Lexikonartikel über Freimaurer

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Brockhaus Conversations-Lexikon 1809

Der Freimaurer-Orden. Unter allen geheimen Gesellschaften, welche von den frühesten Zeiten an merkwürdig geworden sind, hat die Verbindung der Freimaurer unstreitig die meiste Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Eine große Anzahl Schriften, welche zur Enthüllung ihrer Geheimnisse und zur Bekanntmachung ihrer Absichten von Zeit zu Zeit erschienen sind, haben größten Theils nicht nur nichts enträthselt, sondern durch eine Menge von Fabeln und Mährchen, welche sie von dem angeblich hohen Alterthum des Ordens und seinen geheimen Unternehmungen verbreitet haben, nicht wenig dazu beigetragen, ihn herabzuwürdigen und den Regierungen verdächtig zu machen. Einige kurze historische Angaben über seinen Ursprung werden für den gegenwärtigen Zweck hinlänglich sein; eine weitere Erörterung seiner Absichten und eine vollständige Darstellung seines Innern gehört nicht hierher. – Die ersten Spuren der eigentlichen Freimaurer finden sich (abgerechnet, daß es zu allen Zeiten gewisse geheime Gesellschaften gegeben hat) weder in dem patriarchalischen Zeitalter der ersten Menschen, noch in Egypten (dem Vaterlande der Hieroglyphen), noch auch unter der Regierung des weisen Salomo, sondern wurden erst um die Mitte des vorigen Jahrhunderts in Großbritannien angetroffen. Man darf nicht vergessen, in welchem traurigen Zustande sich damahls die meisten Wissenschaften in Europa befanden. Aberglaube jeder Art, schädliche Vorliebe für geheime Wissenschaften, zumahl für Alchymie, und eine im Grunde verdorbene Theologie, welche entweder den Geist durch müßige Speculationen ermüdete oder das Herz durch mystische Grillen verdarb, verhinderten allgemein die Ausbreitung der wahren Aufklärung. Die wenigen Männer von ausgezeichneten Talenten, welche über ihr Zeitalter erhaben waren, durften mit der Bekanntmachung der Wahrheit nicht zu laut werden, weil sie bei den Freunden der alten Finsterniß den hartnäckigsten Widerstand fanden; viele verbanden sich daher im Geheim mit einander, und stifteten unter sich gewisse Gesellschaften, worunter die der Rosenkreuzer ums Jahr 1615 in Deutschland Aufsehen machte. In England hatte ein politischer Roman des berühmten Kanzlers Bacon um die nehmliche Zeit zu einer ähnlichen Verbindung die erste Veranlassung gegeben. Eine Gesellschaft aufgeklärter Männer verband sich daselbst zur Kenntniß der Natur der Dinge näher unter sich, und verbarg ihre wahren Absichten, welche damahls für Ketzerei gehalten worden wären, unter bildlichen Zeichen und einigen Symbolen, welche auf gewisse Dichtungen in Bacons Roman unmittelbaren Bezug hatten. Weil es in London Gebrauch war, daß jede Gesellschaft ein zunftmäßiges Ansehen haben mußte, und mehrere Glieder dieses neu errichteten Ordens schon ohne dieß zur Maurerzunft gehörten; so schlugen sich die übrigen auch dazu, bedienten sich der Abzeichen der Maurer, und hielten ihre Versammlungen in dem Zunfthause derselben. Dieß ist die wahre Entstehung der Feimaurer-Gesellschaft, welche in den stürmischen Zeiten von Cromwells Protectorat die Absichten der königlich Gesinnten im Stillen eifrig beförderte, und dadurch zuerst in den Verdacht kam, daß in ihrem Innern Geheimnisse abgehandelt würden. Von England aus verbreitete sie sich in das nachahmungssüchtige Frankreich, und wurde auch in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts in Deutschland bekannt. Ungeachtet der mannigfaltigen Veränderungen, die sie in neuern Zelten erlitten hat, und ungeachtet der empfindlichen Bedrückungen, die ihre Mitglieder hier und da ausstehen mußten, erhält sie sich immer noch in Ansehen, und rechtfertigt durch manche edle und menschenfreundliche That die gute Meinung, welche ihr so viele würdige Männer, die sie zu ihren Mitgliedern zu zählen das Glück hat, unter den Zeitgenossen verschafft haben. Ihre unechten Söhne mögen den Namen Freimaurer zur Erreichung niedriger Absichten und hämischer Entwürfe noch so sehr gemißbraucht haben, es hat ihnen doch nicht geglückt, den Glanz des Ordens völlig zu vernichten. Daß die Gesellschaft ihre eigentlichen Verhandlungen nicht bekannt macht, kann in dem Auge des Vernünftigen ihrem Werthe nichts entziehen. Haßten denn die vorzüglichsten Männer des Alterthums die Eleusynischen Geheimnisse darum, weil nicht Jeder wußte, was darin vorging?“

Damen Conversations Lexikon 1835

Freimaurer. Die Herleitung der Verbrüderungen dieses Namens aus griechischen oder ägyptischen Mysterien oder von dem Orden der Tempelherren hat sich als unerwiesen dargestellt; vielmehr sind sie aus Baukorporationen, wie solche schon die Römer kannten, hervorgegangen. Zu engerer Verbindung setzten diese Gesellschaften unter sich schriftliche Constitutionen mit möglichster Beibehaltung ihrer ursprünglichen Verfassung und der Sanktionen des römischen Rechts ein, und diese wurden zuerst in England im 10. Jahrhundert unter den Schutz des Staates gestellt. So entstanden die zahlreichen, nach eigenen Verfassungen arbeitenden Logen, denen auch Nichtkünstler beitraten, um außer der Gleichheit politischer Gesinnungen den moralischen Gehalt der überlieferten Lehren und Gesetze in geselliger Verbindung fortzusetzen. Haben nun auch die eigentlichen Baukorporationen aufgehört, so ist doch noch jetzt jene reinmenschliche Vollendung in Religion, Tugend und Geselligkeit die wesentliche Beziehung, in welcher der Maurerbund zur sichern Ausbildung der gesammten Menschheit steht.


Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon 1838

Freimaurer nennen sich die Mitglieder einer durch fast alle civilisirten Staaten der Erde verbreiteten Gesellschaft, welche sittliche Veredlung ihrer Mitglieder, gegenseitige Hülfe und Geselligkeit mit Ausschluß jedes Standes- und Vermögensunterschiedes zum Zweck hat. Namen und Ursprung verdankt die Freimaurerei den Baugesellschaften, die schon im röm. Alterthume sich bildeten, und welche auch in den ersten christlichen Reichen bestanden, die aus dem großen Römerreiche nach dessen Verfall hervorgingen. Die Mitglieder dieser Gesellschaften waren wirkliche Bauleute, welche die Baukunst als ein Geheimniß unter sich bewahrten und da sie sich über die entlegensten Länder verbreiteten, sich meist unter dem Schutze der Gesetze Constitutionen gaben, in denen auch religiöse, sittliche und gesellige Zwecke ausgesprochen waren. Ihre Lehren kleideten sie symbolisch ein, um sie dem Uneingeweihten unverständlich zu machen, wobei sie die Einkleidung aus Überlieferungen früherer, namentlich ägypt. und griech. Geheimlehren (s. Mysterien) entlehnten. Hierdurch hat man sich später zu der Muthmaßung verleiten lassen, die Freimaurer leiteten ihren Ursprung von den Pythagoräern (s.d.) oder gar von der ägypt. Priesterkaste ab, und hat ebenso wie bei diesen auch bei jenen eine verborgene tiefe Weisheit gesucht, indem man Vieles den erwähnten Symbolen unterschob, was ursprünglich gar nicht in ihnen lag. In spätern Zeiten mit zunehmender Bildung hörte das Bauwesen, der eigentliche Zweck der Baugesellschaften, auf, ein Geheimniß zu sein, und in den Gesellschaften selbst trat mehr der allgemein sittliche und gesellige Zweck hervor. So kam es, daß in England, wo sie sich am längsten erhalten, allmälig immer mehr Nichtbaukünstler in die Gesellschaften aufgenommen wurden, welche den Namen angenommene Maurer erhielten, und daß, nachdem der frühere Zweck ganz aufgehört hatte, seit 1717 eine völlige Umgestaltung mit den noch bestehenden Gesellschaften vorgenommen wurde. Das Bauen und alle auf dasselbe sich beziehenden Ausdrücke der Gesellschaft wurden nur noch in figürlicher Bedeutung für die geselligen und sittlichen Zwecke der Gesellschaft gebraucht, welche oben angegeben wurden. Die Constitution des Ordens wurde hiernach umgeändert, und mit dieser neuen Verfassung gewann der Verein bald die große Ausdehnung, welche er gegenwärtig hat. In den meisten Staaten wurde der Ausbreitung des Ordens kein Hinderniß in den Weg gelegt, weil man den edeln Zweck desselben anerkannte, und weil es einer der Hauptartikel seiner Verfassung war, daß sich die Mitglieder in ihren Zusammenkünften nicht auf politische Meinungen einlassen, sondern den bestehenden Gesetzen und Regierungen Achtung und Ehrerbietung beweisen sollten. Jede einzelne Freimaurergesellschaft wird, sowie der Ort ihrer Zusammenkunft, eine Loge genannt, und steht unter der Leitung eines von ihr gewählten Meisters vom Stuhl. Das Geheimnißvolle des Ordens ist von Vielen, theils böswilligen, theils schwärmerischen Menschen benutzt worden, um dem Orden fremde Zwecke unterzuschieben, Betrügereien unter dem Deckmantel desselben vorzunehmen, oder sich das Ansehen zu geben, im Besitz wichtiger, die tiefste Weisheit enthaltender Geheimlehren zu sein. Namentlich hat man sich auf die alten Gesellschaften zurückbezogen, und höhere Grade als die gewöhnlichen (der Lehrlinge, Gesellen und Meister), in welche nacheinander die Mitglieder eingeweiht werden, ersonnen, in denen eine höhere Weisheit mitgetheilt werden sollte. Man unterschied so von der neuengl. Johannismaurerei eine schottische, als die höhere, und kam namentlich in Frankreich zu einer ungemessenen Anzahl von Graden, welche, wenn sie nicht eine Spielerei waren, doch zur Verdunkelung des schönen einfachen Zweckes der Maurerbrüderschaft dienten. Da sich dieser Zweck durch die Fortbildung der ganzen menschlichen Gesellschaft gegenwärtig allgemeine Anerkennung erworben hat, sodaß ihn jeder Gebildete, auch ohne Freimaurer zu sein, erstrebt, so verliert die Freimaurerei immer mehr an Bedeutung, und jedem wahren Freimaurer kann selbst nichts mehr am Herzen liegen, als daß die Verwirklichung jenes Zwecks aufhöre, Sache einer einzelnen Gesellschaft zu sein, und zur Sache der ganzen Menschheit werde.


Herders Conversations-Lexikon 1854

Freimaurer (Francmaçons, Maçons), weitverbreiteter Orden mit geheimen Versammlungen, Erkennungszeichen, Gebräuchen, mit 3 Graden: Lehrlinge, Gesellen, Meister, in einzelne Gesellschaften (Logen, Bauhallen, Hütten genannt) getheilt, von denen mehre mit einander verbunden eine große Loge bilden, hierarchisch organisirt, jedoch nicht in der Weise, daß alle Logen unter einem Großmeister ständen. Die F. führen die Geschichte ihres Ordens auf Salomo, die alten Aegypter, Babylonier, ja bis Noah und Adam zurück; neuester Zeit wird diese Urgeschichte jedoch als Mythe aufgefaßt und gedeutet, dagegen um so ernsthafter behauptet, der Orden stamme in gerader Linie von den Corporationen der röm. Bauleute ab, die sich in Britannien selbst nach dem Untergange des röm. Reichs und unter der Herrschaft der Angelsachsen erhalten hätten. Mit der Verbreitung der Baucorporationen über das christliche Europa hätte sich der Orden über Europa ausgedehnt; dem widerspricht aber ganz u. gar der Umstand, daß die Bauvereine des Mittelalters, durch welche die Meisterwerke der sog. goth. Baukunst ausgeführt wurden u. die mit ihnen vereinigten Bildhauer, Bildgießer, Maler etc. rechtgläubige Katholiken waren, wie ihre Werke unumstößlich bewiesen, wären auch nicht viele unter ihnen Geistliche gewesen u. hätten sie nicht Schutzbriefe von Königen und Päpsten erhalten. Die eigentliche F.ei geht nicht über das 18. Jahrh. hinauf und entstand in England, indem sich die nichtzünftigen Mitglieder einer engl. Baucorporation (bekanntlich gehören in England Personen von geachteter oder hoher gesellschaftlicher Stellung oft Vereinen an, deren Thätigkeit ihnen fremd ist, z.B. Lords gelehrten Vereinen etc.) als selbständige Gesellschaft constituirten u. F. nannten. Diese Stiftung geschah 1717 durch Desaguliers, George Payne u. Anderson, einen Theologen. Der Zweck des Ordens ist: Vereinigung von Männern aller Nationen, Religionen und Stände zum geselligen Verkehr und zur Förderung humaner Gesittung, man darf also Lessings »Nathan der Weise« als das dramatisirte Programm des Ordens bezeichnen. Da religiöse Indifferenz eine seiner Grundlagen bildet, die Indifferenz aber nur bestehen kann, wenn sie mit den Bestrebungen der positiven Religion nirgends in Berührung kommt, so hat der Orden noch überall die kathol. Kirche angefeindet, wo dieselbe sich lebenskräftig äußerte, dagegen um so eifriger gleichgiltige und abgefallene Katholiken, Priester und Laien, in seinen Schooß aufgenommen. Der päpstl. Stuhl hat deßwegen die F.ei verurtheilt und den Eintritt in dieselbe mit der Strafe der Excommunication belegt, ebenso haben die belg. Bischöfe 1837 die belg. F. ex communicirt. Der Orden will auch politisch indifferent sein, indem er weder Nation noch Stand berücksichtigt; das mag zeitenweise und da und dort der Fall sein, wie sich aber die Mitglieder politisch indifferent u. theilnahmlos verhalten können, wenn eine politische Frage alle Gemüther beschäftigt, ist nicht leicht zu begreifen; auch haben die F. in Frankreich, Spanien, Italien und Belgien notorisch für polit. Zwecke gearbeitet und auch in Deutschland läßt sich die Spur deutlich genug verfolgen. Es ist überhaupt schwer zu begreifen, wie sich mit dem »rein menschlichen« Streben des Ordens die Geheimthuerei, die vielen mystischen Formen und Eide bei der Aufnahme oder Einweihung vertragen, u. mit der in dem Orden herrschenden Aufklärung, seiner »Religion der Mündigkeit« reimt es sich nicht, daß derselbe sich von Cagliostro (s. d.) narren u. zu Gaukeleien mißbrauchen ließ; überhaupt fühlt man sich, wenn man notorisch unsittliche Menschen als Ordensbrüder figuriren sieht, zu der Ueberzeugung hingedrängt, daß die sittliche Wirksamkeit der Maurerei eine unbedeutende sein müsse. Gegenwärtig soll der Orden 3000 Logen zählen; er ist so weit verbreitet als die europäische Bevölkerung reicht, will aber gerade da, wo kein Ständeunterschied herrscht, in Nordamerika, am wenigsten gedeihen.


Pierer's Universal-Lexikon 1858

Freimaurerei, eine unter eigenen Formen bestehende Gesellschaft, die zunächst in England als ein bereits gebildeter Verein öffentlich bekannt wurde u. von da aus sich in Kurzem durch einen großen Theil der Welt verbreitete.

I. Die Freimaurergesellschaft oder Freimaurerbrüderschaft

Die Freimaurergesellschaft od. Freimaurerbrüderschaft, welche erst (mit Unrecht) nach ihrer Überpflanzung auf den Continent den Namen eines Freimaurerordens erhielt, besteht als ein (mit Ausschließung der Frauen für die eigentliche F.) von Männern aus allen Ständen, die eine selbständige Stellung im Leben u. sittlich guten Ruf haben, gebildeter Verein, dessen, unter vorgeschriebenen Formen zu demselben getretene Mitglieder sich Freimaurer (fr. Francmaçons, Maçons. engl. Free-masons) nennen. In ihren, nach bestimmten Regeln geordneten Zusammenkünften betrachten sie allen Unterschied des Ranges, der Glicksgüter u. der Confession für aufgehoben. Die oft angeregte Frage, ob Juden zu Freimaurern aufgenommen werden können, wird sehr verschieden beurtheilt, u. ist als eine noch nicht abgeschlossene zu betrachten. Die wahre F. ist von allem Wirken nach Außen, das auf Staatsverhältnisse u. Religionsverfassung Bezug haben könnte, fern, so daß in ihren echten Versammlungen alle Discussionen über politische u. kirchliche Gegenstände grundgesetzlich ausgeschlossen sind, wogegen Achtung der bestehenden Staatseinrichtung u. Unterwerfung unter die gesetzliche Ordnung u. Befehle des Regierenden, selbst wenn von diesem Schließung der Versammlungen geboten würde, so wie die Bewahrung eines streng religiösen Sinnes an der Spitze aller freimaurerischen Verpflichtungen steht. Nach dieser wesentlichen Grundlage hat die F. den Zweck: ihren Bundesmitgliedern die Möglichkeit zu gewähren, mit Gleichgestimmten Reinmenschliches zu erstreben, sich fern von allem Positiven für ein freies Vernunftreich zu bilden u. in Gemeinschaft mit einander das Urbild der Menschheit darzustellen. So innerhalb des Bundes für alles Gute angeregt, sollen die Freimaurer außerhalb desselben an altem Edlen regen Antheil nehmen, wie denn von denselben häufig wohlthätige u. edle Lebenszwecke beabsichtigende Anstalten begründet, unterstützt u. gefördert werden. Über den Mißbrauch der F. zu falschen Zwechen u. über das deshalb mehrfach ergangene Verbot der Theilnahme an der F., s. unten II.

Die in einer Stadt u. der Umgegend wohnenden Freimaurer vereinen sich, wenn sie sich stark genug fühlen, zu Einem Complex, Loge; in größeren Städten befinden sich auch wohl zwei od. mehr. Logen, die neben einander bestehen. Die gewöhnlichen Logen sind Johannislogen, welche auch Logen von den blauen Graden (Johannisgraden, niederen Graden) genannt werden. Jede Loge muß, um gesetzmäßig (gerecht u. vollkommen) zu werden, von einer anderen, schon älteren gestiftet (constituirt) sein u. erhält von dieser ihre schriftliche Constitution (Constitutionspatent), auch ein eigenes Gesetzbuch (Constitutionsbuch). Bei großen Logenvereinen in Einem Lande steht das Recht zu constituiren nur der od. den leitenden Mutterlogen zu. Nicht gehörig constituirte Logen heißen Winkellogen u. werden von den übrigen nicht anerkannt. Dagegen kann jede Johannisloge (Hauptloge) in der Regel eine Deputationsloge einrichten, um zu einem bestimmten Zweck neben ihr zu arbeiten. Werden solche Deputationslogen während des Krieges bei im Felde stehenden Truppen errichtet, so heißen sie Feldlogen. Jede Loge führt einen symbolischen Namen, welchem der Name des Orts, wo sie ihren Sitz hat, beigesetzt wird, z.B. Minerva zu den 3 Palmen im Orient zu Leipzig, Memphis im Orient zu Memel etc. Die Versammlungen, welche auch Logen heißen, werden wo möglich in eigenen, der Loge gehörigen Logengebäuden (Logenhäusern) od. gemietheten Logenlocalen gehalten. Die St. Johannislogen zerfallen in mehrere Grade: 1. Grad: Lehrlinge, wenn sie eben erst aufgenommen; 2. Grad: Gesellen, wenn sie einige Zeit (meist nicht unter 1/2 bis 1 Jahr) in der Loge gewesen sind; 3. Grad: Meister, welche noch länger thätig gewesen sind. Bald nach dem Entstehen der F. bewirkten mehrere ihr beigemengte fremde Zwecke, die Errichtung höherer, bis 7 u. noch mehr Grade, s. unt. II. In neuerer Zeit, wo die sonst dahinter gesuchten verborgenen Zwecke, Geistersehen, Goldmachen u. dgl., von Niemand mehr erwartet werden, sind die höheren Grade mehr Ausschüsse der verständigern, durch die Zeit bewährteren Logenmitglieder geworden, durch die man unter Bildern u. Symbolen Unterricht über die Geschichte der F. erhält; manche besondere Systeme der Freimaurer (Bündnisse mehrerer Logen, die unter einer Loge nach gleichem Ritual u. gleichen Grundsätzen arbeiten) nennen sie daher auch Erkenntnißstufen, s. unt. II. B). Mehr noch dienen sie, um Ausschüsse (innere Oriente) für die Großlogen zubegründen, die unter besonderer Aufsicht des Staates stehen u. in den meisten größeren Ländern die anderen Logen unter sich haben. Als Errichterinnen anderer Logen sind solche Großlogen in Beziehung zu diesen Mutterlogen u. diese in Beziehung zu ihnen Töchterlogen. Letztere tragen aber auch diesen Namen, wenn sie, obgleich von anderen gestiftet, den Großlogen nur untergeordnet sind. Ist dies Subordinationsverhältniß weniger vorhanden u. stehen die Logen mehr neben als unter einander, so nennt man dies Logenbund. Auch Provinziallogen errichtete man, bes. von England, doch auch von anderen Großlogen aus, welche die Logen einer Provinz unter sich haben, aber selbst unter einer Großloge stehen.

Aus den Meistern werden die verschiedenen Beamten gewählt. Der Vorstand der Loge ist der Meister vom Stuhl (Logenmeister), welcher die Logenangelegenheiten leitet u. die Loge in der Regel eröffnet u. schließen läßt. Ihm zur Seite steht, wenigstens in größeren Logen, der deputirte (zugeordnete) Meister, der ihn bei Abwesenheit u. Krankheit vertritt, ihm, wenn der Geschäfte zu viel werden, einen Theil derselben abnimmt, u. wenn sich die Zahl der zu haltenden Logen zu sehr häuft, einen Theil von diesen hält. Meister vom Stuhl, welche diese Würde mehrere Jahre lang bekleideten, erhalten oft nach ihrem Zurücktritt die Würde als Alt- od. Ehrenmeister u. stehen als solche dem Meister vom Stuhl berathend bei. Der Meister vom Stuhl, wie die beiden folgenden Vorsteher (nach altenglischen Ritualen Aufseher) werden gewöhnlich durch Stimmenmehrheit der Mitglieder gewählt. Diese Vorsteher haben die Aufsicht in den Logen, assistiren dem Meister bei Eröffnung u. Schließung der Loge u. stehen ihm berathend zur Seite. Die übrigen Beamten werden gewöhnlich von dem Meister vom Stuhl aus den Meistern ernannt. Diese Beamten sind der Ceremonienmeister, welcher auf die richtige Befolgung des Rituals u. der Gebräuche achtet; der Secretär, welcher die Protokolle u. sonstigen Logenschriften, auch wenn ihm nicht ein correspondirender Secretär zugegeben ist, die Correspondenz besorgt; der Archivar, welcher das Logenarchiv, u. der Bibliothekar, welcher die Logenbibliothek unter sich[681] hat; der Schatzmeister, welcher die Kasse u. Finanzen der Loge verwaltet; der Aumonier (Armenpfleger), welcher das Almosen u. die Armenpflege unter sich hat; der Redner, welcher die Gelegenheitsreden in den Logen hält; die 2 Stewards sind Gehülfen der 2 Vorsteher etc. Der Meister vom Stuhl, die Vorsteher u. die Beamten bilden das Beamtencollegium, welches wichtige Logensachen vor der eigentlichen Loge berathet. In einigen Logen gibt es auch noch ein bes. Directorium, welches aus dem Meister vom Stuhl, dem deputirten Meister, Altmeister u. den Vorstehern besteht. In Ländern, wo der Regent od. ein Prinz od. sonstiger Verwandter der Fürstenfamilie Freimaurer ist, ühernimmt derselbe meist das Protectorat seiner Logen. Die Großlogen haben Großmeister, Großbeamte etc., u. die Töchterlogen Repräsentanten bei den Großlogen, die ihre Interessen bei derselben vertreten.

