Alfred Schmidt: Robert Fludd: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 29. Dezember 2014, 10:18 Uhr
Alfred Schmidt: Robert Fludd
Der Einfluss Maiers macht sich geltend über Robert Fludd (1574-1637), seinen Freund und geistigen Weggefährten. Der Arzt, Mystiker, Theosoph und Alchemist studiert eifrig Paracelsus und Nikolaus Cusanus (1401-1464).
Vor allem aber tritt er auf als Apologet des Rosenkreuzertums in der Maier‘ schen Version. In seiner Schrift Summun Bonum erklärt er zwar, nie Mitglied der Fraternität R.C. gewesen zu sein, aber identifiziert sich wie Maier mit ihren Zielen. Es ist ferner zu vermuten, dass Fludd „angenommenes“ Mitglied der Londoner Society of Freemasons war.230
Alle Weisheit und Erkenntnis, lehrt er, gründet in Gott. Es handelt sich stets um die nämliche Einsicht, ob sie nun von Moses, Bezaleel, Josua, David, Salomon, Mercurius Trismegistos oder von den Pythagoreern, von Appolonius, von Philostratos oder aber von den Weisen Indiens, Ägyptens, Äthiopiens und Griechenlands ausgesprochen wird.231
Auf die Frage, wo diese universelle Einsicht zu finden sei, verweist Fludd einerseits auf die Bibel, andererseits auf die natürliche Weltweisheit, die er gleichsetzt mit „natürlicher Magie“. Deren wichtigste Vertreter erblickt Fludd in den drei Weisen aus dem Morgenland, in Salomon und in Gelehrten wie Roger Bacon und Albertus Magnus. Sie sind „in dem Geheimnis des Steines der Weisen wohl und vollkommen Erfahrene“232.
Unter „natürlicher Magie“ versteht Fludd „jenen verborgensten und geheimsten Teil der Naturlehre, in welchem die mystischen und geheimen Eigenschaften aller natürlichen Dinge erforscht werden“233. Biblische Offenbarung und natürliche Erkenntnis konvergieren in Christus, der „Weltseele“234. Diese durchpulst alles Materielle, wobei sie es verdünnt und verdichtet in Licht und Finsternis, Liebe und Hass. Die Sympathie der Dinge gründet im Lichte Gottes, ihre Antipathie in seiner Finsternis. In der Weltseele vereinigen sich jene Gegensätze; sie verbindet Materie und Gott und ist daher das fleischgewordene Wort, der Stein der Weisen. Hierin besteht der Kern von Fludds Metaphysik, wie sie im ersten Buch seiner Historia utriusque Cosmi vorliegt.235 Indem Fludd die rosenkreuzerischen Ideen im Sinn der Zahlen- und Zeichenmystik weiterbildet und von einem hinter allen Künsten und Wissenschaften liegenden „Geheimnis“ spricht und sich dabei auf die Geometrie und Astronomie beruft, antizipiert er einen Grundzug des Freimaurertums. 236
Für die Nähe der Spekulationen Fludds zur masonischen Gedankenwelt spricht auch seine häufige Erwähnung des salomonischen Tempelbaus, den er bereits im geistig-humanitären Sinn interpretiert. Bemerkenswert ist ferner, dass er – ansatzweise – vom lutherischen Bekenntnis übergeht zu einer allgemein-christlichen Religion. So heißt es im Epilog seiner Schrift Summun Bonum: „Wenn nun gefragt wird, welcher Religion derartige Männer sind, die sich dieser mystischen Auslegung der Heiligen Schriften bedienen, ob römisch, lutherisch, calvinisch etc. oder ob sie für sich eine besondere und von anderen verschiedene Religion haben, so wird ihnen sehr leicht zu antworten sein: da nämlich alle Christen jedweder Religion nach ein und demselben Ziel, nämlich Christus selbst, welcher allein die Wahrheit ist, streben, so stimmen in diesem einmütigen Streben alle überein.“237
Siehe auch:
- Entstehungsgeschichte der humanitären Freimaurerei
- Alfred Schmidt
- Rezension: Alfred Schmidt - Entstehungsgeschichte der humanitären Freimaurerei
- Alfred Schmidt: Deistische Wurzeln und Aspekte
- Philosophiegeschichtliche Aspekte der Idee einer Natur- oder Vernunftreligion
- Deismus
- Klaus-Jürgen Grün
- Rezension: Klaus-Jürgen Grün: Das verlorene Wort
- Bernhard Beyer