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Version vom 8. Dezember 2009, 03:38 Uhr
<html> <head> <title>Kabbalah und Freimaurerei</title> </head> <body><img src="http://vg02.met.vgwort.de/na/c02163ad7f434248b5ce33589b41a25c" width="1" height="1" alt="">
© Giovanni Grippo - Stand: 12. November 2009 - Es wird ausdrücklich auf die Copyright-Vermerke am Ende des Vortrages hingewiesen!
Inhaltsverzeichnis
Kabbalah und Freimaurerei
Wir wissen, dass es vor dem Datum - 24. Juni 1717 - bereits die Freimaurerei gab. Sicherlich stimmt es, dass es zu allen Zeiten Menschen gab, die tiefer nach Licht und Wahrheit suchten. Aus diesem Streben entstanden in der Antike Mysterienbünde in Kleinasien, Ägypten und Griechenland. Dieses Streben hat sich auch in späteren Zeiten fortgesetzt. Aber vor dem 24. Juni 1717 wurde es nicht Freimaurerei genannt.
Die geschichtlichen Anfänge der Freimaurerei können eher mit den allgemeinen Gedanken der Menschenwürde in Verbindung gebracht werden.
Das Christentum entwickelt das Bild der Menschenwürde der Stoiker[1] weiter und der Humanismus[2] des 15. Jahrhunderts brachte diese Idee zu ihrer größten Entfaltung. In der amerikanischen Verfassung und in der Menschenrechtserklärung der Französischen Revolution (18. Jahrhundert) ist der Gedanke der Menschenwürde zum unveräußerlichen und unantastbaren Recht jedes Menschen geworden. Das Konzept der Menschenwürde ist eines, das seit es die Freimaurerei „offiziell“ gibt auch mit ihr in Verbindung gebracht wird.
Strömungen
Wir müssen hierbei drei geschichtliche Strömungen unterscheiden:
- Der Jahrtausendbund der Maurerei
- die jüdische Kabbalah und
- die christlich-polysophischen Rosenkreuzer
Der Jahrtausendbund der Maurerei
Die fiktive Geschichte der Freimaurerei,
wie wir sie im Konstitutionenbuch von James Anderson[3] im Jahre 1723 lesen, führt
den Bund der Maurer auf Adam, den ersten Menschen auf Erden, zurück. Diese
Geschichte ist wunderbar ausgearbeitet. Sie wird anhand von Baudenkmälern erzählt.
Hierbei spielen die sieben Weltwunder der Antike eine große Rolle. Die Fakten sind
hauptsächlich aus der Bibel entliehen. Diese Geschichte wurde damals von den Lesern
als Tatsachenbericht verstanden.
Die englischen Maurer nannten sich somit
Jahrtausendbund, da Adam laut früher maurerischer Zeitrechnung bis zur Geburt Jesu
Christi 4000 Jahre alt wäre. Nicht nur die Fakten sind aus der Bibel entliehen, sondern
auch Rituale, Symbole (Figuren) und Passwörter der Maurer sind biblischen
Ursprungs.
Die zweite geschichtliche Strömung, nämlich die jüdische Kabbalah findet ihren
geschichtlichen Ursprung in Palästina im 1. und 2. Jahrhundert n. Chr. - explizit nach
der Zerstörung des jüdischen Nationalheiligtums (70 n. Chr.) durch die Römer.
Das Christentum ist uneins. Es gibt mehr Christen, die an Jesus als Propheten, denn als fleischlichen Sohn Gottes, glauben. Viele mystische Ideen entwickeln sich.
Mystische Ideen
Insbesondere greift im 7. Jahrhundert n. Chr. der junge Islam viele dieser Ideen auf, wobei die heimatlosen Juden die Verbreiter der mystischen Ideen bleiben. Sie kommen mit ihrem Fachwissen und den mystischen Ideen, die sich im Islam niedergeschlagen haben, über das Mittelmeer nach Spanien. Dort befruchten sich Juden, Christen und Moslems mit ihren Weltanschauungen gegenseitig und haben einen regen, geistigen Austausch. Dies ist die geschichtliche Geburtsstunde des Wortes „Kabbalah“.
Kabbalah bedeutet zu Beginn: die mündliche Überlieferung religiös-mystischer Ideen des Judentums. Die Altertumsforschung besagt, dass die Qabala erst im 9. Jahrhundert als selbstständige Strömung in Spanien auftritt. Sie hielt bis in das 13. Jahrhundert an.[4] Ihre Ausführungen basieren auf der Tora (Tanach), der heiligen Schrift des Judentums. Die Kabbalah ist eine mystische Tradition des Judentums. Die Bezeichnung Kabbalah leitet sich vom hebräischen Wortstamm für Überlieferung oder Weitergabe ab und als Verb kann er auch offenbart oder empfangen bedeuten.[5] Die Lehre beschäftigt sich zum einen mit der Schöpfung (Bereschit) und ihren göttlichen Gesetzen, zum anderen mit dem Thron Gottes (Merkaba).
