Freimaurerei und Kirche: Unterschied zwischen den Versionen

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====Ein Weihbischof aus Zentralasien====
 
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'''Athanasius Schneider - "Das wahre Gesicht der Freimaurerei"'''  
 
'''Athanasius Schneider - "Das wahre Gesicht der Freimaurerei"'''  

Version vom 20. Dezember 2020, 18:57 Uhr

Freimaurerei und Kirche

Eine "Collage" von Rudi Rabe


Der “Codex iuris canonici” von 1983

Siehe auch: Traktate 4: Freimaurerei und Kirche, New Age und Frieden

Nach dem 1917 in Kraft getretenen Grundgesetz der Katholischen Kirche, dem 'Codex Iuris Canonici' durfte ein Katholik kein Freimaurer sein. Verstieß er dagegen, galt er automatisch (ipso facto) als exkommuniziert.

Doch 1983 wurde ein überarbeiteter Codex publiziert. In diesem wurden die Freimaurer nicht mehr ausdrücklich erwähnt. Von Exkommunikation ist nach dem geänderten Text nur noch bedroht, wer "kirchenfeindlichen Vereinigungen" angehört. Es bleibt also heute der Interpretation (nationaler Bischofskonferenzen) überlassen, ob die Freimaurerei "kirchenfeindlich" sehen. Für diese Änderung hatte sich in den Beratungen über den neuen Codex unter anderem der Wiener Kardinal Franz König sehr eingesetzt.

Zur Überraschung und Enttäuschung Vieler geschah dann aber am 27. November 1983 zeitgleich mit der Veröffentlichung des neuen Codex folgendes: Die offizielle vatikanische Zeitung „Osservatore Romano“ publizierte eine „Kurze Erklärung der Glaubenskongregation“, unterzeichnet von Joseph Kardinal Ratzinger, dem Chef dieser Kongregation. Darin heisst es:

„ ... Das negative Urteil der Kirche über die Freimaurervereinigungen bleibt unverändert, weil ihre Prinzipien immer als unvereinbar mit der Lehre der Kirche betrachtet wurden und deshalb der Beitritt zu ihnen verboten bleibt. Die Gläubigen, die freimaurerischen Vereinigungen angehören, befinden sich also im Zustand schwerer Sünde und können nicht zur hl. Kommunion hinzutreten ... Den Autoritäten der Ortskirche steht es nicht zu, sich über das Wesen freimaurerischer Vereinigungen in einem Urteil zu äussern, das das oben Bestimmte ausser Kraft setzt ... Papst Johannes Paul II. hat diese Erklärung ... bestätigt und ihre Veröffentlichung angeordnet.“

Anmerkungen von Rudi Rabe 2014: Diese sogenannte 'Sündhaftigkeitserklärung' Kardinal Ratzingers, des späteren Papstes Benedikt XVI., erregte damals großes Aufsehen und Unverständnis. Das ist nun wieder mehr als drei Jahrzehnte her, und die Zeit scheint darüber hinweg gegangen zu sein. Von maßgebenden Kirchenrechtlern wurde sie schon damals als so etwas wie die "Privatmeinung" von Kardinal Joseph Ratzinger gewertet. Der spätere Papst Benedikt XVI. war erst ein Jahr vorher von München nach Rom übersiedelt und von Johannes Paul II. zum Chef der Glaubenskongregation ernannt worden. Er hatte die in der 'Sündhaftigkeitserklärung' zum Ausdruck kommende freimaurerfeindliche Haltung offenbar aus Deutschland mitgebracht, wo die Bischofskonferenz noch 1980 eine Stellungnahme in diesem Sinn veröffentlicht hatte. Die interne aber nach außen noch nicht sichtbare und noch nicht bestätigte Willensbildung im Vatikan war aber auch damals schon weiter: Hinter den vatikanischen Mauern war die Eliminierung des Wortes 'Freimaurer' aus dem Codex Juris Canonici längst beschlossene Sache (siehe auch im Wiki: Kurt Baresch.

Joseph Ratzinger bzw. Papst Benedikt XVI. hat die 'Sündhaftigkeitserklärung' nie mehr wiederholt. Und man weiß inzwischen, dass er dies ganz bewusst unterlassen hat.