Die Mitglieder der Logen sind entweder eigentliche, welche Stimmrecht haben, u. dienende, welche kein Stimmrecht haben. Zuweilen werden Mitglieder anderer Logen zu Ehrenmitgliedern ernannt. Vorbedingungen zur Aufnahme eines Mitgliedes sind Volljährigkeit u. sittliche Unbescholtenheit. Wenn die Loge sich über das Vorhandenseyn dieser Bedingungen vergewissert u. der Petent die gewöhnlichen schriftlichen Fragen über seine Bildung, über seine Meinung von dem Bund u. einige andere Dinge befriedigend beantwortet hat, wird über ihn abgestimmt u. seine Aufnahme unter entsprechenden Ceremonien in einer Receptionsloge vorgenommen. Der Neuaufgenommene erhält gewöhnlich nach geschehener Aufnahme vom Meister vom Stuhl einen Schein (Certificat), daß er wirklich Maurer sei. Der Übergang aus dem ersten, dem Lehrlings-, in den zweiten, den Gesellen-, u. dritten, den Meistergrad, findet in den Beförderungslogen u. nach besonderen Ritualen Statt. Durch das bei der Aufnahme überkommene Certificat empfängt jeder Freimaurer das Recht, fremde Logen zu besuchen (Besuchender Bruder). In mancher Loge ist dieser Besuch dem länger am Orte Lebenden untersagt, u. derselbe erhält nur dann die Erlaubniß dazu, wenn er sich affiliiren läßt. Außer der Aufnahme kann ein Freimaurer, der schon in einer anderen Loge aufgenommen ist, durch Affiliiation in eine Loge übertreten. Ist die Loge, bei welcher derselbe früher Aufnahme fand, nicht von der, ihn nun in ihren Schooß aufnehmenden anerkannt, so heißt die Affiliation Rectification. Der Freimaurer gelobt bei seiner Aufnahme Verschwiegenheit gegen Nichtfreimaurer (Profane) über alles, was in den Logen über F. mitgetheilt wird, u. was er über die innern Verhältnisse des Bundes erfährt, er übernimmt durch seine Aufnahme Pflichten, die theils die Bildung u. Veredelung des Geistes u. Herzens der F. bezwecken, theils die Beschaffung der Mittel zur Erhaltung der Loge betreffen. Wenn ein Freimaurer wiederum aus der Loge treten will, so deckt er die Loge, d.h. erklärt seinen Abgang. Die Deckung kann für einige Zeit, od. für immer sein. Er erhält meist die einfache Entlassung. Oft gibt ihm die Loge dann auch, wenn er für sie mit besonderem Eifer gewirkt hat, ehrenvolle Entlassung, od. ertheilt sogar die Ehrenmitgliedschaft. Mitglieder, die sich als Maurer unwürdig benehmen, od. ihre Pflichten nicht erfüllen, werden mit Exclusion belegt, od. wenn Entschuldigungsgründe vorliegen, nur von der Liste gestrichen. Mitglieder, die freiwillig decken, haben keinen Anspruch, an den Logen mehr Theil nehmen zu dürfen, wohl aber diejenigen, welche ehrenvoll entlassen sind.

Viele Grundsätze u. Lehren der F. werden durch Sinnbilder zu erkennen gegeben, welche der Werkmaurerei entnommen sind, u. daher andeuten, daß die F. sich mit einem geistigen Bau beschäftige. Die versammelte Loge wird als Licht ausstrahlend betrachtet u. deshalb u. weil angenommen wird, daß der Meister vom Stuhl in Osten seinen Platz habe, auch Orient genannt. In den Logen wird nach einem gewissen Ritual gearbeitet (d.i. Loge gehalten). Die Arbeit beginnt mit feierlicher Eröffnung der Loge. Die im Interesse der Loge liegenden Gegenstände werden dann discutirt u. nach Beendigung der Discussion die schwebende Frage entweder durch Acclamation, bei minder wichtigen Fragen, od. durch Ballotage entschieden. Die Logen sind a) Arbeitslogen, in denen über innere Verhältnisse der Logen verhandelt, Correspond enzen mit auswärtigen Logen u. sonstige interessante Sachen, so wie freie Vorträge mitgetheilt werden. Sie heißen aa) Instructionslogen, wenn der Hauptgegenstand Unterricht über den Zweck, die Ceremonien u. Gesetze der Maurerei ist; bb) Monatslogen, wenn sie monatlich wiederkehren; cc) Receptions- u. Beförderungslogen, wenn ein neues Mitglied aufgenommen od. aus einem niedern Grad in einem höhern befördert wird. Besondere Verhandlungen werden in den Gesellen- u. Meisterlogen geführt. b) Festlogen, die zu festlichen Gelegenheiten Statt finden, u. zwar aa) ordentliche, welche zu bestimmten Tagen gehalten werden, wie bes. das Johannisfest, am 24. Juni zum Gedächtniß des St. Johannes, ferner das Stiftungsfest, entweder der Loge selbst, od. deren Mutterloge etc.; bb) außerordentliche, für besondere Gelegenheiten. Immer sind die Festlogen von einer Rede (Festrede) u. von Gesang u. Musik begleitet. c) Trauerlogen, meist zum Gedächtniß eines od. mehrerer verstorbener Mitglieder. d) Tafellogen werden nach beendeter Arbeit, bes. nach Festlogen u. Aufnahmen, gehalten, wobei ein vorgeschriebenes Ritual beobachtet, die Loge ähnlich einer anderen Loge eröffnet u. geschlossen wird. Gewisse Toaste, Musik u. Gesang besonderer Freimaurerlieder würzen das Mahl solcher Tafellogen. Geschieht das Zusammenspeisen ohne weiteres Ritual, zuweilen selbst ohne vorausgegangene Loge, so heißt es ein Brudermahl. Wie sich die Tafelloge zum Brudermahl verhält, so zur eigentlichen Loge die Logenclubs. Es sind dies, meist wöchentliche, Versammlungen, an denen nur Maurer Theil nehmen, jedoch ohne maurerische Formen; es werden maurerische Gegenstände besprochen, freie Vorträge gehalten u. auf F. näheren od. ferneren Bezug habende Schriften vorgelesen. Unter Schwestern versteht die F. nicht nur leibliche Schwestern der Mitglieder der Logen, sondern auch Gattinnen u. Bräute; manche Logen vereinen sie bei feierlichen, außerordentlichen maurerischen Begebenheiten, Jubiläen, Einweihungen neuer Locale u. dgl. zu e) Schwesterlogen. Das Ritual ist verschieden u. ziemlich willkürlich. Die maurerischen Formen werden nicht beobachtet, statt ihrer treten aber andere[682] analoge ein. Reden, Gesänge, Musik, machen die Unterhaltung aus. Fast stets folgen den Schwesterlogen, Tafellogen. Auch Trauerschwesterlogen hat man. Die französische Maurerei hatte auch f) Adoptions- u. Esperancierslogen (s.d.), an welchen Frauen u. Männer zugleich Theil nehmen. Lufton nennt man den Sohn eines Freimaurers; er genießt meist bei der Aufnahme einige Vortheile; g) Luftonslogen sind daher maurerische Versammlungen, in denen die heraufwachsenden Söhne der Freimaurer Theil nehmen; die Einrichtungen sind willkürlich; meist sind die Luftonlogen mit Schwesterlogen verbunden, aber noch seltener als diese.

II. Geschichte

A) Entstehung der Freimaurerei

Die F. nimmt zum Zeichen ihrer Allgemeinheit an, daß sie so alt als die Welt, die Welt aber 4000 v. Chr. erschaffen sei; deshalb zählt sie immer in ihrer Zeitrechnung die Jahre nach Christus + 4000, also das Jahr 1859 = 5859 als Jahr des Lichts. Bes. sonst fand man es oft, daß Schriftsteller über F. bis auf den Tempelbau Salomos, die ägyptischen Priester, die Eleusinischen Geheimnisse, den Pythagoreischen Bund, die Essäer od. Therapeuten, die römischen Baugewerke (s. Sub ascia dicare), die Druiden, Culdeer etc. zurückführten, aber ohne allen Grund, denn obschon alle diese Einrichtungen, bes. hinsichtlich des Geheimhaltens, eine gewisse Ähnlichkeit mit der F. haben, so hängen sie doch in historischer Beziehung auf keine Weise mit derselben zusammen. Dagegen ist der Zusammenhang der F. mit den Baugesellschaften (s.d.) des Mittelalters, durch welche im 12.–15. Jahrh. die herrlichen Bauwerke des Mittelalters, bes. das Strasburger Münster, hervorgingen, nachzuweisen, denn fast überall finden sich an letzteren Embleme der F. schon angewendet, u. es ist wohl anzunehmen, daß die Vorsteher dieser Bauhütten, die alten kunstverständigen u. in der Kunst lebenden Baumeister, die Baugesellschaften nicht blos in einem zunftmäßigen, sondern höheren Sinne nahmen. Auch Urkunden, so die Ordnungen der Steinmetzen 1464 in Strasburg, scheinen schon hierauf hinzudeuten, obschon die Kölner Urkunde, angeblich vom 24. Juni 1535, welche dies geradezu ausspricht, u. bei welcher mehrere bekannte Männer damaliger Zeit, wie Melanchthon, Coligny u. A. mit unterschrieben sind, höchst wahrscheinlich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrh. untergeschoben worden ist. Unbezweifelt kamen die Baugesellschaften bald nach England, u. schon in früher Zeit ist, nach der altenglischen Sitte, daß die Großen Mitglieder einer Zunft waren, nachzuweisen, daß Prinzen u. Könige von England Protectoren der dasigen Baugesellschaften waren, so der Sage nach Prinz Edwin 926 der Yorker Baugesellschaft. Unter Masonen verstand man sämmtliche zum Bau verwendete Künstler u. Handwerker, doch unterschied man schon seit dem 14. Jahrh. Free Masons, d.i. Steinmetzen, welche den freistehenden Stein bearbeiten, von den Rough Masons, den Maurern, welche die rauhen Bruchsteine zusammenfügen. Die älteste neuere Urkunde, entstanden zwischen 1427 bis 1445, ist von Halliwell in Londen 1840 herausgegeben; dieselbe enthält die alte Zunftsage, welche die Geschichte bis auf König Athelstan zurückführt, Vorschriften über das gegenseitige Verhalten der Genossen, Verordnungen des Parlements u. endlich die Legende von den 4 Gekrönten. Um 1500 erschienen die alten Constitutionen u. Grundgesetze. Um 1600 verlor die gothische Bauart u. damit zugleich das alte Steinmetzenthum seine Geltung; durch Inigo Jones wurde der Augustische Baustyl in England eingeführt, u. zugleich eine Verbindung der Kunstliebhaber u. Baulustigen mit den Künstlern u. Baugewerken aller Art eingeleitet. In der Mitte des 17. Jahrh. wurden Nichtbaun erker als Freemasons angenommen, z.B. 1641 Robert Moray, Generalquartiermeister der schottischen Armee in Edinburg, u. 1646 Elias Ashmole, ein ausgezeichneter Gelehrter seiner Zeit in London. Daß zur Zeit Cromwells die Masonen politisch thätig gewesen, od. erst entstanden seien, ist eine Erfindung späterer Zeit. Nach der großen Feuersbrunst in London 1666, bes. bei dem Baue der Paulskirche, gewann der Bund der Masonen unter der Leitung des Baumeisters Christoph Wren neuen Aufschwung. Wilhelm III. wurde 1695 in die Brüderschaft aufgenommen u. soll oft den Vorsitz in einer Loge zu Hampton-Court geführt haben. Nach dem Tode Wilhelms III. u. als der alternde Wren sich der F. wenig mehr annahm, geriethen die Logen mehr u. mehr in Verfall; deshalb beschloß die fast einzig noch bestehende Loge zu St. Paul 1702, auch Personen, die nicht Handwerksmaurer waren, als Mitglieder anzunehmen u. legte so den Grund der Allgemeinheit der F.

B) Erste Periode der eigentlichen Freimaurerei 1717–1783

1717 vereinten sich 4 Logen in London zur höchsten großen Loge von London. 1720 feierte die Londoner Großloge zuerst ihr Stiftungsfest, u. 1723 ließ Anderson sein Constitutionsbuch der englischen Großloge erscheinen, nachdem Georg I. sie völlig anerkannt hatte. Dies Andersonsche Constitutionsbuch gilt für die Grundlage der Maurerei. 1731 wurde die Großloge von Irland in Dublin errichtet auf Grund des Constitutionsbuchs von Anderson, welches anch die Grundlage für das 1751 herausgegebene zweite Irländische Constitutionsbuch bildet. In ähnlicher Weise erfolgte 1736 die Errichtung der Großloge von Schottland in Edinburg, welche mit der von London in Übereinstimmung in maurerischen Dingen blieb. Dagegen erhoben sich in England selbst Mißhelligkeiten, indem zunächst nicht alle in u. um London lebenden Maurer sich an der 1717 errichteten Großloge betheiligt hatten u. später selbständig Logen hielten u. Aufnahmen bewirkten. Ob man sich auch im Allgemeinen der Großloge unterwarf, so fanden doch immer noch heimliche Aufnahmen statt. Unzufriedenheit erzeugten die Einführung unterschiedener Farben an der Bekleidung der Maurer 1731 u. die Errichtung der Stewardsloge, u. die derselben ertheilten Vorrechte 1735. Nach zeitweiligem Frieden erhoben sich die Unzufriedenen wieder seit 1755, indem sie sich als Altenglische Maurer im Gegensatz zu den Neuenglischen bezeichneten u. sich auf die älteste Loge im Lande, zu York, beriefen, welche Loge zwar vereinzelt fortarbeitete, aber mit London in brüderlicher Verbindung blieb, bis sie unthätig wurde u. gegen 1784 erlosch. 1764 war die Trennung bis zur Feindseligkeit vollendet, 1772 ward die altenglische Großloge von Irland u. Schottland anerkannt. Die Spaltung dauerte fort bis 1813, wo die getrennten Brüder zusammentraten[683] in der neugestalteten Vereinigten Großen Loge der alten englischen Freimaurer. Das neue Constitutionsbuch erschien 1815, in 2. Auflage 1827 u. in 3. u. letzter 1841. In Schottland, welches in der mythischen u. mystischen Geschichte der Manrerei so oft genannt wird, bestand seit alten Zeiten unter den Bauleuten eine ähnliche Vereinigung wie in England. Sie standen hier unter Patronen, welches Amt lange Jahre in der Familie der Grafen St. Clair, Herrn von Roslin, erblich war. Versammlungsort war das Dorf Kilwinning, andere Grafschaften versammelten sich in Aberdeen. Im 17. Jahrh. gerieth die F. in Verfall, bis sie sich seit 1723 wieder hob, so daß 1736 bereits 32 Logen in Edinburg den Großmeister wählten, am 30. November, dem Geburtstage des St. Andreas, des Schutzpatrons von Schottland. Die Großloge Schottlands hat stets nur die 3 ursprünglichen Grade anerkannt u. sich gegen jede Art von Hochgraden erklärt u. verwahrt.

Nicht Schottland, sondern Frankreich ist die Quelle der Hochgrade. Im Jahre 1725 wurde von Engländern die erste Loge in Paris gegründet; 1742 gab es 22 Logen in Paris. 1743 wurde das erste Allgemeine Gesetzbuch zum Gebrauch der Logen in Frankreich bekannt gemacht, dessen 20. Artikel sich gegen die Hochgrade erklärte. 1740 hatte Michael Andr. Ramsay (s.d.) einen Vortrag in Paris gehalten, in welchem er die F. aus den Kreuzzügen ableitete u. sie mit dem Orden des St. Johannes, dem Malteserorden, in Zusammenhang brachte. 1747 erschien von Abbé Larndan eine feindselige Schrift: Franc-Maçon écrasé. welche zuerst die Fabel von den Übergriffen der Maurerei in die Politik zu Cromwells Zeiten, um die Stuarts wieder auf den englischen Thron zu setzen, erzählt. Auf Grund des von Ramsay gehaltenen Vortrags bildeten sich schon 1742 drei neue schottische Grade. 1743 erfand man in Lyon einen 7. Grad, welche die Rache der Templer darstellt. 1745 zog Prinz Karl Eduard Stuart nach Großbritannien, um den englischen Thron zu erobern, u. kam nach der Schlacht bei Culloden 1746 wieder nach Frankreich zurück. Ihn erhob die Fabel der Hochgrade zum Großmeister der Maurerei, od. zum unbekannten Großmeister der Tempelherren u. zum Spender des Rosecroix-Grads. Alle diese Ordensgrade zerfallen in nichts, da der Prinz 1780 amtlich seine Unbekanntschaft mit den Mysterien der Maurer erklärte. 1754 gründete der Chevalier de Bonneville ein Capitel der Hochgrade, genannt das Capitel von Clermont, welches von französischen Offizieren im Siebenjährigen Kriege nach Deutschland verpflanzt u. von Sam. Rosa verbreitet wurde. Diesem Capitel folgt 1756 das der Ritter vom Orient, 1758 das der Kaiser des Morgen- u. Abendlandes mit 25 Graden, 1704 führte Tschudy den Grad des St. Andreas von Schottland ein. Um das Ritterwesen, u. bes. den Tempelherrenorden, mit der Maurerei in Verbindung zu bringen, wurde behauptet, daß, nachdem Jakob Molay, der Großmeister der Templer, 1314 in Paris verbrannt worden sei, 7 Templer, worunter der Marschall des Ordens, Aumont, nach einer schottischen Insel geflüchtet wären, dort einen, schon beim Beginn der Verfolgung der Templer dahin geflüchteten Tempelherrn, Harris, gefunden u. daß sie alle als Handwerksmaurer, um ihr Leben zu fristen, gearbeitet u. den Tempelherrenorden fortgepflanzt, ihn jedoch, um verborgen zu bleiben, in. Bilder u. Sinnbilder der Handwerksmaurer gehüllt hätten. Hierauf wurde nun der 6. Grad, der Tempelherr, gegründet. Da die Geistlichkeit auf diese höheren Grade den bedeutendsten Einfluß übte, so kam nächst dem Namen Ritter der: Tempelherr u. Cleriker, nebst dem des Capitels, statt der Loge auf. Während nun die englische F. von London aus in Spanien (1729 in Gibraltar, 1728 in Madrid), in Portugal (1736 in Lissabon), in Italien (in Florenz 1735), in Rußland (1731 in Moskau), in den Niederlanden (1735 in Haag [obschon bereits 1731 der Großherzog von Toscana, nachmaliger Kaiser Franz I., in einer zu Haag von Delegirten der großen Loge zu London gebildeten, später sogleich wieder geschlossenen Deputationsloge aufgenommen worden war]), in Schweden (1736 in Stockholm), in der Schweiz (1735 in Genf, 1739 in Lausanne), noch später in der Türkei u. in Deutschland (1737 wurde die Loge St. Georg, später Absalom, auch die Loge zu Sachsenfeld [später in Rußdorf erloschen], dann die zu Naumburg, in Hamburg, 1740 die Provinzialloge zu Naumburg u. 1746 die Provinzialloge in Hannover von England aus gegründet) Logen errichtet hatte, breitete sich dieselbe auch nach fernen Welttheilen aus; in Aleppo u. Damask wurden seit 1728 Logen eröffnet, dieselben 1730 nach Nordamerika übergetragen u. auch in Ostindien die F. auf englische Weise geübt u. überall Provinzialgroßmeister ernannt.

In Deutschland brachte das System der stricten Observanz große Bewegung hervor. Es theilte Europa in 9 Provinzen, zuerst Aragonien, Auvergne, Languedoc, Leon, Burgund, Britannien, Niederdeutschtland (mit Einschluß Polens, Livlands u. Kurlands), Italien u. Griechenland, in deren jeder der Sitz eines Heermeisters sein sollte; da sich aber später die meisten dieser Provinzen abgeneigt zeigten, dieses System anzunehmen, in 9 andere, nämlich Niederdeutschland (mit Polen u. Preußen), Auvergne, Languedoc, Italien u. Griechenland, Österreich, die Lombardei, Rußland u. Schweden. Dieses System verdankt zum Theil sein Entstehen, bes. seine Verbreitung dem Freiherrn von Hund, welcher 1742 zu Frankfurt a. M. zum Freimaurer aufgenommen u. 1743 zu Paris katholisch u. in die daselbst beginnenden höheren Grade eingeweiht worden war. Hier hatte er den k. k. General Graf Marschal, welcher schon früher in den Bund aufgenommen u. zum Provinzialgroßmeister von Obersachsen ernannt worden war u. seit 1734 Logen (so zu Naumburg, 1741 zu Leipzig, 1742 zu Altenburg) gestiftet, später aber bei einem Aufenthalt in Paris sich zu den höheren Graden hatte bekehren lassen, gewonnen u. errichtete 1747 im Einverständniß mit demselben einzelne Logen, ja sogar 1764 einen Logenbund, welcher den Namen Stricte Observanz erhielt, weil in den lateinischen Reversen jedes Mitglied strengen Gehorsam (Strictam observantiam) geloben mußte. Der Freiherr von Hund war so durchdrungen von der Wahrheit der Erzählung von dem Tempelorden (von dem seine Anhänger ein Namensverzeichniß seit Molay bis zur neuesten Zeit publicirten), daß er hoffte, es werde einmal ein Monarch[684] denselben zum wirklichen Orden erheben, u. Alles that, denselben in Ansehen zu erhalten. Sein System wurde auf 7 Grade erhöht, nämlich außer den 3 Johannisgraden bestand der Schottische Meister, der Noviz des Ordens, der Tempelherr (der entweder zum Eques Socius od. Armiger ernannt wurde), u. der Eques professus, dem angeblich Aufschlüsse über die Geheimnisse u. Geschichte der Maurerei ertheilt wurden. Geheime Oberhäupter (hohe, od. unbekannte Obere, Cleriker) leiteten angeblich den Orden zu Zwecken, welche, sowie die Oberen selbst, den Brüdern der niederen Grade geheim gehalten wurden; wahrscheinlich waren es wenigstens Anfangs Jesuiten, welche unter diesem Namen ein verdecktes Spiel trieben. Der höchste Obere hieß Eques a penna rubra (Ritter von der rothen Feder). Jeder von den höheren Graden bekam einen Ordensnamen, so Eques ab ense (von Hund), Eques a struthione (Schubart von Kleefeld), Eques ab aquila fulva (Stark) etc. u. führte denselben in maurerischen Angelegenheiten. Wirklich gelang es von Hund, viele Logen zu errichten u. selbst die Mutterloge zu den 3 Weltkugeln in Berlin zur Stricken Observanz zu bekehren. Bereits vor Errichtung der Stricken Observanz war nämlich Friedrich der Große 1738 noch als Kronprinz in Braunschweig von vertrauten u. ihm befreundeten Mitgliedern zum Freimaurer aufgenommen worden u. hatte gestattet, daß nach seiner Thronbesteigung die Loge aux trois globes (jetzt die Nationalmutterloge zu den 3 Weltkugeln) in Berlin 1740 gestiftet werde, welche in kurzer Zeit 14 Töchterlogen zählte. Sie arbeitete Anfangs in französischer Sprache. Nach Friedrich II. hatten sich mehrere fürstliche u. andere vornehme Personen in den Bund aufnehmen lassen. Die Logen, bes. die der Stricken Observanz, waren damals Sammelplätze der vornehmen Welt, sie zählten zwar nur wenig Brüder, aber fast alle aus den ersten Klassen der Gesellschaft.

