Lieder aus Schlesien: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 23. April 2015, 09:00 Uhr


Liederzum Gebrauch.jpg


Lieder aus Schlesien

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Ausgearbeitet von Dr. phil. Roland Müller, Switzerland / Copyright © by Mueller Science 2001-2015 / All rights reserved - ESOTERIK von Dr. phil. Roland Müller

Sechs neue Lieder aus Schlesien, 1777



Lieder zum Gebrauch in den Logen.
Mit ausgewählten und verbesserten Melodien.
Erste Sammlung.
Zum Gebrauch der Logen in Schlesien.
Breßlau, zu finden bey Wilhelm Gottlob Korn, 1777.

Zu den Liedern

50 Lieder mit Melodien
Sämtliche „alten“ und vier neue Lieder kommen auch vor in:
Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer. 1784


1 Lied ist eine Version des Lieds der Lehrlinge, 1722
1 + 2 Lieder stammen aus: „Die offenbarte Freymäurerey“, 1745
4 Lieder stammen von Ludwig Friedrich Lenz, 1746 und 1772
5 Lieder stammen von Johann Adolf Scheibe, 1749
1 Lied aus: 11 frühe Schwesternlieder, 1749-1780 (diese kommen auch bei den Autoren vor)
3 Lieder von Johann Wilhelm Bernhard von Hymmen, 1771
12 Lieder von Theodor Gottlieb von Hippel, 1772
2 Lieder von Johann Wilhelm Bernhard von Hymmen, 1772
5 Lieder stammen von Johann Adolf Scheibe, 1776
4 Lieder stammen von Heinrich August Ottokar Reichard, 1776


Neu sind 6 Lieder:
Wenn sich in ungewähltem Schwarme

  • Woher kommt mir der feste Muth

  Des großen Baues großer Meister

  • Wiederum die stille Nacht
  • O du, durch die wir muthig auf der Bühne
  • Zeiten schwinden, Jahre kreisen


  • kommt im Allgemeinen Gesangbuch für Freymäurer, 1784, vor


Die Schreibeweisen der ersten Textzeilen im Register (101-104) stimmen meist nicht mit denjenigen der Lieder überein.


XV. Ja und Nein

Auch in:
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer. 1801, 267-268,


Wenn sich in ungewähltem Schwarme
Die Thoren, an des Taumels Arme,
In schwelgendem Geräusch zerstreun:
Wird da den Freudewilden Scythen
Der Weisere die Rechte bieten?
Ihr Brüder, Nein! Ihr Brüder, Nein!

2. Doch, wenn ein Jüngling guter Sitte,
Der Freud und Unschuld in der Mitte,
Der Maurer freudig Häuflein sah:
Fühlt er von heil'gen Sympathien
Nicht gleich den vollen Busen glühen? …
Ihr Brüder, Ja! Ihr Brüder, Ja!

3. Wenn Habsucht nach Gewinnen eyfert,
Und Neid ums Wohl der Andern geifert,
Und Menschen sich ums Glück entzweyn:
Wird das den edlern Menschen reizen,
Wie sie, nach Flittergold zu geizen?
Ihr Brüder, Nein! Ihr Brüder Nein!

4. Doch wenn die Welt der Welt uns nützen,
Die Tugend unsers Stands uns schützen
Und Menschenglück uns fördern sah!
Erweckte das nicht Proselyten,
Entbrannt, die Recht' uns darzubiethen?
Ihr Brüder, Ja! Ihr Brüder, Ja!

5. Von seinen Brüdern sich entfernen,
Und Gras und Wurzeln kauen lernen,
Und voller Stolz unthätig seyn;
Sich Wüsteney zur Freystadt wählen,
Das sollt uns Weisheit anbefehlen [1801: anempfehlen]?
Ihr Brüder, Nein! Ihr Brüder, Nein!

6. Zu seinen Brüdern sich gesellen,
Gesellig [1801: und liebreich] sie zufrieden stellen,
Als wären wir für sie nur da;
Als ob ihr Wohlseyn unsers wäre:
Nicht wahr? das ist der Göttin Lehre?
Ihr Brüder, Ja! Ihr Brüder, Ja!

7. So mag denn unterm Menschenhaufen
Der Schwärmer mit der Leuchte laufen!
Wir haben hellen Sonnenschein,
Und sollten unter wüsten Buchen
Den Menschen unter [1801: die Menschen bei den] Thieren suchen?
Ihr Brüder, Nein! Ihr Brüder, Nein!

8. Beglückt, wer so im Bruderkreise
Als wir, nach unsrer Väter Weise,
Beym Licht der Loge Menschen sah!
Ists drum nicht Wollust, sich erkühnen,
Dem menschlichen Geschlecht zu dienen?
Ihr Brüder, Ja! Ihr Brüder Ja!


Strophen 5 und 6 finden sich in abgewandelter Fassung auch in:
Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer. 1784, 125,
unter dem Titel: Nein und Ja


Von seinen Brüdern sich entfernen,
und Gras und Wurzeln kauen lernen,
und voller Stolz unthätig seyn;
zu Wohnungen sich Wüsten wählen:
die Weisheit sollte das befehlen? --
ihr Brüder, nein; ihr Brüder, nein.

Allein die heil’ge Faulheit fliehen,
und für der Brüder Wohl sich mühen,
als wären wir für sie nur da;
als ob ihr Wohlseyn unsers wäre;
nicht wahr, das ist der Göttinn Lehre? --
ihr Brüder, ja; ihr Brüder, ja.

XXV. ohne Titel

Auch in:
Gesänge für Maurer mit neuen Melodieen. Dreßden 1782, 35
Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer. 1784, 140,
unter dem Titel: Gesang eines jüngeren Maurers
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer. 1801, 290


Woher kommt mir der feste Muth,
So unerschüttert da zu stehn?
Im Busen wallt mir Helden-Glut,
Und treibt mich, standhaft [1784: feurig; 1801 ohne: standhaft oder feurig] fortzugehn;

Zu gehen, in tiefer Mitternacht,
Die lange steile Felsenbahn.
Wer hat mich bis hieher gebracht?
Wer bringt mich ach! [1801 ohne: mich ach!] zum Ziel hinan?

Da [1782: Dort] flammt der Stern!
[1784: Dort glänzt das Licht!] Die Nacht zerreißt
Für ihm [später: Vor ihm] ihr wölkigtes Gewand.
Ein Gott, der mich ihm folgen heißt,
Reicht mir ermunternd seine Hand.
[1782 und 1784: Ein Gott ists, der mich folgen heißt!]
Ich reich ihm willig meine Hand.]
[1801: vor ihm ist schwarz Gewand!
Ein Gott, der mich ihm folgen heißt,
reicht mir die Zuspruchshand.]

[1872 und 1784: fehlen die nächsten zwei Strophen:]

Ich geh Und unterlieg ich ja,
Wenn mir. Nicht Muth, nein, Kraft gebricht:
[Wenn Kraft, nicht Muth gebricht,]
So seys dem Heiligthume nah,
Und nah dem vollen Morgenlicht [später: Licht].

Drum [später: So] schreit ich fort, und zittert auch
Der hohle [später ohne „hohle“] Boden unter mir,
Dampft aus den [später: wälzt sich aus] Schlünden Glut und Rauch
Wälzt sich der Donner über mir:
[später: und Donner über mir.]

Trag ich ein unbeflecktes Herz,
Gehn gute Thaten mir voran [1801: mit],
Fliegt meine Seele Himmelwärts,
Wie leicht ist jeder Schritt mir dann! [später: gethan.]

So sey mein Vorsatz immerdar,
Gerecht und gut und kühn zu seyn,
[1782 und 1784: Voll Muths, gerecht und gut zu seyn]
Das Laster nur, nicht die Gefahr;
Die Schande, nicht den Tod zu scheun.
[1801: gut und beherzt zu seyn;
Und für die Tugend nie Gefahr,
selbst nie den Tod zu scheun.]


XVII. Entschlüsse

Auch in:
Lieder für Frey-Mäurer. Zwote Sammlung. 1780, 18-21,
unter dem Titel: XXXIV. Entschlüsse


Des großen Baues großer Meister,
Die Urquell [1780: Du Urbild] der Vollkommenheit;
Der seiner Welt vernünft‘ge Geister
Zu Mitgehülfen sich geweiht,
Beglück am vorgeschriebnen Baue
Des schwachen Menschen armen [1780: Menschenarmes] Fleiß
Daß im Erfolg der Zweifler [1780: Zweifel] schaue,
Des Maurers Werk sey dein Geheiß!

Preist unser Schicksal, frohe Brüder!
Und rühmt den großen Menschenfreund,
Der im Gefolge süßer Lieder
Zu Nutz und Freuden uns vereint:
Zu Nutz dem menschlichen Geschlechte,
Wenn unser Bau sein Ziel gewinnt;
Zu Freuden, die des Lasters Knechte [1780: dem Lasterknechte],
Wie unser Werk, Geheimniß sind.

Uns soll der Schönheit Kleinod leiten
Der Weisheit hohen [1780: lichten] Pfad zu gehn,
Und Stärke wird den Mann begleiten,
Der Mann sich fühlt das Glück [1780: Licht] zu sehn.
Wir fühltens all‘ uns, und entglommen
Vom Triebe, der die Menschheit hebt,
Und der Vollendung näher kommen,
Sey der Beginn, der uns belebt.

Selbst Schwächen, die noch an uns haften,
sind unsers Muths Begeisterung,
Und Tugend lenkt die Leidenschaften
Zu ihrer eignen Forderung [1780: Förderung].
So schifft durchs brausende Gewässer
Bereicherter der Steuermann;
So steigt vollendeter und größer
Der königliche Bau hinan.

Der Meister, der in ferner Straße
Den Sphären Kreis und Lauf gebeut,
Sieht unsrer Winkel Ebenmaaße,
Und unsrer Zirkel Richtigkeit.
Drum zeig in unsern Tagebüchern
Kein Tag sich ohne Linie:
Den Bau zu fördern und zu sichern,
Sey jeder der Beflißenste!

Lod’r [1780: Glüh‘] auf im Busen, Herzentglimmung,
Zu Nachruhmvoller Thätigkeit!
[1780: Zum Nachruhm würdger Thätigkeit!]
Bewußtseyn menschlicher Bestimmung
Entfach‘ uns zur Vollkommenheit!
Daß oft der Abendstern verweile,
Und unsers Eifers Zeuge sey,
Und Bruder mit dem Bruder theile
Die Freuden unsrer Maurerey.
[1780; Gewinn und Lust der Maurerey,]

Stark abgewandelte Fassung in:
Gesänge für Maurer mit neuen Melodieen. Dreßden 1782, 41-45
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer. 1801, 60-61
Maurerische Gesänge für die Loge Archimedes zu den Drei Reißbretern in Altenburg. 1804, 45-47
Lieder-Buch für die Große Landes-Loge von Deutschland zu Berlin. 1832, 33-35; auch noch 1869, 72-74


Des großen Baues großer Meister,
Du ewig unerschöpfter [1832: unerforschter] Geist;
Aus dem herab auf alle Geister
Des heilgen Lichtes Strom sich geußt!
Beglück am wunderbaren Baue
Des schwachen Menschen armen Fleiß,
Daß im Erfolg der Zweifler schaue,
Des Maurers Werk sey dein Geheiß!

Fühlt, Brüder, eures Namens Würde
Und preist des großen Meisters Hand,
Der ohne fremder Satzung Bürde
Zu Glück und Weisheit euch verband!
Zu Nutz dem menschlichen Geschlechte
Steig' euer Bau vollbracht empor.
Und durch die Schatten eurer Nachte
Dring eurer Tugend Licht hervor!

Der Schönheit Kleinod laßt [1832: mag] euch leiten
Der Weisheit hohen Pfad zu gehn,
Und Stärke wird den Mann begleiten,
Der Mann sich fühlt das Licht zu sehn.
Nur kleine Herzen, kleine Seelen
Sieht man sich kühner That entziehn:
Laßt uns von (1832: euch zu] großer That beseelen
Und bey dem hohen Werke glühn!
[1832: Um für das hohe Werk zu glüh’n.]

Selbst, wo oft Schwachheit triumphirte,
Siegt edler Tugenden Gefühl.
Die regelloseste Begierde
Lenkt Weisheit zu der Tugend Ziel.
So borgt vom wilden Sturm die Schwingen
Durch Klipp und Meer der Steuermann —
Durch klippenvolle [1832: prüfungsvolle] Pfade dringen
Auch wir zu höherm Licht hinan.

Der Meister, der in ferner Straße
Den Sphären Kreis und Lauf gebeut,
Sieht unsrer Winkel Ebenmaaße
Und unsrer Zirkel Richtigkeit.
Wer, Brüder, sagt mir, wer entglühet
Beym stolzesten [1832: heiligen] Gedanken nicht:
Der ewge Meister steht und siehet [1832: droben siehet]
Des Maurers Werk und seine Pflicht.
[1832: Des Maurers Wirken Nach der Pflicht.]

Ergießt euch, edlere [1832: würdige] Gefühle,
Zu nachruhmvoller [1832: segensvoller] Thätigkeit!
Dis Ringen nach dem hohen Ziele
Entflamm uns zur Vollkommenheit!
Daß oft der Abendstern verweile
Und unsers Eifers Zeuge sey,
Und Bruder mit dem Bruder theile
Die Freuden unsrer [1832: ächter] Maurerey.


XXXIV. Der Abend

"Der Abend"

Auch in:
Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer. 1784, 131-132,
unter dem Titel Schlußlied
Freimaurer-Lieder, zum Gebrauch für die Mitglieder der gerechten und gesetzmäßigen Loge Charlotte zu den drey Sternen. 1786, 59-60
unter dem Titel: Der Abend
Sammlung auserlesener Freymaurer-Lieder. 1790, 150-152
unter dem Titel: Der Abend
Vollständiges Gesangbuch für Freimauer. 1801, 273
Maurerische Gesänge für die Loge Archimedes zu den drei Reißbretern in Altenburg. 1804, 247-248
Maurerische und gesellschaftliche Lieder zum Gebrauch der Grossen Landes-Loge von Deutschland in Berlin. 1817. 134-135
Sammlung Maurerischer Lieder zum Gebrauch der zum Sprengel der Provinzial-Loge von Niedersachsen gehörigen Logen. 1823, 140-141
Lieder-Buch für die Große Landes-Loge von Deutschland zu Berlin. 1832, 138-139 (ohne die letzte Strophe)

Wiederum die stille Nacht
An des Tempels Thoren,
Wiederum ein Tag vollbracht,
Maurern unverlohren.

[1801: Chor.]
Brüder, o wie selig ist,
Dieser uns verflossen!
Brüder haben sich geküßt [ab 1801: begrüßt],
Sich in ihm [ab 1801: Maurerglück] genossen.

Brüder standen eingeweiht
An des Tempels Stufe.
Biederbund [1786, 1790, 1804 und 1832: Bruderbund; 1801, 1817 und 1823: Brüderbund] und Menschlichkeit
Winkten zum Berufe;

[1801: Chor.]
Freyheit, Harmonie und Pflicht,
Und der Weisheit Lehre
Hob vereint, durch Licht in Licht,
Uns von Spähr zu Spähre.
[ab 1801: und des Ordens Lehren
führten, mit vermehrtem Licht,
uns zu höhern Sphären.]

Hob uns himmlisch eingeführt,
In der Schöpfung Gleisen,
Von der Thorheit unverführt,
Bis zum Zweck der Weisen,
Bis auf der Vollendung Bahn,
Unentdeckt von Neide;
Weisheit gieng den Pfad voran,
Hinterher die Freude.]

[ab 1801:
Von der Weisheit selbst geführt
 in der Tugend Gleisen
strebten wir, durch nichts verführt,
nach dem Ziel der Weisen;

Chor.
Sie ging auf der Dornenbahn,
unbelauscht vom Neide,
uns zu schützen, stets voran,
hinter ihr die Freude.]

Glück der Welt war unser Ziel,
Antheil an dem Leide
Unsrer Brüder, und Gefühl,
Unsre reinste Freude.

[ab 1801:
Glück der Welt war unser Ziel,
Lindrung fremder Leiden,
brüderliches Mitgefühl
schuf uns süße Freuden.]


1801: Chor.]
So verfloß er Maurern hin
[1832: So floß dieser Tag uns hin,]
Unter stillen [1832: heitern] Scherzen;
Ewigkeit ist sein Gewinn,
Und die Ruh im Herzen.

Welcher Tag! wie schön vollbracht!
Wie auf Zephyrfüßen [1790: Zephirs Füssen]
Eilt er in den Schooß der Nacht,
Rosicht hinzufließen.

[1801: Chor.]
Brüder, auf! ins Heiligthum
Sinkt die Nacht hernieder,
Dreyfach diesem Tage Ruhm!
Dreyfach Freudenlieder!


Eine veränderte und verkürzte Fassung in:
Musikalischer Hausschatz der Deutschen. Leipzig 1842, 435
unter dem Titel: Abends, mit Melodie „Mässig langsam“ von Jos. Amadäus Naumann.
Liederbuch des deutschen Volkes. Leipzig 1843, 128
unter dem Titel: Abendlied

Wiederum hat stille Nacht
unsern Ball umgeben,
wiederum ein Tag vollbracht
von dem Erdenleben!
Freunde, o wie selig ist
er auch uns verflossen,
ja er floß, von Lust versüßt,
uns nicht ungenossen.

Glück der Welt war unser Ziel,
Antheil an dem Leide
Unsrer Brüder war Gefühl
Unsrer reinsten Freude.
So verstrich er uns dahin,
Unter stillen Scherzen,
Ewigkeit ist sein Gewinn
und die Ruh‘ im Herzen.

Welch ein Tag! wie schön vollbracht!
Wie auf Zephyrs Flügeln,
Eilt er in dem Schooß der Nacht
Rosig sich zu spiegeln.
Singt, in Gottes Heiligthum
Schallt es froher wieder, --
Dreifach diesem Tage Ruhm,
Dreifach Freudenlieder!

Nochmals gekürzt, auf zwei Strophen, und abgewandelt in:
Johann Friedrich Wilhelm Koch: Gesanglehre. Ein Hülfsmittel für Elementarschullehrer. Erstes Heft, 1814, 103

XXXV. An die Weisheit

Diese ursprüngliche Fassung hat 12 Strophen;
Die späteren Fassungen sind stark abgewandelt und haben nur noch 4, 5 oder 7 Strophen


O du, durch die wir muthig auf der Bühne
des Lebens freygebohren stehn;
Durch die wir einst, mit unbefangner Miene,
Den letzten Schritt zum Grabe gehen.

Durch die in edle Friedevolle Thaten
Das Menschenleben überfließt;
Durch die versöhnt im dunklen Abendschatten
Sich Freund- und Feindschaft wieder küßt.

Durch die uns einst der letzte unsrer Tage
Noch frische Blumenkränze bringt;
Durch die der einst des Welterfinders Wage
Für uns entscheidend niedersinkt.

Durch die ein Beyfallschlagendes Gewissen
Uns jedes Glück der Welt entbeut,
Und Blümchen lockt hervor zu unsren Füssen
Und unsre Laufbahn mit bestreut.

Erhöhe mich vom. eitlen Wahn der Thoren,
Durch deiner Lehren Morgenlicht;
Durch dich allein bin ich nur frey gebohren.
Und groß in Biedermanns Gerücht.

Geleite mich die Dornenbahn des Lebens
Getrost und muthig förderhin.
Und lehre mich, daß ich zu Licht vergehens
Durch Licht nicht auserkohren bin.

Mein Leben sey ein steter sanfter Friede,
Unschuldig, wie ein Mayenspiel,
Nie meine Hand zum Bau des Tempels müde,
Vollendung meiner Schritte Ziel.

Das Ziel, wornach profane Thoren laufen,
Sey meiner Tugend Klippe nicht.
O meine Brüder! Biedermänner kaufen
Nicht öde Dunkelheit für Licht.

Geordnet sey mein Leben nach dem Maße
Des simpeln Ganzes der Natur;
So wird der Schweiß auf meiner Wanderstraße
Zum Palmenschatten einer Flur.

Mag immer dann die Thorheit sich erfrechen,
Ihr Brüder, wieder uns zu ziehn;
O Wonne: einst wird doch die Unschuld rächen
Was ihrem Wahn verächtlich schien.

Hell vor uns her, flammt schon im Morgensterne
Elysium aus Mittemacht;
Auf, meine Brüder, in die goldne Feme
Vom Architect uns zugedacht.

So schwingt euch auf mit rüstigem Gefieder,
Dorr ist der Quell, und dort ist Heil.
Der Geist fliegt aus -- kehrt Lichterheltter wieder,
Und nimmt erwählt am Lichte Theil.


Abgewandelt und gekürzt in:
Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer. 1784, 99-100,
unter dem Titel: Schönheit
Karl Philipp Moritz: Andreas Hartkopf. Eine Allegorie, Berlin: Unger 1786, 157-158,
bezeichnet als: Das Lied in die Weißheit …
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer. 1801, 193-194
Lieder für Freymaurer. Hannover 1809, 12-13
unter dem Titel: An die Weisheit
Maurerische und gesellschaftliche Lieder zum Gebrauch der Großen Landes-Loge von Deutschland in B erlin.1817, 207-208
Sammlung Maurerischer Lieder zum Gebrauch der zum Sprengel der Provinzial-Loge von Niedersachsen gehörigen Logen. 1823, 231-232 (ohne die 2. und 6. Strophe)


O du, durch die wir auf der Bahn des Lebens
zum großen Ziele freudig gehn,
und einst am Grab, in Aussicht nicht vergebens,
den steilen Pfad erstiegen sehn;

2. Durch die ein Beifall gebendes Gewissen
uns Glück und stillen Frieden beut;
und Blümchen lockt hervor zu unsern Füßen,
und auf die Dornenpfade streut:

3. Geleite mich die Dornenbahn des Lebens
getrost und muthig förderhin,
und lehre mich, daß ich zu Licht vergebens
durch Licht nicht auserkoren bin.

4. Mein Leben sey ein steter sanfter Friede,
und Wohlklang, wie das Saitenspiel;
nie meine Hand zum Bau des Tempels müde;
Vollendung meiner Arbeit Ziel.

5. Geordnet sey mein Leben nach dem Maaße
des simpeln [1823: einfach] Ganzen der Natur:
so wird die Mühe dieser Wanderstraße
zur Freude einer Blumenflur.

6. Hell vor uns her flammt schon im Morgensterne
Elysium aus Mitternacht.
Auf, meine Brüder! seht froh in die Ferne,
die lohnend uns entgegen lacht.

7. Senkt nie den Blick auf die Beschwerden nieder:
dort ist der Quell, und dort ist Heil!
der Geist streb' auf — kehr lichterhellter wieder,
und nehm' gestärkt am Lichte Theil.


Eine abgewandelte Kurversion in :
Versuch einer vollstændigen Samlung Freimaurer-Lieder zum Gebrauch der Loge Ferdinand zum Felsen in Hamburg. 1790, 61-62.

O du, durch die wir auf der Bahn des Lebens
Zum grosen Ziele freudig gehn,
Und da gereift die Früchte unsers Strebens
Zur frohen Erndte vor uns sehn.

Durch die ein beifallgebendes Gewissen
Uns Glück und innern Frieden giebt,
O Tugend, lass an deinen Arm mich schliessen
Und wandeln, wo man dich nur liebt.

Komm, ordne all mein Leben nach dem Maase
Des simpeln Ganges der Natur,
So wird der saure Tritt der Dornenstrase [!]
Mir sein ein Gang auf Blumenflur.

Mein Leben sei ein steter sanfter Friede
Und Wohlklang wie das Saitenspiel,
Nie meine Hand zum Bau des Tempels müde,
Vollendung meiner Arbeit Ziel.


Eine weitere abgewandelte Version in:
Salzburger Intelligenzblatt. Eilfter Jahrgang, 1795, 415,
unter dem Titel: An die Weisheit. Für Jünglinge
W. Kraus: Folgen der Schwärmerei. Augsburg 1796,
unter dem Titel: Die Weisheit … Für Jünglinge.
Rudolph Zacharias Becker: Mildheimisches Lieder-Buch von acht hundert lustigen und ernsthaften Gesängen .1815, 119
unter dem Titel: XXXVII. Lebens-Weisheit

O du, durch die wir auf der Bahn des Lebens
zum großen Ziele freudig gehn,
und einst am Rand des Grabes nicht vergebens
den steilen Pfad erstiegen sehn;

2. Durch die uns einst der letzte unsrer Tage
zu frischen Blumenkränzen winkt,
durch die dereinst des Weltenrichters Waage
für uns entscheidend niedersinkt!

2- Durch die ein Beyfall gebendes Gewissen
uns Glück und stillen Frieden beut,
o Weisheit, die uns auch zu unsern Füßen
auf Dornenpfade Blumen streut l

4. O leite mich durchs Labyrinth des Lebens
zum Gipfel froher Aussicht hin,
und lehre du mich, daß ich nicht vergebens
ein Mensch, ein Erdenbürger bin!

5. Mein Leben sey ein steter sanfter Friede
und Wohlklang, wie das Saitenspiel,
nie meine Hand zu guten Thaten müde,
nur Tugend meiner Wünsche Ziel.


XLVIII: Zeitgesang

Zeitgesang.jpg

Auch in:
Lieder für Frey-Mäurer. Zwote Sammlung. 1780a, 104-108,
unter dem Titel: LX. Zeitgesang
Heinrich August Ottokar Reichard: Erster Nachtrag zu dem Lieder-Anhange in der Sammlung für freye und angenommene Maurer. 1780b, 13-17;
Christian Heinrich Wolke: Zweihundert und zehn Lider frölicher Geselschaft und einsamer Fröhlichkeit. 1782, 227-231,
mit dem Titel: Zeitgesang
Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer, 1784, 141-143;
mit dem Titel: Zeitgesang (eine völlig andere Version, 92-93, unter dem Titel: Das Leben)
Freimaurerlieder in Musik gesetzt zum Gebrauch einiger Logen in Riga und Livland. 1785, 44-47,
unter dem Titel: Zeitgesang
Trink- oder Commersch-Lieder, beym freundschaftlichen Mahle zu singen. 1791, 139-141,
mit dem Titel: Zeitgesang
Lieder zur Erhöhung gesellschaftlicher Freude. 1793, 180-184
Taschenbuch für Freunde der Geselligkeit. 1795, 109-112,
mit der Angabe: „Mel. Ach! Aus dieses Thales Gründen etc.“
Einige Maurer-Gesänge der Loge Libanon zu den drey Cedern. 1799, 19-22
Mildheimisches Lieder-Buch. Dritte Auflage 1801; 53-54 (ohne die 7. und 8. Strophe),
mit dem Titel: Werth der Zeit - – bereits 1799. Später, 1815 und 1822, mit dem Titel: Beym Jahreswechsel,
Maurerische Gesänge für die Loge Archimedes zu den Drei Reißbretern in Altenburg. 1804, 271-274.
Freymaurer-Lieder: Zum Gebrauch Für die St. J. Loge 5813 (=1813), 61-62 (ohne die 2., 7. und 8. Strophe),
mit dem Titel: Beim Jahres-Wechsel (eine völlig andere Version, 104-106, unter dem Titel: Das Leben)

Die Melodie dazu findet sich im Nachtrag, 1780, 33-34,
mit der Angabe: In Musik gesetzt von F. G. Fleischer


Zeiten schwinden, Jahre kreisen [1795: greisen],
Und so wechseln [1799: Immer wechseln; 1813: und so wechselt] Wieg und Grab.
Menschen werden, blühn und greisen,
Treten auf, und treten ab.
Flüchtig sind des Bluts Gefühle,
Wenn es durch die Adern irrt [1813: rinnt];
Glücklich, wer [1813: die] im kurzen Spiele
Seiner [1813: Ihrer] Rolle Meister wird [1813: sind]!
[1795 und 1801: glücklich, wer noch fern vom Ziele
seines Lebens weise wird!]

Alle.
Glücklich etc.

Endelich [1793: Eilig] schwinget ihren Flügel,
Alles spüret längst die Zeit,
[1780a; Alle Sphären längs die Zeit;
ab 1780b: Längs [1885: Längst] den Sphären hin die Zeit,]
Und mit tief verhängtem Zügel,
Trollt sich [1799: Folgt ihr] die Gelegenheit,
[1795 und 1801: Rüstig schwinget ihre Flügel
die uns zugemessne Zeit,
und mit tief verhängtem Zügel
fliehet die Gelegenheit,]
Vielen Thoren [1795 und 1801: Menschen] bis zur Asche,
Unerkannt, ein fremder Gast;
Wohl dem Weisen, der die Rasche,
Rüstig [1795 und 1801: Muthig] bey der Stirne faßt!

Alle.
Wohl dem etc.

Seht den Frühlings-Bach, wie helle
Spiegelt sich in ihm der Hayn;
Und [1795 und 1801: Seht] auf jeder Silberwelle
Tanzen Zephirs ihre Reihn;
Tanzen fröhlich, und verschwinden,
[später: Tanzen fröhlich sie, [1795 und 1801: kühlen lieblich uns] und schwinden]
Mit der Well [1795 und 1801: wie die Well‘] am Ufer hin;
Brüder, lernt die Freuden finden;
Sie erhaschen [1795 und 1801: genießen], ist Gewinn.

