Tugend: Unterschied zwischen den Versionen

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ist die Übung im Sinne der Pflicht, der auf das Sittliche gerichtete konstante Wille. Ihr konkreter Inhalt ändert sich mit den Wandlungen der Moral: bei den Stoikern ist sie das naturgemäße Leben, im Christentum Gottesliebe, Glaube und hoffnungsvolle Demut, bei Descartes der Wille zum Vernunftsgemäßen. Kant definiert T. als "die moralische Stärke in der Befolgung seiner Pflicht, die niemals zur Gewohnheit werden, sondern immer ganz neu und ursprünglich aus der Denkungsart hervorgehen soll".
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ist die Übung im Sinne der Pflicht, der auf das Sittliche gerichtete konstante Wille. Ihr konkreter Inhalt ändert sich mit den Wandlungen der Moral: bei den Stoikern ist sie das naturgemäße Leben, im Christentum Gottesliebe, Glaube und hoffnungsvolle Demut, bei Descartes der Wille zum Vernunftsgemäßen. Kant definiert Tugend als "die moralische Stärke in der Befolgung seiner Pflicht, die niemals zur Gewohnheit werden, sondern immer ganz neu und ursprünglich aus der Denkungsart hervorgehen soll".
  
Der T.-Begriff der Freimaurerei war unter dem Einfluß der Stoa, die stark auf das Denken des 18. Jahrhunderts einwirkte, anfangs rein vernunftgemäß. Später gelangten die Anschauungen von Shaftesbury zur Geltung, der nach einem harmonischen T.-Begriff strebte und der Vernunfts-, Gefühls- und Willensseite des Menschen gleicherweise gerecht werden wollte. Der ursprünglich rein rationale T.-Begriff wurde verinnerlicht und mit dem Schönheitsbegriff verbunden und wurde dadurch synthetisch. T. führt in diesem Sinne zur Religion, zur [[Humanität]], zu menschlicher Vollkommenheit und Harmonie. Der T.-Begriff der Freimaurerei ist obwohl diesseitig, keineswegs rein rationalistisch im Sinne des Deismus, aber auch nicht rein metaphysisch-mystisch im Sinne der Religion, weder flach noch überschwenglich. Die [[Freimaurerei]] trachtet durch die ethische Erziehung des Individuums die vernunftgemäßen moralischen Pflichten im Gefühl zu verankern, da sittliches Handeln, wie Handlung überhaupt, aus der adynamischen Vernunft allein nicht entstehen kann. Rein rational vermag man das Gute nicht zu erklären. Eine rein rationale Ethik mußte daher zu einer heuchlerischen Philistermoral führen.
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Der Tugend-Begriff der Freimaurerei war unter dem Einfluß der Stoa, die stark auf das Denken des 18. Jahrhunderts einwirkte, anfangs rein vernunftgemäß. Später gelangten die Anschauungen von Shaftesbury zur Geltung, der nach einem harmonischen Tugend-Begriff strebte und der Vernunfts-, Gefühls- und Willensseite des Menschen gleicherweise gerecht werden wollte. Der ursprünglich rein rationale Tugend-Begriff wurde verinnerlicht und mit dem Schönheitsbegriff verbunden und wurde dadurch synthetisch. Tugend führt in diesem Sinne zur Religion, zur [[Humanität]], zu menschlicher Vollkommenheit und Harmonie. Der Tugend-Begriff der Freimaurerei ist obwohl diesseitig, keineswegs rein rationalistisch im Sinne des Deismus, aber auch nicht rein metaphysisch-mystisch im Sinne der Religion, weder flach noch überschwenglich. Die [[Freimaurerei]] trachtet durch die ethische Erziehung des Individuums die vernunftgemäßen moralischen Pflichten im Gefühl zu verankern, da sittliches Handeln, wie Handlung überhaupt, aus der adynamischen Vernunft allein nicht entstehen kann. Rein rational vermag man das Gute nicht zu erklären. Eine rein rationale Ethik mußte daher zu einer heuchlerischen Philistermoral führen.
  