Solche große u. schnelle Ausbreitung der F. mußte aber Reaction erwecken. Schon 1731 untersagten die F. Neapel, 1735 die Niederlande, 1738 Kaiser Karl VI. (aber nur in den österreichischen Niederlanden), Hamburg, Schweden (hier bei Todesstrafe), Polen 1734, Toscana 1740, ja in Spanien u. Portugal wurden die Freimaurer eingekerkert u. hart verfolgt. In der Türkei, wo man auch Muhammedaner (mehrere derselben, welche gegen Ende des Siebenjährigen Krieges nach Deutschland kamen, legitimirten sich als Maurer) aufnahm, befahl die Pforte, daß man, sobald wieder Logen gehalten würden, das Haus, worin sie Statt fänden, umzingeln u. mit Mann u. Maus verbrennen solle. Am wichtigsten war aber, daß Papst Clemens XII. die F. 1738 mit Bann u. Excommunication belegte, was Benedict XIV. 1751 bestätigte. Dies bewog einen großen Theil, bes. der französischen Geistlichkeit, die Logen zu verlassen. Nur die Jesuiten achteten die päpstliche Bulle nicht, denn sie begannen eben damals ihr Clermontisches System u. bildeten es vielleicht eben darum zum neuen Tempelherrnorden aus. In anderen Gegenden wirkte das Verbot nur wenig u. wurde sogar in manchen bald, wie in den Niederlanden (1740), Toscana, Schweden (1746), zurückgenommen. In noch anderen wichen die Freimaurer durch Stiftung ähnlicher Gesellschaften aus; solche waren z.B. der Mopsorden, vom Kurfürsten von Köln gestiftet, der Esperanceorden, von Paris ausgehend, der Harmonieorden (s.d. a.) etc. Das Austreten der meisten Geistlichen aus den französischen Logen hatte diesen die bestimmte Farbe u. den Halt genommen; französische Lebhaftigkeit, Frivolität u. Leichtgläubigkeit, sowie das bereits in den Templergraden mit ihnen getriebene, noch für baaren Ernst gehaltene Spiel, waren Ursachen, daß dort Grade auf Grade gehäuft, die verschiedensten Systeme geschaffen u. die gröbsten Täuschungen in den Logen vorgenommen wurden. Alchemie, Geisterseherei u. Theosophie wetteiferten mit einander, den Brüdern den Kopf zu verdrehen. Der Graf St. Germain, Casanova u. Cagliostro (s.d. a.) schlichen sich ein, spiegelten das Auffinden tiefer Geheimnisse als Zweck der F. vor, stifteten neue Systeme u. Orden (Letzter bes. die Ägyptische Maurerei, s.d.), ja manche Systeme gaben, bes. seit dem Siebenjährigen Kriege 90 höhere Grade, mit hochtrabenden Namen (wie Conseil de chevalier de l'Orient, C. des empereurs de l'Orient et de l'Occident etc.), noch andere Zweige der Maurerei stifteten besondere Abzweigungen u. Orden, die als Koëns (Elu-Coëns), Hermetische F., Philalethen etc., welche die größte Verwirrung in der F. verursachten. Mit der französischen Armee, die 1757 in Deutschland erschien, drang auch die neuere französische Maurerei mit allem ihren Unwesen ein u. machte der Stricken Observanz viel zu schaffen, indem dadurch viele Brüder an deren Vorspiegelungen u. daraus hervorgehende Betrügereien glaubten. Ein früher anhaltscher Superintendent, Rosa, verbreitete im Namen u. Auftrag der 3 Weltkugeln, 1765–61 sein System (Rosaisches System), durch Deutschland u. behauptete, daß dasselbe Aufschlüsse über Alchemie, Theosophie, Kosmosophie u. Mechanik gäbe. Auch die Afrikanischen Bauherren (s.d.) trennten sich von Hund. Ebenso wie sie waren die Illuminaten (gestiftet 1767 von Weishaupt) u. die Neuen Rosenkreuzer (s. b.), ein Auswuchs u. Mißbrauch der F., od. schlichen sich doch, sie benutzend, später in sie ein. Bedeutender aber war für von Hund das Mißtrauen, welches man in ihn u. sein Heermeisterthum zu setzen begann. Der Betrüger Johnson a Fünen (eigentlich ein Vagabund Becker od. Leucht, welcher Kassendefecte gemacht hatte), wollte von den geheimen Oberen in Schottland als Großprior abgeschickt sein, die deutsche Maurerei zu reformiren, auch höhere Geheimnisse besitzen; er berief die echten Maurer nach Jena u. beredete von Hund 1704 zum Congreß von Altenberge bei Kahla, im Herzogthum Altenburg, wo man viel Spielereien trieb, Johnson Posten, geharnischt u. in Templertracht, aussetzte u. in gleichem Costüm Patrouillen reiten ließ u. selbst ritt, um zu vermeiden, daß ihn der König von Preußen, welcher ihn, wie er angab, verfolgte, nicht aufheben lasse, u. als Johnson endlich mit der Kasse entfloh, die übrigen Brüder so in Hund drangen, mehr zu sagen, als bisher, daß er endlich auf sein Ehrenwort u. seinen Degen versicherte, daß das, was er über dies Heermeisterthum ausgesagt habe (s. oben), Wahrheit sei, u. daß er bis vor Kurzem mit unbekannten Oberen zu Old Aberdeen correspondirt habe. Die Mehrzahl des Convents nahm diese Erklärung an, ein nicht unbedeutender Theil erklärte sich bes. später dagegen. 1767 erregten die Cleriker des Tempel[685] ordens (Clerici ordinis templarii), die sich durch ihr Haupt, den Frater Archidemi des ab aquila fulva, ankündigten, der sich aber zuerst nicht öffentlich nannte, sondern unter dem neuen lateinischen Namen verbarg, aber behauptete, die wahre Weisheit mittheilen zu wollen, die besondere Aufmerksamkeit der Häupter der Stricten Observanz. Dies Clerikalische System hatte aber den Oberhofprediger Stark in Darmstadt zum Stifter. Außer den 3 Graden der Johannismaurerei hatte das System noch 4 höhere, nämlich: a) den Jungschotten; b) den Schottischen Altmeister, od. St. Andreasritter; c) den Provinz-Capitular vom rothen Kreuze u. d) den Magus, od. den Ritter der Klarheit des Lichts, welcher letzte Grad aber wieder folgende 5 Abtheilungen hatte: aa) den Ritter u. Noviz vom 3. Jahre; bb) denselben vom 4. u. cc) denselben vom 5. Jahre; dd) den Leviten, u. ee) den Priester. Auf dem Convent zu Kohlo, wo eine Reformation der Stricken Observanz vorgenommen u. der Herzog Karl von Braunschweig zum Großmeister ernannt wurde, blieb von Hund, nachdem er seine sogenannte Legitimation nochmals auf seine Ehre u. seinen Degen bekräftigt hatte, nur Heermeister über die Logen Stricter Observanz in Ober- u. Niedersachsen, Dänemark u. Kurland. Noch nicht ganz hatte sich aber der alte mystische u. leichtgläubige Geist durch diesen Convent in der F. gegeben, denn noch vermochte der Leipziger Weinwirth Schrepfer in seinen Logen 1772–74 durch Geistererscheinungen zu blenden, u. von Gugomos (Eques ab cygno tri umphante) brachte, sich für einen Abgesandten des heiligen Stuhls in Cypern ausgebend u. sich auf Geistererscheinungen, Goldmachen u. göttliche Geheimnisse berufend, den Convent von Wiesbaden 1775 zusammen, wo er aber entlarvt wurde, entfloh u. später widerrief. Eben so fanden die theosophisch-mystischen Martinisten Anhang in Deutschland, in Schlesien entstanden die Kreuzbrüder, dagegen in Oberdeutschlqnd die Asiatischen Brüder (s. b.), aber alle waren nur von kurzer Dauer. Auf der andern Seite wurden viele bisher Gläubige enttäuscht, u. selbst Schubart von Kleefeld, der Nachfolger Rosas bei den 3 Weltkugeln in Berlin, erkannte die Nichtigkeit des Tempelherrnsystems u. legte seinen Hammer nieder. Die Convente von Braunschweig 1775 u. Wolfenbüttel 1778 machten dasselbe noch mehr wankend, u. endlich siegte die Vernunft bei dem durch ein Circular des Herzogs Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig (der seinem Vater nach dessen Tode 1783 als Großmeister der Stricten Observanz gefolgt war) veranlaßten Convent zu Wilhelmsbad 1783, woran die Stricte Observanz, die neuen Rosenkreuzer u. auch Illuminaten Theil nahmen. Die Rücksicht auf von Hund war seit dessen Tod (er st. 1776 zu Meiningen) geschwunden, ein anderer Heermeister der 7. Provinz, der schon früher zu Turin erwählt worden war u. jetzt anerkannt wurde, Bernez, wurde vom Convent nicht beachtet, das schon sehr wankend gewordene Tempelherrnsystem für aufgehoben erklärt u. die Stricte Observanz auf neue Grundsätze u. auf 4 Grade mit verändertem System zurückgeführt (Wilhelmsbader od. Rectificirtes System). Dieser Convent war durch die starken Angriffe des Oberhofpredigers Stark zu Darmstadt veranlaßt worden, welche dieser, als es ihm mißlungen war, die Logen Kurlands für sein Clerikalisches System zu gewinnen, gegen die Stricte Observanz gerichtet hatte; durch denselben erhielt aber auch das Clerikalische System einen bedeutenden Stoß u. löste sich nun nach u. nach von selbst auf, bes. durch Nicolais, Biesters u. Gedikes entschiedene Sprache in der Berliner Monatsschrift, welche den protestantischen Oberhofprediger von Stark von 1784 an geradezu des Katholicismus beschuldigten, was sich bei seinem Tode auch als wahr erwies.

C) Zweite Periode. Die Freimauerei seit dem Wilhelmsbader Convent 1783 bis zur Französischen Revolution

Die F. hatte sich geläutert; alle helldenkenden Maurer begriffen, daß man mit den höheren Zwecken der Oberen mit Geistersehen, Goldmachen etc. getäuscht worden sei, daß zum Theil politische Zwecke, zum Theil das Streben für den Katholicismus Proselyten zu gewinnen unter den Bildern, bes. der höheren Grade, verborgen gelegen hätten, u. in vielen Systemen zeigte sich (wie zum Theil schon früher) das Streben, die F. in ihrer Reinheit darzustellen, u. man suchte, da man sich über die Mittel hierzu nicht einigen konnte, dies in besonderen Systemen u. in inneren Orienten od. Großlogen zu erreichen. Schon oben ist gesagt, daß sich in Großbritannien nächst der altenglischen Großloge große Logen in London (1717), Dublin (1730) u. Edinburg (1736) bildeten, von denen die zweite bes. wichtig ward. Diese neuenglische londoner höchste Großloge nahm 1770 nach dem Vorbild anderer Systeme einen 4. Grad, Royal Arch, an, während die altenglischen Logen von York u. die schottische u. irische Großloge fortfuhren, nur in drei Johannisgraden zu arbeiten. Die neuenglische Großloge verpflanzte diesen Grad seit 1783 auch in ihre Provinziallogen. In Frankreich existirten trotz des Verbots der F. durch Ludwig XV. fast seit dem Beginn der F. schon Großlogen, u. 1738 nahm der Herzog von Autun, 1743 selbst der Herzog Louis von Bourbon, Graf von Clermont, also ein Prinz von Geblüt, das Großmeisterthum an. Diese vornehmen Großmeister bekümmertem sich indessen wenig um ihr übernommenes Amt u. ließen dasselbe durch deputirte Großmeister verwalten, von denen einer, Lacorne, 1761 Tanzmeister war. Ein Theil der Logen wollte ihn nicht anerkennen, u. es gab daher einige Jahre lang zwei französische deputirte Großmeister, bis es dem Grafen von Clermont doch zu arg wurde u. er Lacorne absetzte. Aber nicht konnte er die inzwischen erfolgte Bildung von Großlogen zu Bordeaux, Lyon, Marseille, Orleans u. Bouillon verhindern. 1767 erfolgte ein neues Verbot der F., das durch frühere, ebenfalls erneute scharfe Edicte der Bischöfe gegen sie schon vorbereitet war, aber eben so vergeblich, als früher, denn 1771 gelang es dem Herzog von Chartres (später von Orleans, während der Revolution Egalité genannt), der sich als neuer Großmeister an die Spitze aller Systeme u. die ihn sämmtlich anerkennenden Großlogen stellte, die F. wieder gestattet zu sehen. Er ernannte den Herzog von Luxemburg zu seinem Administrateur général (deputirten Meister). Ein Grand Orient de France, bestehend aus Deputirten aller Logen, wurde 1772 in Paris eingesetzt, u. da Herzog von Orleans selbst zum Souverain grand maître des tous les conseils, chapitres et loges [686] écossaises de France ausgerufen. Dieser große Orient hielt Ordnung unter den Logen u. suchte 1776 die höheren Grade einigermaßen einzuschränken; ein Convent zu Lyon verwarf 1778 das Tempelherrnsystem, das bes. in Lothringen u. Elsaß Eingang gefunden hatte, u. die Logen desselben schlossen sich nun dem Grand Orient an. Schon 1756 hatte die holländische F. unter der Bedingung, daß alle holländische Logen unter Einer Großloge zu Haag ständen, die Anerkennung des Staats erlangt u. 1770 schloß auch sie einen Vereinigungsvertrag mit der höchsten londoner Großloge. In Dänemark wurde von Staatswegen 1792 die ganze F. unter den Großmeister Prinz Karl von Hessen gestellt. In Schweden bestimmte 1785 ein Gesetz, daß keine Loge mehr anders als unter der Großloge in Stockholm arbeiten dürfe, u. derselbe König, welcher die F. früher bei Todesstrafe verboten hatte, ließ sich von den neuen Logen feierlich huldigen. Die schwedische F. war aber nach französischen Formen gestaltet, arbeitete nach Clermontischem System u. hatte dabei eine starke Beimischung von Rosenkreuzerei. 1765 führte Schubart von Kleefeld das Templersystem bei der schwedischen F. ein, u. um 1777 war dasselbe u. das Clermontische System zu einem ganz veränderten, neuen System umgebildet, welches dem altenglischen nahe kommt. Der Untergang des Tempelherrnordens u. die Wiederherstellung desselben durch die F. soll nach diesem System ohne alle Beimischung von Katholicismus versinnlicht werden; das alte Symbol fehlt u. wird gesucht; Wohlthätigkeit wird als Urzweck des Tempelherrenordens betrachtet. Die schwedische Maurerei hat 9 Grade, nämlich die Johannisgrade, den erwählten Schotten, den schottischen Meister, den Ritter in Osten (Johannisvertrauter), den Ritter in Westen (Tempelritter, Unterofficiant), den Großofficiant, den Magister templi (Ukor). Andere führen dieselben Grade mit einigen Abweichungen an. Indessen war die schwedische F. nicht frei von Swedenborgianismus u. damals die meisten Redner Swedenborgianer. Dadurch, daß Gustav III. die F. gegen den Adel, welcher die Macht damals in Händen hielt, benutzte u. seinen Bruder, den Herzog von Südermanland, zum Großmeister ernannte, bekam die F. dort eine eigenthümliche Beziehung. In Rußland konnte lange keine eigentliche Großloge zu Stande kommen; obschon Katharina II. Protectorin der Loge Klio in Moskau wurde, war diese doch nicht Großloge. 1768 ward vom russischen Obrist, nachmaligem Generallieutenant Melesino, einem gebornen Griechen, das Melesinoische System eingeführt; es enthielt die 3 Johannisgrade u. außer diesen 4 Grade (das dunkele Gewölbe, schottischer Meister- u. Rittergrad, Philosophengrad u. Clericat); in das Clericat war viel Rosenkreuzerei verwebt. Dies System bestand nur in wenig Logen in u. um Petersburg u. war außer Rußland wenig bekannt. 1776 ward von England aus das Großmeisterthum des von Jolachin anerkannt. 1786 waren bereits 15 russische Logen bekannt. In Polen entstand 1769 die erste Großloge aus der 1749 begründeten Loge zum guten Hirten in Warschau. Als der russische General Igelström 1783 u. 1794 Warschau besetzt hielt, wurden die Logen durch ihn geschlossen. Später, als die Theilungen Polens eintraten, kamen die einzelnen Logen der abgerissenen Landestheile unter die Gesetze der Staaten, zu welchen diese geschlagen wurden. In der Schweiz nahm die Loge zu Lausanne den Titel eines Helvetisch-romanischen Directoriums an. Später schlugen sich in der Schweiz mehrere Logen zur Stricten Observanz u. die zu Basel nahm den Titel eines altschottischen Directoriums an, dagegen erhoben sich die 7 Logen zu Genf zu einem unabhängigen Großdirectorium. Doch wurde ersteres nach dem erneuten Verbot der F. zu Basel 1782 aufgehoben.

Am meisten aber zeigte sich das Suchen nach dem Besten in Deutschland. Hier wurde das Rectificirte Wilhelmsbader System durch den Großmeister Herzog Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig u. dessen Loge Karl zur gekrönten Säule repräsentirt. In Anfang gehörte die Nationalmutterloge zu den 3 Weltkugeln zu Berlin zu diesem System, es begannen aber bald Streitigkeiten mit ihr, u. schon 1784 erklärte sich die Nationalmutterloge mit allen ihren Töchterlogen von allen maurerischen Verbindungen, also auch von dem Wilhelmsbader System, für unabhängig; sie erkannte daher auch den, von jenem beschlossenen 4. Grad nicht für gültig, sondern behielt, wie bisher, ihre 7 Grade bei. Daher ging denn auch der Name Stricte Observanz vornehmlich auf das von ihr befolgte System über, zumal da die leitende Loge des Wilhelmsbader Systems später ein anderes System annahm u. die eigentliche Stricte Observanz sich nach u. nach auflöste. Bereits 1764 hatte in Berlin die Loge de l'Amitié ihre Constitution von der Loge Puritas in Braunschweig erhalten, sie hatte den Herzog von York, Prinzen von England, 1765 aufgenommen u. durch dessen Vermittelung eine Constitution von daher bekommen. Sie nannte sich deshalb Royal York zur Freundschaft, zog später Logen zu ihrem System u. nahm die Stelle einer Mutterloge ein. Nur wenig später begann (1766) der Generalstabsarzt Ellermann, der durch Adoption den Namen von Zinnendorf angenommen hatte, die Bildung eines besonderen Systems. Er hatte von Hunds Legitimation als Heermeister der siebenten Provinz auf dem Convent in Altenberge nicht anerkannt u. verschaffte sich durch den Großsecretär der Großloge in Schweden deren Rituale, erklärte die Stricte Observanz für unecht u. vereinigte 177012 Logen zu einer Großloge in Berlin. Auch diese erhielt ein Patent von London, u. nach vielem Hin- u. Herstreiten, wo er sich unduldsam zeigte (so war es den Brüdern seiner Loge, so wie den der Nationalmutterloge, eine Zeit lang untersagt, die Logen des andern Systems zu besuchen), u. nachdem die schwedische Großloge erklärt hatte, daß Zinnendorf ohne ihr Wissen ihre Rituale erhalten habe, erklärte sich diese Großloge zu Berlin zur großen Landesloge von Deutschland. Im Gegensatz der Stricten erklärte Zinnendorf sein System für die Late Observanz, obschon es weit strenger war, als jene, u. schloß mit der höchsten großen Loge in London, durch Vermittelung des Landgrafen Georg Karl von Hessen, 1773 einen Vertrag, nach dem alle Logen in Deutschland ihr zugehören sollten. Auch Zinnendorf nahm 7 Grade nach Art der schwedischen an u. die Landesloge führt sie noch bis jetzt. Die Loge Royal York vereinte sich 1776 mit der Landesloge, trennte sich aber 1778 wieder von derselben u. reclamirte ihre alten Rechte. 1798 erging von der preußischen Regierung der [687] Befehl, daß jede geheime Gesellschaft untersagt sei, nur die F. nicht, wenn sie sich einer der genannten drei Großlogen anschließe; dieser Befehl ist noch jetzt in Kraft. In Frankfurt a. M. hatte eine englische Provinzialgroßloge bestanden; diese erlosch 1782 durch den Tod des Provinzalgroßmeisters Gogel; vermöge einer ausdrücklichen Bestimmung der höchsten Großloge in Londen hätte die Provinzialloge in Frankfurt a.M. der großen Landesloge in Berlin sich anschließen sollen, dazu wollte sich jene aber nicht bequemen, sondern errichtete mit der Loge zum Reichsadler in Wetzlar den Eklektischen Bund (so genannt, weil er aus Vielen das Beste auswählen wollte), der nur die drei Johannisgrade haben u. sich von Sectengeist u. Schwärmerei frei halten, also das alle englische System festhalten sollte. Viele Logen traten ihm bei, doch wurde er 1789 temporär dadurch aufgelöst, daß der Repräsentant der höchsten großen Loge in London die Frankfurter Provinzialloge wieder einsetzte. Allein der Verein hatte sehr zum Nachdenken Anlaß gegeben, u. mehrere Logen modelten ihr Ritual nach demselben. Später constituirte sich der Eklektische Bund wieder, wozu sich die Darmstädter u. and. Logen hielten.

So sehr sich die F. in fast allen genannten Ländern der Fortschritte erfreute, so trafen sie doch auch in dieser Periode in vielen Ländern Verbote u. Verfolgungen. So wurden in Neapel, Spanien u. Portugal die Maßregeln gegen sie geschärft u. erneuert u. 1774 in Danzig, 1778 in Aachen die Freimaurer verfolgt. In Österreich untersagte die Kaiserin Maria Theresia 1764 die F.; zwar lebte sie bald wieder auf u. blühte unter Joseph II. so, daß schon 1785 eine Landesloge aller österreichischen Staaten in Wien errichtet wurde u. Joseph II. 1785 eine Cabinetsordre gab, wonach zwar in jeder österreichischen Hauptstadt nur drei Logen bestehen sollten, zugleich aber die F. völlig erlaubt u. unter Schutz der Behörden gestellt wurde; Leopold II. war ihr dagegen nicht geneigt, doch arbeiteten die österreichischen Logen bis 1794 fort. Großen Einfluß hatte das Aufblühen der österreichischen F. auch auf das Gedeihen der italienischen; fast in allen großen Städten der Lombardei entstanden Logen, ja selbst in Rom wurde 1784 eine solche stillschweigend geduldet u. setzte sich mit dem Großen Orient in Paris in Verbindung, ja 1786 wurde die päpstliche Bulle von 1751 in so fern ermäßigt, daß die Freimaurer nicht mehr excommunicirt werden sollten. Schon 1784 war die F. in Württemberg untersagt worden, wie denn schon 1775 den Geistlichen u. weltlichen Dienern des Fürstbischofs von Hildesheim, Seitens desselben verboten wurde, Logen zu besuchen. In Pfalzbaiern wurde die F. 1784 u. in Venedig 1785 streng verpönt.

