Schwesterngesundheit: Unterschied zwischen den Versionen
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Zweyte vermehrte Auflage. 1791, 125-132. | Zweyte vermehrte Auflage. 1791, 125-132. | ||
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− | + | :Hört, edle Schwestern! Eh wir, voll | |
− | Des Maurersinns, auf euer Wohl | + | :Des Maurersinns, auf euer Wohl |
− | Die Trinkpistolen leeren, | + | :Die Trinkpistolen leeren, |
− | Will ich den Ursprung, und anbey | + | :Will ich den Ursprung, und anbey |
− | Sogar den Zweck der Maurerey | + | :Sogar den Zweck der Maurerey |
− | In kurzem euch erklären. | + | :In kurzem euch erklären. |
− | Es sind beynahe tausend Jahr, | + | :Es sind beynahe tausend Jahr, |
− | Daß unser Stifter Merlin war, | + | :Daß unser Stifter Merlin war, |
− | Der Table ronde Erfinder, | + | :Der Table ronde Erfinder, |
− | Er fieng die Tafellogen an, | + | :Er fieng die Tafellogen an, |
− | Und König Arthur pflanzte dann | + | :Und König Arthur pflanzte dann |
− | Sie fort auf seine Kinder. | + | :Sie fort auf seine Kinder. |
− | Und die, so er zu Rittern schlug, | + | :Und die, so er zu Rittern schlug, |
− | Die waren alle fromm und klug, | + | :Die waren alle fromm und klug, |
− | Voll Muth und Seelenadel, | + | :Voll Muth und Seelenadel, |
− | Und jeder dieser Ritter war | + | :Und jeder dieser Ritter war |
− | Im Feld, bey Tische, ja sogar — | + | :Im Feld, bey Tische, ja sogar — |
− | Im Bette ohne Tadel. | + | :Im Bette ohne Tadel. |
− | Wie König Arthur, wenn er aß, | + | :Wie König Arthur, wenn er aß, |
− | An einer runden Tafel saß, | + | :An einer runden Tafel saß, |
− | So sitzen wir in Kreisen: | + | :So sitzen wir in Kreisen: |
− | Ihm schuf ein mächt'ger Zauberer | + | :Ihm schuf ein mächt'ger Zauberer |
− | Die niedlichsten Gerichte her, | + | :Die niedlichsten Gerichte her, |
− | Uns hext ein Koch die Speisen. | + | ::Uns hext ein Koch die Speisen. |
− | Und alle Ritter tranken bloß | + | :Und alle Ritter tranken bloß |
− | Aus einem Tummler, mörsergroß, | + | :Aus einem Tummler, mörsergroß, |
− | Den wir auch leeren müssen: | + | :Den wir auch leeren müssen: |
− | Allein aus diesem Trinkgeschirr, | + | :Allein aus diesem Trinkgeschirr, |
− | Zu groß für Damen, liessen wir | + | :Zu groß für Damen, liessen wir |
− | Für heut Pistolen giessen. | + | :Für heut Pistolen giessen. |
− | Die Ritter weihten feyerlich | + | :Die Ritter weihten feyerlich |
− | Sich einer Dame, der sie sich | + | :Sich einer Dame, der sie sich |
− | In jeder Noth empfohlen: | + | :In jeder Noth empfohlen: |
− | Es steht, ihr Schönen, nur bey euch, | + | :Es steht, ihr Schönen, nur bey euch, |
− | Ob wir in diesem Punkt auch gleich | + | :Ob wir in diesem Punkt auch gleich |
− | Den Rittern werden sollen. | + | :Den Rittern werden sollen. |
− | Wenn einer in die Ferne ritt, | + | :Wenn einer in die Ferne ritt, |
− | Nahm er der Dame Armband mit, | + | :Nahm er der Dame Armband mit, |
− | Die Zeit sich zu verkürzen: | + | :Die Zeit sich zu verkürzen: |
− | Wir sind hierinn den Rittern gleich, | + | :Wir sind hierinn den Rittern gleich, |
