Traktat: Ursprünge unserer Arbeitstafeln: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 1. Juni 2014, 22:53 Uhr
Ursprünge unserer Arbeitstafeln
Wir sprechen bei uns im Freimaurer-Orden von Arbeitstafeln, obwohl wir ein bemaltes Tuch oder einen Teppich verwenden.
Wie kommt es dazu und was sind die Hintergründe hierfür?
Die Antwort hierauf finden wir bei den Vorläufern der Freimaurerlogen, ich meine bei den Logen vor 1717.
Bei diesen rein operativen, handwerklichen Logen, von denen wir vor allem in England einiges wissen, finden wir schon Hinweise auf die Tafel als Begriff. Auf diese Tafel wurden bei feierlichen Anlässen die wertvollen Instrumente und Arbeitsqeräte qeleqt. Wie alt hier Traditionen sein mögen, ist im Hinblick auf mögliche Parallelen zur jüdischen Bundeslade völlig offen.
Es gab auch gelegentlich Fälle, daß diese Tafel ein Kasten war, über den ein Tuch gebreitet wurde, auf das dann die Geräte gelegt wurden. In den USA wurde Mitte vorigen Jahrhunderts dabei auch direkt Bezug genommen auf die jüdische Bundeslade.
Nebenbei, wenn wir ung Freimaurer nenne1 so ist das eine wörtliche Übersetzung aus dem Englischen, wo jedoch exakt mit Freemasons Steinmetze gemeint sind im Gegensatz zu den roughstone-mason ‚ der Mauersteine bearbeitete oder dem bricklayer, dem eigentlichen Maurer.
Die Aufgabe des Steinmetz ist es denn ja auch, auf die wir zurückgreifen mit unseren Symbolen und unserer Forderung, dem rauhen Stein zu bearbeiten hin zum kubischen Stein.
Wir wissen um die Übergänge des Begriffes Loge vom Haus, in dem wir uns versammeln, dem Raum, den wir zum Tempel gestalten, der Versammlung der Brüder bis hin zu dem geheiligten Bereich in uns selbst, wenn wir uns aufschließen. So ist es auch ursprünglich zur Entstehung dieses "heiligen Raumes" gekommen, in dem man den vorgesehenen Platz begrenzte, meist mit einem Seil.
Dieser Platz wurde zunächst "Loge" genannt. Auf einigen alten Arbeitstafeln finden sich die Buchstaben "H.G", d. h. holy ground - heiliger Boden.
Allmählich entwickelte sich der Brauch, nicht die Gegenstände selbst auf die Tafel zu legen, sondern sie zu zeichnen, was zunächst der vorsitzende Meister selbst tat.
Später wurde diese Aufgabe einem besonderen Bruder, dem Tyler, übertragen, der dafür z.T. auch bezahlt wurde.
Wir wissen, dass es im Mittelalter und in der Renaissance noch keine Trennung nach Architekten und ausführenden Handwerkern gab. Die Steinmetze verstanden die "königliche Kunst der, Geometrie", worunter man die Fähigkeit verstand, einen Bau auszuführen und die Gesetze der Statik und des Gewölbebaus anzuwenden. Wir wissen andererseits auch, dass die großen Meister der Renaissance für ihre Gemälde wie auch Bauten Hintergrundpläne entwarfen, auf denen sie mit Hilfe von Rastern jeden Punkt auf der Fläche fixieren konnten. Hier mag ein anderer Zusammenhang mit dem Rahmen unserer Arbeitstafel bestehen. Dann allerdings sollten die Rahmendreiecke rechtwinklig sein und mit dem musivischen Fußboden korrespondieren.