Die T. im freimaurerischen Sinne entsprießt dem Gefühl, steht aber zugleich im Sinne des Ternars: "Weisheit, Schönheit, Stärke" unter der Kontrolle der Vernunft und ist von ästhetischer Färbung. Die freimaurerischen T. führen zur Selbstveredlung, zur "schönen Seele". "In einer schönen Seele ist es also, wo Sinnlichkeit und Vernunft, Pflicht und Neigung harmonieren" (Schiller in der Abhandlung "Anmut und Würde"). Als Kardinal-T. gelten in der Freimaurerei Selbsterkenntnis, Selbstbeherrschung und Selbstveredlung, die zur [[Toleranz]] führen und das soziale Leben im Sinne des Humanitätsideales formen wollen.  
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Die Tugend im freimaurerischen Sinne entsprießt dem Gefühl, steht aber zugleich im Sinne des Ternars: "Weisheit, Schönheit, Stärke" unter der Kontrolle der Vernunft und ist von ästhetischer Färbung. Die freimaurerischen Tugenden führen zur Selbstveredlung, zur "schönen Seele". "In einer schönen Seele ist es also, wo Sinnlichkeit und Vernunft, Pflicht und Neigung harmonieren" (Schiller in der Abhandlung "Anmut und Würde"). Als Kardinal-Tugenden gelten in der Freimaurerei Selbsterkenntnis, Selbstbeherrschung und Selbstveredlung, die zur [[Toleranz]] führen und das soziale Leben im Sinne des Humanitätsideales formen wollen.  
  
 
[[Kategorie:Lexikon]]
 
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Version vom 4. Juli 2014, 22:44 Uhr

Tugend

Quelle: Lennhoff, Posner, Binder von 1932

ist die Übung im Sinne der Pflicht, der auf das Sittliche gerichtete konstante Wille. Ihr konkreter Inhalt ändert sich mit den Wandlungen der Moral: bei den Stoikern ist sie das naturgemäße Leben, im Christentum Gottesliebe, Glaube und hoffnungsvolle Demut, bei Descartes der Wille zum Vernunftsgemäßen. Kant definiert Tugend als "die moralische Stärke in der Befolgung seiner Pflicht, die niemals zur Gewohnheit werden, sondern immer ganz neu und ursprünglich aus der Denkungsart hervorgehen soll".

Der Tugend-Begriff der Freimaurerei war unter dem Einfluß der Stoa, die stark auf das Denken des 18. Jahrhunderts einwirkte, anfangs rein vernunftgemäß. Später gelangten die Anschauungen von Shaftesbury zur Geltung, der nach einem harmonischen Tugend-Begriff strebte und der Vernunfts-, Gefühls- und Willensseite des Menschen gleicherweise gerecht werden wollte. Der ursprünglich rein rationale Tugend-Begriff wurde verinnerlicht und mit dem Schönheitsbegriff verbunden und wurde dadurch synthetisch. Tugend führt in diesem Sinne zur Religion, zur Humanität, zu menschlicher Vollkommenheit und Harmonie. Der Tugend-Begriff der Freimaurerei ist obwohl diesseitig, keineswegs rein rationalistisch im Sinne des Deismus, aber auch nicht rein metaphysisch-mystisch im Sinne der Religion, weder flach noch überschwenglich. Die Freimaurerei trachtet durch die ethische Erziehung des Individuums die vernunftgemäßen moralischen Pflichten im Gefühl zu verankern, da sittliches Handeln, wie Handlung überhaupt, aus der adynamischen Vernunft allein nicht entstehen kann. Rein rational vermag man das Gute nicht zu erklären. Eine rein rationale Ethik mußte daher zu einer heuchlerischen Philistermoral führen.

Die Tugend im freimaurerischen Sinne entsprießt dem Gefühl, steht aber zugleich im Sinne des Ternars: "Weisheit, Schönheit, Stärke" unter der Kontrolle der Vernunft und ist von ästhetischer Färbung. Die freimaurerischen Tugenden führen zur Selbstveredlung, zur "schönen Seele". "In einer schönen Seele ist es also, wo Sinnlichkeit und Vernunft, Pflicht und Neigung harmonieren" (Schiller in der Abhandlung "Anmut und Würde"). Als Kardinal-Tugenden gelten in der Freimaurerei Selbsterkenntnis, Selbstbeherrschung und Selbstveredlung, die zur Toleranz führen und das soziale Leben im Sinne des Humanitätsideales formen wollen.