Orangemen
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Orangemen
Quelle: Lennhoff, Posner, Binder
Von Irland ausgegangene protestantische Geheimorganisation, entstand aus den Reihen des katholikenfeindlichen terroristischen Geheimbundes Peep o'day Boys am 21. September 1795. Nach heftigen, erfolgreichen Kämpfen gegen den katholischen Geheimbund "United Irishmen" fand im Hause von Thomas Wilson in Loughal die Gründung des "Orange Society" genannten Ordens statt.
Aneignung freimaurerischen Ritualgutes
Eine Großloge mit mehreren Logen trat ins Leben, ein Ritual wurde in starker Anlehnung an freimaurerisches Gebrauchtum geschaffen, daß den Auszug der Kinder Israels aus Ägypten behandelt. Später kamen ein "Purpurgrad" und ein "Mark-Man-Grad" u. a. hinzu. Trotz der sichtbaren Aneignung freimaurerischen Ritualgutes hatte die "Orange Society" mit Freimaurerei weder damals noch später etwas zu tun.
Der Orden
Der Orden, der auch in England und Amerika erstaunlichen Aufschwung nahm und sich in zahlreiche Provinzial-Großlogen gliederte, trat in Irland mit stärkster Intoleranz auf und erklärte es für seine heilige Pflicht, "Ultramontanismus und Jakobinertum auszurotten". Bei der Aufnahme wurde ein feierlicher Schwur geleistet, die Mitglieder des Königshauses treu zu unterstützen, "solange sie der protestantischen Religion daß Übergewicht sichern". Jährlich trat in Ulster der Orden einmal in die Öffentlichkeit.
Am Jahrestage des von Wilhelm III. von Oranien (daher der Name) erfochtenen Sieges am Boyne (1690) über die katholischen Iren zogen die Orangemen in feierlicher Prozession durch die Straßen, den Papst verwünschend und in Gassenhauern versichernd, im Falle der Not "bis zum Knöchel in papistischem Blut zu waten". Auf der anderen Seite blieben ihnen die katholischen Geheimbünde (Ribbonmen, Molly Maguieres, St. Patrick Boy's usw.) nichts schuldig.
Einfluss
Die Ausdehnung des Ordens über ganz Großbritannien, die Gründung von Logen in der Armee und in den Kolonien übte allmählich Einfluß auf die Politik aus. Zwar wurde 1828, nachdem der Herzog von Cumberland, der spätere König Ernst August von Hannover, Großmeister geworden war, der antikatholische Eid abgeschafft und als Zweck der Gesellschaft nur noch "die Erhaltung der wahren, durch daß Gesetz beschlossenen Religion" die "Erhaltung der protestantischen Thronfolge und die Verteidigung aller Orange-Männer und ihres Eigentums" angegeben, aber an ihrer wahren Natur änderte das gar nichts. Die Methoden, die nach wie vor befolgt wurden, schlugen dem Gelöbnis der Toleranz und christlichen Barmherzigkeit ins Gesicht.
1836 wurde der Orden aufgelöst. Es hieß damals die Orangemen hätten geplant, den kranken König Wilhelm IV. abzusetzen und statt der Prinzessin Victoria den Großmeister auf den Thron zu bringen. Die Angelegenheit wurde in der Öffentlichkeit nie in allen Details erhellt. Von einer parlamentarischen Kommission wurde dann dem Orange-Orden der schwere Vorwurf gemacht, daß seine Intransigenz dem Protestantismus eher geschadet als ihn gefördert, die religiösen Leidenschaften aufgewählt, die Justizmaschine korrumpiert und verbotenen Einfluß auf Teile der Armee ausgeübt habe.
Der Wandel
In diesen Beziehungen trat dann Wandel ein, so daß der Orden weiterhin bestand und beispielsweise knapp vor dem Weltkrieg bei dem Widerstand der Ulster-Rebellen gegen die Homerule-Bill eine große Rolle spielte. Die ersten Kompagnien der 1912 von Sir Edward Carson aufgestellten ungesetzlichen Freiwilligenformationen bestanden ausschließlich aus Mitgliedern des Orange-Ordens, dessen Loge in Londonderry Carson selbst angehörte.