D) Dritte Periode. Die F. während der Revolution u. dem französischen Kaiserreiche

Die Französische Revolution schien anfangs der Institution der F. höchst nachtheilig zu sein. In Frankreich hörten fast alle Logenversammlungen auf, da die Mitglieder auswanderten od. guillotinirt wurden od. voll anderer Tendenz zu den Clubs traten; sehr schädlich wirkte auch ein, daß der Herzog von Orleans (Egalité) als Großmeister erst Republikaner war u. dann unter der Guillotine fiel. In Großbritannien trug man darauf an, daß alle geheime Gesellschaften geschlossen werden sollten, was durch Parlamentsschluß auch wirklich geschah; dabei wurde aber die F. ausdrücklich ausgenommen, weil Wohlthätigkeit einer ihrer Zwecke sei. In Deutschland trug Kaiser Franz II. 1794 beim Reichstage ebenfalls darauf an, alle geheime Gesellschaften, also auch die F., in allen Reichsländern zu verbieten, viele Reichsstände, bes. Preußen u. Braunschweig, remonstrirten hierauf, daß dies dem Kaiser zwar in seinen Ländern überlassen bleibe, es den Reichsständen aber freistehe, vermöge der deutschen Freiheit, diese Maßregeln in den ihrigen zu ergreifen od. zu unterlassen. Die österreichischen Logen deckten darauf freiwillig. 1801 mußte jeder österreichische Beamter einen Revers unterschreiben, nicht Freimaurer zu sein od. werden zu wollen; auch mehrere katholische Staaten (Mainz, Trier, Würzburg etc.) schärften das frühere Verbot ein. Im übrigen Deutschland blieb die F. bestehen, doch stellten mehrere Logen temporär ihre Sitzungen ein, theils (wie in Frankfurt a. M.) des Kriegs wegen, theils um jeden Verdacht politischer Umtriebe zu vermeiden. Auch in den Niederlanden bestand die F. selbst nach der französischen Invasion fort, eben so wurde sie in Dänemark u. Schweden nicht gestört. In Rußland entzog 1794 Katharina II., auf den Verdacht, daß die Logen zu politischen Clubs führen könnten, der Moskauer Loge ihren Schutz, allein dennoch dauerten die Logen fort u. selbst der höhere Adel nahm an ihnen Theil. Unter Paul I. wurden 1798 alle geheimen Gesellschaften, also auch die F., untersagt, wohl um den Malteserorden zu heben, wenigstens wurden die Logenmeister auf gegebenen Handschlag, keine Logen mehr zu halten, zu Malteserrittern ernannt. Alexander I. bestätigte 1801 dies Verbot; 1803 wurde er aber durch den Staatsrath Böber bewogen, sie zu gestatten; ja er ließ sich sogar selbst von diesem aufnehmen. In den innern Verhältnissen der Logen änderte sich im Ganzen wenig, die Systemsucht hatte aufgehört, ja man schaffte in einigen Großlogen die höheren Grade ab u. ersetzte sie durch andere Institutionen. Dies war bes. bei der Großloge Royal York der Fall. Nachdem die Mutterloge Royal York in Berlin sich von der geoßen Landesloge 1778 wieder getrennt hatte, arbeitete sie nämlich eine Zeit lang nach dem früheren System, dann trug sie dem Professor Feßler u. sieben Mitgliedern auf, ihre Rituale u. Verfassung zu revidiren; Feßler gab ihr 1797 statt der vier höheren Grade sechs Erkenntnißstufen (Allerheiliges, Justification, Feier, Übergang, Heimath, Vollendung). Jeder dieser Erkenntnißstufen geht eine Einleitung (Initiation) voran, welche den Namen derselben führt. Schon früher hatte Feßler um 1792 in Schlesien den Bund der Euergeten (Wohlthäter), auf maurerische Formen gestützt, zur Beförderung der Sittenreinheit, zu gründen versucht, er kam aber eigentlich nie damit recht zu Stande, u. die Euergeten lösten sich 1795 wieder auf. Als Feßler aus Royal York ausgetreten war, gab er eine geschriebene Geschichte des Freimaurerbundes heraus, die an Logen auch anderer Systeme verkauft wurde u. viel Gründliches über Geschichte der F. enthält. Die Großloge Royal York nahm 1800 das altenglische (Yorker) Ritual für die drei Johannisgrade an u. vereinigte sich 1801 mit der Großloge[688] für das Kurfürstenthum Braunschweig-Lüneburg u. mit der großen englischen Loge in Hamburg zur reinen F. in den 3 ersten Graden. In dieser großen Provinzialloge in Hamburg hatte der Schauspieldirector Schröder in den letzten Jahren des 18. Jahrh. im Stillen eine ähnliche Änderung bewirkt. Er ging nämlich auf das einfache altenglische Ritual zurück, u. dies Ritual war es, welches viele andere Logen annahmen (Hamburger od. Schrödersches System); der diesem System angehörende geschichtliche Engbund ist eine besondere Vereinigung zum Behuf geschichtlicher Forschungen ohne alle maurerische Formen. Seit 1796 war die F. in Frankreich wieder aufgelebt, um 1800 stand sie schon in voller Blüthe, u. als das Napoleonische Kaiserreich 1804 an die Stelle der Revolution trat, wurde der Große Orient von Paris errichtet, alle Logen Frankreichs unter denselben gestellt u. Napoleons Bruder Joseph zum Großmeister ernannt, obgleich derselbe nicht Maurer war u. auch nie eine Loge besuchte. An seiner Stelle besorgte Cambacérès das Großmeisterthum. Er vereinigte das bisher auf dem Continent unbekannte, 1804 von dem Grafen von Grasse u. Tilly aus Nordamerika dahin gebrachte System des Suprême Conseil, welches 33 Grade kannte, mit dem des Großen Orient u. wurde auch von diesem System Großmeister. In Paris gab es damals 120 Logen, im ganzen Französischen Reich 1200. Fast überall, wohin die Waffen der Franzosen reichten, in Italien, Polen, Spanien, Portugal, lebte die F. wieder auf, u. viele französische Regimenter führten Regimentslogen. In den bestehenden Systemen änderten die französische Invasion wenig, nur im Königreich Westfalen wurde eine Großloge in Kassel errichtet u. in Warschau 1809 der Große Orient von Polen wieder proclamirt u. die Logen in Polen mußten sich demselben anschließen od. decken. In Preußen stellten die Berliner Logen vom Oct. 1806 bis Dec. 1808 ihre Arbeiten ein, um Collisionen mit Freimaurern der französischen Armee zu vermeiden, doch dauerten die innern Oriente der Großlogen in besonderen Ausschüssen ohne maurerische Formen fort, um die Arbeit in den Logen außerhalb der Hauptstadt zu leiten. Wie die französische wirkte die englische F. in dieser Zeit bedeutend, u. englische Logen entstanden, wohin die britischen Waffen reichten, in Portugal, Spanien, Sicilien, Malta etc. Auch in Schweden wuchs das Ansehn der F., als der bisherige Großmeister, Herzog von Südermanland, 1809 nach Gustavs IV. Absetzung als Karl XIII. König wurde. Derselbe stiftete 1811 selbst für Freimaurer den Karls XIII. Orden, den außer den Prinzen noch 30 Mitglieder bekamen u. welcher den Rittergrad des schwedischen Systems bildet.

E) Vierte Periode. Seit dem Sturz Napoleons 1815 bis 1830

Nach dem zweiten Pariser Frieden schienen fast allenthalben für die F. gute Aussichten zu sein. Zwar suchte sich hie u. da (z.B. in Frankreich das Misphraimsche System von 90 Graden, das von Ägypten stammen u. über Venedig nach Europa gekommen sein wollte u. in Paris eine Großloge zu bilden versuchte) die alte Systemsucht u. die alte Täuschung zu erneuern, aber nirgends mit sonderlichem Erfolg. Großbritannien schützte die F. allenthalben, wohin seine Arme reichten, nur in Irland wurden 1820 die Logen, wahrscheinlich wegen der manchen Unfug verübenden Orangelogen (s.d.), für die F. eine Zeit lang mit den andern geheimen Gesellschaften geschlossen. In Frankreich wurden statt der bisherigen Großmeister, Joseph Napoleon u. Cambacérès, drei, Macdonald, Beurnonville u. der Graf von Valence, zu Großmeistern ernannt u. die F. eifrig fortbetrieben; in Sicilien war die F. wenigstens geduldet; in Rußland u. Polen schien sie in dem kaiserlichen Bruder Alexander I., einem eifrigen Freimaurer, der selbst zuweilen Hoflogen mit seiner nähern Umgebung hielt, eine mächtige Stütze zu haben, u. dort wurde 1815 statt der seit 1811 bestehenden großen Directorialloge Wladimir zur Ordnung die Großloge Asträa in Petersburg gestiftet. In den Niederlanden war der Prinz Friedrich Großmeister der Großloge in Haag; auch in Dänemark u. in der Schweiz blühte die F. in vorzüglichem Grade; in Deutschland war die F. auf demselben Fuß wie vor dem Krieg; in Preußen nahm die Zahl der Logen bedeutend zu, ob aber der König Friedrich Wilhelm III., wie man neuerdings behauptet hat, wirklich in Paris vom Kaiser Alexander zum Freimaurer aufgenommen worden ist, ist wohl höchst zweifelhaft; in Baiern blieb zwar die F. verboten, die Logen in den 1805–15 neuerworbenen Staaten, namentlich in Ansbach, Baireuth, Nürnberg, Regensburg etc., wurden geduldet, nur durften keine neuen errichtet werden u. sämmtliche Beamte mußten einen Revers unterschreiben, wodurch sie sich verpflichteten, keiner Loge anzugehören, auch nicht später Freimaurer werden zu wollen; in Hannover hatte die alte Großloge sich wieder erneuert; die Logen des Königreichs Sachsen waren aber seit 1811, mit Ausnahme zweier Leipziger Logen, welche unabhängig blieben, zur großen Landesloge von Sachsen zusammengetreten; die große Loge in Hamburg u. die des Eklektischen Bundes in Frankfurt a. M., wie die große Loge von Kurhessenn. mehrere isolirte Logen, blühten, u. nur in Baden, wo der Kurfürst Karl Friedrich die F. 1805 wieder hergestellt u. eine große Loge gebildet hatte, die sich an den Großen Orient in Paris anschloß, wurden die Logen durch Verordnung des neuen Großherzogs von 1813 u. 1814 wieder geschlossen. In Österreich, Spanien u. dem größern Theil von Italien blieb dagegen die F. untersagt, nicht ohne daß die Freimaurer gehofft hätten, einst wieder überall Genehmigung ihres Strebens zu erhalten. Da störte der Carbonarismus u. die Abirrung der spanischen Logen den gehofften Fortschritt der F. u. bewirkte die Sistirung derselben in vielen Ländern. In Neapel u. dem übrigen Festland von Italien, so wie in Spanien waren nämlich alle Logen, als von den Französischen herrührend, geschlossen worden, dennoch setzten viele Logen ohne Wissen der Regierung, ganz den allgemein anerkannten Grundsätzen der wahren F. entgegen, die Arbeit in gesetzlich nicht erlaubten Versammlungen fort, gründeten falsche, niedere u. höhere Grade, mischten Politik ein u. conspirirten gegen den Staat, kurz. verwandelten die echte F. in Carbonarismus. So lagen denn viele Elemente des Aufstands, eben weil die Logen nicht überwacht u. offen bestanden, in diesen Afterlogen, u. die Verschwörung des spanischen, nach Amerika bestimmten Corps auf der [689] Insel Leon, u. also die erste Spanische Revolution, soll bes. von solchen falschen Freimaurern ausgegangen sein. Als die Neapolitanische Revolution 1821 u. die Spanische 1823 mit Waffengewalt unterdrücktworden war, begann natü rlich dort eine harte Verfolgung der Freimaurer. Bes. in Spanien galten Freimaurer u. Negros (Liberale) für gleichbedeutend, u. der politische u. religiöse Fanatismus brauchte erstere Benennung, wenn sie den fanatisirten Pöbel u. die königlichen Freiwilligen gegen irgend ein Individuum anhetzen wollte. Auch in Rußland erging Ende 1822 der kaiserliche Befehl an den Minister des Innern, Graf Kotschubey, die Logen bis auf Weiteres zu schließen u. allen Mitgliedern einen Revers abzufordern, weder in- noch ausländische Logen zu besuchen. Da Kaiser Alexander selbst eifriger Maurer war, so hat man vermuthet, daß die kurz zuvor (1818) aus Rußland vertriebenen Jesuiten in den russischen Logen einen Schlupfwinkel gesucht hätten, um für ihre Gesellschaft thätig zu sein; Andere geben an, daß die Logen auf Anregung Österreichs, noch Andere, daß sie deshalb geschlossen worden wären, weil man schon damals Spuren der, Ende 1825 explodirenden Verschwörung u. dabei Mitglieder von Logen compromittirt gefunden u. deshalb aus Vorsicht jene Maßregel genommen hätte. Auch in Polen erfolgte 1822 die Schließung der Logen. Nach Mexico war die F. während der dortigen Revolution von England aus gekommen, u. der lebhafte Charakter der Mexicaner ergriff dieselbe mit solchem Eifer, daß bald die Logen überfüllt waren. Auch hier spaltete die Systemsucht die F., u. Ecossinos u. Yorkinos bezeichneten die Anhänger der französischen (schottischen) u. altenglischen Maurerei. Bald mischte sich Politik in die F., u. diese Namen wurden Bezeichnungen der beiden politischen Hauptparteien in Mexico, wodurch die Regierung bewogen wurde, die F. zu schließen.

In Europa hatte 1830 die Julirevolution in Paris auf die F. wenig Einfluß gehabt. In Polen restituirten sich zwar während der Polnischen Insurrection 1830 u. 1831 einige Logen, wurden aber nach deren Unterdrückung wieder geschlossen. Das von den Niederlanden getrennte Belgien bekam eine eigene Großloge in Brüssel, u. in Kurhessen fand sich der Kronprinz Mitregent bewogen, die Großloge in Kassel u. die übrigen kurhessischen Logen zu schließen. Sonst arbeiten die Logen wie früher ruhig fort, wenig Zwiste u. Systemsucht finden mehr Statt, u. außer den Controversen über die in Frankfurt a. M. nur aus Israeliten bestehenden Logen zur aufgehenden Morgenröthe, welche von der höchsten Großloge in London u. der zum Frankfurter Adler, welche von der Großloge von Paris ihre Constitution erhielten, anerkannt, aber von den preußischen Logen u. dem Eklektischen Bunde in Frankfurt a. M., der sich deshalb als Provinzialloge völlig von der englischen Großloge in London trennte, nicht anerkannt wurden, u. über die Zulaßfähigkeit der Juden in der F. überhaupt, haben in der letzten Zeit wenig Streitigkeiten der Logen unter sich Statt gefunden. Dagegen wurden Krause, Moßdorf u. Heldmann, weil sie die F. in philosophischer u. historischer Hinsicht nach nichtmaurerischen Quellen bearbeitet beleuchteten u. ihre Schriften in denöffentlichen Buchhandel gaben, um 1820 wegen Verletzung der Verschwiegenheit arg angefeindet u. Erstere sogar ausgeschlossen; was wenigstens an Moßdorf durch ungeforderte Wiederaufnahme gut gemacht worden ist.

F) Der Stand der Freimaurerei in der Gegenwart

In Großbritannien, dem Mutterlande der F., blüht dieselbe vorzugsweise, eine nicht unbeträchtliche Zahl neuer Logen entstehen, das segensreiche Wirken gibt sich allenthalben kund durch Stiftungen wohlthätiger Institute mannigfacher Art, bes. zur Unterstützung alter gebrechlicher od. durch unverschuldete Unglücksfälle verarmter Logenmitglieder, durch Sorge für Wittwen u. Waisen, durch Errichtung von Unterrichtsanstalten. Zerwürfnisse innerhalb der Logen kamen selten vor u. die entstandenen wurden durch gegenseitiges Entgegenkommen bald ausgeglichen. An die Stelle des 1843 gestorbenen Großmeisters der Großloge von England, des Herzogs von Sussex, welcher seit 1817 dieses Amt bekleidet hatte, wurde 1844 Lawrence Dundas, Graf von Zetland, zum Großmeister erwählt, welcher auch jetzt noch als solcher fungirt. Die Logen in den Colonien klagen vielfach über den langsamen Geschäftsgang; bes. ist dies in Canada der Fall, wo sich 10. Oct. 1855 in der Stadt Hamilton eine unabhängige Großloge neben der von England abhängigen Provinzial-Großloge bildete. Auch die neneste Zeit hat wieder gelehrt, daß in England die Bestrebungen der Logen darauf gerichtet sind, die F. in ihrer Reinheit, namentlich frei von allen fremd artigen, kirchlichen wie politischen, Beimischungen zu erhalten. Bei der zwischen mehreren deutschen u. französischen Großlogen einer- u. den Großlogen des preußischen Staates andererseits ausgebrochenen Differenz wegen Zulassung der Bekenner des mosaischen Glaubens zu den Logenarbeiten, erklärte sich die Großloge von England für die Zulassung solcher in anderen Logen gehörig recipirter Mitglieder. Beispiele von Intoleranz sowohl der anglikanischen, wie der katholischen Geistlichkeit gegen die Freimaurerlogen kamen höchst selten vor. Die Mitglieder der Logen betheiligten sich unter Anführung ihrer Großbeamten bei den Grundsteinlegungen öffentlicher Gebäude durch Aufzüge mit Fahnen u. bekleidet mit den maurerischen Insignien. Unter der Großloge von England arbeiten gegenwärtig über alle Erdtheile zerstreut 956 Logen; 120 davon in London. Zwischen den Großlogen von Englgud, Schottland u. Irland besteht fortwährend ein gutes Einvernehmen. In Irland entstanden Mißhelligkeiten zwischen der dortigen Großloge u. einzelnen Logen höheren Grades, die jedoch durch kluge Maßregeln der Großloge beseitigt wurden. Unter der Großloge von Irland arbeiten gegen 700 Logen. Im Gegensatze zu den vielen Ordenssagen hält die Großloge von Schottland an der ursprünglichen Johannismaurerei, welche nur drei Grade kennt, grundgesetzlich fest. Unter der Großloge von Schottland arbeiten 336 Logen.

In Frankreich wurden zwar in vielen Städten neue Logen gegründet, bisher in Ruhe gewesene traten wieder in Thätigkeit, die F. verbreitete sich in der eroberten Provinz Algier, ferner wohlthätige Anstalten für Unterricht, Unterstützung Armer u. Verwaister wurden gestiftet, auch wiederholt Belohnungen für ausgezeichnete tugendhafte Handlungen, Unterstützung in Theurungszeiten u. anderen Un[690] glücksereignissen von den Logen vertheilt; aber es haben zwischen den einzelnen Logen unter sich, wie mit den beiden Großlogen Grand Orient de France u. dem Su prème Conseil mehrfache Zerwürfnisse stattgefunden. Während von den obersten Logenbehörden über Lauheit der Logen u. deren Mitglieder Klage geführt, anch einzelne ausgezeichnete maurerische Schriftsteller von den Großlogen verfolgt u. aus dem Bunde ausgestoßen wurden, beschuldigten die einzelnen Logen den Grand Orient, daß derselbe sich der wahren F. nicht thätig genug annähme u. bei, zwischen einzelnen Logen entstandenen Zwistigkeiten gar keine od. nur unzulängliche Maßregeln zur Beseitigung der obwaltenden Übelstände ergriffe. Es wurden in dieser Beziehung sehr ernste Anträge wegen Umgestaltung der obersten Logenbehörden in einzelnen Freimaurercongressen in Anregung gebracht. Auch wurden hier u. da Klagen laut, daß in einzelnen Logen, den Grundgesetzen zuwider, Politik getrieben werde. Hierzu kam noch, daß 1845 der Kriegsminister Sonlt, selbst Freimaurer, einen Befehl erließ, in welchem er den Freimaurern in der ganzen französischen Armee den Besuch der Logen untersagte, gegen welchen Befehl der Grand Orient de France Vorstellungen machte (ob mit Erfolg, ist nicht weiter bekannt geworden). In der Angelegenheit wegen der von den preußischen Großlogen ausgesprochenen Verweigerung, Israeliten in ihren Logen auch nur besuchsweise zuzulassen, erklärte sich der Grand Orient entschieden gegen die von den preußischen Logen ergriffenen Maßregeln, empfahl aber den französischen Logen keine Repressalien zu brauchen, sondern den preußischen Logen angehörenden Freimaurern, wie früher, den Zutritt zu gestatten. Nach der Februarrevolution des Jahres 1848 wurde vom Grand Orient eine aus den Großwürdenträgern bestehende Deputation an die damalige Provisorische Regierung abgeschickt, um derselben im Namen der Freimaurer zu huldigen u. dieselbe ihres Gehorsams zu versichern. Im Ganzen wurde die F. von der Revolution wenig berührt. Darin, daß die socialistischen u. communistischen Verbindungen, welche mehrmals durch offenen Aufstand zur Herrschaft zu gelangen suchten, auf ihren Fahnen, Proclamationen etc. freimaurerische Embleme (vgl. Freiheitsbäume) führten, hat man Grund zu dem Verdacht finden wollen, als ob die F. u. der Socialismus u. Communismus ein gemeinschaftliches Ziel verfolgen, allein bei näherer Untersuchung hat sich dieser Verdacht als grundlos erwiesen. Von Frankreich aus, aber doch aus dem deutschen Elsaß, entstand die erste Idee, dem Erbauer des Strasburger Münsters, Erwin v. Steinbach, ein Denkmal in seinem Geburtsorte Steinbach im Großherzogthum Baden zu errichten; es kam dies auch im Jahre 1844, unterstützt von deutschen u. schweizerischen Freimaurern, zu Stande, u. die Errichtung, wie die in maurerischen Formen am 18. Aug. 1845 begangene Enthüllungsfeier wurde, ungeachtet die F. im Großherzogthum Baden bis dahin gesetzlich verboten war, von Seiten der dortigen Behörden in keiner Weise gehindert. Bei dieser Gelegenheit wurde auch die Idee zu einem allgemeinen Freimaurercongreß angeregt, u. in Verfolgung derselben wurde 1846 der erste Congreß zu Strasburg, der zweite 1847 zu Stuttgart u. der dritte 1848 zu Basel abgehalten. In neuester Zeit sind die Bestrebungen einer großen Zahl von französischen Logen dahin gerichtet, unter Aufhebung der beiden obersten Logenbehörden, des Grand Orient u. des Suprême Conseil, eine große Nationalloge von Frankreich zu bilden u. die Hochgrade gänzlich abzuschaffen. Von verschiedenen französischen Logen wurden in den letzten Jahren Versuche u. Anträge gemacht, um mit deutschen Logen in nähere Verbindung zu treten, doch sind warnende Stimmen gegen ein derartiges allzu inniges Bündniß laut geworden. Nach den Vorgängen des 2. Dec. 1851 wurden nach einem Beschluß des Grand Orient alle Logen geschlossen. Bei den fortwährenden, bes. von dem Univers ausgehenden Anfeindungen u. zugleich, um das Bestehen der F. in Frankreich zu sichern, beschloß man 9. Jan. 1852, den Prinzen Lucian Murat zum Großmeister zu wählen; derselbe wurde am 26. Febr. feierlich in sein Amt eingeführt, welches 40 Jahre lang unbesetzt geblieben u. durch Großmeister-Adjuncle verwaltet worden war; der letzte Großmeister war König Joseph Bonaparte gewesen. Im Oct. 1854 er hielt die F. in Frankreich eine neue Verfassung, durch welche die Leitung des Ganzen bestimmter geordnet u. festgesetzt wurde, daß die Hochgrade nicht mehr mit Geld erkanst werden können, sondern durch maurerische Thätigkeit u. Talente verdient werden müssen. Im Mai 1856 führte der Großmeister das Dogmatische Institut ein, welches aus Mitgliedern des Grand Orient besteht u. den Zweck hat, die Dogmen (die maurerischen Wahrheiten) zu lehren, die genaue Befolgung der Ritualien zu bewahren, sowie im Allgemeinen maurerische Kenntnisse unter den Mitgliedern des Bundes zu verbreiten.

In den Niederlanden setzten unter der Leitung des Prinzen Friedrich Karl, als Großmeister der Großloge der Niederlande seit 1816, die Logen ohne bes. auffallende Erscheinungen ihre Wirksamkeit ungehindert fort, u. auch den überseeischen Colonien wurden die Wohlthaten der F. durch Errichtung neuer Logen zugänglich gemacht. In mehreren niederländischen Logen beschäftigte man sich vorzugsweise mit geschichtlichen u. philosophischen Untersuchungen über die F. Als man 1856 in Haag das 100jährige Stiftungsfest beging, schenkte der Großmeister Prinz Friedrich dem Bunde das Logengebäude, welches er 1816 mit einem Kostenaufwande von 70,000 Thlrn. hatte erbauen lassen. Derselbe kaufte auch die Freimaurerbibliothek u. Urkundensammlung des maurerischen Geschichtsforschers Kloß zu Frankfurt a.M. (gest. 10. Febr. 1854).

In Belgien bestehen die Logen in unausgesetzter Thätigkeit unter dem Grand Orient de Belgique. Die Anfeindungen, welche die F. dort von dem katholischen Clerus zu erdulden hatte, wurden Veranlassung zu der Errichtung von Schulen unter dem Schutze u. mit Beihülfe der Logen, um den Unterricht nicht ausschließlich der Geistlichkeit zu überlassen; auch wurden eigene Friedhöfe gegründet, um die öfters behinderten Beerdigungen der intoleranten Willkür der katholischen Geistlichkeit zu entziehen. Auch von dem Minister Nothomb wurden die Tendenzen der F. verdächtigt u. derselben Schuld gegeben, den Sonderbundskrieg in der Schweiz veranlaßt zu haben; durch den Großmeister der belgischen Logen (Defacqz) wurden jeboch die Anklagen vollständig widerlegt. Diese Verfolgungen hatten[691] aber allenthalben eine größere Thätigkeit der Logen u. vermehrten Zndrang zu denselben zur Folge. 1854 veranlaßte der fortgesetzte Kampf der polititischen u. kirchlichen Parteien den Grand Orient de Belgique, den Art. 135 des Reglements abzuschaffen, welcher die Betheiligung an den politischen u. kirchlichen Angelegenheiten verbietet. Gegen diesen Schritt der Großloge von Belgien, als ein Attentat gegen ein Grundgesetz der Maurerei, erging zunächst eine feierliche Verwahrung der Loge Apollo zu Leipzig, sowie der Großloge von Sachsen, welche zugleich allen Verkehr mit den unter dem Grand Orient de Belgique stehenden Logen untersagte. Dieser Verwahrung haben sich alle Großlogen Deutschlands angeschlossen.

In der Schweiz vereinigten sich 1844 die verschiedenen Großlogen, unter welchen die Logen sich dort befanden, nämlich das Directorium zu Zürich u. die große Landesloge zu Bern, zu einer Großloge Alpina, u. diese gab 1845 revidirte Statuten heraus. Dem Einflusse der F. wird es zugeschrieben, daß die politischen Parteien, die vor u. nach dem Sonderbundskriege dort einander schroff gegenüberstanden, sich einander weniger heftig anfeindeten. Bis jetzt ist es der Großloge noch nichtgelungen, alle Schweizerlogen unter ich zu vereinigen, da noch einige wenige (drei) unter Oberhoheit des Grand Orient de France geblieben sind. Seit 1857 befindet sich der Sitz der Großloge in Lausanne.