[1799:
Seht den Frühlingsbach, wie helle
Spiegelt sich in ihm die Flur;
Schnell entsteht die Silberwelle
Schnell verliert man ihre Spur;
Unbeständg’ge Freuden schwinden
Wie die Welt am Ufer hin!
Eilt, die bessern aufzufinden;
Sie erhaschen, ist Gewinn!]

Alle.
Brüder lernt etc.

Ob [1804: Wenn] sich auch ein Sturm erhübe,
Güsseschwanger [1813: Gösse schwanger] Stundenlang,
Daß [1801: das] er wirbelnd flöß‘ und triebe [1780 und später: trübe],
[1799: Brausten Donner Stundenlang,
Floß des Lebens Bach uns trübe,]
Harrt, [1801: Hört!] es ist ein Uebergang;
Die Gewitterwolken scheiden
Vor dem Strahl des Sonnenlichts;
Brüder, im Vergleich der Freuden,
Sind des Lebens Leichen [ab 1780a und b: Leiden] nichts.

Alle.
Brüder, im etc.

Heiter wird die Luft, und heiter
Rieselt er [1795 und 1801: fließt der Bach], und aufgeklärt,
Längs des Ufers Blumen, weiter,
Die er küßt und küssend nährt.
Wandrer lächeln ihm entgegen,
Deren Mittagsdurst er wehrt [später: klärt; 1799: kühlt];
[1813: Dürft’ge er erquickend nährt;]
Brüder [1793: Freunde], um der Brüder [1793: Freunde] Segen,
Sey die Spanne Zeit uns werth.
[1799: Lebensbäche strömen Segen,
Selig, wer den Segen fühlt.]

Alle.
Brüder, um etc.

Glücklich, wer in solchem Bilde,
Seiner Zeit Bestimmung sah,
Selbst Befördrung [1795 und 1801: Selbstverbeß‘rung] Menschenmilde,
Ob der Pflichten sind wir da.
[1799: Brüder, seht in diesem Bilde
Unsers Daseyns wahres Ziel,
Unsern Ernst macht Weisheit milde,
Unsre Arbeit würzt Gefühl.]
Stündlich mit dem Licht [1780: Licth] vertrauter,
Das dem [1780; den] Maurer [1793, 1795 und 1801: Weisen] leuchten kann,
Laßt uns Menschen seyn, und lauter,
Und den [1813: dem] Menschen zugethan.

Alle.
Laßt uns etc.

Wenn die Weisheit in geheimer
Freundschaft, sich mit uns verträgt,
Und den Spötter und den Träumer,
Unser Wandel widerlegt,
Dürfen heil‘ge Dunkelheiten,
Selbst des Tages Licht nicht scheun:
Also laßt uns vor den Leuten,
Unsers Bunds Vertheidger seyn!

[1799:
Wenn voll wahrer Sympathieen
Weisheit sich mit uns verträgt,
Und die uns als Thoren fliehen,
Unser Wandel widerlegt:,
Dann laßt heilge Dunkelheiten
Selbst des Tages Licht nicht scheun;
Laßt uns auch vor Ungeweihten
Unsers Glücks Bekenner seyn.]

Alle.
Also laßt uns etc.

Mit der Stärke Muth gerüstet,
Laßt uns treu, als Männer stehn,
Wenns [1780; Wenn] dem Vorurtheil gelüstet,
Gegen Wahrheit anzugehn;
Ihre Veste fortzuführen,
Sey der Trieb, der uns erhitzt!
Säumen, heißt die Zeit verliehren,
Eifern [1799 und 1804: Eilen], zwiefach sie genützt.

Alle.
Säumen, heißt etc.

Dieses Leben gleicht dem Feste,
Das ein Freund den Freunden [1795: den andern] giebt;
Freunde sind wir, Freund und Gäste,
Eines Freundes, der uns liebt.
Brüder [1793: Freunde] winkt dereinst die Pause,
[1799: Brüder, ruft der Tod nach Hause]
Laßt uns unerschrocken stehn,
[1780: Brüder, ruft man uns nach Hause
Bleibt nicht lang beim Abschied stehn.]
Und vom freundschaftlichen Schmause,
Als vergnügte [1799: zufriedne] Gäste gehen.
[1780: Als begnügte Gäst‘ uns gehn.]

Alle.
Und vom etc.


Unterschiedlich stark veränderte Versionen:
Gesänge für Maurer mit neuen Melodieen. 1782, (Weinlig)
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer. 1801, 239-241 (eine völlig andere Version, 179-180)
Gesänge für die Loge Ernst zum Compaß in Gotha. 1806, 90-94
Lieder für Freymaurer. 1809, 117-119
Auswahl maurerischer Gesänge. Zum Gebrauch der gerechten und vollkommenen Loge zu den drei Zedern im Orient von Erlangen. 1812, 143-145

Tage schwinden, Jahre fliehen, stündlich wechseln Wieg' und Grab, Lenze werden und verblühen, reife Früchte fallen ab. Glücklich, wem die schnellen Stunden nur nicht ungenützt entflohn! keine Zeit ist ganz verschwunden, hat man Frucht von ihr zum Lohn.

