Rheinsberg 1738: Unterschied zwischen den Versionen

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Bei dem Regiment ist noch Alles richtig und haben wir wenig Kranke.
 
Bei dem Regiment ist noch Alles richtig und haben wir wenig Kranke.
  
Hier sind zwei Herren, so von Berlin wieder zurück nach Hamburg gehen, durchgekommen. Der eine ist ein gewisser Baron Oberg, dessen Schwager Ahlefeldt dem Hauptmann Grape im Holsteinischen einen Kerl von sechs Fuss geschaffet; der andere ist ein gewisser Bielfeld,a welcher aus Hamburg und mir erzählet, es würde anjetzo eine Komödie in Hamburg von einer deutschen Bande gespielet, welche zum Titel hätte, Harlequin Courier aus Orsowa, und soll es eine sanglante Satire auf den Herzog von Lothringen sein.
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Hier sind zwei Herren, so von Berlin wieder zurück nach Hamburg gehen, durchgekommen. Der eine ist ein gewisser Baron Oberg, dessen Schwager Ahlefeldt dem Hauptmann Grape im Holsteinischen einen Kerl von sechs Fuss geschaffet; der andere ist ein gewisser [[Jakob Friedrich von Bielfeld|Bielfeld]], a welcher aus Hamburg und mir erzählet, es würde anjetzo eine Komödie in Hamburg von einer deutschen Bande gespielet, welche zum Titel hätte, Harlequin Courier aus Orsowa, und soll es eine sanglante Satire auf den Herzog von Lothringen sein.
  
 
Der ich mit allem ersinnlichen Respect, Submission, Liebe und Erkenntlichkeit verharre, u. s. w.
 
Der ich mit allem ersinnlichen Respect, Submission, Liebe und Erkenntlichkeit verharre, u. s. w.
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Zit. Nach: Werke [[Friedrich der Große|Friedrichs des Großen]], Universitätsbibliothek Trier, Band 27,3 Seite 136
 
Zit. Nach: Werke [[Friedrich der Große|Friedrichs des Großen]], Universitätsbibliothek Trier, Band 27,3 Seite 136
 
  
 
=== 11. Juni 1740 ===
 
=== 11. Juni 1740 ===

Version vom 5. November 2010, 13:25 Uhr

Motiv Adolf von Menzel 1840, Stecher folgt


Dokumente

Mit allem ersinnlichen Respect, Submission, Liebe und Erkenntlichkeit

Ausarbeitung Bernhard von Oberg


Rheinsberg, den 21. Oktober 1739

Allergnädigster König und Vater,

Ich habe meines allergnädigsten Vaters gnädiges Schreiben in aller Unterthänigkeit empfangen und freuet mich sehr, dass mein allergnädigster Vater mit den geringen Marquen meines unterthänigsten Respects zufrieden scheinet. Ich nehme mir die Freiheit, Ihm in aller Untertänigkeit einige Provisions, die man hier gut haben kann, zu überschicken und wünsche von Herzen, dass mein allergnädigster Vater solche von Seinem Geschmack finden mag.

Bei dem Regiment ist noch Alles richtig und haben wir wenig Kranke.

Hier sind zwei Herren, so von Berlin wieder zurück nach Hamburg gehen, durchgekommen. Der eine ist ein gewisser Baron Oberg, dessen Schwager Ahlefeldt dem Hauptmann Grape im Holsteinischen einen Kerl von sechs Fuss geschaffet; der andere ist ein gewisser Bielfeld, a welcher aus Hamburg und mir erzählet, es würde anjetzo eine Komödie in Hamburg von einer deutschen Bande gespielet, welche zum Titel hätte, Harlequin Courier aus Orsowa, und soll es eine sanglante Satire auf den Herzog von Lothringen sein.

Der ich mit allem ersinnlichen Respect, Submission, Liebe und Erkenntlichkeit verharre, u. s. w.


Anmerkung:

Friedrich hatte den Baron von Oberg und den nachherigen Baron von Bielfeld, welche bei seiner Aufnahme in den Freimaurer-Bund thätig gewesen waren, durch den Grafen von Truchsess-Waldburg zu sich einladen lassen.

Zit. Nach: Werke Friedrichs des Großen, Universitätsbibliothek Trier, Band 27,3 Seite 136

11. Juni 1740

In Charlottenburg. In diesen Tagen (vom 13-19ten) erklärte sich Friedrich öffentlich für einen Freimaurer und hielt in Charlottenburg eine Loge, wozu Bielfeld die Zurüstungen gemacht hatte. Es wurden in derselben aufgenommen der Prinz August Wilhelm, Bruder des Königs, der Markgraf Karl und der Prinz von Holstein.

Zit. nach: Heinrich Siegfried Roedenbeck, Tagebuch oder Geschichtskalender aus Friedrich’s des Großen Regentenleben, 1840

Anmerkung:

Jakob Friedrich, Baron von Bielfeld, geboren zu Hamburg den 31. März 1717, war dem König schon als Kronprinz bei einer Reise nach Braunschweig bekannt geworden. Er hatte ihn lieb gewonnen und lud ihn im Sommer 1739 zu einem Besuch nach Rheinsberg ein, welcher auch im August desselben Jahres statt fand und sich bis ins andere Jahr, wo Friedrich den Thron bestieg, verlängerte.