Aus Dänemark hat man über die F. in den letzten 10 Jahren keine Kunde vernommen, als daß 1845 die Loge Zorobabel in Kopenhagen das Säcularfest ihres 100jährigen Bestehens gefeiert hat 1855 wurde hier nach einem Decret des Generalgroßmeisters König Friedrich VII. eine neue Großloge, die Große Nationalloge von Dänemark, eingesetzt, u. zugleich das Schwedische System mit seinen Andreasgraden eingeführt. Eben so wenig können besondere Ereignisse von Schweden gemeldet werden; wie sehr man sich aber dort an der F. betheiligt, beweist der Umstand, daß die drei Johannislogen in Karlskrona, Christianstad u. Halmsted 951 Mitglieder zählen. Auch hier steht der König an der Spitze der Brüderschaft. Die große Verbreitung des Bundes u. die Begünstigung desselben von Seiten des Hofes scheint in einigen Schichten der Bevölkerung eine Mißstimmung gegen die F. erzeugt zu haben, welche sich in wiederholten Artikeln des Aftonblad kundgibt.

In Deutschland hat die F. in den letzten 20 Jahren fast allenthalben einen neuen Aufschwung genommen. Wenn es auch an Zerwürfnissen zwischen einzelnen Großlogen unter einander u. zwischen ihren, von ihnen abhängigen Töchterlogen nicht gefehlt hat, so sprechen doch für ein regeres Leben nicht nur die in Hamburg (1837), Berlin (1840), Breslau, Baireuth, Leipzig (1841), Altenburg, Frankfurt a. M. (1842), Halle (1843), Braunschweig (1844), Halberstadt u. Hannover (1846), zu Oldenburg (1852), Merseburg (1855), Erlangen (1857) unter zahlreicher Betheiligung der Mitglieder u. mit großer Begeisterung begangenen Jubelfeste des 100jährigen Bestehens der Logen; sondern auch die Entstehung einer namhaften Zahl neuer Logen in allen den Ländern wo die F. gestattet ist, wie die Wiederaufnahme der Thätigkeit in einer ebenfalls nicht geringen Zahl solcher Logen, welche bisher seit einer langen Reihe von Jahren in Unthätigkeit verharrten. Auch durch die deutschen Logen wurden gemeinnützige Anstalten zur Beförderung des Unterrichts in Kunst u. Wissenschaft, zur Linderung des Elendes u. der Armuth (namentlich in den Theuerungsjahren 1846 u. 1847), theils neu gegründet, theils längst bestehende wesentlich gefördert u. erweitert. Aber auch in Deutschland sind Anfeindungen u. Verdächtigungen der F. von einzelnen katholischen Geistlichen erfolgt, dieselben gestatteten u.a. nicht, daß Kinder katholischer Eltern Geschenke, die alljährlich in Logen vertheilt werden, annahmen, sie bedrohten sogar Mitglieder der Logen mit Excommunication u. verweigerten denselben, wenn sie die Logen nicht verließen, die Heilsmittel der Kirche u. die Beerdigung auf den katholischen Kirchhöfen. Wie ungegründet der so oft ausgesprochene Verdacht, daß die F. verderblich auf Staat u. Kirche wirke u. ihre Bekenner verleite, an Umwälzungen Theil zu nehmen, haben die Jahre 1848 u. 49 bewiesen; die Logen selbst haben sich von allen politischen Bestrebungen fern gehalten, u. wenn auch einzelne Mitglieder sich mehr od. weniger bei den Bewegungen, die auf Umsturz in Staat u. Kirche gerichtet waren, betheiligt haben, so sind dies sehr vereinzelte Fälle gewesen. Ja, die Thatsache, daß sich gerade seit 1851 die Logen in einer seit langer Zeit nicht gekannten Weise füllten, namentlich aus dem gebildeten u. besitzenden Stande, konnte wohl beweisen, daß in jener zahlreichen Hinneigung zur F. das Bestreben sich offenbare, sich für das conservative Princip zu vereinigen. Trotz dieser Thatsachen aus der neuesten Geschichte, erhoben sich in neuester Zeit die heftigsten Anfeindungen gegen die F., indem man sie als staats- u. kirchengefährlich darstellte. 1852 überreichte der Advocat Eckert der sächsischen Ständeversammlung die bereits bei den Staatsbehörden eingebrachten schriftlichen Gesuche um Aufhebung des Ordens der Freimaurer, als nach Organismus u. nach Wirksamkeit unverträglich mit dem Staatswohle, nebst einer umfangreichen Beweisschrift dafür, u. forderte zugleich die Stände auf, sich bei der Regierung dafür zu verwenden, daß Letztere den Orden in Sachsen aufhebe u. beim Deutschen Bunde dahin wirke, daß die Aufhebung des Ordens in ganz Deutschland verfügt werde. Eckert betrachtet die F. als einen Weltorden, in welchem u. mittelst dessen ein Geheimbund die Revolutionen gegen alle bestehenden Kirchen u. Monarchien, sowie die Zerstörung des Eigenthums, der Stände u. Innungen zum Zweck einer theokratisch-socialen Ordensrepublik seit 3 Jahrh. vorbereitet, vollführt u. geleitet hat. So unausgesetzt Eckert seit 1852 für seine Ansicht geschrieben u. gewirkt hat, so hat man sich doch immer mehr von der Haltlosigkeit seiner Erfindungen u. Behauptungen überzeugt u. seinem Gesuche nirgends nur irgend eine Folge gegeben. Im Gegentheil hat die F. von politischer Seite die glänzendste Anerkennung gefunden durch den Beitritt des damaligen Erbprinzen, jetzt regierenden Fürsten Heinrich LVII. von Reuß-Schleiz 13. Mai 1852, des Prinzen Friedrich Wilhelm von Preußen 5. Novbr. 1853, des Königs Georg V. von Hannover 14. Jan. 1857 u. des Herzogs Ernst II. von Sachsen-Koburg-Gotha 30. Jan. 1857, welcher Letztere sogar den 9. Aug. 1857 das Amt eines Meisters vom Stuhl in der Loge zu Gotha über[692] nahm. An der Spitze der fürstlichen Beschützer steht der gegenwärtige Prinz-Regent von Preußen, welcher stets den Bund vertreten u. verfochten hat, so daß ihm derselbe zum Theil seine Erhaltung u. seinen gegenwärtigen blühenden Zustand in Deutschland zu verdanken hat. Von kirchlicher Seite her wurde von der streng confessionellen Partei seit 1853 bes. in der Evangelischen Kirchenzeitung geeifert u. der Austritt der Geistlichen aus dem Bunde verlangt, weil in der F. eine Antipathie gegen das specifisch Christliche walte. In besonderen Schriften stellten die Hauptsprecher jener Partei die F. u. das evangelische Pfarramt in Gegensatz u. suchten nachzuweisen, wie das letztere mit der Theilnahme am Freimaurerbunde unverträglich sei. In Folge dieser Behauptungen erließ 1856 die Generalsuperintendentur in Magdeburg ein oberhirtliches Schreiben, in welchem die Geistlichen u. Lehrer der Provinz Sachsen ermahnt wurden, die F. zu meiden, als etwas, was weder ihnen, noch den Gemeinden fromme. Dagegen erschien von acht Geistlichen in Magdeburg 23. Mai 1856 eine Erwiderung u. Beleuchtung, welche alle in jenem Hirtenbrief angedeuteten Bedenken widerlegte. In den Logen selbst gibt sich in neuester Zeit allseitig ein Bestreben kund, von den Hochgraden sich zu befreien, u. tritt dies um so lebhafter hervor, als es einer vorurtheilsfreien Geschichtsforschung auf dem Gebiete der F. gelungen ist, die Schwäche des Grundes, auf welchen die Hochgrade bisher sich gestützt haben, nachzuweisen.

In den einzelnen deutschen Ländern hat sich die F. folgendermaßen gestaltet: in Preußen hat die F. dadurch, daß der Prinz von Preußen an der Spitze sämmtlicher Logen steht u. fortwährend mit Eifer für die Zwecke des Bundes thätig ist, unverkennbar neues Leben erhalten, u. daher mag es auch gekommen sein, daß vorzugsweise in diesem Staate eine nicht unbeträchtliche Zahl neuer Logen errichtet wurde, welche sich in Gemäßheit der Staatsgesetze unter die Leitung einer der drei Großlogen gestellt haben, namentlich unter die der Nationalmutterloge zu den drei Weltkugeln. a) Die Nationalmutterloge zu den drei Weltkugeln in Berlin zählt gegenwärtig 94 arbeitende Töchterlogen, von denen 9 außerhalb Preußen sich befinden. Im Jahre 1850 hat diese Großloge ihre revidirten Statuten herausgegeben; b) die Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland in Berlin zählt gegenwärtig 66 arbeitende Töchterlogen, von denen 18 außerhalb Preußen sich befinden; c) die Große Loge von Preußen, genannt Royal York zur Freundschaft, in Berlin hat dermalen 25 Töchterlogen, welche sich sämmtlich innerhalb des preußischen Staates befinden. Wie bereits erwähnt, entstanden Mißhelligkeiten zwischen den drei preußischen Großlogen u. denen von England, Frankreich, Nordamerika u. den anderen Großlogen Deutschlands darüber, daß die ersteren u. die von ihnen abhängenden Töchterlogen Freimaurern mosaischen Glaubens, ungeachtet dieselben durch Certificate als von gesetzmäßigen Logen aufgenommen sich auswiesen, dennoch den Zutritt zu ihren Versammlungen versagten. Dieses Verfahren, welches die preußischen Logen dadurch zu rechtfertigen suchten, daß sie die F. als ein rein christliches Institut erklärten, wurde von den Großlogen Englands u. Frankreichs durchaus gemißbilligt, u. es kam endlich soweit, daß die Großloge von England ihren Repräsentanten bei den preußischen Großlogen alle Verbindung mit letzteren untersagte u. auch die Großloge von Hamburg, welche sich über ein gleiches Verfahren gegen eines ihrer Mitglieder zu beklagen hatte, allen Verkehr mit den preußischen Logen einstellte u. den unter ihrer Leitung stehenden Logen es verbot, Certificate von preußischen Logen anzuerkennen. Nachdem auch die übrigen Großlogen Deutschlands sich in gleicher Weise mißbilligend über das Verfahren der preußischen Logen ausgesprochen u. erklärt hatten, daß Bekenner des mosaischen Glaubens, wenn sie sich als Freimaurer gehörig legitimirten, unweigerlich Theil an den maurerischen Versammlungen nehmen könnten, so ist in jüngster Zeit von Seiten der preußischen Logen das Zerwürfniß dadurch ausgeglichen worden, daß sowohl die Großloge Royal York zur Freundschaft als auch die Nationalmutterloge zu den drei Weltkugeln ihren Bundeslogen die Weisung ertheilt haben, in Zukunft darauf zu achten, daß die besuchenden Freimaurer mit richtigen Certificaten gerechter u. vollkommener Logen versehen sind, u. daß fernerhin darnach, ob der Besuchende sich zur christlichen Religion bekenne, nicht gefragt werden solle. Diesem Verfahren hat sich 1857 die Große Landesloge von Deutschland angeschlossen.

Im Königreich Hannover erfreut sich die F. unter der Leitung des Königs, welcher seit 1857 als Großmeister der dortigen Großloge vorsteht, einer ungestörten Theilnahme. Unter der Großloge des Königreichs Hannover bestehen 18 Logen, sämmtlich innerhalb des Landes. Die früher in Ostfriesland bestandenen, aber längere Zeit inactiven Logen nahmen 1843, indem sie sich zugleich zu einer Loge in Aurich vereinigten, ihre Thätigkeit wieder auf. 1846 feierte die Loge zum Weißen Pferde in Hannover das hundertjährige Jubiläum.

Die Große Mutterloge des Eklektischen Bundes in Frankfurt a. M., welche, mit ihren Bundeslogen, sich von allen Hochgraden fernhaltend, stets nur in den drei Johannisgraden arbeitet, gerieth 1844 mit einer ihrer Töchterlogen, der Loge Karl zum aufgehenden Lichte in Frankfurt a. M., in Zwiespalt, weil letztere angeblich Versuche machte, positive Lehren des Christenthums in die Loge einzuführen. Da die den Grundgesetzen der F. zuwiderhandelnde Loge diese Richtung nicht aufgeben wollte, so wurde sie von der Mutterloge ausgeschlossen. Dieses Verfahren hatte jedoch zur Folge, daß die Logen in Darmstadt u. Mainz, welche mit der Frankfurter Loge Karl zum aufgehenden Lichte gleiche Ansichten hatten, aus dem Eklektischen Bunde ausschieden u. gemeinsam eine neue, die siebente in Deutschland, Großloge des Freimaurerbundes zur Eintracht im Orient von Darmstadt, gründeten. Diese Großloge erhielt vom Landesherrn, dem Großherzog von Hessen, die Sanction ihrer Stiftungsurkunde u. alsbald wurde sie auch von den preußischen Großlogen, von der Landesloge von Sachsen u. der Großloge von Hamburg anerkannt. Es hat aber bis jetzt nicht verlautet, daß andere Logen diesem Logenbunde sich angeschlossen hätten. Zwei neue in Hamburg gegründete Logen schlossen sich dem Eklektischen Bunde an u. die Logen in Offenbach u. Koburg, welche ebenfalls diesem Verbande angehörten, begannen, nachdem sie längere Zeit in Ruhe gewesen waren, ihre Thätigkeit von Neuem. Von erster Loge ging ein Antrag aus, daß die Freimaurerlogen sich der Sache der Auswanderer thätig annehmen möchten, welcher Antrag von den Logen in Frankfurt aufgenommen u. zur weiteren Ausführung gebracht worden ist. Im Jahre 1846 erließ die Großloge eine Reorganisationsacte ihres Bundes. Es gehören gegenwärtig zum Eklektischen Bunde 14 Logen, nämlich: 3 in Frankfurt a. M., 4 im Großherzogthum Hessen, 3 im Königreich Baiern (2 in Nürnberg u. 1 in Erlangen), 1 im Herzogthum Koburg, 1 im Herzogthum Nassau (Wiesbaden, gestiftet 1858), 2 in Hamburg.

Die Große Loge in Hamburg, welche 1847 ihre Statuten revidirte u. veröffentlichte, zählt gegenwärtig 20 Logen: 5 in Hamburg, die Provinzial loge von Mecklenburg in Rostock mit 3 anderen mecklenburgischen Logen, 2 im Großherzogthum Oldenburg, 2 im Herzogthum Braunschweig (die in Wolfenbüttel neu errichtet), 1 im Großherzogthum Weimar, 1 in Lübeck, 3 im Königreich Württemberg (die Logen in Ulm 1844 u. Heilbronn 1855 neu errichtet), 1 in Frankfurt (die bisher unter dem Grand Orient de France gestandene jüdische Loge Frankfurter Adler hat 1847, nachdem sie vom Grand Orient ihre Entlassung erhalten, Aufnahme in den Bund der Großen Loge von Hamburg gefunden) u. 2 in Nordamerika.

Die Große Landesloge von Sachsen in Dresden zählt 15 Logen u. zwar sind zu den früheren 11 Logen 4 neu errichtete in Glauchau (1846), in Meißen (1847), in Annaberg (1855) u. in Grimma (1858) hinzugekommen, u. eine, bis 1847 inactiv gewesene, die in Zittau, hat ihre Thätigkeit wieder begonnen; 1 der früheren Logen befindet sich in Meiningen. Die Große Loge zur Sonne in Baireuth in Baiern zählt gegenwärtig 10 Logen, indem zu den früher dazu gehörigen 5 Logen (Baireuth, Frankenthal, Fürth, Hof u. Stuttgart) neuerdings die neu erstandenen Logen in Manheim (1846), Karlsruhe, Freiburg im Breisgau (1847), Ludwigsburg (1855) u. Heidelberg (1856) hinzugekommen sind. Übrigens besteht in Baiern die Beschränkung, daß Staatsdiener sich der Theilnahme an den Freimaurerlogen zu enthalten haben Großloge Suprême Conseil maçonnique in Luxemburg, mit 2 Logen in Echternach u. Luxemburg.

Hinsichtlich der isolirten Logen ist eine Veränderung nicht eingetreten, es sind deren noch 7, nämlich in Altenburg, Gera, Hildburghausen, Jever (nicht arbeitend), Regensburg (je 1) u. 2 in Leipzig; Logen, die von Großlogen außerhalb Deutschland abhängen, nämlich a) nur noch eine jüdische Loge in Frankfurt a. M., welche unter der Großloge von England steht, die andere hat sich der Gro ßen Loge von Hamburg angeschlossen (s. ob.), u. b) die Loge in Altona, welche verfassungsmäßig unter der Großloge von Dänemark in Kopenhagen steht. In einigen der Länder, in welchen früher die F. ganz untersagt war, haben die Staatsregierungen der Errichtung von Logen ein Hinderniß nicht in den Weg gelegt, so im Großherzogthum Baden. Hier entstand die erste Loge 1846 wieder nach 31 jähriger Ruhe in Manheim, nachdem die Regierung die maurerische Feier bei Errichtung des Erwindenkmals zugelassenhatte (s. oben); hierauf folgte die Errichtung der Logen in Karlsruhe u. in Freiburg im Breisgau 1847; diese 3 badischen Logen schlossen sich dem Logenbund der Großloge von Baireuth an (s. oben). Auch im Kurfürstenthum Hessen, wo die Logen 1824 ihre Thätigkeit einstellen mußten, wurde in Folge des freigegebenen Vereinsrechtes 1849 eine Loge in Kassel errichtet, welche gleich Anfangs einer großen Theilnahme sich erfreute u. sich dem Logenbunde des Königreichs Hannover anschloß; jedoch schon 1850 stellte die Loge wegen eingetretenen Kriegszustandes ihre Thätigkeit ein; nach Aufhebung desselben wurde der Loge 13. Febr. 1855 eröffnet, daß die Wiederzulassung der F. in Kurhessen Allerhöchsten Ortes nicht genehmigt worden sei. In der österreichischen Monarchie, wo die F. seit 1794 streng untersagt war, wurde 1848 ein Versuch zur Reactivirung der Logen gemacht u. namentlich in Wien die früher bestandene Loge zum heiligen Joseph unter reger Theinahme einheimischer, wie auswärtiger Mitglieder ins Leben gerufen, allein der bald darauf angeordnete Belagerungszustand machte der weiteren Thätigkeit ein Ende, ohne daß es bis jetzt gelungen wäre, die Aufhebung des Verbotes zu erlangen. Ebenso wurde im Königreich Böhmen der Versuch gemacht, die dort zerstreut lebenden Freimaurer in Logen zu vereinigen u. diese in Thätigkeit zu setzen, ja sogar eine Großloge zu bilden, allein es scheint unter den jetzigen Verhältnissen die Sache auf sich zu beruhen. Ein gleicher Versuch wurde im Jahr 1848 in Pesth gemacht, es sollte dort eine Loge errichtet werden, allein die bald darauf eingetretenen Kriegsunruhen haben die Ausführung unterbrochen. Es befinden sich gegenwärtig, nachdem in Anhalt-Dessau die Loge in Zerbst u. in Lippe-Detmold die Loge in Detmold in Thätigkeit getreten ist, keine Logen in folgenden deutschen Ländern: in Kurhessen, Anhalt-Köthen, Hessen-Homburg, Liechtenstein, Lippe-Schaumburg, Renß jüngere Linie (Greiz), Schwarzburg-Rudolstadt u. Sondershausen.

Aber auch in anderen europäischen Ländern, welche bis jetzt der F. zugänglich waren, hat diesel be Aufnahme gefunden u. es sind dort Logen gegründet worden, so in Portugal, wo sich seit 1797 Logen gebildet hatten u. den Geist der Duldung verbreiteten; auch in Spanien sind neuerer Zeit, namentlich in Madrid u. Barcelona, Logen errichtet worden, die unter französischen Großlogen stehen; ebenso wird von Logen berichtet, die auf den Jonischen Inseln u. auf Malta thätig sind, diese sind von Engländern errichtet worden. Aber auch aus der Türkei ist sichere Kunde gekommen, daß hier unter den Bekennern des Islam eine der F. ähnliche, wenn nicht ganz gleiche Verbindung besteht, die in früherer Zeit von den Sultanen heftige Verfolgungen zu erdulden hatte, aber jetzt, bes. in Belgrad, in ungestörter Thätigkeit sich befindet.

In den außereuropäischen Erdtheilen. Die in allen englischen, französischen u. niederländischen Colonien bestehenden Logen sind in unausgesetzter lebhafter Thätigkeit, bes. die französischen Logen in Algier, die englischen Logen in Ost- u. Westindien, in Canada, ja sogar in China haben sich 3 englische Logen in Canton, Hongkong u. Shanghae gebildet Desgleichen sind in Oceanien verschiedene Logen (nach neueren Nachrichten be[694] stehen dort über 200 Logen) errichtet worden, u. selbst in Persien sollen Freima urerlogen bestehen. In Ostindien steht die F. in besonderer Blüthe mit 57 Logen, darunter 11 Logen in Madras u. 9 in Calcutta. Zwar wurden mehrere Klagen wegen Unregelmäßigkeiten, die in der zu großen Entfernung von der Großloge von England u. einem allzu abhängigen Verhältniß von dieser ihren Grund hatten, allein es scheint neuerer Zeit diesen Übelständen genügende Abhülfe geworden zu sein. Es hat sich dort wiederholt der Fall ereignet, daß vornehme u. gebildete Hindus in den Logen Aufnahme fanden. In Ostindien erscheint eine Freimaurerische Zeitschrift.

In Nordamerika hat sich nach den neuesten Berichten die F. sehr verbreitet, 1846 bestanden in den Vereinigten Staaten 31 Großlogen, mit 400 u. mehr Töchterlogen. Von vielen dieser Großlogen gingen Bestrebungen zu einer Vereinigung unter eine gemeinsame Großloge u. namentlich der verschiedenen Systeme in ein einziges aus, allein bis jetzt ist dies noch nicht gelungen. In neuester Zeit sind namentlich in dem Westen viele neue Logen errichtet worden; durch die zahlreichen Einwanderungen aus Deutschland haben sich die deutschen Freimaurer zu besonderen Logen vereinigt, u. die in Netd-Orleans bestehende deutsche Loge befindet sich in einem blühenden Zustande. Gegenwärtig bestehen in Nordamerika 25 deutsche Logen; im Allgemeinen befinden sich daselbst gegenwärtig 35 Großlogen mit 3665 Töchterlogen. In den größeren Städten ist man darauf bedacht gewesen, großartige Anstalten als Asyle für hülfsbedürftige Freimaurer u. deren Wittwen u. Waisen zu gründen. Als die Großloge in New-York im April 1848 veranlaßt wurde, die dortigen Freimaurer zur Theilnahme an einer öffentlichen Procession u. anderen Feierlichkeiten, aus Anlaß der in Europa zu Gunsten der Freiheit stattgehabten Ereignisse, aufzufordern, gab sie abschlägigen Bescheid, indem es sich nicht mit den Grundsätzen der F. u. der Genossenschaft vereinigen lasse, an solchen politischen Demonstrationen Theil zu nehmen. 1848 erhob sich in New-York ein Streit über das Stimmrecht der gewesenen Meister vom Stuhle in der Großloge, wodurch die Landlogen, deren Meister wegen der Entfernung die Sitzungen der Großloge nicht besuchten, in Nachtheil geriethen. Bei fortgesetztem Streit entstanden 1849 zwei Großlogen, die eine unter Philipp, die andere unter Willard, von denen die erstere die Rechteder gewesenen Meister vertrat. Erst 1858 haben sich die beiden getrennten Parteien wieder zu einer Großloge vereinigt. In Brasilien ist die F. noch in gleicher Thätigkeit wie früher, 1845 zählte man unter der Großloge von Brasilien 79 einzelne Logen. Außerdem stehen der Leitung des Maurerbundes in Amerika noch vor: die Großloge von Canada, der Großorient von Haiti in Port-au-Prince, der Grand Orient National der Republik Peru u. der Grand Orient der Republik Venezuela.

