Gebrauchtum, Ritual: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 26. Mai 2013, 21:50 Uhr
Weiterleitung nach:
Gebrauchtum, Ritual
Quelle: Internationales Freimaurer-Lexikon von Eugen Lennhoff und Oskar Posner (1932)
heißt die besondere Form der freimaurerischen Arbeit, die sich in ihren Entstehungsformen an alte Gebräuche der Steinmetzbruderschaften anlehnt.
Das in den altenglisehen Bauhütten übliche Ritual war wahrscheinlich von ganz einfacher Form: der Bürge führt den Lehrling ein, die Zeremonie beginnt mit einer Anrufung Gottes (Invokation), der Vorsitzende bringt die Zunftgeschichte zu Gehör. Hierauf eine Ermahnung an die Anwesenden, die jetzt zur Verlesung gelangenden Satzungen treu zu halten; die Pflichten werden verlesen, der Neuling leistet auf sie das Gelöbnis, indem er die Bibel in die Hände nimmt, er erhält darauf Erkennungszeichen und die Symbole, zum Schluß erhält er die Bekleidung, oder er bekleidet die Loge, indem er Schurzfelle oder Handschuhe überreicht. Schlußgebet. Zumeist anschließend ein einfaches Mahl.
Da die Gebrauchtümer mündlich weitergegeben worden sind, fehlen Einzelheiten. Sie sind nur aus den Manuskripten zu erschließen. Ein besonderes Gebrauchtum wird auch beim Besuche von Brr. aus fremden Bauhütten angewendet. Wie es auch heute noch unter den Steinmetzen üblich ist.
(Siehe hierzu: Eugen Weiß. Steinmetzart und Steinmetzgeist, Diederichs Verlag 1927: der Zuspruch.)
Dieses ursprüngliche einfache Brauchtum ist später, besonders wahrscheinlich in den spekulativen Logen, weiter ausgebaut worden. Dr.Stukeley , der nach einer Eintragung in sein Tagebuch 1717 aufgenommen wurde, schreibt, daß man damals Mühe hatte, genug Personen zusammenzutreiben, um die Zeremonie durchführen zu können. Das spricht für eine bereits kompliziertere Form des Rituals.
Die erste Verräterschrift, "A Mason's Examination", erschienen in der Flying Post 11. 13. April 1723, bringt wohl kein Ritual, aber in emem Katechismus doch schon verschiedene Anhaltspunkte, ebenso die "Masonry Dissected" von Samuel Prichard. Eine genaue Schilderung des Rituals gibt bereits 1742 der Abbé Perau in seiner Verräterschrift "Le secret des Francmaçons", in dem bereits wesentliche Abweichungen von der zu erschließenden Urform feststellbar sind.
Bei der Wanderung durch andere Länder hat das Ritual fremde Bestandteile angenommen. Inwieweit die Hiramlegende ursprünglich ist, bleibt dabei umstritten.
Die sogenannten Physischen Proben (s. d.) sind sicherlich kontinentalen Ursprunges. Das 18. Jahrhundert mit seinen zahllosen Systembildungen und Verirrungen hat dann eine Unzahl von Ritualen gezeitigt, die zum Teil wieder ganz verschwunden sind, teils aber ihre Reste bis auf den heutigen Tag in dem urspünglich klaren einheitlichen Ritualgang zurückgelassen haben.
Um die Herstellung gereinigter Ritualverhaltnisse haben sich in Deutschland besonders verdient gemacht: Schröder(s. d.), der im Verein mit J. G. Herder der Hamburger Großloge ein noch heute gültiges Ritual schenkte Feßler (s. d.), der in gleicher Weise in Berlin tätig war, späterhin 0. Marbach Bluntschli, Ficke u. a. m. Das Ritual des A. u. A. Schottischen Ritus haben Albert Pike und (für Belgien) Goblet d'Alviella u. a. bearbeitet.
Im allgemeinen geht der Zug aller modernen Ritualbearbeitungen dahin, bei möglichster Wahrung wahrer Traditionswerte die Form dem Inhalt des Gegenwartslebens anzupassen. In Deutschland sind in den altpreußischen Großlogen zum Teil sehr interessante Versuche gemacht worden, das Gebrauchtum auf nationale Grundlagen zu stellen.
Die einzelnen Großlogen verhalten sich bezüglich eines Einheitsrituals verschieden. Am strengsten sind die angelsächsischen, die eine starre Form weiterpflanzen, deren Niederschrift offiziell verboten ist. Die Überlieferung erfolgt mündlich. In England sorgen eigene Unterrichtslogen (s. d.) für die mustergültige Vorführung des Rituals. Auch in den meisten anderen Großlogen herrscht Ritualzwang, d. h. alle Logen sind an das von der Großloge gewählte Ritual gebunden.
Mancherorts gibt es freilich Ausnahmevorhältnisse: z. B. kann eino Loge aus historischen Gründen bei Ubertritt in eine andere Großloge ihr altes Ritual beibehalten. Oder es wird auch volle Ritualfreiheit gewährt, wobei nur ein gewisser Grundbestand von Symbolen vorausgesetzt oder bestimmt wird, daß die ritualfreie Loge einmal jährlich das Großlogenritual vorführen muß. Jedenfalls läßt sich das eine fesstellen, daß abgesehen von den unter "Einheitlichkeit der Freimaurerei" (s. d.) beschriebenen gemeinsamen Formen. auch bezüglich des Rituals eine sehr bunte Reihe im Gebrauchtum vermerkt werden muß.