Traktat: Jahresbericht Förderverein Freimaurer-Wiki 2018

Aus Freimaurer-Wiki

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Jahresbericht Förderverein Freimaurer-Wiki 2018

Jahresbericht Förderverein Freimaurer-Wiki 2018


Da mir der inzwischen wunderbar eingespielte Vorstand unseres Fördervereins nahezu alle weltlichen Dinge von den Schultern nimmt, fällt mein Jahresbericht relativ entspannt aus.

Was zu Beginn noch naturgemäß holprig daherkam, ist inzwischen einer erprobten Geschmeidigkeit gewichen. Auch bemerke ich mit Freude, dass sich alle Mitstreiter und unsere Mitstreiterin ihren Aufgabenbereich selbst verantwortungsbewusst und emsig definiert haben.

Das eklatanteste Beispiel ist ganz sicher der geradezu masochistische Aufwand, dem sich unser erster Vorsitzender in wochenlanger Arbeit unterwarf, indem er sämtliche Logen auf deutschem Boden einzeln anschrieb und um Unterstützung bat.

Die Rückläufe sind zwar noch verhalten, aber wer die hierarchischen Abläufe in unserer deutschen Freimaurerei kennt, kennt auch die langen Flure der Logenhäuser und hat diesbezüglich wenig Illusionen. Ob sich die drastische Senkung der Förderbeiträge bewähren wird, muss ebenfalls mit maurerischer Geduld abgewartet werden. Noch zeichnet sich das zwar nicht ab, aber wir haben ein gesundes Polster und können uns dieses Experiment leisten.

Überhaupt basiert ja fast Alles an unserer Arbeit am Freimaurer-Wiki auf einer emsigen Erprobungsarbeit, denn niemand lebte uns dieses Projekt vor. Es gibt auch kein vergleichbares virtuelles Lexikon weltweit, das auf der simplen Idee beruht, sich die erprobte Syntax des Mutterschiffes Wikipedia nicht nur als Konstrukt zunutze zu machen, sondern sogar noch zu erweitern. Lange Zeit waren wir das einzige freimaurerische Online-Lexikon, das über ein eigenes Übersetzungstool verfügte und in der Lage war, Videos einzufügen. Inzwischen ist das fast schon Standard.

Überhaupt hat sich in den zehn Jahren unseres Bestehens vieles geändert, angeglichen oder ausgeschlossen. genügte es 2009 noch, einen Bruder um Erlaubnis zur Verwendung eines Fotos oder Textes zu bitten, so muss das heute nach strengeren Datenschutz-Richtlinien akribisch dokumentiert werden. Rückblickend bringt uns das hin und wieder schon mal in Verlegenheit. Dabei habe ich immer eine beruhigende Sicherheit im Rücken: Wir haben es nahezu ausschließlich mit Brüdern und Schwestern zu tun ! Unsicherheit lassen sich so im Nachhinein nahezu immer auf vertrauensvolle und unterstützungsbereite Art klären.

"Nahezu immer" sollte ich an dieser Stelle aber wohl mit einem exemplarischen Fall illustrieren. Der Klarname eines Bruders tauchte unter einem übernommenen Lennhoff-Posner-Text auf, der eigentlich in deren Lexikon 1932 naturgemäß gar nicht hätte vorkommen können.

Irgendwie war dieser Name jedoch auf wundersame Weise in das faksimilierte Lexikon der holländischen Plattform "de Vrijmetselaar" gelandet, die zu unseren Kooperationspartnern gehört.

Diese mehr als kurios platzierte Namensnennung nahm also besagter Bruder zum Anlass, uns agressiv anzumahnen und mit einem Ehrengerichtsverfahren zu drohen. Seine Wortwahl war ungewöhnlich ruppig und etwas primitiv. Kern seiner Klage war die angeblich verletzte Deckung.

Da wir über diesen Vorgang erstaunt waren, machten sich zwei Redaktionsmitglieder an die Recherche und wurden in kurzer Zeit fündig: Der gleiche Bruder, der sich hier über seine "verletzte Deckung" empörte, hatte in ähnlicher Form 27 weitere Blogs, Artikel etc. unter voller Namensnennung höchstselbst im Internet veröffentlicht.

Man mag das bewerten, wie man will - uns traf also der Vorwurf, eine sorgsam gehegte Deckung verletzt zu haben, überhaupt nicht. Der Verursacher hatte diese Spur in voller Absicht selbst gelegt und gefiel sich nun lediglich darin, uns anzugreifen und zu drohen.