Kabbalah und Freimaurerei
Die religiös-mystischen Ideen der jüdischen Kabbalah finden sich noch heute in der Freimaurerei. Das Selbstverständnis des Menschen in der Schöpfung und seine Fähigkeit den Weg zurück ins Paradies zu finden, sind Ideen der jüdischen Kabbalah. Bereits zu dieser Zeit versucht der Spanier Ramon Lull[6] die Kabbalah mit christlichen Elementen zu verbinden.
Die Kabbalisten galten als Zauberer, die mit den 10 Zahlen (1-10) und den 22 Buchstaben ihres Alphabets Vorhersagen machen konnten, Amulette und Zauberformeln herstellen konnten. Sie waren in der Lage wundertätige Dinge zu tun, weil sie um das Geheimnis der Schöpfung wussten, da in den 10 Zahlen (1-10) und den 22 Buchstaben des Hebräischen Alphabets die gesamte Schöpfung enthalten sei. Hier könnte das sagenumwobene „Geheimnis der Freimaurerei“ seinen Ursprung genommen haben.
Neuplatonismus
Die dritte Strömung, jene die die christlich-polysophischen Rosenkreuzer anbetrifft, ist von der christlichen Kabbalah untrennbar. Das Religionskonzept von Giovanni Pico della Mirandola[7] fußt auf Gedanken des Florentiner Neuplatonismus, die wiederum Marsilio Ficino[8] im 15. Jahrhundert formuliert hatte. Marsilio Ficino verdankt der Eroberung Konstantinopels im Jahre 1453 durch islamische Heere die Wiederentdeckung des Neuplatonismus in Europa. Nachdem 700 lang in Italien kein Griechisch mehr gesprochen wurde, flohen Gelehrte aus Konstantinopel und Byzanz nach Italien. Dort begann man die alten griechischen Schriften ins Lateinische und Italienische zu übersetzen und sie dadurch zugänglich zu machen.
Reuchlin
Zugleich ist Pico della Mirandola – wie Marsilio Ficino – von der jüdischen Kabbalah tief beeinflusst. Johannes Reuchlin[9] ist Picos geistiger Schüler. Reuchlin, der große Pforzheimer Humanist, studiert zu Beginn des 16. Jahrhunderts die jüdische Kabbalah und als überzeugter Christ sucht er eine Versöhnung jüdischer, christlicher und sogar islamischer Vorstellungen. Sowie es der Katalane Ramon Lull bereits 200 Jahre vor seiner Zeit versucht hat.
Menschenwürde
Der Gedanke der Menschenwürde der Stoiker wird durch die Humanisten des 15. und 16. Jahrhunderts aufgegriffen. Pico della Mirandola und Reuchlin beginnen die jüdische Kabbalah in ein christliches Denkmodell zu übertragen und bereichern zudem die Idee der Menschenwürde mit einer weiteren Nuance, nämlich mit dem Gedanken der Toleranz.
Die christliche Kabbalah wurde nördlich der Alpen heimisch und aufgrund vielfältiger Beziehungen weiter nach England getragen. Die Gedanken von Menschenwürde und Toleranz werden zu einem Teil der europäischen Kulturgeschichte, mit großen Auswirkungen (Amerikanische Verfassung und Menschenrechtserklärung der Französischen Revolution).
Rosenkreuzer
Im 17. Jahrhundert werden die rosenkreuzerischen Manifeste veröffentlicht. Eine Organisation, die es bis dahin gar nicht gab, wird populär. Die christliche Kabbalah, die durch das Kreuz und die Rose dargestellt wird, wird zu einem Gedankengebäude zusammengefügt. Die kabbalistischen Gedanken von Menschenwürde und Toleranz finden sich noch heute in der Freimaurerei. In den rosenkreuzerischen Manifesten geht es um eine geistige Revolution. Die Manifeste sind an die Gelehrten Europas gerichtet und mit der Aufforderung verbunden, ihren verbohrten Geist zu öffnen. Zudem sollen besondere Kenntnisse (wahrscheinlich kabbalistische?), die der Gründer Frater C. R.[10] auf seinen Reisen gesammelt hatte, verbreitet und studiert werden.