Orangemen bei C. Lenning
Dieser (politische) Orden ist 1794 errichtet, erhielt 1795 die Logeneinrichtung durch Thomas Wilson, der heimlich Maurer war, zu Dyon, einer County von Tyrone. Er bestand erst nur aus Grade, Orangeman; später (1796) wurde der Purpurgrad (Purple degree) durch John Templeton bei Longhall oder Portadaon hinzugesetzt, dem später noch der Mark-man's Grad und die Heroine von Jericho zugefügt wurden. Das Rituelle dieser Verbindung ist maurerisch gehalten [vgl. Ritual and illustrations of Freemasonry (London 1851), S. 252 - 255; auch in Rodenberg, Insel der Heiligen, II, 229 - 23,1 findet sich ein Ritual. Über die Verbindung selbst vgl. Collier, Staats- und Kirchengeschichte Irlands, S. 203 fg., 216, 221 fg. Irish Traits, I, 59 fg. (Dublin, M. Glashan). Hall the North and Giants Causeway (Handbook for Ireland), S. 151 - 159. - Einen Auszug aus den Akten der vom Parlament in Betreff des Orangismus niedergesetzten Commission s. Lat., I, 63 fg.]
Statuten
Als Zwecke des Bundes der Orangemänner wurden in den 1828 errichteten Statuten die Erhaltung der wahren durch die Gesetze geschützten Religion, die Erhaltung der protestantischen Thronfolge und die Verteidigung aller Orangemänner und ihres Eigentums aufgeführt. Dabei erklärten sie für exclusiv protestantisch, daneben aber auch zugleich für höchst tolerant - was sie aber, wie sich später zeigte, keineswegs waren.
Der frühere Eid und die Abschwörung des Papstes wurde in diese Statuten nicht aufgenommen, auch die Verpflichtung des Geheimhaltens weggelassen, aber ein gewisses Ritual bei der Aufnahme ward beibehalten und es scheint hierdurch indirekt jedes Mitglied zum Geheimhalten der Zeichen, Worte, Passworte und anderer Mysterien bewogen worden zu sein. Es bestand eine besondere Grossloge mit Anzahl Grosswürdenträger, welche sich jährlich zweimal versammelte; ein zu derselben gehöriger Grossorient führte die Geschäfte in der Zwischenzeit. Unter diesem bestanden Provinzialgrosslogen in den meisten Grafschaften, unter diesen viele besondere Bezirksgrosslogen und unter diesen erst die zahlreichen Privatlogen. Jeder reine Protestant über 18 Jahre alt konnte durch Ballotage aufgenommen werden. Die Beamten der Distriktlogen wurden von den Vorsitzenden der Privatlogen, die der Provinziallogen von den erstern gewählt. Man zählte in Irland 20 Provinzialgrosslogen, 80 Distriktlogen, 1510 Privatlogen. Die Mitgliederzahl ward abwechselnd auf 200.000 geschätzt. - Während der "Orangismus" in Irland die behauptete Toleranz gegen die Katholiken keineswegs stets bewahrte, und vielmehr öfters zu groben Ausschweifungen, Unruhen und Verbrechen kam, hatte derselbe in England mehr die Maske der Bigotterie, hinter sich ein politischer Factionsgeist aussprach. Die Verfassung war der irischen gleich, aber die Macht des Grossmeisters absoluter. In London allein zählte man an 50.000 Mitglieder. Zwischen englischen und irischen "Orangisten" bestand eine innige Verbindung. Auch in Canada suchte man dem Bund Eingang zu verschaffen.
Nur eine Nachbildung
1834 sollen dort 12.000 Orangemänner gewesen sein. Die Ergebnisse der obgedachten Parlamentsrequete, welchen vorstehende Nachrichten entnommen sind, fielen, wie bemerkt, sehr zu Ungunsten der Orangemen aus.
So viel steht aber fest, dass der Orangismus mit dem Freimaurerbunde auch selbst in England nicht im mindesten Zusammenhange gestanden hat, sondern nur die fremde Einrichtung des letztern von demselben nachgebildet worden ist. [Vgl. Lat., I, 63 - 77.]
Links
- Album von Will S. mit vielen weiteren Fotos
- Ogle Robert Gowan bei Wikipedia
- Orangeism online
- Orange Order The Canadian Encyclopedia
Siehe auch: