Friedrich Ludwig Schröder: Unterschied zwischen den Versionen
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== Schrödersche Lehrart == | == Schrödersche Lehrart == | ||
− | Da die alten englischen Originaltexte jedoch verlorengegangen waren, machte man sich daran, die Rituale zu rekonstruieren. Hierbei kommt Schröder ein besonderes Verdienst zu. Als historischer Autodidakt sammelte er Materialien zur Geschichte der Freimaurerei seit ihrer Entstehung bis 1723, die er im Jahr 1815 veröffentlichte. Aufgrund dieser Studien schuf er deutsche Rituale für die drei Grade, die noch heute als Schrödersche Lehrart in Gebrauch sind und sich durch ihre schlichte Klarheit und rituelle Dynamik, sowie einem Bekenntnis zur „Idee des Republikanismus“ auszeichnen. Der maurerische Forscher Ignaz Aurelius Feßler in Berlin (eine Illuminatenmitgliedschaft von ihm ist umstritten) arbeitete an einer ähnlichen Reformierung, schlug aber schließlich einen eigenen Weg ein. | + | Da die alten englischen Originaltexte jedoch verlorengegangen waren, machte man sich daran, die Rituale zu rekonstruieren. Hierbei kommt Schröder ein besonderes Verdienst zu. Als historischer Autodidakt sammelte er Materialien zur Geschichte der Freimaurerei seit ihrer Entstehung bis 1723, die er im Jahr 1815 veröffentlichte. |
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+ | Herder beteiligte sich rege durch viele hastige Einwürfe, Skizzen und Gedanken. Im Folgenden werden verschiedene Auszüge von Briefen aus den Jahren 1800 bis 1803 zitiert, die einige Ideen Herders beleuchten sollen und von Schröder übernommen wurden. | ||
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+ | Er plädierte beispielsweise für die Erhaltung der Symbole, welche laut Herder zum Aufruf zu "reeller Arbeit" außerhalb der spekulativen Loge dienen würden: "Solche und andere Abänderungen im Ritual der figurata sind meinem Zweck gleichgültig; das Ritual selbst aber gehört der alten Kirche, den Freimaurern mit Kelle, Spitzhammer, Schlägel; das Handwerkszeug lasse ich mir nicht nehmen." | ||
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+ | Weiterhin forderte er eine einfache, klare und leicht-verständliche Sprache: "Zu Vorlesereien ist die Freimaurerei nicht bestimmt, sondern zur tätigen Übung des Verstandes und des Herzens, tätiger Beihilfe und Veredlung, ja Erweckung und Rettung des Menschengeschlechts." | ||
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+ | Das Gebet zu Beginn der Logenarbeit sollte ebenfalls in natürlicher Weise abgefasst sein und gesprochen werden. Herder machte dafür den Vorschlag: | ||
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+ | "Demütig sucht der Weise zu ergründen | ||
+ | Mit scharfem Blicke die Natur; | ||
+ | Er späht den Urstoff aus und freuet sich zu finden | ||
+ | Im kleinsten Kreis des Meisters Spur. | ||
+ | Dann blickt er in sein eignes Wesen | ||
+ | und staunet etc. | ||
+ | In seinem Inneren kann er deutlich lesen, | ||
+ | Was ihn die Schöpfung dunkel lehrt. | ||
+ | Laß, großer Meister, Dir den Forschungsdrang gefallen, | ||
+ | Der Deinen Prachtbau zu ermessen wagt. | ||
+ | Die Wahrheit glänz’ in unsern heil’gen Hallen, | ||
+ | Durch die den Menschen Glück und Freiheit tagt." | ||
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+ | Bereits Schröder äußerte Zweifel wider die Verwendung von Degen im Ritual; Herder drückte diese Zweifel noch etwas deutlicher aus: "Das Kehren der Degen auf ihn, solls bleiben? Sein Ursprung liegt in Umständen, die gar nicht mehr sind. [...] Es bezieht sich auf Geheimnisse, die nicht sind, und dann, welch ein erster Anblick! Brüder, Brüder gegen sich mit gezogenen Degen. Auch symbolisch hasse ich den Anblick." | ||
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+ | Ebenfalls fand Herder den Begriff der freimaurerischen Arbeit störend, da dieser zu jener Zeit noch nicht auch oder eher weniger im geistigen Sinne verstanden wurde. Ihm war nicht ganz klar, an was für einem Werkstück ein (spekulativer) Freimaurer überhaupt arbeiten sollte. | ||
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+ | In den drei Graden sah Johann Herder dagegen einen sehr sinnvollen Aufbau: "Sonach entsteht eine natürliche Ordnung der Grade zu einander. Erstens, der Lehrling behauet den rohen Stein; der Gehülfe bauet mit den gehauenen, so das kein Hammer ertönt; der Meister ordnet mit seinen Werkzeugen, den feinsten. Praktisch lernte der Lehrling Unterwerfung, Fleiß, Gehorsam; - Den Gehülfen empfing man freudiger und munterte ihn zur Mitarbeit auf. Den Meister ernst, und zeigte ihm nicht etwa nur [...], sondern ließ ihn selbst machen und erproben. Standhaftigkeit und Ernst in seinem Beruf, bis zum Tode. – Daher kann auch, wie mit Recht bemerkt ist, die Realisierung dieser Meisterprobe nicht wegbleiben, oder der ganze Geist des Grades und Ordens würde – ermordet." | ||
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+ | Bei der Ritualreform forderte er vor allem strikte Anonymität, was seine Mitarbeit betraf: "Dann will ich mir Stunden erhaschen, wenn es auch in der Nacht sein sollte, um das reine Gebäude nach meiner Idee hinzustellen und es Ihrem Urteil zu übergeben. [...] Daß Sie mit meiner Arbeit am Ende zufrieden sein werden, des bin ich gewiß. Wenn ich der Gesellschaft den Namen einer alten, ehrwürdigen, vielverdienten als echte Wahrheit erweise und sie für Zukunft von tummen Vermengungen mit Rosenkreuzern, Jesuiten, Tempelherren und so fort auf ewig sondre – mich dünkt, so hätte ich Dank verdienet. [...] Mein Name bleibt dabei ewig verschwiegen." | ||
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+ | Friedrich Ludwig Schröder stimmte dieser Bitte zu, seine Worte lassen auch die Tragweite vermuten, die Herders Mitarbeit bei der Ritualreform ausmachte: '''"Kein Mensch soll erfahren, daß es Ihr Werk ist, wenn Sie nicht wollen." (Brief vom 28. November 1800)''' | ||
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+ | Aufgrund dieser Studien schuf er deutsche Rituale für die drei Grade, die noch heute als Schrödersche Lehrart in Gebrauch sind und sich durch ihre schlichte Klarheit und rituelle Dynamik, sowie einem Bekenntnis zur „Idee des Republikanismus“ auszeichnen. Der maurerische Forscher Ignaz Aurelius Feßler in Berlin (eine Illuminatenmitgliedschaft von ihm ist umstritten) arbeitete an einer ähnlichen Reformierung, schlug aber schließlich einen eigenen Weg ein. | ||
== Schriften Schröders == | == Schriften Schröders == | ||
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Version vom 15. Februar 2010, 23:32 Uhr
Friedrich Ludwig Schröder (1744 - 1816) schrieb: "Die Freimaurerei soll etwas in Ihren Mitgliedern bewirken, was weder der Staat noch die Kirche bewirken kann, und was doch unerlässlich notwendig ist, um den Menschen in der Gesellschaft und im Staat moralisch zu vollenden."
Inhaltsverzeichnis
Biographie
Friedrich Ludwig Schröder (* 3. November 1744 in Schwerin; † 3. September 1816 in Rellingen) war ein deutscher Schauspieler, Theaterdirektor und Dramatiker. Als Reformer der Freimaurerei begründete er ein eigenenes Ritualwerk, die sogenannte „Schrödersche Lehrart“, die noch heute von vielen Logen – auch außerhalb Deutschlands – gepflegt wird.
Seine Grabstätte befindet sich auf dem Friedhof Ohlsdorf.
Seine Mutter Sophie Charlotte Schröder (geborene Biereichel und Witwe des Organisten Schröder zu Berlin) hatte sich in zweiter Ehe 1749 in Moskau mit dem Schauspieler Konrad Ernst Ackermann verheiratet. Mit ihr durchzog Schröder Kurland, Preußen und Polen und trat mehrfach in Kinderrollen auf, kam dann auf das Friedrichskollegium zu Königsberg, wurde aber dort von seinen Eltern 1756 verlassen und fand bei einem Schuhflicker, dann bei einem Seiltänzer ein Unterkommen.
1759 ging er zurück zu seinen Eltern in die Schweiz, wo er sich zum Schauspieler und Tänzer ausbildete. Nachdem er die Schweiz und die Rheingegenden durchzogen hatte, trat er mit der Ackermannschen Gesellschaft 1764 in Hamburg auf und glänzte anfangs besonders als Ballettmeister und im Lustspiel, ging aber dann zum tragischen Fach über und gelangte darin zu hoher Meisterschaft.
Zeittafel
1744: Am 2. oder 3. November In Schwerin geboren, Mutter Schauspielerin, Vater "liederlicher Organist" aus Berlin.
1749: Mutter heiratet den Schauspieler und späteren Prinzipal Ackermann, Schröder steht bereits mit drei Jahren auf der Bühne und spielt kleine Rollen. Reisen der Truppe nach Petersburg, Moskau, Warschau.
1756: Bei Ausbruch des 7-jährigen Krieges bleibt Schröder in Königsberg zurück. Er lebt bei einem Schuster in einer alten Schule, hat bei einem Engländer Schauspiel- und Tanzunterricht, liest Shakespeare in Englisch.
1759: Der 15-Jährige schlägt sich alleine nach Solothurn durch, Aufnahme in die Schauspieltruppe.bis 1764 Wanderjahre durch Deutschland, in Hannover wird Konrad Ekhof als sehr angesehener Deklamateur in die Truppe aufgenommen. Späteres Vorbild Schröders
1764: Ackermann gründet in Hamburg das Theater am Gänsemarkt, später mit Lessing und Ekhof das Deutsche Nationaltheater.
1768: Finanzielle Schwierigkeiten, Schließung des Nationaltheaters, Schröder geht nach Süddeutschland.
1771: Tod Ackermanns, Schröder wird Prinzipal und hat Erfolge mit Goethes "Clavigo", "Götz" und Lessings "Emilia Galotti".
1773: Heirat der Schauspielerin und Partnerin Anna Christina Hart, sehr glückliche aber kinderlose Ehe. In den folgenden Jahren großes Repertoire. Spielt in einem Jahr 26 Hauptrollen. Sichert Urheberrechte und zahlt Autoren Honorare.
1774: Am 8.9. auf Vorschlag Bodes (Absalom) Aufnahme bei „Emanuel zur Maienblume“ i.Or. Hamburg.
1776: Am 20.9. Erstaufführung von "Hamlet" in der Bearbeitung Schröders in Hamburg. Bis 1779 große Erfolge mit den 18 Hauptwerken Shakespeares, den er dadurch in Deutschland bekannt macht.
Ab 1780 Reisen durch Deutschland, große Erfolge mit Shakespeare, als Hamlet, Lear und Falstaff.
Ab 1784 Mitglied des Kaiserl. Nationaltheaters in Wien.
Von 1785 und bis 1798 Prinzipal in Hamburg, führt Werke Schillers auf und bietet diesem Mitarbeit an. ("Sind Sie frei? Können Sie Dresden gegen Hamburg vertauschen" Ein dramatischer Schriftsteller muss durchaus an dem Orte sein, wo sich die Bühne aufhält für die er schreibt!")
1787: am 28.6. zum M.v.St. von „Emanuel“ gewählt. Intensive Beschäftigung mit der FM.
1789: Schröder legt die neuen Reform- und Logengesetze vor. Rückkehr zum 3-Grad-System.