Auf diese Raster und den "geheimen und gerechten Steinmetzgrund" hat unter anderem Br. Baller hingewiesen. Er erläutert ihn als ein Netz von Quadraten, die auf der Ecke stehen. Darin steht, begrenzt vom Winkelmaß oben und dem Zirkel unten die ideale Figur der Erde, das Quadrat, das wiederum senkrecht und waagerecht geteilt wird durch die Kreuzbalken, dargestellt durch die Symbole waagerecht : rauher Stein, Kelle, flammender Stern, Hammer,-Kubischer Stein senkrecht: Winkelmaß, flammender Stern, Reißbrett, Zirkel.
Im Schnittpunkt dieses Kreuzes steht der flammende Stern, der zu den ältesten Symbolen der Freimaurerei gehört und als Lichtsymbol angesehen werden muss. Er trat in verschiedenster Gestalt auf: als Kreis mit und ohne Flammen, als Dreieck mit und ohne G, auch mit einem Auge.
Unsere, beim FO gebräuchliche Darstellung als Pentagramm gibt ihm darüber hinaus noch eine besondere symbolische Bedeutung.
Gehen wir noch einmal aus vom Quadrat als der heiligen Form, die wir schon bei Aristoteles als Grundform des ideal Geschaffenen, der Erde, finden, ebenso beim Stein von Mekka und nicht zuletzt in der Offenbarung des Johannes: das Neue Jerusalem.
Jedes Quadrat lässt sich wiederum in 3 x 3 = 9 Quadrate unterteilen oder auch aufbauen, eine uns nur zu geläufige Zahlensymbolik. Tun wir das mit den entstandenen 9 Quadraten noch einmal, so erhalten wir ein zentrales Quadrat, das den Schnittpunkt des Kreuzbalkens darstellt und vom Rahmen her gezählt jeweils das fünfte Quadrat ist. Hier steht im Neuen Jerusalem das Lamm- der flammende Stern ist also wahrhaft ein Lichtsymbol. Agnes – Agnus-Jesus (5 Buchstaben-Pentagramm) Hinweis auf den Obermeister I
Ganz nebenbei, gehört das Pentagramm auf der Arbeitstafel in eins mit den Zacken nach unten. So war es auch dargestellt bis in die 20er Jahre dieses Jahrhunderts, als man aus Sorge vor den Angriffen aus der Ludendorff-Richtung wegen "Schwarzer Magie" den Stern aufrichtete.
Das Quadrat und seine Untergliederung in kleine Quadrate führt uns zu einem anderen der ältesten Symbole auf der Arbeitstafel: dem musivischen oder mosaischen Fußboden. Das Wort steht in Verbindung mit Mosaik. Die frühen Freimaurer suchten sichtlich die Anlehnung an die Pracht der antiken Bauten. Der musivische Fußboden sowie die beiden Säulen sind bei uns ein Rest davon. Ursprünglich bestand der musivische Fußboden aus Quadraten. Nur unsere schwedische Lehrart hatte von Anfang an Dreiecke.
Ob hierbei symbolische Überlegungen eine Rolle gespielt haben, weiß ich nicht zu sagen.
Eins ist für mich jedoch erstaunlich und gedanklich bis heute nicht abgeschlossen: Die uns überlieferten Arbeitstafeln der operativen Maurer wie der frühen Logen waren fast alle Rechtecke, von daher mag unsere heutige Arbeitstafel ihre Form haben. Andererseits spricht so viel unserer Symbolik für das Quadrat, dass ich hier einen Bruch empfinde.
Lassen Sie mich zur Vertiefung dieses Gefühls den Hieber Seite 30 zitieren:
Meine Deutung geht dahin, dass das Quadrat die eigentliche Arbeitstafel, den heiligen Raum, darstellt, der musivische Fußboden jedoch den Vorhof, den menschlich unvollkommenen Bereich, aus dem wir aufbrechen sollten. Die beiden Säulen, deren Basis auf dem Vorhof steht und die in das Heilige reichen, zeigen uns den Weg. Lasst uns gemeinsam an diesem Weg weiterarbeiten. Es geschehe also.
Lex Brandes 20.11.1987