− | Und tragen auch etwas von euch | + | :Und tragen auch etwas von euch |
− | Beständig an den Schürzen. | + | :Beständig an den Schürzen. |
− | Und was selbst mehr, als Tapferkeit, | + | :Und was selbst mehr, als Tapferkeit, |
− | Die holden Damen einst erfreut, | + | :Die holden Damen einst erfreut, |
− | Das war des Ritters Treue: | + | :Das war des Ritters Treue: |
− | Wir lieben sehr die dritte Zahl, | + | :Wir lieben sehr die dritte Zahl, |
− | Und diese ist ja allemal | + | :Und diese ist ja allemal |
− | Ein Sinnbild ächter Treue. | + | :Ein Sinnbild ächter Treue. |
− | Die Dame war dem Ritter hold; | + | :Die Dame war dem Ritter hold; |
− | Von ihr ward oft der Minnesold | + | :Von ihr ward oft der Minnesold |
− | Dem Glücklichen beschieden: | + | :Dem Glücklichen beschieden: |
− | Wir fodern nicht einmal so viel, | + | :Wir fodern nicht einmal so viel, |
− | Und sind, wenn man uns lohnen will, | + | :Und sind, wenn man uns lohnen will, |
− | Mit einem Kuß zufrieden. | + | :Mit einem Kuß zufrieden. |
− | Doch dafür schwur auch jederzeit | + | :Doch dafür schwur auch jederzeit |
− | Der Ritter ihr Verschwiegenheit | + | :Der Ritter ihr Verschwiegenheit |
− | Bey seinem Liebesbunde: | + | :Bey seinem Liebesbunde: |
− | Auch Maurerritter plaudern nicht, | + | :Auch Maurerritter plaudern nicht, |
− | Und halten stets ob dieser Pflicht | + | :Und halten stets ob dieser Pflicht |
− | Den Finger vor dem Munde. | + | :Den Finger vor dem Munde. |
− | Und endlich war's der Ritter Brauch, | + | :Und endlich war's der Ritter Brauch, |
− | Die Damen ihres Herzens auch | + | :Die Damen ihres Herzens auch |
− | In Liedern zu verehren, | + | :In Liedern zu verehren, |
− | Der Brauch ist noch: darum ließ heut | + | :Der Brauch ist noch: darum ließ heut |
− | Auch unsre Dichterwenigkeit | + | :Auch unsre Dichterwenigkeit |
− | Zu eurem Lob sich hören: | + | :Zu eurem Lob sich hören: |
− | So weit geht unsre Aehnlichkeit | + | :So weit geht unsre Aehnlichkeit |
− | Mir jenen Rittern alter Zeit, | + | :Mir jenen Rittern alter Zeit, |
− | Die wir zu Vätern hatten: | + | :Die wir zu Vätern hatten: |
− | Und nun entdeck' ich ohne Scheu | + | :Und nun entdeck' ich ohne Scheu |
− | Euch auch den Zweck der Maurerey, | + | :Euch auch den Zweck der Maurerey, |
− | Den noch kein Mensch errathen. | + | :Den noch kein Mensch errathen. |
− | Die ersten Ritter unsrer Art | + | :Die ersten Ritter unsrer Art |
− | Entschlossen sich zu einer Fahrt, | + | :Entschlossen sich zu einer Fahrt, |
− | Und giengen einst auf Reisen: | + | :Und giengen einst auf Reisen: |
− | Ganz Asten und Afrika | + | :Ganz Asten und Afrika |
− | Durchreisten sie, und suchten da | + | :Durchreisten sie, und suchten da |
− | Den seltnen Stein der Weisen. | + | :Den seltnen Stein der Weisen. |
− | Ihr denkt, was mag wohl dieser Stein | + | :Ihr denkt, was mag wohl dieser Stein |
− | Der Weisen für ein Wunder seyn? | + | :Der Weisen für ein Wunder seyn? |
− | Geduld! ihr sollt es hören, | + | :Geduld! ihr sollt es hören, |
− | Nur müßt ihr mir durch einen Eid | + | :Nur müßt ihr mir durch einen Eid |
− | Die pünktlichste Verschwiegenheit | + | :Die pünktlichste Verschwiegenheit |