24. Juni 1717
Im 18. Jahrhundert finden in England alle Strömungen zusammen. Die hebräische Kabbalah aus Spanien, die christliche Kabbalah aus Italien und das polysophischkabbalistische Weltbild der Rosenkreuzer aus Deutschland. Am 24. Juni 1717 entsteht aus diesen geschichtlichen Strömungen ein neuer Bund in England, der
- 1. auf die Jahrtausende alte Geschichte der Maurer zurückgreifen kann, was aber den neuen Bund nötigt handwerkliche Symbole der Bauhüttentradition in geistige Werkzeuge der Frei-Maurer umzuwandeln,
- 2. die spekulativen Ideen der hebräischen Kabbalisten zu Gott, Schöpfung und Mensch, sowie ihr Wissen um das Geheimnis der Schöpfung, in sein Lehrgebäude aufnimmt, und
- 3. den Gedanken der Menschenwürde der Humanisten des 15. und 16. Jahrhunderts aufgreift. Insbesondere tritt der Toleranzgedanke der christlichen Kabbalisten – vermischt mit dem Aufruf der Rosenkreuzer-Manifeste nach einer geistigen Revolution – zutage.
Obwohl die heutige Freimaurerei sich auf die Bauhüttentradition des Mittelalters beruft, ist es die Kabbalah, die das innerste Wesen der Freimaurerei ausmacht. Selbstverständnis des Menschen, Menschenwürde und Toleranzgedanke sind bis heute weltweite Themen der Freimaurer!
... auf historischer Basis
Hermann Gloede[11] schreibt im II. Band[12] seines Werkes „Die Ordenswissenschaft entwickelt an dem Lehrlingsteppich. – Ein kritischer Versuch auf historischer Basis“ aus dem Jahre 1900 folgendes:
Reuchlin gehört zu denjenigen Männern des ausgehenden Mittelalters, die von den BBrn., welche die Londoner Großloge von 1717 gründeten, oder dieser Gründung nahe standen, als Vertreter der echten, alten und wahren Frmrei angesehen wurden. Wie sehr die Gelehrten dieser Kreise ihn schätzen, geht aus dem Unstande hervor daß sowohl der Verfasser des Konstitutionenbuches, als auch der Autor der Defense of Masonry (1730), wer er auch gewesen sein mag, sein kabbalistisches Hauptwerk (de arte cabalistica 1517) bei ihrer Schriftstellerei eingesehen und benutzt haben, eine Tatsache, welche für die kritische Beurteilung des Lehrinhaltes der ersten Großloge und der „echten Maurerei“, um mit Anderson zu sprechen, von eminenter Tragweite und von höchster Bedeutung ist, und die wissenschaftliche Grundlage für die Erforschung der Geschichte der Frmrei vor 1717 bildet.
Quellen
[1] Stoa wird ein philosophisches Lehrgebäude, das auf den Griechen Zenon von Kliton um 300 v. Chr. zurückgeht, bezeichnet.
[2] Humanismus des 15. / 16. Jahrhunderts greift auf die Philosophie der Antike zurück.
[3] James Anderson (1678-1739) war Reverent der schottisch-presbyterianischen Kirche in London, England.
[4] Die Kabbalah – Die Vereinigung vieler Philosophien (2009) Band III – G. Grippo, Seite 21
[5] Die Kabbalah – Wege zurück ins Paradies (2007) Band I– G. Grippo, Seite 9
[6] Ramon Lull (1232-1316) katalanischer Philosoph und Theologe.
[7] Giovanni Pico della Mirandola (1463-1494) italienischer Humanist und Philosoph.
[8] Marsilio Ficino (1433-1494) italienischer Humanist und Philosoph.
[9]Johannes Reuchlin (1455-1522) deutscher Humanist und Philosoph.
[10] Frater C.R. steht für Bruder Christian Rosenkreutz (1378-1484), fiktive Gründerfigur der Rosenkreuzer.
[11] Hermann Gloede, Hochgradmaurer und Mitglied der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland.
[12] Band II; Seite 602: IX. Reuchlin und die Freimaurerei.
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Die Lehrart, die Giovanni Grippo (Vorträge, Präsentationen, Seminare, Bücher und Einführungen) als moderner Kabbalist praktiziert, heißt Lew Kaspi. Lew Kaspi bedeutet silbernes Herz und wurde in Deutschland entwickelt. Sie bezieht sich auf die ersten Ursprünge der Kabbalah und trennt sich radikal von der Alchemie ab. Die Aufgabe der Kabbalah ist es, den ursprünglichen paradiesischen Urzustand erst in einem selbst und dann durch das Verhalten eines Kabbalisten in der Welt wiederherzustellen! weiterlesen
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