Potsdamer Pyramide

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Eiskeller: Pyramide im Neuen Garten, Potsdam

Neuer Garten in Potsdam und das Rätsel um die Freimaurer-Pyramide

Die Pyramide im Neuen Garten zählt zu den freimaurerischen Rätseln des 18. und 19. Jahrhunderts. Die Gestaltung des Potsdamer Gartens geht auf keinen geringeren als König und Kurfürst Friedrich Wilhelm II. (1730-1813) zurück. Der begeisterte Rosenkreuzer und überzeugte Freimaurer schuf einen Initiationspark ganz nach dem Vorbild des Schwetzinger Schlossgartens. Es gibt zwischen dem Mannheimer Hof und dem Hof des Preußenkönigs einen geschichtlich-nachweisbaren Austausch.

Die Rosenkreuzer-Manifeste

Die Rosenkreuzer tauchen Anfang des 17. Jahrhunderts auf ungewöhnliche Weise auf. Sie veröffentlichen eine Reihe von Schriften (1614, 1615 und 1616) und werden über Nacht bekannt. Eine Gesellschaft, die es bis dahin bewiesenermaßen gar nicht gab, wurde durch ihre sogenannten Manifeste, zum Gesprächsthema Nummer 1 und das in ganz Europa. Als fiktiver Gründer wird Christian Rosenkreutz genannt, der seine Kenntnisse auf Reisen durch den Nahen Osten aber besonders in Ägypten erlangte. Daher die allgemeine Annahme, dass ägyptische Pyramiden Grabmäler mit Einweihungscharakter seien. In den Manifesten finden sich auch die vier Elemente wieder in Form von Dreiecken: Feuer, Erde, Wasser, Luft.

Parallelen zum Türsturz der Pyramide

Neben den noch nicht entschlüsselten Hieroglyphenbilder an den vier Wänden der Potsdamer Pyramide hatte sie an jeder Seite ein Eingangsportal, wovon aber drei von Anfang an Attrappen waren. Anfang des 19. Jahrhundert blieb nur noch ein Portal übrig, an welchem sich sieben Symbolzeichen auf dem Türsturz befinden.

Die Pyramide wurde ursprünglich als Eiskeller gebaut. Dennoch hat sie an der Innenseite der Ostwand - an einen eher unerreichbaren Stelle - eine meterhohe Nische, die für den Eiskeller keinen Nutzen und keinen Sinn hat. Aus ritueller Sicht kann es sich und den Meisterplatz handeln, also jener Ort den ein Vorsitzender Meister in einem Freimaurertempel während der Rituale einnimmt.

Planeten verbinden sich zur Monas Hieroglyphica

Kulturhistorikerin Dr. Berit Ruge

Bereits die Kulturhistorikerin Dr. Berit Ruge stellte in ihrer Dissertation 2012/2013 fest, dass die sieben Symbolzeichen eine gewisse Ähnlichkeit mit der "Mona Hieroglyphica" von Dr. John Dee (1527-1608) haben. Dee war Hofastrologe und Berater von Königin Elisabeth I. und stand in Kontakt mit Rudolph II. (1552-1612), dessen verloren geglaubte alchimistische Laboratorien in Prag in diesem Jahrhundert wiedergefunden wurden. Die Monas Hieroglyphica war Maximilian II. (1527-1576) gewidmet, der auch Mitglied des Ritterordens des Golden Vlieses (gegründet 1430) war.

Pyramide = Freimaurertempel

Die sieben Symbolzeichen am Eingangsportal würden diese Annahme bestätigen, denn sie stehen u.a. für die sieben Planeten der Antike. In der alchemistisch-rosenkreuzerischen Tradition werden den sieben Planeten sieben Metalle zugeordnet. Während der Aufnahme muss ein Kandidat sich all seiner Metalle entledigen, um den Tempel unter Führung eines Psychopomp betreten zu dürfen. Dieser Brauch geht auf älteste Freimaurersitten zurück. Dabei geht es darum, dass kein Geld oder Gold das Ansehen in der Freimaurerei mehr steigern kann als der Mensch selbst und seine edle Gesinnung, die er als Mitglied zeigen wird.

Die Vermutung legt also nahe, dass es sich bei der Pyramide um einen Freimaurertempel handeln könnte. Wer ihn betreten wird, muss alle Metalle ablegen und sich unter Anleitung eines Seelenführers vor die Nische des Vorsitzenden begeben. Dort wird er erfahren, „was die Welt im Innersten zusammenhält“. (Goethe, Faust I, Seite 34, Verse 382-383)

Literatur

  • Giovanni Grippo Monas Hieroglyphica von John Dee: Übersetzt und herausgegeben von Giovanni Grippo nach dem lateinischen Text der Ausgabe von 1564 zu Antwerpen.