− | Auf Lebelang beschwören. | + | :Auf Lebelang beschwören. |
− | Nun also, Schwestern. sey euch kund: | + | :Nun also, Schwestern. sey euch kund: |
− | Der Stein der Weisen ist der Bund | + | :Der Stein der Weisen ist der Bund |
− | Der Schönheit mit der Tugend. | + | :Der Schönheit mit der Tugend. |
− | Die Schönheit ist dem Alter feind, | + | :Die Schönheit ist dem Alter feind, |
− | Und ach, die andere vereint | + | :Und ach, die andere vereint |
− | Sich selten mit der Jugend. | + | :Sich selten mit der Jugend. |
− | Allein die Schwester seltner Art, | + | :Allein die Schwester seltner Art, |
− | In der sich Reitz mit Tugend paart, | + | :In der sich Reitz mit Tugend paart, |
− | Die mag sich selig preisen; | + | :Die mag sich selig preisen; |
− | Sie ist's, wornach der Maurer strebt. | + | :Sie ist's, wornach der Maurer strebt. |
− | Sie ist's, wornach das Herz ihm bebt, | + | :Sie ist's, wornach das Herz ihm bebt, |
− | Sie ist — der Stein der Weisen. | + | :Sie ist — der Stein der Weisen. |
− | Wohlauf, ihr Brüder, laßt uns freun! | + | :Wohlauf, ihr Brüder, laßt uns freun! |
− | Stellt alles weitre Suchen ein, | + | :Stellt alles weitre Suchen ein, |
− | Der Stein ist nun gefunden: | + | :Der Stein ist nun gefunden: |
− | Blickt auf, wohin das Aug, fällt, | + | :Blickt auf, wohin das Aug, fällt, |
− | Hat Reitz mit Tugend sich vermählt, | + | :Hat Reitz mit Tugend sich vermählt, |
− | Und schwesterlich verbunden! | + | :Und schwesterlich verbunden! |
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+ | :Auf, Brüder, laßt uns nun durch Wein | ||
+ | :Den seltenen, gefundnen Stein | ||
+ | :Zur Huld für uns erweichen: | ||
+ | :Heil euch, ihr Schwestern, für und für! | ||
+ | :Heil allen Schwestern, die wie ihr | ||
+ | :Dem Stein der Weisen gleichen!</poem> | ||
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Version vom 4. Dezember 2013, 12:20 Uhr
Schwesterngesundheit
Ausarbeitung: Roland Müller
„Der Stein der Weisen ist der Bund
Der Schönheit mit der Tugend“
Aus:
Freymaurergedichte von Blumauer.
Wien: Gräffer 1786, 114-121.
Zweyte vermehrte Auflage. 1791, 125-132.
Auch in:
Sammlung der Lieblingsdichter Deutschlands.
19tes Bändchen: Blumenauers Freymaurerlieder.
Köln: Rommerskirchen 1802, 98-103.
Schwesterngesundheit,
ausgebracht
bey einer Schwesterntafel
den 10 des Wintermonats 1782.
- Hört, edle Schwestern! Eh wir, voll
- Des Maurersinns, auf euer Wohl
- Die Trinkpistolen leeren,
- Will ich den Ursprung, und anbey
- Sogar den Zweck der Maurerey
- In kurzem euch erklären.
- Es sind beynahe tausend Jahr,
- Daß unser Stifter Merlin war,
- Der Table ronde Erfinder,
- Er fieng die Tafellogen an,
- Und König Arthur pflanzte dann
- Sie fort auf seine Kinder.
- Und die, so er zu Rittern schlug,
- Die waren alle fromm und klug,
- Voll Muth und Seelenadel,
- Und jeder dieser Ritter war
- Im Feld, bey Tische, ja sogar —
- Im Bette ohne Tadel.
- Wie König Arthur, wenn er aß,
- An einer runden Tafel saß,
- So sitzen wir in Kreisen:
- Ihm schuf ein mächt'ger Zauberer
- Die niedlichsten Gerichte her,
- Uns hext ein Koch die Speisen.