Meyers Konversations-Lexikon 1887

Freimaurerei (Maurerei, Masonei, franz. Franc-maçonnerie, engl. Free-masonry), Lebenskunst: nach innen edle Gesinnung, selbstbewußte, auf die Erfüllung der menschlichen Bestimmung hingerichtete Arbeit; nach außen kunstgerechtes gesellschaftliches Bauen an der Vollendung der Menschheit. Der Pflege und Fortpflanzung der F. dient der Freimaurerbund (die Freimaurerbrüderschaft, nicht "Orden"), der alle Einzelbünde als gemeinsames Band umschließt und demgemäß eine von allen trennenden Unterschieden des Ranges, Standes, der Volksart und des religiösen Bekenntnisses freie Verbrüderung ist, gebunden nur an das Sittengesetz, an das allen höher strebenden Menschen Gemeinsame. Obgleich der Bund keine einheitliche Organisation und Oberleitung hat, sondern sich in einzelne freie, weltbürgerliche Gemeinden (Logen) und Gemeinschaften (Großlogen) gliedert, so ist er doch seinem innersten Wesen nach ein einiger und allgemeiner; alle Logen auf der ganzen Erde bilden ideell nur Eine Loge. Die Mittel, welche er zur Erreichung seines Zweckes anwendet, sind neben Ausführung symbolisch-dramatischer Handlungen (Ritus, Gebrauchtum) vor allem Lehre und Beispiel, sodann die Pflege schöner Geselligkeit und die übung humaner Werkthätigkeit. Der Freimaurerbund ist kein Geheimbund, sondern vielmehr eine "geschlossene" Gesellschaft; denn geheim ist weder sein Bestehen, noch sind es seine Grundsätze, Mitglieder, Gesetze und seine Geschichte. Geheimhaltung gelobt der Freimaurer (nicht durch einen Eid, sondern lediglich durch das Wort eines ehrlichen Mannes) nur bezüglich der sogen. Erkennungszeichen (Ausweise) und des Kultus. Die Gebräuche und Symbole enthalten nichts, was der guten Sitte und den Staatsgesetzen irgendwie entgegenläuft, sie sind rein ethischer (moralischer) Natur. Die Wirksamkeit des Bundes ist eine geistige, nach innen gerichtete und eine äußere, sichtbare. Die erstere besteht in der geistig-sittlichen Einwirkung auf die Mitglieder, um sie zur Selbstveredelung und zur Befreiung von Vorurteil, Aberglauben und Leidenschaften zu leiten und sie zu guten, für das Gemeinwohl thätigen Menschen zu erziehen, unter stetem Hinweis auf die ewigen Ideen des Wahren, Guten und Schönen. Die äußere Wirksamkeit richtet sich auf Werke der Barmherzigkeit und Menschenliebe, auf Pflege und Gründung wohlthätiger Institute, auf Förderung der Volksbildung und ähnlicher zivilisatorischer Unternehmungen.


Freimaurerei (Zwecke, Wirksamkeit, Organisation)

Was die Organisation des Bundes anlangt, so ist derselbe in selbständige Genossenschaften (Großlogen) föderativ gegliedert ohne Zentralleitung; als Ganzes besteht er nur in der Gemeinschaft des Zweckes und der Grundsätze sowie in dem brüderlichen Verhältnis aller Logen untereinander, vorzugsweise verkörpert in der besuchsweisen Zulassung zu den Versammlungen, in dem Rechte der Freizügigkeit (Affiliation) und der Pflicht gegenseitigen sittlichen Beistandes. Innerhalb der Loge herrscht das allgemeine Priestertum, die Gleichberechtigung aller; alle maurerischen Ämter entspringen der freien Wahl. Die Logen eines Bezirks oder Landes bilden eine Großloge oder einen freien Logenbund, innerhalb dessen wiederum das möglichste Maß von Selbständigkeit herrscht. Die Großloge ist eine Verwaltungsbehörde zur Unterhaltung der Verbindung unter den zu ihr gehörigen Logen, zur Ausgleichung von Streitigkeiten wie zur Aufsicht über die Beobachtung der Statuten. Zugleich vertritt sie die Logen ihres Bundes dem Staat gegenüber. Die Großlogen haben das Recht, alles zu verfügen, was die Aufrechthaltung der Verfassung und die Vollziehung der Gesetze fordert. Bei den Versammlungen der Großloge ist jede Tochter- oder Bundesloge entweder durch ihren Stuhlmeister oder durch einen frei gewählten Repräsentanten vertreten. An der Spitze der Großloge stehen ein Großmeister und ein Beamtenrat. Gegenwärtig können sich Logen nicht aus eigner Machtvollkommenheit bilden, sondern sie haben zu gesetzmäßigem Bestand die urkundliche Ermächtigung (Konstitution, Freibrief) von seiten einer Großloge nötig. Eine Loge wird begründet durch eine hinreichende (gesetzmäßige) Anzahl von Brüdern, die sich unter dem Nachweis von dem Vorhandensein der nötigen geistigen Kräfte und materiellen Mittel mit der Bitte um eine Konstitution an eine der gesetzmäßig anerkannten Großlogen wenden. Die Großloge erteilt dieselbe, wenn keine Bedenken vorliegen, und weiht die neue Loge ein, wonach diese sich dann nach den ihr erteilten Gesetzen u. Gebräuchen (Ritualen) fortan zu richten hat, gleichzeitig aber auch von allen Freimaurerwerkstätten der Welt als gerechte und vollkommene Loge anerkannt wird. Nicht gehörig konstituierte Logen heißen Winkellogen, deren Mitglieder in andern Logen nicht als Besuchende zugelassen werden. Die Logen heißen Johannislogen, weil sie Johannes den Täufer als Patron verehren, und sie arbeiten in den drei Graden des Lehrlings, Gesellen und Meisters. Mit Rücksicht auf die in ihnen übliche Farbe heißen sie auch blaue Logen. Logen, welche während eines Kriegs im Feld arbeiten, heißen Feldlogen. Jede Loge führt einen symbolischen Namen, dem der Name des Ortes, wo sie ihren Sitz hat, beigesetzt wird, z. B. Minerva zu den drei Palmen im Orient zu Leipzig. Außer den eigentlichen Mitgliedern gibt es noch Ehrenmitglieder, Brüder auswärtiger Logen, die sich um die Loge oder den Bund verdient gemacht haben, musikalische Brüder, die meist keine Beiträge zahlen, dagegen die Feierlichkeiten der Logen durch Musik erhöhen, und dienende Brüder, die nicht stimmfähig sind und die Aufwartung in der Loge und bei Tafel etc. besorgen. Der Meister vom Stuhl (Logenmeister) leitet die Logenangelegenheiten. Ihm zur Seite steht in größern Logen der "deputierte oder zugeordnete Meister", der ihn bei Abwesenheit vertritt. Die übrigen Beamten werden entweder aus den Meistern gewählt, oder vom Meister vom Stuhl ernannt; es sind: zwei Aufseher, Zeremonienmeister, Sekretär, Archivar, Bibliothekar, Schatzmeister, Armenpfleger, Redner und die Schaffner (Stewards). Sämtliche Beamte bilden das Beamtenkollegium (Beamtenloge), welches wichtige Logensachen vor der eigentlichen Versammlung berät. In mehreren Ländern hat der Regent oder ein Prinz das Protektorat der Logen seines Landes übernommen. Zu den Beamten gehört auch der Wachthabende (Thürhüter oder Ziegeldecker), der darauf achtet, daß während der Versammlung kein Unbefugter eintrete. Als Bedingungen der Aufnahme in den Freimaurerbund stellt die Verfassung fest: staatsbürgerliche Freiheit und Volljährigkeit, guten Ruf, idealen Sinn, angemessene Bildung und Berufsbeschäftigung, Unterwerfung unter die Gesetze des Bundes. In den Logen schwedischen Systems (Schweden, Dänemark, Große Landesloge von Deutschland in Berlin) und in denen der Großloge zu den drei Weltkugeln in Berlin tritt noch als Erbe früherer Verirrungen das Erfordernis des christlichen Bekenntnisses hinzu. Hat der Petent, der durch einen Bruder dritten Grades angemeldet sein muß, die ihm behändigten Fragen beantwortet, so wird über ihn abgestimmt, und er erhält nach erfolgter Aufnahme ein Certifikat als Ausweis beim Besuch fremder Logen. Der Übertritt eines Freimaurers in eine andre Loge erfolgt durch Affiliation. In den zweiten und dritten Grad sowie in die höhern Grade geht man durch besondere "Beförderungslogen". Der Sohn eines Maurers (Lufton, altengl. lewis, Stärke) genießt bei der Aufnahme einige Vorteile. Die mystischen höhern Grade der F. sind meist verschwunden. Die unter einer Großloge stehenden Logen (Töchterlogen) Bilden einen Logenbund (System), und die meisten Logenbünde oder Großlogen stehen unter sich im Verhältnis gegenseitiger Repräsentation (einer Art von Gesandtschaften) und tauschen ihre Verhandlungen (Protokolle) gegeneinander aus. Die zu einem Logenbund (Großloge) vereinigten Logen haben eine gemeinsame Verfassung, welche fast überall auf rein demokratischer Grundlage ruht. Nur bei den Großlogen schwedischen Systems ist eine hierarchische Verfassung üblich. Gewisse Grundgesetze gelten für die ganze Brüderschaft im allgemeinen, außerdem hat aber jeder Logenbund und jede einzelne Loge ihre besondern Gesetze (Lokalgesetze). Isolierte (unabhängige) Logen stehen unter keiner Großloge; Provinziallogen heißen die Logen einer Provinz, die unter einer Großloge stehen. Will ein Freimaurer wieder aus der Loge treten, so "deckt" er die Loge, d. h. erklärt seinen Abgang. Mitglieder, die ihre Pflichten nicht erfüllen, werden "gestrichen" oder wegen sittlicher oder maurerischer Vergehen "ausgeschlossen". Die meisten Symbole der F. sind der Baukunst entlehnt und haben eine sittliche Bedeutung. Die Freimaurer erkennen sich untereinander an Zeichen, Griff und Wort, und es sind selbst gewisse Erkennungs- (Paß-) Worte für jeden Grad bestimmt. Ein Notzeichen darf nur in Lebensgefahr und in höchster Not angewendet werden und verpflichtet jeden Bruder zur Hilfeleistung. Bedeutungsvoll sind auch gewisse Zahlen, vor allen als "heilige Zahl" die 3, dreimal 3 oder 9, ferner die 5 und 7. Außer den Arbeits- (Aufnahme- und Beförderungs-) Logen gibt es Instruktions- und Festlogen (Johannis- und Stiftungsfest). Trauerlogen werden zum Gedächtnis verstorbener Brüder abgehalten. Die Logentage pflegen im Logenkalender verzeichnet zu sein, welcher der Logenliste, dem Verzeichnis sämtlicher Brüder, angehängt ist. Nach Festlogen und Aufnahmen werden oft Tafellogen gehalten. Die Brüder bleiben dabei in ihrer Bekleidung und beobachten ein vorgeschriebenes Ritual; Reden (Toaste), Musik und Gesang besonderer Freimaurerlieder würzen das Mahl. Geschieht das Zusammenspeisen ohne maurerische Bekleidung, so heißt es ein Brudermahl. Wie sich die Tafelloge zum Brudermahl verhält, so zur eigentlichen Loge der Logenklub, d. h. eine meist wöchentliche Versammlung, woran nur Maurer teilnehmen, jedoch ohne maurerische Bekleidung und Ritual, und wobei maurerische Gegenstände besprochen werden. Unter Schwestern versteht die F. neben den leiblichen Schwestern der Brüder auch deren Gattinnen und Bräute; manche Logen vereinen sie bei feierlichen, außerordentlichen maurerischen Begebenheiten zu Schwesterlogen. Die französische Maurerei hat auch Adoptionslogen, an denen Frauen und Männer zugleich teilnehmen.


Geschichte der Freimaurerei (Geschichte bis zum 18. Jahrhundert)

Der Ursprung des Freimaurerbundes ist früher mit Unrecht auf den Salomonischen Tempelbau, auf die ägyptischen und griechischen Mysterien, den Pythagoreerbund, die Essäervereine, die römischen Collegia oder Sodalitia der Bauleute, die Druiden, die Culdeers (s. d.), die Ritterorden des Mittelalters, namentlich die Tempelherren, zurückgeführt worden. Erst die neuere historische Kritik der deutschen Forscher Kloß, Keller, Fallou, Lachmann, Findel u. a. hat das frühere Dunkel gelichtet und den Nachweis geliefert, daß die Wurzeln des Bundes kaum über das 13. Jahrh. hinausreichen. Der Freimaurerbund ist hervorgegangen aus der Brüderschaft der Steinmetzen und deren Bauhütten (s. d.), die anfangs mit den Klöstern, namentlich denen der Benediktiner, im engsten Zusammenhang standen, später aber sich unabhängig machten und unter sich den Bund deutscher Steinmetzen unter der Leitung von vier Haupthütten schlossen, unter denen Straßburg den obersten Rang einnahm. Die vorhandenen Steinmetzordnungen, deren älteste, die Straßburger, dem Jahr 1459 angehört, deuten bereits auf eine über ganz Deutschland und die Schweiz verzweigte Verbrüderung, welche durch das Geheimnis des Grußes und des Handschenks sowie durch das eidliche Gelöbnis der Verschwiegenheit nach außen abgeschlossen und durch eine gemeinsame, 1498 vom Kaiser Maximilian sanktionierte Gesetzgebung zusammengehalten wurde. An der Spitze der Steinmetzbrüderschaft stand nach alter Sitte ein frei nach Verdienst gewählter Vorsteher, Stuhlmeister, der in jedem Jahr neu gewählt wurde und "nach Handwerksgebrauch und Gewohnheit" alle Streitigkeiten schlichtete. Die übrigen Brüder standen sich als solche gleichberechtigt gegenüber. Der Geselle war verpflichtet, den Lehrling in seiner Kunst zu unterrichten. Jeden Monat fand eine Versammlung statt, bei welcher alle Angelegenheiten beraten und Gericht gehalten wurde. Zu Ende des 13. und Anfang des 14. Jahrh. fand zwischen Deutschland und Großbritannien ein fortwährendes Hinüber- und Herüberwandern der Bauleute statt, und die deutsche Bauhütte gelangte so nach diesen Inseln. Die englischen Bauleute waren aber nicht so frei wie die deutschen, sondern standen unter polizeilicher Aufsicht und wurden vom Gesetz als Handwerker betrachtet. Die älteste Urkunde der englischen Maurer ist die von Halliwell im Britischen Museum entdeckte aus dem 15. Jahrh. Allmählich verfielen die Bauhütten mit der Abnahme der Baulust, mit der fortschreitenden Bildung seit der Reformation und der Unterdrückung der mit ihnen in geistiger Wechselwirkung stehenden altevangelischen Gemeinden; es gab für sie kein Geheimnis mehr, das Band der Brüderschaft ward immer lockerer. Nun aber bereitete sich der Beginn einer neuen Epoche des Bundes vor. Mit dem Ende des 16. und zu Anfang des 17. Jahrh. schlossen nämlich auch gelehrte Laien (angenommene Maurer, accepted masons) sich den Logen der Freemasons an. Diese waren von bedeutendem Einfluß auf die Umgestaltung der alten Brüderschaft, insbesondere zur Zeit, als die Paulskirche zu London aufgeführt wurde. Nach ihrer Vollendung schmolz die Zahl der Logen in Südengland bis auf wenige zusammen. Die übrigbleibenden Mitglieder, zum großen Teil angenommene, sahen ein, daß die Verbindung einen geistigen Schatz berge, der wert sei, erhalten zu werden. Die religiösen und politischen Stürme der unmittelbaren Vergangenheit hatten überdies die Notwendigkeit der Duldung nahegelegt und an Mäßigung, Versöhnung und Gerechtigkeit gemahnt, und das Zeitalter der Aufklärung hatte Ideen gezeitigt, deren beste nur ein Gefäß brauchten, um für die Nachwelt fruchtbar gemacht zu werden. So drängte die ganze geistige Bewegung der Zeit zu einer neuen Organisation. Man beschloß, die Werkmaurerei in Geistesmaurerei umzuwandeln. Vier alte Werkmaurerlogen in London und Westminster vereinigten sich 1716 und 1717 zu einer Großloge, zur Wahl eines Großmeisters (sayer) und zu einer Neugestaltung in Kultus und Verfassung und zwar unter der Leitung des Predigers J. ^[James] Anderson, des Naturforschers Theoph. Desaguliers und des Altertumforschers G. Payne. Man behielt den Namen "Freimaurer" bei, ebenso das Wappen der alten Masons, das Siegel des Geheimnisses (Zeichen, Wort und Griff) und die mythische Urgeschichte, wesentlich eine Geschichte der Baukunst; die Gesetze wurden, den neuen Verhältnissen entsprechend, weiter entwickelt und in der neuen Form 1723 dem Druck übergeben (Konstitutionsbuch der freien und angenommenen Maurer). Die erste der alten Pflichten schärft den Mitgliedern Gehorsam gegen das Sittengesetz und Duldsamkeit ein; die Mitglieder sollen nur zu der Religion verpflichtet sein, in der alle Menschen übereinstimmen, d. h. sie sollen gute und treue Männer sein, Männer von Ehre und Rechtschaffenheit, durch welche Benennungen und Glaubensbekenntnisse sie sich auch unterscheiden mögen. Hierdurch, heißt es weiter, wird "die Maurerei der Mittelpunkt der Vereinigung und das Mittel, treue Freundschaft unter Personen zu stiften, die sonst in beständiger Entfernung voneinander hätten bleiben müssen".


Freimaurerei (geschichtliche Entwicklung in einzelnen Ländern)

Der maurerische Ritus, das Zeremoniell, ward nach Gründung der Großloge mannigfach erweitert; die Akte der Aufnahme wurde in drei Teile zerlegt, woraus um 1720-30 die jetzigen drei Grade des Lehrlings, Gesellen und Meisters hervorgingen. In dieser neuen, vergeistigten Gestalt fand die F. in verhältnismäßig kurzer Zeit die weiteste Verbreitung. Zunächst folgte (1730) Irland mit Errichtung einer Großloge; 1736, am Andreastag, folgten die alten Logen Schottlands in Edinburg, deren Protokolle bis ins 15. Jahrh. zurückreichen. Das hohe Alter der schottischen Logen, der poetische Reiz, der die alten Abteien von Kilwinning, Aberdeen u. a. umgab, und andre Umstände wurden in der Folge von maurerischen Schwindlern und Abenteurern benutzt, um neue Grade, Legenden und Systeme Anzuschwärzen, die man die schottischen nannte. Im Gegensatz zur englischen Maurerei behauptete man, diese neuen Schöpfungen enthielten die ältere Maurerei, und da die Großloge von Schottland 30. Nov. eingesetzt wurde, wählte man für die sogen. höhern Grade und ihr angebliches Mysterium den heil. Andreas zum Schutzpatron und nannte die Logen Andreaslogen. So entstand neben der symbolischen oder Johannismaurerei im Lauf der Zeit die Andreasmaurerei. Das zweifelhafte Verdienst, die reine und ursprüngliche Maurerei durch das Ritter- und Ordensunwesen verunstaltet und auf Irrwege geleitet zu haben, gebührt Frankreich. In England bildete sich zwischen 1739 und 1752 aus unregelmäßig aufgenommenen Maurern und abgefallenen oder gestrichenen Logen eine maurerische Sekte, welche den Namen "Alte oder Yorkmaurerei" annahm und einen höhern Grad, den Royal-Arch (vom königlichen Gewölbe), einführte. Die Spaltung der neu- und altenglischen Maurer dauerte fort bis 1813, wo dem neuenglischen Großmeister Herzog von Sussex die Vereinigung beider Großlogen gelang; das neue Konstitutionsbuch erschien 1815 (3. Aufl. 1841). Die schnelle Ausbreitung der Maurerei rief bald von seiten der Kirche wie des Staats Besorgnisse und Reaktion hervor, und es ward die F. in Neapel 1731, in Polen 1734, in Holland 1735, in Frankreich 1737, in Genf, in Hamburg, in Schweden und von Kaiser Karl VI in den österreichischen Niederlanden 1738, in Florenz 1739 untersagt; am furchtbarsten aber wütete gegen die Freimaurer die Inquisition in Spanien und Portugal. Den schon 1738 gegen die Freimaurer vom Papst Clemens XII. erlassenen Bannfluch erneuerten Benedikt XIV., Pius IX. und Leo XIII in haßschnaubenden Encykliken. Manche Länder nahmen das Verbot bald wieder zurück, und in Deutschland sicherte die Aufnahme Friedrichs d. Gr. des Bundes Fortbestehen.

In Frankreich gründete 1754 der Chevalier de Bonneville ein Kapitel der Hochgrade, genannt das Kapitel von Clermont (von seinem Logenlokal, dem Palast Clermont zu Paris). Diesem folgten 1756 das der "Ritter vom Orient", 1758 das der "Kaiser vom Morgen- und Abendland", welche sich die pomphaftesten Titel beilegten und 25 Grade hatten. Von da ab entstanden der Reihe nach die verschiedenartigsten Hochgradsysteme und Oberbehörden. Nach Schweden war die F. schon 1736 verpflanzt worden, wo König Friedrich 1738 ihre Versammlungen bei Todesstrafe verbot; später stellte er sich jedoch selbst an ihre Spitze. Sie gestaltete sich hier um 1760 auf Grund französischer und andrer Hochgradmaterialien zu einem eignen, hierarchisch eingerichteten, gnostisch-kabbalistischen System mit 9 Graden um, das sich in den alleinigen Bewahrer des Geheimnisses, den Ordensmeister (Vicarius Salomonis, Stellvertreter Christi) zuspitzt. In Rußland konnte lange Zeit keine eigentliche Großloge zu stande kommen, wiewohl Kaiserin Katharina II die F. sehr begünstigte. Hier wie in Polen wurden 1822 die Logen geschlossen. In Holland hatte die F. unter der Bedingung, daß alle Logen des Landes unter Einer Großloge zu Haag ständen, 1756 die Anerkennung von seiten des Staats erlangt. In Dänemark wurde 1792 die F. von Staats wegen unter den Großmeister Prinzen Karl von Hessen gestellt; die Großloge arbeitet nach dem schwedischen System. In der Schweiz gab es ehedem verschiedene Oberbehörden; seit 1844 haben sich die Schweizer Logen zu einer Großloge "Alpina" geeinigt. Auch in Italien blühte die F.; fast in allen Städten der Lombardei entstanden Logen, ja selbst in Rom wurde eine solche konstituiert und trat mit dem Großen Orient in Paris in Verbindung. Bald aber teilten diese Logen das Schicksal der neapolitanischen, spanischen und portugiesischen und wurden nach der Restauration wegen ihrer Verwandtschaft mit den französischen Logen sämtlich sistiert. Seit der Einigung Italiens unter dem Zepter Viktor Emanuels tauchten rasch auch die Logen wieder auf, die sich 1874 zu Einer Großloge, dem Großorient zu Rom, vereinigten, der 1875 seinen Tempel feierlich einweihte.