2.
Zwar auf schneller Winde Flügel stürzt sie in die Ewigkeit, und mit tief verhängtem Zügel folgt ihr die Gelegenheit, vielen Thoren bis zur Asche unbekannt, ein fremder Gast; wohl dem Weisen, der die Rasche rüstig bei der Stirne faßt!

3.
Seht den Bach im Thal, wie helle spiegelt sich in ihm die Flur; schnell entsteht die Silberwelle, schnell verliert man ihre Spur! unbeständ'ge Freuden schwinden wie die Well' am Ufer hin. Eilt, die bessern aufzufinden: sie erlangen, ist Gewinn.

4.
Ob sich auch ein Sturm erhübe, brausten Donner stundenlang, floss' des Lebens Bach uns trübe, harrt! es ist ein Uebergang! die Gewitterwolken scheiden vor dem Strahl des Sonnenlichts. Brüder! im Vergleich der Freuden sind des Lebens Leiden nichts.

5.
Reiner wird die Luft, und heiter; seiner edlen Quelle werth, fließt der Bach im Thale weiter unter Blumen, die er nährt. Wandrer lächeln ihm entgegen, deren Mittagsdurst er kühlt. Lebensbäche strömen Segen; selig, wer den Segen fühlt.

6.
Brüder, seht in diesem Bilde unsers Daseyns wahres Ziel! unsern Ernst macht Weisheit milde, unsre Arbeit würzt Gefühl. Stündlich mit dem Licht vertrauter, das uns Maurern leuchten kann, laßt uns Menschen seyn und lauter, und den Menschen zugethan.

7.
Wenn voll wahrer Sympathieen Weisheit sich mit uns verträgt, und die uns als Thoren fliehen, unser Wandel widerlegt: dann laßt heil'ge Dunkelheiten selbst des Tages Licht nicht scheun! laßt uns auch vor Ungeweihten unsers Glücks Bekenner seyn.

8.
Mit der Stärke Muth gerüstet, laßt uns treu, als Männer stehn, wenn's dem Vorurtheil gelüstet, wider Wahrheit anzugehn. Ihre Beste fortzuführen, sey der Trieb, der uns erhitzt! Säumen, heißt die Zeit verlieren, eifern, zwiefach sie genützt.

9.
Dieses Leben gleicht dem Feste, das ein Freund dem Freunde giebt. Freunde sind wir, Freund' und Gäste eines Freundes, der uns liebt. Brüder, ruft der Tod nach Hause, laßt uns unerschrocken stehn, und vom freundschaftlichen Schmause als zufriedne Gaste gehn.


Eine noch weiter abgewandelte Version:

Lieder zum Gebrauch der unter der Constitution der Großen Loge zu Hamburg vereinigten Logen. 1823, 217-219,
mit dem Titel: Bei’m Schlusse des Jahres.

Zeiten schwinden, Jahre kreisen,
Ewig wechseln Wieg' und Grab;
 Menschen werden, blüh'n und greisen
Treten auf und treten ab.
Jugendliche Hochgefühle
Wandeln sich in düstern Ernst;
Feuereifer wird bald kühle,
Wenn du Lebensweisheit lernst.

Seht den Frühlingsbach! wie helle
Spiegelt sich in ihm die Flur,
Schnell entsteht die Silberwelle,
Schnell verliert sich ihre Spur.
Alle Sinnenfreuden schwinden
Wie die Well' am Ufer hin;
Eilt, die bessern aufzufinden!
Sie erhaschen, ist Gewinn.

Ob sich auch ein Sturm erhübe,
Furchtbar tobend Stundenlang!
Immer bleibt es doch nicht trübe,
Harrt, es ist ein Uebergang!
Die Gewitterwolken scheiden
Vor dem Strahl des Sonnenlichts:
Brüder, im Vergleich der Freuden
Sind des Lebens Leiden nichts!

Heiter wird die Luft, und heiter
Fließt der Bach, und aufgeklärt
Längs des Ufers Blumen weiser,
Die er küßt und küssend nährt.
Wandrer eilen ihm entgegen,
Denen er Erquickung beut;
Brüder, um der Brüder Segen
Sey uns werth die Spanne Zeit.

Glücklich, wer in solchem Bilde
Seiner Tage Werth erblickt,
Froh veredelt sich durch Milde,
Andre still durch sie beglückt!
Mit der Lehre stets vertrauter,
Die den Maurer leiten soll;
Laßt uns offen sevn und lauter,
Edel, thätig, liebevoll.

Dieses Leben gleicht dem Feste,
Das ein Freund den Freunden giebt;
Freunde sind wir, Freund' und Gäste
Eines Freundes, der uns liebt.
Ruft der Abend uns nach Hause,
Laßt uns nicht erbangend stehn;
Laßt uns von dem frohen Schmause
Als vergnügte Gäste gehn.