Rothschild
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Rothschild, Haus
Quelle: Internationales Freimaurer-Lexikon von Eugen Lennhoff und Oskar Posner (1932)
- Nathan Mayer, *1777, †1836, wurde 1802 in der Londoner "Lodge of Emulation" zum Freimaurer gemacht.
- Zwei Mitglieder der freiherrlichen Familie gehörten dem Supreme Conseil de France an. 1844 wurde Baron James, *1792, †1863, Chef des Pariser Hauses, 1846 Baron Anselm, *1803, †1874, in diese Großkörperschaft gewählt.
- Baron Ferdinand, *1839, †1899, war Mitgründer der nach ihm genannten "Ferdinand Rothschild Lodge Nr. 2420" in Waddesdon (Buckinghamshire), England.
Die Rothschilds
Quelle: Wikipedia
Die Rothschilds, deren Stammreihe sich in Deutschland bis um 1500 urkundlich belegen lässt, sind seit dem 19. Jahrhundert eine jüdische Bankiersfamilie, deren Stammhaus M. A. Rothschild & Söhne in Frankfurt war. Sie zählten im 19. Jahrhundert zu den einflussreichsten Bankiers und wichtigsten Finanziers der europäischen Staaten. Noch heute ist das Bankhaus durch seine Nachfolgeinstitute eine international bedeutende, hauptsächlich im Investmentbanking tätige Bank im Besitz der Familie.
Während der längsten Phasen des Jahrhunderts zwischen 1815 und 1914 war die Familie Rothschild im Besitz der weltgrößten Bank. Bis 1860 war die Firma N. M. Rothschild & Sons als eine Unternehmensgruppe mit fünf eigenständigen Niederlassungen organisiert. Die Bezeichnung Haus Rothschild, das sowohl von den Familienmitgliedern als auch ihren Zeitgenossen im 19. Jahrhundert verwendet wurde, weist auf die enge Verbindung der Geschichte des Unternehmens mit der Familiengeschichte hin.
Laufend überarbeitete und erneuerte Gesellschaftsverträge regelten dabei die gemeinsame Geschäftstätigkeit und die Aufteilung der daraus entstehenden Gewinne. Die verschiedenen Unternehmen wurden bis in die 1960er Jahre als Familienunternehmen geführt. Die Teilhaber des Familienunternehmens wurden ausschließlich aus den Reihen der männlichen Rothschilds rekrutiert. Der Schwerpunkt der Tätigkeit des familieneigenen Bankhauses lag im 19. Jahrhundert im internationalen Anleihengeschäft. Dazu kamen der Handel mit Edelmetallen, die Annahme und Diskontierung von Handelswechseln, Devisengeschäfte und die Vermögensverwaltung für wohlhabende Privatkunden.
Die Rothschilds gehörten außerdem zu den wesentlichen Geldgebern der entstehenden Bahngesellschaften.
Der Historiker Niall Ferguson hat den Aufstieg der Familie Rothschild als eine der bemerkenswertesten Fallstudien der Sozialgeschichte des 19. Jahrhunderts bezeichnet.[a 1] Dem in der Frankfurter Judengasse geborenen Mayer Amschel Rothschild, der als der Gründer der Rothschilddynastie gilt, war es noch verboten, außerhalb des Frankfurter Ghettos Grundbesitz zu erwerben. Seine Söhne zählten dagegen zu den wohlhabendsten Europäern. 1885 wurde einem seiner Enkel die englische Peerswürde verliehen; er wurde damit in den Hochadel aufgenommen. Anders als vergleichbare Familien blieben die Rothschilds ihrem jüdischen Glauben treu, obwohl sie immer wieder Ziel antisemitischer Hetzereien waren. In den Ländern, in denen sie geschäftlich tätig waren, nutzten sie ihren finanziellen Einfluss häufig, um sich für eine rechtliche und politische Verbesserung der Situation der dort lebenden Juden einzusetzen. Das Motto der Rothschilds im Familienwappen lautet: „Concordia, Integritas, Industria“ – Eintracht, Redlichkeit und Fleiß.
Mayer Amschel Rothschild
Mayer Amschel Rothschild (* 23. Februar 1744; † 19. September 1812 in Frankfurt am Main) war der Begründer der Rothschilddynastie. Seine Vorfahren hatten seit spätestens Mitte des 16. Jahrhunderts im Ghetto der Stadt Frankfurt, der Judengasse gelebt. Die Häuser in der Judengasse waren nicht durch Hausnummern, sondern durch verschiedenfarbige Schilder oder besondere Warenzeichen gekennzeichnet. Da die Familie über Generationen in dem „Haus zum Rot(h)en Schild“ wohnte, etablierte sich bereits im 17. Jahrhundert der Familienname „Rothschild“. Daran änderte sich auch nichts, als man 1664 in das „Hinterhaus zur Pfanne“ zog.