Dispute und Annäherungen: Drei Beispiele

Zuerst: Zwei sehr gegensätzliche Videos

  • Der Pfarrer des (katholischen) Wiener Stephansdoms, Toni Faber, diskutiert mit Michael Kraus, dem Alt- und Ehrengroßmeister der Großloge von Österreich in der Büchersendung 'Erlesen' des ORF (Programm TW1; inzwischen ORF3); Moderation Heinz Sichrovsky.
    Das Youtube-Video enthält die ganze einstündige Sendung - der Freimaurerteil beginnt bei der Minute 18:
    https://www.youtube.com/watch?v=enR2U1H5nfk
    Fazit der Diskussion: Das Verhältnis zur Katholischen Kirche ist nicht erstklassig, aber viel besser als früher. Beide Seiten können letztlich mit dem jetzigen Zustand leben.
  • Bischof Bernard Fellay von der Piusbruderschaft über die Freimaurerei. Die Piusbruderschaft ist eine katholische Sekte, die im Dissens mit dem Vatikan lebt:
    https://www.youtube.com/watch?v=MgOEgLoX3q8
    Fellays Fazit: Die Katholische Kirche ist von Freimaurern unterwandert. Im Vatikan gebe es sogar vier Logen im schottischen Ritus. Die Freimaurer bedrohen folglich die Kirche von außen und von innen.


Hier war ursprünglich ein inzwischen gelöschtes Youtube-Video von Walter Veith eingebunden: ein Zoologe aus Südafrika mit seltsamen Aussagen über die Freimaurer. Walter Veith mutierte vom Evolutionsbiologen zum Kreationisten, was ihm schließlich den Lehrstuhl kostete. Originalbeschreibung des gelöschten Videos: Das Freimaurertum präsentiert sich nach außen als offene und wohltätige Organisation. Nur hochrangige Eingeweihte kennen sein wahres und völlig anders geartetes Gesicht. Das Freimaurertum wurde von Jesuiten gegründet und geht zurück auf die antike Religion Babylons. Sein Geist ist zutiefst antichristlich und antibiblisch. Jede Wahrheit aus dem Wort Gottes wird buchstäblich auf den Kopf gestellt. Im Kern der Symbolik und Anbetung steht Satan, die alte Schlange, der Vater der Lüge, der sich als Engel des Lichts ausgibt und insgeheim durch einen neuen »Turmbau zu Babel« in unserer Zeit seinen letzten Angriff auf Gottes ewigen Thron vorbereitet.

Dann: Ein harmonisches Fotoalbum aus Brasilien

Die brasilianische Freimaurerei feiert am 20. August den 'Dia do Macom': den Tag des Freimaurers. Manche feiern diesen auch in einer Katholischen Kirche. Und gelegentlich tauchen darüber Bilder im Netz auf. Sie würden wohl gar nicht besonders auffallen, wenn sie nicht von reaktionär-katholischen Websites mit den entsprechenden Wutkommentaren weiter verbreitet würden. Beispielsweise die folgenden Bilder aus dem Facebook von einer Messfeier am 20. August 2012 in einer katholischen Kirche in der Provinz Pernambuco. Die friedlichen Fotos sprechen für sich, auch die Handkommunion auf dem dritten Bild:

Auf der Frontseite der Kathedrale von Buenos Aires: „Hier ruhen die Reste von Capitan General José de San Martin und des unbekannten Soldaten der Unabhängigkeit. Seid gegrüßt!“

Und schließlich in Buenos Aires

Kirche und Freimaurer im „Doppelwohnhaus“ ...

... und das im heimatlichen Dom des früheren Kardinals Jorge Mario Bergoglio, heute besser bekannt als Papst Franziskus! Das Mausoleum für den argentinischen Nationalhelden und Freimaurer General José de San Martin ist nämlich baulich so mit dem Dom an der Plaza de Mayo verbunden, dass es nur durch die Kathedrale zu erreichen ist.

General José de San Martin ist für die Argentinier der bis heute populäre Befreier vom spanischen Kolonialjoch im frühen 19. Jahrhundert. Er starb 1850 in Frankreich. Nach vielem Hin und Her wurden seine Gebeine dreißig Jahre später nach Argentinien überführt und in dem neuen Mausoleum beigesetzt.

Dass der Sarkophag nicht in der Kirche selbst platziert wurde, wird von den Portenios, den Bürgern der Stadt, so erklärt, dass sich die Kirche damals dagegen gewehrt habe, einen Freimaurer in ihren Mauern zu bestatten. So erzählen es auch die Fremdenführer. Freimaurerforscher halten das aber für eine liebgewordene ‚urban legend’. Der Staat wollte für seinen Helden, so sagen sie, einen eigenen Prachtraum in der Kathedrale. Das sei architektonisch nicht anders zu lösen gewesen.

Und den argentinischen Freimaurern sei bei der Ankunft des Leichnams aus Frankreich gar nicht mehr bewusst gewesen, dass der Held einer der ihren gewesen war.

Unter der argentinischen Fahne der schwarze Sarkophag. Die drei weiblichen Figuren symbolisieren Argentinien, Chile und Peru, alle drei befreit von José de San Martin.