1792: Annahme der Gesetze in den Hamburger Logen, Gründung eines Konsortiums für Gemeinwohl, mrr. Forschung und Logenverwaltung. Hieraus entstehen die bis heute noch existierende Kinderstiftung, das FM. Krankenhaus (später Elisabeth-Krankenhaus 1795), eine Pensionskasse für Schauspieler und der spätere Engbund (1802-68).
1796: Rückzug aus dem Theater auf sein Landgut in Rellingen, Arbeit am Ritual mit umfangreichem Quellenstudium, intensive Kontakte zu Meyer in Göttingen und zu Goethe, Herder, Wieland und Schiller in Weimar.
1799: Zug. Großmeister der Provinzialloge zu Hamburg.
1801: Einsetzung des neuen Rituals in Hamburg und beim weißen Pferd in Hannover sowie zahlreichen anderen Logen landesweit.
Bis 1803 enge Korrespondenz mit Herder zum gegenseitigen Textabgleich zur gemeinsamen Herausgabe des Rituals. Herder lehnt diesen Vorschlag Schröders ab, er betätigt sich auch in Weimar nicht mehr aktiv als FM.
1801: Bis 1808 legt Schröder eine umfassende Sammlung von Ritualen aller Lehrarten und Grade an, arbeitet diese durch und veröffentlicht sie mit seinen Kommentaren.
1806: Annahme Meyers in die Loge „Emanuel“, der Gutsbesitzer in Bramstedt wird. Enge Korrespondenz mit ihm bis 1816
1807: Das "Schröderritual" wird weit verbreitet angenommen, auch in Weimar (die "Anna Amalia" wird nach 25 dunklen Jahren neu geöffnet)
1809: Rückkehr zum Theater wegen der Besetzung Hamburgs durch die Franzosen seit 1806
1811: Wegen großer Schwierigkeiten (Aufführungsverbot der Werke von Schiller und Shakespeare) erneut Prinzipal, wird antifranzösischer Haltung verdächtigt, wohl auch wegen der engen FM-Beziehungen der Hamburger Logen zu London.
1811: Auf Initiative Schröders Konstitution der Großen Loge zu Hamburg als selbstständige Großloge. Trennung als Provinzialloge von der großen Loge von England verhindert den Anschluss an den Grand Orient.
1814: Großmeister der Großen Loge zu Hamburg.
1815: Herausgabe der Unterrichte 1° und 2° von Meyer, 3° unverändert von Schröder
1816: Am 3. September: Nach schweren Jahren durch Krieg und Besatzung Tod durch psychische und physische Erschöpfung: Grabinschrift: "Dem Freunde der Wahrheit und des Rechts, dem Förderer menschlichen Glücks, dem unerreichten Künstler". In diesem Jahr entstand auch seine letzte Ritualfassung. Diese wurde erst 2005 in Kopenhagen wiederentdeckt.
1816: Seine Witwe gibt die Rituale in der Fassung von 1815 erstmals in gedruckter Form heraus.
Friedrich Ludwig Schröders Reform der Freimaurerei
Friedrich Ludwig Schröder (1744-1816), Theaterdirektor, Publizist und Dramaturg sowie einer der bedeutensten Shakespeare-Darsteller seiner Zeit, war zugleich einer der wichtigsten Reformatoren der deutschen Freimaurerei.
Um zu verstehen, welche Leistung Schröders die Königliche Kunst bis heute prägt, muss man sich ihre Situation in den 70er und 80er Jahren des 18. Jhr. vergegenwärtigen. Nachdem die spekulative Maurerei in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts der Aufklärung einen Boom in den verschiedenen deutschen Staaten erlebt hatte und die Logen wie Pilze aus dem Boden schossen, schlug nun die Stunde der Scharlatane.
Die Freimaurerei war in bestimmten, vermögenden Gesellschaftskreisen „in“ und Blender und Beutelschneider witterten ihre Chance auf das schnelle Geld. Da die einfache, blaue Johannismaurerei mit den drei Graden Lehrling, Geselle, Meister recht unspektakulär ist, mithin Phantastereien und Schwärmereien wenig Raum bot, tobten sich besagte Personen – darunter so illustre Abenteurer und schillernde Gestalten wie Giuseppe Balsamo, besser bekannt als Graf Caliostro – in immer komplexeren Hochgradritualen aus.