Freimaurerei (Entwickelung in Deutschland)

Der geschichtliche Verlauf der F. in Deutschland zeigt im großen und ganzen dieselben Momente, die wir bisher in ihrem allgemeinen Entwickelungsgang kennen lernten: erst die reine englische Maurerei (Geselligkeit, Toleranz, Wohlthätigkeit), sodann die Verirrungen des Hochgradwesens (Templerei, Rosenkreuzerei, Magie), endlich in diesem Jahrhundert Humanitätskultus, letzterer jedoch mit bewußterer Basis als in allen übrigen Ländern. Kaum war 1733 zu Hamburg die erste Loge in Deutschland von der englischen Großloge gegründet worden, als in kurzer Zeit so viele andre entstanden, daß schon 1737 Heinrich Wilhelm v. Marschall, Erbmarschall von Thüringen, zum Provinzialgroßmeister für Obersachsen ernannt wurde. Eine bedeutende Förderung erhielt die Sache der F. dadurch, daß sich 1738 Kronprinz Friedrich von Preußen durch eine Deputation von Hamburg zu Braunschweig aufnehmen ließ. Das französische Templerwesen fand auch in Deutschland Eingang und mit ihm zugleich die übrigen Hochgrade, deren ganze Entwickelung sich an die Geschichte der sogen. strikten Observanz anknüpfte. Der Stifter und Verbreiter derselben war der Reichsfreiherr Karl Gotthold v. Hundt und Alt-Grottkau. Derselbe war in Paris zum Katholizismus übergetreten, 1743 von dem Clermontschen Hochkapitel zu den höhern Graden, selbst zum Tempelherrn, befördert. Nach Deutschland zurückgekehrt, errichtete er einen Logenbund, welchem er den Namen "Strikte Observanz" gab, weil in den lateinischen Reversen jedes Mitglied strengen Gehorsam (strictam obedientiam) geloben mußte. Man teilte den "Orden" in neun Ordensprovinzen. War Hundt ein wohlmeinender, betrogener Betrüger, so folgten ihm bald bewußte Gauner und Schwindler, zunächst Phil. Sam. Rosa, der eine Zeitlang mit einem neuen System sein Wesen trieb. Ihm folgte der Kriegsrat v. Koppen 1767 mit der Stiftung der Afrikanischen Bauherren, welche ihre geheime Weisheit von den ägyptischen Großmeistern, den Pharaonen, herleiteten, sodann Johnson a Fünen (sein eigentlicher Name war Becker oder Leucht), der in dem Kapitel des Rosaschen Systems zu Jena 1763 mit dem Vorgeben auftrat, der Großprior des wahren Templerordens zu sein. Inzwischen trat der nachmalige darmstädtische Hofprediger Stark mit dem Klerikat der Tempelherren hervor, das sich auf dem Konvent zu Kohlo mit der Strikten Observanz zu vereinigen suchte, und trieb der Geisterseher Schrepfer sein Wesen in Leipzig. Diese Wirren führten (1775) zu einem Konvent in Wiesbaden und (1782) zu dem von Wilhelmsbad bei Hanau, wo als Zweck der F. die moralische Vervollkommnung auf Grundlage der christlichen Religion festgesetzt, doch zugleich der noch immer nicht ganz erloschenen Vorliebe für das Rittertum durch die Gründung eines neuen Grades, "der Ritter von der Wohlthätigkeit", Rechnung getragen wurde. In diesem Wilhelmsbader oder rektifizierten (schottischen) System, dem nun der Herzog von Braunschweig seine ganze Pflege zuwandte, erlosch nach seinem Tod allmählich die Strikte Observanz. Von jetzt ab regte sich in der deutschen Brüderschaft das Streben nach Rückkehr zu den alten, einfachen Grundlagen der echten F. Deutschland übernahm nun an Stelle des stabil verbleibenden England die Aufgabe, durch gründlichere Erfassung der Idee der Maurerei und durch sorgfältige Erforschung ihrer Geschichte diese Rückkehr anzubahnen. Dahin gehören die Bestrebungen des eklektischen Bundes, der mit dem am 18. März 1783 erlassenen Zirkularschreiben, das zugleich die Bundesakte bildete, in Frankfurt a. M. ins Leben trat. Das sogen. christliche Prinzip, das er anfangs festhielt, streifte er 1843 ab. Ihm folgte die Große Nationalloge zu den drei Weltkugeln 1784, die mit ihren Töchterlogen von allen maurerischen Verbindungen, also auch vom Wilhelmsbader System, sich für unabhängig und das Wesen der F. in den drei Johannisgraden für abgeschlossen erklärte; zwar fügte sie noch vier Hochgrade hinzu, doch nur als Erkenntnisstufen, welche die Kenntnis der verschiedenen Systeme und ihrer Symbole vermitteln sollen, ohne irgend eine Art Suprematie zu üben. In gleicher Weise vollzog die aus der Loge Royal York durch Trennung in vier Logen hervorgegangene Großloge Royal York zur Freundschaft unter der Leitung von I. A. ^[Ignaz Aurelius] Feßler eine Revision ihres Rituals und ihrer Verfassung und nahm statt der vier höhern Grade sechs Erkenntnisstufen an (Allerheiligstes, Justifikation, Feier, Übergang, Heimat, Vollendung). Im J. 1803 wurden die sechs Erkenntnisstufen auf eine reduziert. Eine noch entschiedenere und bedeutsamere Umgestaltung erfuhr die Große Loge von Niedersachsen zu Hamburg, ursprünglich eine englische Provinzialloge, durch Schröder (Schrödersches oder Hamburger System), insofern dieser alle höhern Grade beseitigte und nur die drei Johannisgrade stehen ließ und zugleich das Reinmenschliche zum Prinzip erhob. Im Gegensatz hierzu verharrte die dritte preußische Großloge in ihrer Ausnahmestellung. Der preußische Generalstabsarzt Ellermann, infolge von Adoption v. Zinnendorf genannt, der von dem Großsekretär der Großloge in Schweden deren Akten zum großen Teil erhalten hatte, erklärte die Strikte Observanz für unecht und vereinigte 1770 zwölf auf der Basis der schwedischen Ordensdokumente gegründete Logen zu einer Großen Landesloge Deutschlands. Da sich dieselbe als maurerische Oberbehörde aller deutschen Logen aufwarf, konnten Streitigkeiten mit den übrigen Großlogen nicht ausbleiben; selbst die Großloge von Schweden nahm eine Zeitlang eine feindliche Stellung zu ihr ein, bis sie erst später ihr die vollständigen Akten auslieferte. Außer den genannten sechs Großlogen entstanden in Deutschland noch vier, nämlich 1813 die Landesloge von Sachsen, die Große Loge des Königreichs Hannover, welche sich 1866 infolge der Einverleibung des Landes auflösen mußte, und deren Logen sich meist der Großloge Royal York anschlossen, die Großloge zur Sonne in Baireuth und 1846 die Großloge zur Eintracht in Darmstadt.

In den 40er Jahren fing die steigende politische Bewegung an, dem Bund nachteilig zu werden; die thätigen Kräfte zogen sich zurück, und den Männern des Fortschritts, deren Parteizwecken der Bund als neutraler Friedenstempel nicht dienen konnte, galt die F. als "überwundener Standpunkt". Die Revolutionsjahre 1848-49 brachten vollends Parteiung und Stillstand in die Logen und die nachfolgende Zeit der Reaktion eine zunehmende geistige Erschlaffung, die sich in der kläglich dahinsiechenden Presse abspiegelte und selbst durch die Angriffe von außen (Eckert und Hengstenberg) nicht beseitigt wurde. Eine entschiedene Wendung zum Bessern ward erst durch die seit 1858 erscheinende maurerische Zeitschrift "Die Bauhütte" (hrsg. von J. G. ^[Josef Gabriel] Findel, s. d.) hervorgebracht, die einen reformatorischen Ton anschlug und eine ungewöhnliche Bewegung in die Logen brachte. Alle tüchtigern Kräfte schlossen sich ihr im Flug an, die maurerische Litteratur nahm einen neuen Aufschwung, und die meisten Großlogen, anfangs mit Bann und Zensur drohend, entschlossen sich zu einer zeitgemäßen Revision ihrer Verfassungen und Rituale, namentlich seit dem Bestehen des 1861 gegründeten Vereins deutscher Freimaurer, der in jährlichen Wanderversammlungen mit der "Bauhütte" für eine idee- und zeitgemäße Weiterbildung des Bundes, für Einführung eines allgemeinen Grundgesetzes, für größere Öffentlichkeit, Beförderung geschichtlicher Forschung, Beseitigung des Dogmatismus und christlicher Ausschließlichkeit, Abschaffung des Titelwesens, der Hochgrade und andrer Mängel, vor allem auch für umfassende maurerische Werkthätigkeit eintrat. Infolge dieser Wirksamkeit haben die deutschen Großmeister "allgemeine Sätze" vereinbart und 1872 den deutschen Großlogenbund mit wechselndem Vorsitz gegründet. Ganz vermochte sich dieser Bewegung selbst die stabile Große Landesloge von Deutschland nicht zu entziehen, deren Ordensmeister, der preußische Kronprinz Friedrich Wilhelm, nach dem Erscheinen von Findels Schrift gegen dieselbe ("Schule der Hierarchie und des Absolutismus") sich in einer freisinnigen Johannisfestrede für historische Forschung und zeitgemäße Umgestaltung der F. aussprach, und die trotz ihrer Geheimthuerei die Herausgabe einer Zeitschrift ("Die Zirkelkorrespondenz") gestatten mußte. Als die Forschungen zu ungunsten des schwedischen Systems ausfielen, legte der Kronprinz sein Amt nieder und blieb nur stellvertretender Protektor sämtlicher deutschen Großlogen. Als der Verein deutscher Freimaurer nach Verdrängung Findels aus dem Vorstand zu erschlaffen begann, gründete dieser 1884 den Lessingbund deutscher Freimaurer, der die Reformarbeit von neuem aufnahm.


Stand der Freimaurerei in der Gegenwart

In Großbritannien bestehen drei Großlogen: Die Vereinigte große Loge von England zu London mit 1994 Logen, Großmeister ist der Prinz von Wales; die Großloge von Schottland in Edinburg mit 535 Töchterlogen; die Großloge von Irland zu Dublin mit 497 Logen. In Frankreich bestehen der Grand-Orient de France mit 301 Logen, der Conseil Suprême mit 70 Logen und die Symbol-Großloge mit 20 Logen. Präsident des Bundesrats (des Grand-Orient) ist Dalsace. Der Groot-Oosten (Großloge) des Königreichs der Niederlande zählt 82 Logen; Großmeister ist Richter van Diggelen in Zwolle. An der Spitze der belgischen Logen steht der aus den Deputierten der einzelnen Logen gebildete Grand-Orient de Belgique zu Brüssel mit 14 Logen, dessen Großmeister Prof. Goblet d'Alviella ist. Daneben besteht, für die Hochgrade, der Conseil Suprême de Belgique. Unter dem Conseil Suprême zu Luxemburg arbeiten 2 Logen. Die Großloge der Schweiz, "Alpina", gegründet 1844, zählt 34 Logen; Großmeister ist Ingenieur Jung in Winterthur. Die Großloge von Dänemark, an deren Spitze als Ordensmeister der Kronprinz Friedrich steht, hat 9 Logen unter sich. Die Große Landesloge von Schweden, deren Ordensmeister der König Oskar II ist, zählt 21 Johannislogen. In Deutschland arbeiten im ganzen 378 Logen unter folgenden Großlogen, die sich seit 1872 zu einem Großlogenbund mit wechselndem Vorsitz vereinigt haben, und in 5 unabhängigen (isolierten) Logen: die Nationalmutterloge zu den drei Weltkugeln in Berlin; die Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland in Berlin; die Große Loge von Preußen, genannt Royal York zur Freundschaft; die Große Mutterloge des eklektischen Bundes in Frankfurt a. M.; die Große Loge zu Hamburg (nach Schröderschem System); die Große Landesloge von Sachsen zu Dresden; die Große Loge zur Sonne in Baireuth; die Großloge des Freimaurerbundes zur Eintracht in Darmstadt. Isolierte Logen bestehen zu Altenburg, Gera, Hildburghausen und 2 in Leipzig.

In der österreichischen Monarchie, wo die F. seit 1794 untersagt war, haben sich in Wien die Logen "Humanitas", "Zukunft", "Sokrates", "Eintracht", "Konkordia", "Freundschaft" und "Schiller" aufgethan, die indessen auf ungarischem Boden arbeiten müssen. Im Königreich Ungarn haben sich die bisher bestandenen 2 Großlogen (mit 37 Logen) Anfang 1886 vereinigt; ihr Großmeister ist F. Pulszky. In Italien besteht ein Großorient zu Rom mit 200 Logen; in Portugal der Großorient von Lusitanien mit 70 Logen; in Spanien bestehen 3 Großlogen mit über 400 Logen. In Athen hat die Großloge für Griechenland 9 Logen. Außerdem bestehen die Großlogen von Neubraunschweig in St. John (32 Logen), von Kanada in Hamilton (349 Logen), von Quebec in Montreal (85 Logen), von Nova Scotia zu Halifax (66 Logen), von Britisch-Columbia in Victoria (6 Logen), von Manitoba (28 Logen), von Prince Edwards Island (10 Logen), von Peru in Lima (10 Logen), von Chile in Valparaiso (19 Logen), 2 von Brasilien in Rio de Janeiro (169 Logen), von Venezuela in Caracas (40 Logen), von Kolumbien in Bogotá, von Neugranada in Cartagena, von Uruguay in Montevideo (34 Logen), von Argentinien in Buenos Ayres (53 Logen), von Haïti in Port au Prince (18 Logen), von San Domingo (11 Logen), von Cuba in Santiago (76 Logen), von Mexiko (12 Logen) und von Liberia in Monrovia (6 Logen), von Tunis, von Victoria (12 Logen). In den Vereinigten Staaten von Nordamerika bestehen gegenwärtig 43 Großlogen mit 7981 Töchterlogen und über 500,000 Mitgliedern, darunter 86 deutsche Logen; außerdem hat fast jeder Staat eine Großloge Farbiger mit vielen Töchterlogen, deren älteste die Prince Hall-Großloge in Boston ist.

Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon 1911

Freimaurerei, Maurerei oder Masoney (engl. free-masonry, frz. franc-maçonnerie), das unter symbolischen Formen, Bildern und Gebräuchen, die meist der Werkmaurerei entnommen sind, sich äußernde gemeinsame Streben nach sittlicher und geistiger Veredelung und Beförderung von Glückseligkeit bei sich und den Mitmenschen durch gute Taten, in rein menschlicher und weltbürgerlicher Weise. Die Freimaurer sind vereinigt in einer weitverbreiteten geschlossenen Gesellschaft, dem Freimaurerbund, geloben Geheimhaltung der Aufnahmegebräuche und Erkennungszeichen, bilden Gemeinschaften, sog. Logen, arbeiten in drei Graden (Lehrlinge, Gesellen, Meister). An der Spitze eines Logenbundes steht eine Großloge; das Haupt einer Loge ist der Meister vom Stuhl.

Den Ursprung der F. hat man in den Bauhütten (s.d.) des Mittelalters zu suchen. Der neuere Freimaurerbund entstand 1717, wo die vier in London noch bestehenden Bauhütten (Logen) zu einer Großloge zusammentraten, welche der Werkmaurerei entsagte und sich zur Aufgabe machte, den geistigen Bau, d.h. die Erhebung und Einigung der Menschheit, zu befördern. Der Prediger Anderson verfaßte 1721 nach alten Urkunden die Konstitution, seitdem Haupturkunde des Bundes. Schnell wurden überall neue Logen gegründet; in Deutschland 1737 in Hamburg, 1738 in Dresden, 1740 in Berlin, 1741 in Leipzig. Die hervorragendsten Fürsten, Kaiser Franz I. und König Friedrich II. von Preußen, gehörten dem Bunde an. Obwohl Abenteurer und Schwärmer (Rosenkreuzer, Alchimisten, Schotten, Tempelherren, Jesuiten, Illuminaten) den Bund für ihre Zwecke zu benutzen suchten, bewahrte er seine alte Einfachheit; seit dem 19. Jahrh. entwickelte er sein inneres Wesen durch geschichtliche und philos. Darstellung desselben. Trotz vieler Anfeindungen und Verfolgungen (von mehrern Päpsten verdammt) hat sie bei allen gebildeten Völkern Eingang gefunden. Gegenwärtig gibt es mehr als 8000 Logen (409 in Deutschland) und 100 Großlogen (8 in Deutschland).


Meyers Großes Konversations-Lexikon 1907

Freimaurerei (Maurerei, franz. Franc-maçonnerie, engl. Free masonry), Lebenskunst: nach innen edle Gesinnung, selbstbewußte, auf die Erfüllung der menschlichen Bestimmung hingerichtete Arbeit; nach außen kunstgerechtes gesellschaftliches Bauen an der Vollendung der Menschheit. Der Pflege und Fortpflanzung der F. dient der Freimaurerbund (die Freimaurerbruderschaft, nicht »Orden«), der alle Einzelbünde als gemeinsames Band umschließt und eine von allen trennenden Unterschieden des Ranges, Standes, der Volksart und des religiösen Bekenntnisses freie Verbrüderung ist, gebunden nur an das Sittengesetz, an das allen höher strebenden Menschen Gemeinsame. Obgleich der Bund keine einheitliche Organisation und Oberleitung hat, sondern sich in einzelne freie, weltbürgerliche Gemeinden (Logen) und Gemeinschaften (Großlogen) gliedert, so ist er doch seinem innersten Wesen nach ein einiger und allgemeiner. Die Mittel, die er zur Erreichung seines Zweckes anwendet, sind neben Ausführung symbolisch-dramatischer Handlungen (Ritus, Gebrauchtum) vor allem Lehre und Beispiel, sodann die Pflege schöner Geselligkeit und die Übung humaner Werktätigkeit. Der Freimaurerbund ist kein Geheimbund, sondern eine »geschlossene« Gesellschaft; denn geheim ist weder sein Bestehen, noch sind es seine Grundsätze, Mitglieder, Gesetze und seine Geschichte. Geheimhaltung gelobt der Freimaurer (nicht durch einen Eid, sondern lediglich durch das Wort eines ehrlichen Mannes) nur bezüglich der sogen. Erkennungszeichen (Ausweise) und des Kultus. Die Gebräuche und Symbole enthalten nichts, was der guten Sitte und den Staatsgesetzen entgegenläuft, sie sind rein ethischer (moralischer) Natur. Die Wirksamkeit des Bundes ist eine geistige, nach innen gerichtete, und eine äußere, sichtbare. Die erstere besteht in der geistig-sittlichen Einwirkung auf die Mitglieder, um sie zur Selbstveredelung und zur Befreiung von Vorurteil, Aberglauben und Leidenschaften zu erziehen. Die äußere Wirksamkeit richtet sich auf Werke der Barmherzigkeit und Menschenliebe, auf Pflege und Gründung wohltätiger Institute.

Organisation des Bundes

Was die Organisation des Bundes anlangt, so ist derselbe in selbständige Genossenschaften (Großlogen) föderativ gegliedert; als Ganzes besteht er nur in der Gemeinschaft des Zweckes und der Grundsätze sowie in dem brüderlichen Verhältnis aller Logen untereinander, vorzugsweise verkörpert in der besuchsweisen Zulassung zu den Versammlungen, in dem Rechte der Freizügigkeit (Affiliation) und der Pflicht gegenseitigen sittlichen Beistandes. Innerhalb der Loge herrscht Gleichberechtigung; alle maurerischen Ämter entspringen der freien Wahl. Die Logen eines Bezirks oder Landes bilden eine Großloge oder einen freien Logenbund, innerhalb dessen wiederum das möglichste Maß von Selbständigkeit herrscht. Die Großloge ist eine Verwaltungsbehörde zur Unterhaltung der Verbindung unter den zu ihr gehörigen Logen, zur Ausgleichung von Streitigkeiten wie zur Aussicht über die Beobachtung der Statuten. Zugleich vertritt sie die Logen ihres Bundes dem Staate gegenüber. Die Großlogen haben das Recht, alles zu verfügen, was die Aufrechthaltung der Verfassung und die Vollziehung der Gesetze fordert. Bei den Versammlungen der Großloge ist jede Tochter- oder Bundesloge entweder durch ihren Stuhlmeister oder durch einen frei gewählten Repräsentanten vertreten. An der Spitze der Großloge stehen ein Großmeister und ein Beamtenrat. Gegenwärtig können sich Logen nicht aus eigner Machtvollkommenheit bilden, sondern sie haben zu gesetzmäßigem Bestand die urkundliche Ermächtigung (Konstitution, Freibrief) von seiten einer Großloge nötig. Eine Loge wird begründet durch eine hinreichende (gesetzmäßige) Anzahl von Brüdern, die sich unter dem Nachweis von dem Vorhandensein der nötigen geistigen Kräfte und materiellen Mittel mit der Bitte um eine Konstitution an[71] eine der gesetzmäßig anerkannten Großlogen wenden. Die Großloge erteilt dieselbe, wenn keine Bedenken vorliegen, und weiht die neue Loge ein, wonach diese sich dann nach den ihr erteilten Gesetzen und Gebräuchen (Ritualen) fortan zu richten hat, gleichzeitig aber auch von allen Freimaurerwerkstätten der Welt als gerechte und vollkommene Loge anerkannt wird. Nicht gehörig konstituierte Logen heißen Winkellogen, deren Mitgliederin andern Logen nicht als Besuchende zugelassen werden. Die Logen heißen Johannislogen, weil sie Johannes den Täufer als Patron verehren, und sie arbeiten in den drei Graden des Lehrlings, Gesellen und Meisters. Mit Rücksicht auf die in ihnen übliche Farbe heißen sie auch blaue Logen. Logen, die während eines Krieges im Feld arbeiten, heißen Feldlogen. Jede Loge führt einen symbolischen Namen, dem der Name des Ortes, wo sie ihren Sitz hat, beigesetzt wird, z. B. Minerva zu den drei Palmen im Orient zu Leipzig. Außer den eigentlichen Mitgliedern gibt es noch Ehrenmitglieder, Brüder auswärtiger Logen, die sich um die Loge oder den Bund verdient gemacht haben, musikalische Brüder, die meist keine Beiträge zahlen, dagegen die Feierlichkeiten der Logen durch Musik erhöhen, und dienende Brüder, die nicht stimmfähig sind und die Aufwartung in der Loge und bei Tafel etc. besorgen. Der Meister vom Stuhl (Logenmeister) leitet die Logenangelegenheiten. Ihm zur Seite steht in größern Logen der »deputierte oder zugeordnete Meister«. Die übrigen Beamten werden entweder aus den Meistern gewählt oder vom Meister vom Stuhl ernannt; es sind: zwei Aufseher, Zeremonienmeister, Sekretär, Archivar, Bibliothekar, Schatzmeister, Armenpfleger, Redner und die Schaffner (Stewards). Sämtliche Beamten bilden das Beamtenkollegium (Beamtenloge), das wichtige Logensachen vor der eigentlichen Versammlung berät. In mehreren Ländern hat der Regent oder ein Prinz das Protektorat der Logen seines Landes. Zu den Beamten gehört auch der Wachthabende (Türhüter oder Ziegeldecker), der darauf achtet, daß während der Versammlung kein Unbefugter eintrete. Als Bedingungen der Aufnahme in den Freimaurerbund stellt die Verfassung fest: staatsbürgerliche Freiheit und Volljährigkeit, guten Ruf, idealen Sinn, angemessene Bildung und Berufsbeschäftigung, Unterwerfung unter die Gesetze des Bundes. In den Logen schwedischen Systems (Schweden, Norwegen, Dänemark, Große Landesloge von Deutschland in Berlin) und in denen der Großloge zu den drei Weltkugeln in Berlin tritt noch das Erfordernis des christlichen Bekenntnisses hinzu. Hat der Petent (Suchende), der durch ein Mitglied dritten Grades angemeldet sein muß, die ihm behändigten Fragen beantwortet, so wird über ihn abgestimmt, und er erhält nach erfolgter Aufnahme ein Zertifikat als Ausweis beim Besuch fremder Logen. Der Übertritt eines Freimaurers in eine andre Loge erfolgt durch Affiliation (Einverbrüderung). In den zweiten und dritten Grad sowie in die höhern Grade geht man durch besondere »Beförderungslogen«. Der Sohn eines Maurers (Lufton, altengl. lewis, Stärke) genießt bei der Aufnahme einige Vorteile. Die sogen. höhern Grade, die seit 1740 entstanden sind und je nach dem System 7–95 Grade umfassen, werden da und dort noch neben den alten Graden gespendet, gehören aber eigentlich nicht zur F. Sie beruhen auf Fälschung. Die unter einer Großloge stehenden Logen (Töchterlogen) bilden einen Logenbund (System) und die meisten Großlogen stehen unter sich im Verhältnis gegenseitiger Repräsentation (einer Art von Gesandtschaften) und tauschen ihre Verhandlungen (Protokolle) gegeneinander aus. Die zu einem Logenbund (Großloge) vereinigten Logen haben eine gemeinsame Verfassung, die fast überall auf demokratischer Grundlage ruht. Nur bei den Großlogen schwedischen Systems ist eine hierarchische Verfassung üblich. Gewisse Grundgesetze gelten für die ganze Bruderschaft im allgemeinen, außerdem hat aber jeder Logenbund und jede einzelne Loge besondere Gesetze (Lokalgesetze). Isolierte (unabhängige) Logen stehen unter keiner Großloge; Provinziallogen heißen die Logen einer Provinz, die unter einer Großloge stehen. Will ein Freimaurer wieder aus der Loge treten, so »deckt« er die Loge, d. h. erklärt seinen Abgang. Mitglieder, die ihre Pflichten nicht erfüllen, werden »gestrichen« oder wegen sittlicher oder maurerischer Vergehen »ausgeschlossen«. Die meisten Symbole der F. sind der Baukunst entlehnt und haben eine sittliche Bedeutung. Die Freimaurer erkennen sich untereinander an Zeichen, Griff und Wort, gewisse Erkennungs- (Paß-) Worte sind für jeden Grad bestimmt. Ein Notzeichen darf nur in Lebensgefahr und in höchster Not angewendet werden und verpflichtet jeden Bruder zur Hilfeleistung. Bedeutungsvoll sind auch gewisse Zahlen, vor allen als »heilige Zahl« dreimal 3 oder 9, ferner die 5 und 7. Außer den Arbeits- (Aufnahme- und Beförderungs-) Logen gibt es Instruktions- und Festlogen (Johannis- und Stiftungsfest). Trauerlogen werden zum Gedächtnis verstorbener Brüder abgehalten. Die Logentage pflegen im Logenkalender verzeichnet zu sein, welcher der Logenliste, dem Verzeichnis sämtlicher Brüder, angehängt ist. Nach Festlogen und Aufnahmen werden oft Tafellogen gehalten. Die Brüder bleiben dabei in ihrer Bekleidung und beobachten ein vorgeschriebenes Ritual; Reden (Toaste), Musik und Gesang besonderer Freimaurerlieder würzen das Mahl. Geschieht das Zusammenspeisen ohne maurerische Bekleidung, so heißt es ein Brudermahl. Wie sich die Tafelloge zum Brudermahl verhält, so zur eigentlichen Loge der Logenklub, d. h. eine meist wöchentliche Versammlung, woran nur Maurer teilnehmen, jedoch ohne maurerische Bekleidung und Ritual, und wobei maurerische Gegenstände besprochen werden. Unter Schwestern versteht die F. neben den leiblichen Schwestern der Brüder auch deren Gattinnen und Bräute; manche Logen vereinen sie bei feierlichen, außerordentlichen maurerischen Begebenheiten zu Schwesterlogen. Die französische Maurerei hat auch Adoptionslogen, an denen Frauen und Männer zugleich teilnehmen.