Mayer Amschels Vater, Amschel Moses Rothschild, betrieb in der Judengasse ein Geschäft für den Handel mit Kleinwaren und Geldwechsel. Sein Sohn Mayer Amschel ging zunächst auf eine jüdische Elementarschule in der Judengasse. Vermutlich in der Absicht, Rabbiner zu werden, besuchte er danach die Talmudschule in Fürth. Aufgrund des frühen Todes seiner Eltern brach er die Ausbildung 1756 ab. Er wurde für einige Jahre nach Hannover geschickt, wo er in der Firma von Wolf Jakob Oppenheim arbeitete. Wolf Jakob Oppenheim gehörte der weitverzweigten Familie Oppenheim an, von denen ein Familienmitglied zu dieser Zeit in Bonn einer der Hoffaktoren von Clemens August von Bayern war.
Hoffaktoren waren selbständige Kaufleute, die die Adelshöfe mit verschiedenen Luxusgütern belieferten und auch Finanzgeschäfte tätigten. Zu den Betätigungsfeldern von Hoffaktoren, die häufig Juden waren, gehörte auch die Beschaffung antiquarischer Münzen und anderer Sammelstücke für die fürstlichen Kuriositätenkabinette. Wieder nach Frankfurt zurückgekehrt, machte sich Mayer Amschel um 1764, zwanzigjährig, in der Judengasse als Münz- und Wechselhändler selbständig. In Hannover hatte er den Münzsammler General von Estorff kennengelernt, und dank dieser Beziehung konnte Mayer Amschel Rothschild wiederholt Münzen an das Münzkabinett des Erbprinzen Wilhelm von Hessen in Hanau verkaufen. 1769 reichte Mayer Amschel eine Bittschrift ein, ihm den Titel eines Hoffaktoren zu gewähren. Dieser Titel wurde ihm eingeräumt. Am 21. September 1769 konnte er die Plakette mit dem Wappen von Hessen-Hanau und der Inschrift „M. A. Rothschild, Hoflieferant Seiner Erlauchten Hoheit, Erbprinz Wilhelms von Hessen, Graf von Hanau“ vor seinem Geschäft anbringen. Dieser Titel war zwar nicht mit besonderen Rechten verbunden, war aber für Mayer Amschel prestigeträchtige Referenz gegenüber seinen Kunden.
Am 29. August 1770 heiratete Mayer Amschel Gutle Schnapper (* 23. August 1753; † 7. Mai 1849), die 17-jährige Tochter von Wolf Salomon Schnapper, einem der Hoffaktoren des Fürstentums Sachsen-Meiningen. Gutle Schnapper brachte eine Mitgift von 2.400 Gulden mit in die arrangierte Ehe. Der Betrag entsprach etwa dem Jahreseinkommen ihres Mannes.[2] Das Paar bekam zwischen 1771 und 1792 insgesamt zwanzig Kinder, von denen fünf Töchter und fünf Söhne überlebten. Ein wachsendes Einkommen ermöglichte es der ebenfalls wachsenden Familie, 1785 das Haus zum Grünen Schild zu erwerben, eines der größten Häuser in der Judengasse. Es wurde zum Stammhaus der Rothschilddynastie.
Die Rothschild-Brüder
Die Rothschild-Söhne stiegen binnen weniger Jahrzehnte zu den führenden Bankiers Europas auf. Jeder von ihnen wurde geadelt. Sie finanzierten Staaten, Unternehmen, Eisenbahnen und den Bau des Sueskanals. Die fünf Niederlassungen in Frankfurt, Wien, London, Paris und Neapel operierten zwar unabhängig voneinander, waren jedoch durch einen alle fünf Jahre überarbeiteten und erneuerten Vertrag miteinander verbunden. Geschäftliche Operationen erfolgten meist in enger Zusammenarbeit. Die erzielten Gewinne wurden sowohl nach Leistung, als auch nach familiären Verpflichtungen unter den Brüdern und ihren Nachkommen aufgeteilt. Trotz immer wieder auftretenden Interessenkonflikten erneuerten die verschiedenen Familienzweige bis 1905 den Partnervertrag immer wieder.
