Aachener Freimaurerverfolgung: Unterschied zwischen den Versionen

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Anfangs 1779 veranlaßte der päpstliche Nuntius Carlo Bellisoni in Köln den Aachener Magistrat zu einem Vorgehen gegen die dortige Loge "[[Zur Beständigkeit]]". Am 23. März 1779 predigte der Dominikaner Greinemann gegen die Aachener Freimaurer, die er "Schelmen, Spitzbuben und Teufelsbanner" nannte und mit einer berüchtigten Räüberbande aus der Aachener Gegend verglich. Vom Aachener Magistrat wurde sodann in einer Verordnung vom 26. März 1779 allen Aachenern das Dulden von Logenversammlungen in ihren Wohnungen bei strengen Strafen verboten.
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Anfangs 1779 veranlaßte der päpstliche Nuntius Carlo Bellisoni in Köln den Aachener Magistrat zu einem Vorgehen gegen die dortige Loge "[[Zur Beständigkeit und Eintracht|Zur Beständigkeit]]". Am 23. März 1779 predigte der Dominikaner Greinemann gegen die Aachener Freimaurer, die er "Schelmen, Spitzbuben und Teufelsbanner" nannte und mit einer berüchtigten Räüberbande aus der Aachener Gegend verglich. Vom Aachener Magistrat wurde sodann in einer Verordnung vom 26. März 1779 allen Aachenern das Dulden von Logenversammlungen in ihren Wohnungen bei strengen Strafen verboten.
  
 
Am 11. April 1779 predigte der Kapuziner Schuff im Aachener Münster gegen die Aachener Logenbrüder und warnte die Glaubigen vor jedem Umgang mit ihnen; alsbald kam es dann zu Tätlichkeiten gegen Aachener Brüder. Auf Anraten ihrer Wetzlarer Direktorialloge hatte die Aachener Loge nach dem Erscheinen der Magistratsverordnung ihre Versammlungen eingestellt, sie verlegte
 
Am 11. April 1779 predigte der Kapuziner Schuff im Aachener Münster gegen die Aachener Logenbrüder und warnte die Glaubigen vor jedem Umgang mit ihnen; alsbald kam es dann zu Tätlichkeiten gegen Aachener Brüder. Auf Anraten ihrer Wetzlarer Direktorialloge hatte die Aachener Loge nach dem Erscheinen der Magistratsverordnung ihre Versammlungen eingestellt, sie verlegte

Version vom 26. Januar 2011, 15:52 Uhr

An Umfang und Genauigkeit bisher unübertroffen enthält das bis zur Gegenwart aktualisierte große lexikalische Standardwerk über die Freimaurerei neben einem lexikografischen Teil, Grundgesetzen, Chronik und Vokabularium der Freimaurerei auch Darstellungen der Leistungen ihrer Mitglieder. Die Vielzahl der Stichworte, Bibliografie und Index ermöglichen einen leichten Zugang zur immer noch geheimnisumwitterten Welt der Feimaurer. Prof. Dieter A. Binder; geboren 1953, lehrt an der Karl-Franzens-Universität Graz und der Andrassy-Universität Budapest Geschichte. Autor zahlreicher Publikationen zur Österreichischen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts und zur Kulturgeschichte. Bestellung: SCHOPF

Aachener Freimaurerverfolgung

Quelle: Lennhoff, Posner, Binder

Anfangs 1779 veranlaßte der päpstliche Nuntius Carlo Bellisoni in Köln den Aachener Magistrat zu einem Vorgehen gegen die dortige Loge "Zur Beständigkeit". Am 23. März 1779 predigte der Dominikaner Greinemann gegen die Aachener Freimaurer, die er "Schelmen, Spitzbuben und Teufelsbanner" nannte und mit einer berüchtigten Räüberbande aus der Aachener Gegend verglich. Vom Aachener Magistrat wurde sodann in einer Verordnung vom 26. März 1779 allen Aachenern das Dulden von Logenversammlungen in ihren Wohnungen bei strengen Strafen verboten.

Am 11. April 1779 predigte der Kapuziner Schuff im Aachener Münster gegen die Aachener Logenbrüder und warnte die Glaubigen vor jedem Umgang mit ihnen; alsbald kam es dann zu Tätlichkeiten gegen Aachener Brüder. Auf Anraten ihrer Wetzlarer Direktorialloge hatte die Aachener Loge nach dem Erscheinen der Magistratsverordnung ihre Versammlungen eingestellt, sie verlegte Ende 1779 vorlaufig ihren Sitz nach Vaals in Holland. Die Aachener Freimaurerverfolgung rief in der deutschen und ausländischen Presse ein ungeheures Aufsehen hervor. Besonders nachhaltig nahm sich die Wetzlarer Direktorialloge "Joseph zum Reichsadler", insbesondere durch die Brüder v. Ditfurth und Freiherr v. Waldenfels, der Aachener Freimaurer an.

Sie wußten eine Reihe von Fürsten, die der Strikten Observanz angehörten, zugunsten der Aachener Loge zu interessieren und zu Vorstellungen beim Aachener Magistrat sowie beim Fürstbischof von Lüttich, Grafen v. Welbrück, der selbst Freimaurer war, zu bewegen. Welbrück, der mit dem zugunsten der Aachener Mönche eingenommenen Kölner Nuntius über die Aachener Freimaurerverfolgung einen Briefwechsel führte, verbot den beiden Mönchen das Predigen gegen die Freimaurer und bestrafte sie. Friedrich der Große, dem man fälschlich die Urheberschaft eines von Siegfried von Goué herrührenden Sendschreibens an die Mönche (erschienen im Clever "Courrier du Bas-Rhin" vom 22. Mai 1779) zugeschrieben hat, lehnte tatsächlich jeden Eingriff in die Aachener Freimaurerstreitigkeiten ab.

Ihr Ende fand die Aachener Freimaurerverfolgung im Juli 1180, als König Gustav III., der sich schon im Sommer 1779 zugunsten der Aachener Brüder bei Kaiser Joseph II. verwendet hatte, die Aachener Bäder besuchte und sich beim dortigen Magistrat zugunsten der Aachener Loge verwandte. Diese wurde nach Aachen zurück verlegt und blieb seitdem unbehelligt.

Über die Aachener Freimaurerverfolgung gibt es ein umfangreiches Schrifttum; die abschließende kritische Darstellung hat der Ehrenmeister der Aachener Loge Dr. August Pauls in seinem Werk "Geschichte der Aachener Freimaurerei", I. Band (1928), auf Grund seines umfangreichen Materials, u. a. aus dem Großarchiv des Vatikans, gegeben.