Geschichte der Freimaurerei

Der Ursprung des Freimaurerbundes ist früher mit Unrecht auf den Salomonischen Tempelbau, auf die ägyptischen und griechischen Mysterien, den Pythagoreerbund, die Essäervereine, die römischen Collegia oder Sodalitia der Bauleute, die Druiden, die Kuldeer (s.d.), die Ritterorden des Mittelalters, namentlich die Tempelherren, die Rosenkreuzer zurückgeführt worden. Erst die neuere historische Kritik der deutschen Forscher Kloß, Keller, Schneider, Lachmann, Findel u. a. hat das frühere Dunkel gelichtet und den Nachweis geliefert, daß die Wurzeln des Bundes kaum über das 13. Jahrh. hinausreichen. Der Freimaurerbund ist hervorgegangen aus der Bruderschaft der Steinmetzen und deren Bauhütten (s.d.), die anfangs mit den Klöstern, namentlich denen der Benediktiner,[72] im engsten Zusammenhang standen, später aber sich unabhängig machten und unter sich den Bund deutscher Steinmetzen unter der Leitung von vier Haupthütten schlossen, unter denen Straßburg den obersten Rang einnahm. Die vorhandenen Steinmetzordnungen, deren älteste, die Straßburger, dem Jahr 1459 angehört, deuten bereits auf eine über ganz Deutschland, die Schweiz, die »Donau abhin« verzweigte Verbrüderung, die durch das Geheimnis des Grußes und des Handschenks sowie durch das eidliche Gelöbnis der Verschwiegenheit nach außen abgeschlossen und durch eine gemeinsame, 1498 vom Kaiser Maximilian sanktionierte Gesetzgebung zusammengehalten wurde. An der Spitze der Steinmetzbruderschaft stand nach alter Sitte ein frei nach Verdienst gewählter Vorsteher, Stuhlmeister, der in jedem Jahr neu gewählt wurde und »nach Handwerksgebrauch und Gewohnheit« alle Streitigkeiten schlichtete. Die übrigen Brüder standen sich als solche gleichberechtigt gegenüber. Der Geselle war verpflichtet, den Lehrling in seiner Kunst zu unterrichten. Jeden Monat fand eine Versammlung statt, bei der alle Angelegenheiten beraten und Gericht gehalten wurde. Zu Ende des 13. und Anfang des 14. Jahrh. fand zwischen Deutschland und Großbritannien ein fortwährendes Hinüber- und Herüberwandern der Bauleute statt, und die deutsche Bauhütte gelangte so nach diesen Inseln. Die englischen Bauleute waren aber nicht so frei wie die deutschen, sondern standen unter polizeilicher Aussicht und wurden vom Gesetz als Handwerker betrachtet. Die älteste Urkunde (Konstitution) der englischen Maurer ist die von Halliwell im Britischen Museum entdeckte aus dem 15. Jahrh. Allmählich verfielen die Bauhütten mit der Abnahme der Baulust, mit der fortschreitenden Bildung seit der Reformation und der Unterdrückung der mit ihnen in geistiger Wechselwirkung stehenden altevangelischen Gemeinden; es gab für sie kein Geheimnis mehr, das Band der Bruderschaft ward immer lockerer. Nun aber bereitete sich der Beginn einer neuen Epoche des Bundes vor. Mit dem Ende des 16. und zu Anfang des 17. Jahrh. schlossen nämlich auch gelehrte Laien (angenommene Maurer, Accepted Masons) sich den Logen der Freemasons an. Diese waren von bedeutendem Einfluß auf die Umgestaltung der alten Bruderschaft. Nach Vollendung der Paulskirche zu London schmolz die Zahl der Logen in Südengland bis auf wenige zusammen. Die übrigbleibenden Mitglieder, zum großen Teil angenommene, sahen ein, daß die Verbindung einen geistigen Schatz berge, der wert sei, erhalten zu werden. Die religiösen und politischen Stürme der unmittelbaren Vergangenheit hatten überdies die Notwendigkeit der Duldung, Mäßigung, Versöhnung und Gerechtigkeit nahegelegt, und das Zeitalter der Aufklärung hatte Ideen gezeitigt, deren beste nur ein Gefäß brauchten, um für die Nachwelt fruchtbar gemacht zu werden. So drängte die ganze geistige Bewegung der Zeit zu einer neuen Organisation. Man beschloß, die Werkmaurerei in Geistesmaurerei umzuwandeln. Vier alte Werkmaurerlogen in London und Westminster vereinigten sich 1716 und 1717 zu einer Großloge, zur Wahl eines Großmeisters (Sayer) und zu einer Neugestaltung in Kultus und Verfassung und zwar unter der Leitung des Predigers I. Anderson, des Naturforschers Theoph. Desaguliers und des Altertumsforschers G. Payne. Man behielt den Namen »Freimaurer« bei, ebenso das Wappen der alten Masons, das Siegel des Geheimnisses (Zeichen, Wort und Griff) und die mythische Urgeschichte, wesentlich eine Geschichte der Baukunst; die Gesetze wurden, den neuen Verhältnissen entsprechend, weiter entwickelt und in der neuen Form 1723 dem Druck übergeben (Konstitutionsbuch der freien und angenommenen Maurer; Neudruck: »The constitutions of the Free-Masons«, Wiesbad. 1901). Die erste der alten Pflichten schärft den Mitgliedern Gehorsam gegen das Sittengesetz und Duldsamkeit ein; die Mitglieder sollen nur zu der Religion verpflichtet sein, in der alle Menschen übereinstimmen, d. h. sie sollen gute und treue Männer sein, Männer von Ehre und Rechtschaffenheit, durch welche Benennungen und Glaubensbekenntnisse sie sich auch unterscheiden mögen. Hierdurch wird »die Maurerei der Mittelpunkt der Vereinigung und das Mittel, treue Freundschaft unter Personen zu stiften, die sonst in beständiger Entfernung voneinander hätten bleiben müssen«.

Der maurerische Ritus, das Zeremoniell, ward nach Gründung der Großloge mannigfach erweitert; die Akte der Aufnahme wurde in drei Teile zerlegt, woraus um 1720 die jetzigen drei Grade des Lehrlings, Gesellen und Meisters hervorgingen. In dieser neuen, vergeistigten Gestalt fand die F. in verhältnismäßig kurzer Zeit die weiteste Verbreitung. Zunächst folgte (1730) Irland mit Errichtung einer Großloge; 1736, am Andreastag, folgten die alten Logen Schottlands in Edinburg, deren Protokolle bis ins 15. Jahrh. zurückreichen. Das hohe Alter der schottischen Logen, der poetische Reiz, der die alten Abteien von Kilwinning, Aberdeen u. a. umgab, und andre Umstände wurden in der Folge von maurerischen Schwindlern und Abenteurern benutzt, um neue Grade, Legenden und Systeme einzuschwärzen, die man die schottischen nannte. Im Gegensatz zur englischen Maurerei behauptete man, diese neuen Schöpfungen enthielten die ältere Maurerei, und da die Großloge von Schottland am 30. Nov. eingesetzt wurde, wählte man für die sogen. höhern Grade und ihr angebliches Mysterium den heil. Andreas zum Schutzpatron und nannte die Logen Andreaslogen. So entstand neben der symbolischen oder Johannismaurerei im Lauf der Zeit die Andreasmaurerei. In England bildete sich unter L. Dermott um 1752 aus unregelmäßig aufgenommenen Maurern, meist ungebildeten Irländern, und gestrichenen Logen eine maurerische Sekte, die den Namen »Alte oder Yorkmaurerei« annahm und einen höhern Grad, den Royal-Arch (vom königlichen Gewölbe), einführte. Die Spaltung der neu- und altenglischen Maurer dauerte fort bis 1813, wo dem neuenglischen Großmeister Herzog von Sussex die Vereinigung beider Großlogen gelang; das Konstitutionsbuch erschien 1815 (3. Aufl. 1841). Die schnelle Ausbreitung der Maurerei rief bald von seiten der Kirche wie des Staates Besorgnisse hervor, und es ward die F. in Neapel 1731, in Polen 1734, in Holland 1735, in Frankreich 1737, in Genf, in Hamburg, in Schweden und von Kaiser Karl VI. in den österreichischen Niederlanden 1738, in Florenz 1739 untersagt; am furchtbarsten aber wütete gegen die Freimaurer die Inquisition in Spanien und Portugal. Den schon 1738 gegen die Freimaurer vom Papst Clemens XII. erlassenen Bannfluch erneuerten Benedikt XIV., Pius IX. und Leo XIII. in haßschnaubenden Enzykliken. Manche Länder nahmen das Verbot bald wieder zurück, und in Deutschland sicherte die Aufnahme Friedrichs d. Gr. des Bundes Fortbestehen.

In Frankreich gründete 1754 der Chevalier de Bonneville ein Kapitel der Hochgrade, genannt das Kapitel von Clermont. Diesem folgten 1756 das der »Ritter vom Orient«, 1758 das der »Kaiser vom [73] Morgen- und Abendland«, die sich die pomphaftesten Titel beilegten und 25 Grade hatten. Von da ab entstanden der Reihe nach die verschiedenartigsten Hochgradsysteme und Oberbehörden. Nach Schweden war die F. schon 1736 verpflanzt worden, wo König Friedrich 1738 ihre Versammlungen bei Todesstrafe verbot: später stellte er sich jedoch selbst an ihre Spitze. Sie gestaltete sich hier um 1760 auf Grund französischer und andrer Hochgradmaterialien zu einem eignen, gnostisch-kabbalistischen System mit 9 Graden um, das sich in dem alleinigen Bewahrer des Geheimnisses, dem Ordensmeister (Vicarius Salomonis, Stellvertreter Christi), zuspitzt. In Holland hatte die F. unter der Bedingung, daß alle Logen des Landes unter Einer Großloge zu Haag ständen, 1756 die Anerkennung von seiten des Staates erlangt. In Dänemark wurde 1792 die F. von Staats wegen unter den Großmeister Prinzen Karl von Hessen gestellt; die Großloge arbeitet nach dem schwedischen System. In der Schweiz gab es ehedem verschiedene Oberbehörden; seit 1844 haben sich die Schweizer Logen zu einer Großloge »Alpina« geeinigt. Auch in Italien blühte die F.; fast in allen Städten der Lombardei entstanden Logen, ja selbst in Rom wurde eine solche konstituiert und trat mit dem Großen Orient in Paris in Verbindung. Bald aber teilten diese Logen das Schicksal der neapolitanischen, spanischen und portugiesischen und wurden nach der Restauration sämtlich sistiert. Seit der Einigung Italiens unter dem Zepter Viktor Emanuels tauchten rasch auch die Logen wieder auf, die sich 1874 zu Einer Großloge, dem Großorient zu Rom, vereinigten, der 1875 seinen Tempel feierlich einweihte.

Der geschichtliche Verlauf der F. in Deutschland zeigt im großen und ganzen dieselben Momente, die wir bisher in ihrem allgemeinen Entwickelungsgang kennen lernten: erst die reine englische Maurerei, sodann die Verirrungen des Hochgradwesens, endlich im 19. Jahrh. Humänitätskultus. Kaum war 1733 zu Hamburg die erste Loge in Deutschland von der englischen Großloge gegründet worden, als in kurzer Zeit so viele andre entstanden, daß schon 1737 Heinrich Wilhelm v. Marschall, Erbmarschall von Thüringen, zum Provinzialgroßmeister für Obersachsen ernannt wurde. Eine bedeutende Förderung erhielt die Sache der F. dadurch, daß sich 1738 Kronprinz Friedrich von Preußen durch eine Deputation von Hamburg zu Braunschweig aufnehmen ließ. Das französische Templerwesen fand auch in Deutschland Eingang und mit ihm zugleich die übrigen Hochgrade, deren ganze Entwickelung sich an die Geschichte der sogen. strikten Observanz anknüpfte. Der Stifter und Verbreiter derselben war der Reichsfreiherr Karl Gotthold von Hundt und Alt-Grottkau. War Hundt ein wohlmeinender, betrogener Betrüger, so folgten ihm bald bewußte Gauner und Schwindler, zunächst Phil. Sam. Rosa, sodann Johnson a Fünen, Schrepfer, der nachmalige darmstädtische Hofprediger Stark u. a. Diese Wirren führten (1775) zu einem Konvent in Wiesbaden und (1782) zu dem von Wilhelmsbad bei Hanau, wo als Zweck der F. die moralische Vervollkommnung auf Grundlage der christlichen Religion festgesetzt, doch zugleich der noch immer nicht ganz erloschenen Vorliebe für das Rittertum durch die Gründung eines neuen Grades, »der Ritter von der Wohltätigkeit«, Rechnung getragen wurde. In diesem Wilhelmsbader oder rektifizierten (schottischen) System, dem nun der Herzog von Braunschweig seine ganze Pflege zuwandte, erlosch nach seinem Tod allmählich die strikte Observanz. Von jetzt ab regte sich in der deutschen Bruderschaft das Streben nach Rückkehr zu den alten, einfachen Grundlagen der echten F. Das Signal dazu gab der eklektische Bund, der mit dem am 18. März 1783 erlassenen Zirkularschreiben, das zugleich die Bundesakte bildete, in Frankfurt a. M. ins Leben trat. Ihm folgte die Große Nationalloge zu den drei Weltkugeln 1784, die mit ihren Töchterlogen von allen maurerischen Verbindungen sich für unabhängig und das Wesen der F. in den drei Johannisgraden für abgeschlossen erklärte; zwar fügte sie noch vier Hochgrade hinzu, doch nur als Erkenntnisstufen, welche die Kenntnis der verschiedenen Systeme und ihrer Symbole vermitteln sollen, ohne irgendeine Art Suprematie zu üben. In gleicher Weise vollzog die aus der Loge Royal York durch Trennung in vier Logen hervorgegangene Großloge Royal York zur Freundschaft unter der Leitung von I. A. Feßler eine Revision ihres Rituals und ihrer Verfassung und nahm statt der vier höhern Grade sechs Erkenntnisstufen an (Allerheiligstes, Justifikation, Feier, Übergang, Heimat, Vollendung). 1803 wurden die sechs Erkenntnisstufen auf eine reduziert. Eine noch entschiedenere und bedeutsamere Umgestaltung erfuhr die Große Loge von Niedersachsen zu Hamburg, ursprünglich eine englische Provinzialloge, durch Schröder (Schrödersches oder Hamburger System), insofern dieser alle höhern Grade beseitigte und nur die drei Johannisgrade stehen ließ und zugleich das rein Menschliche zum Prinzip erhob. Im Gegensatz hierzu verharrte die dritte preußische Großloge in ihrer Ausnahmestellung. Der preußische Generalstabsarzt Ellermann, infolge von Adoption v. Zinnendorf genannt, der von dem Großsekretär der Großloge in Schweden deren Akten zum großen Teil erhalten hatte, erklärte die strikte Observanz für unecht und vereinigte 1770 zwölf auf der Basis der schwedischen Ordensdokumente gegründete Logen zu einer Großen Landesloge Deutschlands. Da sich dieselbe als maurerische Oberbehörde aller deutschen Logen aufwarf, blieben Streitigkeiten mit den übrigen Großlogen nicht aus; selbst die Großloge von Schweden nahm eine Zeitlang eine feindliche Stellung zu ihr ein, bis sie erst später ihr die vollständigen Akten auslieferte. Außer den genannten sechs Großlogen entstanden in Deutschland noch fünf, nämlich 1813 die Landesloge von Sachsen, die Große Loge des Königreichs Hannover, die sich 1866 infolge der Einverleibung des Landes auflösen mußte, und deren Logen sich meist der Großloge Royal York anschlossen, die Großloge zur Sonne in Bayreuth, 1846 die Großloge zur Eintracht in Darmstadt und 1891–92 die Große Loge Kaiser Friedrich zur Bundestreue unter Prof. Settegast in Berlin, die sich nach jahrelangen Zwistigkeiten auflöste, während ihre Logen der Großloge von Hamburg sich anschlossen und eine Provinzialloge in Berlin bildeten. Verschiedene Versuche, den Weltkongressen festen Boden zu schaffen, mißglückten, erst der letzte, der in der Schweiz stattfand, schuf in einem internationalen Bureau die Grundlage einer Organisation, gleichsam die Basis zu einer Weltgroßloge.

In den 1840er Jahren sing die politische Bewegung an, dem Bunde nachteilig zu werden; die tätigen Kräfte zogen sich zurück, und den Männern des Fortschritts, deren Parteizwecken der Bund als neutraler Friedenstempel nicht dienen konnte, galt die F. als »überwundener Standpunkt«. Die Revolutionsjahre 1848–49 brachten vollends Parteiung und Stillstand[74] in die Logen und die nachfolgende Zeit der Reaktion eine zunehmende geistige Erschlaffung, die sich in der kläglich dahinsiechenden Presse abspiegelte und selbst durch die Angriffe von außen (Eckert und Hengstenberg) nicht beseitigt wurde. Eine entschiedene Wendung zum Bessern ward erst durch die seit 1858 erscheinende maurerische Zeitschrift »Die Bauhütte« (hrsg. von I. G. Findel, s.d.) hervorgebracht, die einen reformatorischen Ton anschlug und eine ungewöhnliche Bewegung in die Logen brachte. Alle tüchtigern Kräfte schlossen sich ihr an, die maurerische Literatur nahm einen neuen Aufschwung, und die meisten Großlogen, anfangs mit Bann und Zensur drohend, entschlossen sich zu einer zeitgemäßen Revision ihrer Verfassungen und Rituale, namentlich seit dem Bestehen des 1861 gegründeten Vereins deutscher Freimaurer, der in jährlichen Wanderversammlungen mit der »Bauhütte« für eine idee- und zeitgemäße Weiterbildung des Bundes eintrat. Infolge dieser Wirksamkeit haben die deutschen Großmeister »allgemeine Sätze« vereinbart und 1872 den deutschen Großlogenbund mit wechselndem Vorsitz gegründet. Dieser Bewegung vermochte sich selbst die stabile Große Landesloge von Deutschland nicht zu entziehen, deren Ordensmeister, der preußische Kronprinz Friedrich Wilhelm, nach dem Erscheinen von Findels Schrift (»Schule der Hierarchie und des Absolutismus«) sich in einer freisinnigen Johannisfestrede für historische Forschung und zeitgemäße Umgestaltung der F. aussprach; sie entschloß sich zur Herausgabe einer Zeitschrift (»Die Zirkelkorrespondenz«) und zur Durchführung einiger Reformen. Der Kronprinz legte sein Amt nieder und blieb nur stellvertretender Protektor sämtlicher deutschen Großlogen. Als der Verein deutscher Freimaurer nach Verdrängung Findels aus dem Vorstand zu erschlaffen begann, gründete dieser 1884 den Lessingbund deutscher Freimaurer, der indessen die rückläufige Bewegung und die immer weiter um sich greifende »Findelhetze« nicht zu stauen vermochte. Findel legte im Juli 1891 nach 33jähriger Wirksamkeit die Leitung der »Bauhütte« nieder. Später gab er »Signale für die deutsche Maurerwelt« heraus. Eine von Leo Taxil in Frankreich in Szene gesetzte kolossale Mystifikation (Miß Vaughan, Teufel Bitru) gipfelt in dem antifreimaurerischen Kongreß in Trient (1895), zu dem Abbés, Bischöfe und Kardinäle aus allen Ländern erschienen waren. Dieser Kongreß sollte der F., der Taxil einen förmlichen Teufelskultus angedichtet, ein Ende machen; statt dessen brach nach dem Erscheinen von Findels »Katholischer Schwindel« unter dem Hohngelächter der ganzen Welt dieses Lügengewebe selbst zusammen. Die von der Großloge zu den drei Weltkugeln betriebenen Einigungsbestrebungen hatten keinen Erfolg, sie führten vielmehr zu Streitigkeiten unter den deutschen Großlogen und zur zeitweiligen Sprengung des Großlogenbundes. Neben den anerkannten Logen bildeten sich in jüngster Zeit mehrere Winkellogen, die sich zu (nicht anerkannten) Großlogen zusammenschlossen.

Stand der Freimaurerei in der Gegenwart

In Großbritannien bestehen drei Großlogen: Die Vereinigte große Loge von England zu London mit 2283 Logen, Großmeister ist der Herzog von Connaught; die Großloge von Schottland in Edinburg mit 543 Logen; die Großloge von Irland zu Dublin mit 470 Logen. In Frankreich bestehen der Grand-Orient de France mit 359 Logen, die Grand Loge mit 80 Logen und die Symbol-Großloge mit 2 Logen. Präsident des Bundesrats (des Grand-Orient) ist F. Lasserre, Abgeordneter. Der Groot-Oosten (Großloge) des Königreichs der Niederlande zählt 93 Logen; Großmeister ist Bankier Vas Vißer in Amsterdam. An der Spitze der belgischen Logen steht der Grand-Orient de Belgique zu Brüssel mit 19 Logen, dessen Großmeister der Advokat Cocq ist. Daneben besteht, für die Hochgrade, der Conseil Suprême de Belgique. Unter dem Conseil Suprême zu Luxemburg arbeitet eine Loge. Die Großloge der Schweiz, »Alpina«, gegründet 1844, zählt 32 Logen; Großmeister ist Quartier la Tente, Neuchâtel. Die Großloge von Dänemark, anderen Spitze als Ordensmeister der Kronprinz Friedrich steht, hat 10 Logen unter sich. Die Große Landesloge von Schweden, deren Ordensmeister der König Oskar II. ist, zählt 23 Johannislogen, jene von Norwegen 9 Logen. In Deutschland arbeiten im ganzen 462 Logen unter folgenden Großlogen, die sich seit 1872 zu einem Großlogenbund mit wechselndem Vorsitz vereinigt haben, und in 5 unabhängigen Logen: die Nationalmutterloge zu den drei Weltkugeln in Berlin; die Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland in Berlin; die Große Loge von Preußen, genannt Royal York zur Freundschaft; die Große Mutterloge des eklektischen Bundes in Frankfurt a. M.; die Große Loge zu Hamburg; die Große Landesloge von Sachsen zu Dresden; die Große Loge zur Sonne in Bayreuth; die Großloge des Freimaurerbundes zur Eintracht in Darmstadt.

In der österreichischen Monarchie, wo die F. seit 1794 untersagt war, haben sich in Wien verschiedene Logen aufgetan, die indessen auf ungarischem Boden arbeiten müssen. Unter der Großloge von Ungarn stehen 58 Logen; Großmeister ist Staatssekretär G. von Joannovics. In Italien besteht ein Großorient zu Rom mit 197 Logen; in Portugal der Großorient von Lusitanien mit 25 Logen; in Spanien zählt der Großorient 95 Logen. In Athen hat die Großloge für Griechenland 16 Logen. Außerdem bestehen die Großlogen von Neubraunschweig in St. John, von Kanada in Hamilton, von Quebec in Montreal, von Nova Scotia zu Halifax, von Britisch-Columbia in Victoria, von Manitoba, von Prince Edwards Islands, von Peru in Lima, von Chile in Valparaiso, zwei von Brasilien in Rio de Janeiro, von Venezuela in Caracas, von Kolumbien in Bogotá, von Neugranada in Cartagena, von Uruguay in Montevideo, von Argentinien in Buenos-Aires, von Haïti in Port-an-Prince, von Santo Domingo, von Cuba in Santiago, von Mexiko und von Liberia in Monrovia, von Tunis, von Victoria. In den Vereinigten Staaten von Nordamerika bestehen gegenwärtig 50 Großlogen mit 11,456 Töchterlogen, darunter 92 deutsche Logen; außerdem hat fast jeder Staat eine Großloge Farbiger mit vielen Töchterlogen, deren älteste die Prince Hall-Großloge in Boston ist.


Siehe auch

Links

  • Ersch-Gruber-Lexikon 1849: 30 Seiten über die Freimaurerei in der 'Allgemeinen Encyclopädie der Wissenschaften und Künste', einem monumentalen Lexikon aus dem 19. Jahrhundert, das 1818 begonnen und 1889 unvollendet eingestellt wurde. Das Lexikon wurde von der Universität Göttingen digitalisiert. Der Link führt direkt zum Stichwort.
    Näheres über das Lexikon: hier.