Das Haus Rothschild spielte vor allem eine große Rolle an der Londoner Börse, die sich seit der Glorious Revolution von 1688 langsam, aber stetig zu einem der wesentlichen europäischen Finanzplätze entwickelt hatte. Zwischen 1815 und 1859 war die Londoner Filiale an der Emittierung von 14 verschiedenen Staatspapieren beteiligt. Das Nominalvolumen der emittierten Wertpapiere entsprach 43 Millionen britischen Pfund und damit mehr als fünfzig Prozent aller Wertpapiere, die in London emittiert wurden. Britische Staatspapiere spielten dabei eine große Rolle. Aber auch die Regierungen von Frankreich, Preußen, Österreich, Neapel, Belgien und Brasilien nahmen die Dienste des Bankhauses in Anspruch. In der Regel kauften die Rothschilds die gesamte Tranche von der Regierung auf. Sie trugen allerdings das Vermarktungsrisiko nicht, denn die emittierende Regierung erhielt den Kaufbetrag nur dann in vollständiger Höhe, wenn das Papier vollständig platziert werden konnte.
Die Rothschilds waren auf Grund ihres engen Netzwerkes in der Lage, die Papiere in ganz Europa abzusetzen. Im Unterschied zu einer großen Anzahl ihrer Konkurrenten konnte das Bankhaus Rothschild regelmäßig durchsetzen, dass der Nominalbetrag des Papieres auf britischen Pfund basierte. Der Papierinhaber konnte seine Forderung nicht nur in London einlösen, sondern erhielt Zinszahlungen auch in anderen Ländern, in denen die Rothschilds Niederlassungen unterhielten. Dieser Wertpapierhandel stellte das Kerngeschäft des Bankhauses dar. Sie waren darüber hinaus auch im Währungshandel aktiv und investierten in Versicherungen, Minen und Eisenbahnen. Zum Ruf des Bankhauses trug wesentlich bei, dass die Rothschilds sehr auf die Kreditwürdigkeit der Emittenten achteten. Die Zahlungszusagen jedes Wertpapiers, das in den 1820er Jahren über ihr Haus platziert wurde, wurden bis gegen Ende der 1820er Jahre erfüllt, obwohl es in der Mitte der 1820er Jahre zu einer massiven Finanzkrise in Lateinamerika kam.
Amschel Mayer Rothschild
Amschel Mayer Rothschild (1773–1855) wurde nach dem Tod seines Vaters neues Familienoberhaupt und übernahm die Leitung des Frankfurter Bankhauses „M.A. Rothschild & Söhne“. Dieses war zugleich auch das Mutterhaus der Rothschildbanken in London, Paris, Wien und Neapel. Als der vorsichtigste der fünf Söhne Mayer Amschel Rothschilds war er stets um die Liquidität der Bank besorgt, ging Risiken möglichst aus dem Weg und bevorzugte eher kleinere Geschäfte. Außerdem versuchte er die europaweit stark wachsenden Geschäfte der Familie Rothschild abzubremsen, was wiederholt zu Streitigkeiten zwischen den Brüdern führte. Amschel Mayer Rothschild konzentrierte sich auf die Fortsetzung der Tätigkeit als Hoffaktor verschiedener deutscher Fürsten. Die von seinem Vater mit Hilfe von Carl Friedrich Buderus aufgebauten Beziehungen zum Hof von Hessen-Kassel spielten dabei eine besonders wichtige Rolle. Daneben war Amschel Mayer Rothschild auch Schatzmeister und Finanzier des Deutschen Bundestages in Frankfurt. Seine guten Beziehungen zu fast allen deutschen Mittel- und Kleinstaaten halfen M.A. Rothschild & Söhne zwischen 1820 und 1830 das Bankhaus Gebrüder Bethmann als im deutschsprachigen Raum führenden Emittenten von Staatsanleihen zu verdrängen. Trotz dieses Erfolges verlor das Mutterhaus in Frankfurt bereits unter der Leitung Amschel Mayer Rothschilds im Vergleich mit den stark expandierenden Rothschildbanken in London und Paris an Bedeutung. Dennoch blieben Letztere offiziell nur Filialen von M.A. Rothschild & Söhne. Solange Gutle Rothschild (* 23. August 1753; † 7. Mai 1849), die Mutter der fünf Brüder Rothschild, noch lebte, blieb Frankfurt auch der Hauptversammlungsort der stetig anwachsenden Familie Rothschild.