Hier wurden ritterliche Zeremonien mit Phantasiekostümierungen und klingenden Titeln zu einer bizarren Mischung verrührt. Viele dieser Titel konnten, ebenso wie Patente zur Gründung von Logen, käuflich erworben werden. Die junge Freimaurerei befand sich in einer ernsten Krise. Jedoch bildete sich in den 80er Jahren eine Gegenbewegung, der unter anderen die Freimaurer Herder, Goethe, Hufeland und eben F. L. Schröder angehörten. Ziel dieser Reformer war eine Freimaurerei, die sich auf die alte englische Maurerei mit den drei Graden zurück besann.
Schröder schrieb die Ritualtexte, ersann die Einrichtung des Logenzimmers, zeichnete eine Vorlage für einen eigenen Arbeitsteppich und schuf so ein komplettes System. Seine Ritualtexte zeichneten sich durch eine schlichte, nicht manierierte Sprache aus, den Ritualablauf straffte der Theatermann, gab ihm eine eigene Dynamik und reduzierte schließlich die Zahl der Symbole.
Mit dem Wilhelmsbader Konvent 1782 zeichnete sich schließlich das Ende der Lehrart namens „Strikte Observanz“ ab. Die Schrödersche Lehrart hingegen wird, bis heute, bearbeitet.
Theaterarbeit
Schröder lernte Gotthold Ephraim Lessing kennen, als dieser 1767 für drei Jahre nach Hamburg zog, um dort als Dramaturg und Kritiker für das Hamburger Nationaltheater zu arbeiten. Das Theater musste aber schon 1769 aus finanziellen Gründen schließen.
Nach Ackermanns Tod im Jahr 1771 übernahm Schröder mit seiner Mutter die Direktion der Hamburger Bühne und machte sich durch sein Lustspiel Der Arglistige, dem bald mehrere andere folgten, als dramatischer Schriftsteller einen Namen, während er durch seinen Einfluss auf die Verbesserung des deutschen Theaters überhaupt einwirkte, indem er auf Einheit und kräftiges Zusammenwirken aller Teile zur Erreichung des Gesamtzwecks hinarbeitete und auf Sittlichkeit und Ordnung unter der Gesellschaft hielt.
Besondere Verdienste erwarb er sich um die Einbürgerung der von Christoph Martin Wieland übersetzten Shakespeareschen Trauerspiele auf der deutschen Bühne. 1780 unternahm Schröder eine große Kunstreise durch Deutschland, besuchte auch Paris und folgte 1781 einem Ruf an das Wiener Hoftheater, kehrte aber bald nach Hamburg zurück, wo er bis 1798 wieder das Theater leitete, bevor er sich auf ein kleines Landgut in Rellingen zurückzog, um als Schriftsteller tätig zu sein.
1811 übernahm er die Leitung der Bühne von neuem. Als tragischer Schauspieler zeichnete er sich besonders als Lear, als Philipp II. in Schillers „Don Carlos“ und Otto von Wittelsbach aus, war aber auch in komischen Rollen von Bedeutung und wirkte besonders durch die Wahrheit und Einfachheit seines Spiels.