Ich erwähne das, um aufzuzeigen, dass es auch einmal schief gehen kann, wenn man glaubt, sich auf brüderliche Solidarität verlassen zu können. Ein Einzelfall, gewiss, aber vielleicht ein exemplarischer - aus dem wir lernen müssen.

Es gab andere Formen von Angriffen, die ich an dieser Stelle nicht wiederholen möchte, aber es zeigt uns bei allen Zustimmungen und bei allem Lob - und gottlob dominieren diese - dass es durchaus auch Anfeindungen gab und gibt.

Natürlich wäre es illusorisch und naiv, eine pauschale Zustimmung zu unserem Projekt zu erwarten. Natürlich gehören Kritik und auch Ablehnung zum Wertekanon einer freien Meinungsäußerung. Ich selbst habe mich in den zurückliegenden zehn Jahren daran gewöhnen müssen.

Bedenklich finde ich allerdings, wenn Brüder mit einer kategorisch ablehnenden Grundeinstellung diese Auffassung in Schlüsselpositionen vertreten. Das kollidiert beispielsweise, wenn unser Freimaurer-Wiki zwar würdig auf den Websites der Großlogen präsentiert werden, aber einzelne Redakteure oder andere Mitarbeiter eine ablehnende Grundhaltung vertreten und in ihre funktionelle Arbeit einfließen lassen. An diesem Punkt wäre eine grundsätzliche Stellungnahme seitens der VGLvD wünschenswert.

Ich habe kürzlich bei einem Vortrag zum wiederholten Male auf die sehr stark zunehmende Freimaurerhetze in den sozialen Medien und auf unkritisch editierten Online-Plattformen wie Youtube etc. hingewiesen. Wenn ich darauf zurückblicke, dass genau hier, nämlich in einer kompensierenden , aufklärenden Aufgabenstellung der vorrangige Grund für die Gründung des Freimaurer-Wiki vor 10 Jahren lag, muss ich erkennen, dass die argumentative Wucht und die vernetzte Instrumentalisierung dieser virtuellen Feindseeligkeiten überproportional zugenommen hat. Auch wenn die Mittel der Darstellung oft naiv und dumm daherkommen, erreichen sie viele Millionen Freimaurerfeinde die diese unreflektiert und gläubig verinnerlichen. Das alte Feindbild manifestiert sich erneut. Und zwar unkontrollierbar nach dem altbekannten Schneeballprinzip aus dem unversehens eine Lawine werden kann.

In der aktuellen Studie der Friedrich Ebert Stiftung wird sehr dringlich vor einem Erstarken der Konspirationsfanatiker gewarnt. Und das nicht nur am rechten Flügel, sondern längst auch in der politischen Mitte. Unser Tenor ist der gleiche, wie wir ihn seit 10 Jahren ständig wiederholen: Ludendorff wäre glücklich gewesen, wenn er das Internet zur Verfügung gehabt hätte.

Es wird nicht mehr lange dauern bis die ersten, dünnhäutigeren Brüder den Bruderbund aus existentieller Angst verlassen werden.

Natürlich existieren auch hierzu unterschiedliche Meinungen und es wäre rechthaberisch, würde ich meine eigenen Befürchtungen in den Vordergrund stellen.

Es gibt sie also nach wie vor, die Reibeflächen zwischen Anerkennung und Ablehnung. Nur eines ist besser geworden: Ich sebst bin nicht mehr der alleinige Watschenmann.

Nach Bildung einer journalistisch orientierten Redaktion und nach der Gründung unseres Fördervereins, habe ich mich auf die hinteren Ränge verkrochen und fühle mich mit dem Restkontingent an praktischer Arbeit dort sehr wohl.

Es tut gut, mit zu erleben, dass unsere Seitenzugriffs-Statistik eine überaus rapide Dynamik verzeichnet. Unsere Redaktionsmitglieder machen sich schon über mich lustig, wenn ich darauf hinweise. Gestern waren es noch knapp über 48 Millionen Zugriffe - und morgen stehen bereits höhere, nüchterne Zahlen im Raum.

Weit interessanter ist ganz sicher, was wir den Besuchern unseres Online-Lexikons vermitteln. Und das sind in erster Linie verlässliche historische Fakten. Nüchtern oft, aber immer überprüfbar transparent und ehrlich.

Und genau das ist unsere Botschaft: Man kann uns vertrauen, wir haben nichts zu verstecken. Es gibt kein anderes Instrument in der deutschen Freimaurerei, das diesem Anspruch besser gerecht werden kann, als unser Freimaurer-Wiki.

Ich danke Allen, die hierzu bislang beigetragen haben und hoffentlich auch weiter beitragen werden.

Jens Rusch 27. April 2019