Salomon Rothschild
Salomon Rothschild (1774–1855) war der Begründer der österreichischen Linie. Erste geschäftliche Erfolge erzielte er 1815, ab 1820 (Beteiligung an einer Anleihe des Bankhauses Parish) wuchs er in die Rolle des größten Finanziers des metternichschen Regimes und des Deutschen Bundes hinein. Salomon Meyer Rothschild, dem zu Beginn seiner Karriere noch der Besitz von Grund und Boden verboten war, wurde 1822 zum Freiherrn geadelt; er wurde in der Folge zu einem der größten Grundbesitzer des Landes. 1835 erhielt er die Konzession für die Errichtung der Kaiser Ferdinands-Nordbahn und baute im Zusammenhang auch die Witkowitzer Eisenwerke auf. Die aus seinem Bankhaus 1855 entstandene Creditanstalt stand bis in die 1930er Jahre unter rothschildschem Einfluss.
Nathan Rothschild
Nathan Mayer Rothschild (1777–1836) ging 1799 als Textilkaufmann nach Manchester. 1808 gründete er die Bank N. M. Rothschild & Sons in London, die noch heute erfolgreich arbeitet. Er wurde dank seiner sorgfältig geplanten und durchgeführten Transaktionen zum einflussreichsten Finanzier der britischen Regierung und begründete die große Rolle des Hauses Rothschild, die es ab 1815 für mindestens fünfzig Jahre in der europäischen Finanzwelt innehatte. Der ungewöhnlich schnelle Aufstieg des Hauses Rothschilds, an dem Nathan Rothschild wesentlichen Anteil hatte, führte zu einer Reihe von Gerüchten über den Finanzier. So kolportierte man bereits 1830, dass Nathan Rothschilds Erfolg auf einen sagenhaften hebräischen Talisman zurückzuführen sei.[b 5] Ebenso lang ist die nicht zutreffende Geschichte im Umlauf, dass Nathan Rothschild mittels eines effizienten Informationsdienstes bereits vor dem britischen Premierminister vom Ausgang der Schlacht bei Waterloo wusste. Darauf habe er seine Aktien verkauft. Da andere Anleger aus dem Verhalten schlossen, er sei im Besitz von Information über eine britische Niederlage, folgten sie ihm beim Verkaufen der Aktien. Nachdem die Kurse der Wertpapiere in den Keller gesunken waren, habe Nathan Rothschild die Papiere wieder aufgekauft und den vollen Kursanstieg mitgenommen, den die Nachricht vom Sieg der Briten mit sich brachte. In dem unverhüllt antisemitischen deutschen Propaganda-Film Die Rothschilds wird diese Sichtweise ebenfalls vertreten. Tatsächlich unterschied sich Nathan Rothschild in seinem Finanzgebaren nicht von dem seiner Konkurrenten (siehe auch die detaillierte Darstellung im Abschnitt Der Aufstieg zur europäischen Finanzinstitution), besaß aber offensichtlich ein sehr gutes Gespür für die Funktionsweise der Finanzmärkte. Beim schnellen Aufstieg des Hauses Rothschilds spielte außerdem die gute Vernetzung der europäischen Niederlassungen der fünf Rothschild-Brüder eine erhebliche Rolle.
Kalman bzw. Carl Mayer Rothschild
Kalman Rothschild (1788–1855) ging in Salomons Auftrag 1821 nach Neapel. Dort hatte er die Finanzen der österreichischen Truppen zu überwachen. Er eröffnete die sizilianische Rothschild-Dependance, welche jedoch nur bis 1863 existierte. Kalman nannte sich später Carl Mayer von Rothschild.
Jakob Rothschild
Jakob Rothschild (1792–1868) war der jüngste der Brüder. Er ging 1812 nach Paris und etablierte dort Rothschild Frères zu einer der ersten Bankadressen und nannte sich fortan James de Rothschild. Als Berater von zwei französischen Königen wurde er der einflussreichste Bankier des Landes. In den folgenden Kriegen unter Napoléon III. spielte er eine wichtige Rolle bei der Finanzierung des Eisenbahnbaus und dem Bau von Bergwerken, was Frankreich dabei half, den wirtschaftlichen Rückschlag nach dem verlorenen Deutsch-Französischen Krieg 1870/1871 zu überwinden und zu einer Industriemacht zu werden. 1982 wurde die Bank zusammen mit anderen Banken durch die Regierung François Mitterrands verstaatlicht. Das Nachfolgeinstitut Rothschild & Cie Banque ist eine Neugründung durch David René de Rothschild, sie stellt heute den französischen Teil der Rothschild Bankgruppe.