Reformer der Freimaurerei
Bereits im Jahr 1774 war Schröder auf Vorschlag Johann Christoph Bodes ohne Ballotage in der Hamburger Freimaurerloge Emanuel zur Maienblume initiiert und aufgenommen worden, wo er 1775 der Meistergrad erhielt und zu deren Meister vom Stuhl er 1787 benannt wurde. (Der Zeitpunkt Schröders Aufnahme in den Orden der nichtfreimaurerischen Organisation der Illuminaten ist nicht bekannt; aber in jenem Bund erhielt er den Ordensnamen 'Roscius'.) 1792/93 wurde er Mitglied der Loge 'Einigkeit und Toleranz'. Im Jahr 1795 wurde auf seine Initiative hin das Freimaurerkrankenhaus in Hamburg eröffnet. 1811 regte er an, dass sich die Große Loge von Hamburg als eigenständige Großloge etablieren solle, der er dann von 1814 bis zu seinem Tod als Großmeister vorstand. Neben seinem Wirken in der Loge Emanuel zur Maienblüte gründete Schröder auch eine eigene Winkelloge Elise zum warmen Herzen, die hauptsächlich für Schauspieler gedacht war und bis 1777 bestand. Er war Mitbegründer des 'Engbundes' und Mitarbeiter am 'Bund der deutschen Freimaurer' und später am 'Bund der Einverstandenen'. Um Anfang 1800 wurde er schließlich der entscheidende Reformer der maurerischen Ritualistik in Zusammenarbeit mit den ehemaligen Illuminaten – der Illuminatenorden konnte seine Arbeit nur bis ca. 1793 unter Bode fortführen – Johann Gottfried Herder, Johann Wolfgang von Goethe, Carl Leonhard Reinhold und Christoph Wilhelm Hufeland.
Strikte Observanz
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts hatte sich mit der sogenannten „Strikten Observanz“ ein komplexes System von hierarchischen Abstufungen in der europäischen Freimaurerei, angelehnt an die englische Lehrart mit Hochgradsystem, etabliert. Zu Beginn der 1780er Jahre begann eine Gegenbewegung einzusetzen, die sich wieder auf das alte Ritual der drei Grade (Lehrling – Geselle – Meister) besann. In diesem Reformprozess forderte der Ex-Illuminat Georg Heinrich Sieveking darüber hinaus die Abschaffung der „Hieroglyphen und Symbole“ und bezeichnete diese und die Gebräuche als Farce. Schröder antwortete darauf mit seiner Rede über „Sittlichkeit und Gefälligkeit als Urstoff der Freundschaft sowie über unsere Bilderzeichen und Geheimnisse“ in seiner Loge Emanuel. Darin setzte er diese Forderung mit der Auflösung der Freimaurerei gleich und zeigte deren Relevanz für die große Bruderkette auf. Dies führte zu Rededuellen zwischen beiden und resultierte schließlich darin, dass Sieveking am 10. April 1790 sein Amt als Meister vom Stuhl niederlegte und sein bisheriges Engagement in der Freimaurerei aufgab.
Schrödersche Lehrart
Da die alten englischen Originaltexte jedoch verlorengegangen waren, machte man sich daran, die Rituale zu rekonstruieren. Hierbei kommt Schröder ein besonderes Verdienst zu. Als historischer Autodidakt sammelte er Materialien zur Geschichte der Freimaurerei seit ihrer Entstehung bis 1723, die er im Jahr 1815 veröffentlichte.
Herder beteiligte sich rege durch viele hastige Einwürfe, Skizzen und Gedanken. Im Folgenden werden verschiedene Auszüge von Briefen aus den Jahren 1800 bis 1803 zitiert, die einige Ideen Herders beleuchten sollen und von Schröder übernommen wurden.
Er plädierte beispielsweise für die Erhaltung der Symbole, welche laut Herder zum Aufruf zu "reeller Arbeit" außerhalb der spekulativen Loge dienen würden: "Solche und andere Abänderungen im Ritual der figurata sind meinem Zweck gleichgültig; das Ritual selbst aber gehört der alten Kirche, den Freimaurern mit Kelle, Spitzhammer, Schlägel; das Handwerkszeug lasse ich mir nicht nehmen."
Weiterhin forderte er eine einfache, klare und leicht-verständliche Sprache: "Zu Vorlesereien ist die Freimaurerei nicht bestimmt, sondern zur tätigen Übung des Verstandes und des Herzens, tätiger Beihilfe und Veredlung, ja Erweckung und Rettung des Menschengeschlechts."