Bielfeld trat nun als Legationsrath in des Königs Dienst, 1741 ward er zweiter Hofmeister des Prinzen Ferdinand. 1748 wurde er in den Freiherrnstand erhoben. In spätern Jahren verließ er den preußischen Dienst und starb den 5. April 1770 auf seinem Gute Troben im Altenburgschen. Seine Gemalin, eine Geborne von Boden, war Gouvernante bei der Gemalin des Prinzen Ferdinand und hatte sich deren Achtung und Liebe in sehr hohem Grade erworben. Nach ihrem Tode ließ ihr diese Fürstin in dem Park von Bellevue ein ehrendes Denkmal errichten.

Denkmal

Gesellen-Ausweis Adolf von Menzels. Quelle: Pictokon. Gesellenausweis von Adolf von Menzel 1836. Freimaurer Symbole. Symbolik Aeskulap Medeno Bilitamur nach einer Original-Lithographie im Besitze von W. v. Zur WQesten. Näheres in Exlibris Jahrgang 29, Heft 1/2 Mai 1919

Da frevelnde Hände von demselben die Platte mit der Inschrift entwandt haben; so möge diese hier aufbehalten werden! Sie lautet wie folgt :

» Aux mânes Dorothée Baronne Douairière de Bielfeld née de Boden Gouvernante de S. A. R. Madame la Princesse Louise de Prusse née le 18. Dec. 1742, morte le 1. Octbr. 1781.

Passant, quelque tu puisse être, apprends, que les regrets sincèrers des gens de bien que l'ont connue, sont le plus bel éloge qu'on puisse consacrer a sa mémoire. « 

Übersetzt von Bernhard von Oberg :

» Den Totengeistern der Baronin Dorothea Douairière von Bielfeld, geborene von Boden, Gouvernante Ihrer königlichen Hoheit Prinzessin Louise von Preussen, geboren am 18. Dec. 1742, gestorben am 1. Octbr. 1781.

Wanderer, der du hier vorbeigehst, wer auch immer du bist, gedenke, dass das aufrichtige Bedauern von Männern, die sie gekannt haben, die schönsten Empfindungen waren, die man ihrem Gedächtnis weihen kann. «

Rheinsberg 1738

Wohl derselbe poetische Anreiz, verbunden mit dem lebhaften Wissensdrange, der Friedrich zu jener Zeit erfüllte, bewog ihn, sich gleichzeitig auch in die Brüderschaft der Freimaurer aufnehmen zu lassen.

Das geheimnisvolle Dunkel, in welches diese Gesellschaft sich hüllte und besonders in der Zeit eines noch immer gefahrdrohenden kirchlichen Eifers sich zu hüllen für doppelt nötig befand, die Klänge religiöser Duldung, einer freisinnigen Auffassung des Lebens, einer geläuterten Moral, die bedeutsam aus jenem Dunkel hervortönten, mussten dem jungen Prinzen, dessen Herz damals vor allem von dem Drange nach Wahrheit beseelt war, eine Hoffnung geben, hier, was er suchte, zu finden.

Seine Aufnahme geschah im Jahre 1738, als er im Gefolge seines Vaters eine Reise nach dem Rhein machte. Hier äußerte sich einst der König in öffentlicher Gesellschaft sehr missfällig über die Freimaurerei; der Graf von der Lippe-Bückeburg aber, der ein Mitglied der Brüderschaft war, nahm dieselbe mit so beredter Freimütigkeit in Schutz, dass Friedrich ihn hernach insgeheim um die Aufnahme in eine Gesellschaft bat, welche so wahrheitsliebende Männer zu Mitgliedern zähle. Dem Wunsche des Kronprinzen zu genügen, wurde der Besuch, den man auf der Rückkehr in Braunschweig abstattete, zu der Vornahme der geheimnisvollen Handlung bestimmt und Mitglieder der Brüderschaft aus Hamburg und Hannover samt dem benötigten Apparate ebendahin verschrieben.

Aufnahme

Die Aufnahme geschah zu nächtlicher Weile, da man des Königs wegen mit großer Vorsicht verfahren musste, Friedrich verlangte, dass man ihn ganz als einen Privatmann behandeln und keine der üblichen Ceremonien aus Rücksicht auf seinen Rang abändern sollte. So wurde er ganz in gehöriger Form aufgenommen. Man bewunderte dabei seine Unerschrockenheit, seine Ruhe, seine Feinheit und Gewandtheit ebenso, wie nach der eigentlichen Eröffnung der Loge den Geist und das Geschick, mit welchen er an den maurerischen Arbeiten teilnahm. Später wurden einige Mitglieder der Brüderschaft – unter ihnen der oben genannte Bielfeld – nach Rheinsberg eingeladen, mit welchen dort, freilich wiederum im größten Geheimnis, in den Arbeiten fortgefahren wurde.

Zit. nach: Geschichte Friedrich des Großen, Franz Kugler, Leipzig 1840

Bild ebenda von Adolph Menzel, Leipzig 1840

Siehe auch