stil des Jahres 1778 beibehalten. Mein Mitautor Thorsten fand dann, dass wir auch die Sprache aktualisieren sollten. Dazu kamen dann noch Bespiele, was Freimaurer heute für Projekte unterstützen, um einen besseren Bezug zu aktuellen Themen darzustellen. Die Textfragmente, die man als Gespräch 4 und 5 kennt, waren sehr schwer zu portieren, aber ich hoffe, auch das ist mir gut gelungen. Zudem habe ich mich an ein 6. Gespräch gewagt und hoffe, dass dies selbst Lessing gefallen hätte.«
Worum geht’s in diesem von euch hinzugedichteten 6. Gespräch?
»Ich habe es als eine Art Fortsetzung der Entwicklung der beiden Freunde bzw. Brüder gesehen. Es geht um die Zeit, in der Ernst Geselle ist, umherreist, und um die Eindrücke, die er dabei gewonnen hat – ein kleiner Spiegel meiner eigenen Gesellen-Reisen und meiner Zeit als Lehrling.«
Wie ist das Feedback?
»Bisher sehr gut. Wir haben nur positives Feedback bekommen und schon wieder einige Anfragen, ob der Text für Gästeabende genutzt werden darf. Dieses positive Feedback war auch der Hauptgrund, um an den Salier Verlag heranzutreten.«
Welchen Stoff würdest du dir gerne als nächstes für eine Überarbeitung vornehmen und warum?
»Als nächstes würde ich gerne Ernst & Falk in andere Sprachen übersetzen, vorranging ins Englische. Das gestaltet sich schwerer, aber ich denke gerade dieser Text ist so zeitlos, dass ich ihn ungern anderssprachigen Brüdern vorenthalten möchte. Und es gibt ein Handbuch für die Brüder des ›Freimaurerbundes zur aufgehenden Sonne‹, das mal auf einen aktuellen Stand gebracht werden könnte. Es beschäftigt sich mit dem Kern der Freimaurerei und den vielen Fragen, die sich jeder Bruder einmal stellt.«
Vielen Dank für das Gespräch!