Das Gebet zu Beginn der Logenarbeit sollte ebenfalls in natürlicher Weise abgefasst sein und gesprochen werden. Herder machte dafür den Vorschlag:
"Demütig sucht der Weise zu ergründen Mit scharfem Blicke die Natur; Er späht den Urstoff aus und freuet sich zu finden Im kleinsten Kreis des Meisters Spur. Dann blickt er in sein eignes Wesen und staunet etc. In seinem Inneren kann er deutlich lesen, Was ihn die Schöpfung dunkel lehrt. Laß, großer Meister, Dir den Forschungsdrang gefallen, Der Deinen Prachtbau zu ermessen wagt. Die Wahrheit glänz’ in unsern heil’gen Hallen, Durch die den Menschen Glück und Freiheit tagt."
Bereits Schröder äußerte Zweifel wider die Verwendung von Degen im Ritual; Herder drückte diese Zweifel noch etwas deutlicher aus: "Das Kehren der Degen auf ihn, solls bleiben? Sein Ursprung liegt in Umständen, die gar nicht mehr sind. [...] Es bezieht sich auf Geheimnisse, die nicht sind, und dann, welch ein erster Anblick! Brüder, Brüder gegen sich mit gezogenen Degen. Auch symbolisch hasse ich den Anblick."
Ebenfalls fand Herder den Begriff der freimaurerischen Arbeit störend, da dieser zu jener Zeit noch nicht auch oder eher weniger im geistigen Sinne verstanden wurde. Ihm war nicht ganz klar, an was für einem Werkstück ein (spekulativer) Freimaurer überhaupt arbeiten sollte.
In den drei Graden sah Johann Herder dagegen einen sehr sinnvollen Aufbau: "Sonach entsteht eine natürliche Ordnung der Grade zu einander. Erstens, der Lehrling behauet den rohen Stein; der Gehülfe bauet mit den gehauenen, so das kein Hammer ertönt; der Meister ordnet mit seinen Werkzeugen, den feinsten. Praktisch lernte der Lehrling Unterwerfung, Fleiß, Gehorsam; - Den Gehülfen empfing man freudiger und munterte ihn zur Mitarbeit auf. Den Meister ernst, und zeigte ihm nicht etwa nur [...], sondern ließ ihn selbst machen und erproben. Standhaftigkeit und Ernst in seinem Beruf, bis zum Tode. – Daher kann auch, wie mit Recht bemerkt ist, die Realisierung dieser Meisterprobe nicht wegbleiben, oder der ganze Geist des Grades und Ordens würde – ermordet."
Bei der Ritualreform forderte er vor allem strikte Anonymität, was seine Mitarbeit betraf: "Dann will ich mir Stunden erhaschen, wenn es auch in der Nacht sein sollte, um das reine Gebäude nach meiner Idee hinzustellen und es Ihrem Urteil zu übergeben. [...] Daß Sie mit meiner Arbeit am Ende zufrieden sein werden, des bin ich gewiß. Wenn ich der Gesellschaft den Namen einer alten, ehrwürdigen, vielverdienten als echte Wahrheit erweise und sie für Zukunft von tummen Vermengungen mit Rosenkreuzern, Jesuiten, Tempelherren und so fort auf ewig sondre – mich dünkt, so hätte ich Dank verdienet. [...] Mein Name bleibt dabei ewig verschwiegen."
Friedrich Ludwig Schröder stimmte dieser Bitte zu, seine Worte lassen auch die Tragweite vermuten, die Herders Mitarbeit bei der Ritualreform ausmachte: "Kein Mensch soll erfahren, daß es Ihr Werk ist, wenn Sie nicht wollen." (Brief vom 28. November 1800)
Aufgrund dieser Studien schuf er deutsche Rituale für die drei Grade, die noch heute als Schrödersche Lehrart in Gebrauch sind und sich durch ihre schlichte Klarheit und rituelle Dynamik, sowie einem Bekenntnis zur „Idee des Republikanismus“ auszeichnen. Der maurerische Forscher Ignaz Aurelius Feßler in Berlin (eine Illuminatenmitgliedschaft von ihm ist umstritten) arbeitete an einer ähnlichen Reformierung, schlug aber schließlich einen eigenen Weg ein.
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