Rezension Hans-Hermann Höhmann Identität und Gedächtnis: Unterschied zwischen den Versionen

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Rezension von Triangle.
 
 
 
Hoffnung auf Heilsame Verärgerung, so lautet die Schlussbemerkung des sehr wichtigen und treffsicher geschriebenen Taschenbuchs von Hans-Hermann Höhmann. Höhmann, Wirtschafts-  und Sozialwissenschaftler, Freimaurer und Redner der GL AFuAM sowie Ehrenvorsitzenden der Forschungsloge Quatuor Coronati wagt, in seinem gut 120 Seiten starken Werk nicht mehr und nicht weniger, als der Freimaurerei die heuchlerische Maske des Märtyrertums in Bezug auf das Dritte Reich wegzureißen.
 
 
 
Im ersten Teil belegt er, dass die Maurerei in Deutschland schon vor dem 1. und 2. Weltkrieg eindeutig völkisch und rechtslastig ausgerichtet war. Eine Schlüsselrolle, so Höhmann, kommt dabei den altpreußischen GL zu, allen voran der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland. Aber auch die Große Nationale Mutterloge zu den drei Weltkugeln (3WK) und GL Royal York zur Freundschaft waren mit im Bunde. Sie stellten damals etwa 75 Prozent der Brüder. Die humanitären Logen hielten sich dabei zwar zurück, standen aber auch nicht grundsätzlich in Gegnerschaft zum NS-Regime.
 
 
 
Detailliert und gestützt auf viele Zitate zeigt der Autor die Assimilation der Logen ins NS-System auf und räumt so mit der in der Freimaurerei gern genutzten These auf, die Angleichung hätte nur der Tarnung gedient, um die Idee der Freimaurerei über die Zeit zu retten oder im Untergrund fortzuführen.
 
 
 
Auch die Behauptung, Freimaurer seien ähnlich verfolgt worden wie die Juden, demaskiert Höhmann, in dem er darlegt, wie schnell die Logen die jüdischen Brüder ausgeschlossen und Ihre Vereins-Satzungen den "rassischen Grundsätzen" des Dritten Reiches angepasst haben. Insbesondere die These des "andauernden Widerstandes" die innerhalb der Freimaurerei gerne anhand der Freimaurer Carl von Ossietzky und Kurt Tucholsky belegt wird, demontiert er: Sie seien in Logen organisiert gewesen, die nicht als regulär anerkannt waren, und erst im Nachhinein als Brüdef vereinnahmt worden. Ein unzulässiger Akt, wie Autor Höhmann zurecht erklärt.
 
 
 
Im zweiten Teil seines Buches geht Hans-Hermann Höhmann mit der Nachkriegszeit ins Gericht.
 
Hart, kompromisslos und ehrlich beschreibt er die Tricks und Auslassungen, mit denen sich die Freimaurerei nach dem Zusammenbruch reinzuwaschen pflegte und pflegt. Zuerst, um die Zulassung der Logen durch sie Alliierten zu erreichen. Später, um die in Deutschland übliche Erinnerungskultur zu kopieren. Höhmann zeigt auf, dass die Freimaurerei auch hier ein Kind  der Gesellschaft ist: Sie vollzog und vollzieht lediglich das für sich nach, was in der profanen Gesellschaft üblich war und ist. Als Beispiel führt der Autor die Brüder Horneffer und Vogel an, beide Galionsfiguren der Freimaurerei der Nachkriegszeit und der VGLvD, und belegt anhand von Zitaten , wie wenig sie aus der Geschichte gelernt und wie schwach sie sich innerlich tatsächlich von der "dunklen Zeit" distanziert hatten.
 
 
 
Höhmann spart auch nicht mit Hinweisen, dass es auch Widerstand innerhalb der Freimaurerei gegen die Nazis gab. Die sei jedoch nicht von den Logen oder Großlogen ausgegangen, sondern fand seiner Meinung nach in der Regel ihren Ursprung in der grundsätzlichen Ablehnung des Regimes durch den einzelnen Bruder als solchen. Dieser wäre also auch als Nicht-Freimaurer gegen Hitler und sein Regime gewesen. Ein niederschmetterndes Fazit.
 
 
 
Ein Schlussbemerkung sei mir gestattet:
 
Mich als Rezensenten schmerzt in diesem Zusammenhang besonders die Rolle der GLLFvD, deren Mitglied ich bin. Aufgenommen im Jahr 2004, wurde ich auch mit der Diktion empfangen, in eine Art Widerstandsbund gegen Diktaturen und auch in einen Bund der Nazi-Verfolgten aufgenommen worden zu sein. Die Aufhebung dieser Täuschung, also die Ent-Täuschung, ist schmerzlich, verdient jedoch ein ausdrückliches Lob für den Autor. Bei mir jedenfalls hat diese Heilsame Verärgerung die im Schlusskapitel angesprochen wird, ihre Wirkung nicht verfehlt und mich für das Bemerken von Fehlentwicklungen innerhalb des Bundes sensibilisiert.
 
 
 
Deshalb lege ich dieses Buch allen jungen besonders aber den älteren Brüdern ans Herz. Der Schmerz der Erkenntnis kann mehr bewegen als die Selbstbeweihräucherung mit einer Lüge.
 

Aktuelle Version vom 1. Mai 2014, 14:14 Uhr