- Und alle Ritter tranken bloß
- Aus einem Tummler, mörsergroß,
- Den wir auch leeren müssen:
- Allein aus diesem Trinkgeschirr,
- Zu groß für Damen, liessen wir
- Für heut Pistolen giessen.
- Die Ritter weihten feyerlich
- Sich einer Dame, der sie sich
- In jeder Noth empfohlen:
- Es steht, ihr Schönen, nur bey euch,
- Ob wir in diesem Punkt auch gleich
- Den Rittern werden sollen.
- Wenn einer in die Ferne ritt,
- Nahm er der Dame Armband mit,
- Die Zeit sich zu verkürzen:
- Wir sind hierinn den Rittern gleich,
- Und tragen auch etwas von euch
- Beständig an den Schürzen.
- Und was selbst mehr, als Tapferkeit,
- Die holden Damen einst erfreut,
- Das war des Ritters Treue:
- Wir lieben sehr die dritte Zahl,
- Und diese ist ja allemal
- Ein Sinnbild ächter Treue.
- Die Dame war dem Ritter hold;
- Von ihr ward oft der Minnesold
- Dem Glücklichen beschieden:
- Wir fodern nicht einmal so viel,
- Und sind, wenn man uns lohnen will,
- Mit einem Kuß zufrieden.
- Doch dafür schwur auch jederzeit
- Der Ritter ihr Verschwiegenheit
- Bey seinem Liebesbunde:
- Auch Maurerritter plaudern nicht,
- Und halten stets ob dieser Pflicht
- Den Finger vor dem Munde.
- Und endlich war's der Ritter Brauch,
- Die Damen ihres Herzens auch
- In Liedern zu verehren,
- Der Brauch ist noch: darum ließ heut
- Auch unsre Dichterwenigkeit
- Zu eurem Lob sich hören:
- So weit geht unsre Aehnlichkeit
- Mir jenen Rittern alter Zeit,
- Die wir zu Vätern hatten:
- Und nun entdeck' ich ohne Scheu
- Euch auch den Zweck der Maurerey,
- Den noch kein Mensch errathen.
- Die ersten Ritter unsrer Art
- Entschlossen sich zu einer Fahrt,
- Und giengen einst auf Reisen:
- Ganz Asten und Afrika
- Durchreisten sie, und suchten da
- Den seltnen Stein der Weisen.
- Ihr denkt, was mag wohl dieser Stein
- Der Weisen für ein Wunder seyn?
- Geduld! ihr sollt es hören,
- Nur müßt ihr mir durch einen Eid
- Die pünktlichste Verschwiegenheit
- Auf Lebelang beschwören.
- Nun also, Schwestern. sey euch kund:
- Der Stein der Weisen ist der Bund
- Der Schönheit mit der Tugend.
- Die Schönheit ist dem Alter feind,
- Und ach, die andere vereint
- Sich selten mit der Jugend.
- Allein die Schwester seltner Art,
- In der sich Reitz mit Tugend paart,
- Die mag sich selig preisen;
- Sie ist's, wornach der Maurer strebt.
- Sie ist's, wornach das Herz ihm bebt,
- Sie ist — der Stein der Weisen.
- Wohlauf, ihr Brüder, laßt uns freun!
- Stellt alles weitre Suchen ein,
- Der Stein ist nun gefunden:
- Blickt auf, wohin das Aug, fällt,
- Hat Reitz mit Tugend sich vermählt,
- Und schwesterlich verbunden!
- Auf, Brüder, laßt uns nun durch Wein
- Den seltenen, gefundnen Stein
- Zur Huld für uns erweichen:
- Heil euch, ihr Schwestern, für und für!
- Heil allen Schwestern, die wie ihr
- Dem Stein der Weisen gleichen!</poem>
- Ausgearbeitet von Dr. phil. Roland Müller, Switzerland / Copyright © by Mueller Science 2001-2015 / All rights reserved - ESOTERIK von Dr. phil. Roland Müller