Aber 2016: Zwei Wortmeldungen wie aus der Mottenkiste

Mitten im österreichischen Wahlkampf

Windischgarsten1.jpg

Auch das gibt es noch: Im April 2016 erscheint im Pfarrbrief der katholischen Pfarrgemeinde Windischgarsten in Oberösterreich ein antifreimaurerisches Pamphlet, das die Frage, ob Katholiken auch Freimaurer sein könnten, so beantwortet: „Ganz sicher nicht.“ Das ist der letzte Satz einer längeren Abhandlungen, in der es um Theologie und Verschwörungstheorien geht. Die Tonalität ist anachronistisch und rechthaberisch. Es ist klar, wer die einzig mögliche Wahrheit gepachtet hat.

Der Artikel ist keineswegs typisch für die österreichische Katholische Kirche, und Windischgarsten ist nur eine kleine Gemeinde mit zweieinhalbtausend Einwohnern. Wir geben ihn hier dennoch im Faksimile wieder, weil er aus zwei Gründen bemerkenswert ist:

  1. Der Pfarrbrief wurde wenige Wochen vor der österreichischen Bundespräsidentenwahl 2016 veröffentlicht. Und im Wahlkampf ist zum ersten Mal seit Jahrzehnten wieder das Thema Freimaurer aufgetaucht: als Versuch, den grünen Kandidaten Alexander Van der Bellen zu verunglimpfen. Van der Bellen wurde dann gewählt.
    Details: Österreich 2016: Ein bisschen Freimaurerei im Wahlkampf.
  2. Der Pfarrer von Windischgarsten hieß zum Zeitpunkt der Veröffentlichung Gerhard Maria Wagner (geboren 1954). Papst Benedikt XVI. hatte ihn Anfang 2009 zum Weihbischof von Linz ernannt: eine Beförderung, die wohl der Einstieg in eine weiterführende Bischofskarriere gewesen wäre. "Wäre" - weil nach der Ernennung in Oberösterreich und darüber hinaus ein Sturm der Entrüstung losbrach. Dieser hatte mit dem Weltbild Gerhard Maria Wagners zu tun. Er vertritt einen sehr konservativen bis fundamentalistischen Katholizismus, der für viele österreichische Gläubige wie aus der Welt gefallen wirkt. Die Proteste waren so massiv, gerade auch aus katholischen Kreisen und von katholischen Würdenträgern, dass der Papst die Ernennung schon nach zwei Wochen zurücknehmen musste.

Der rabiat antifreimaurerische Artikel im Pfarrbrief ist ohne Signatur. Aber es liegt auf der Hand, dass der Autor Gerhard Maria Wagner war. Und selbst wenn nicht: Als Pfarrer von Windischgarsten und Herausgeber des Pfarrbriefes verantwortet er ihn. Wir geben ihn hier im Faksimile ungekürzt wieder:

Windischgarsten2.jpg
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Ein Weihbischof aus Zentralasien


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Athanasius Schneider - "Das wahre Gesicht der Freimaurerei"
Athanasius Schneider ist Weihbischof im 'Erzbistum der Allerheiligsten Jungfrau Maria zu Astana' (Kasachstan)
Fazit: Eine katholische Stimme wie aus dem 19. Jahrhundert, aber aufgenommen A.D. 2016



Athanasius Schneider gehört auch zu der Handvoll Bischöfe, die 2019 in einem Memorandum namens „Declaration of Truths“ gegen Papst Franziskus die Berechtigung der Todesstrafe verteidigten. Papst Franziskus hatte diese Strafe mehrfach abgelehnt und 2018 den katholischen Katechismus entsprechend geändert, weil die Todesstrafe „gegen die Unantastbarkeit und Würde der Person“ verstoße. Quelle: ‘Kathpress’ (die Katholische Presseagentur Österreichs).


Dazu wieder ein Kontrast aus dem Jahr 2020

Weit weg im Pazifik 3.000 Kilometer östlich der Philippinen in der Stadt Saipan auf den Marianen-Inseln: Nachdem ein Taifun die Turmuhr der katholischen Kathedrale verwüstet hatte, spendete die örtliche Loge "Emon Masonic Lodge No. 179" eine neue, und die Brüder montierten sie auch noch. Das Foto aus der örtlichen Zeitung steht für die Übergabe. Es zeigt katholische Würdenträger, den Bürgermeister von Saipan, den Konsul der Philippinen sowie Freimaurer in blauen Polos mit aufgesticktem Logenbijou: in der Mitte der Bischof, der sich bei den Freimaurern sehr herzlich bedankte. Gemeinsam mit anderen Funktionären durchschneidet er das symbolische Band. Links vom Bischof der Stuhlmeister. Die Übergabe fand während der weltweiten Corona-Pandemie statt, daher tragen die meisten Teilnehmer der Feier einen Mund-Nasen-Schutz.


Im Gegensatz zu sehr konservativen Kreisen in Mitteleuropa scheint der historische Konflikt bei den "Antipoden" überhaupt keine Rolle mehr zu spielen.


Siehe auch

Links